Anfragebeantwortung zum Jemen: Informationen zu Muwalladin (Definition, Rechte, Diskriminierung, Rekrutierung im Konflikt, Gewalthandlungen) [a-12137]

3. Mai 2023

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Kurzbeschreibungen zu den in dieser Anfragebeantwortung verwendeten Quellen sowie Ausschnitte mit Informationen aus diesen Quellen finden Sie im Anhang.

Der arabische Begriff Muwalladin[1] (auch: Muwalladeen) werde einem Artikel des arabischen Nachrichtensenders Al Jazeera von 2014 zufolge verwendet, um auszudrücken, dass eine Person nicht „reinen“ jemenitischen Ursprungs sei (Al Jazeera, 5. April 2014; siehe auch Sana’a Center for Strategic Studies, 18. Juli 2022, S. 7). Mehrere Quellen berichten, dass der Begriff Muwalladin im Jemen negativ behaftet sei und sich vor allem auf Personen mit afrikanischen Wurzeln beziehe (Sana’a Center for Strategic Studies, 18. Juli 2022, S. 7, 34-35; Alshaif, 2021; AsA, 2. Juli 2017; Al Jazeera, 5. April 2014). Einem Bericht des Sana’a Center for Strategic Studies vom Juli 2022 zufolge beziehe sich der Begriff auf Jemenit·innen, deren Familien einen historischen Bezug außerhalb des Jemen hätten und in manchen Fällen gemischten Ursprungs seien, also einen jemenitischen Vater oder Großvater und eine nicht-jemenitische Mutter oder Großmutter hätten (Sana’a Center for Strategic Studies, 18. Juli 2022, S. 5; siehe auch Alshaif, 2021). Manchmal würde der Begriff sich auch auf Jemenit·innen beziehen, die im Ausland geboren und aufgewachsen seien (Sana’a Center for Strategic Studies, 18. Juli 2022, S. 7). Einem Artikel der libanesischen Nachrichtenplattform Assafir Al-Arabi (AsA) vom Juli 2017 zufolge würden Jemenit·innen mit einer Mutter afrikanischen Ursprungs als Muwalladin bezeichnet. Die Bezeichnung würde ausdrücken, dass die Identität des Muwallads/der Mawallada „unvollständig“ bzw. „mangelhaft“ sei (AsA, 2. Juli 2017). Dem oben erwähnten Artikel von Al Jazeera zufolge werde der Begriff für Kinder verwendet, die einen Elternteil mit nicht-jemenitischer Nationalität hätten. Der Begriff werde zwar auch für jemenitisch-russische, jemenitisch-vietnamesische oder jemenitisch-ägyptische Kinder verwendet, doch am geläufigsten sei dessen Gebrauch als Bezeichnung für Kinder mit einem afrikanischen oder afrikanisch-stämmigen Elternteil (Al Jazeera, 5 April 2014). Das US-Außenministerium (US Department of State, USDOS) beschreibt den Begriff Muwalladin im März 2022 als Bezeichnung für Bürger·innen mit ausländischen Eltern (USDOS, März 2022, Section 6). In einem Artikel von 2016 beschreibt die libanesische Nachrichtenplattform Raseef22 den Begriff Muwalladin als Bezeichnung für Jemenit·innen, deren Eltern eine ausländische, nicht-jemenitische Staatszugehörigkeit hätten. Die sehr hohe Empfindlichkeit der jemenitischen Gesellschaft gegenüber allem Fremden führe jedoch der Quelle zufolge im schlimmsten Fall so weit, dass eine Person, die einen wie auch immer gearteten nicht-jemenitischen ethnischen Bezug im Familienstammbaum aufweise, als Muwallad/Muwallada angesehen werde (Raseef22, 14. Oktober 2016). Das in London gegründete Medienunternehmen The New Arab erläutert in einem Artikel vom Jänner 2021, dass sich die Bezeichnung Muwalladin insbesondere auf Personen beziehe, deren Väter ursprünglich aus der jemenitischen Hadramawt-Region stammen würden und in den 1940er Jahren nach Ostafrika und Asien ausgewandert seien. Diese Hadramawt-Familien hätten später ihre Kinder zum Zweck des Sprach- und Religionsunterrichts in den Jemen zurückgeschickt. Die Bezeichnung Muwalladin beziehe sich insbesondere auf jene dieser Kinder, die später beschlossen hätten, sich dauerhaft in der Hadramawt-Region niederzulassen. Dabei sei unbedeutend, ob deren Mutter aus der Hadramawt-Region stamme oder keine Araberin sei. Eine solche Familie würde für immer eine Muwallad-Familie bleiben (The New Arab, 26. Jänner 2021).

Dem Sana’a Center for Strategic Studies zufolge gebe es als Folge jemenitischer Migration nach Afrika und Asien eine bedeutende Zahl Jemenit·innen gemischten ethnischen Ursprungs (Sana’a Center for Strategic Studies, 18. Juli 2022, S. 7). Muwalladin mit afrikanischem Bezug würden einen großen Teil der jemenitischen Bevölkerung ausmachen (Sana’a Center for Strategic Studies, 18. Juli 2022, S. 10). Genaue Zahlen seien jedoch nicht verfügbar (Sana’a Center for Strategic Studies, 18. Juli 2022, S. 7; siehe auch AsA, 2. Juli 2017; Raseef, 14. Oktober 2016). AsA gibt im Juli 2017 an, dass die Zahl der Muwalladin sich Schätzungen zufolge auf Zehntausende belaufe und sie mehrheitlich in den größten Städten leben würden (AsA, 2. Juli 2017).

Diskriminierung und Rechte

Aufgrund von Eheschließungen mit Asiat·innen oder Afrikaner·innen würden sich Muwalladin laut The New Arab in der äußerlichen Erscheinung von der restlichen Bevölkerung unterscheiden. Für Muwalladin sei es aufgrund eines allgegenwärtigen gesellschaftlichen Rassismus im Jemen schwierig, von anderen Jemenit·innen angenommen zu werden. Dies betreffe besonders Rückkehrer·innen aus Ost-Afrika. Für Muwalladin seien abfällige Bezeichnungen wie „Sklav·innen“ verwendet worden, was zum Teil immer noch praktiziert werde. Dieser Zugang habe auch in Sprichwörtern und der Volkskultur Eingang gefunden (The New Arab, 26. Jänner 2021; siehe auch ARI, 5. August 2021, S. 4-5). Es bestünden negative Stereotype zu den Muwalladin, etwa dass sie dumm oder geizig seien (The New Arab, 26. Jänner 2021). Muwalladin mit afrikanischem Bezug würden aufgrund rassistischer Einstellungen gegenüber Menschen mit dunklerer Hautfarbe und/oder afrikanischen Wurzeln oft marginalisiert und diskriminiert (Sana’a Center for Strategic Studies, 18. Juli 2022, S. 10; siehe auch AsA, 2. Juli 2017; ARI, 5. August 2021, S. 4-5; Khuyut, 30. August 2020).

Muwalladin seien seit Jahrzehnten das Ziel diskriminierender Praktiken. Bis heute würde ihnen oft die Staatszugehörigkeit nicht zugestanden, sie würden am Arbeitsmarkt diskriminiert, sozial stigmatisiert und hätten manchmal keinen Zugang zu Bildung. Muwalladin im Südjemen, insbesondere in der Stadt Aden, seien einem geringeren Stigmatisierungs- und Diskriminierungsgrad ausgesetzt als anderswo, etwa in der Stadt Sana‘a (Sana’a Center for Strategic Studies, 18. Juli 2022, S. 5).

Oft würden Muwalladin ihre nicht-jemenitischen Wurzeln verheimlichen, um zu verhindern, dass sie stigmatisiert und ausgeschlossen werden (Sana’a Center for Strategic Studies, 18. Juli 2022, S. 5, 7; siehe auch Raseef22, 14. Oktober 2016; Al Jazeera, 5 April 2014). Dies betreffe besonders Muwalladin mit afrikanischen Wurzeln, da Muwalladin mit einem asiatischen, europäischen oder amerikanischen Eltern- oder Großelternteil aufgrund ihrer helleren Hautfarbe oft ein höheres soziales Ansehen genießen würden und weniger Diskriminierung ausgesetzt seien (Sana’a Center for Strategic Studies, 18. Juli 2022, S. 5, 7). Allerdings sei es einer Umfragestudie des Sana’a Center for Strategic Studies[2] zufolge nur jenen Muwalladin möglich, ihre Herkunft zu verbergen, die sich nicht aufgrund ihrer Hautfarbe von anderen Jemenit·innen abheben würden (Sana’a Center for Strategic Studies, 18. Juli 2022, S. 19-21).

Das jemenitische System der sozialen Schichten baue auf Abstammung und Beruf auf. Diese beiden Faktoren würden den sozialen Status einer Person bestimmen. Einen der weiteren bedeutendsten sozialen Identifikatoren würde die Hautfarbe darstellen. Darauf gründe ein großer Teil der Stigmatisierung und Rassifizierung der Muwalladin. Die unterste soziale Schicht im Jemen würden Nachfahren ehemaliger Sklav·innen (AR: abid; DE: Sklav·innen) darstellen sowie Personen, die nicht imstande seien, ihre Abstammung nachzuzeichnen (AR: akhdam; DE: Diener·innen). Die abfälligen arabischen Bezeichnungen abid und akhdam für die beiden Gruppen seien durch den Begriff Muhammaschin (DE, wörtlich: die Randständigen; männlich singular: Muhammasch, weiblich singular: Muhammascha) ersetzt worden. Die Muwalladin würden zu jenen Jemenit·innen gehören, die Nicht-Muhammaschin seien, aber ebenso Diskriminierung und Marginalisierung aufgrund ihrer Hautfarbe und ihrer afrikanischen Abstammung ausgesetzt seien (Sana’a Center for Strategic Studies, 18. Juli 2022, S. 19-21; siehe auch Alshaif, 2021).

 

Der soziale Status der Muwalladin sei im Vergleich zu anderen sozialen Gruppen im Jemen, wie den Muhammaschin, nicht ganz so klar definiert, da die Muwalladin im Vergleich keine so deutlich abgegrenzte Gruppe darstellen würden. Das soziale Ansehen eines Muwallads/einer Muwallada sei etwa, wie oben erwähnt, vom Einwanderungsland der Vorfahren abhängig sowie von der Herkunftsregion, dem sozialen Status, dem Geschlecht und Alter. Ebenso maßgeblich sei die Sicht der übrigen Bevölkerung auf Jemenit·innen gemischten Ursprungs und Jemenit·innen, die im Ausland geboren und aufgewachsen seien (Sana’a Center for Strategic Studies, 18. Juli 2022, S. 7). Auch das Ausmaß der Stigmatisierung und Rassifizierung von Muwalladin hänge von verschiedenen Faktoren ab, darunter der Wohnort, der soziale Status der Familie des Vaters und der Hautfarbe. Die Teilnehmer·innen der Studie des Sana’a Center for Strategic Studies hätten angegeben, dass sie Diskriminierung in der Schule, am Arbeitsmarkt, bei Eheschließungen und beim Erhalt von offiziellen Dokumenten ausgesetzt seien (Sana’a Center for Strategic Studies, 18. Juli 2022, S. 25).

Für Muwalladin sei es laut dem AsA-Artikel von 2017 schwierig, Arbeit in privaten Kleinunternehmen zu erhalten, da diese es vorzögen, Jemenit·innen „reinen“ Ursprungs einzustellen. Manche Muwalladin mit höherer Ausbildung und fortgeschrittenen Englisch-Sprachkenntnissen hätten bessere Jobaussichten als andere in privaten ausländischen Firmen (AsA, 2. Juli 2017). Manche Teilnehmer·innen der Befragungsstudie des Sana’a Center for Strategic Studies hätten angegeben, dass Muwalladin einfacher ihre Arbeitsplätze verlieren würden als andere Jemenit·innen (Sana’a Center for Strategic Studies, 18. Juli 2022, S. 5). Viele hätten angegeben, dass es schwierig sei, Arbeit zu finden und die Interviewten hätten viele Beispiele von Diskriminierung am Arbeitsplatz, sowohl im Nordjemen als auch im Südjemen, genannt (Sana’a Center for Strategic Studies, 18. Juli 2022, S. 23-24).

Muwalladin sei es mit Stand 2017 rechtlich nicht erlaubt, für Wahlen zu kandidieren oder in höheren Positionen zu arbeiten („work in high-ranking positions“). Hierfür sei es notwendig, dass die Kandidat·innen jemenitische Eltern hätten (AsA, 2. Juli 2017).

In Bezug auf Rassismus gegenüber dunkelhäutigen Muhamaschin erläutert die Arab Reform Initiative im August 2021, dass rassistische Stereotype in verbale und in der Folge auch körperlich Angriffe auf dunkelhäutige Menschen resultieren würden, darunter Schläge, Mord, Vergewaltigung, Entziehung von Immobilieneigentum und unbezahlter Arbeitseinsatz. Diese Praktiken würden nicht nur durch die Gesellschaft, sondern auch durch offizielle staatliche Institutionen aufrechterhalten. Die Täter·innen würden unbeschadet davonkommen und in manchen Fällen nicht festgenommen. Der Quelle zufolge liege dies lediglich daran, dass die Opfer dunkelhäutig („black“) seien und als „weniger wert“ sowie rechtlos erachtet würden (ARI, 5. August 2021, S. 4-5). Ein Artikel vom August 2020 der Online-Nachrichtenplattform Khuyut mit Jemen-Fokus beschäftigt sich mit der jemenitischen Gegend Mahawa Al-Safia, wo viele Muhammaschin leben würden. Dem Artikel zufolge seien dunkelhäutige Menschen in der modernen Geschichte des Jemen in vielen Regionen versklavt worden, insbesondere in den westlichen, nordwestlichen und östlichen Regionen. Sie seien aufgrund ihrer Hautfarbe und ihrer einfachen Lebensweise als minderwertig behandelt worden. Khuyut zitiert den jemenitischen Soziologen und Psychosoziologen Muhammad Al-Suhaili der Universität Sana‘a. Ihm zufolge sei Rassismus gegenüber dunkelhäutigen Menschen im Jemen das Produkt einer Kultur, die über Jahrzehnte von der Politik aufrechterhalten worden sei. Um dies zu ermöglichen, habe die Politik diese Gruppe bewusst sozial entmachtet, indem Hasskonzepte verbreitet worden seien, die die Wahrnehmung der Gruppe negativ beeinflusst hätten. Al-Suhaili zufolge zehre die jemenitische Gesellschaft weiterhin von dieser Kultur (Khuyut, 20. August 2020).

Eheschließung

Eheschließungen würden im Jemen sehr stark auf dem sozialen Schichtensystem basieren und die meisten Menschen würden keine Ehepartner·innen mit einem anderen sozialen Status heiraten. Im Hinblick auf Heirat würden Jemenit·innen die Ursprünge und Abstammung der Ehepartner·innen sehr genau prüfen. Die soziale „Klasse” würde eine Rolle spielen und es sei sehr schwierig, eine Person mit niedrigerem sozialem Status als Ehepartner·in anzunehmen, selbst wenn es sich um eine Person „reinen“ jemenitischen Ursprungs handle (AsA, 2. Juli 2017). Teilnehmer·innen der Studie des Sana’a Center for Strategic Studies hätten Eheschließungen als einen Bereich genannt, in dem Muwalladin mit Diskriminierung konfrontiert seien, da es ihnen nicht erlaubt sei, sogenannte „reine“ Jemenit·innen zu ehelichen (Sana’a Center for Strategic Studies, 18. Juli 2022, S. 19-21). Es gebe hierbei jedoch Unterschiede in Bezug auf das Geschlecht. Weiblichen Muwalladin sei es möglich, Männer zu heiraten, die keine Muwalladin seien, während es männlichen Muwalladin nicht möglich sei, Frauen zu heiraten, die keine Muwalladin seien. Die meisten männlichen Muwalladin würden daher eine Ehepartnerin innerhalb der Muwalladin-Gruppe wählen, so die Quelle. Auch im Hinblick auf Heirat würden der Grad und die Art der Diskriminierung von anderen sozialen Markern wie dem Bildungsstatus, dem wirtschaftlichen Status der Familie und dem sozialen Status der Familie des Vaters beeinflusst. Bei Letzterem spiele es etwa eine Rolle, ob der Vater aus einer elitären Familie oder einem bestimmten Stamm komme oder einer Gruppe mit niedrigerem sozialem Status (Sana’a Center for Strategic Studies, 18. Juli 2022, S. 23-24, 34-35).

Manche Familien aus der Hadramawt-Region würden ihren Kindern nicht erlauben, Muwalladin zu ehelichen, so The New Arab (The New Arab, 26. Jänner 2021).

Offizielle Dokumente

Die Teilnehmer·innen der Umfragestudie des Sana’a Center for Strategic Studies hätten angegeben, oft mit Hürden konfrontiert zu sein, wenn es darum gehe, offizielle Dokumente zu erhalten, da sie den Geburtsort des Vaters nachweisen müssten, um Personalausweise und Reisepässe zu erhalten (Sana’a Center for Strategic Studies, 18. Juli 2022, S. 5) Für Muwalladin sei es oft schwierig, das Dokument, welches nachweist, dass der Vater im Jemen geboren wurde, zu erhalten (Sana’a Center for Strategic Studies, 18. Juli 2022, S. 23-24).

AsA erwähnt in seinem Artikel vom Juli 2017 zur systematischen Diskriminierung dunkelhäutiger Menschen im Jemen das Beispiel des jemenitischen Filmregisseurs Abdul Rahman Hussein. Der Regisseur habe es dem Artikel zufolge vermieden, seinen Reisepass selbst zu erneuern, um dem rassistischen Umgang der Behörden zu entgehen (AsA, 2. Juli 2017).

Al Jazeera berichtet 2014, dass Muwalladin oft keine Personalausweise oder Reisepässe erhalten würden, da die Behörden vorgeben würden, dass sie nicht ausreichend belegen könnten, dass sie Jemenit·innen seien, was an deren dunklerer Hautfarbe und an ihrem manchmal gebrochenen Arabisch liege. Dem Artikel zufolge sei am 3. März 2014 ein Dekret von der Behörde für Personenstandsangelegenheiten erlassen worden, demzufolge es strikt verboten ist, Muwalladin, die außerhalb des Jemens geboren sind, Personalausweise auszustellen, insbesondere jenen, die im Horn von Afrika geboren sind und keinen jemenitischen Staatszugehörigkeitsnachweis haben. Von dieser Regelung sind dem Dekret zufolge jene Muwalladin ausgeschlossen, die in den Ländern des arabischen Golfes, Europa und Asien geboren sind, sofern deren Eltern im Jemen geboren wurden (Al Jazeera, 5 April 2014). Dem Bericht des Sana’a Center for Strategic Studies vom Juli 2022 zufolge seien Schwierigkeiten beim Erhalt von Personalausweisen und Reisepässen im Jemen nicht auf Muwalladin beschränkt (Sana’a Center for Strategic Studies, 18. Juli 2022, S. 23-24).

Auswirkungen des Konfliktes

Manche der befragten Muwalladin hätten geschildert, dass sie an Checkpoints aufgefordert worden seien, ihre Ausweise vorzuzeigen, während andere Personen nicht dazu aufgefordert worden seien. Die Muwalladin hätten dies auf ethnisches Profiling zurückgeführt. Dem Bericht des Sana’a Center for Strategic Studies zufolge würden jedoch auch Nicht-Muwalladin an Checkpoints aufgehalten (Sana’a Center for Strategic Studies, 18. Juli 2022, S. 23-24). Laut dem Bericht habe die Kategorisierung von Menschen auf Basis des familiären Hintergrundes seit Ausbruch des Bürgerkrieges im Jemen jedoch zugenommen. Dies basiere insbesondere darauf, dass die Houthis[3] ihre Machtansprüche damit begründen würden, dass sie vom Propheten Mohammed abstammen würden. Abstammung sei daher ein politisches Thema, das die jemenitische Gesellschaft weiterhin definiere. Vor dem Krieg hätten viele Muwalladin versucht, sich in die jemenitische Gesellschaft zu integrieren, während sie jetzt manchmal beschließen würden, das Land zu verlassen (Sana’a Center for Strategic Studies, 18. Juli 2022, S. 9). Viele Befragte der Studie des Sana’a Center for Strategic Studies seien andererseits der Meinung gewesen, dass der Krieg Rassifizierung und Diskriminierung im Jemen nicht verschlimmert habe und alle Jemenit·innen unabhängig vom ethnischen Hintergrund gleichermaßen darunter gelitten hätten. Dieser Standpunkt sei jedoch nicht von allen Befragten geteilt worden. Einem Befragten aus Sana’a zufolge verschärfe der Krieg soziale Kluften und die Unterteilung der Gesellschaft nach sozialen Klassen auf Grundlage des Familienhintergrundes weiter (Sana’a Center for Strategic Studies, 18. Juli 2022, S. 28).

Nachdem die Houthis im Nordjemen an die Macht gelangt seien, seien Sicherheitsrisiken für undokumentierte Muwalladin oder solche, denen es nicht möglich gewesen sei, ihre Dokumente zu erneuern, gestiegen, da sie den Houthi-Behörden gegenüber nicht nachweisen könnten, dass sie Jemenit·innen seien (Sana’a Center for Strategic Studies, 18. Juli 2022, S. 23-24).

Dunkelhäutige Menschen seien dem jemenitischen Soziologen und Psychosoziologen Muhammad Al-Suhaili zufolge seit jeher unter anderem als Erste für Kriege mobilisiert worden (Khuyut, 20. August 2020).

Es konnten im Rahmen der zeitlich begrenzten Recherche keine Informationen zur Rekrutierung von Muwalladin im Jemen-Konflikt gefunden werden. Dies lässt nicht notwendigerweise Rückschlüsse auf die Rekrutierung von Muwalladin im Jemen-Konflikt zu.


 

Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am [Veröffentlichungsdatum])

·      Al Jazeera: Yemen’s ‘Muwaladeen’: The struggle for equal citizenship, 5. April 2014
https://www.aljazeera.com/opinions/2014/4/5/yemens-muwaladeen-the-struggle-for-equal-citizenship

·      Alshaif, Gokh Amin: Black and Yemeni: Myths, Genealogies, and Race; In: Racial Formations in Africa and the Middle East: A Transregional Approach, 2021
https://pomeps.org/black-and-yemeni-myths-genealogies-and-race

·      ARI – Arab Reform Initiative: Anti-Black Racism in Yemen: Manifestations and Responses, 5. August 2021
https://www.arab-reform.net/pdf/?pid=19404&plang=en

·      AsA – Assafir Al-Arabi, Al-Muwwalidun: Jemeniten im Exil und Verbannte im Jemen [«المولدون».. يمنيون في المنفى ومنفيون في اليمن], 2. Juli 2017
https://assafirarabi.com/ar/3340/2014/07/02/%D8%A7%D9%84%D9%85%D9%88%D9%84%D8%AF%D9%88%D9%86-%D9%8A%D9%85%D9%86%D9%8A%D9%88%D9%86-%D9%81%D9%8A-%D8%A7%D9%84%D9%85%D9%86%D9%81%D9%89-%D9%88%D9%85%D9%86%D9%81%D9%8A%D9%88%D9%86-%D9%81/

·      Encyclopedia Britannica: Houthi movement, 20. April 2023
https://www.britannica.com/topic/Houthi-movement

·      Khuyut: Die Mahawi [" المحاوي".. حياة السود في اليمن "ليست مهمة"], 30. August 2020
https://www.khuyut.com/blog/08-29-2020

·      Raseef22: Das Dilemma der Muwaladeen in Kriegszeiten [مأزق "المُولّد" في زمن الحرب], 14. Oktober 2016
https://raseef22.net/article/77187-%D9%85%D8%A3%D8%B2%D9%82-%D8%A7%D9%84%D9%85%D9%8F%D9%88%D9%84%D9%91%D8%AF-%D9%81%D9%8A-%D8%B2%D9%85%D9%86-%D8%A7%D9%84%D8%AD%D8%B1%D8%A8

·      Sana’a Center for Strategic Studies: Muwalladeen in Yemen: Racialization, Stigmatization and Discrimination in Times of War, 18. Juli 2022
https://sanaacenter.org/files/Muwalladeen_in_Yemen_Racialization_Stigmatization_and_Discrimination_in_Times_of_War_en.pdf

·      The New Arab: Neither Yemeni nor foreign: Life as a Muwalladin of Hadramawt, 26. Jänner 2021
https://www.newarab.com/features/negotiating-yemeni-identity-muwalladin-hadramawt

·      USDOS – US Department of State: 2021 Country Reports on Human Rights Practices: Yemen, März 2022
https://www.state.gov/wp-content/uploads/2022/03/313615_YEMEN-2021-HUMAN-RIGHTS-REPORT.pdf


 

Anhang: Quellenbeschreibungen und Informationen aus ausgewählten Quellen

Al Jazeera ist ein in Qatar ansässiger arabischer Nachrichtensender.

·      Al Jazeera: Yemen’s ‘Muwaladeen’: The struggle for equal citizenship, 5. April 2014
https://www.aljazeera.com/opinions/2014/4/5/yemens-muwaladeen-the-struggle-for-equal-citizenship

„Despite the long history of Yemeni traders travelling abroad, immigrating, and forming cross-cultural families, the term ‘Muwalad’ is still used today to describe children born to one parent of another nationality.

The term itself is defined in an Arabic dictionary as ‘an Arab who is not purely Arab.’ While the term applies to children of Yemeni-Russian, Yemeni-Vietnamese, or Yemeni-Egyptian couples, it is most often used for children of an African parent or a parent with African descent. According to an article by activist Hussein Musleh this term is used for humiliation, as a way to remind the person that he/she is not ‘pure’ Yemeni. […]

Yemeni citizens with links to the Horn of Africa often face cultural and legal discrimination on a daily basis in Yemen. Whether it is the name calling they encounter at schools, the obstacles they face when wanting to marry a ‘pure’ Yemeni, or the daily struggles to convince authorities of their ‘Yemeniness’.

If they can, a majority of children and adults hide the fact that one of their parents is from the Horn of Africa because of the ’shame’ or ridicule it could bring them. AT the same time, children from a Russian or Western parent would often boast about their ‘beautifully light’ family. […]

These Muwaladeen are often denied identity cards or passports by officials arguing that they do not have sufficient ‘evidence’ to prove their ‘Yemeniness’ due to their darker skin and sometimes-imperfect Arabic. They are also sometimes looked at as “newcomers” in the country they were born and raised in, and hence treated as such.

Recently, this type of discrimination was legalised. On March 3, 2014 a decree was passed by the Civil Status Authority, which stated:

‘1) It is strictly forbidden to grant identity cards for Muwaladeen born outside Yemen, especially to those born in the Horn of Africa, who do not have proof of Yemeni nationality. 2) Excluded from this, are Muwaladeen born in the Gulf countries, Europe and Asia, provided that their parents are born in Yemen…’

While it goes without saying that proof of citizenship should in fact be a requirement to obtain an identification card, the mere fact that the decree differentiates between people from the Horn of Africa and others, illustrates the innate racism in government institutions against ‘black’ people.” (Al Jazeera, 5 April 2014)

Gokh Amin Alshaif ist PHD-Studentin im Fach Geschichte an der University of California.

·      Alshaif, Gokh Amin: Black and Yemeni: Myths, Genealogies, and Race; In: Racial Formations in Africa and the Middle East: A Transregional Approach, 2021
https://pomeps.org/black-and-yemeni-myths-genealogies-and-race

„The Muhamasheen are not the only Black Yemenis or Black people residing in Yemen. The historical links between Africa and Yemen have a long and rich history. […]

Despite this long history, African Yemenis, like other Black Arabs, face systemic racism. The term ‘muwalidin’ refers to any Yemeni of ‘mixed blood’; it is a derogatory term punctuating juridical and popular conventions delineating Yemenis of African parentage as ‘half-cast.’ Officials routinely deny Black Yemenis’ biopolitical presence as well as their ‘Yemeniness.’ A March 2014 Civil Status Authority decree forbade identity cards ‘for muwalidin born outside Yemen, especially to those born in the Horn of Africa, who do not have proof of Yemeni nationality.’ The decree is careful to clarify that non-Black muwalidin, specifically those ‘born in the Gulf countries, Europe and Asia,’ are excluded from this policy. These Black Yemenis face a persistent state and popular antiblackness, common to Black Arabs who continue to be called abid or ‘slaves’ throughout the region.“ (Alshaif, 2021)

Die Arab Reform Initiative (ARI) ist ein 2004 gegründeter Think Tank, zu dem sich Forschungszentren aus zehn arabischen Ländern sowie vier europäische und ein US-amerikanischer Think Tank zusammengeschlossen haben.

·      ARI – Arab Reform Initiative: Anti-Black Racism in Yemen: Manifestations and Responses, 5. August 2021
https://www.arab-reform.net/pdf/?pid=19404&plang=en

„Therefore, the social problem created by society with the black Muhamasheen presents as racist on several levels, all stemming from the same underlying problem: a skin color and race issue.

One of the most prominent manifestations of racism is contempt, and the use of discriminatory words such as servant, bald, dirty, or cowards, not only against the marginalized group but also against people of color in general. This promotes bullying everywhere, including in schools, and denies people of color a normal life. Children are often subjected to such racist behavior in schools and tend to drop out. Since the educational environment has become hostile to them, the cycle is repeated and whole generations continue to form a community of Muhamasheen who lack adequate education in a process which perpetuates seclusion, isolation, and marginalization.

Yemen's pop culture is filled with expressions and texts embodying racist stereotypes against black Muhamasheen, going so far as to affect popular imagination; some even believe that they ‘eat their dead.’ This leads to a shift from verbal attacks to physical actions. Racist behavior translates into physical violence against blacks such as beatings, murder, rape, and deprivation of property ownership, as well as unpaid service at weddings and in homes, cleaning, and sanitation-related jobs. These practices are exercised not only by society but also by official state institutions. The perpetrators get away scot-free and are not even arrested at times, simply because the victim is black and is considered ‘less than’ and unworthy of their rights.“ (ARI, 5. August 2021, S. 4-5)

Das Sana'a Center for Strategic Studies ist ein unabhängiger Think-Tank, der den Wandel durch Wissensproduktion mit Schwerpunkt Jemen und die umliegende Region fördern will.

·      Sana’a Center for Strategic Studies: Muwalladeen in Yemen: Racialization, Stigmatization and Discrimination in Times of War, 18. Juli 2022
https://sanaacenter.org/files/Muwalladeen_in_Yemen_Racialization_Stigmatization_and_Discrimination_in_Times_of_War_en.pdf

„The term Muwalladeen (m. sing. Muwallad; f. sing. Muwallada) refers to Yemenis whose families have historical links outside of Yemen, and who are in some cases of mixed origins (with a Yemeni father or grandfather and a non-Yemeni mother or grandmother). The term is often used in a derogatory way, and Muwalladeen have been the target of discriminatory practices for decades. They were, and still are, often denied citizenship rights, discriminated against in the labor market, socially stigmatized and sometimes lack access to education. Muwalladeen often deny their non-Yemeni roots in order to avoid stigmatization and exclusion. This is particularly so for those whose families have links with Africa; Muwalladeen of mixed Yemeni-African descent are more racialized than Muwalladeen of other backgrounds, such as those whose families have historical links with Asia or Europe.

This report examines the experiences and perceptions of stigmatization, discrimination and racialization of Muwalladeen of Yemeni-African descent, with particular attention to social, economic and security concerns in contemporary war-torn Yemen. The research comprises a desk study, interviews with key experts and 36 interviews with male and female Muwalladeen in Sana’a, Aden and Hadramawt. Additionally, two interviews were carried out with Muwalladeen based outside Yemen and a focus group was held with six male Yemenis of Somali descent in Amman, Jordan.

The study findings show that most Muwalladeen experience racialization and stigmatization at school and work, and in society more broadly. Yet, there are important differences between regions, with Muwalladeen in southern Yemen, particularly in Aden, being less stigmatized and discriminated against than those elsewhere, such as in Sana’a. Interestingly, many interviewees were of the opinion that the war has not exacerbated racialization and discrimination, arguing instead that all Yemenis have suffered from the war regardless of their (ethnic) background.

Yet, under the surface of this general statement, many interviewees shared experiences of discrimination, in the past and in the present. They often face obstacles obtaining legal documents because they must provide proof of their father’s birthplace in order to obtain identity cards and passports. Some interviewees mentioned that Muwalladeen lose their jobs more easily than other Yemenis. With regard to gender, interviewees stated that male Muwalladeen face greater discrimination because they are more active in the public domain, yet women also spoke about the difficulties of having to take up paid work due to the deteriorating economic situation and shared their experiences of racism. Leaving Yemen was regarded as a way to improve one’s life by both men and women.“ (Sana’a Center for Strategic Studies, 18. Juli 2022, S. 5)

„This report presents the findings of a qualitative study about so-called Muwalladeen of African descent in Yemen. Muwallad (m. sing.), Muwallada (f. sing.), and Muwalladeen (pl.) are terms used to describe Yemenis of mixed descent, and they sometimes also refer to Yemenis who were born and raised abroad. As a result of Yemeni emigration to Africa and Asia over centuries, a considerable group of Yemenis is of mixed descent, though no exact figures are available. The terms Muwallad and Muwalladeen in Yemen are most commonly associated with Africa, and they are often used to refer to Yemenis with African ancestors in a derogatory manner. As a result, many people of mixed descent try to hide their background in order to avoid stigmatization and exclusion. This is particularly so for those of mixed Yemeni-African descent; Muwalladeen who have an Asian, European, American (grand)parent are often valued higher socially and are less discriminated against because of their lighter skin. Muwalladeen have been the target of discriminatory practices for decades because they are not considered ‘pure Yemenis’. This affects, among other things, their citizenship rights, access to education and the labor market, and social integration. Yet, the social position of Muwalladeen is not as straightforward, compared to, for instance, Muhamasheen (literally, the Marginalized) and other groups in Yemeni society, as Muwalladeen do not constitute a group with as well-defined boundaries. The social status of Muwalladeen depends on factors including the country of migration of their forefathers, region of origin, social status, gender and age, who considers him or herself a Muwallad, and how people of mixed descent – as well as Yemenis who were born and brought up abroad and are not necessarily of mixed descent – are categorized by others.” (Sana’a Center for Strategic Studies, 18. Juli 2022, S. 7)

„Since the start of the civil war in Yemen, labeling on the basis of one’s family background has increased, which is mainly a result of the fact that the Houthis make their claim to power based on lineage to the family of the Prophet Mohammed. Thus, lineage is a political issue that continues to define Yemeni society. While many Muwalladeen tried to integrate into Yemeni society prior to the war, now they sometimes choose to leave the country. Yemenis of African descent have, for example, fled to Djibouti and Jordan. Yet, in these host countries, they also often feel marginalized and discriminated against, as they may not be considered Yemenis by fellow Yemeni citizens or host communities. However, while discrimination against Muwalladeen continues, some of them are reclaiming their identities.” (Sana’a Center for Strategic Studies, 18. Juli 2022, S. 9)

„In view of the limited time available to collect and analyze the data, and the large group of Muwalladeen of different ethnic backgrounds (such as Asian, African and European), a decision was made to focus on Muwalladeen of African descent. Yemenis migrated to Somalia, Ethiopia, Eritrea, Kenya, Sudan, and other countries in East Africa, and returned in large numbers after the independence of these countries and the establishment of the Yemen Arab Republic (North Yemen) and the People’s Democratic Republic of Yemen (South Yemen). They constitute a large segment of the Yemeni population but are often marginalized and discriminated against because of racist attitudes against people with a darker skin color and/or those of African descent. […] This qualitative study mainly consisted of in-depth interviews with Muwalladeen of Yemeni-African descent, which were carried out face-to-face or remotely via phone, Skype or Zoom. […]

In order to study a variety of experiences, interviewees included 18 men and 18 women, ranging in age from 20 to 74 years old, and people living in three parts of the country, namely Sana’a (21), Aden (10) and Hadramawt (5). In addition, two interviews were done abroad: one with a Muwallad in Egypt and one with a Muwallada living in the Netherlands.“ (Sana’a Center for Strategic Studies, 18. Juli 2022, S. 10)

Discrimination and stigmatization of Muwalladeen is mainly a result of Yemen’s system of social stratification, in which ancestry and one’s occupation are used to determine one’s social status. Traditionally those who claim descent from the Prophet Mohammed (the so-called sada) were at the top of the social hierarchy, followed by judges (quda), tribesmen (qaba’il) and craftsmen (mazayyinah). At the bottom were those considered to be descendents of former slaves (abid) and individuals who cannot trace their lineage (akhdam). The terms abid and akhdam are derogatory, respectively meaning ‘slaves’ and ‘servants’, and therefore have been replaced by the term Muhamasheen (m. sing. Muhamash, f. sing. Muhamasha), which means ‘the marginalized’. […]

Notwithstanding these changes, traditional structures still affect the population. In addition to lineage and occupation, one of the most important markers of identification is skin color, and this is upon which much of the stigmatization and racialization of Muwalladeen is based. […] Muwalladeen are part of those ‘other non-Muhamash’ Yemenis, who are also discriminated against and marginalized because of their skin color and African ancestry. For some Muwalladeen, this is also a reason to hide their mixed origins, yet this is only possible for those who do not stand out because of their skin color. This was apparent among many interviewees. […]

Marriages were mentioned as one of the ways in which Muwalladeen are discriminated against because they are excluded from marrying so-called ‘pure’ Yemenis. Marriage formation in Yemen is still strongly based on the system of social stratification, and most people do not marry outside their social status groups.” (Sana’a Center for Strategic Studies, 18. Juli 2022, S. 19-21)

This story is a good example of the custom according to which Muwalladat may marry non-Muwalladeen men, while male Muwalladeen are unable to marry women who are not of mixed origins. As a result, most Muwalladeen marry with other Muwalladeen. The level and type of discrimination Muwalladeen face can be influenced by social markers such as one’s level of education, social status of the father’s family (whether he is from an elite family, a tribal family or from a lower social status group), and the economic status of the family. Some well-known business families have African roots. A young man from Hadramawt told us that the fact that his father comes from a well-respected tribe has helped him a lot in life, as he had been able to continue his education and was now even studying abroad; yet, he remained afraid that he would not be accepted when proposing marriage because of his dark skin color. […]

Other interviewees referred to difficulties they encountered dealing with legal issues, such as obtaining an identity card or a passport. In order to obtain an identity card or a passport, one needs a document that proves one’s father was born in Yemen, and that is often difficult for Muwalladeen. […]

Some people also said that they had been asked to show their IDs at checkpoints while other passengers had not, and they attributed this to being racially profiled as Muwalladeen. […]

Difficulties in obtaining passports and identity cards in Yemen, and being stopped at checkpoints, are not limited to Muwalladeen. Many Yemenis who are not of mixed descent have such experiences. The war has severely hampered the mobility of Yemenis, both within Yemen and across borders. The number of checkpoints has increased and travelers are checked multiple times on their journey. Obtaining a passport is, generally speaking, difficult, and only possible in Aden, where the internationally recognized government maintains offices.

Legal hurdles are compounded by the closure of embassies in Yemen, hampering the renewal of passports for African passport holders. This makes it difficult for Muwalladeen to travel abroad, and in doing so, escape the war in Yemen. Mobility inside the country also is linked to having personal documents. After Houthi authorities assumed power in northern Yemen, security risks increased for Muwalladeen without legal documents or who were unable to renew them because they could not prove to the Houthi-run agencies that they were Yemeni.

In addition to legal issues, many Muwalladeen said that securing employment is difficult, and interviewees recounted many instances of discrimination at work, both in northern and southern Yemen.” (Sana’a Center for Strategic Studies, 18. Juli 2022, S. 23-24)

The extent, however to which Muwalladeen were and still are stigmatized and racialized depends on a variety of factors, such as where they live, the social status background of their father’s family and their skin color. Interviewees reported facing discrimination at school, in the labor market, in marriage formation and in obtaining legal documents.” (Sana’a Center for Strategic Studies, 18. Juli 2022, S. 25)

As mentioned previously, Yemeni society historically had a strong system of social stratification based on genealogy and the work someone did. During the current conflict, the Houthis’ claim to power in northern Yemen is partly based on genealogy, and the renewed emphasis on family background has had an impact on Yemeni society. Thus, it would reason that Muwalladeen would experience additional discrimination as a result. Interestingly, the dominant viewpoint among interviewees was that the suffering of Muwalladeen as a result of the war is the same as that of other Yemenis. The war was seen as an equalizing force. […]

This view was not shared by everyone. A 25-year-old man in Sana’a was of the opinion that the war was deepening social rifts and dividing society into social classes based on family background.” (Sana’a Center for Strategic Studies, 18. Juli 2022, S. 28)

Regardless of whether they had been brought up with positive or negative attitudes toward their Muwallad backgrounds, many interviewees shared that they experienced discrimination and racism at school and in the labor market, noting difficulties finding jobs because of their family background. Most of the interviewees in the study came from lower socioeconomic classes, but some, and in particular those from Hadramawt, were better off. The latter emphasized that their Muwallad background had been positive because they had had access to higher education, learned several languages and were able to work in companies or other professions. However, they did confirm that the term Muwallad in general had a negative connotation and was often used as a term of abuse.

One of the most important domains in which Muwalladeen reportedly experienced discrimination was in legal issues. Their access to citizenship was sometimes severely hampered by the fact that they had to show a birth certificate for their father or themselves (in the case of people born abroad). As a result, obtaining an ID card or passport was difficult, and this could affect many other parts of life, such as aspirations for migration abroad. Another important domain in which discrimination was reportedly common was marriages. Muwalladeen are in many cases not able to marry non-Muwalladeen, and this applies particularly to male Muwalladeen.

With regard to gender, the general view was that male Muwalladeen encountered more racism because they were more active in the public domain. Yet, female Muwalladeen (Muwalladat) also shared experiences of discrimination, in particular when working outside of the house.” (Sana’a Center for Strategic Studies, 18. Juli 2022, S. 34-35)

The New Arab (Al Araby Al Jadeed) ist ein 2014 in London gegründetes Medienunternehmen.

·      The New Arab: Neither Yemeni nor foreign: Life as a Muwalladin of Hadramawt, 26. Jänner 2021
https://www.newarab.com/features/negotiating-yemeni-identity-muwalladin-hadramawt

„Another large wave of Hadrami migration occurred in the early 1940s, during the Second World War, when southern Yemen was composed of separate sultanates and sheikhdoms. Hadramawt suffered a catastrophic famine that killed nearly 35,000 people, a considerable percentage of the population. The combination of drought and global disruption of remittances pushed many Hadrami families to travel to East Africa and Asia in pursuit of livelihood.

From the diaspora, some Hadrami families sent their children back to Yemen to study language and religion, and some of these children stayed in Hadramawt to live permanently. This group in particular is called Muwalladin, those born abroad to a Hadrami father, regardless of whether their mother was Hadrami or non-Arab. A family remains muwallad forever.

While Hadramis had maintained their culture to a large extent in exile, they also returned to Hadramawt with traditions from East Africa and Asia. The continuous migration and return of these generations has led to groups within society that have distinct accents, food, clothes and wedding traditions. Intermarriage with Asians or Africans distinguished returnees from the rest of the population in appearance.

For this reason, Muwalladin struggle to be accepted amongst other Yemenis, especially in the case of East African returnees, due to pervasive racism within society. They were and still sometimes are called ‘slaves’ and ‘sons of negroes.’ This attitude also spread into proverbs and folk culture. Muwalladin are known as dumb, stingy and overly liberal. Some Hadrami families refuse to allow their children to marry Muwalladin. Other Muwalladin are belittled by their neighbours.” (The New Arab, 26. Jänner 2021)

Das US Department of State (USDOS) ist das US-amerikanische Außenministerium.

·      USDOS – US Department of State: 2021 Country Reports on Human Rights Practices: Yemen, März 2022
https://www.state.gov/wp-content/uploads/2022/03/313615_YEMEN-2021-HUMAN-RIGHTS-REPORT.pdf

„Although racial discrimination is illegal, some groups, such as the muhamasheen community and the muwaladeen (citizens born to foreign parents), faced social and institutional discrimination based on race, ethnicity, and social status.” (USDOS, März 2022, Section 6)

 



[1] Muwalladin ist die Pluralform von Muwallad (männlich singular) und Muwallada (weiblich singular) (Anmerkung ACCORD).

[2] Für die qualitative Studie wurden dem Bericht zufolge 36 Muwalladin jemenitisch-afrikanischen Ursprungs, darunter 18 Frauen und 18 Männer im Alter von 20 bis 74 Jahren in den Städten San’a und Aden sowie der Region Hadramawt interviewt und ExpertInnen befragt. Zwei weitere Interviews seien mit Muwalladin geführt worden, die außerhalb des Jemens leben. Überdies habe eine Fokusgruppe mit sechs männlichen JemenitInnen somalischen Ursprungs in der Stadt Amman in Jordanien stattgefunden (Sana’a Center for Strategic Studies, 18. Juli 2022, S. 5, 10).

[3] Die Houthi-Bewegung ist eine militante Bewegung im Nordjemen, die ursprünglich von Hussein Badr al-Din al-Houthi, einem jemenitischen Politiker und Anhänger des schiitisch-islamischen Zweigs der Zaiditen angeführt worden sei. Die Bewegung führt seit 2004 mit Unterbrechungen eine bewaffnete Rebellion gegen die international anerkannte Regierung des Jemen; Encyclopedia Britannica: Houthi movement, 20. April 2023, https://www.britannica.com/topic/Houthi-movement