Dokument #2015706
ACCORD – Austrian Centre for Country of Origin and Asylum Research and Documentation (Autor)
4. September 2019
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Allgemeine Informationen zur Gemeinschaft der Sabäer-Mandäer (Größe, Siedlungsraum)
Das Middle East Research Institute (MERI), eine Forschungseinrichtung mit Sitz in Erbil (Autonome Region Kurdistan, Irak), die sich mit politischen Fragen zu Staatenbildung und Demokratisierung im Nahen Osten befasst, beschreibt in ihrem Strategiepapier zur Lage der Sabäer-Mandäer im Juni 2017 die Gruppierung als eine linguistische und religiöse Minderheit, die ihren Ursprung im Irak habe:
„The Sabean-Mandaean community identifies itself as a linguistic and religious minority indigenous to Iraq.” (MERI, Juli 2017, S. 5)
Das Europäische Unterstützungsbüro für Asylfragen (European Asylum Support Office, EASO), eine Agentur der Europäischen Union zur Förderung der praktischen Zusammenarbeit der Mitgliedsstaaten im Asylbereich, veröffentlicht im Juni 2019 einen Bericht zum Irak mit Herkunftsländerinformationen und Handlungsempfehlungen für AsylentscheiderInnen. Im Bericht werden Sabäer-Mandäer als die kleinste ethno-religiöse Minderheit Iraks charakterisiert, mit einer Präsenz von unter 5.000 Personen. Sie würden insbesondere im Südirak in den Provinzen Basra, Dhi Qar und Maysan leben, eine kleine Anzahl lebe jedoch auch in Bagdad und in der Autonomen Region Kurdistan. Laut dem Sonderberichterstatter für Minderheitenfragen an den Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen seien Sprache, Kultur und Religion der Sabäer-Mandäer im Irak vom Aussterben bedroht:
„The Sabean-Mandaeans are the smallest ethno-religious minority in Iraq, with estimated numbers less than 5 000. Their area is in southern Iraq, including Basrah and the southern governorates of Dhi Qar and Maysan, but small numbers also live in Baghdad and the KRI. According to the Special Rapporteur on minority issues to the UN Human Rights Council, ‘their language, culture and religion are thought to be at risk of extinction in Iraq’.” (EASO, Juni 2019, S. 72)
Saad Salloum, Professor an der Mustansiriya-Universität in Bagdad und Spezialist für Minderheiten im Irak, bezeichnet die Sabäer-Mandäer in einer Publikation von 2019 als Anhänger Johannes des Täufers und definiert sie als älteste monotheistische Religionsgemeinschaft im Irak seit der Vertreibung der Juden aus dem Land. Ihre rituelle Sprache werde ausschließlich von Geistlichen und einigen ForscherInnen verwendet und ihre nicht-missionierende Religion erlaube keine Heirat außerhalb der Gemeinschaft:
„The followers of ‘John the Baptist’ live in Baghdad and southern Iraq (…) and since the expulsion of the Jews are now the oldest representatives of monotheistic religions in Iraq.
The Mandeans believe that their culture is in real danger and that they are threatened with extinction, so they demand unification in one country rather than dispersal in exile. Because their ritual language is restricted to clerics and a few researchers, it risks dying out. Their non-proselytising religion does not allow for marriage outside the community They apparently have a bleak future in the country of their oldest presence.“ (Salloum, 2019, S. 15-16)
Laut Saad Salloum würden die Sabäer-Mandäer in Bagdad und dem südlichen Irak (Provinz Maysan) leben. Er beschreibt weiters, dass die Sabäer-Mandäer ursprünglich ausschließlich im Süden Iraks ansässig gewesen seien, doch dass sich ihr Hauptstandort seit den 1950er Jahren nach Bagdad verlagert habe. Aus ökonomischen Gründen seien Mitglieder der Gemeinschaft auch in neue Regionen wie Diwaniyah, Anbar und Kirkuk gezogen. Schließlich seien auf Grund der Instabilität, die auf das Jahr 2003 gefolgt sei, Sabäer-Mandäer auch in die Autonome Region Kurdistan geflohen:
„The followers of ‚John the Baptist’ live in Baghdad and southern Iraq (Maysan province) (…). Historically, the Sabean lived by the rivers in southern Iraq and Ahwaz areas of Persia (Iran). The most famous of the cities they inhabited are Basra, the city of Al-Tayeb in Maysan, the city of Amarah, al-Kahla, and Al-Majar Al-Alkabir, Al-Mashrah, Nasiriyah, and Suq al-Shuyukh, as well as the city of Mendi and Wasit. From these cities, some moved to the capital city of Baghdad in the early twentieth century. When the leadership of the Mandaean community shifted in the late 1950s to Baghdad, the Sabeans became most concentrated in the capital. Others moved for economic reasons to new areas, such as Diwaniyah, Anbar and Kirkuk. In the chaos that swept Iraq after 2003, the insecurity, the spread of crime and the targeting of minorities forced some Mandaeans to flee to the Kurdistan region of Iraq and to settle in the city of Sulaimaniyah and Erbil.“ (Salloum, 2019, S. 15)
Das australische Ministerium für auswärtige Angelegenheiten und Handel (Australian Government, Department of Foereign Affairs and Trade, DFAT) berichtet in einem Länderinformationsbericht über den Irak vom Juni 2017, dass Sabäer-Mandäer einer monotheistischen gnostischen Religion angehören würden, die eine Reihe von jüdischen oder christlichen religiösen Figuren, insbesondere Johannes den Täufer, verehren, andere jedoch ablehnen würden, darunter Jesus, Moses und Abraham. Ihre religiösen Riten würden die Bedeutung der Taufe hervorheben und ihre Tempel würden sich häufig in der Nähe von Flüssen befinden. Sabäer-Mandäer seien im irakischen Parlament vertreten (für sie sei ein Sitz vorgesehen):
„Sabaean-Mandeans (also referred to as Mandeans, Sabians or Sabaeans) adhere to a monotheistic Gnostic religion which reveres a range of Jewish or Christian religious figures, particularly John the Baptist, but rejects others, including Jesus, Moses and Abraham. Their religious rites emphasise the importance of baptism and their temples are frequently located near rivers.
Sabaean-Mandeans are represented in the Council of Representatives (with one seat being reserved for Sabaean-Mandeans).“ (DFAT, 26. Juni 2017, S. 14)
Der katarische Nachrichtensender Al-Jazeera führt unter Berufung auf einen religiösen Anführer der Sabäer-Mandäer aus, dass Mitglieder der sabäisch-mandäischen Gemeinschaft streng pazifistisch leben würden. Auch in Fällen von Notwehr sei keine Gewalt erlaubt:
„‘It's a sin for us to inflict pain to any living being,’ Anmar told Al Jazeera. Carrying weapons or shedding blood is against the Mandaeans’ doctrine, he added, ‘even in self-defence’.” (Al-Jazeera, 18. Dezember 2013)
Im aktuellen Jahresbericht zur Religionsfreiheit des US-Außenministeriums (US Department of State, USDOS) vom Juni 2019 (Berichtszeitraum 2018) wird angemerkt, dass es unterschiedliche Schätzungen bezüglich der Größe der Religionsgemeinschaft im Irak gebe. Laut Führern der Sabäer-Mandäer würden weniger als 10.000 AnhängerInnen im Irak verbleiben, die meisten davon im Süden des Landes sowie etwa 750 Personen in der Autonomen Region Kurdistan (ARK) und 1.000 Personen in Bagdad:
„Estimates of the size of the Sabean-Mandean community vary. According to Sabean-Mandean leaders, 10,000 remain in the country, mainly in the south with between 750 and 1,000 in the IKR [Iraqi Kudistan Region] and Baghdad.“ (USDOS, 21. Juni 2019, Section 1)
Die internationale Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) erwähnt bereits in einem Bericht aus dem Jahr 2011, dass seit 2003 neunzig Prozent der Sabäer-Mandäer aus dem Irak geflohen seien und im Jahr 2011 nur mehr geschätzte 3.500 bis 5.000 Religionsmitglieder im Land geblieben seien, im Vergleich zu 50.000 bis 60.000 im Jahr 2003:
„Since 2003, the Sabian Mandaeans—one of the world’s oldest religious groups— have fled the country en masse after targeted attacks against their community. Since then, almost 90 percent of their community has either fled Iraq or died. An estimated 3,500 to 5,000 Sabians remain in Iraq today, compared with a reported 50,000 to 60,000 in 2003.“ (HRW, Februar 2011, S. 65)
Lage von Mitgliedern der sabäisch-mandäischen Religionsgemeinschaft
In einem im August 2019 von ACCORD durchgeführten Interview erklärte der Experte für Minderheiten im Irak und Assistenzprofessor an der Universität Mustansiriya, Saad Salloum, dass die sabäisch-mandäische Gemeinschaft in allen Aspekten des Lebens vor Problemen stehe. Auf politischer Ebene sei es ein Problem, dass die Sabäer-Mandäer nur einen Repräsentanten im Parlament hätten. Es sei ihnen dadurch unmöglich, politische Entscheidungen zu treffen beziehungsweise ihre Gemeinschaft zu schützen. Auch im Hinblick auf die Religion hätten Mandäer nicht den gleichen Stand im Land wie andere Religionen. Es gebe außerdem immer noch gesellschaftliche Probleme, wie von Mandäern persönlich berichtet werde. Schließlich sei es für die Gemeinschaft von Nachteil, dass ihre Elite das Land verlassen habe. AkademikerInnen, sozial besser gestellte Familien, wie auch Priester hätten alle das Land verlassen. Die zurückgelassene Gemeinschaft verfüge weder über Unterstützung noch Führung. Momentan gebe es im Irak nur vier mandäische Priester, zwei in Bagdad und zwei im Süden des Landes. Saad Salloum erklärte im Interview mit ACCORD weiters, dass sich seiner Ansicht nach die Situation in den letzten Jahren für Mandäer nicht verbessert habe. Die wenigen MandäerInnen, die im Irak verblieben seien, hätten weder die Möglichkeit noch die Macht, Veränderungen hervorzurufen. Also Beispiel nennt er, dass es den Mandäern vom irakischen Staat nicht ermöglicht worden sei, ein Grundstück am Fluss zu kaufen, um ihren religiösen Ritualen nachzugehen. Sie könnten das Grundstück lediglich mieten, da die Landstrecke neben dem Fluss Gemeindegut sei. Es sei jedoch bekannt, dass andere hochrangige Persönlichkeiten sehr wohl Land neben dem Fluss erstanden hätten. Die Mandäer würden dies als Diskriminierung ansehen. (Salloum, 25. August 2019)
Im USDOS-Bericht vom Juni 2019 (Berichtszeitraum 2018) wird in Zusammenhang mit Sabäern-Mandäern erwähnt, dass Glaubensführer der sabäisch-mandäischen Gemeinschaft weiterhin Drohungen, Misshandlungen und Raubüberfälle gemeldet hätten:
„Although according to media and human rights organizations security conditions in many parts of the country improved somewhat from 2017, there were continued reports of societal violence, mainly by sectarian armed groups.
Sabean-Mandean leaders continued to report threats, abuses, and robberies.“ (USDOS, 21. Juni 2019, Executive Summary)
Laut dem oben bereits angeführten Strategiepapier des kurdischen Rechercheinstituts MERI hätten InterviewpartnerInnen angegeben, dass der Verlust der staatlichen Kontrolle nach 2003 und die damit einhergehende Gesetzeslosigkeit die Sabäer-Mandäer aufgrund ihrer Religion sowie ihres vermuteten finanziellen Reichtums besonders hart getroffen hätten. Die sabäisch-mandäische Gemeinschaft werde als wohlhabend angesehen, da viele traditionell als Goldschmiede und Goldhändler gearbeitet hätten. In Zeiten von schwacher staatlicher Kontrolle, so berichtet MERI unter Berufung auf Quellen aus den Jahren 2012 und 2013, seien Sabäer-Mandäer ein Hauptziel für Entführungen und Raubüberfälle durch kriminelle Banden und konkurrierende Milizen geworden. Diese seien von InterviewpartnerInnen zusammen mit religiös motivierten Angriffen und Einschüchterungen als Hauptgründe genannt worden, die Sabäer-Mandäer zum Verlassen ihres angestammten Wohnortes veranlasst hätten:
„Interviewees described a climate of complete impunity. Kidnappings, robberies and killings were the order of the day and the police force was unable to investigate or arrest suspects. Many shared personal accounts of how the growing insecurity in Iraq had affected themselves or their immediate family. In Iraq, Sabean-Mandaeans are perceived as a wealthy community, mainly due to the fact that many traditionally work as goldsmiths and gold traders. When rule of law disintegrated, the community quickly became a prime target for kidnappings and robberies by criminal gangs and competing militias. The disproportionately high number of kidnappings and robberies against the community has been widely reported on by the Institute for International Law and Human Rights (2013: p. 111-119) and the United Nations (UNHCR, 2012: p. 29), as well as the Sabean-Mandaean community itself. These crimes, in combination with religiously motivated attacks and intimidation tactics were frequently mentioned as the main reasons for Sabean-Mandeans leaving their area of origin.” (MERI, Juli 2017, S. 6)
Der Bericht führt weiter aus, dass es auch unter Sabäern-Mandäern umstritten sei, aus welchen Gründen die Gemeinschaft speziell angegriffen werde. Die einen seien der Meinung, dass allgemeine Gesetzlosigkeit und die schwache Position der Sabäer-Mandäer inmitten des größeren Konflikts zwischen Sunniten und Schiiten zu den Angriffen führe. Sie hätten beschrieben, dass Attacken gegen ihre Gemeinde zunehmen würden, sobald sich der Konflikt zwischen Milizen im Land verschärfe. Diese würden dann auf Kosten unschuldiger ZivilistInnen versuchen, ihren Kampf zu finanzieren. Andere sähen religiöse Motive als zentralen Grund für die Angriffe. Als Beispiel seien Anschläge auf religiöse Zeremonien und Drohbriefe genannt worden. Die befragten Mitglieder der Gemeinschaft hätten erklärt, dass der Mangel an polizeilichen Ermittlungen es unmöglich mache, mit Sicherheit zu wissen, welche Motivation hinter vielen der Angriffe stecke:
„The view that acts of violence against members of the Sabean-Mandaean community were religiously motivated proved contentious. While some participants see the frequent attacks as a clear sign of intolerance towards them, a symptom of the widely-held view that members of their community somehow do not belong or are unwanted in their areas of origin, others see the attacks mainly as a result of general lawlessness and the weak position their community holds ‘in the middle’ of a much larger Sunni/Shia conflict.
To substantiate the latter view, they point out that when competition even between Shia militias intensified – e.g. between Sadrists and Badr – kidnappings and robberies would increase. This is, in their view, not the result of religiously motivated targeting, but of general armed struggle between different actors who seek to finance it at the expense of innocent civilians.
Participants who see the attacks as religiously motivated would point to attacks on religious ceremonies, and intimidation tactics used – often in the form of threat letters – to show Sabean-Mandaeans that they do not belong in a certain area and should leave. Participants explained that the lack of police investigations renders it impossible to know with certainty what the motivation is behind many of the attacks. […]
In my view, most incidents against us are related to property or money, and some inter-personal disputes. A person wants to have our property or money and he finds a way of getting it; usually through kidnapping or robbery. ¬Goldsmith, Basra
Both Shia and Sunni actors, whenever they need money they think first about kidnapping a Sabean. In Baghdad, before 2003, 90% of goldsmiths was Sabean. Now it is only 1 or 2%. We are not able to determine what drives the assassinations and kidnappings. We are not sure whether they were done because we follow a different religion or purely out of financial reasoning. There have not been any investigations into these incidents. Many of us, in the end, thought that instead of our money ending up in the hands of terrorists, we better migrate and leave the country. ¬ Political leader, Baghdad “ (MERI, Juli 2017, S. 7)
Das von der Menschenrechtsorganisation Minority Rights Group (MRG) herausgegebene Weltverzeichnis von Minderheiten und indigenen Völkern (World Directory of Minorities and Indigenous Peoples) weist im November 2017 darauf hin, dass Sabäer-Mandäer in Bagdad weiterhin Opfer von Angriffen und Entführungen geworden seien. Diskriminierung und negative Stereotype seien präsent in jedem Aspekt des öffentlichen Lebens:
„In Baghdad, Sabean-Mandaeans continue to be targeted for attacks and kidnappings. They also experience discrimination and negative stereotyping in all aspects of public life, with some reporting that other Iraqis will refuse to share food or drink from the same glass as a Sabean-Mandaean. These factors, combined with the effects of the ISIS advance, continue to drive Sabean-Mandaeans to leave Iraq.“ (MRG, November 2017)
DFAT erläutert im oben genannten Länderinformationsbericht über den Irak im Jahr 2017, dass Sabäer-Mandäer Religionsfreiheit genießen würden, obwohl es eine kleine Anzahl von Fällen gegeben habe, in denen lokale Behörden versucht hätten, die Eröffnung zusätzlicher Tempel zu verhindern. Mitglieder der Gemeinschaft hätten DFAT berichtet, dass sie nicht unbedingt aus religiösen Gründen angegriffen würden, sondern finanziell motivierten kriminellen Übergriffen aufgrund des von vielen von ihnen ausgeübten Goldschmiedeberufes zum Opfer fallen würden. Zu diesen Übergriffen würden Entführungen und Lösegeldforderungen zählen. Einige Sabäer-Mandäer hätten berichtet, dass sie gesellschaftlicher Diskriminierung ausgesetzt seien und von Außenstehenden als „schmutzig“ angesehen würden. Während Frauen kein Kopftuch tragen müssten, würden einige von ihnen dies tun, um Belästigungen zu entgehen. Wie auch bei anderen religiösen Minderheiten geht DFAT davon aus, dass die Toleranz der irakischen Gemeinschaft gegenüber Sabäer-Mandäern abnehme. DFAT folgert, dass Sabäer-Mandäer im Irak einer geringen staatlichen Diskriminierung und Gewalt sowie einer moderaten gesellschaftlichen Diskriminierung und Gewalt ausgesetzt seien:
„DFAT understands that Sabaean-Mandeans enjoy freedom of worship and religious expression, although there are some limited examples of local authorities raising bureaucratic impediments to opening additional temples. Sabaean-Mandeans reported to DFAT that they were not necessarily targeted on the basis of their religion, but that, given many Sabaean-Mandeans were goldsmiths, they were targeted by financially-motivated criminal gangs, including through being kidnapping and held for ransom, and being killed for refusing to pay ransoms. Some Sabaean-Mandeans report that they experience societal discrimination and are considered ‘dirty’ by the non-Sabaean-Mandean community. Some said the food and drink of Sabaean-Mandeans would be separated from that of others and some Sabaean-Mandeans report that they cannot open restaurants on that basis. While women are not required to wear headscarfs, some do in order to prevent low-level harassment. As is the case for other minority religious groups, DFAT understands that the wider Iraqi community’s tolerance for Sabaean-Mandeans is declining.
Overall, DFAT assesses that Sabaean-Mandeans in Iraq face low levels of official discrimination and violence and moderate levels of societal discrimination and violence.“ (DFAT, 26. Juni 2017, S. 14-15)
Die Mandaean Associations Union, eine in den USA ansässige Nichtregierungsorganisation, die international für die Rechte der Religionsgemeinschaft eintritt, stellt auf ihrer Webseite Informationen zu den Sabäer-Mandäern zu Verfügung und berichtet mithilfe von Informationen der Mandaean Human Rights Group über Fälle von Übergriffen auf die Gemeinschaft. Es finden sich zwei Berichte zu konkreten Vorfällen aus den Jahren 2016 und 2018, bei denen Sabäer-Mandäer Gewalt zum Opfer gefallen seien. Im Dezember 2016 wird berichtet, dass Angreifer in Kirkuk auf der Straße einen Sabäer-Mandäer erschossen sowie dessen Bruder verletzt hätten. Die Angreifer seien entkommen und hätten in Parolen „Ungläubige“ gerufen. Im März 2018 wird berichtet, dass ein Sabäer-Mandäer enthauptet und sein verstümmelter Körper in der Nähe einer Polizeistation in Bagdad, wo er gelebt habe, aufgefunden worden sei:
„The Mandaean Human rights group condemns the brutal killing of a Mandaean man in Kirkuk and wounding his brother. On Sunday 27 Nov 2016 Mr Sami Kafif Z. AlZuhairy was murdered in the streets of Kirkuk, and his brother was wounded. The two brothers were attacked by four gunmen while driving to work. The attackers escaped chanting anti ‘Kufar’ slogans.“ (Mandaean Associations Union, 3. Dezember 2016)
„On March 7th 2018, Mr Shakir Mahmood Alkudady was beheaded and his dismembered body was thrown near the police station where he lived.“ (Mandaean Associations Union, 12. März 2018)
Das Institut für internationales Recht und Menschenrechte (IILHR, Institute for International Law and Human Rights) mit Sitz in Brüssel, Bagdad und Washington, welches sich auf Empfehlungen im Bereich Menschenrechte spezialisiert, legt in seinem Bericht über Iraks Minderheiten von 2013 dar, dass die Sabäer-Mandäer innerhalb der irakischen Gesellschaftsstruktur speziell gefährdet seien, da sie Pazifisten ohne Klan- oder Stammessystem seien. Sie würden folglich auch nicht ihre eigenen bewaffneten Gruppierungen ausbilden, wie dies andere Minderheiten getan hätten:
„Mandaean-Sabeans are pacifists with no clan or tribal system of protection and no centralized geographic area within Iraq. As pacifists, Mandaeans have not and do not form militias to defend themselves as have some other minority components.” (IILHR, Mai 2013, S. 112)
Weiters weist IILHR darauf hin, dass Sabäer-Mandäer auch sozialer Diskriminierung und Marginalisierung ausgesetzt seien. Im Jahr 2013 sei es mandäischen Schulkindern nicht möglich gewesen, in ihrer Sprache unterrichtet zu werden und sie hätten den islamischen Religionsunterricht besuchen müssen. Auch in der Autonomen Region Kurdistan seien sie diskriminiert worden. Aufgrund der fehlenden Sprachkenntnisse sei es ihnen unmöglich gewesen, im Einklang mit der kurdischen Gesellschaft zu leben und sie seien aus diesem Grund Gewalt ausgesetzt gewesen. Ein weiteres Problem sei die Beschlagnahmung von Häusern nach der Flucht der Eigentümer. Laut IILHR seien die Aussichten auf Rückgabe des Eigentums 2013 gering gewesen. Mandäische Menschenrechtsgruppen hätten im Jahr 2011 über die illegale Inbesitznahme mandäischer Wohnhäuser in Bagdad, Basra und Baquba berichtet. IILHR beschreibt zudem unter Berufung auf Quellen aus dem Jahr 2011 die Situation mandäischer Frauen, die unter großen gesellschaftlichem Druck stünden, ein Kopftuch zu tragen oder zum Islam zu konvertieren. Aufgrund des generell vulnerablen Standes der mandäischen Gemeinschaft seien Mandäerinnen einem besonders hohen Risiko geschlechtsspezifischer Gewalt ausgesetzt:
„Mandaeans also face social discrimination and marginalization. There are no schools in southern and central Iraq that teach children in the Mandaean language, Aramaic, and children are often obliged to undertake Qur’anic studies at public schools. […]
Among Mandaeans displaced to the Kurdistan region from Baghdad and Basra, many note that a lack of Kurdish language skills not only prevents them from functioning effectively in Kurdish society, but also subjects them to ridicule and violence. One man noted that his son was beaten at school for failing to use Kurdish in the classroom. […]
For most, homes have been confiscated and prospects for return of the property are slim. In 2011, Mandaean Human Rights Group reported that many Mandaean houses have been illegally seized in the Dora, Adhamia, and Sidia neighborhoods in Baghdad, as well as in other cities like Basra and Baquba.” (IILHR, Mai 2013, S. 115-116)
„Many Mandaean women report physical and verbal abuse from employers, university staff, and community members to adhere to Islamic dress codes and convert to Islam. In one reported incident, Islamic extremists cut out a woman’s eye when she refused to wear a hijab. According to a Minority Rights Group International report, nearly 45 percent of Mandaean women surveyed reported hiding their religion. Less than 10 percent of women reported feeling safe when leaving their homes. They also reported fear of forced conversion to Islam. Mandaean women also report suffering sexual violence, including rape and sexual assault, at the hands of extremist militias and criminal elements during abductions. Since Mandaean community members are at particular risk of kidnapping based on religion and (perceived) wealth, Mandaean women face a particularly high risk for gender based violence.“ (IILHR, Mai 2013, S. 117-118)
In einem Interview mit Human Rights Watch, wiedergegeben im oben genannten Bericht aus dem Jahr 2011, erklärt ein mandäischer Religionsführer, dass einige militante Imame Fatwas [religiöse Erlasse] gegen Sabäer-Mandäer erlassen und sie als Ungläubige bezeichnet hätten. Dies habe Extremisten dazu ermutigt, die Gemeinschaft der Sabäer-Mandäer anzugreifen. Obwohl es auch positive Fatwas gegeben habe würden Sabäer-Mandäer von der irakischen Gesellschaft diskriminiert, da ihre Religion häufig missverstanden werde. Eine Konsequenz sei, dass es ihnen nicht erlaubt werde das Essen von Muslimen anzufassen.
„Sheikh Sattar said that some militant imams ‘have issued fatwas [religious edicts] against us, calling us infidels and people not of the book. These fatwas have encouraged extremists to target us for killings, forced conversions, kidnappings, and arbitrary taxes.’ Although some imams have issued positive fatwas, Sattar said that members of his community face discrimination and hostility because of Muslim misconceptions about their religion. ‘People in our religion get harassed all the time. We can’t touch the food or fish of Muslims. Teachers don’t let Sabian students drink from or share the same cup of water with other students—they need to bring their own cups in order to drink.’“ (HRW, 2011, S. 68)
Staatlicher Schutz
Die irakische Verfassung von 2005 nennt die Sabäer-Mandäer spezifisch als eine der Gruppierungen, denen Religionsfreiheit im Land zusteht:
„This Constitution guarantees the Islamic identity of the majority of the Iraqi people and guarantees the full religious rights to freedom of religious belief and practice of all individuals such as Christians, Yazidis, and Mandean Sabeans.“ (Iraq’s Constitution of 2005, Article 2(2))
Im USDOS-Bericht zur Religionsfreiheit vom Juni 2019 (Berichtszeitraum 2018) wird erwähnt, dass Sabäer-Mandäer vom Personenstandsgesetz anerkannt würden und somit staatlich registriert seien. Diese offizielle Anerkennung erlaube es der Gemeinschaft, rechtliche Vertreter zu ernennen und Rechtsgeschäfte zu vollziehen, darunter etwa der Erwerb und Verkauf von Grundbesitz. Alle offiziell registrierten religiösen Gruppen hätten ihre eigenen Personenstandsgerichte, die für Eheschließungen, Scheidungen und Erbregelungen zuständig seien. Ähnlich den Sunniten und Schiiten hätten die religiösen Gruppen der Sabäer-Mandäer, der Christen und der Jesiden zusammen ein Büro (Diwan), das dem Premierminister unterstehe und die Aufgabe habe, staatliche Gelder zu verteilen, um religiöse Gebäude zu erhalten und zu schützen. Um einen Personalausweis zu erhalten, müsse man bei der Onlinebeantragung seine Religionszugehörigkeit angeben. Das Formular erlaube es, „Sabäer-Mandäer” als Religion anzugeben:
„The following religious groups are recognized by the personal status law and thereby registered with the government: Islam, Chaldean, Assyrian, Assyrian Catholic, Syriac Orthodox, Syriac Catholic, Armenian Apostolic, Armenian Catholic, Roman Catholic, National Protestant, Anglican, Evangelical Protestant Assyrian, Seventh-day Adventist, Coptic Orthodox, Yezidi, Sabean-Mandean, and Jewish. Recognition allows groups to appoint legal representatives and perform legal transactions such as buying and selling property. All recognized religious groups have their own personal status courts responsible for handling marriage, divorce, and inheritance issues. […]
There are three diwans (offices) responsible for administering matters for the recognized religious groups within the country: the Sunni Endowment Diwan, the Shia Endowment Diwan, and the Endowment of the Christian, Yezidi, and Sabean-Mandean Religions Diwan. The three endowments operate under the authority of the Office of the Prime Minister to disburse government funds to maintain and protect religious facilities. […]
New national identity cards do not denote the bearer’s religion, although the online application still requests this information. The only religions that may be listed on the national identity card application are Christian, Sabean-Mandean, Yezidi, Jewish, and Muslim.“ (USDOS, 21. Juni 2019, Section 2)
Auf der oben beschriebenen Webseite der Mandaean Associations Union wird in Zusammenhang mit der Ermordung eines Sabäer-Mandäers im März 2018 dem irakischen Staat vorgeworfen, die Mitglieder der sabäisch-mandäischen Gemeinschaft nicht schützen zu können:
„Crime Against the Peaceful Mandaean Community in Baghdad On March 7th 2018, Mr Shakir Mahmood Alkudady was beheaded and his dismembered body was thrown near the police station where he lived. These crimes are another reminder of how far the hatred and atrocities against minorities has reached without a true solution from the Iraqi government or the international community. This crime was followed by the killing of a peaceful Christian family of three in their home.
The atrocities against the peaceful Mandaeans, Christians and Yazidi of Iraq has gone without true efforts to stop from both the Iraqi government or the international community.
The government is yet to acknowledge that the minorities of Iraq has been subject to annihilation in the last 15 years. The Government provided no true protection and the majority of the mandaeans have been forced to leave their property and escaping for their lives.“ (Mandaean Associations Union, 12. März 2018)
Im oben bereits angeführten Strategiepapier des kurdischen Rechercheinstituts MERI vom Juli 2017 berichtet ein Sabäer-Mandäer, der zuvor als Goldschmied in Bagdad tätig gewesen sei, über seine Erfahrungen mit der Polizei. Er habe bei einem Einbruch in seinem Laden einen der Diebe zu fassen bekommen. Die Polizei habe ihm jedoch gesagt, er solle den Mann wieder freilassen, da dessen Komplizen immer noch in der Gegend seien und später zurückkommen könnten, um Rache zu nehmen. Die Polizei habe ihm zu verstehen gegeben, dass sie ihn in so einem Fall nicht schützen könnten. Daraufhin sei der Goldschmied nach Erbil gezogen.
„I left Baghdad because I used to own a goldsmith shop, and one day I caught a robber. The police came and told me; ‘Listen, you have a shop here. And his associates are still around. If you do not release him, they might come later and hurt you.’
So the police told me it is better for me let him go, because if he gets out otherwise through corruption or a bribe, or his fellow-gang members decide they want to take revenge, the police would be unable to stop them. That is when I thought I should leave and go to Erbil.
¬ Former Goldsmith, Baghdad.“ (MERI, Juli 2017, S. 6-7)
In einem Interview zur Situation der Sabäer-Mandäer mit der emiratischen Zeitung The National vom Juni 2018 gibt Ibrahim Al-Marashi, Associate Professor für irakische Geschichte an der California State University in San Marcos an, dass der Schutz von Minderheiten für die irakische Regierung nie eine Priorität gewesen sei und dass der Staat nicht die notwendigen Ressourcen oder Fähigkeiten habe, diese Art von Schutz zu gewährleisten:
„’Protecting minorities has never been a priority for the Iraqi government,’ Ibrahim Al Marashi, an associate professor of Iraqi history at the California State University San Marcos, told The National. ‘Even if they wanted to, Iraq doesn't have the resources or even the capability to carry out this kind of protection’.“ (The National, 9. Juni 2018)
Informationen zur möglichen Ansiedlung von Sabäern-Mandäern bei Rückkehr in den Irak
Saad Salloum erklärte im Interview mit ACCORD auf die Frage zu Regionen, in denen sich rückkehrende Sabäer-Mandäer ansiedeln könnten, dass die Mandäer im gesamten Irak verteilt seien. Einige würden weiterhin im Süden des Landes, andere in Bagdad leben, hauptsächlich der Arbeit wegen. Seit 2006 hätten zunehmend mehr von ihnen in der Autonomen Region Kurdistan angesiedelt. Hierbei sei jedoch zu bedenken, dass in der gesamten Region Kurdistan (Erbil, Sulaimaniya, Dohuk) weniger als 500 Sabäer-Mandäer leben würden. (Salloum, 25. August 2019)
Das oben genannte Institut für internationales Recht und Menschenrechte (IILHR) legt in seinem Bericht vom März 2013 dar, dass Mandäer-Sabäer aus religiösen Gründen in der Nähe einer sauberen und wenn möglichen natürlichen Wasserquelle leben müssten, um die Praxis des Taufens aufrechterhalten zu können. Weiters wird erklärt, dass im Gegensatz zu anderen Minderheiten im Irak die mandäische Gemeinschaft im gesamten Land verteilt sei, und oft in gemischten Gemeinden gelebt habe. Es gebe folglich kein spezielles Gebiet, in das vertriebene Mandäer zurückkehren könnten und in dem sie von Mitgliedern ihrer eigenen Gemeinde unterstützt werden könnten:
„For religious purposes, Mandaean-Sabeans must reside near a clean and preferably natural water source for baptism rights. Historically, Mandaeans settled in the marshes of southern Iraq, in large cities like Baghdad and Basra, and in southern Iran.
Unlike some of Iraq’s other minority components which reside mainly in a centralized geographic area, Iraq’s Mandaean community is spread throughout the country and often lived in mixed communities. As a result, there is no identified area within Iraq for displaced Mandaeans to integrate into an environment where they can be supported by members of their own community.
Among the remaining Mandaeans in Iraq today, most live in the large cities of Baghdad, Amara in Misan governorate, Basra, Nassiriyah and the marshlands. Mandaeans also reportedly live in Wassit governorate. Several dozen families having fled to northern Iraqi cities such as Erbil, Dohuk, Mosul and Kirkuk as well as other areas.“ (IILHR, Mai 2013, S. 112)
Der Bericht von MERI vom Juli 2017erklärt unter Berufung auf Interviews mit Sabäer-Mandäern in der Autonomen Region Kurdistan (ARK), dass es in der ARK ansässigen Sabäer-Mandäern unmöglich wäre daran zu denken, sich wieder in Bagdad oder in Gebieten des südlichen Iraks anzusiedeln. Die Befragten hätten dargelegt, dass nationale Sicherheitskräfte wie Polizei und Armee nicht in der Lage seien, sich gegen die zahlreichen konkurrierenden bewaffneten Milizen in der Hauptstadt und anderen Gebieten des Landes zu behaupten. Sie seien aus diesem Grund dazu gezwungen gewesen, ihre Sicherheit auf andere Art zu gewährleisten. In Gegenden wie Maysan, Basra und Bagdad hätten Sabäer-Mandäer Stammesangehörigen und Milizen Geld bezahlt, um ein gewisses Maß an Schutz für sich und ihre Familie zu erhalten. Finanzielle Beiträge an die lokale Bevölkerung würden alleine jedoch nicht ausreichen, und zahlreiche Teilnehmer hätten angegeben, dass die im Süden lebenden Sabäer-Mandäer sich auch gezwungen fühlen würden, an islamischen Ritualen teilzunehmen, um nicht aus der lokalen Gemeinde ausgeschlossen zu werden. 28 Prozent der Befragten hätten angegeben, sich als ‚Bürger zweiter Klasse‘ zu fühlen. Sie würden sich gehemmt fühlen, wenn es darum gehe, ihre persönlichen Feiertage zu feiern und hätten dies häufig nicht getan, um ihre Mitbürger nicht zu beleidigen. Auch gebe es im Irak, inklusive der Autonomen Region Kurdistan, keine qualifizierten Priester mehr, um religiöse Rituale durchzuführen:
„The impunity with which crimes are committed clearly engenders a general sense of despondency about the future. Sabean-Mandaeans originally from Baghdad and areas in the Southern parts of Iraq did not expect the situation to improve in the near future, and none claimed to seriously consider going back at this point. Interviewees explained that national security forces such as the police and army are not able to stand up to the many powerful and competing armed militias now active in Iraq’s capital and other areas of the country. […]
As the government lost the capacity to provide security, interviewees explained they had to ensure their safety through other means. In areas such as Missan, Basra and Baghdad, interviewees stated that they felt forced to pay money to tribesman and militias in order to obtain some level of protection for themselves and their family. Participants explained that, in the south especially, it is vital to be recognised and accepted as part of a tribe or community. This recognition and acceptance, however, is subject to assimilation and payment according to interviewees. They relayed accounts of how tribesman and militia leaders approach Sabean-Mandaeans living in their area and demand financial support for settling tribal conflicts, religious ceremonies and events. During Muharram for example, a holy month in Islam which Shias observe as the month in which Hussein Ibn Ali was martyred, multiple interviewees explained that Sabean-Mandaeans are expected to financially support parades and other public events. Financial support is not enough however, and numerous participants claimed Sabeans-Mandaeans living in the south also feel pressured into actively partaking in rituals of selfharm; e.g. floggings with a Zanjeer, lacerations and other ways in which some male Shias express their mourning over Hussein’s martyrdom. If Sabean-Mandaeans do not actively partake, interviewees claimed, they risk disenfranchisement from the local community. Considering the current climate of lawlessness and the government’s inability to provide security, this can have dramatic consequences for their safety in the south.
The Sabean-Mandaean faith, which is strictly pacifist and prohibits the carrying of arms even in self-defence, leaves community members with only two means of protection: payment or escape. Interviewees explained that not everyone has the option to escape, for varying reasons such as an illness in the family, children who have yet to finish their studies, or because they lack the financial means to start a new life elsewhere. Some interviewees were adamant that the only Sabean-Mandaeans left in Baghdad and the southern governorates are those for whom escape is not an option. […]
Several interviewees shared personal stories of discrimination and xenophobia against them. In fact, a significant number – 28 percent – of participants expressly used the term ‘second-class citizen’ to describe their perceived status in Iraq’s society. They feel inhibited in celebrating holidays and frequently opt not to for fear of affronting their surrounding community.” (MERI, Juli 2017, S. 7-9)
„In many places, including Iraq and the Kurdistan Region, there are no qualified priests to perform religious rituals such as baptisms. They often have to be flown in especially for the ceremony.“ (MERI, Juli 2017, S. 11)
Die Situation in der Autonomen Region Kurdistan betreffend führt der Bericht von 2017 weiter aus, dass die interviewten Sabäer-MandäerInnen sich in Kurdistan vergleichsweise sicher fühlen würden und keine Angst vor einem unmittelbaren religiös motivierten Angriff hätten. Grund dafür sei die Kontrolle der Regionalregierung. Sie hätten jedoch eine Anzahl anderweitiger Herausforderungen geäußert. Die Arabisch sprechenden Sabäer-Mandäer hätten es in der kurdisch-sprachigen Region schwer, sozial Anschluss zu finden und Geschäfte aufzubauen. Auch führe die Sprachbarriere zu Diskriminierung. Es wäre auch speziell schwierig für Mitglieder der Gemeinschaft, als staatliche Beamte angestellt zu werden, da ihr Gehalt aufgrund ihres Aufenthaltsstatus nicht von der Region Kurdistan sondern von Bagdad finanziert werden müsse. Einige der Interviewten seien auch von den Visums- und Aufenthaltsanforderungen frustriert gewesen. Es sei immer schwieriger geworden, eine Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten, und wenn erfolgreich, sei diese nur für kurze Zeit gültig gewesen– manchmal nur für den Zeitraum eines Monats. Außerdem benötige man Sonderbewilligungen für den Kauf von Immobilien oder den Start eines Unternehmens:
„In the north, the situation is quite different. As most participants had previously lived in the south or Baghdad and later moved to the Kurdistan Region, they were able to make a comparison of their experience of living in both places. When asked about the security situation in the KRI, none of the interviewees expressed serious concerns about religiously motivated attacks. They predominantly regard the disintegration of rule of law in the rest of Iraq as the main reason for attacks on their community, and, as they perceive the KRG [Kurdistan Regional Government] to maintain a firm grip on society, they do not feel under immediate threat from being targeted by religious extremist groups. They did however voice a number of other challenges.
Two-thirds of participants agreed that the language barrier between the Arabic speaking Sabean-Mandaean community and the Kurdish speaking majority has a negative impact on community relations. They argued that it inhibits social ties across communities and is ‘bad for business’ as it affects prospects of economic transactions in the small and wholesale private sector. A few participants also shared experiences of racism and discrimination against them on account of speaking Arabic. Being perceived as Arabs from the south sometimes results in discrimination and verbal abuse.
As displaced people with a limited social network, the community is especially struggling with the dearth of economic opportunities and lack of access to employment in the public sector. Before Baghdad suspended budget allocations to the KRG, its budget was largely determined by its proportion of Iraq’s population. This was determined at 17%. However, since IDPs are not part of this 17%, their salaries are not covered and thus they are generally barred from employment unless Baghdad pays their salaries. The process of secondment is also possible but fraud with difficulty and subject to political connectedness and mostly avoided. This situation has remained unchanged even after Baghdad’s cutting of the budget. […]
Some participants also expressed frustration with visa/residency requirements. According to them, it has become increasingly difficult to obtain a residency permit, and when successful, it is only valid for short periods – sometimes as short as a month. Special permits are also required for buying property or starting a business. The arduous and time-consuming exercise of renewing permits every month is a heavy burden for people trying to build up a life after displacement.“ (MERI, Juli 2017, S. 10-11)
Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 4. September 2019)