a-4578 (ACC-SRB-4578)

Nach einer Recherche in unserer Länderdokumentation und im Internet können wir Ihnen zu oben genannter Fragestellung Materialien zur Verfügung stellen, die unter anderem folgende Informationen enthalten:
 
In einem Artikel der deutschen Zeitung taz vom Juni 2002 wird ein kleines Zeltlager von Roma im Dorf Plemitin erwähnt, das von der NATO bewacht werde:
 "Azem hat gehört, wie ein paar Roma heute im Kosovo hausen: "Im Dorf Plemitin leben fünf oder sechs Familien in Zelten. Drumherum hält die Nato Wache." Einen Radius von fünf Kilometern um das Lager könnten die Bewohner nur im Konvoi unter Nato-Schutz verlassen." (taz, 6. Juni 2002)
Das Mitglied des Landtags Nordrhein-Westfalen, Rüdiger Sagel, veröffentlichte im März 2003 einen, Reisebericht über die Situation von Roma-Flüchtlingen in Serbien und Kosovo, darin schildert er ein Gespräch im Flüchtlingslager "Plemetina" in Obilic:
"In dem Flüchtlingslager führte ich mit verschiedenen Vertretern der Roma ein Gespräch über die Situation des Lagers und der Roma im Kosovo. Das Lager "Plemetina" existiert seit vier Jahren, und dort sind 160 Familien - Roma, Ashkali, Gypsies, Serben - mit rund 660 Mitgliedern untergebracht. Von den Vertretern wird kritisiert, dass sie sich nicht frei bewegen könnten. Sie würden sich wie in einem Konzentrationslager fühlen, da sie, wenn sie sich außerhalb des Lagers bewegen würden, mit ständigen Übergriffen von den Albanern rechnen müssten. Vor dem Krieg hatte Obilic einen 90 %igen Bevölkerungsanteil von Serben und Roma. Jetzt sind 99 % der Bevölkerung albanisch. Von den 160 Familien sind bis auf 36 Familien alle in einem Rückkehrprogramm. Die Familien fühlen sich aber wegen der albanischen Übergriffe nicht sicher, in ihre alten Gegenden zurückzugehen und wollen deshalb gemeinsam ein neues Dorf errichten. Zwar würden immer wieder Häuser gebaut, in denen theoretisch auch sie wohnen könnten, doch schon bei der Besichtigung würde ihnen von den Albanern gedroht, dass sie ihres Lebens nicht sicher seien. Insbesondere die Kinder seien nicht sicher, wenn sie zur Schule gehen wollten. Von allen wird die derzeitig katastrophale Situation beklagt. Was hier im Kosovo passiere, sei "Enklavisation", man habe bereits einen Bericht für Herrn Steiner verfasst und ihm die Probleme geschildert und erwarte nun, dass ihre Forderungen auch berücksichtigt würden. "Die Situation wird immer schlimmer, es gibt keine konkrete Hilfe, und wir sind isoliert. Für alte Leute, kranke Leute, psychisch Kranke gibt es keine Medikamente. Mittlerweile fehlt es sogar an Essen und allem Lebensnotwendigen, wie z. B. Kleidung. Immer wieder hatten wir bereits auch Epidemien!" (Landtag Nordrhein-Westfalen, 12. März 2003, S. 7-8)
Im Gemeindeprofil der Organization for Security and Cooperation in Europe (OSCE) zu Obiliq/Obilic vom Februar 2005 wird erwähnt, dass das Lager für intern Vertriebene in Plemetina kürzlich geschlossen worden sei:
“Obiliq/Obiliæ municipality is located immediately north-west of Prishtinë/Priština on the main road to Mitrovicë/Mitrovica. The municipality was created in 1989, prior to which it formed part of Prishtinë/Priština municipality. It now comprises a total of 20 villages including the town itself and the Plemetina camp for internally displaced persons (IDPs), which has recently closed.” (OSCE, 25. Februar 2005, S. 2)
An einer anderen Stelle des OSCE-Gemeindeprofils werden Details zum Lager Plemetina genannt, es sei von der Mutter-Theresa-Vereinigung geführt und von UNHCR supervidiert worden, 671 Personen aus Ashkali, Roma und serbischen Gemeinschaften seien dort untergebracht:
“Plemetina Camp, now managed by Mother Theresa association and supervised by UNHCR, currently services 155 families, totalling 671 persons from Ashkali, Roma and Kosovo Serb communities. More than 50 percent of those in the camp are under 18 years of age and the majority are in need of education and schooling. Literacy among the adult population is also low, with little opportunity for them to improve. However, the conditions of the camp are such that basic food, health, and sanitary needs take precedence over education and learning.” (OSCE, 25. Februar 2005, S. 3)
Im Februar 2005 sei begonnen worden, die Vereinbarung mehrerer Gemeindeverwaltungen umzusetzen, die Bewohner des Lagers zurück in ihre Herkunftsgemeinden zu bringen:
“In February 2005, Municipal authorities of Obiliq/Obiliæ and Kosovo’s PISG, together with the municipalities of Mitrovicë/Mitrovica, Fushë Kosovë/Kosovo Polje, Skenderaj/Srbica and Lipjan/Lipljan began implementation of an agreement to remove IDPs from the Plemetinë/Plemetina camp back into the municipality of their origin. Each municipality will be responsible for providing accommodation for their residents.” (OSCE, 25. Februar 2005, S. 7)
Das European Roma Rights Center (ERRC) berichtet am 31. März 2004, dass einige Roma bei den Ausschreitungen am 17. März Zuflucht im Lager Plemetina gesucht habe, um dem herannahenden Mob zu entkommen:
“In the town of Obiliq/Obilic, east of Pristina, a number of Romani persons with whom the ERRC spoke told the ERRC that they had fled their homes on March 17 and sought refuge in the nearby Plemetina refugee camp when they saw a mob of people approaching their neighbourhood. At least three Romani families were reportedly forced to flee from their homes in Obiliq/Obilic in advance of rioters there. The ERRC subsequently observed that the building in Obiliq/Obilic where the Berisha family --one of the families concerned -- lived was looted and that window panes in the building were broken and other damage to the exterior was visible. The building had previously housed ethnic Serbs and Roma. According to Mr Shevki Berisha and Ms Taibe Berisha, Romani victims of the attacks, no authority came to help them when the crowd gathered intent on attacking their house. As of March 28, no authority had been to visit them in the Plemetina camp. They stated to the ERRC that they did not have means to buy food and were afraid to go to Obiliq/Obilic.
In Obiliq/Obilic, the ERRC also visited a community of 19 Roma, Ashkaeli and Egyptian families, who live in recently rebuilt houses on the outskirts of Obiliq/Obilic. They told the ERRC that none of them had been attacked on March 17. However, individuals in the community stated that they feared attack and had stopped sending their children to school. One Ashkaeli man told the ERRC, We are not free to go to Obiliq/Obilic. All persons in the community were reportedly unemployed at the time of the ERRC visit; they collect scrap metal to earn money for food.” (ERRC, 31. März 2004)
Diese Informationen beruhen auf einer zeitlich begrenzten Recherche in öffentlich zugänglichen Dokumenten, die ACCORD derzeit zur Verfügung stehen. Die Antwort stellt keine abschließende Meinung zur Glaubwürdigkeit eines bestimmten Asylansuchens dar.

Quellen: