UNHCR-Bericht zu Weltflüchtlingszahlen: mit 108,4 Mio Vertriebenen erneuter Höchststand

UNHCR veröffentlichte den jährlichen „Global Trends“-Bericht, der umfassende Daten und Zahlen zu Flucht und Vertreibung im Jahr 2022 bietet. Die Anzahl der weltweit Verfolgten betrug Ende des Vorjahres 108,4 Millionen Menschen, wieder ein neuer Höchststand.

Von diesen 108,4 Millionen Vertriebenen sind

  • 35,3 Millionen Flüchtlinge - die größe je verzeichnete Zunahme binnen eines Jahres
  • 62,5 Millionen Binnenvertriebene
  • 5,4 Millionen Asylsuchende
  • 5,2 Millionen andere Personen, die internationalen Schutzes bedürfen (eine neu so benannte Kategorie, hauptsächlich Venezolaner·innen in Kolumbien und Peru)

76% der Flüchtlinge und anderen Personen, die international Schutzes bedürfen wurden in Ländern mit geringem und mittlerem Einkommen aufgenommen.

70% der Flüchtlinge leben in Nachbarstaaten ihres Heimatlandes.

Rund 40% der Vertriebenen sind Kinder.

"Der Krieg in der Ukraine war der größte Treiber der Entwicklung im Jahr 2022. Die Zahl der Flüchtlinge aus der Ukraine stieg innerhalb eines Jahres von 27.300 auf 5,7 Millionen Ende 2022 – die schnellste Entwicklung einer Flüchtlingssituation seit dem Zweiten Weltkrieg.

Die Berechnungen für die Zahl der Flüchtlinge aus Afghanistan lagen Ende 2022 deutlich höher als ein Jahr zuvor, da die Schätzungen für die in Iran lebenden Afghan*innen revidiert wurden, von denen viele bereits in den Jahren zuvor angekommen waren. Auch die Zahl der in Kolumbien und Peru lebenden Venezolaner*innen, die zumeist als „andere Personen, die internationalen Schutzes bedürfen“ („other people in need of international protection”) eingestuft werden, wurde in dem Bericht nach oben korrigiert.

Die Zahlen bestätigen auch, dass die meisten Vertriebenen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen und nicht in den wohlhabenden Staaten Schutz gefunden haben. Auf die 46 am wenigsten entwickelten Länder entfallen zwar nicht einmal 1,3 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts, dennoch haben sie mehr als 20 Prozent aller Flüchtlinge aufgenommen. [...]

Während die Gesamtzahl der Vertriebenen weiter anstieg, zeigte der „Global Trends“-Bericht aber auch, dass Flüchtlinge nicht zum Exil verdammt sind. Immer wieder können viele freiwillig und sicher nach Hause zurückkehren und machen das auch. Im Jahr 2022 kehrten mehr als 339 000 Flüchtlinge in 38 Länder heim. Das waren zwar weniger als im Vorjahr, es gab aber bedeutende freiwillige Rückkehrbewegungen in den Südsudan, nach Syrien, Kamerun und Côte d’Ivoire. Gleichzeitig kehrten im vergangenen Jahr 5,7 Millionen Binnenvertriebene zurück in ihre Heimat, vor allem in Äthiopien, Myanmar, Syrien, Mosambik und der Demokratischen Republik Kongo." (Aus der Pressemitteilung: UNHCR: Global Trends Report: Gemeinsames Handeln Gebot der Stunde, 13. Juni 2023)

Der Bericht kann unter folgendem Link gelesen werden:

UNHCR: Global Trends. Forced Displacement in 2022, 14. Juni 2022
https://www.unhcr.org/global-trends-report-2022

Zu Asylentscheidungen in der Europäischen Union im Jahr 2021 siehe die folgende Publikation von EUROSTAT:

"In 2022, EU countries granted protection status to 384 245 asylum seekers, up by 40% compared with 2021 (275 040) [...]

The highest number of people who received protection status was reported by Germany (159 365, 41% of the EU total), ahead of France (49 990, 13%), Italy (39 660, 10%), and Spain (35 765, 9%). Together, these four countries granted 73% of the protection requests at the EU level.

The largest group who obtained protection status in the EU in 2022 were Syrians (29% of the total number of people granted protection status in the EU). They were followed by Afghans (23%) and Venezuelans (6%).

The majority of Syrians (68%) and Afghans (55%) were granted protection status in Germany, while almost all Venezuelans (92%) were granted protection status in Spain." (EUROSTAT: Asylum decisions up by 40% in 2022, 27. April 2023

Der Asylbericht 2023 der EUAA ist für 4. Juli 2023 angekündigt: https://euaa.europa.eu/asylum-knowledge/asylum-report

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