Übersicht zum Land

Fläche: 187,437 km²
Hauptstadt: Damaskus
Bevölkerung:

23,865,423 (Schätzung von 2024) (CIA, 13. März 2025), inklusive 7.4 Millionen Binnenvertriebene, sowie mehr 6 Millionen Flüchtlinge, die vor allem in den Nachbarländern Türkei, Libanon, Jordanien und Irak leben (März 2025) (UNHCR, 13. März 2025).

Amtssprache: Arabisch
Währung:

Syrische Lira (auch genannt Syrische Pfund) (Britannica Online Encyclopaedia, 12. Oktober 2022a)

1. Kurzüberblick

Syrien lässt sich in vier topografische Regionen unterteilen: den westlichen Küstenstreifen, die bewaldeten Berge im Nordwesten, die landwirtschaftlich genutzte Steppe, in der auch die wichtigsten Städte wie Damaskus, Aleppo, Homs, Hama und Al-Qamischli liegen, und schließlich die Wüstenregion (Britannica Online Encyclopaedia, 12. Oktober 2022b). Diese Wüstenregion, auch Badia genannt, erstreckt sich über vier Provinzen und nimmt weite Teile des Landeszentrums ein (MEI, 17. April 2020).

Die Mehrheit der Bevölkerung ist arabisch, eine kurdische Minderheit lebt vor allem im Nordosten des Landes (-> ecoi.net-Suche zu Kurd·innen in Syrien). Darüber hinaus gibt es im Land armenische (-> ecoi.net-Suche) und turkmenische Gemeinschaften (-> ecoi.net-Suche) sowie syrischsprachige Assyrer·innen (-> ecoi.net-Suche) (Britannica Online Encyclopaedia, 12. Oktober 2022b). Schätzungen zufolge sind etwa drei Viertel der Bevölkerung sunnitische Muslim·innen, zu denen Araber·innen, Kurd·innen und andere kleinere Gemeinschaften gehören. Weitere muslimische Gruppen wie Alawit·innen (-> ecoi.net-Suche), Ismailit·nnen (-> ecoi.net-Suche) und Schiit·innen (-> ecoi.net-Suche) machen zusammen etwa 13 Prozent der Bevölkerung aus. Der Anteil der christlichen Bevölkerung (-> ecoi.net-Suche) wird auf zwischen 2,5 und 10 Prozent geschätzt (USDOS, 26. Juni 2024). Die südliche Provinz Suwayda wird größtenteils von Drus·innen (-> ecoi.net-Suche) bewohnt (Malcolm H. Kerr Carnegie Middle East Center, 29. August 2022).

Zirka 56 Prozent der Bevölkerung Syriens leben in urbanen Zentren (Statista, 10. November 2022) und 44 Prozent in ländlichen Gebieten. Vor 2011 hat fast die Hälfte der Bevölkerung als Teil des zentral geplanten Landwirtschaftssektors ihren Lebensunterhalt verdient (FAO, 24. April 2022).

Der Nordosten des Landes wird aufgrund der großen Zahl dort ansässiger arabischer Stämme als stammesbezogene Gesellschaft gesehen (-> ecoi.net-Suche zu Stämmen in Syrien). Aber auch in anderen Teilen des Landes, wie in der Provinz Daraa im Süden des Landes, spielen Stämme eine wichtige Rolle, obwohl im Zuge des Konflikts die Stammesverbindungen ein Stück weit an Bedeutung verloren haben. (TWI, 26. März 2019)

2. Historische Entwicklung der Konflikte

1946 wurde Syrien von Frankreich aus der Mandatsherrschaft in die Unabhängigkeit entlassen (BBC News, Stand: 14. Januar 2019). Nach Jahren politischer Instabilität kam Hafiz Al-Assad als Führer der Baath-Partei 1970 durch einen Putsch an die Macht und regierte das Land über Jahrzehnte hinweg in autoritärem Stil (CFR, 11. November 2011). Die Macht blieb weiter in den Händen der alawitischen Al-Assad-Familie als im Jahr 2000 Bashar Al-Assad, der Sohn von Hafiz, die Regierung übernahm (Al Jazeera, 10. Oktober 2011). 2011 kam es zu ersten Protesten für Demokratie in der südlichen Stadt Daraa, die sich bis zum Sommer desselben Jahres auf das ganze Land ausbreiteten. Die Regierung ging mit Gewalt gegen die Demonstrant·innen vor (BBC News, 11. März 2016; CFR, 17. März 2021). Im Laufe des Jahres 2012 entwickelte sich die Situation zu einem Bürgerkrieg, der zunehmend zu einer Spaltung der Konfliktparteien entlang religiöser und konfessioneller Linien führte (SWP, Dezember 2021, S. 2-3) und die de-facto-Autonomie der kurdischen Gebiete im Nordosten des Landes (genannt Rojava oder Democratic Autonomous Administration of North and East Syria, DAANES) zur Folge hatte (Qantara, 7. Februar 2022). Die Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) infiltrierte Syrien und etablierte 2014 ein Kalifat in Ostsyrien und Westirak, was die Freie Syrische Armee (FSA) dazu zwang, an zwei Fronten sowohl gegen Regierungstruppen als auch gegen den IS zu kämpfen (Bertelsmann Stiftung, 23. Februar 2022, S. 5) (-> ecoi.net-Suche zum IS in Syrien). Die Türkei führte 2016, 2018 und 2019 mehrere Operationen auf syrischem Gebiet durch, um kurdische Kräfte aus dem Grenzgebiet zu verdrängen (MEE, 30. November 2022). Mit Unterstützung der libanesischen Hisbollah und folglich des Iran für die syrische Regierung im Jahr 2013, dem Eintritt von Russland in den Krieg im Jahr 2015 sowie den Invasionskampagnen der Türkei im Norden des Landes und dem Engagement der USA gegen den IS wurde Syrien immer mehr zum internationalen Schlachtfeld (BPB, 18. Juni 2020). Während die Frontlinien mit März 2020 größtenteils erstarrten (The Carter Center, März 2022, S. 3), wurde die Zivilbevölkerung durch Fassbombenangriffe des Regimes auf Wohngebiete (SNHR, 15. April 2021) und Belagerungstaktiken einzelner Konfliktparteien in Mitleidenschaft gezogen (MSF, vermutlich 2021). Auch chemische Waffen kamen zum Einsatz (UN Security Council, 29. April 2022).

Laut Angaben der Vereinten Nationen vom Mai 2023 wurden ab Kriegsbeginn bis 2022 fast 307.000 Zivilist·innen getötet (OHCHR, 11. Mai 2023). Die syrische oppositionelle Beobachtungsstelle Syrian Observatory for Human Rights (SOHR) geht von weitaus höheren Opferzahlen aus und gibt an, dass im Laufe der zehn Jahre des Krieges etwa 606.000 Personen getötet wurden (SOHR, 1. Juni 2021). Laut dem Syrian Network for Human Rights (SNHR) sind mit März 2023 über 230.000 syrische Zivilist·innen seit Kriegsbeginn getötet worden, davon mehr als 15.000 durch Folter. Weitere 155.000 wurden laut SNHR willkürlich inhaftiert oder Opfer von Verschwindenlassen und circa 14 Millionen vertrieben (SNHR, 15. März 2023).

Die Jahre des Konflikts, das große Erdbeben 2023, die wirtschaftliche Instabilität im Libanon und in der Türkei, der Krieg in der Ukraine, sowie die Einführung strengerer US-Sanktionen und eine schwere Dürre im Land führten zu einer problematischen wirtschaftlichen Situation im Land (World Bank, Sommer 2023, S.7).

Am 27. November 2024 startete die militante islamistische Gruppe Hayat Tahrir al-Scham (HTS), deren Kontrolle sich bis dahin auf Teile der Provinzen Aleppo und Idlib beschränkt hatte, mit verbündeten Rebellenfraktionen eine Großoffensive im Nordwesten Syriens. Die Rebellen eroberten zunächst Aleppo, gefolgt von Hama und Homs (BBC News, 9. Dezember 2024). Unterdessen rückten Rebellenkräfte aus dem Süden Syriens in die Stadt Daraa vor und erlangten die Kontrolle über mehr als 90 Prozent der Provinz, während sich die Regierungstruppen sukzessive zurückzogen (Rudaw, 7. Dezember 2024). Am 8. Dezember 2024 erklärten die Rebellen den Sieg in Damaskus. Der syrische Präsident Baschar al-Assad verließ noch am selben Tag das Land und beantragte Asyl in Russland, wo ihm Aufnahme gewährt wurde (Tagesschau, 8. Dezember 2024). Anschließend übernahm HTS de facto die Kontrolle als Regierungspartei und setzte eine Übergangsregierung ein (Al Jazeera, 29. Jänner 2025). HTS-Vorsitzender Ahmad Al-Scharaa, der zuvor unter dem Nom de Guerre Abu Mohammed Al-Dscholani bekannt war (BBC News, 16. Dezember 2024), übernahm Anfang Dezember de facto die Macht in Syrien und wurde am 29. Jänner 2025 zum Übergangspräsidenten ernannt (The Guardian, 29. Jänner 2025). Weitere Informationen zu den Entwicklungen rund um den Sturz von Präsident Assad finden Sie hier.

Anfang 2025 kommt es laut dem UN-Sondergesandten für Syrien, Geir Pedersen, weiterhin zu Unruhen in den Küstenregionen, Homs und Hama. Bewaffnete Gruppen, darunter die Gruppe Islamischer Staat – und über 60 Gruppen mit einander tlw. widersprechenden Agenden – stellen eine anhaltende Bedrohung für die territoriale Integrität Syriens dar. Außerdem herrscht ein anhaltender Konflikt zwischen den Syrischen Demokratischen Kräften (SDF) der DAANES und der von der Türkei unterstützen Syrischen Nationalarmee (SNA); und israelische Luftangriffe und Verstöße gegen das Truppenentflechtungsabkommen von 1974 über den Golan wecken laut dem Sondergesandten Bedenken hinsichtlich der Souveränität Syriens. Auch die humanitäre Lage war nach wie vor kritisch: Fast 15 Millionen Syrer·innen benötigten Gesundheitsversorgung, 13 Millionen waren von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen (UN News, 8. Jänner 2025) und die Zahl der durch eskalierende Gewalt neu Vertreiben stieg bis Ende Jänner 2025 auf 652.000 (UN News, 30. Jänner 2025).

3. Regionen und Akteure

Die Übergangsregierung von Ahmad Al-Scharaa kontrolliert den Großteil der westlichen Städte und ländlichen Gebiete Syriens (-> ecoi.net-Suche zur Übergangsregierung). Im Süden widersetzen sich Kräfte unter der Führung des ehemaligen Rebellen Ahmad Al-Awda (-> ecoi.net-Suche zu Daraa) sowie andere Fraktionen (-> ecoi.net-Suche zu Suwayda) einer Integration in die neue syrische Armee. Im Norden hält die protürkische Syrische Nationalarmee (SNA) die Gebiete um Afrin und Dscharabulus sowie zwischen Tal Abyad und Ras al-Ain unter ihrer Kontrolle (-> ecoi.net-Suche zur SNA). Der Nordosten Syriens wird weiterhin von den kurdisch geführten Syrischen Demokratischen Kräften (SDF) kontrolliert (wobei diese Gespräche mit Al-Scharaa führen) (-> ecoi.net-Suche zu den SDF) (TWI, 28. Februar 2025).

Die US-Forschungsorganisationen Institute for the Study of War (ISW) und Critical Threats (CT) veröffentlichen auf folgender Webseite eine regelmäßig aktualisierte Karte mit den Kontrollgebieten der verschiedenen Konfliktparteien in Syrien:

ISW - Institute for the Study of War und CT – Critical Threats: Interactive Map: Assessed Control of Terrain in Syria, 25. März 2025
https://storymaps.arcgis.com/stories/1933cb1d315f4db3a4f4dcc5ef40753a


Quellen