Anfragebeantwortung zu Pakistan: Informationen zur Lage von paschtunischen Schiit·innen (insbesondere Turi) [a-11784-1]

14. Jänner 2022

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Kurzbeschreibungen zu den in dieser Anfragebeantwortung verwendeten Quellen sowie Ausschnitte mit Informationen aus diesen Quellen finden Sie im Anhang.

Ein Bericht des australischen Department of Foreign Affairs and Trade (DFAT) vom Februar 2019 enthält Informationen speziell zur Lage von Angehörigen der Turi in Pakistan (DFAT, 20. Februar 2019, S. 25-27). Die in den Länderinformationen und Richtlinien für britische Asylbehörden zu schiitischen Muslim·innen des UK Home Office vom Juli 2021 sowie in Anfragebeantwortungen des kanadischen Immigration and Refugee Board (IRB) vom Jänner 2020 und der BFA Staatendokumentation vom November 2019 enthaltenen Informationen zu Turi beziehen sich meist auf den DFAT-Bericht vom Februar 2019 (siehe UK Home Office, Juli 2021; IRB, 15. Jänner 2020; BFA Staatendokumentation, 4. November 2019). Auch in den ACCORD zur Verfügung stehenden Quellen konnten darüber hinaus nur wenige Informationen speziell zu Angehörigen der Turi gefunden werden.

Informationen zur Lage von paschtunischen Schiit·innen (insbesondere Turi)

Zwischen 2008 und 2014 seien Turi dem DFAT-Bericht zufolge erheblicher Gewalt ausgesetzt gewesen. Gruppen wie die TTP (Tehreek-e-Taliban Pakistan) hätten Turi wegen ihres schiitischen Glaubens ins Visier genommen. Mitglieder militanter Gruppen hätten Turi auf Straßen häufig angehalten und sie getötet. Zwischen 2009 und 2014 sei es entlang der Straße zischen Tall (auch Thall, Anmerkung ACCORD) und Parachinar, die die Kurram Agency (seit 2018 Kurram District, Anm. ACCORD) mit Peschawar verbinde, zu einer erheblichen Zunahme von Profiling und gezielten Tötungen gekommen. (DFAT, 20. Februar 2019, S. 25)

2017 sei die Anzahl terroristischer Anschläge mit Todesfolge in der Kurram Agency in bedeutendem Ausmaß gestiegen. DFAT erwähnt drei Anschläge mit über 120 Toten, die Turi in Parachinar zum Ziel gehabt hätten. Militäroperationen hätten die Anzahl und Schwere der Anschläge auf Turi gelindert. Im ersten Viertel des Jahres 2018 habe die Turi-Gemeinschaft über zwei Anschläge berichtet. Schätzungen der Gemeinschaft für das Jahr 2017 seien bei 200 getöteten und 1.000 verletzten Turi gelegen. Es sei DFAT nicht möglich, diese Behauptungen zu verifizieren. Turi hätten im Jahr 2018 über weniger Anschläge auf Straßen berichtet. Während Militäroperationen die Sicherheitslage in Parachinar und Kurram Agency verbessert hätten, sei dadurch auch die Bewegungsfreiheit und der Zugang zu grundlegenden Diensten eingeschränkt worden. Zudem seien durch die Operationen viele Turi vertrieben worden, und einige der Rückkehrer·innen seien mit weitreichender Zerstörung ihres Eigentums und ihrer Felder konfrontiert gewesen (DFAT, 20. Februar 2019, S. 26).

Die pakistanische Zeitung DAWN berichtet, dass im Juli 2020 bei einer Explosion auf dem Turi-Basar in Parachinar 17 Personen verletzt worden seien. Parachinar sei die Hauptstadt des Bezirks Kurram in Khyber Pakhtunkhwa, der als eines der sensibelsten Stammesgebiete gilt, da er an drei afghanische Provinzen grenze. In den vergangenen zehn Jahren sei es dort zu zahlreichen Anschlägen und Entführungen gekommen. Im Jahr 2017 seien bei fünf Anschlägen in Parachinar fast 132 Menschen getötet und 460 weitere verwundet worden. In den Jahren zuvor hätten Mitglieder militanter Gruppen 11 Bombenanschläge verübt, bei denen über 500 Menschen getötet worden seien (DAWN, 23. Juli 2020).

Im Folgenden finden Sie Informationen zur Lage von schiitischen Muslim·innen in Pakistan im Allgemeinen.

Das USDOS erwähnt in seinem Jahresbericht zur Religionsfreiheit (Berichtszeitraum 2020), dass es mehrere Berichte über gezielte Tötungen von schiitischen Muslimen in Khyber Pakhtunkhwa gegeben habe, obwohl es aufgrund der Tatsache, dass Religion und ethnische Zugehörigkeit oft eng miteinander verbunden seien, schwierig gewesen sei, einige Vorfälle als ausschließlich auf die religiöse Identität bezogen zu kategorisieren. Im September 2020 hätten unbekannte Personen zwei prominente Mitglieder der lokalen schiitischen Gemeinschaft im Bezirk Kohat, in der Provinz Khyber Pakhtunkhwa getötet. Dies sei Teil einer landesweiten Zunahme schiitenfeindlicher Aktivitäten im September 2020 gewesen, zu denen auch die Erschießung eines prominenten schiitischen Religionsführers im Distrikt Mandi Bahauddin in Punjab und die Erschießung eines schiitischen Mitarbeiters der National Bank of Pakistan in Islamabad gezählt hätten. Am 11. Oktober 2020 hätten unbekannte Mitglieder militanter Gruppen sechs schiitische Pilger in der Nähe der pakistanisch-iranischen Grenzregion Panjgur in Belutschistan entführt. Die sechs aus Karatschi stammenden Pilger hätten sich auf dem Rückweg von einer Pilgerreise in den Iran befunden. Sie seien zu Jahresende 2020 weiterhin vermisst gewesen. (USDOS, 12. Mai 2021, Section II)

Das USDOS erwähnt zudem Berichte der Zivilgesellschaft laut denen im Jahr 2020 zahlreiche Personen wegen Blasphemie inhaftiert worden seien. Mindestens 35 davon seien zum Tode verurteilt worden. Im Jahr zuvor seien 82 Personen wegen Blasphemie inhaftiert und 29 zum Tode verurteilt worden. Nach Angaben des Center for Social Justice, einer nationalen Nichtregierungsorganisation, seien 2020 mindestens 199 Personen wegen Blasphemie angeklagt worden, ein deutlicher Anstieg gegenüber 2019 und die höchste Zahl von Blasphemiefällen in einem einzigen Jahr in der Geschichte des Landes. Bei den Angeklagten handle es sich überwiegend um Schiit·innen (70 Prozent der Fälle) und Ahmadi-Muslime (20 Prozent der Fälle). Andere NGOs hätten bestätigt, dass die Zahl der Blasphemiefälle im Jahr 2020 zugenommen habe. Die pakistanische Menschenrechtskommission (Human Rights Commission of Pakistan, HRCP), eine nationale NGO, habe sich besorgt über die Zunahme von Blasphemiefällen gegen religiöse Minderheiten, insbesondere die schiitische Gemeinschaft, und über das anhaltende Potenzial für religiös motivierte Gewalt geäußert. Die NGO habe erklärt, dass allein im August 2020 mehr als 40 Fälle gegen religiöse Minderheiten auf der Grundlage der Blasphemiegesetze registriert worden seien (USDOS, 12. Mai 2021, Executive Summary)

Im Dezember 2021 berichtet IPS News, dass die Mehrheit der der Blasphemie-Beschuldigten Muslim·innen seien. Mindestens 1.890 Personen seien laut dem geschäftsführende Direktor des Centre for Social Justice zwischen 1987 und 2021 auf der Grundlage verschiedener Bestimmungen des Blasphemiegesetzes der Blasphemie beschuldigt worden. Im Jahr 2020 sei die höchste Anzahl von Beschuldigten verzeichnet worden. Von den 75 Prozent Muslim·innen, die in diesem Jahr wegen Blasphemie angeklagt worden seien, seien 70 Prozent schiitische Muslim·innen gewesen (IPS, 7. Dezember 2021).

Auch die US Commission on International Religious Freedom (USCIRF) erwähnt, dass Pakistans Blasphemie- und Anti-Ahmadiyya-Gesetze in Kombination mit neuen Medienvorschriften zu „ungeheuerlichen“ Menschenrechtsverletzungen beigetragen und eine allgemeine Atmosphäre der Intoleranz gegenüber religiösen Minderheiten gefördert hätten, die häufig zu Gewalt und Diskriminierung führe. (USCIRF, April 2021, S. 36)

Der Minority Rights Group International (MRG) zufolge würden Schiit·innen von einigen extremistischen sunnitischen Gruppen und Einzelpersonen immer noch als Abtrünnige betrachtet. Infolgedessen seien viele von ihnen regelmäßig Anfeindungen seitens Extremist·innen sowie öffentlichen Aufrufen zur Tötung ausgesetzt (MRG, Juni 2018).

Bewaffnete, religiös motivierte Gruppen hätten im Jahr 2020 weiterhin Anschläge auf schiitische Muslim·innen verübt, so das USDOS. Darunter hätten sich die Gruppen Lashkar-e-Jhangvi (LeJ), Tehreek-e-Taliban Pakistan (TTP) und die einst verbotene anti-schiitische Gruppe Sipah-e-Sahaba Pakistan (SSP), die mit anderen von der Regierung als extremistisch verbotenen Organisationen und mit von den Vereinigten Staaten und anderen Regierungen als terroristische Organisationen eingestuften Gruppen in Verbindung stehe, befunden.

Angaben des South Asia Terrorism Portal (SATP) zufolge sei die Zahl der von bewaffneten Gruppen verübten religiös motivierten Angriffe und Morde jedoch im Vergleich zu den Vorjahren zurückgegangen, was mit einem anhaltenden allgemeinen Rückgang der Terroranschläge einhergegangen sei.

Während des gesamten Jahres 2020 sei es zu vermutlich religiös motivierten Angriffen und Tötungen von schiitischen Muslim·innen, einschließlich ethnischer Hazara, und Ahmadi-Muslime, durch nicht identifizierte Personen gekommen.

Sunnitische Gruppen hätten im September 2020 drei große Kundgebungen in Karatschi abgehalten, bei denen Redner·innen schiitische Muslim·innen vor schlimmen Konsequenzen, einschließlich Enthauptungen, gewarnt hätten, falls sie weiterhin gegen die Gefährten des Propheten Mohammed lästern würden (USDOS, 12. Mai 2021, Executive Summary).

USCIRF zufolge hätten einflussreiche sunnitische islamistische Extremisten und Gruppen über digitale Plattformen und öffentliche Predigten aktiv Hassreden verbreitet und zu Gewalt gegen religiöse Minderheiten aufgehetzt. Solche extremistischen Gruppen hätten schiitische Muslim·innen beschuldigt, das Coronavirus nach Pakistan eingeschleppt zu haben. Sie hätten es - angestachelt durch Behauptungen der Regierung und der Medien, das Virus stamme von Pilgern, die aus dem Iran zurückkehrten - als „Schiiten-Virus“ bezeichnet. Das Versäumnis der Regierung, gegen Hassrede vorzugehen und ein religiöses Einvernehmen zu fördern, habe zur Gewalt beigetragen. Im September 2020, nachdem sunnitische Extremist·innen in Karatschi anti-schiitische Proteste angeführt hätten, habe ein Mob versucht, einen schiitischen Studenten an der Technischen Universität Kohat zu lynchen, während ein anderer Mob einen älteren Mann in Charsadda angegriffen habe (USCIRF, April 2021, S. 37).

Weitere detaillierte Informationen zu antischiitischer Rhetorik und Gewalt seit Ende August 2020 finden sich in einem Artikel der MRG vom Oktober 2020 (siehe MRG, 20. Oktober 2020).

Der USDOS-Bericht enthält ebenfalls weitere Informationen zu einzelnen Vorfällen, von denen Schiit·innen im Jahr 2020 betroffen gewesen seien (siehe USDOS, 12. Mai 2021, Section II).

Ein Länderreport des deutschen Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) vom Mai 2020 enthält weitere allgemeine Informationen zur Lage von Schiit·innen in Pakistan:

·      BAMF – Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Deutschland): Länderreport 24; Pakistan; Lage der Ahmadis und Schiiten sowie Ehrverbrechen im Kontext der islamisch geprägten Strafgesetzgebung, Mai 2020
https://www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE/Behoerde/Informationszentrum/Laenderreporte/2020/laenderreport-24-pakistan.pdf?__blob=publicationFile&v=3

Informationen zur Stammesstruktur der Paschtun·innen bzw. Turi (gegenseitige Unterstützung, Hilfe)

Dem australischen DFAT zufolge seien die Turi ein schiitischer, paschtunischer Stamm mit etwa 500.000 Angehörigen. Turi würden sich im Allgemeinen nicht durch ihr Äußeres von anderen Paschtun·innen unterscheiden, seien aber durch Stammesnamen und -akzente sowie ihren Aufenthaltsort in bekannten Turi-Gebieten identifizierbar. Die meisten Turi würden in Parachinar, der Lower und Upper Kurram Agency, Orakzai, Dera Ismail Khan, Kohat und Hangu leben (DFAT, 20. Februar 2019, S. 25).

DFAT erwähnt in seinem Bericht vom Februar 2019 globale schiitische Turi-Netzwerke und Spendensysteme, die Turi bei einer Umsiedlung in andere Städte in Pakistan helfen könnten. Eine solche Unterstützung basiere oftmals auf einem älteren („senior“) männlichen Turi-Fürsprecher, was den Zugang für ärmere Mitglieder der Gemeinschaft, insbesondere Frauen und Kinder, einschränke. Turi, die die Kurram Agency verlassen würden, würden dazu tendieren, sich in anderen bekannten schiitischen Gebieten anzusiedeln, unabhängig von Sprachbarrieren, insbesondere in Wah Kant, Islamabad, Rawalpindi, Lahore und Karatschi (DFAT, 20. Februar 2019, S. 26). Die Neigung der Turi, in Enklaven mit anderen Turi zu leben, schwäche die gesellschaftliche Diskriminierung ab (DFAT, 20. Februar 2019, S. 27).

Informationen zum Pashtunwali, dem Gewohnheitsrecht der Paschtunen, entnehmen sie bitte den Seiten 30 bis 60 des folgenden Berichts:

·      FRC - FATA Research Center: Das Pashtunwali. Eine Analyse der Lebensweise der Paschtunen. In: BFA Staatendokumentation: AfPak - Grundlagen der Stammes- & Clanstruktur, Juli 2016, S. 30-60
https://www.ecoi.net/en/file/local/1236701/90_1470057716_afgh-stammes-und-clanstruktur-onlineversion-2016-07.pdf

Weitere überwiegend historische Informationen zu den Turi entnehmen Sie bitte folgenden Dokumenten:

·      Khyber Gateway: Tribes of the Kurram, ohne Datum
http://www.khyber.org/pashtotribes/t/turi-t.shtml

·      NPS - Naval Postgraduate School (The Program for Culture & Conflict Studies): Program for Culture and Conflict Studies, Turi Tribe, ohne Datum [laut Dateieigenschaften erstellt am 12. Juli 2016]
https://my.nps.edu/documents/105988371/107571254/Turi+UPDATED.pdf/1da091e5-f9fd-4436-a100-f2e43a32aa21

Möglichkeit der Ansiedlung von Turi in anderen Teilen Pakistans

Wie schon oben erwähnt, würden Turi bei einer Umsiedlung bevorzugt Wah Kant, Islamabad, Rawalpindi, Lahore und Karatschi wählen. Der Einschätzung von DFAT zufolge sei eine Umsiedlung nach Khyber Pakhtunkhwa nicht realistisch, da Turi dort diskriminiert würden, Sicherheitsbedrohungen ausgesetzt seien, keinen angemessenen Zugang zu Dienstleistungen hätten und wahrscheinlich gezwungen wären, Vermögenswerte zu verkaufen. Würden Turi gezwungen nach Khyber Pakhtunkhwa umzusiedeln, würden sie bevorzugen, in bewachten Wohnanlagen („gated communities“) wie der „Defence House Authority“ zu leben, doch auch hier seien sie Sicherheitsrisiken ausgesetzt und würden weiterhin in einer vulnerablen Lage bleiben. Abbottabad gelte innerhalb von Khyber Pakhtunkhwa als etwas sicherer, sei aber nach der Sicherheitseinschätzung des DFAT weiterhin ungeeignet. Nach Einschätzung des DFAT bestehe für Turi ein ähnliches Risiko offizieller Diskriminierung wie für andere Paschtun·innen aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit und kein zusätzliches Risiko offizieller Diskriminierung aufgrund ihrer Religion. Wie oben erwähnt würden Turi dem DFAT zufolge dazu neigen, in Enklaven mit anderen Turi zu leben, was die gesellschaftliche Diskriminierung abschwäche. Außerhalb dieser Gebiete bestehe dem DFAT zufolge ein mäßiges Risiko gesellschaftlicher Diskriminierung aufgrund ihrer schiitischen Religion und der historischen Feindschaft mit dem Stamm der Bangash (DFAT, 20. Februar 2019, S. 27).

Es konnten keine weiteren Informationen zur Möglichkeit der Ansiedlung von Turi in anderen Teilen Pakistans gefunden werden.

Informationen zur Lage von Schiit·innen in Lahore, Islamabad, Karatschi und Hyderabad finden sich in folgender IRB-Anfragebeantwortung vom Dezember 2020, obwohl das IRB darauf hinweist, dass dazu nur spärlich Informationen gefunden werden konnten:

·      IRB – Immigration and Refugee Board of Canada: Pakistan: Differences between Shia [Shi'a, Shi'i] and Sunni Muslims; procedure to convert to Shi'ism; the situation and treatment of Shia Muslims by society and authorities, particularly in major cities (Lahore, Islamabad, Karachi, Hyderabad); state response (2018–November 2020) [PAK200384.E], 4. Dezember 2020
https://www.ecoi.net/de/dokument/2043469.html

Staatlicher und nichtstaatlicher Schutz für Schiit·innen

Bitte beachten Sie zu dieser Fragestellung auch die Informationen zu Blasphemie bzw. Hassrede in dieser Anfragebeantwortung.

Das USDOS erwähnt in seinem Jahresbericht zur Religionsfreiheit (Berichtszetraum 2020), dass der pakistanischen Verfassung zufolge der Staat die legitimen Rechte und Interessen von Minderheiten zu schützen, das Wohlergehen des Volkes ungeachtet des Glaubens zu sichern und konfessionelle Vorurteile zu bekämpfen habe. Die nationale Menschenrechtskommission (National Commission on Human Rights, NCHR), eine unabhängige, von der Regierung finanzierte Behörde, die dem Parlament Bericht erstatte, sei verpflichtet, Petitionen entgegenzunehmen, Untersuchungen durchzuführen und Wiedergutmachung bei Menschenrechtsverletzungen einzufordern. Die NCHR habe zudem den Auftrag, die Umsetzung der Menschenrechte durch die Regierung zu beobachten und Gesetze zu überprüfen und vorzuschlagen. Die NCHR verfüge über quasi-richterliche Befugnisse und könne Fälle zur strafrechtlichen Verfolgung weiterleiten, habe jedoch keine Befugnis Verhaftungen vorzunehmen. Durch eine Verfassungsänderung werde die Zuständigkeit für die Angelegenheiten von Minderheiten, einschließlich religiöser Minderheiten, auf die Provinzen übertragen.

Medienberichten und Quellen der Strafverfolgungsbehörden zufolge hätten die Behörden auf Bundes- und Provinzebene in den Wochen vor und während des islamischen Monats Muharram (der für schiitische Muslime von religiöser Bedeutung sei) im Jahr 2020 erneut die Bewegungsfreiheit und die Aktivitäten von Dutzenden von Geistlichen eingeschränkt, die auf „Liste 4“ des Innenministeriums stünden. Auf dieser Liste befänden sich Einzelpersonen, deren Aktivitäten in der Öffentlichkeit eingeschränkt werden könnten, darunter an religiösen Feiertagen. Berichten der Zivilgesellschaft und der Medien zufolge habe die Regierung die Bewegungsfreiheit und die Aktivitäten dieser Personen eingeschränkt, weil sie dafür bekannt gewesen seien, religiöse Spannungen zu verschärfen.

Die Behörden hätten 2020 zu verschiedenen Zeiten für verstärkte Sicherheitsvorkehrungen für schiitische Gebetsstätten gesorgt. Dies sei unter anderem zu bestimmten religiösen Feiertagen oder als Reaktion auf spezifische Bedrohungen erfolgt. Im August und September 2020 seien im ganzen Land erhöhte Sicherheitsvorkehrungen für die Muharram-Prozessionen der schiitischen Gemeinschaft getroffen worden. In Islamabad waren nach Angaben des stellvertretenden Generalinspekteurs der Polizei bis zu 15.000 Polizisten, Ranger und Angehörige des Grenzkorps im Einsatz (USDOS, 12. Mai 2021, Section II).

Ein im September 2020 veröffentlichter Artikel von The Diplomat behandelt die Rolle des Staates bei den anti-schiitischen Demonstrationen in Karatschi (siehe The Diplomat, 17. September 2020).

Es konnten keine Informationen zum Schutz von Schiit·innen seitens nichtstaatlicher Akteure gefunden werden.

Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 14. Jänner 2022)

·      BAMF – Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Deutschland): Länderreport 24; Pakistan; Lage der Ahmadis und Schiiten sowie Ehrverbrechen im Kontext der islamisch geprägten Strafgesetzgebung, Mai 2020
https://www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE/Behoerde/Informationszentrum/Laenderreporte/2020/laenderreport-24-pakistan.pdf?__blob=publicationFile&v=3

·      BFA Staatendokumentation: Anfragebeantwortung der Staatendokumentation zu Pakistan: Khyber Pakhtunkhwa, Kurram: schiitische Paschtunen, Turi; IDPs, 4. November 2019
https://www.ecoi.net/en/file/local/2020017/PAKI_MR_MIN_Khyber+Pakhtunkhwa%2C+Kurram_schiitische+Paschtunen%2C+Turi%3B+IDPs_2019_11_04_KE.odt

·      DAWN: At least 17 injured in IED blast in Parachinar’s Turi Bazar, 23. Juli 2020
https://www.dawn.com/news/1570710

·      DFAT – Australian Government - Department of Foreign Affairs and Trade: DFAT Country Information Report Pakistan, 20. Februar 2019
https://www.ecoi.net/en/file/local/2004005/country-information-report-pakistan.pdf

·      FRC - FATA Research Center: Das Pashtunwali. Eine Analyse der Lebensweise der Paschtunen. In: BFA Staatendokumentation: AfPak - Grundlagen der Stammes- & Clanstruktur, Juli 2016, S. 30-60
https://www.ecoi.net/en/file/local/1236701/90_1470057716_afgh-stammes-und-clanstruktur-onlineversion-2016-07.pdf

·      IPS News: Time for Public Conversation, Justice after ‘Blasphemy’ killing in Pakistan, say Rights Activists, 7. Dezember 2021
http://www.ipsnews.net/2021/12/time-public-conversation-justice-blasphemy-killing-pakistan-say-rights-activists/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=time-public-conversation-justice-blasphemy-killing-pakistan-say-rights-activists

·      IRB – Immigration and Refugee Board of Canada: Pakistan: Situation and treatment of Shia [Shi'a, Shi'i, Shiite] Muslims, including Hazaras and Turi, particularly in Lahore, Karachi, Islamabad, and Hyderabad; state response to violence against Shias (2017-January 2020) [PAK106393.E], 15. Jänner 2020
https://www.ecoi.net/de/dokument/2025210.html

·      IRB – Immigration and Refugee Board of Canada: Pakistan: Differences between Shia [Shi'a, Shi'i] and Sunni Muslims; procedure to convert to Shi'ism; the situation and treatment of Shia Muslims by society and authorities, particularly in major cities (Lahore, Islamabad, Karachi, Hyderabad); state response (2018–November 2020) [PAK200384.E], 4. Dezember 2020
https://www.ecoi.net/de/dokument/2043469.html

·      Khyber Gateway: Tribes of the Kurram, ohne Datum
http://www.khyber.org/pashtotribes/t/turi-t.shtml

·      MRG - Minority Rights Group International: Pakistan, Shi’a and Hazaras, Profile, Juni 2018
https://minorityrights.org/minorities/shia-and-hazaras/

·      MRG - Minority Rights Group International: Shi’a become latest target of Pakistan’s extremist Islamic factions; murders, hate speech and numerous blasphemy allegation sow seeds of long-term religious tension, 20. Oktober 2020
https://minorityrights.org/2020/10/20/shia-statement/

·      NPS - Naval Postgraduate School (The Program for Culture & Conflict Studies): Program for Culture and Conflict Studies, Turi Tribe, ohne Datum (laut Dateieigenschaften erstellt am 12. Juli 2016)
https://my.nps.edu/documents/105988371/107571254/Turi+UPDATED.pdf/1da091e5-f9fd-4436-a100-f2e43a32aa21

·      The Diplomat: What Role Does the State Play in Pakistan’s Anti-Shia Hysteria?, 17. September 2020
https://thediplomat.com/2020/09/what-role-does-the-state-play-in-pakistans-anti-shia-hysteria/

·      UK Home Office: Country Policy and Information Note Pakistan: Shia Muslims [Version 3.0], Juli 2021
https://www.ecoi.net/en/file/local/2055925/Pakistan-Shia_Muslims-CPIN-v3.0_July_2021_.pdf

·      USCIRF – US Commission on International Religious Freedom: United States Commission on International Religious Freedom 2021 Annual Report; USCIRF – Recommended for Countries of Particular Concern (CPC): Pakistan, April 2021
https://www.ecoi.net/en/file/local/2052981/Pakistan+Chapter+AR2021.pdf

·      USDOS – US Department of State: 2020 Report on International Religious Freedom: Pakistan, 12. Mai 2021
https://www.ecoi.net/de/dokument/2051590.html


 

Anhang: Quellenbeschreibungen und Informationen aus ausgewählten Quellen

DAWN ist eine englischsprachige pakistanische Tageszeitung.

·      DAWN: At least 17 injured in IED blast in Parachinar’s Turi Bazar, 23. Juli 2020
https://www.dawn.com/news/1570710

At least 17 people, including a child, were injured in an explosion in Parachinar’s Turi Bazaar on Thursday, health authorities and police officials said. […]

Parachinar is the capital of Khyber Pakhtunkhwa's Kurram district, which is considered one of the most sensitive tribal areas as it borders three Afghanistan provinces. It has witnessed scores of attacks and kidnapping for ransom incidents during the last decade.

In 2017, nearly 132 people were killed and 460 others wounded in five militant attacks in Parachinar. In previous years, militants had carried out 11 bomb attacks that left over 500 dead.” (DAWN, 23. Juli 2020)

DFAT ist das australische Ministerium für äußere Angelegenheiten und Handel.

·      DFAT – Australian Government - Department of Foreign Affairs and Trade: DFAT Country Information Report Pakistan, 20. Februar 2019
https://www.ecoi.net/en/file/local/2004005/country-information-report-pakistan.pdf

„Between 2008 and 2014, Turis faced significant violence. Groups such as the TTP targeted Turis for their Shi’a faith (see Shi’a). Militants frequently stopped and killed Turis travelling on roads. A significant spike in profiling and targeted killings occurred between 2009 and 2014 along the Tall-Parachinar road, which links Kurram Agency and Peshawar.“ (DFAT, 20. Februar 2019, S. 25)

„The Turi tribe is a Shi’a Pashtun tribe of around 500,000 people. Turis are not generally distinguishable from other Pashtuns by appearance, but are identifiable by tribal names, accents, and residency in known Turi areas. Most Turis live in Parachinar, lower and upper Kurram Agency, Orakzai, DI Khan, Kohat, and Hangu.“ (DFAT, 20. Februar 2019, S. 25)

„Notwithstanding these difficulties, global Turi Shi’a networks and donation systems can assist Turis to relocate to other cities in Pakistan. Such support often relies on a senior male Turi advocate, limiting access for poorer members of the community, especially women and children. Turis leaving Kurram Agency tend to relocate to other known Shi’a areas, irrespective of language barriers, notably Wah Kant, Islamabad, Rawalpindi, Lahore and Karachi.“ (DFAT, 20. Februar 2019, S. 26)

„Deaths from terrorist attacks in Kurram Agency significantly increased in 2017. DFAT is aware of three attacks targeting Turis in Parachinar during the first six months of 2017, on the grounds of their Shi’a faith (see Shi’a): on 21 January 2017, militants detonated a remote-controlled improvised explosive device in a marketplace in Parachinar; on 31 March 2017 a suicide bomber attacked an imambargah in Parachinar; and on 24 June 2017 two devices detonated in a market in Parachinar. The three attacks killed more than 120 people. However, operations Zarb-e-Azb, Radd ul Fasaad and associated counter-terrorism activities (see Security OperationsSecurity OperationsSecurity Operations Security OperationsSecurity Operations Security OperationsSecurity Operations Security Operations Security OperationsSecurity Operations) significantly decreased the number and severity of attacks on Turis. In the first quarter of 2018, the Turi community reported two attacks, including one involving an improvised explosive device that targeted women and children. This compares to community estimates that 200 Turis were killed and 1000 injured in 2017. DFAT is unable to verify these claims. Turis reported significantly fewer road attacks in 2018, as military operations have forced militants into the mountains. This has restored confidence within the community for individuals (although not large groups) to travel on the Tall-Parachinar road, although only between dawn and dusk. While military operations have improved the security situation in Parachinar and Kurram Agency, they have also restricted freedom of movement and limited the community’s access to essential services and trade opportunities. Military operations have also displaced many Turis, and some of the many who have since returned to their homes have faced extensive damage to property and crops.“ (DFAT, 20. Februar 2019, S. 26)

„DFAT assesses that Turis a face similar risk of official discrimination as other Pashtuns based on ethnicity […], and no additional risk of official discriminatin based on their religion […]. Turis tend to live in enclaves with other Turis, mitigating societal discrimination. Outside these areas, Turis face a moderate risk of societal discrimination based on their Shi’a religion […] and historical animosity with the Bangash tribe.“ (DFAT, 20. Februar 2019, S. 27)

„Preferred relocation options for Turis are Wah Kant, Islamabad, Rawalpindi, Lahore and Karachi. Turis leaving Kurram Agency tend to relocate to other known Shi’a areas, irrespective of the language barriers they may face. Relocation to Khyber Pakhtunkhwa is not viable, as Turis are discriminated against, face security threats, do not have adequate access to services, and would likely be forced to sell assets. If forced to move to Khyber Pakhtunkhwa, Turis prefer to live in gated communities such as the Defence House Authority, however they will face security concerns and remain vulnerable. Abbottabad is considered slightly more secure within Khyber Pakhtunkhwa, but remains unsuitable from a risk perspective. DFAT assesses that Turis a face similar risk of official discrimination as other Pashtuns based on ethnicity (see Pashtuns), and no additional risk of official discriminatin based on their religion (see Shi’a). Turis tend to live in enclaves with other Turis, mitigating societal discrimination. Outside these areas, Turis face a moderate risk of societal discrimination based on their Shi’a religion (see Shi’a) and historical animosity with the Bangash tribe.“ (DFAT, 20. Februar 2019, S. 27)

IPS News ist eine ist eine weltweit agierende Non-Profit- und Nicht-Regierungsorganisation mit Fokus auf Entwicklungsarbeit, Globalisierung, Menschenrechte und Umweltthemen.

·      IPS - Inter Press Service – News Agency: Time for Public Conversation, Justice after ‘Blasphemy’ killing in Pakistan, say Rights Activists, 7. Dezember 2021
http://www.ipsnews.net/2021/12/time-public-conversation-justice-blasphemy-killing-pakistan-say-rights-activists/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=time-public-conversation-justice-blasphemy-killing-pakistan-say-rights-activists

„Statistics also point that one does not have to belong to a religious minority to be accused of blasphemy and face vigilante violence. The majority of the accused are Muslims. At least 1,890 persons have been accused of committing blasphemy, under various clauses of the blasphemy law, from 1987 to 2021, said Jacob [Peter Jacob, executive director of Centre for Social Justice], who has been collecting data for the last 30 years, adding: ‚The year 2020 saw the highest number of accused.‘ Of the 75% Muslims accused this year, 70% belonged to the Shia sect, he said, and 20% belonged to the Ahmadi community, 5% were Sunni, 3.5% were Christians and 1% Hindus. Religions of 0.5% could not be ascertained, Jacob told IPS over the phone from Lahore.“ (IPS, 7. Dezember 2021)

Minority Rights Group International (MRG) ist eine in London ansässige internationale NGO, die sich mittels weltweiter Kampagnen, Prozessführung und Publikationen für benachteiligte Minderheiten und indigene Völker einsetzt.

·      MRG - Minority Rights Group International: Pakistan, Shi’a and Hazaras, Profile, Juni 2018
https://minorityrights.org/minorities/shia-and-hazaras/

„Shi’a account for approximately 10–15 per cent of the Muslim population of Pakistan. They include a number of different ethnic groups and can be found throughout the country. Pakistani Shi’a are represented in all walks of life, but in many cases have succeeded in playing prominent roles in Pakistan’s cultural sphere and attaining influential, high-profile positions. Though as Muslims they are free from certain restrictions affecting other religious groups, Shi’a are still regarded as apostates by some extremist Sunni groups and individuals. As a result, many face regular hostility from extremists and public calls for members to be killed.“ (MRG, Juni 2018)

USCIRF ist eine staatliche Einrichtung der Vereinigten Staaten zur Beobachtung des Zustands der Meinungs- und Gewissens-, sowie der Religions- und Glaubensfreiheit im Ausland.

·      USCIRF – US Commission on International Religious Freedom: United States Commission on International Religious Freedom 2021 Annual Report; USCIRF – Recommended for Countries of Particular Concern (CPC): Pakistan, April 2021
https://www.ecoi.net/en/file/local/2052981/Pakistan+Chapter+AR2021.pdf

„Pakistan’s religiously discriminatory legislation, such as the blasphemy and anti-Ahmadiyya laws, used in combination with new media rules, contributed to egregious human rights abuses and fostered an overall atmosphere of intolerance for religious minorities that often leads to violence and discrimination. In August alone, over 40 blasphemy First Incident Reports (FIRs) were registered, mostly targeting the Shi’a minority during the month of Muharram.“ (USCIRF, April 2021, S. 36)

„Influential Sunni Islamist extremists and groups actively promoted hate speech and incitement to violence against religious minorities via digital platforms and public sermons. Such extremist groups blamed Shi’a Muslims for bringing coronavirus to Pakistan, calling it the ‘Shi’a virus,’ egged on by government and media claims that the virus came from pilgrims returning from Iran. The government’s failure to address hate speech and promote religious harmony contributed to mob violence. In September, after Sunni extremists led anti-Shi’a protests in Karachi, a mob attempted to lynch a Shi’a student at Kohat Technical University while another targeted an elderly man in Charsadda.“ (USCIRF, April 2021, S. 37)

USDOS ist das US-Außenministerium.

·      USDOS – US Department of State: 2020 Report on International Religious Freedom: Pakistan, 12. Mai 2021
https://www.ecoi.net/de/dokument/2051590.html

„According to civil society reports, there were many individuals imprisoned on blasphemy charges, at least 35 of whom had received death sentences, as compared with 82 individuals imprisoned on blasphemy charges and 29 who received death sentences in 2019. According to the Center for Social Justice, a national nongovernmental organization (NGO), at least 199 individuals were accused of blasphemy offenses, a significant increase over 2019 and the highest number of blasphemy cases in a single year in the country’s history. The accused were mostly Shia (70 percent of cases) and Ahmadi Muslims (20 percent of cases). Other NGOs corroborated that 2020 had seen an increase in blasphemy cases. The Human Rights Commission of Pakistan (HRCP), a national NGO, expressed concern over a surge in blasphemy cases against religious minorities, particularly the Shia community, and the continued potential for sectarian violence. It stated that more than 40 cases against religious minorities were registered under the blasphemy laws in August alone. […] Armed sectarian groups, including Lashkar-e-Jhangvi (LeJ), Tehreek-e-Taliban Pakistan (TTP), and the once-banned anti-Shia group Sipah-e-Sahaba Pakistan (SSP), which is connected to other organizations banned by the government as extremist, and groups designated as terrorist organizations by the United States and other governments, continued to stage attacks targeting Shia Muslims, including the predominantly Shia Hazara community. According to the South Asia Terrorism Portal (SATP), however, the number of sectarian attacks and killings by armed groups decreased compared with previous years, corresponding with a continued overall decline in terrorist attacks. […] Throughout the year, unidentified individuals targeted and killed Shia Muslims, including ethnic Hazaras, and Ahmadi Muslims in attacks believed to be religiously motivated. […] Sunni groups held three large rallies in Karachi in September, with speakers warning Shia Muslims of dire consequences, including beheadings, if they continued to blaspheme against the Prophet Mohammed’s companions.“ (USDOS, 12. Mai 2021, Executive Summary)

„There were multiple reports of targeted killings of Shia Muslims in Khyber Pakhtunkhwa, although because religion and ethnicity were often closely related, it was difficult to categorize some incidents as being solely based on religious identity. In September, unidentified gunmen killed two prominent members of the local Shia community in the Kohat District of that province. This was part of an increase in anti-Shia activity that month nationwide that included the shooting of a prominent Shia religious leader in Punjab’s Mandi Bahauddin District and the shooting of a Shia employee of the National Bank of Pakistan in Islamabad. On October 11, unidentified militants abducted six Shia pilgrims near the Pakistan-Iran border region of Panjgur, in Balochistan. The six, all from Karachi, were returning from a pilgrimage in Iran; they remained missing at year’s end.“ (USDOS, 12. Mai 2021, Section II)

„Human rights groups reported an increase in blasphemy cases and allegations against members of the Shia Muslim community. On September 5, the HRCP expressed concern over the surge in blasphemy cases against religious minorities, particularly the Shia community, and the potential for sectarian violence. The HRCP reported that more than 40 such cases were registered under the blasphemy laws in August alone.

On January 30, police arrested two Shia men in Tando Mohammed Khan, southern Sindh, and charged them with blasphemy. According to police, the content they posted on Facebook insulted the companions of Mohammed, which, they said, infuriated Sunni Muslims.

On April 14, police filed a blasphemy case against Shia singer Zamin Ali in Jamshoro, Sindh. The case was based on the complaint of a local shopkeeper who claimed Zamin Ali’s Facebook page contained a blasphemous song that hurt the religious sentiments of Sunni Muslims. By year’s end, police had dropped the case due to lack of evidence and pressure from activists.“ (USDOS, 12. Mai 2021, Section II)

„The constitution directs the state to ‚safeguard the legitimate rights and interests of minorities,‘ to secure the well-being of the people irrespective of creed, and to discourage sectarian prejudices. It forbids discrimination against any religious community in the taxation of religious institutions. The National Commission on Human Rights (NCHR), an independent government-funded agency that reports to parliament, is required to receive petitions, conduct investigations, and request remediation of human rights abuses. The NCHR is also mandated to monitor the government’s implementation of human rights and review and propose legislation. It has quasi-judicial powers and may refer cases for prosecution but does not have arrest authority. A constitutional amendment devolves responsibility for minorities’ affairs, including religious minorities, to the provinces. […]

According to media reports and law enforcement sources, in the weeks leading up to and during the Islamic month of Muharram – religiously significant for Shia Muslims – authorities at the federal and provincial levels again restricted the movement and activities of dozens of clerics on the Ministry of Interior’s Schedule 4 listing. According to civil society and media reports, the government restricted the movement and activities of these individuals because they were known for exacerbating sectarian tensions. […]

Authorities provided enhanced security for Shia Muslim, Christian, and Hindu places of worship at various times throughout the year, including around particular religious holidays or in response to specific threats. In August and September, increased security was provided throughout the country for the Shia community’s Muharram processions. In Islamabad, the deputy inspector general of police said as many as 15,000 police, Rangers, and Frontier Corps personnel were involved.(USDOS, 12. Mai 2021, Section II)

„The Ministry of Interior maintained multitier schedules of religiously oriented groups it judged to be extremist or terrorist that were either banned or had their activities monitored and curtailed (Schedule 1) and individuals whose activities in the public sphere could also be curtailed, including during religious holidays such as Ashura (Schedule 4).“ (USDOS, 12. Mai 2021, Section II)

„Targeted killings of Shia and Ahmadi Muslims and violence and discrimination against Christians, Hindus, and Ahmadi Muslims continued to occur. Throughout the year, unidentified individuals assaulted and killed Shia and Ahmadis in attacks sources believed to be religiously motivated. The attackers’ relationship to organized terrorist groups was often unclear. […] In September, several religious groups from the Deobandi and Barelvi schools of Sunni Islam organized a series of rallies in Karachi to denounce Shia ‘defamation’ of revered Sunni religious figures. The rallies came after police charged Shia cleric Taqi Jaffar with blasphemy on August 30 for criticizing two companions of Mohammed during a Karachi Muharram procession.“ (USDOS, 12. Mai 2021, Section III)