Anfragebeantwortung zum Kosovo: 1) Informationen zu Zwangsehen; Folgen bei Nichtbefolgung des Elternwunsches; 2) Informationen zu Ehrenmorden in Verbindung mit Zwangsheirat; 3) Informationen zu Problemen bei Beziehungen zwischen Roma und AlbanerInnen; 4) Lage von Frauen, die aus dem Familienverband ausgestoßen werden [a-8630]

25. März 2014
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1) Informationen zu „Zwangsehen"; Folgen bei Nichtbefolgung des Elternwunsches
Laut Artikel 246 Absatz 1 des kosovarischen Strafgesetzbuchs (Zwangsheirat) „solle eine Person, die eine andere Person dazu zwingt, eine Ehe einzugehen oder eine Ehe mit einer Person eingeht, von der er oder sie weiß, dass die Person zu einer Ehe gezwungen wird, mit einer Haftstrafe von ein bis acht Jahren bestraft werden“. Die weiteren Absätze des Artikels 246 gehen detailliert auf die Straftat ein:
„1. Whoever compels another person to enter into a marriage or enters into a marriage with a person whom he or she knows to be compelled into the marriage shall be punished by imprisonment one (1) to eight (8) years.” (Legislationline, 20. April 2012, S. 130)
Das US-Außenministerium (US Department of State, USDOS) schreibt in seinem Jahresbericht zur Menschenrechtslage vom Februar 2014 (Berichtszeitraum 2013), dass gesetzlich eine Heirat ab einem Alter von 16 Jahren erlaubt sei. Es habe anekdotische Evidenz für Kinderehen, insbesondere unter den Gemeinschaften der Roma, Ashkali, ÄgypterInnen und Kosovo-AlbanerInnen, gegeben. Die Regierung und NGOs hätten keine Daten zu Kinderehen zusammengestellt:
„Forced and Early Marriage: The law allows persons to marry legally at age 16. There was anecdotal evidence of child marriage, particularly in Romani, Ashkali, Egyptian, and Kosovo-Albanian communities. The government and NGOs did not compile statistics on child marriage.” (USDOS, 27. Februar 2014, Section 6)
Die Kirche von Schweden (Church of Sweden) schreibt in einem Bericht über einen Studienbesuch im Kosovo vom Oktober 2013, dass Zwangsehen ein gewichtiges Problem seien, das als Menschenhandel bezeichnet werden könnte. Viele junge weibliche Roma, Ashkali und Ägypter würden im Ausland ohne ihr Einverständnis verheiratet. Dem Vater der Braut werde „babahak“ (Brautpreis in der Höhe von etwa 2.000 oder 3.000 Euro [laut Angaben der Organisation Roma and Ashkalia Documentation Centre]) bezahlt. Das Ausmaß des Problems sei nicht klar:
„There is a severe problem with forced marriages which could be labeled as trafficking in human beings. Many young Roma, Ashkali and Egyptian women are being married abroad without being consulted, according to all the persons we met. The father of the bride is paid a ‘babahak’ = bride's price for his daughter which, according to the RAD-Center [Roma and Ashkalia Documentation Centre], could be something like 2 000 or 3 000 Euro, a considerable amount of money for a poor family. The scope of this problem is not clear.“ (Church of Sweden, 24. Oktober 2013, S. 10)
Die Kvinna till Kvinna Foundation, eine schwedische Hilfsorganisation, die sich für Frauen in Konfliktgebieten einsetzt und mit verschiedenen Frauenorganisationen zusammenarbeitet, schreibt in einem Bericht vom Juli 2013, dass ihre Partnerorganisationen berichtet hätten, dass innerhalb und außerhalb des Kosovo Frühehen ein großes Problem für weibliche Angehörige der Roma, Ashkali und Ägypter seien. Es habe Fälle von Zwangsehen gegeben, wo Frauen, von denen erwartet werde, dass sie zum Familienunterhalt beitragen würden, an Bekannte verkauft oder mithilfe von Verwandten im Ausland verkauft worden seien:
„’Our partner organisations have reported on early marriages being a big problem for women in these groups [Roma, Ashkali and Egyptian], both within and outside of Kosovo. There have been cases of forced marriages in which women, as they are expected to contribute to the family’s economy, have been sold to acquaintances or through relatives abroad. One girl ended up in a violent relationship in Italy and only with the help of a women’s organisation she was able to return to Kosovo’ says Lina Andeer [Field Representative for Kvinna till Kvinna in Kosovo].” (Kvinna till Kvinna Foundation, 9. Juli 2013)
Weitere Informationen zu Zwangs- bzw. Kinderehen im Kosovo finden sich in folgenden Dokumenten:
 
In den ACCORD derzeit zur Verfügung stehenden Quellen konnten im Rahmen der zeitlich begrenzten Recherche keine Informationen zu Folgen bei Nichtbefolgung des Elternwunsches auf eine „Zwangsheirat“ gefunden werden.
 
Im Folgenden finden Sie Informationen zu Eheschließungen innerhalb der Roma-Kultur.
 
Die Organisation Terre des Femmes Switzerland, eine NGO, die sich für Frauen- und Menschenrechte einsetzt, schreibt in einer Stellungnahme zur Situation von Roma in Deutschland und im Kosovo vom Juli 2010 Folgendes:
„In erster Linie geht es bei Heiraten in der Roma-Kultur darum, Töchter und Söhne mit einer anderen Familie zu verbinden, die materiell und sozial ungefähr auf der gleichen Stufe wie die eigene Familie steht. Traditionell wurden Mädchen bereits sehr früh (12-14 Jahre) verheiratet. Das ändert sich allerdings heute zunehmend. Die Heirat wird meist von den Vätern arrangiert, die Frauen (oder Mädchen) haben kein Mitspracherecht. Eine Frau, die nicht verheiratet ist, hat ihren Lebenszweck nicht erfüllt. Deshalb ist es für die Eltern von grösster Wichtigkeit, ihre Töchter ‚gut‘ zu verheiraten, damit sie ein gutes Leben haben können. Trennungen sind in Roma-Familien immer noch sehr selten.” (Terre des Femmes Switzerland, 15. Juli 2010, S. 1)
Die Universität Graz veröffentlicht auf ihrer Website „Factsheets on Roma“. Ein von Yaron Matras, ein Linguist, der sich mit der Roma-Kultur beschäftigt, verfasster Teilbeitrag erwähnt, dass Eheschließungen für gewöhnlich der Zustimmung der Eltern der Braut bedürften. Die Familie des Bräutigams würde einen formellen Antrag machen. In traditionelleren Gemeinschaften werde ein Brautpreis vereinbart, obwohl eine „Mitgift“ ebenso existiere. „Durchbrennen, um zu heiraten“ („marriage by elopement“) sei in vielen Gemeinschaften weit verbreitet. Fast ausnahmslos würden verheiratete Frauen in den Haushalt des Ehemanns eingegliedert werden, was zu einer besonderen Beziehung zwischen der Mutter des Ehemannes - die für gewöhnlich der weibliche Haushaltsvorstand sei - und der Schwiegertochter führe. Eine Eheschließung innerhalb der ethnischen Untergruppe werde bevorzugt:
„Gender roles tend to be ritualised around ceremonies marking birth, marriage, and death. Women do not usually travel on their own to represent their close family at burials, but may accompany their husbands to do so. Marriage will usually require the consent of the bride’s parents, for which the groom’s family makes a formal request. In more traditional communities, a bride price is arranged as compensation to the bride’s family, though dowries also exist. Marriage by elopement is common in many communities. Almost invariably, married women will join their husband’s household, giving rise to a special relationship between the husband’s mother, who is usually the head female in the family, and her daughters-in-law (borja). Marriage within the ethnic sub-group is preferred.“ (Matras, ohne Datum)
Eheschließungen seien eine private Familienangelegenheit und würden bei den Roma für gewöhnlich ohne Geistliche vorgenommen. Roma würden auch keine Eheschließungen beim Staat registrieren lassen. Die Zustimmung der Familie und die Akzeptanz der Verbindung zwischen Mann und Frau seien die einzige Autorität, die für eine Anerkennung innerhalb der Gemeinschaft nötig sei:
„Weddings are entirely a private family affair, and Roma usually do not involve ministers of religion in them, nor do they register marriages with the state. The consent of the family and its acceptance of an alliance between a man and a woman are all the authority that is needed to make a marriage recognised in the community.“ (Matras, ohne Datum)
Das Kosovo Center for Gender Studies, eine NGO mit Sitz in Pristina, die sich für Frauen einsetzt, schreibt in einem Bericht aus dem Jahr 2008, dass Eheschließungen in den Familien der Gruppen der Roma, Ashkali und Ägypter (RAE) Großteils informell seien und auf einer gegenseitigen Vereinbarung zweier Familien beruhen würden. Eltern würden (ihre Kinder) im Alter von 15 oder 16 Jahren verheiraten. Frühehen und arrangierte Ehen seien innerhalb der Gemeinschaften der RAE sehr gewöhnlich und würden mit Bezug auf die Tradition gerechtfertigt. Obwohl das kosovarische Recht diese Ehen verbieten würde, würden sie nicht berichtet, verhindert und von den Behörden bestraft:
„RAE families function according to the rules of strict patriarchate in which the absolute power belongs to the oldest male, so‐called ‘the head of housing.’ Gender roles are very clear. Marriages are mostly informal and are based on a mutual agreement of two families. Parents marry them at the age of 15 or 16, so the data that two‐thirds of RAE women form Kosovo gave birth to the first child before their adulthood, does not surprise.” (Kosovo Center for Gender Studies, 2008, S. 30)
„Early and arranged marriages among RAE communities are very common and are usually justified by the fact that they are deeply rooted in their tradition. Although prohibited by the laws of Kosovo, these marriages are not reported, prevented and are not punished by the Kosovo authorities.” (Kosovo Center for Gender Studies, 2008, S. 31)
2) Informationen zu Ehrenmorden in Verbindung mit „Zwangsheirat“
In den ACCORD derzeit zur Verfügung stehenden Quellen konnten im Rahmen der zeitlich begrenzten Recherche nur wenige Informationen zu oben genannter Frage gefunden werden. Gesucht wurde mittels ecoi.net, Refworld, Factiva und Google nach einer Kombination aus folgenden Suchbegriffen: roma, romani, albania, kosovo, blood feud, honor, honour, killing, vendetta, Krvna Osveta, Kanun law, Lek Dukagjini, marriage, arranged, early, forced, elope
 
Das Immigration and Refugee Board of Canada (IRB) bezieht sich in einer Anfragebeantwortung vom Oktober 2013 unter anderem auf Angaben eines Geschichtsprofessors an der Indiana University-Purdue University Fort Wayne, der sich mit Blutfehden in Albanien und im Kosovo beschäftige. Blutfehden könnten überall im Kosovo auftreten, darunter auch in städtischen Gebieten. Blutfehden würden häufiger in den westlichen Regionen des Kosovo auftreten. Berichten zufolge würden sie häufiger in den Gemeinden Pejë, Deçan, Viti und Mitrovice auftreten. Innerhalb ethnisch nicht-albanischer Gruppen im Kosovo hätten Blutfehden keine Tradition und es sei nicht bekannt, dass es zu Blutfehden zwischen verschiedenen Ethnien komme:
„However, in a telephone interview with the Research Directorate, a professor of History at Indiana University-Purdue University Fort Wayne (IPFW), who researches and writes about Albanian culture and history, including blood feuds in Albania and Kosovo, noted that blood feuds may occur anywhere in Kosovo, including urban areas, particularly since people move around a lot (ibid.). Blood feuds reportedly occur more frequently in the western regions of Kosovo (Partners Kosova 13 Sept. 2013; Professor 18 Sept. 2013). They are reportedly more prevalent in the municipalities of Pejë, Deçan (ibid.; Kosovo 13 Sept. 2013), Viti and Mitrovice (ibid.). Blood feuds are reportedly not a tradition among non-Albanian ethnic groups in Kosovo and are not known to occur in an inter-ethnic setting (Kosovo 13 Sept. 2013; Partners Kosova 13 Sept. 2013; Professor 18 Sept. 2013).“ (IRB, 10. Oktober 2013)
Weitere vom IRB konsultierte Quellen würden anführen, dass es aufgrund von Eigentumsstreitigkeiten, moralischen Streitigkeiten und Themen in Verbindung mit der Familienehre zu Blutfehden komme. Der Geschichtsprofessor habe angegeben, dass die Gründe für den Beginn einer Blutfehde auf dem Konzept der Ehre basieren würden, das für AlbanerInnen wichtiger als ihr Leben sein könne. Als Beispiele für Ereignisse, die zu einer Blutfehde führen könnten, habe der Professor die „Beleidigung der Ehefrau eines anderen“ und „jemanden vor anderen als Lügner zu bezeichnen“ genannt:
„Sources indicate that current triggers to blood feuds in Kosovo include: property disputes (Kosovo 13 Sept. 2013; Partners Kosova 13 Sept. 2013; Professor 18 Sept. 2013); moral disputes (Kosovo 13 Sept. 2013); and issues related to family honour (Partners Kosova 13 Sept. 2013). The Professor explained that reasons for starting a blood feud are predicated on the concept of honour, which for Albanians ‘can be even more important than life’ (18 Sept. 2013). Similar to the traditional Kanun, he cited ‘insulting someone's wife,’ and ‘accusing someone of being a liar in front of others’ as examples of incidents that could spark a blood feud (Professor 18 Sept. 2013).” (IRB, 10. Oktober 2013)
Die Kirche von Schweden (Church of Sweden) erwähnt in ihrem oben bereits genannten Bericht ebenfalls die Existenz von Ehrenmorden. Diese seien aber in ländlichen albanischen Gebieten weiter verbreitet als unter den Gemeinschaften der Roma, Ashkali und Ägypter. Die Kirche von Schweden bezieht sich dabei auf Aussagen der internationalen Hilfsorganisation „Balkan Sunflowers Kosova“ und dem „Network of Roma, Ashkali and Egyptian Women Organizations of Kosovo“ (RROGRAEK), ein Netzwerk von AktivistInnen, die sich unter anderem für Roma einsetzen:
„There is also existence of honor killings, but that is more prevalent in rural Albanian areas than among Roma, Ashakali and Egyptian communities, according to both Balkan Sunflowers Kosova and RROGRAEK.” (Church of Sweden, 24. Oktober 2013, S. 10)
Weitere allgemeine Informationen zu Blutfehden und zum albanischen Gewohnheitsrecht finden sich in folgenden Dokumenten:
3) Informationen zu Problemen bei Beziehungen zwischen Roma und AlbanerInnen
In den ACCORD derzeit zur Verfügung stehenden Quellen konnten im Rahmen der zeitlich begrenzten Recherche keine Informationen zu oben genannter Frage gefunden werden.
4) Lage von Frauen, die aus dem Familienverband ausgestoßen werden
In den ACCORD derzeit zur Verfügung stehenden Quellen konnten im Rahmen der zeitlich begrenzten Recherche keine Informationen zu oben genannter Frage gefunden werden.
 
Im Folgenden finden Sie allgemeine Informationen zur Lage von Frauen und Roma sowie zur wirtschaftlichen Lage:
 
Das US-Außenministerium (US Department of State, USDOS) schreibt in seinem Jahresbericht zur Menschenrechtslage vom Februar 2014 (Berichtszeitraum 2013), dass Frauen dieselben Rechte wie Männer besitzen würden, aber ihr traditionell niedrigerer Status innerhalb der Familie sich auf ihre Behandlung innerhalb des Rechtssystems ausgewirkt habe:
„Discrimination: Women possess the same legal rights as men, but their traditionally lower status within the family affected their treatment within the legal system. The Agency for Gender Equality in the Prime Minister’s Office has the mandate to implement and monitor the gender equality law.” (USDOS, 27. Februar 2014, Section 2d)
Mitglieder der Gemeinschaften der Roma, Ashkali und ÄgypterInnen seien von tiefgreifender gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Diskriminierung betroffen, so das USDOS weiters. Oftmals hätten sie keinen Zugang zu grundlegenden Hygieneeinrichtungen, medizinischer Versorgung und Bildung und sie seien stark von humanitärer Hilfe für den grundlegenden Lebenserhalt abhängig:
„Members of the Romani, Ashkali, and Egyptian communities experienced pervasive social and economic discrimination; often lacked access to basic hygiene, medical care, and education; and were heavily dependent on humanitarian aid for basic subsistence.” (USDOS, 27. Februar 2014, Section 2d)
In einem von der International Organization for Migration (IOM) verfassten und von der deutschen Zentralstelle für Informationsvermittlung zur Rückkehrförderung (ZIRF) veröffentlichten Datenblatt zum Kosovo vom Juli 2013 finden sich folgende Informationen zur wirtschaftlichen Lage im Kosovo:
„Kosovo ist eine der am wenigsten entwickelten Regionen des Balkan und Europas. Sozio-ökonomische Krisen haben zu wachsender Armut geführt. Weitverbreitete Gesundheitsgefahren, Naturkatastrophen und öffentliche Einrichtungen, die oft nicht einmal die Grundversorgung garantieren können, haben zu einer hohen Vulnerabilität der Menschen im Kosovo beigetragen. So lag das jährliche Pro-Kopf-Einkommen zuletzt bei 3.103,00 USD.“ (IOM, 23. Juli 2013, S. 5)
„Der industrielle Sektor ist noch immer schwach. Die Arbeitslosigkeit ist allgegenwärtig (ca. 40%) und vor allem unter jungen Leuten ein großes Problem. Bei der Implementierung der liberalen Marktwirtschaft wurden jedoch bereits Fortschritte erzielt. Kosovo hat eine der liberalsten Handelsordnungen weltweit. Der Euro wurde als lokale de facto-Währung etabliert und der Gebrauch von Fremdwährungen bei allen inländischen Transaktionen erlaubt. Dies hat zu einem stabilen Wechselkurs und einer niedrigen Inflationsrate beigetragen. Armut ist aber weit verbreitet: Einer Weltbank- Studie zufolge leben etwa 34% der Bevölkerung in Armut (von weniger als EUR 1,55 am Tag) und 12% in extremer Armut (von EUR 1,02 am Tag). Diese Zustände wurden druch einen Preisanstieg bei Gütern des täglichen Bedarfs wie Brot, Getreide, Speiseöl, Fett und Gemüse zusammen verstärkt.“ (IOM, 23. Juli 2013, S. 6)
„Arbeitslosigkeit und Armut sind die Hauptfaktoren für eine Destabilisierung des Kosovo. An die 40,000 Menschen haben kein regelmäßiges Einkommen und hängen von staatlicher Unterstützung ab. Die staatlichen Hilfen betragen 60 bis 110 EUR im Monat, was nicht ausreicht, um eine Familie zu versorgen. Auswanderung trägt viel dazu bei, dass die Armut nicht überhand nimmt. Mehr als eine halbe Millionen Kosovaren arbeiten im westlichen Ausland (Deutschland 29,98%; Schweiz 23,18%) und senden ihren Familien Geld. Eine Studie des Statistikamtes des Kosovo und der Weltbank bestätigt, dass Migration und Geldüberweisungen in die Heimat sehr effektiv zum Schutz vor Verarmung beitragen. Schätzungen zu Folge hat jeder Fünfte Kosovare einen Verwandten im Ausland, der ihm Geld schickt. Geldüberweisungen aus dem Ausland machen 14% des Bruttoinlandsprodukts aus, wohingegen die Beiträge von Geldgebern und Schenkungen nochmals 7,5% ausmachen. Der Kosovo hat die höchste Arbeitslosenrate des westlichen Balkan, fast 45% der Bevölkerung sind ohne eine Anstellung. Die Bevölkerung ist sehr jung, fast die Hälfte ist unter 25. Die Bevölkerung im Kosovo ist nicht nur sehr jung, sondern auch unverhältnismäßig arm, d.h. das mehr als 40% der armen Bevölkerungsschicht unter 20 sind und mehr als 60% der Armen jünger als 30 Jahre alt sind. Jedes Jahr drängen ca. 30.000 Menschen in den Arbeitsmark, ohne dass es Aussicht auf Anstellung gibt (Ende 2011 waren 325.261 Personen arbeitslos gemeldet).“ (IOM, 23. Juli 2013, S. 6)
„Je nach Stadt können Wohnungen über eigenständige Suche oder mit der Unterstützung von Immobilienagenturen gesucht werden. Dies gilt sowohl für die Suche von Miet- als auch von Kaufobjekten. Die Mietkosten für eine Wohnung sind, vor allem in Abhängigkeit von der Größe und Lage der Unterkunft, unterschiedlich. Nachfolgend einige durchschnittliche Mietpreisangaben für Wohnungen in Prishtinë/Priština:
Studio: 150-200 Euro im Monat
Ein-Zimmer-Wohnung: 200-250 Euro im Monat
Zwei-Zimmer-Wohnung: 250-350 im Monat
Drei-Zimmer-Wohnung: 300-500 Euro im Monat
Die Mieten in anderen Städten des Kosovo (z.B. in Pejë/ć, Mitrovicë/a, Ferizaj/Uroševac, Gjilan/Gnjilane, Podujevë/o, Gjakovë/Djakovica und Prizren) liegen im Durchschnitt ungefähr 50 Euro unter den Mietpreisen in der Hauptstadt.“ (IOM, 23. Juli 2013, S. 21)
Im Dokument der IOM finden Sie zudem weitere detaillierte wirtschaftliche Informationen:
 
[Textpassage entfernt]
Das Kosovo Center for Gender Studies schreibt in oben bereits erwähnten Bericht aus dem Jahr 2008, dass Analphabetismus, ein Fehlen professioneller Ausbildung und Diskriminierung aufgrund des Geschlechts und ethnischer Zugehörigkeit zu Hürden bei der Integration von weiblichen Roma, Ashkali und Ägyptern (RAE) geführt habe. RAE seien in stärkerem Ausmaß von Arbeitslosigkeit und einem niedrigeren Standard als die Mehrheitsbevölkerung und andere Minderheiten betroffen. Weibliche RAE seien oftmals dazu gezwungen Arbeit im informellen Wirtschaftsbereich zu suchen und dort zu verbleiben:
„Illiteracy, lack of professional skills or training, and obvious gender and ethnic discrimination have significantly influenced to grow even further barriers to the integration of Roma, Ashkali and Egyptian women, resulting in the higher levels of unemployment and lower standard compared with the majority population and other minorities in Kosovo. Due to circumstances related to unemployment of RAE women, they are often forced to seek work and remain in the informal economy sector.” (Kosovo Center for Gender Studies, 2008, S. 15)
 
Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 25. März 2014)
1) Informationen zu "Zwangsehen"; Folgen bei Nichtbefolgung des Elternwunsches
2) Informationen zu Ehrenmorden in Verbindung mit "Zwangsheirat"
4) Lage von Frauen, die aus dem Familienverband ausgestoßen werden