Anfragebeantwortung zu Syrien: Möglichkeit der syrischen Sicherheitskräfte, Personen der lokalen Bevölkerung in Regionen zu verhaften/zu rekrutieren, in denen die Syrian Democratic Forces (SDF) der Hauptakteur sind, in denen sich allerdings syrische Truppen auf Einladung der SDF aufhalten um eine mögliche türkische Militäroperation zu verhindern (wie etwa in Manbidsch) [a-12484-1]

22. November 2024

Das vorliegende Dokument beruht auf einer zeitlich begrenzten Recherche in öffentlich zugänglichen Dokumenten, die ACCORD derzeit zur Verfügung stehen, sowie gegebenenfalls auf Auskünften von Expert·innen und wurde in Übereinstimmung mit den Standards von ACCORD und den Common EU Guidelines for processing Country of Origin Information (COI) erstellt.

Dieses Produkt stellt keine Meinung zum Inhalt eines Ansuchens um Asyl oder anderen internationalen Schutz dar.

Wir empfehlen, die verwendeten Materialien im Original durchzusehen. Originaldokumente, die nicht kostenfrei oder online abrufbar sind, können bei ACCORD eingesehen oder angefordert werden.

Kurzbeschreibungen zu den in dieser Anfragebeantwortung verwendeten Quellen sowie Ausschnitte mit Informationen aus diesen Quellen finden Sie im Anhang.

Das Danish Immigration Service (DIS) veröffentlicht im Juni 2024 einen Bericht über militärische Rekrutierung in Nord- und Ostsyrien, für den unter anderem der Journalist Waldimir van Wilgenburg und eine nicht namentlich genannte syrische Menschenrechtsorganisation interviewt wurden. Laut van Wilgenburg gebe es eine De-facto-Vereinbarung zwischen der DAANES [Demokratische Autonome Verwaltung Nord- und Ostsyriens] und der syrischen Regierung, die die syrische Regierung daran hindere, in Nordostsyrien für den Militärdienst zu rekrutieren. Diese Vereinbarung schließe nicht die Sicherheitsbereiche von Hasakah und Qamischli ein[1]. Laut der syrischen Menschenrechtsorganisation rekrutiere die syrische Regierung in den von ihr kontrollierten Gebieten von Nord-Ostsyrien Personen zum Militärdienst. Aufgrund ihrer begrenzten Macht und Kontrolle sei sie jedoch vorsichtig damit, das Wehrpflichtgesetz durchzusetzen (DIS, Juni 2024, S. 33).

Wladimir van Wilgenburg, ein in der Autonomen Region Kurdistan ansässiger auf kurdische Angelegenheiten spezialisierter Reporter und Analyst, legt in einer E-Mail-Auskunft an ACCORD vom Oktober 2024 dar, dass seiner Meinung nach in den vergangenen zwölf Monaten die örtliche Situation in Bezug auf das Verhaften und Rekrutieren von Personen der Lokalbevölkerung in den SDF-kontrollierten Gebieten unverändert geblieben sei (Van Wilgendburg, 25. Oktober 2024).

Das Syrian Network for Human Rights (SNHR), eine 2011 gegründete unabhängige Menschenrechtsorganisation, die Menschenrechtsverletzungen in Syrien beobachtet und dokumentiert, bestätigt in einer E-Mail-Auskunft an ACCORD vom November 2024, dass ihre im August 2023 getätigte Aussage gegenüber ACCORD (siehe Anfragebeantwortung a-12201-1) weiterhin Gültigkeit habe. Laut SNHR hätten Regierungstruppen, die in von den SDF kontrollierten Gebieten, wie etwa in Manbidsch, stationiert seien, um mögliche türkische Militäraktionen abzuschrecken, weiterhin die Befugnis, Zivilist·innen festzunehmen oder einzuziehen, die ihre Kontrollpunkte passieren (SNHR, 5. November 2024).

Es konnten keine weiteren aktuellen Informationen zum Thema gefunden werden.

Informationen zum Thema von vor September 2023 finden Sie in folgenden Anfragebeantwortungen von ACCORD:

·      ACCORD - Austrian Centre for Country of Origin and Asylum Research and Documentation: Anfragebeantwortung zu Syrien: Möglichkeit der syrischen Behörden, in den kurdisch kontrollierten Gebieten, in denen die Regierung Präsenz hat (Manbij, Ain Al-Arab, Tal Rifaat, Landstreifen entlang der türkischen Grenze) Personen für den Reservedienst einzuziehen; Personenkontrollen in diesen Gebieten, die einen Aufgriff von Regierungskritiker·innen ermöglichen [a-12197], 24. August 2023
https://www.ecoi.net/de/dokument/2096377.html

·      ACCORD - Austrian Centre for Country of Origin and Asylum Research and Documentation: Anfragebeantwortung zu Syrien: Rekrutierung Wehrpflichtiger durch die syrische Regierung in Manbidsch (Provinz Aleppo) [a-12201-1], 7. September 2023
https://www.ecoi.net/de/dokument/2097226.html 

Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 22. November 2024)

·      ACCORD - Austrian Centre for Country of Origin and Asylum Research and Documentation: Anfragebeantwortung zu Syrien: Möglichkeit der syrischen Behörden, in den kurdisch kontrollierten Gebieten, in denen die Regierung Präsenz hat (Manbij, Ain Al-Arab, Tal Rifaat, Landstreifen entlang der türkischen Grenze) Personen für den Reservedienst einzuziehen; Personenkontrollen in diesen Gebieten, die einen Aufgriff von Regierungskritiker·innen ermöglichen [a-12197], 24. August 2023
https://www.ecoi.net/de/dokument/2096377.html

·      ACCORD - Austrian Centre for Country of Origin and Asylum Research and Documentation: Anfragebeantwortung zu Syrien: Rekrutierung Wehrpflichtiger durch die syrische Regierung in Manbidsch (Provinz Aleppo) [a-12201-1], 7. September 2023
https://www.ecoi.net/de/dokument/2097226.html 

·      DIS - Danish Immigration Service: Syria Military recruitment in North and East Syria, Juni 2024
https://www.ecoi.net/en/file/local/2112078/ffm-report-military-recruitment-in-nes-final.pdf

·      SNHR – Syrian Network for Human Rights: E-Mail-Auskunft, 5. November 2024

·      Van Wilgenburg, Wladimir: E-Mail-Auskunft, 25. Oktober 2024


 

Anhang: Quellenbeschreibungen und Informationen aus ausgewählten Quellen

Das Danish Immigration Service (DIS) ist die in Dänemark für Einwanderung, Einreise und Aufenthalt von Ausländer·innen zuständige Behörde des Ministeriums für Einwanderung und Integration.

·      DIS - Danish Immigration Service: Syria Military recruitment in North and East Syria, Juni 2024
https://www.ecoi.net/en/file/local/2112078/ffm-report-military-recruitment-in-nes-final.pdf

„In 2022, DIS reported that the GoS [Government of Syria] was unable to recruit residents from areas under DAANES control. In line with this information, Wladimir van Wilgenburg informed DIS that there is a de facto agreement between the DAANES [Democratic Autonomous Administration of North and East Syria] and the GoS, which generally inhibits the GoS from recruiting for military service in NES [North-East Syria]. However, the security squares of Hasakah and Qamishli are outside of the SDF [Syrian Democratic Forces] zone of influence. A Syrian human rights organisation indicated that the GoS is recruiting for military service in the areas of NES under its control. However, they are reluctant to enforce conscription laws due to their limited power and control.“ (DIS, Juni 2024, S. 33)



[1] Weitere Informationen über die Sicherheitsbereiche von Hasakah und Qamischli finden Sie in folgender Anfragebeantwortung von ACCORD:

 

ACCORD - Austrian Centre for Country of Origin and Asylum Research and Documentation: Anfragebeantwortung zu Syrien: Möglichkeit der syrischen Behörden, in den kurdisch kontrollierten Gebieten, in denen die Regierung Präsenz hat (Manbij, Ain Al-Arab, Tal Rifaat, Landstreifen entlang der türkischen Grenze) Personen für den Reservedienst einzuziehen; Personenkontrollen in diesen Gebieten, die einen Aufgriff von Regierungskritiker·innen ermöglichen [a-12197], 24. August 2023, https://www.ecoi.net/de/dokument/2096377.html