Anfragebeantwortung zum Libanon: Auswirkungen des Gaza-Kriegs auf die Lebensumstände im Libanon; Rekrutierungspraxis der Hisbollah und anderer bewaffneter Gruppierungen seit Oktober 2023; Informationen zu Zwangsrekrutierungen libanesischer Staatsbürger; insbesondere in Tripoli [a-12356]

19. April 2024

Das vorliegende Dokument beruht auf einer zeitlich begrenzten Recherche in öffentlich zugänglichen Dokumenten, die ACCORD derzeit zur Verfügung stehen, sowie gegebenenfalls auf Auskünften von Expert·innen und wurde in Übereinstimmung mit den Standards von ACCORD und den Common EU Guidelines for processing Country of Origin Information (COI) erstellt.

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Inhaltsverzeichnis

Auswirkungen des Gaza-Kriegs auf die Lebensumstände im Libanon

Rekrutierungspraxis der Hisbollah und anderer bewaffneter Gruppierungen

Informationen zu Zwangsrekrutierungen libanesischer Staatsbürger

Quellen

Anhang: Quellenbeschreibungen und Informationen aus ausgewählten Quellen

Kurzbeschreibungen zu den in dieser Anfragebeantwortung verwendeten Quellen sowie Ausschnitte mit Informationen aus diesen Quellen finden Sie im Anhang.

Auswirkungen des Gaza-Kriegs auf die Lebensumstände im Libanon

The Policy Initiative schreibt in einem Artikel vom Februar 2024, dass die Hisbollah und Israel seit Oktober 2023 entlang der südlichen Grenze des Libanon in einen immer weiter eskalierenden Krieg verstrickt seien. Während sich die gegenseitigen Angriffe weitgehend auf die Grenzregion beschränken würden, steige die Gefahr, dass der Krieg den gesamten Libanon erfassen könnte. Mindestens 26 Zivilist·innen seien von israelischen Truppen getötet und mehr als 771 verletzt worden. Laut Angaben von UNOCHA seien mehr als 87.161 Menschen aus ihren Dörfern im Süden, insbesondere aus den Distrikten Bint Jbeil, Marjayoun und Sour (Tyros) vertrieben worden. Nach Angaben von Beirut Urban Lab habe Israel mehr als 2.600 Angriffe auf libanesisches Territorium im Umkreis von 10 Kilometern von der Grenze durchgeführt und setze weiterhin illegale Phosphormunition ein, die schwere Umweltschäden verursache und den empfindlichen Agrarsektor des Landes sowie das regionale Ökosystem bedrohe. Obwohl der Konflikt weitgehend auf den Süden beschränkt sei, seien seine Auswirkungen im ganzen Land zu spüren. Die Zahl der ankommenden Passagiere am Flughafen Beirut sei im Oktober 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 23 Prozent zurückgegangen, und infolgedessen sei auch der Umsatz von Hotels und Restaurants zurückgegangen. Angesichts der anhaltenden Kämpfe stehe eine gründliche Bewertung der negativen Auswirkungen des Konflikts auf die libanesische Wirtschaft und Infrastruktur noch aus (The Policy Initiative, 12. Februar 2024).

Die im obigen Artikel zitierte Forschungsinitiative Beirut Urban Lab ist an der American University of Beirut angesiedelt und beschäftigt sich mit Themen wie Urbanisierung, Stadtplanung und Wiederaufbau. Anfang April veröffentlichte sie eine Karte, die auf Daten des Armed Conflict Location and Event Data (ACLED)-Projektes basiert. Auf der interaktiven Karte sind unter anderem die Artillerie- und Drohnenangriffe Israels zwischen dem 7. Oktober 2023 und dem 29. März 2024 verzeichnet, betreffend vor allem den Süden des Landes sowie in geringerem Ausmaß die Bekaa-Ebene. Die Karte findet sich unter folgendem Link:

·      Beirut Urban Lab: Mapping Escalation Along Lebanon’s Southern Border Since October 7, 3. April 2024
https://beiruturbanlab.com/en/Details/1958/escalation-along-lebanon%E2%80%99s-southern-border-since-october-7

Ein gemeinsamer Bericht der Wirtschafts- und Sozialkommission für Westasien (ESCWA) und des UN-Entwicklungsprogramms vom Februar 2024 geht auf die Auswirkungen des Kriegs in Gaza auf die umliegenden Länder ein. Seit dem 8. Oktober 2023 eskaliere das Feuergefecht zwischen Israel und bewaffneten Gruppen an der Südgrenze des Libanon. Bis zum 12. Dezember 2023 seien im Libanon 99 Menschen getötet und 463 verletzt worden. 64.053 Menschen seien vertrieben worden. Mit Stand 5. Dezember 2023 seien 24 öffentliche Schulen geschlossen worden, wovon 4.753 Kinder betroffen gewesen seien. Auch die öffentliche Infrastruktur und landwirtschaftliche Flächen seien Berichten zufolge durch Luftangriffe beschädigt worden. Der Gaza-Krieg und der anhaltende Konflikt im Süden des Libanon hätten Auswirkungen auf die ohnehin schwierigen sozioökonomischen Bedingungen des Landes. Der Libanon befinde sich derzeit im fünften Jahr einer tiefen Wirtschaftskrise, die durch den politischen Stillstand und die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie, die Explosion im Beiruter Hafen im August 2020 und die anhaltende Syrienkrise noch verschärft würde (UNESCWA/UNDP, Februar 2024, S. 3-4).

Laut Daten der Internationalen Organisation für Migration (International Organisation for Migration, IOM) vom April 2024 seien seit dem 8. Oktober 2023 aufgrund von bewaffneten Auseinandersetzungen im Süden des Landes mehr als 92.000 Personen innerhalb des Landes vertrieben worden (IOM, 11. April 2024, S. 1). 97 Prozent der Binnenvertriebenen kämen aus drei Distrikten entlang der Südgrenze des Landes (IOM, 11. April 2024, S. 2).

Informationen zur Lage im Süden Libanons in Grenznähe zu Israel finden sich in folgenden Artikeln:

·      Legal Agenda: Communities of South Lebanon: Our Land is Our Home, 16. Jänner 2024
https://english.legal-agenda.com/communities-of-south-lebanon-our-land-is-our-home/

·      TNH – The New Humanitarian: Displacement and upheaval in southern Lebanon as Israel intensifies airstrikes, 29. Februar 2024
https://www.thenewhumanitarian.org/news-feature/2024/02/29/displacement-upheaval-southern-lebanon-israel-airstrikes

·      Reuters: Israeli strikes have made south Lebanon a "devastated agricultural area", PM says, 5. April 2024
https://www.reuters.com/world/middle-east/israeli-strikes-have-made-south-lebanon-devastated-agricultural-area-pm-says-2024-04-05/

Rekrutierungspraxis der Hisbollah und anderer bewaffneter Gruppierungen seit Oktober 2023

Es konnten nur wenige Informationen zu Rekrutierungspraktiken bewaffneter Gruppen im Libanon seit Oktober 2023 gefunden werden. Daher wurden im Folgenden auch allgemeinere Informationen zu bewaffneten Gruppen und ihren Aktivitäten im sunnitischen Milieu inkludiert.

Informationen zu den Widerstandsbrigaden (Resistance Brigades/Saraya Al-Muqawama)

L’Orient Today berichtet Ende Oktober 2023, dass die Dschamaa Islamiya, eine sunnitische libanesische Partei mit engen Verbindungen zur Muslimbruderschaft, offiziell ihre Beteiligung am Abschuss einer Rakete auf Israel bekanntgegeben habe. Kurz darauf hätten sich auch die „Widerstandsbrigaden“ (Resistance Brigades), eine von der Hisbollah gegründete sunnitische Bewegung, von der Front gemeldet. Die Widerstandsbrigaden seien 1997 gegründet worden und hätten Großteils aus Sunniten bestanden, sowie ein paar Christen und Drusen, die die Gruppe allerdings wieder verlassen hätten. Ziel der Brigaden sei es unter anderem gewesen, der Vorstellung entgegenzuwirken, die Hisbollah sei eine ausschließlich schiitische Organisation. Hisbollah habe beweisen wollen, dass der „Widerstand“, obwohl er in erster Linie mit der schiitischen Gemeinschaft in Verbindung gebracht werde, über konfessionelle Grenzen hinausgehe. Die Widerstandsbrigaden, die in Großstädten und sunnitischen Gemeinden wie Tripoli, Sidon, der Bekaa-Ebene und bestimmten Grenzgebieten zu Israel wie Shebaa angesiedelt seien - wo es einer vertrauenswürdigen lokalen Quelle zufolge etwa 150 Mitglieder gebe -, hätten sich zu einer privaten Miliz entwickelt, die in erster Linie für die Interessen ihrer Mitglieder eintrete. Erst im Sommer 2023 habe die Hisbollah beschlossen, wieder Ordnung innerhalb der Bewegung herzustellen, da Kritik und Beschwerden gegen sie zugenommen hätten. Laut Kassem Kassir, einem Experten mit engen Beziehungen zur Hisbollah, sei die ehemalige Führungsspitze der Brigaden ausgetauscht worden. Die Mitglieder der Widerstandsbrigaden seien auch für Widerstandsoperationen ausgebildet. Vermutlich habe die Hisbollah begonnen, diese Ausbildung an der Front zu nutzen, auch wenn das Ausmaß ihrer Beteiligung (an den bewaffneten Auseinandersetzungen mit Israel, Anm. ACCORD) vorerst unbekannt sei (L’Orient Today, 30. Oktober 2023)

Independent Arabia, ein gemeinsames Projekt der britischen Zeitung The Independent und einer saudischen Mediengruppe, schreibt im August 2023, dass die Widerstandsbrigaden eine undurchsichtige Organisation seien, der manche vorwerfen würden, der bewaffnete Arm der Hisbollah in nicht-schiitischen Gegenden zu sein. Es handle sich um eine paramilitärische Gruppe, deren Anhänger verschiedenen Konfessionen angehören würden und die bis zu einem gewissen Grad die gleichen antiisraelischen Ansichten hätten. Hisbollah würde die Gruppe finanzieren und in ihren Camps ausrüsten und ausbilden. Größe und Zusammensetzung der Truppe seien unklar. Ein interviewtes Hisbollah-Mitglied habe erklärt, dass es Jahre gebe, in denen man keine Anwerbungsprogramme durchführe, da es viele junge Männer gebe, die Mitglied der Hisbollah werden wollten, allerdings könnten nur Schiiten beitreten. Den Freiwilligen werde dann dazu geraten, sich den Widerstandsbrigaden anzuschließen. Die Quelle habe bestätigt, dass sich viele junge Männer aufgrund ihrer israelfeindlichen Ideologie den Brigaden anschließen würden, sie seien aber mehr von der Idee besessen, Waffen zu tragen, als von ihrem Glauben an Ziele oder Projekte, die die Hisbollah verfolgen würde. (Independent Arabia, 13. August 2023).

Raseef22, ein 2013 gegründetes liberales arabisches Mediennetzwerk mit Sitz in Beirut, berichtet im September 2023, dass die Widerstandsbrigaden 1997 von Hassan Nasrallah (Anführer der Hisbollah, Anm. ACCORD) gegründet worden seien. Sie hätten sich an Mitglieder aller Konfessionen gewandt und hätten sich nach dem Krieg im Jahr 2006 (zwischen Israel und der Hisbollah, Anm. ACCORD) im Land ausgebreitet. Laut einem politischen Aktivisten aus der nördlichen Region Akkar würden die Brigaden unter anderem Wohnungen und Zentren in Akkar und Tripoli besitzen und seien bereit für die Stunde null, nur sei nicht klar, gegen wen sie sich genau richten würden. Sie würden sich ja nicht einmal an der Grenze zu Palästina befinden. Er habe hinzugefügt, dass die Brigaden seit langem in der Region präsent seien und versuchen würden, die Menschen von sich zu überzeugen, indem sie sich als Widerstandskämpfer gegen Israel ausgeben würden. Dafür hätten sie sunnitische Geistliche in ihre Reihen aufgenommen und ihnen Waffen und Geld zukommen lassen (Raseef22, 25. September 2023).

Das libanesische Nachrichtenportal Blue Bird Lebanon schreibt in einem Artikel vom Jänner 2024, dass es Hinweise darauf gebe, dass die Hisbollah in den Gegenden, wo sie nicht selbst präsent sei, Hilfskräfte aufbaue, um keine Schwierigkeiten in Gebieten außerhalb ihrer Kontrolle zu haben. Der deutlichste Beweis dafür sei ihre Gründung der Widerstandsbrigaden in sunnitischen Milieus. Diese Brigaden seien in einigen Milieus erfolgreich gewesen und in anderen gescheitert, ihre klare Zuordnung zur Hisbollah könnten sie jedoch nicht verbergen, insbesondere im Südlibanon in Sidon und entlang der Küste bis Khalde. In diesen Regionen habe es Proteste gegeben, in denen die Hisbollah aufgefordert worden sei, die Widerstandsbrigaden aufgrund der Probleme, die sie auf den Straßen und in einigen Vierteln verursacht hätten, aufzulösen. Es habe an mehreren Orten Zusammenstöße mit den Widerstandsbrigaden gegeben, darunter auch in Tripoli.  Die Brigaden würden eher eine Rolle bei internen Kämpfen spielen und seien nur bei einer Operation im Rahmen der „Al-Aqsa-Flut“[1] im Südlibanon eingesetzt worden (Blue Bird Lebanon, wahrscheinlich Jänner 2024).

Informationen zu Hamas

Ein im Dezember 2023 von L’Orient Today veröffentlichter Artikel berichtet, dass die palästinensische Hamas von Beirut aus die Gründung der „Vorhut der al-Aqsa-Flut“ („al-Aqsa Flood Vanguards“) angekündigt habe, und in ihrer Pressemitteilung Palästinenser dazu aufgerufen habe, sich der Vorhut anzuschließen und an der Befreiung Jerusalems und der al-Aqsa-Moschee teilzunehmen. Laut der Zeitung scheine die Hisbollah die Position der Hamas, sei es im Gazastreifen oder im Libanon, ausnutzen zu wollen, um über diese einen großen Teil der sunnitischen öffentlichen Meinung zu gewinnen, die der palästinensischen Sache gegenüber sehr aufgeschlossen sei. In diesem Sinne sei die Vorhut der Al-Aqsa-Flut zu einem Zeitpunkt gegründet worden, an dem die Hisbollah daran arbeite, neue Gruppen unter dem Namen Vorhut der Einheit der Fronten" („the vanguards of the unity of the fronts“) zu bilden (L’Orient Today, 6. Dezember 2023).

Al Jazeera erwähnt in einem Artikel vom Februar 2024 ebenfalls die Gründung der „Vorhut der al-Aqsa-Flut“ durch die Hamas im Dezember 2023. Die Hamas sei zwar historisch gesehen nicht so stark wie die Fatah (unter den Palästinenserbewegungen im Libanon, Anm. ACCORD), habe aber laut Mohanad Hage Ali, einem Experten für islamistische Gruppen am Carnegie Middle East Center, seit dem 7. Oktober insbesondere bei den Sunniten im Libanon an Popularität gewonnen. Ende Oktober habe die Hamas eine große Demonstration in der Innenstadt von Beirut organisiert. Tausende von Menschen seien mit Bussen aus dem ganzen Land angereist, um daran teilzunehmen. Ein großer Teil der Demonstrant·innen seien Palästinenser·innen gewesen, es seien aber auch viele Libanes·innen gekommen, von denen einige eine stundenlange Anreise auf sich genommen hätten. Abu Iyad, ein 38-jähriger Libanese, habe in einem Café in Tripoli gegenüber Al Jazeera gesagt, dass man auf der Seite der Menschen in Gaza stehe, und wenn die Grenze offen wäre (gemeint ist die Grenze zu Israel bzw. den palästinensischen Gebieten, Anm. ACCORD), die Menschen vielleicht dorthin gehen würden. Im syrischen Bürgerkrieg beispielsweise hätten sich laut Abu Iyad viele junge Männer aus dem Nordlibanon, einschließlich Tripoli, Gruppen angeschlossen, die gegen die syrische Regierung gekämpft hätten. Doch obwohl viele im Norden des Libanon von der Gewalt in Gaza berührt beziehungsweise empört seien und die palästinensische Sache unterstützen würden, hätten sie sich weder politisch noch militärisch mobilisiert. Die Unterstützung für die Hamas oder den palästinensischen Widerstand sei hier weniger stark als in den palästinensischen Flüchtlingslagern. Im November 2023 seien zwei Männer aus Tripoli getötet worden, als ihr Auto von einem israelischen Angriff im Südlibanon getroffen worden sei, so der Artikel weiters. In dem Auto hätten sich auch ein Hamas-Aktivist und zwei türkische Staatsbürger befunden, die kurz zuvor in den Libanon gekommen seien. Tripoli sei eine sunnitische Hochburg im Norden des Libanon unweit der Grenze zu Syrien. Die Tatsache, dass zwei Männer von dort zusammen mit einem Hamas-Aktivisten im Süden getötet worden seien, einem Gebiet, in dem die Hisbollah die militärische Vorherrschaft habe, habe die Frage aufgeworfen, ob die Hamas außerhalb ihrer traditionellen Basis rekrutiere. Laut Aussagen von Einwohnern von Tripoli habe es in ihrer Stadt jedoch keine Massenmobilisierungsaktionen gegeben (Al Jazeera, 17. Februar 2024).

Informationen zur Rekrutierung von im Libanon lebenden Palästinensern durch die Hamas finden sich in folgenden Artikeln:

·      L’Orient Today: Al-Aqsa Flood Vanguards unit: ‘Hamasland’ in south Lebanon?, 6. Dezember 2023
https://today.lorientlejour.com/article/1359928/al-aqsa-flood-vanguards-unit-hamasland-in-south-lebanon.html

·      The National: Hamas recruitment drive in Lebanon aims to raise ‘next generation’, 1Februar 2024
https://www.thenationalnews.com/mena/palestine-israel/2024/02/01/hamas-recruitment-drive-in-lebanon-aims-to-raise-next-generation-of-palestinians/

·      MEMRI - Middle East Media Research Institute: Public Uproar In Lebanon Following Hamas-Lebanon's Announcement Of New Resistance Organization: We Don't Want 'Hamas-Land' In Lebanon, 12. Dezember 2023
https://www.memri.org/reports/public-uproar-lebanon-following-hamas-lebanons-announcement-new-resistance-organization-we

Informationen zu Zwangsrekrutierungen libanesischer Staatsbürger

Es konnten keine Informationen zu Zwangsrekrutierungen libanesischer Staatsbürger durch bewaffnete Gruppierungen gefunden werden. Dies bedeutet nicht notwendigerweise, dass solche Vorfälle nicht stattfinden. Gesucht wurde mittels ecoi.net, Factiva und Google nach einer Kombination aus folgenden Suchbegriffen: Hezbollah, Resistance Brigades, Lebanon, Tripolis, recruitment, forced, kidnapping, abduct, liban, recrutement forcé, لبنان, طرابلس, تجنيد, قسري, سرايا المقاومة, طلائع طوفان الأقصى, قوات الفجر

Zu dieser Fragestellung wurde ein Experte kontaktiert. Sollten wir eine Auskunft erhalten, werden wir Ihnen diese unverzüglich weiterleiten.

Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 19. April 2024)

·      Al Jazeera: Pro-Gaza feeling runs high in Lebanon, but Hamas presence is controlled, 17. Februar 2024
https://www.aljazeera.com/features/2024/2/17/pro-gaza-feeling-runs-high-in-lebanon-but-hamas-presence-is-controlled

·      Beirut Urban Lab: Mapping Escalation Along Lebanon’s Southern Border Since October 7, 3. April 2024
https://beiruturbanlab.com/en/Details/1958/escalation-along-lebanon%E2%80%99s-southern-border-since-october-7

·      Blue Bird Lebanon: Hisbollah zwischen „Brigaden“ und „Vanguard“ [Arabisch], Jänner 2024
https://bluebirdlb.com/news/72244/%D8%AD%D8%B2%D8%A8-%D8%A7%D9%84%D9%84%D9%87-%D8%A8%D9%8A%D9%86-%D8%A7%D9%84%D8%B3%D8%B1%D8%A7%D9%8A%D8%A7-%D9%88%D8%A7%D9%84%D8%B7%D9%84%D8%A7%D8%A6%D8%B9

·      ESCWA - Economic and Social Commission for Western Asia / UNDP - United Nations Development Programme: Expected socioeconomic impacts of the Gaza war on neighbouring countries in the Arab region, Februar 2024
https://reliefweb.int/attachments/f89ee071-f3c2-4884-8f09-fe40e87d8ec3/Expected%20socioeconomic%20impacts%20of%20the%20Gaza%20war%20on%20neighbouring%20countries%20in%20the%20Arab%20region.pdf

·      IOM – International Organization for Migration: Mobility Snapshot - Round 32 - 11-04-2024, 11. April 2024
https://dtm.iom.int/sites/g/files/tmzbdl1461/files/reports/Mobility%20Snapshot%20-%20Round%2032%20-%2011-04-2024.pdf

·      Independent Arabia: Widerstandsbrigaden sind bewaffneter Arm der Hisbollah im Libanon [Arabisch], 13. August 2023
https://www.independentarabia.com/node/483961/%D8%B3%D9%8A%D8%A7%D8%B3%D8%A9/%D9%85%D8%AA%D8%A7%D8%A8%D8%B9%D8%A7%D8%AA/%D8%B3%D8%B1%D8%A7%D9%8A%D8%A7-%D8%A7%D9%84%D9%85%D9%82%D8%A7%D9%88%D9%85%D8%A9-%D8%B0%D8%B1%D8%A7%D8%B9-%D8%AD%D8%B2%D8%A8-%D8%A7%D9%84%D9%84%D9%87-%D8%A7%D9%84%D8%A3%D9%85%D9%86%D9%8A%D8%A9-%D9%81%D9%8A-%D8%A7%D9%84%D8%AF%D8%A7%D8%AE%D9%84-%D8%A7%D9%84%D9%84%D8%A8%D9%86%D8%A7%D9%86%D9%8A

·      Legal Agenda: Communities of South Lebanon: Our Land is Our Home, 16. Jänner 2024
https://english.legal-agenda.com/communities-of-south-lebanon-our-land-is-our-home/

·      L’Orient Today: Who Are the ‘Resistance Brigades,’ the Hezbollah-allied Sunni militia?, 30. Oktober 2023
https://today.lorientlejour.com/article/1355343/who-are-the-resistance-brigades-the-hezbollah-allied-sunni-militia.html

·      L’Orient Today: Al-Aqsa Flood Vanguards unit: ‘Hamasland’ in south Lebanon?, 6. Dezember 2023
https://today.lorientlejour.com/article/1359928/al-aqsa-flood-vanguards-unit-hamasland-in-south-lebanon.html

·      MEMRI - Middle East Media Research Institute: Public Uproar In Lebanon Following Hamas-Lebanon's Announcement Of New Resistance Organization: We Don't Want 'Hamas-Land' In Lebanon, 12. Dezember 2023
https://www.memri.org/reports/public-uproar-lebanon-following-hamas-lebanons-announcement-new-resistance-organization-we

·      Raseef22: Hisbollah außerhalb ihrer angestammten Umgebung … wie und warum ist sie nach Akkar gekommen? [Arabisch], 25. September 2023
https://raseef22.net/article/1095018-%D8%AD%D8%B2%D8%A8-%D8%A7%D9%84%D9%84%D9%87-%D8%AE%D8%A7%D8%B1%D8%AC-%D9%85%D9%86%D8%A7%D8%B7%D9%82%D9%87-%D9%88%D8%A8%D9%8A%D8%A6%D8%AA%D9%87-%D8%A7%D9%84%D8%AD%D8%A7%D8%B6%D9%86%D8%A9-%D9%83%D9%8A%D9%81-%D8%AF%D8%AE%D9%84-%D8%B9%D9%83%D8%A7%D8%B1-%D9%88%D9%84%D9%85%D8%A7%D8%B0%D8%A7

·      Reuters: Israeli strikes have made south Lebanon a "devastated agricultural area", PM says, 5. April 2024
https://www.reuters.com/world/middle-east/israeli-strikes-have-made-south-lebanon-devastated-agricultural-area-pm-says-2024-04-05/

·      The National: Hamas recruitment drive in Lebanon aims to raise ‘next generation’, 1Februar 2024
https://www.thenationalnews.com/mena/palestine-israel/2024/02/01/hamas-recruitment-drive-in-lebanon-aims-to-raise-next-generation-of-palestinians/

·      TNH – The New Humanitarian: Displacement and upheaval in southern Lebanon as Israel intensifies airstrikes, 29. Februar 2024
https://www.thenewhumanitarian.org/news-feature/2024/02/29/displacement-upheaval-southern-lebanon-israel-airstrikes

·      The Policy Initiative: Economic Impact of the War in Lebanon: Real and potential losses, 12. Februar 2024
https://www.thepolicyinitiative.org/article/details/352/economic-impact-of-south-lebanon-war-real-and-potential-losses


 

Anhang: Quellenbeschreibungen und Informationen aus ausgewählten Quellen

Al Jazeera ist ein in Katar ansässiger arabischer Nachrichtensender.

·      Al Jazeera: Pro-Gaza feeling runs high in Lebanon, but Hamas presence is controlled, 17. Februar 2024
https://www.aljazeera.com/features/2024/2/17/pro-gaza-feeling-runs-high-in-lebanon-but-hamas-presence-is-controlled

„Analysts say Hamas is trying to use its moment in the spotlight and the unhappy conditions in the refugee camps to recruit and grow its influence in Lebanon. In early December, Hamas announced 'Vanguards of Al-Aqsa Flood’, a recruitment drive it said was to find new political and social cadres. ‘[They] are trying to form a cadre of politicians and supporters in order to instil in them morals, values and a political formation,’ Kortam said. […]

While it is perhaps not as historically strong as Fatah, Hamas 'has gained popularity specifically among Sunnis in Lebanon’ since October 7, Mohanad Hage Ali, an expert on Islamist groups at the Carnegie Middle East Center, said. In late October, Hamas organised a large protest in downtown Beirut. Thousands of people were bussed in from around the country to take part as green Hamas flags filled Martyr’s Square. While much of the crowd was Palestinian, many Lebanese were also present and some had travelled for hours to get there.

On a cold evening in February, Abu Iyad, a 38-year-old Lebanese man, sat at a table in the corner of a cafe off Azmi Street in Tripoli. ‘We’re with the people of Gaza and if the border was open, maybe people would go,’ Abu Iyad, who works as a sports teacher, told Al Jazeera. ‘Look at Syria and Iraq.’ During the Syrian civil war, many young men from north Lebanon, including Tripoli, joined groups fighting against Bashar al-Assad’s regime. Yet, while many in Lebanon’s north are moved or outraged by the violence in Gaza and support the Palestinian cause, they have not mobilised politically or militarily. While there has been gossip about at least one Lebanese father naming his newborn son Obaida, so he can be called Abu Obaida, support for Hamas or the Palestinian resistance here is less steadfast than in the Palestinian camps. […]

In November, two men from Tripoli, Lebanon’s second city, were killed when the car they were in was hit by an Israeli strike in south Lebanon. Also in the car was a Hamas operative and two Turkish citizens who had recently landed in the country. Tripoli is a Sunni stronghold in Lebanon’s north not far from the border with Syria. The fact two men from there were killed along with a Hamas operative in the south, an area where Hezbollah holds military dominance, raised questions over whether Hamas was recruiting from outside their traditional base. But residents in Tripoli say there have not been any mass mobilisation drives in their city.” (Al Jazeera, 17. Februar 2024)

Economic and Social Commission for Western Asia (ESCWA), die Wirtschafts- und Sozialkommission für Westasien, ist eine 1973 gegründete Kommission der Vereinten Nationen mit Sitz in Beirut. Sie verfolgt das Ziel, die Wirtschaftstätigkeit in den Mitgliedsländern zu stimulieren, die Zusammenarbeit zwischen ihnen zu stärken und die Entwicklung zu fördern.

Das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (United Nations Development Programme, UNDP), 1965 gegründet und mit Hauptsitz in New York, ist das globale Entwicklungsnetzwerk der Vereinten Nationen.

·      ESCWA - Economic and Social Commission for Western Asia / UNDP - United Nations Development Programme: Expected socioeconomic impacts of the Gaza war on neighbouring countries in the Arab region, Februar 2024
https://reliefweb.int/attachments/f89ee071-f3c2-4884-8f09-fe40e87d8ec3/Expected%20socioeconomic%20impacts%20of%20the%20Gaza%20war%20on%20neighbouring%20countries%20in%20the%20Arab%20region.pdf

„Since 8 October 2023, the exchange of fire on the southern border of Lebanon between Israel and armed groups has been escalating. As of 12 December 2023, 99 people had been killed in Lebanon and 463 had been wounded. By the same date, 64,053 people had been displaced (52 per cent females and 37 per cent children). By 5 December 2023, 24 public schools were reported to have been closed, impacting 4,753 children. Public infrastructure and agricultural land was also reportedly damaged by airstrikes. The Gaza war and the ongoing conflict in the south of Lebanon are affecting the country’s already challenging socioeconomic conditions. Lebanon is currently in its fifth year of deep economic crisis, compounded by political deadlock and the repercussion of the COVID-19 pandemic, the Beirut Port explosion in August 2020 and the protracted Syrian crisis.” (UNESCWA/UNDP, Februar 2024, S. 3-4)

L’Orient Today ist die englischsprachige Ausgabe der libanesischen Tageszeitung L’Orient Le Jour.

·      L’Orient Today: Who Are the ‘Resistance Brigades,’ the Hezbollah-allied Sunni militia?, 30. Oktober 2023
https://today.lorientlejour.com/article/1355343/who-are-the-resistance-brigades-the-hezbollah-allied-sunni-militia.html

„Last Wednesday, the Jamaa Islamiya, a Sunni Lebanese party with close ties to the Muslim Brotherhood, officially announced its involvement in firing a missile at Israel. Soon afterward, the ‘Resistance Brigades,’ a Hezbollah-founded Sunni movement, also made its presence known on the front line. […]

Established in 1997, just a year after Israel’s ‘Grapes of Wrath‘ operation aimed at curbing Hezbollah’s activities, the movement’s primary purpose was to bolster the ‘resistance.‘ […]

Primarily composed of Sunnis, with a few Christians and Druze who eventually withdrew, the ‘Resistance Brigades’ were established to counter Sunni extremism that opposed Hezbollah, especially in areas where it had gained influence. This movement also sought to debunk the notion that Hezbollah was an exclusively Shiite organization. The party sought to demonstrate that the ‘resistance,’ though primarily associated with the Shiite community, transcended sectarian boundaries. Based in major cities and Sunni communities like Tripoli, Saida, the Bekaa and certain border areas with Israel, such as Shebaa — where a trusted local source says there are approximately 150 members — the brigades have evolved into a private militia primarily safeguarding the interests of its members. […]

It was not until the summer of 2023 that Hezbollah decided to restore order to the movement, as criticism and complaints against it grew. ‘Since then, Hezbollah has carried out a thorough restructuring and overhaul of the movement’s functions,’ Kassir said. The Brigades former senior leaders have been replaced by ‘more competent and educated personalities from the various areas,’ Kassir said. ‘Members have also been trained for resistance operations when necessary.’ Hezbollah has presumably begun to take advantage of this training on the front, although the extent of its involvement remains unknown for the time being.” (L’Orient Today, 30. Oktober 2023)

·      L’Orient Today: Al-Aqsa Flood Vanguards unit: ‘Hamasland’ in south Lebanon?, 6. Dezember 2023
https://today.lorientlejour.com/article/1359928/al-aqsa-flood-vanguards-unit-hamasland-in-south-lebanon.html

„On Monday, Palestinian Hamas announced from Beirut the establishment of the al-Aqsa Flood Vanguards unit in order to ‘emphasize the role of the Palestinian people, wherever they may be, in resisting the occupation by all legitimate means available.’ In its press release, Hamas called on ‘the youth and men of our people to join the vanguard resistance fighters and take part in shaping the future and liberating Jerusalem and the al-Aqsa Mosque.’ […]

Hezbollah seems to want to take advantage of Hamas’ position, whether in Gaza or in Lebanon, to attract, through this movement which is affiliated with the Muslim Brotherhood, a large part of Sunni public opinion, which is very sensitive to the Palestinian cause. With that in mind, the al-Aqsa Flood Vanguards unit was formed at a time when Hezbollah is working, according to information obtained by L’Orient-Le Jour, to form new groups under the name of ‘the vanguards of the unity of the fronts.’ ‘This means that the Lebanese arena has become wide open to operations against Israel, in a reproduction of the experience of Palestinian organizations before and during the Civil War,’ denounced a political figure opposed to Hezbollah.” (L’Orient Today, 6. Dezember 2023)

The Policy Initiative ist eine in Beirut ansässige Denkfabrik, die such unter anderem mit der Förderung politischer und gesellschaftlicher Stabilität auseinandersetzt.

·      The Policy Initiative: Economic Impact of the War in Lebanon: Real and potential losses, 12. Februar 2024
https://www.thepolicyinitiative.org/article/details/352/economic-impact-of-south-lebanon-war-real-and-potential-losses

„Israel’s war on Gaza, following Hamas’ attack on October 7, 2023, immediately spilled over to Lebanon, where a steadily escalating war is being fought by Hezbollah and Israel alongside the southern border areas. While tit-for-tat strikes have been largely confined to the border region, there is an increasing risk of an even more destructive war engulfing all of Lebanon.

Lebanon has been hard hit for 128 days. At least 26 civilians have been killed by Israeli occupation forces, more than 771 have been injured, and over 87,161 people have been displaced from their villages in the South, particularly Bint Jbeil, Marjayoun, and Sour. According to the Beirut Urban Lab, Israel conducted more than 2,600 strikes inside Lebanese territory within 10 Km of the border, and continues its illegal use of phosphorous munitions, which is causing serious environmental damage and threatening the country’s fragile agricultural sector and the regional ecosystem.

Despite being largely contained to the South, the ongoing conflict’s impact is felt across the country. The number of inbound passengers at Beirut Airport dropped by 23% in October 2023 compared to the year prior and, consequently, the number of customers in the hospitality sector has shrunk, reducing business volume for hotels and restaurants.

Amid continued fighting, there has yet to be a thorough assessment of how the conflict is negatively affecting the Lebanese economy and infrastructure. The South Lebanon conflict could very well lead to a marked reduction in hard currency inflows – primarily from tourism, foreign investments, remittances, and exports – that Lebanon desperately needs to finance its large import bill. Considering the multiplier effect, the real and potential losses are much greater than estimated in this article, as both the duration and the geographical scope of the war will impact the inflow of hard currency into the country.“ (The Policy Initiative, 12. Februar 2024)



[1] bezeichnet den Terrorangriff der Hamas auf Israel im Oktober 2023 und darüber hinaus die unterstützenden Angriffe der Hisbollah auf Israel vom Libanon aus, Anm. ACCORD