Anfragebeantwortung zu Angola: Lage von Rückkehrer·innen, Lage von minderjährigen Rückkehrer·innen ohne familiäre Unterstützung (Unterstützung durch Staat, (internationale) NGOs, Aufnahmeeinrichtungen) [a-11956-2]

10. August 2022

Das vorliegende Dokument beruht auf einer zeitlich begrenzten Recherche in öffentlich zugänglichen Dokumenten, die ACCORD derzeit zur Verfügung stehen sowie gegebenenfalls auf Auskünften von Expert·innen und wurde in Übereinstimmung mit den Standards von ACCORD und den Common EU Guidelines for processing Country of Origin Information (COI) erstellt.

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Kurzbeschreibungen zu den in dieser Anfragebeantwortung verwendeten Quellen sowie Ausschnitte mit Informationen aus diesen Quellen finden Sie im Anhang.

Es konnten nur sehr vereinzelt Informationen über die Lage von Rückkehrer·innen und kaum Informationen über die Lage von minderjährigen Rückkehrer·innen gefunden werden. Es konnten keine Informationen über spezielle Unterstützungsprogramme für minderjährige Rückkehrer·innen durch den Staat oder NGOs gefunden werden. Gesucht wurde auf Deutsch, Englisch und Portugiesisch mittels ecoi.net, Factiva und Google nach einer Kombination aus folgenden Suchbegriffen: Angola, Luanda, Unterstützung, Programme, Hilfe, Unterkunft, Staat, Außenministerium, Sozialministerium, Kinder, Minderjährige, Rückkehrer·innen, Rückkehr, Europa, Flüchtlinge, NGOs, obdachlos, Kinderheim, Caritas.

Es wurden per E-Mail lokale NGOs kontaktiert, die vulnerable Kinder und Jugendliche vor Ort unterstützen. Sobald eine Auskunft einlangt, werden ihr Ihnen diese weiterleiten.

Die Internationale Organisation für Migration (IOM) veröffentlicht auf Anfrage aus dem Jahr 2019 folgende Informationen zur Frage, ob eine junge weibliche alleinstehende Frau, die nach Angola zurückkehrt Unterstützung erhalten könne:

Unterbringung Das Ministerium für Sozial-, Familien- und Frauenförderung könnte eine Unterstützung anbieten. Dennoch ist es aufgrund der hohen Anzahl von Fällen / schutzbedürftigen Personen im Land oft nicht in der Lage ausreichende Kapazitäten zu Verfügung zu stellen. Jeden Tag werden dem Ministerium Fälle gemeldet, aber die Reaktionen sind sehr begrenzt. Es gibt einige Zentren, diese sind aber häufig überfüllt.

Weiterbildung/Arbeitsmarkt Es ist leider nicht sehr leicht ein Arbeit zu finden, die stellt das Land vor sehr große Herausforderungen. Eine Arbeitsmarktintegration hängt sehr stark von den individuellen Fähigkeiten und Kenntnissen ab, daher lässt sich ohne ein genaues Hintergrundwissen, darüber schlecht ein Auskunft geben.

Unterstützung In Angola gibt es keine staatliche Unterstützungsmöglichkeiten, weder für Rückkehrende noch für die lokale Bevölkerung.“ (IOM, 3. Quartal 2019)

Es wurde nach weiteren Informationen über Unterstützungsmöglichkeiten für Rückkehrer·innen durch das Ministerium für Soziales, Familien und Frauenförderung gesucht, es konnten jedoch keine gefunden werden.

In Anfragebeantwortungen betreffend der Wohnsituation aus dem Jahr 2021 schreibt IOM, dass Mietpreise je nach Wohnort zwischen 10.000 Kwanza (22,65 Euro[1]) und 150.000 Kwanza (340 Euro) betragen würden und Nebenkosten im Durschnitt zwischen 20.000 Kwanza (45,30 Euro) und 25.000 Kwanza (56,60 Euro) (IOM, 1. Quartal 2021; IOM, 2. Quartal 2021). In der Anfrage vom 1. Quartal fügt IOM hinzu, dass es keine Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung gebe (IOM, 1. Quartal 2021).

Die Sektion Migranten und Flüchtlinge des Vatikans (Migrants-Refugees) schreibt in einem Länderprofil über Angola vom Februar 2022, dass Angola bekannt dafür sei zurückkehrende Flüchtlinge wiederaufzunehmen (Migrants-Refugees, Februar 2022, S. 3). Das Ministerium für auswärtige Angelegenheiten (MIREX) unterstütze die Wiedereingliederung von angolanischen Staatsangehörigen, die nach Hause zurückkehren (Migrants-Refugees, Februar 2022, S. 5). Weitere Informationen zu Unterstützungsprogrammen durch MIREX konnten keine gefunden werden.

Die Bischöfliche Kommission für die Seelsorge für Migranten und Menschen unterwegs (CEPAMI) habe das Migrant and Refugee Protection Network gegründet, das verschiedene zivilgesellschaftliche Organisationen integriere, die an der Förderung der Integration von Migranten und Flüchtlingen in Angola arbeiten. Das Netzwerk biete Hilfe für Opfer von Menschenhandel, unbegleitete Minderjährige und Rückkehrer·innen (Migrants-Refugees, Februar 2022, S. 6). Im CEPAMI-Tätigkeitsbericht von 2021 wird beschrieben, dass das Netzwerk berufsbildende Kurse und Sprachkurse für Flüchtlinge, Rückkehrer·innen und Binnenvertriebene angeboten habe (Migrants-Refugees, 27. April 2022).

Das US Department of State (USDOS) schreibt in seinem Bericht über Menschenhandel im Jahr 2020, dass das National Institute of Children (INAC) Überweisungen von minderjährigen Opfern von Menschenhandel erhalte und in allen 18 Provinzen Unterstützungszentren verwalte. Das Ministerium für Soziales, Familien und Frauenförderung verwalte ein nationales Netzwerk von Frauenhäusern, Beratungsstellen und Kinderzentren, zu denen Opfer von Menschenhandel Zugang hätten. Im Jahr 2020 habe die angolanische Regierung drei Kinder aus Portugal zurückgeholt. Bei der Ankunft seien die Kinder staatlich untergebracht worden und seien schließlich mit ihren Familien zusammengeführt worden. Im Anschluss seien regelmäßige Hausbesuche durchgeführt worden, um sicher zu stellen, dass die Kinder angemessen betreut werden (USDOS, 25. Juni 2020).

Die staatliche angolanische Tageszeitung Jornal de Angelo berichtet im Jänner 2022, dass Angolaner·innen, die aufgrund einer durch Dürre verursachten Hungersnot nach Namibia geflüchtet seien, bei ihrer Rückkehr für sechs Monate in einem Zentrum in Calueque aufgenommen werden würden, bevor sie in ihre Herkunftsgebiete zurückkehren könnten. In dem Zentrum stünden 400 Zelte zur Verfügung und die Rückkehrer·innen würden mit Lebensmitteln und Non-Food-Artikeln versorgt werden. Es würden sich 7.000 angolanische Flüchtlinge in Namibia aufhalten (Jornal de Angola, 6. Jänner 2022).

Zur gleichen Zeit zitiert die staatliche namibische Tageszeitung New Era einen angolanischen Flüchtling, laut dem sich die Situation in Angola verschlechtert habe. Er habe von der angolanischen Regierung keine Unterstützung erhalten und hätte vor, immer wieder nach Namibia zurückkehren (New Era, 27. Jänner 2022).

Die Association for Catholic Information in Africa (ACI Africa) zitiert im März einen Mönch, laut dem die angolanische Regierung es versäumt habe, Klimaflüchtlingen, die freiwillig nach Angola zurückgekehrt seien, eine angemessene Unterkunft zur Verfügung zu stellen. Die Lebensbedingungen in den Lagern seien so schlecht, dass Flüchtlinge gezwungen seien, wieder nach Namibia zurückzukehren (ACI Africa, 6. März 2022).

Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am [Veröffentlichungsdatum])

·      ACI Africa – Association for Catholic Information in Africa: Declare “state of emergency” on Drought in Southwest Angola: Catholic Entity to Government, 6. März 2022
https://www.aciafrica.org/news/5378/declare-state-of-emergency-on-drought-in-southwest-angola-catholic-entity-to-government

·      IOM – Internationale Organisation für Migration: Wohnsituation (veröffentlicht von ZIRF – Zentralstelle für Informationsvermittlung zur Rückkehrförderung), 2. Quartal 2021
https://www.returningfromgermany.de/de/zirfsearch/angola/6154418ed65fbc42711d76da/

·      IOM – Internationale Organisation für Migration: Wohnsituation (veröffentlicht von ZIRF – Zentralstelle für Informationsvermittlung zur Rückkehrförderung), 1. Quartal 2021
https://www.returningfromgermany.de/de/zirfsearch/angola/612775fa96271c3decf73f9f/

·      IOM – Internationale Organisation für Migration: Unterstützung (veröffentlicht von ZIRF – Zentralstelle für Informationsvermittlung zur Rückkehrförderung), 3. Quartal 2019
https://www.returningfromgermany.de/de/zirfsearch/angola/5e2966b40d59a20b2404e33a/

·      Jornal de Angola: Angolanische Flüchtlinge in Namibia begannen in die Provinz zurückzukehren [Angolanos refugiados na Namíbia começaram a regressar à província], 6. Jänner 2022
https://www.jornaldeangola.ao/ao/noticias/angolanos-refugiados-na-namibia-comecaram-a-regressar-a-provincia/

·      Migrants-Refugees: Angola: CEPAMI-Tätigkeitsbericht 2021 [Angola: Relatório das actividades da CEPAMI em 2021], 27. April 2022
https://migrants-refugees.va/pt/blog/2022/04/27/actividades-cepami-2021/

·      Migrants-Refugees: Country Profiles, Angola, Februar 2022
https://migrants-refugees.va/it/wp-content/uploads/sites/3/2022/03/2022-CP-Angola.pdf

·      New Era: Repatriated Angolan migrants return, 27. Jänner 2022
https://neweralive.na/posts/repatriated-angolan-migrants-return

·      USDOS – US Department of State: 2020 Trafficking in Persons Report: Angola, 25. Juni 2020
https://www.ecoi.net/de/dokument/2036205.html


 

Anhang: Quellenbeschreibungen und Informationen aus ausgewählten Quellen

Association for Catholic Information in Africa (ACI Africa) ist ein katholisches Medienunternehmen, dass sich auf Nachrichten aus Afrika spezialisiert.

·      ACI Africa – Association for Catholic Information in Africa: Declare “state of emergency” on Drought in Southwest Angola: Catholic Entity to Government, 6. März 2022
https://www.aciafrica.org/news/5378/declare-state-of-emergency-on-drought-in-southwest-angola-catholic-entity-to-government

„In the March 1 interview with ACI Africa [Association for Catholic Information in Africa], Fr. Epalanga bemoaned the government's failure to provide proper shelter for climate refugees who have voluntarily returned to Angola.

‚There are no living conditions in the camps they created to accommodate these Angolan refugees returning from Namibia‘, lamented Fr. Epalanga, adding that the situation has forced the refugees to return to Namibia.“ (ACI Africa, 6. März 2022)

Die Internationale Organisation für Migration (IOM) ist eine auf Migration spezialisierte Organisation der Vereinten Nationen, die auf nationaler und zwischenstaatlicher Ebene operationale Hilfsprogramme für Migranten durchführt.

·      IOM – Internationale Organisation für Migration: Wohnsituation (veröffentlicht von ZIRF – Zentralstelle für Informationsvermittlung zur Rückkehrförderung), 2. Quartal 2021
https://www.returningfromgermany.de/de/zirfsearch/angola/6154418ed65fbc42711d76da/

„Mietpreise: Der Wohnungsmarkt ist jetzt zugänglicher und etwas billiger im Vergleich zu früheren Jahren. Der Mietbetrag hängt von den Gebieten ab, in denen die Person leben möchte, aber die Miete variiert von AOA [angolanische Kwanza]10.000 bis 100.000,00.

Durchschnittliche Nebenkosten: Die Nebenkosten betragen durchschnittlich AOA 20.000,00.“ (IOM, 2. Quartal 2021)

·      IOM – Internationale Organisation für Migration: Wohnsituation (veröffentlicht von ZIRF – Zentralstelle für Informationsvermittlung zur Rückkehrförderung), 1. Quartal 2021
https://www.returningfromgermany.de/de/zirfsearch/angola/612775fa96271c3decf73f9f/

„Mietkosten: Die Mietkosten sind abhängig vom Wohnort, aber allgemein liegen die Mieten zwischen AOA [angolanische Kwanza] 10.000,00 und AOA 150.000,00

Nebenkosten: Die durchschnittlichen Nebenkosten betragen gerundet AOA 25.000,00.

Unterstützungsmöglichkeiten: Ja, es gibt einige Immobilienmakler·innen und einige Webseiten, die helfen können. Dazu muss man vor Ort einfach im Internet suchen.

Finanzielle Unterstützung: Nein, diese Möglichkeit besteht nicht.“ (IOM, 1. Quartal 2021)

Die Sektion Migranten und Flüchtlinge (Migrants-Refugees) ist laut eigenen Angaben ein kleines, aktionsorientiertes Büro des Vatikans, das von Papst Franziskus persönlich geleitet wird, um Migranten und Flüchtlinge zu unterstützen.

·      Migrants-Refugees: Country Profiles, Angola, Februar 2022
https://migrants-refugees.va/it/wp-content/uploads/sites/3/2022/03/2022-CP-Angola.pdf

„Apart from being known as a country who has welcomed returning refugees, Angola has recently also been a refugee-hosting country.“ (Migrants-Refugees, Februar 2022, S. 3)

„The Ministry of Foreign Affairs (MIREX) provides assistance to Angolan communities abroad and also supports the reintegration of Angolan nationals returning homex.“ (Migrants-Refugees, Februar 2022, S. 5)

„The Episcopal Commission for the Pastoral Care of Migrants and Itinerant People (CEPAMI) is a commission under the Episcopal Conference of Angola and Sao Tome. […] Thanks to the unreserved support of CEPAMI, the Migrant and Refugee Protection Network was established, which integrates different civil society organizations willing to work together to better accompany, serve, defend, and promote the integration of migrants and refugees in Angola, thus expanding the area of their action into the protection of migrants and refugees. […] This Network also provides assistance to victims of human trafficking, unaccompanied minors, and returnees.“ (Migrants-Refugees, Februar 2022, S. 6)

New Era ist eine staatlich getragene Tageszeitung in Namibia.

·      New Era: Repatriated Angolan migrants return, 27. Jänner 2022
https://neweralive.na/posts/repatriated-angolan-migrants-return

„Shinovanhu Sam from Ondjiva, in an interview with New Era, said it is better to sleep under the tree for two or three days with an empty stomach than die of hunger in their country. 

‚Our elders and small children died of hunger; their bodies are being thrown like flies in our country. We will keep coming to struggle in Namibia,‘ he explained as children were crying of starvation in the background.

He said the Angolan government promised to feed them if they return home, but it is not true.

‚The situation in our country is now worse. For as long as I can walk, I will keep sneaking into Namibia,‘ he added. In January, the Angolan government said the migrants would be temporarily housed at a shelter in the Cunene province of Angola until they are dispatched to their respective homes. Some were seen standing in front of retail shops, waiting for someone who needs assistance with lifting or carrying items and pay them with maize meal or any token of appreciation.“ (New Era, 27. Jänner 2022)

Das US Department of State (USDOS) ist das Außenministerium der Vereinigten Staaten.

·      USDOS – US Department of State: 2020 Trafficking in Persons Report: Angola, 25. Juni 2020
https://www.ecoi.net/de/dokument/2036205.html

„The National Institute of Children (INAC) received referrals of child victims and managed child support centers in all 18 provinces that provided food, shelter, basic education, and family reunification for crime victims younger than age 18. The Ministry of Social Action, Family and the Promotion of Women managed a national network of safe houses for women, counseling centers, and children’s centers, which trafficking victims could access.  […] The government also cooperated with the government of Portugal to facilitate the return of three Angolan children to Angola. Upon their arrival, the government placed the children in a shelter while MJHR [Ministry of Justice and Human Rights] and INAC [National Institute of Children] officials assessed the possibility of family reunification, ultimately placing them with their families and carrying out regular home visits to ensure the children received proper care.“ (USDOS, 25. Juni 2020)



[1] Umrechnungen in dieser Anfragebeantwortung wurden mit folgendem Währungsrechner vorgenommen: https://ec.europa.eu/info/funding-tenders/procedures-guidelines-tenders/information-contractors-and-beneficiaries/exchange-rate-inforeuro_de