Anfragebeantwortung zu Pakistan: Informationen zur Rückkehr von ehemaligen Binnenvertriebenen in den Distrikt Kurram, bzw. nach Khyber Pakhtunkhwa in den Jahren 2020 und 2021 [a-11784-2]

14. Jänner 2022

Das vorliegende Dokument beruht auf einer zeitlich begrenzten Recherche in öffentlich zugänglichen Dokumenten, die ACCORD derzeit zur Verfügung stehen sowie gegebenenfalls auf Auskünften von Expert·innen und wurde in Übereinstimmung mit den Standards von ACCORD und den Common EU Guidelines for processing Country of Origin Information (COI) erstellt.

Dieses Produkt stellt keine Meinung zum Inhalt eines Ansuchens um Asyl oder anderen internationalen Schutz dar. Alle Übersetzungen stellen Arbeitsübersetzungen dar, für die keine Gewähr übernommen werden kann.

Wir empfehlen, die verwendeten Materialien im Original durchzusehen. Originaldokumente, die nicht kostenfrei oder online abrufbar sind, können bei ACCORD eingesehen oder angefordert werden.

Kurzbeschreibungen zu den in dieser Anfragebeantwortung verwendeten Quellen sowie Ausschnitte mit Informationen aus diesen Quellen finden Sie im Anhang.

Die International Organization for Migration (IOM) berichtet im August 2019, dass die Anzahl der Binnenvertriebenen im Jahr 2017 bei 249.000 gelegen sei. Im selben Jahr sei es in Khyber Pakhtunkhwa und den Stammesgebieten unter Bundesverwaltung (Federal Administrated Tribal Areas, FATA) weiter zu Vertreibung („continued displacement“) und zur erneuten Vertreibung („new displacement“) von 75.000 Menschen gekommen. Bis zum 31. Dezember 2018 seien jedoch zahlreiche Personen an ihren eigentlichen Wohnort zurückgekehrt und die Anzahl der Binnenvertriebenen sei auf 119.000 gesunken. (IOM, August 2019, S. 14)

Mit Stand 31. Dezember 2021 seien laut IDMC (Internal Displacement Monitoring Centre) in Pakistan insgesamt 104.000 Menschen aufgrund von Konflikt und Gewalt binnenvertrieben gewesen und 806.000 Menschen aufgrund von Naturkatastrophen (IDMC, ohne Datum(a)). In einer Erläuterung zur Zahlenanalyse des IDMC wird erwähnt, dass sich die Anzahl der aufgrund von Konflikt und Gewalt Vertriebenen hauptsächlich auf Menschen beziehe, die durch Militäroperationen gegen nichtstaatliche bewaffnete Gruppen (NSAG) in den ehemaligen FATA zwischen 2008 und 2014 vertrieben worden seien. Diese Binnenvertriebenen befänden sich in den Distrikten Khyber und Nord-Wasiristan. Diese Zahl ergebe sich aus Daten, die vom Complex Emergencies Wing der Khyber Pakhtunkhwa Disaster Management Authority (KPDMA) veröffentlicht würden. Das Datenerfassungsverfahren der KPDMA sei für Khyber Pakhtunkhwa und die ehemaligen FATA-Gebiete vorgeschrieben. Es basiere auf der Erfassung der Personalausweisnummern bei der Registrierung der Binnenvertriebenen, damit diese an die nationale Registrierungsbehörde (National Database & Registration Authority, NADRA) übermittelt werden könnten. Zudem umfasse ein kleiner Teil der genannten Zahl neue Vertreibungen, die von Medien und zivilgesellschaftlichen Organisationen zwischen 2018 und 2020 veröffentlicht worden seien und für die im Jahr 2020 keine Rückkehr, Umsiedlung oder lokale Integration gemeldet worden sei. IDMC habe „mittleres Vertrauen“ in die genannte Anzahl von 104.000 Binnenvertriebenen aufgrund von Konflikt und Gewalt. In den Daten der KPDMA seien möglicherweise keine Binnenvertriebenen enthalten, die keine nationalen Ausweise besitzen. Dies liege daran, dass der Besitz eines solchen Ausweises für die Überprüfung von Binnenvertriebenen erforderlich sei. Die Beschaffung von Daten zu Binnenvertriebenen außerhalb der von der Regierung erfassten Gebiete, wie Khyber Pakhtunkhwa und die ehemaligen FATA, sei ebenfalls sehr schwierig, was darauf hindeute, dass die geografische Abdeckung der IDMC-Zahlen begrenzt sei (IDMC, ohne Datum(b), S. 1).

Laut einem von UN OCHA veröffentlichtem Dataset zu Rückkehrer·innen, das auf Daten der KPDMA beruhe, seien 90.581 Familien oder 543.486 Personen in den Distrikt Khyber zurückgekehrt. In den Distrikt Kurram seien 33.024 Familien oder 198.144 Personen zurückgekehrt. Im Dokument ist jedoch kein Zeitraum angeführt, wann genau deren Rückkehr erfolgt sei. Das Dokument werde alle sechs Monate aktualisiert. Die weiteren angeführten Daten zur Anzahl der Rückkehrer·innen (Einzelpersonen) sind 557.520 für Nord-Wasiristan, 220.554 für Mohmand, 214.938 für Orakzai, 13.536 für Tank, 426.744 für Süd-Wasiristan und 437.370 für Bajaur (CEW-PDMA, 1. Juni 2021).

Die Generaldirektion Europäischer Katastrophenschutz und humanitäre Hilfe der Europäischen Kommission (ECHO) erwähnt im September 2021, dass die an Afghanistan angrenzenden Gebiete im Jahr 2014 aufgrund von Militäroperationen von Binnenvertreibung betroffen gewesen seien. Millionen von Menschen seien zusätzlich zu den Vertriebenen der Vorjahre aus ihren Häusern vertrieben worden. Obwohl 1,5 Millionen Binnenflüchtlinge in ihre Heimat zurückgekehrt seien, seien die Bedingungen in den Rückkehrgebieten katastrophal. Die Infrastruktur, einschließlich der Häuser und der Wasserversorgung, sei beschädigt, die Gesundheits- und Bildungsdienste seien eingeschränkt und es gebe nur wenige Arbeitsmöglichkeiten. (ECHO, 21. September 2021, S. 1)

Es konnten keine weiteren Informationen zu oben genannter Fragestellung gefunden werden.

Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 14. Jänner 2022)

·      CEW-PDMA - Complex Emergencies Wing Provincial Disaster Management Authority Khyber Pakhtoonkhwa: Pakistan: Pakistan Returnees by district, Juni 2021 (aktualisiert am 24. Juni 2021)
https://data.humdata.org/dataset/d6e54f33-f42f-4e1e-bfaf-fd652384ad40/resource/e8636257-9619-4798-9314-bff0eba3bf6f/download/pakistan-total-returnees.xlsx

·      ECHO - Directorate-General for European Civil Protection and Humanitarian Aid Operations: ECHO Factsheet – Pakistan (Last updated 20/09/2021), 21. September 2021
https://reliefweb.int/sites/reliefweb.int/files/resources/pakistan_2021-09-20.pdf

·      IDMC – Internal Displacement Monitoring Centre: Pakistan, ohne Datum(a)
https://www.internal-displacement.org/countries/pakistan

·      IDMC - Internal Displacement Monitoring Centre: Pakistan, Figures Analysis – 2020, ohne Datum(b)
https://www.internal-displacement.org/sites/default/files/2021-05/figure-analysis-pak.pdf

·      IOM - International Organization for Migration: Pakistan – Migration Snapshot (August 2019), August 2019
https://displacement.iom.int/dtm_download_track/14093?file=1&type=node&id=10457


 

Anhang: Quellenbeschreibungen und Informationen aus ausgewählten Quellen

ECHO ist die Generaldirektion Europäischer Katastrophenschutz und humanitäre Hilfe der Europäischen Kommission.

·      ECHO - Directorate-General for European Civil Protection and Humanitarian Aid Operations: ECHO Factsheet – Pakistan (Last updated 20/09/2021), 21. September 2021
https://reliefweb.int/sites/reliefweb.int/files/resources/pakistan_2021-09-20.pdf

„In 2014, the areas bordering Afghanistan were affected by large-scale internal displacement due to a military campaign that forced millions of people from their homes, adding to those still displaced from previous years. Although 1.5 million internally displaced people have returned home, conditions in areas of return are dire. They have damaged infrastructure, including homes and water supply, limited health and education services, and few job opportunities.“ (ECHO, 21. September 2021, S. 1)

Das IDMC ist eine unabhängige humanitäre NGO innerhalb des Norwegian Refugee Council (NRC), die Informationen und Analysen zu Binnenvertreibung weltweit bereitstellt.

·      IDMC - Internal Displacement Monitoring Centre: Pakistan, Figures Analysis – 2020, ohne Datum(b)
https://www.internal-displacement.org/sites/default/files/2021-05/figure-analysis-pak.pdf

„Total number of IDPs as of 31 December 2020 […] 104.000 […] This figure refers mostly to people internally displaced by military operations against nonstate armed groups (NSAGs) in the former Federally Administered Tribal Areas (FATA) from 2008-2014. Those IDPs are in Khyber District and North Waziristan. This figure was obtained from data published by the Complex Emergencies Wing of the Khyber Pakhtunkhwa Disaster Management Authority (KPDMA). KPDMA’s data collection process is mandated for Khyber Pakhtunkhwa and former FATA areas. It is based on the collection of identity card numbers during IDP registration so they can be sent to the National Database & Registration Authority (NADRA). Certain criteria, including IDP addresses and national ID cards, are verified in the national database. Addresses are checked with local sources. Verified IDPs are then included on KPDMA’s lists to receive support. In addition, a small part of the figure includes new displacements published by media and civil society organisations between 2018 and 2020, for which no return, resettlement or local integration were reported in 2020. When no other data is available, the source is IDMC, based on triangulated media reports, and may use housing destruction to estimate the figure. Main media sources include: Euronews, Associated Press, Al-Jazeera, Persecution, DW, Express Tribune, and UCANews. We have medium confidence in this figure. KPDMA’s data may exclude IDPs who do not possess national ID cards. This is because possessing such a card is required for IDP verification. Retrieving data on IDPs outside areas covered by the government’s registration process, such as Khyber Pakhtunkhwa and the former FATA, is also highly challenging, suggesting that the geographic coverage of our figure is limited. (IDMC, ohne Datum(b), S. 1).

Die Internationale Organisation für Migration (IOM) ist eine weltweite und völkerrechtliche Organisation im UN-System, die auf nationaler und zwischenstaatlicher Ebene operationale Hilfsprogramme für Migranten durchführt.

·      IOM - International Organization for Migration: Pakistan – Migration Snapshot (August 2019), August 2019
https://displacement.iom.int/dtm_download_track/14093?file=1&type=node&id=10457

„The most recent figures on internal displacement in Pakistan indicate that in 2017, the stock of internally displaced persons was 249,000. In the same year, displacement continued in Khyber Pakhtunkhwa and the Federal Administrated Tribal Areas (FATA), causing the new displacement of 75,000 people. Yet, by 31 December 2018, numerous individuals where able to return to their place of usual residence, and the stock of IDPs in Pakistan decreased to 119,000 (IDMC, 2019).“ (IOM, August 2019, S. 14)