Anfragebeantwortung zu Tunesien: Verfügbarkeit von Opioid-Substitutionstherapien (Voraussetzungen, Kosten, Alternativen und deren Kosten); Verfügbarkeit von psychiatrischer, psychotherapeutischer und ärztlicher Versorgung; Kosten der Behandlung; Existenz von Einrichtungen, in denen Personen mit schwerwiegenden Erkrankungen eine engmaschige psychiatrische, psychologische und sozialarbeiterische Betreuung erhalten könnten; Kosten der Betreuung [a-11985-1]

12. September 2022

Das vorliegende Dokument beruht auf einer zeitlich begrenzten Recherche in öffentlich zugänglichen Dokumenten, die ACCORD derzeit zur Verfügung stehen sowie gegebenenfalls auf Auskünften von Expert·innen und wurde in Übereinstimmung mit den Standards von ACCORD und den Common EU Guidelines for processing Country of Origin Information (COI) erstellt.

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Inhaltsverzeichnis

Verfügbarkeit von Opioid-Substitutionstherapien oder alternativen Substitutionstherapien            

Verfügbarkeit von psychiatrischer, psychotherapeutischer und ärztlicher Versorgung; Kosten der Behandlung         

Einrichtungen, in denen Personen mit schwerwiegenden Erkrankungen sowie drogensüchtige Personen psychiatrische, psychologische und sozialarbeiterische Betreuung erhalten können; Kosten der Betreuung  

Quellen

Anhang: Quellenbeschreibungen und Informationen aus ausgewählten Quellen   

Verfügbarkeit von Opioid-Substitutionstherapien oder alternativen Substitutionstherapien

Die Pharmaziewissenschaftlerin Ines Derbel und weitere Autor·innen berichten in einem wissenschaftlichen Artikel vom Dezember 2016 in der Zeitschrift African Health Sciences über eine Studie zu Entzugserscheinungen bei von der Substanz Buprenorphin abhängigen Personen. Diese sei in einem tunesischen Rehabilitationszentrum durchgeführt worden. In diesem Artikel erwähnen die Autor·innen, dass es keine gesetzlichen Vorgaben für die Behandlung von Drogenmissbrauch oder für Opioid-Substitutionstherapien gebe. Das einzige stationäre Rehabilitationsprogramm des Landes gebe es in einem Zentrum, welches der Tunesische Verband für die Prävention von Drogenkonsum „ATUPRET“ (Association Tunisienne de Prévention de la Toxicomanie) betreibe (Derbel et al., Dezember 2016, S. 1068).

Die bei der deutschen NGO INDRO e.V.[1] angegliederte Internationale Koordinations- und Informationsstelle für Auslandsreisen von Substitutionspartient·innen informiert auf ihrer Webseite, dass mit Stand 18. Juli 2022 eine Weiterbehandlung mit Substitutionsmitteln in Tunesien nicht möglich sei. Die Einfuhr von Substitutionsmitteln sei verboten (Internationale Koordinations- und Informationsstelle für Auslandsreisen von Substitutionspatienten, 18. Juli 2022).

Ines Derbel und Mitautor·innen merken in ihrem Artikel vom Dezember 2016 an, dass Substitutionsbehandlungen in Tunesien nicht zugelassen und nicht legal erhältlich seien (Derbel et al., Dezember 2016, S. 1075).

Aktuellere oder umfassendere Informationen zur Verfügbarkeit von Opioid- oder alternativen Substitutionstherapien konnten im Rahmen der zeitlich begrenzten Recherche nicht gefunden werden.

Verfügbarkeit von psychiatrischer, psychotherapeutischer und ärztlicher Versorgung; Kosten der Behandlung

Laut Länderinformationsblatt Tunesien von 2021, das für das deutsche Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) von der International Organisation for Migration (IOM) verfasst wurde, gebe es für alle Bürger·innen Tunesiens, die einen Ausweis vorlegen könnten, Zugang zur allgemeinen Gesundheitsversorgung. Die Patient·innen müssten sich an Zentren der medizinischen Grundversorgung (Einrichtungen der ersten Ebene) wenden, wo man sie bei Bedarf an Einrichtungen der zweiten oder dritten Ebene (Regionalkrankenhäuser oder der Universität angeschlossene Krankenhäuser) weitervermittle. Notfallstationen seien für alle Personen, auch ohne Ausweis, zugänglich. Eine Registrierung bei der nationalen Krankenversicherung (Caisse Nationale d'Assurance Maladie, CNAM) ermögliche den Zugang zu öffentlichen und privaten Gesundheitsleistungen. Bei öffentlichen Gesundheitseinrichtungen übernehme die CNAM je nach Art der Mitgliedschaft entweder nur die Aufnahmegebühr von 4,5 Tunesischen Dinar (TND) (1,2 Euro) oder erstatte die Kosten für eine medizinische Dienstleistung. Bei Privatkliniken übernehme die CNAM die Kosten für bestimmte Operationen und Behandlungen. Zugang zur CNAM hätten laut IOM Tunesier·innen mit einer Arbeitserlaubnis oder einem Beschäftigungsnachweis. Wer keinen Zugang zur CNAM habe, der könne Gesundheitsleistungen gegen eine Gebühr von 10 TND (3 Euro) in Anspruch nehmen. Tunesier·innen, die nur über begrenzte Mittel für die Bezahlung eines Krankenhausaufenthalts oder einer medizinischen Behandlung verfügten und vom Sozialministerium identifiziert worden seien, könnten das Programm „Kostenlose medizinische Hilfe“ (Assistance Médicale Gratuite, AMG) in Anspruch nehmen, das entweder kostenlose Behandlungen und Krankenhausaufenthalte (AMG I) oder ermäßigte Tarife (AMG II) anböte (IOM, 2021, S. 3).

In einer Anfragebeantwortung der IOM aus dem ersten Quartal 2021 zur Verfügbarkeit medikamentöser Behandlung einer psychotischen Erkrankung, bei der es auch zu Drogenkonsum gekommen sei, wird festgestellt, dass eine Behandlung im öffentlichen psychiatrischen Spital Razi oder bei privaten Psychiater·innen möglich sei. Bei Vorhandensein eines Krankenversicherungsnachweises gebe es Kostenermäßigung bei der Behandlung und die Medikamente seien in der Krankenhausapotheke – sofern vorhanden – kostenlos erhältlich. Habe der/die Patient·in keine gesetzliche Krankenversicherung, so seien alle Kosten selbst zu tragen. Das Versicherungssystem sei an eine Beschäftigung oder Arbeit gebunden. Suchtzentren gebe es in Tunesien nicht (IOM, 1. Quartal 2021, S. 1-2).

Die unabhängige Nachrichtenplattform Nawaat zitiert in einem Artikel vom März 2021 einen Abteilungsleiter des Razi-Spitals, wonach es dem Spital an Ressourcen, Medikamenten und Mitarbeiter·innen fehlen würde (Nawaat, 26. März 2021).

Einrichtungen, in denen Personen mit schwerwiegenden Erkrankungen sowie drogensüchtige Personen psychiatrische, psychologische und sozialarbeiterische Betreuung erhalten können; Kosten der Betreuung

Laut Mental Health Atlas von 2020 der World Health Organisation (WHO), gebe es in Tunesien ein auf psychiatrische Erkrankungen spezialisiertes Spital, das stationäre Behandlung anbiete. Weiters gebe es zehn Spitäler mit stationären psychiatrischen Abteilungen sowie zwei kommunale stationäre Einrichtungen. Ambulante Betreuung von Menschen mit psychischer Erkrankung werde von 28 an ein Spital angeschlossenen Einrichtungen sowie von 4 weiteren ambulanten Einrichtungen (wie etwa Tageszentren oder Einrichtungen für die Behandlung psychisch kranker Menschen) angeboten (WHO, 2020, S. 2).

Eine Liste aller öffentlichen Gesundheitseinrichtungen ist unter folgendem Link zu finden:
http://www.santetunisie.rns.tn/fr/carte-sanitaire/structures-publiques-de-sante-en-tunisie

Eine Liste aller privaten Gesundheitseinrichtungen ist unter folgendem Link zu finden:
http://www.santetunisie.rns.tn/fr/sante-en-tunisie/structures-privees-de-la-sante

Eine Liste mit Psychiater·innen und Psychotherapeut·innen ist unter folgendem Link zu finden:
https://www.med.tn/medecin/psychiatre
https://www.med.tn/medecin/psychotherapeute

Im Juni 2021 berichtet die nationale Presseagentur Agence Tunis Afrique Presse (TAP) von einer Pressekonferenz des Gesundheitsministeriums anlässlich der Einführung der nationalen Strategie zur Prävention, Schadensminderung und Behandlung des Konsums psychoaktiver Substanzen in der Gesellschaft und in Gefängnissen für den Zeitraum 2021-2025. Die Strategie ruhe auf sechs Säulen; eine davon sehe die Behandlung von Drogensüchtigen in sechs Pflegezentren vor. Zwei dieser Zentren seien bereits im Razi-Spital für psychiatrische und neurologische Erkrankungen in Manouba und beim Hedi Chaker-Spital in Sfax in Betrieb. Die übrigen Zentren seien im Aufbau begriffen, wobei es an auf Suchtmedizin spezialisierten Ärzt·innen und Sanitäter·innen fehle. Das Ministerium [für Gesundheit, Anm. ACCORD] arbeite mit den Ministerien für Justiz, soziale Angelegenheiten und Inneres zusammen, um suchtkranke Personen durch die Einrichtung medizinisch-psychosozialer Betreuungsseinrichtungen als Patient·innen behandeln zu können (TAP, 26. Juni 2021).

Im Juni 2019 berichtete TAP von der Wiedereröffnung des Amal Centre für Schulungen, Prävention und Behandlung von Drogensuchterkrankungen in Djebel el Oust. Das Zentrum sei nach acht Jahren und dem Abschluss von Renovierungsarbeiten, auch durch Unterstützung der Zivilgesellschaft, wieder in Betrieb (TAP, 25. Juni 2019).

Die tunesische Vereinigung zur Bekämpfung von sexuell übertragbaren Krankheiten und AIDS (L’Association Tunisienne de Lutte contre les Maladies Sexuellement Transmissibles et le Sida, ATL MST Sida Tunis) informiert auf ihrer Webseite über vier Aufnahmezentren für Personen, die Drogen injizieren, in den Regionen Großraum Tunis, Nabeul, Kasserine und Gafsa. Dort biete ATL MST Sida den Klient·innen unter anderem psychologische, ergotherapeutische und soziale Betreuung an (ATL MST Sida Tunis, ohne Datum).

Es konnten keine Informationen dazu gefunden, ob die oben angeführten Einrichtungen ihre Dienste kostenlos anbieten beziehungsweise welche Kosten für die Inanspruchnahme der Dienste anfallen würden.

Es konnten keine Informationen zu kostenloser psychiatrischer, psychologischer und sozialarbeiterischer Betreuung für Menschen mit schweren Erkrankungen bzw. an Drogensucht erkrankten Personen gefunden werden.

Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 12. September 2022)

·      ATL MTS Sida Tunis - L’Association Tunisienne de Lutte contre les Maladies Sexuellement Transmissibles et le Sida: Axes d’intervention, ohne Datum
https://atltunis.org/axes-dintervention/

·      Derbel, Ines/Ghorbel, Asma/Messadi Akrout, Férièle/Zahaf, Abdelmajid: Opiate withdrawal syndrome in buprenorphine abusers admitted to a rehabilitation center in Tunisia, African Health Sciences, No. 16 (4), Dezember 2016 (verfügbar auf Researchgate.net)
https://www.researchgate.net/profile/Feriele-Messadi-2/publication/314717828_Opiate_withdrawal_syndrome_in_buprenorphine_abusers_admitted_to_a_rehabilitation_center_in_Tunisia/links/5fc4f065299bf104cf959671/Opiate-withdrawal-syndrome-in-buprenorphine-abusers-admitted-to-a-rehabilitation-center-in-Tunisia.pdf

·      Internationale Koordinations- und Informationsstelle für Auslandsreisen von Substitutionspatienten: Substitution und Reisen: Tunesien, 18. Juli 2022
https://indro-online.de/tunesien/

·      IOM – Internationale Organisation für Migration: Länderinformationsblatt Tunesien, 2021
https://milo.bamf.de/OTCS/cs.exe/fetch/2000/702450/698578/704870/23477394/23477395/-/Tunesien_-_Country_Fact_Sheet_2021%2C_deutsch.pdf?nodeid=23477084&vernum=-2

·      IOM – Internationale Organisation für Migration: Tunesien – Medizinische Versorgung [Beantwortete Rückkehrfrage (ZIRF Counselling)], 1. Quartal 2021
https://files.returningfromgermany.de/files/2021-1%20Tunesien%20Medikamente.pdf

·      Nawaat: Tunisia. As Mental Healthcare Needs Increase, Public Services Fail to Keep Up, 26. März 2021
https://nawaat.org/2021/03/26/tunisia-as-mental-healthcare-needs-increase-public-services-fail-to-keep-up/

·      TAP – Agence Tunis Afrique Presse: Amal Centre for Education, Prevention and Treatment of Drug Addiction in Djebel El Oust, reopens, 25. Juni 2019
https://www.tap.info.tn/en/Portal-Society/11580390-amal-centre-for

·      TAP - Agence Tunis Afrique Presse: Health Ministry launches national strategy on prevention of psychoactive substance use, 26. Juni 2021
https://www.tap.info.tn/en/Portal-Society/14141039-health-ministry

·      WHO – World Health Organisation: Mental Health Atlas 2020 Member State Profile Tunisia, 15. April 2020
https://cdn.who.int/media/docs/default-source/mental-health/mental-health-atlas-2020-country-profiles/tun.pdf?sfvrsn=19591d6c_6&download=true


 

Anhang: Quellenbeschreibungen und Informationen aus ausgewählten Quellen

L’Association Tunisienne de Lutte contre les Maladies Sexuellement Transmissibles et le Sida (ATL MTS Sida Tunis) ist eine 1990 gegründete tunesische Vereinigung zur Bekämpfung von sexuell übertragbaren Krankheiten und AIDS mit Sitz in Tunis.

·      ATL MTS Sida Tunis - L’Association Tunisienne de Lutte contre les Maladies Sexuellement Transmissibles et le Sida: Axes d’intervention, ohne Datum
https://atltunis.org/axes-dintervention/

„Les réalisations

En 2014: Mise en place de 4 centres d’accueil pour la prévention CAP [comportements, attitudes et pratiques] destinés aux UDI [usager-es de drogues injectables] dans le cadre du projet ‘Réduction de Risques de transmission du VIH/VHC [virus de l'immunodéficience humaine/virus de l'hépatite C] en Tunisie dans les régions du Grand Tunis, Nabeul, Kasserine et Gafsa’ en partenariat avec DROSOS

En 2016: Création du centre ‘Les Jasmins’; un espace dédié spécialement aux femmes usagères de drogues injectables et leurs enfant situé au centre ville de Tunis.

Services offerts aux UDI:

·        Programme de distribution des kits d’injection,

·        Dépistage communautaire du VIH/VHC,

·        Prise en charge psychologique,

·        Prise en charge ergothérapeutique,

·        Prise en charge sociale,

·        Activités génératrices de revenue AGR et réinsertion socioprofessionnelle,

·        Prise en charge et appui juridique,

·        Prise en charge médicale,

·        Orientation vers l’hébergement.“ (ATL MTS Sida Tunis, ohne Datum)

Ines Derbel, Asma Ghorbel und Férièle Messadi Akrout sind Mitarbeiterinnen der Fakultät für Pharmazie der Universität Monastir. Asma Ghorbel ist weiters Mitarbeiterin des Hygiene-Labors des Hedi Chaker-Spitals und des Forschungslabors Toxikologie und Umwelt RL12SP07. Abdelmajid Zahaf ist Mitarbeiter des Tunesischen Verbands für die Prävention von Drogenkonsum.

·      Derbel, Ines/Ghorbel, Asma/Messadi Akrout, Férièle/Zahaf, Abdelmajid: Opiate withdrawal syndrome in buprenorphine abusers admitted to a rehabilitation center in Tunisia, African Health Sciences, No. 16 (4), Dezember 2016 (verfügbar auf Researchgate.net)
https://www.researchgate.net/profile/Feriele-Messadi-2/publication/314717828_Opiate_withdrawal_syndrome_in_buprenorphine_abusers_admitted_to_a_rehabilitation_center_in_Tunisia/links/5fc4f065299bf104cf959671/Opiate-withdrawal-syndrome-in-buprenorphine-abusers-admitted-to-a-rehabilitation-center-in-Tunisia.pdf

„Even though these numbers are growing from year to year, there are no legal specifications related to substance abuse treatments or opioid substitution therapies. The only residential rehabilitation program available in the country has been provided in a center run by the Tunisian Association for the Prevention of Drug Use ‘ATUPRET’.“ (Derbel et al.; Dezember 2016, S. 1068)

„In Tunisia, substitution treatments do not have a license to be marketed and are not legally available. This draconian approach does not take into account the benefits of the use of such medications on the health care system, especially when it comes to providing efficient treatments for opioid dependence. Besides, it seems that throughout the past years, this approach was not likely to put an end entirely to the diversion and the misuse of buprenorphine. According to a recent report of the WHO Expert Committee on Drug Dependence, despite the problematic increase of the buprenorphine misuse, its risk-benefit balance remains favorable.” (Derbel et al., Dezember 2016, S. 1075)

Die Internationale Koordinations- und Informationsstelle für Auslandsreisen von Substitutionspatient·innen ist eine bei der NGO INDRO e.V. in Münster angesiedelte und vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen (Deutschland) mit Fördermitteln bedachte Informationsstelle für Patient·innen, Angehörige, Mediziner·innen und Drogenhilfeeinrichtungen.

·      Internationale Koordinations- und Informationsstelle für Auslandsreisen von Substitutionspatienten: Substitution und Reisen: Tunesien, 18. Juli 2022
https://indro-online.de/tunesien/

„Tunesien*

Weiterbehandlung mit Substitutionsmitteln: nicht möglich

Einfuhr von Substitutionsmitteln: verboten!

Patienten, die sich in Substitutionsbehandlung befinden, dürfen ihre ärztlich verordneten Substitutionsmittel nicht nach Tunesien einführen (mitnehmen)!” (Internationale Koordinations- und Informationsstelle für Auslandsreisen von Substitutionspatienten, 18. Juli 2022)

Die Internationale Organisation für Migration (IOM) gehört zum System der Vereinten Nationen und ist eine zwischenstaatliche Organisation mit dem Schwerpunkt Migration.

·      IOM – Internationale Organisation für Migration: Länderinformationsblatt Tunesien, 2021
https://milo.bamf.de/OTCS/cs.exe/fetch/2000/702450/698578/704870/23477394/23477395/-/Tunesien_-_Country_Fact_Sheet_2021%2C_deutsch.pdf?nodeid=23477084&vernum=-2

„Laut Verfassung haben alle Bürger/-innen Tunesiens, die einen Ausweis vorlegen können, Zugang zur allgemeinen Gesundheitsversorgung. Der tunesische Gesundheitssektor umfasst sowohl öffentliche als auch private Einrichtungen. Die öffentlichen Einrichtungen umfassen Strukturen in ganz Tunesien, die in drei Leistungsebenen unterteilt sind:

• Erste Ebene: Ziel ist die Förderung der Gesundheit, Vorbeugung und Erstversorgung durch die Zentren der medizinische Grundversorgung (CSSB), die Vermittlungszentren, die Strukturen des Nationalen Amtes für Familie und Bevölkerung (ONFP) und die lokalen Krankenhäuser.

• Zweite Ebene: Ziel ist die Sicherstellung einer fachärztlichen Versorgung durch die Regionalkrankenhäuser.

• Dritte Ebene: Ziel ist die Sicherstellung der medizinischen Versorgung in besonderen Fällen, der wissenschaftlichen Forschung und der universitären Ausbildung durch die der Universität angeschlossenen Krankenhäuser. Arbeitsnehmer/ -innen können Leistungen des Sozial- und Gesundheitssystems in Anspruch nehmen. Parallel dazu gibt es in Tunesien mehrere private Versicherungsunternehmen, die Sie über diesen Link erreichen können: https://www.cga.gov.tn/index.php?id=148&L=0

Die Zugehörigkeit zur CNAM ermöglicht den Bürgern/-innen den Zugang zu allen Gesundheitsleistungen, ob öffentlich oder privat. Für diejenigen, die bei der CNAM registriert sind, wird der Zugang zu den öffentlichen Gesundheitsdiensten erleichtert, und je nach Art der Mitgliedschaft zahlen sie entweder nur eine Aufnahmegebühr von 4,5 TND (1,2 Euro) oder sie bekommen die Kosten für die Dienstleistungen erstattet. In Privatkliniken übernimmt die CNAM die Kosten für bestimmte Operationen und Behandlungen. Wer keinen Zugang zur CNAM hat, kann gegen eine Gebühr von 10 TND (3 Euro) Gesundheitsleistungen in Anspruch nehmen. Bürger/-innen, die nur über begrenzte Mittel zur Zahlung ihrer Behandlung oder ihres Krankenhausaufenthalts verfügen und vom Sozialministerium identifiziert wurden, können das Hilfsprogramm zur Gesundheitsversorgung ‚Kostenlose medizinische Hilfe‘ (AMG) in Anspruch nehmen. Das AMG kann entweder kostenlose Behandlungen, Krankenhausaufenthalte (AMG1) oder ermäßigte Tarife (AMG2) anbieten. […]

Alle Patienten/-innen, die einen Ausweis besitzen, können in medizinische Einrichtungen aufgenommen werden. Die Patienten/-innen müssen sich, wie oben erwähnt, an die erste Ebene der medizinischen Einrichtungen wenden. Diese Einrichtungen leiten sie je nach Bedarf an eine höhere Versorgungsstufe weiter. Personen, die in der Nähe von Regionalkrankenhäusern (zweite Ebene) wohnen, können sich an diese wenden. Die Notfallstationen sind für alle zugänglich, auch ohne Ausweis. […]

Voraussetzungen: Zugang zum CNAM haben Tunesier/-innen mit einer Arbeitserlaubnis oder einem Beschäftigungsnachweis.“ (IOM, 2021, S. 3)

·      IOM – Internationale Organisation für Migration: Tunesien – Medizinische Versorgung [Beantwortete Rückkehrfrage (ZIRF Counselling)], 1. Quartal 2021
https://files.returningfromgermany.de/files/2021-1%20Tunesien%20Medikamente.pdf

„Die Person kann im psychiatrischen Krankenhaus Razi (öffentliche Gesundheitseinrichtung) in Manouba (Tunis) behandelt werden und kann auch im privaten Sektor von einem/r privaten Psychiater·in behandelt werden. Suchtzentren gibt es in Tunesien leider nicht. Der/die Patient·in kann von einem/r Psychiater·in (öffentlicher oder privater Sektor) behandelt werden.

Kontakte:

·        Razi Krankenhaus: street the Oranges 2010 la Manouba, Tunis

·        Private Psychiater·innen: Der Kontakt zu den Ärzten/Ärztinnen hängt von der Adresse des Empfängers/ der Empfängerin ab. Unten ein Link für die Liste der privaten Psychiater·innen, die in Tunis verfügbar sind: https://www.med.tn/medecin/psychiatre/tunis [...]

Die Behandlung und die Medikamente sind von einem staatlichen Krankenversicherungssystem abgedeckt, wenn die Person bereits einen Krankenversicherungsnachweis hatte. Die medizinische Versorgung wird im Razi Krankenhaus erbracht (ermäßigter Preis) und Medikamente werden von der Krankenhausapotheke kostenlos abgegeben (falls vorhanden). Andernfalls muss der/die Patient·in den Gesamtbetrag der medizinischen Kosten (Konsultationen und Medikamente) selbst bezahlen. […]

Es ist kompliziert, sich in das öffentliche Krankenversicherungssystem zu integrieren. Das Versicherungssystem in Tunesien ist an die Beschäftigung/Arbeit gebunden, sprich der individuelle Beitrag wird nicht berücksichtigt, vor allem, wenn der/die Patient·in kein Angestelltenkonto oder ein Selbstverwaltungskonto (für sein eigenes Projekt) hat.“ (IOM, 1. Quartal 2021, S. 1-2)

Nawaat ist eine 2004 gegründete, unabhängige tunesische Nachrichtenplattform.

·      Nawaat: Tunisia. As Mental Healthcare Needs Increase, Public Services Fail to Keep Up, 26. März 2021
https://nawaat.org/2021/03/26/tunisia-as-mental-healthcare-needs-increase-public-services-fail-to-keep-up/

„Razi Hospital is Tunisia’s only public hospital dedicated entirely to mental health, located on the outskirts of Tunis. For Rim Ghachem Attia, head of department at Razi and a professor at the Tunis University Medical Faculty, they do not have enough resources or staff to do their job properly.

‘There is lots that is lacking, lots of medications do not exist, there is a problem between CNAM [the State’s Public Insurance Fund] and the hospital [Razi], or CNAM and the [State’s] Central Pharmacy…the number of staff and doctors is extremely lacking as well,’ Attia told Nawaat/Meshkal.” (Nawaat, 26. März 2021)

Agence Tunis Afrique Presse (TAP) ist die 1961 gegründete nationale Presseagentur Tunesiens.

·      TAP - Agence Tunis Afrique Presse: Health Ministry launches national strategy on prevention of psychoactive substance use, 26. Juni 2021
https://www.tap.info.tn/en/Portal-Society/14141039-health-ministry

„The Health Ministry, on Saturday, announced the launch of the 2021-2025 national strategy for prevention, harm reduction and treatment of psychoactive substances use in Society and in prisons.

A relevant meeting was organised by the Medical University of Tunis, as part of the International Day Against Drug Abuse and Illicit Trafficking.

The strategy was developed by the Ministries of Health and Justice, in cooperation with the United Nations Office on Drugs and Crime in Tunisia, with the participation of relevant national bodies and institutions, representatives of civil society and experts from European countries.

Chair of the technical committee to combat drug abuse and addiction at the Health Ministry Nabil Bensalah told TAP this strategy is based on 6 pillars.

The first provides for promoting health and preventing drug addiction, while the second relates to reducing the harm resulting from drug abuse through awareness of the effects of drugs on the body.

The third pillar is based on treating drug addiction through creating 6 care centres, two of which are already operational at Al Razi Psychiatric and Neurological Hospital in Manouba and at the Hedi Chaker Hospital in Sfax.

The rest of the centres are being created and lack medics paramedics specialised in addiction medicine. […]

Health Minister Faouzi Mehdi, for his part, said there are two approaches to deal with the issue of drug addiction: the security approach, which considers it a crime, and the medical approach, which considers it a chronic disease.

The Ministry is working with the Ministries of Justice, Social Affairs and the Interior to treat addicts as patients, by setting up medical-psycho-social care services.” (TAP, 26. Juni 2021)

·      TAP – Agence Tunis Afrique Presse: Amal Centre for Education, Prevention and Treatment of Drug Addiction in Djebel El Oust, reopens, 25. Juni 2019
https://www.tap.info.tn/en/Portal-Society/11580390-amal-centre-for

„The Amal Centre for Education, Prevention and Treatment of Drug Addiction in Djebel El Oust (Zaghouan), closed for eight years, reopened on Tuesday, in the presence of Prime Minister Youssef Chahed.

The centre is operational again after the completion of restoration works with investments estimated at 350 thousand dinars.

Chahed stated to the press that the reopening of the centre is part of the national strategy to combat drug addiction, specifying that new centres will be opened in Sfax and other regions.

In addition, he paid tribute to the civil society which is endeavouring to support the State's efforts in this field and have contributed to the renovation and equipment of this centre.

Besides, the PM said that it must be recognised that there is a large number of drug addicts in Tunisia, who need to be cared for and treated.” (TAP, 25. Juni 2019)

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist eine Behörde der Vereinten Nationen mit dem Mandat zur Förderung der globalen Gesundheitsagenda.

·      WHO – World Health Organisation: Mental Health Atlas 2020 Member State Profile Tunisia, 15. April 2020

https://cdn.who.int/media/docs/default-source/mental-health/mental-health-atlas-2020-country-profiles/tun.pdf?sfvrsn=19591d6c_6&download=true

 
  Ein Bild, das Tisch enthält.

Automatisch generierte Beschreibung


 

(WHO, 15. April 2020, S. 2)



[1] Institut zur Förderung qualitativer Drogenforschung, akzeptierender Drogenarbeit und rationaler Drogenpolitik (INDRO) e.V., Münster, INDRO e.V.: Impressum, ohne Datum, http://indro-online.de/impressum/

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