Anfragebeantwortung zu Somalia: Somaliland: Informationen zur Sicherheitslage und Menschenrechtslage; Aktuelle Informationen zu Zwangsrekrutierungen durch die al-Schabaab [a-10132]

21. April 2017

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Das vorliegende Dokument beruht auf einer zeitlich begrenzten Recherche in öffentlich zugänglichen Dokumenten, die ACCORD derzeit zur Verfügung stehen sowie gegebenenfalls auf Expertenauskünften, und wurde in Übereinstimmung mit den Standards von ACCORD und den Common EU Guidelines for processing Country of Origin Information (COI) erstellt.

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Folgendes Dokument enthält eine Karte, auf der Vorfälle verzeichnet sind, die sich im Jahr 2016 ereigneten, darunter in der Region Somaliland. Die in der Karte aufbereiteten Daten stammen vom Armed Conflict Location & Event Data Project (ACLED) der University of Sussex:

·      ACCORD - Austrian Centre for Country of Origin and Asylum Research and Documentation: Somalia, Jahr 2016: Kurzübersicht über Vorfälle aus dem Armed Conflict Location & Event Data Project (ACLED), 9. Februar 2017 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/5250_1486726981_2016ysomalia-de.pdf

 

Das US-Außenministerium (US Department of State, USDOS) schreibt in seinem Länderbericht vom März 2017 (Berichtszeitraum 2016), dass die Sicherheitskräfte in den Regionen Sool und Sanaag, die von Somaliland und Puntland beansprucht würden, exzessive Gewalt gegen BewohnerInnen angewendet hätten, welche die von den Behörden Somalilands durchgeführten Maßnahmen zur Registrierung von WählerInnen abgelehnt hätten. Durch die Gewaltanwendung seien mindestens zehn Personen getötet und mehrere weitere verletzt worden:

„In the Puntland-Somaliland contested regions of Sool and Sanaag, security forces used excessive force against residents who opposed Hargeisa-led voter registration efforts during the year. The use of force resulted in at least 10 deaths and multiple injuries.“ (USDOS, 3. März 2017, Section 1a)

Das USDOS berichtet weiters, dass der Konflikt in den Gebieten Sool und Sanaag den humanitären Zugang eingeschränkt habe. NGOs hätten über Vorfälle von Schikanierung seitens örtlicher Behörden sowohl in Somaliland als auch in Puntland berichtet:

„Conflict in contested territories of Sool and Sanaag, between Somaliland and Puntland, restricted humanitarian access. NGOs reported incidents of harassment by local authorities in both Somaliland and Puntland.“ (USDOS, 3. März 2017, Section 1g)

Das EASO schreibt in seinem Bericht zur Sicherheitslage vom Februar 2016, dass der Konflikt zwischen der Regierung Somalilands und dem „Khatumo state” [nicht anerkannter Staat im Gebiet Sool, Sanaag und Cayn, Anm. ACCORD] gegenwärtig im Südosten der Region Togdheer mit niedriger Intensität geführt werde. Im April 2015 sei über bewaffnete Zusammenstöße zwischen der Armee Somalilands und einer einem ehemaligen Minister von Puntland loyal gegenüberstehenden Miliz in Caroweyn in Togdheer berichtet worden. Zu diesen Zusammenstößen sei es gekommen, als Somaliland versucht habe, illegale Bergbauaktivitäten („mineral activities“) zu beenden. Vier Menschen seien dabei getötet worden. Zudem habe es Berichte über Clanstreitigkeiten in der Region Togdheer gegeben. Bei Streitigkeiten des Clans Habar Jeelo mit dem Clan Abdala Arab sei es am 18. Oktober 2014 nördlich von Burao zu Schießereien gekommen. Es habe keine Berichte über Opfer gegeben. Zwischen April und Juni 2015 sei es zu Spannungen zwischen den Clans der Habar Jeelo und der Dulbahante in der Region Toghdeer gekommen. Es sei über Zusammenstöße zwischen den beiden Clans am 16., 20. und 24. Mai 2015 berichtet worden. Trotz eines Friedensabkommens vom 8. Juni 2015 sei es am 20. Juni 2015 erneut zu Zusammenstößen gekommen. Ende des Jahres 2014 und Anfang des Jahres 2015 sei es in der Region Awdal zu Spannungen gekommen, als der örtliche Oppositionsführer Sultan Abibakar Elmi Wabar seine Unterstützung für einen unabhängigen Staat Awdal erklärt habe. Im Jänner 2015 habe eine Wabar loyal gegenüberstehende Miliz die Polizeistation in Borama angegriffen. Am 27. März 2015 sei es zu Zusammenstößen zwischen der Armee Somalilands und der Miliz des Staates Awdal gekommen. Mitte November 2015 sei es zu Mediationsgesprächen gekommen. Die Miliz Wabars habe sich ergeben und es sei geplant, sie in die Sicherheitskräfte der Regierung Somalilands einzugliedern:

„The conflict between the Somaliland government and the Khatumo state presently has a low intensity, in the southeast of the Togdheer region. In April 2015, armed clashes were reported between the Somaliland army and militias loyal to a former minister of Puntland in Caroweyn in Togdheer. These clashes occurred as Somaliland attempted to stop illegal mineral activities and resulted in four deaths.

There have also been reports of clan disputes in Togdheer region. The Habar Jeelo clan had a dispute with the Abdala Arab clan, which on 18 October 2014 led to shootouts north of Burao with no casualties reported. During the period AprilJune 2015 there were high tensions between the Habar Jeelo and the Dulbahante clans in the Togdheer region, after a Dulbahante man was killed by Habar Jeelo militia in the beginning of April. Clashes between these two clans were reported on 16, 20 and 24 May 2015 with an unknown number of casualties on both sides. In spite of a peace agreement on 8 June, there were reports of a clash on 20 June 2015.

During the last months of 2014 and the first part of 2015, there were tensions in the Awdal region after the local opposition leader Sultan Abibakar Elmi Wabar declared his support for an autonomous Awdal state. In January 2015, a militia loyal to Sultan Wabar attacked the central police station in Borama. There were brief clashes on 27 March 2015 between the Somaliland army and the Awdal state militia. In the middle of November 2015, mediation talks between the Somaliland government and Sultan Wabar followed. Sultan Wabar’s militia surrendered and is planned to be integrated into the Somaliland government security forces.

Somaliland’s government applies capital punishment; six persons were executed the first 6 months of 2015. There were no reports of terrorist attacks during September 2014 – October 2015.“ (EASO, Februar 2016, S. 75-76)

Der UNO-Generalsekretär erwähnt in seinem Bericht an den UNO-Sicherheitsrat (UNSC, UN Security Council) vom Jänner 2017, dass am 18. Juli 2016 in den umstrittenen Regionen Sool, Sanaag und Cayn bei Zusammenstößen zwischen Streitkräften von Somaliland und Puntland fünf Menschen getötet worden seien:

„On 18 September, after nearly eight months, ‚Somaliland‘ concluded a voter registration exercise in preparation for its own parliamentary and presidential elections. Some 850,000 voters were registered, including, for the first time ever, in the disputed territories of Sool, Sanaag and Cayn, notwithstanding the clashes between ‚Somaliland‘ and Puntland forces in eastern Sanaag on 18 July that killed five people. Official talks between the two sides led to de-escalation and the successful completion of voter registration. Parliamentary and presidential elections were initially scheduled for 28 March 2017. Nevertheless, the regional President, Ahmed Mohamed Mohamoud ‚Silanyo‘, issued a decree on 10 September to postpone the parliamentary elections to an unspecified date, giving the main reason as the need to review the allocation of seats in the Awdal, Sool and eastern Sanaag regions. The ‚Somaliland‘ authorities have since ignored calls from opposition parties, civil society and the international community to reverse the decision.“ (UNSC, 9. Jänner 2017, S. 2)

Die deutsche Tageszeitung Frankfurter Rundschau schreibt im März 2017 Folgendes:

„Arme Somaliländer. Seit Jahrzehnten suchen sich die vier Millionen Ostafrikaner von ihren Geschwistern im berüchtigten Chaos-Staat Somalia abzugrenzen – auch wenn ihre Unabhängigkeitserklärung 1991 von keinem Staat der Welt anerkannt wurde. Auch Donald Trumps neuer Einreisebann für die Einwohner von sechs muslimischen Staaten erklärt die Somaliländer, wie die somalischen Nachbarn, zu personae non gratae – auch wenn auf ihrem Gebiet weder das Chaos noch Terror herrschen. ‚Wir haben keine Probleme mit Extremisten‘, sagt Somalilands Außenminister Saad Ali Shire: ‚Wir sollten nicht mit Somalia verwechselt werden.‘ Zwar grassiert in Somaliland (wie in Somalia) gerade eine schreckliche Hungersnot. Doch fand der letzte Terroranschlag in Somaliland vor neun Jahren statt. Selbst das Handbuch der CIA hält fest: ‚Obwohl es von keiner Regierung anerkannt wird, hält dieses Gebilde eine stabile Existenz aufrecht und setzt seine Bemühungen fort, eine konstitutionelle Demokratie aufzubauen, einschließlich lokaler und nationaler Wahlen.‘ Außenminister Shire hofft jetzt auf Vernunft der USA: Er appellierte förmlich an die US-Regierung, Somaliland vom Einreisebann auszunehmen.“ (Frankfurter Rundschau, 15. März 2017)

Im Folgenden finden Sie Informationen zur allgemeinen Menschenrechtslage in Somaliland:

 

Die internationale Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) schreibt in ihrem Jahresbericht vom Februar 2017 (Berichtszeitraum 2016), dass im Jänner in Somaliland sechs Häftlinge im Hochsicherheitsgefängnis Mandera hingerichtet worden seien. Am 25. Juli habe ein Gericht in Berbera acht Männer zum Tode verurteilt. Zivile Gerichte würden weiterhin Todesstrafen verhängen und Ende des Jahres hätten mindestens 50 Personen auf ihre Hinrichtung gewartet:

„In Somaliland, six prisoners at the Mandera maximum security complex were executed in January. On 25 July, a civilian court in Berbera sentenced eight men to death. Civilian courts continued to impose death sentences and at least 50 people were on death row at the end of the year.“ (AI, 22. Februar 2017)

Das Amt für Angelegenheiten des Auswärtigen und des Commonwealth des Vereinigten Königreichs (UK Foreign and Commonwealth Office, FCO) schreibt im Februar 2017, dass die Menschenrechtsverletzungen in Somaliland (im Vergleich mit dem restlichen Somalia) weniger alltäglich und weitreichend seien, aber die thematischen Anliegen großteils die gleichen seien. Der im Dezember 2016 veröffentlichte Jahresbericht der somaliländischen NGO Human Rights Centre habe unter anderem die Anwendung der Todesstrafe, die unberechtigte Abschiebung von Personen, Militärgerichtsverfahren gegen ZivilistInnen, unrechtmäßige Inhaftierung, Misshandlung durch die Polizei und Überbelegung in Polizeistationen dokumentiert:

„Human rights violations are markedly less common and severe in Somaliland, but the thematic concerns remain broadly the same. The Human Rights Centre annual report released in December documented issues including: use of the death penalty; unwarranted deportation of individuals; use of military courts to try civilians; unlawful detention; police ill-treatment and over-crowding in police stations.“ (FCO, 8. Februar 2017)

Der oben erwähnte Bericht der in Somaliland ansässigen NGO Human Rights Centre findet sich unter folgendem Link:

·      Human Rights Centre: HRC 2016 Annual Report, 9. Dezember 2016
http://www.hrcsomaliland.org/downloads/HRC-Report-2016.pdf

 

Die internationale Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) erwähnt in ihrem Jahresbericht vom Jänner 2017 (Berichtszeitraum 2016), dass die Behörden Somalilands weiterhin öffentliche Kritik an ihrer Regierungsführung und Politik eingeschränkt hätten. Im Mai habe der Justizminister die Lizenz eines Menschenrechtsanwalts, Guleid Ahmed Jama, zurückgezogen, weil seine Arbeit als Anwalt und als Vorsitzender einer Menschenrechtsorganisation inkompatibel seien. Später sei die Suspension aufgehoben worden. Die Behörden hätten regelmäßig JournalistInnen inhaftiert, einige seien angeklagt worden. Im Jahr 2016 seien sieben Menschen hingerichtet worden:

„Somaliland authorities continue to restrict public criticism of their governance and policies. In May, the justice minister revoked the license of human rights lawyer, Guleid Ahmed Jama, on dubious grounds that his work as a lawyer and as the chairman of a human rights organization were incompatible. The chief justice later revoked the suspension. Authorities regularly detained journalists; some resulted in criminal charges. Somaliland continued with its negative trend of executions with seven people executed in 2016. Somaliland authorities have failed to sufficiently control and regulate private mental health centers that have confined patients involuntarily and subjected them to chaining, and, on occasion, beatings. One private center improved it treatment of those with mental disabilities by closing its inpatient facilities and providing support to patients in their communities.“ (HRW, 12. Jänner 2017)

[Textpassage entfernt]

Im Folgenden finden Sie allgemeine Informationen zur Rekrutierung durch die al-Schabaab aus einem Bericht vom März 2017 zu einer im Dezember 2016 durchgeführten Fact-Finding- Mission der Dänischen Einwanderungsbehörde (Danish Immigration Service, DIS):

 

Der Bericht erwähnt, dass es nur wenige Informationen zum Rekrutierungsprozess der al-Schabaab gebe, der Prozess komplex sei und als ein Kontinuum von freiwilliger und erzwungener Rekrutierung betrachtet werden sollte, mit einer Kombination aus Anreizen und Propaganda. Drei Quellen hätten gegenüber dem DIS angegeben, dass die Jugend in Somalia nur wenige Möglichkeiten hinsichtlich Bildung und Arbeit habe, was einen wichtigen Faktor beim Verständnis der Rekrutierung durch die al-Schabaab darstelle.

Die al-Schabaab würde neue Mitglieder großteils mittels Anreizen wie Lohn, gesellschaftlichem Ansehen und dem Versprechen einer Ehefrau in Gebieten unter Kontrolle der al-Schabaab rekrutieren. Eine Quelle aus UNO-Kreisen habe geschätzt, dass 50 Prozent der „niederrangigen” Schabaab-Deserteure, die in Rehabilitierungszentren aufgenommen worden seien, sich aus wirtschaftlichen Gründen der al-Schabaab angeschlossen hätten. Andere Gründe sich der al-Schabaab anzuschließen, seien Gruppenzwang, Ideologie und Indoktrination. Hinsichtlich Gruppenzwang habe eine UNO-Quelle als Beispiel angeführt, dass eine Person, die innerhalb der al-Schabaab zu einem Kommandanten aufgestiegen sei, auf seine Freunde Anziehkraft („pullpower”) ausüben könnte:

There is limited available data on the recruitment process to al-Shabaab, and the process is complex and should be regarded as a continuum of voluntary and forced, with combinations of incentives and propaganda in-between. Three sources mentioned that the youth in Somalia have few possibilities regarding education and employment, which is an important factor when trying to understand recruitment to al-Shabaab.

Al-Shabaab mostly recruits new members through incentives such as salary, social status, and even the promise of a wife in areas under its control. A UN source estimated that 50% of the low profile defectors, who has been through the rehabilitation centres, joined al-Shabaab due to economic reasons. Other reasons for joining al-Shabaab are peer-pressure, ideology, and indoctrination. On peer-pressure a UN source gave the example that a person who has become a commander in al-Shabaab might have a pullpower on his friends.” (DIS, 8. März 2017, S. 20)

Hinsichtlich Indoktrination hätten laut dem DIS mehrere Quellen erwähnt, dass Schulen im südlichen und zentralen Somalia religiös seien und privat finanziert würden, was von der al-Schabaab ausgenutzt werde. Unter anderem besuche die al-Schabaab Schulen, zeige Videos und präsentiere den SchülerInnen ihre Interpretation des Dschihad und des Islam. Eine UNO-Quelle habe angedeutet, dass die al-Schabaab absichtlich bei Minderheitenclans rekrutiere. Mitglieder von Minderheitenclans könnten sich der al-Schabaab anschließen, weil sie sich an Mehrheitsclans rächen wollten:

With regards to indoctrination, several sources mentioned that schools in S/C Somalia are religious and privately funded, which is exploited by al-Shabaab. Al-Shabaab visits schools, displays video material, and presents the pupils to al-Shabaab’s interpretation of jihad and Islam. Furthermore, al-Shabaab imposes its curriculum upon teachers who have not sworn allegiance to al-Shabaab. A UN source added that even in Mogadishu the government does not control the curriculum. A Somali NGO specifically mentioned that the presence of non-Muslim AMISOM troops is being used as a motive for recruitment as AMISOM is presented as infidels. Al-Shabaab also recruits through mosques.

Al-Shabaab is in principle against clannism and a UN source indicated that al-Shabaab deliberately recruits from minority clans and appoints people from minority clans to administrative posts. Furthermore, people from minority clans might join al-Shabaab due to a wish for revenge over majority clans. This might be a reason why, according to a UN source, al-Shabaab recruits new members following inter-clan fighting.” (DIS, 8. März 2017, S. 20)

Laut einer UNO-Quelle komme es in städtischen Gebieten, die nicht von der al-Schabaab kontrolliert würden, zu einer Rekrutierung durch die al-Schabaab, aber im Vergleich zu ländlichen Gebieten in anderer Form. Laut einer weiteren UNO-Quelle jedoch komme es in Gebieten, die nicht vollständig unter Kontrolle der al-Schabaab stünden, zu keinen Zwangsrekrutierungen. Diese UNO-Quelle habe aber betont, dass die al-Schabaab in diesen Gebieten potentielle Rekruten mittels Predigten, Anreizen und Gruppenzwang beeinflusse. Laut einer somalischen NGO gehe es bei Rekrutierungen vorwiegend um Netzwerke („is all about network”), was bedeute, dass die al-Schabaab ein Gebiet für Rekrutierungszwecke nicht notwendigerweise gänzlich kontrollieren müsse. Es sei ausreichend, wenn ein al-Schabaab-Netzwerk vorhanden sei:

Recruitment in urban centres not controlled by al-Shabaab does take place according to a UN source, but will take a different form compared to rural areas. According to another UN source, however, forced recruitment does not take place in areas not under the full control of al-Shabaab. This UN source underlined that in these areas, al-Shabaab will influence potential recruits through preaching, incentives, and peer-pressure. According to a Somali NGO recruitment is all about network which means that al- Shabaab not necessarily has to be in full control of an area in order to recruit as long as its network is there.” (DIS, 8. März 2017, S. 20-21)

Als ein typisches Beispiel für einen wahrscheinlichen Rekrutierungsprozess habe eine Quelle angegeben, dass die al-Schabaab Älteste eines bestimmten Gebiets informiere, dass eine bestimmte Anzahl an Jugendlichen sich der al-Schabaab anschließen müsse. Sollten die Ältesten sich weigern, die geforderten Rekruten bereitzustellen, würde die al-Schabaab Gewalt anwenden. Eine UNO-Quelle und der Länderverantwortliche einer humanitären Organisation hätten ähnliche Beispiele genannt:

As a generic example of a likely recruitment process one source explained that al-Shabaab will inform the elders of a given area that a specific number of youth must join al-Shabaab, e.g. in defending the town, concurrent with preaching its interpretation of jihad. If the elders refuse to supply the demanded recruits, al-Shabaab will use force.

A UN source and a Somalia Country Director of a humanitarian agency provided similar examples.” (DIS, 8. März 2017, S. 21)

Den Angaben dreier Quellen zufolge würde es in Gebieten unter voller Kontrolle der al-Schabaab zu Zwangsrekrutierungen kommen, jedoch überwiegend in Verbindung mit größeren Einsätzen oder während und nach Angriffen, wenn die al-Schabaab Personen für die Logistik oder als Ersatz für verlorene Kämpfer benötige. Laut einer somalischen NGO würde eine Rekrutierung jedoch normalerweise nicht erzwungen sein, aber diese Möglichkeit könne nicht ausgeschlossen werden. Der Länderverantwortliche einer humanitären Organisation habe erklärt, dass die Konsequenzen einer verweigerten Rekrutierung vom Clan getragen würden. Wenn sich eine Person weigere, rekrutiert zu werden, oder eine örtliche Gemeinschaft sich weigere, die geforderte Anzahl an Jungen und Männern zu stellen, könne es zu gewaltsamen Konfrontationen zwischen der al-Schabaab und dem betroffenen Clan kommen. Eine UNO-Quelle habe angegeben, dass, wenn die al-Schabaab eine Weigerung akzeptiere, eine Art der Kompensation gefordert werde. Wenn sich eine Person weigere, der al-Schabaab gegenüber Kompensation zu leisten, müsse diese fliehen, da die al-Schabaab die Person sonst aufspüren und hinrichten würde. Eine unabhängige Organisation und eine anonyme Quelle hätten übereinstimmend angegeben, dass eine Weigerung, sich der al-Schabaab anzuschließen, ernsthafte Konsequenzen haben könne. Personen, die sich weigern, könnten getötet werden und die Tötung könne als öffentliche Hinrichtung erfolgen. Die unabhängige Organisation habe es als Teil einer Strategie der al-Schabaab eingeschätzt, Angst in der Bevölkerung zu verbreiten und Exempel für künftige Rekruten zu statuieren:

According to three sources forced recruitment does take place in areas fully controlled by al-Shabaab but it will most often be in relation to big operations or during and after attacks when al-Shabaab is in need of people for logistics or to replace lost fighters. According to a Somali NGO recruitment will, however, normally not be forced but the possibility cannot be ruled out.

A Somalia Country Director of a humanitarian agency explained that the consequence of refusing recruitment will fall upon the clan. If a person refuses to be recruited – or a local community refuses to bring the demanded number of boys and men – it can lead to violent confrontations between al-Shabaab and the clan in question. A UN source mentioned that if al-Shabaab is to accept that a person refuses to be recruited, some kind of compensation is required. If a person refuses to compensate al-Shabaab, he will have to flee otherwise al-Shabaab will locate him and execute him. An independent organisation and an anonymous source concurred that refusing to join al-Shabaab can have serious consequences. Persons, who refuse, can be killed, and the killing can take place as a public execution. The independent organisation considered it to be a part of an overall al-Shabaab strategy in order to install fear in the population and to state examples for future recruits.” (DIS, 8. März 2017, S. 21)

 

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Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 21. April 2017)

·      ACCORD - Austrian Centre for Country of Origin and Asylum Research and Documentation: Somalia, Jahr 2016: Kurzübersicht über Vorfälle aus dem Armed Conflict Location & Event Data Project (ACLED), 9. Februar 2017 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/5250_1486726981_2016ysomalia-de.pdf

·      AI - Amnesty International: Amnesty International Report 2016/17 - The State of the World's Human Rights - Somalia, 22. Februar 2017 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/local_link/336580/479258_de.html

·      DIS - Danish Immigration Service: South and Central Somalia – Security Situation, al-Shabaab Presence, and Target Groups, Report based on interviews in Nairobi, Kenya, 3 to 10 December 2016, 8. März 2017 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/1788_1489062832_som.pdf

·      EASO - European Asylum Support Office: Somalia Security Situation, Februar 2016 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/1226_1457606427_easo-somalia-security-feb-2016.pdf

·      FCO - UK Foreign and Commonwealth Office: Human Rights and Democracy Report 2015 - Human Rights Priority Country update report: July to December 2016 - Somalia, 8. Februar 2017 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/local_link/337437/480228_de.html

·      Frankfurter Rundschau: Somaliland wehrt sich gegen Trumps Einreisebann, 15. März 2017
http://www.fr.de/politik/afrika-somaliland-wehrt-sich-gegen-trumps-einreisebann-a-1220222

·      HRW - Human Rights Watch: World Report 2017 - Somalia, 12. Jänner 2017 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/local_link/334750/476503_de.html

·      Human Rights Centre: HRC 2016 Annual Report, 9. Dezember 2016
http://www.hrcsomaliland.org/downloads/HRC-Report-2016.pdf

·      UNSC - UN Security Council: Report of the Secretary-General on Somalia [S/2017/21], 9. Jänner 2017 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/1226_1484732800_n1647163.pdf

·      USDOS - US Department of State: Country Report on Human Rights Practices 2016 - Somalia, 3. März 2017 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/local_link/337234/479997_de.html