Anfragebeantwortung zu Somalia: Situation der Somalischen Bantu/Gosha/Jareer und des Clan der Elay in Südsomalia [a-11032]

11. Juli 2019

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Informationen zur Minderheitengruppe der Bantu/Gosha/Jareer

Die internationale NGO Minority Rights Group International (MRG), die sich für benachteiligte Minderheiten und indigene Völker einsetzt, hält in einem im März 2018 aktualisierten Eintrag auf ihrer Webseite fest, dass die so genannten Bantu-Gruppen (Gosha, Shabelle, Shidle und Boni), die zusammen als (Wa)gosha (wörtlich übersetzt: "Menschen des Waldes") bekannt seien, im unteren Juba-Tal leben würden. Weitere Bantu-Gemeinden würden sich im Shabelle-Tal befinden. Gosha seien die bedeutendste nicht-somalische Minderheit Somalias. Sie würden eine Bantu-Sprache sprechen und würden auch häufig als Bantu bezeichnet, sie selbst würden sich ebenfalls Bantu nennen. Der Name Bantu leite sich von der Erkenntnis ab, dass sie schwarzafrikanischer Herkunft seien, sowie von ihrem Aussehen, ihrem kulturellen Erbe und ihrer Sprache. Bantu seien traditionell als Personen untergeordneter Stellung („inferiors“) in somalische Clans integriert worden.

Bantu-Gemeinschaften seien nach wie vor mit Diskriminierung konfrontiert, einschließlich Beschimpfungen durch Mitglieder von Minderheitenclans: Zu den Bantu gehörende Personen würden nach wie vor manchmal als Adoon bezeichnet, ein somalischer Begriff für Sklave. Die Gruppe Al-Shabaab habe Bantu-Gemeinden nicht zuletzt wegen ihrer religiösen und kulturellen Praktiken ins Visier genommen und im Jänner 2010 habe das National Somali Bantu Project (NSBP) (der Portland State University, Anm. ACCORD) berichtet, dass mehrere den Bantu zugehörige Personen getötet worden seien, weil sie an einem traditionellen Gottesdienst in der Region Lower Jubbada teilgenommen hätten. Das NSBP habe darüber hinaus auch über die Schändung von Bantu-Gräbern und die erzwungene Einhaltung der al-Shabaab-Doktrinen durch die Bantu-Scheichs berichtet, sowie über zahlreiche Angriffe auf die Bantu-Kultur, darunter das Vorgehen gegen den Bantu-Tanz und den Einsatz traditioneller Medizin, sowie die Auferlegung sprachlicher Zwänge wie das Annehmen arabischer Namen. Darüber hinaus habe Al-Shabaab Berichten zufolge Bantu-Kinder ab einem Alter von 10 Jahren in ihre Miliz aufgenommen. Wie auch andere Minderheiten seien die Bantu in den Binnenvertriebenenlagern erneuter Diskriminierung ausgesetzt, einschließlich zahlreicher Fälle von Vergewaltigung von Bantu-Frauen, die in den Lagern nicht durch ihre traditionelle Clanstruktur geschützt seien:

„The so-called ‘Bantu’ groups – Gosha, Shabelle, Shidle and Boni – collectively known as (Wa) Gosha (literally, ‘people of the forest’) live in the Lower Juba Valley. Other Bantu communities are located in the Shebelle Valley. Gosha are the principal non-Somali minority group in the country. Gosha speak a Bantu language and are often referred to as, and call themselves, Bantu. […] The name ‘Bantu’ derives from a late 20th century recognition of their Black African origin, appearance, cultural heritage and language. They were traditionally incorporated as inferiors into Somali clans and lineages. […]

Bantu communities continue to face discrimination, including verbal abuse by members of minority clans: Bantu people are still sometimes referred to as adoon, a Somali term for ‘slave’. Al-Shabaab has also targeted Bantu communities because of their religious and cultural practices, and in January 2010 the National Somali Bantu Project (NSBP) reported that several Bantu people were killed for attending a traditional service in the Lower Juba region. The NSBP also reported the desecration of Bantu graves and forced compliance of Bantu Sheikhs with al-Shabaab doctrines, as well as numerous cultural attacks on Bantu dancing, the use of traditional medicine and the imposition of linguistic limitations including being forced to adopt Arabic names. Al-Shabaab have also reportedly recruited Bantu children as young as 10 into their militia. Like other minorities, Bantu people face renewed discrimination in IDP camps, with numerous cases of rape of Bantu women, who are not protected by traditional clan structure in the camps.” (MRG, März 2018)

Das Joshua Project, eine US-Organisation, die zwecks Unterstützung christlicher Missionstätigkeit ethnologische Informationen sammelt, hält in einem undatierten Eintrag auf seiner Webseite fest, dass die somalischen Bantu aus verschiedenen Gruppen wie den Mushunguli, den Shambara, den Gobaweyn, den Shidle, den Makanne und den Shabelle bestehen würden. Einige dieser Gruppen würden seit vielen Jahrhunderten entlang der Flüsse Somalias als Bauern arbeiten und hätten die Sprache und Kultur der Somalier in ihrer Umgebung übernommen. Andere Gruppen würden aus Tansania oder Mosambik stammen und seien im 19. Jahrhundert als Sklaven nach Somalia gebracht worden. Nachdem sie ihren Entführern entkommen seien, hätten sie sich entlang der Dörfer ebenfalls als Bauern niedergelassen. Die verschiedenen somalischen Bantu-Gruppen seien vor allem wegen der rassenbezogenen Diskriminierung vereint, der sie in Somalia ausgesetzt seien. Die meisten Somalier würden sich nicht mit Personen, die zu den somalischen Bantu gehören, vermählen, und einige würden nicht einmal mit ihnen essen oder auch nur ihr Haus betreten. Während des Bürgerkriegs in Somalia seien die somalischen Bantu eine der am stärksten gefährdeten Gruppen gewesen und hätten schrecklich unter den Taten von Clan-Milizen und Verbrecherbanden gelitten. Nach Kenia fliehende somalische Bantu seien als besonders schutzbedürftige Minderheit anerkannt worden, und im Jahr 2002 hätten die USA zugesagt, 12.000 von ihnen umzusiedeln. Mehrere tausend andere hätten sich auf den Weg nach Tansania gemacht, ihrer angestammten Heimat. Aber viele tausend somalische Bantus würden in Flüchtlingslagern in Kenia oder in Vertriebenenlagern in Somalia festsitzen und hätten wenig Hoffnung, entweder zu ihren Farmen zurückzukehren oder die Staatsbürgerschaft in einem neuen Land zu erlangen. Viele somalische Bantu würden sich selbst als Bantu bezeichnen, aber einige würden den Namen Jareer bevorzugen. Andere würden sich in erster Linie nach ihrer Subgruppe identifizieren, wie etwa den Mushunguli, oder aber nach dem somalischen Klan, dem sie angehören, wie den Elay oder den Geledi.

Die somalischen Bantu würden traditionell entlang der Flüsse Juba und Shabelle in Südsomalia leben. Aufgrund von Hungersnöten und Krieg seien viele somalische Bantu aus diesen Gebieten geflohen und würden heute in urbanen Zentren wie Mogadischu und Kismaayo sowie im benachbarten Kenia leben.

Seit dem Jahr 2008 würden jene Gebiete, in denen die meisten somalischen Bantu leben, unter der Kontrolle der somalischen Terrororganisation al-Shabaab stehen, die den Gemeinden eine repressive Form des Islam auferlegt habe, häufig hohe Steuern eingehoben oder junge Männer gezwungen habe, sich ihren Reihen anzuschließen:

„The Somali Bantu are made up of diverse groups, such as the Mushunguli, Shambara, Gobaweyn, Shidle, Makanne, Shabelle, etc. Some of these groups have lived in Somalia for many centuries as farmers along the rivers, and have adopted the language and culture of the surrounding Somalis. Other groups originated in Tanzania and Mozambique and were brought to Somalia as slaves during the 19th century. After escaping their captors they also settled as farmers along the villages. The different Somali Bantu groups are united primarily because of the racial discrimination they face within Somalia. Most Somalis will not intermarry with Somali Bantus, and some will not even eat with them or enter their house. During the civil war in Somalia, Somali Bantus were one of the most vulnerable groups and suffered horribly at the hands of clan militias and criminal gangs. Somali Bantu fleeing to Kenya were recognized as a minority group in need of special protection, and in 2002 the USA agreed to resettle 12,000 of them. Several thousand others made their way to Tanzania, their ancestral homeland. But many thousand Somali Bantus are stuck in refugee camps in Kenya or in IDP camps within Somalia with little hope of either returning to their farms or getting citizenship in a new country. Many Somali Bantu will refer to themselves as Bantu, but some prefer the name Jareer. Others will primarily identify by their subgroup, such as the Mushunguli, or by the Somali clan they are affiliated with, such as the Elay or the Geledi. […]

The Somali Bantu traditionally live along the Juba and Shabelle rivers in southern Somalia. Due to famines and war, many Somali Bantu have fled these areas and now live in urban centers like Mogadishu and Kismayo, as well as in neighboring Kenya. […]

The areas where most Somali Bantu live have been under the control of the Somali terrorist organization al-Shabaab since 2008, who have imposed an oppressive form of Islam onto the communities and often levied high taxes or forced young men to join their ranks.” (Joshua Project, ohne Datum)

Auf der Webseite des Critical Threats Project des American Enterprise Institute, einem konservativen US-amerikanischen Think Tank, findet sich eine mit Oktober 2018 datierte Karte, in der die Unterstützungs- und Angriffszonen der Gruppe al-Shabaab eingezeichnet sind. Die Unterstützungszonen sind dabei als Gebiete definiert, in denen für al-Shabaab keine ernstzunehmenden Feinde gibt, wodurch eine effektive logistische und administrative Unterstützung ihrer Truppen möglich ist. Angriffszonen sind definiert als Gebiete, in denen die al-Shabaab-Einheiten offensive Operationen durchführen. Im Süden Somalias sind entlang der beiden oben erwähnten Flüsse Juba und Shabelle Unterstützungs- und Angriffszonen eingezeichnet:


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(Critical Threats Project, 5. Oktober 2018)

Das Flüchtlingshochkommissariat der Vereinten Nationen (UN High Commissioner for Refugees, UNHCR) hält in einer Position zur Rückkehr nach Süd- und Zentralsomalia vom Mai 2016 unter Verweis auf verschiedene Quellen fest, dass es Mitgliedern von Minderheitenclans oft an lebenswichtigen Schutzmöglichkeiten mangle, sowie, dass sie unter weit verbreiteter Diskriminierung leiden würden. Gleiches gelte für andere, die sich als Vertriebene außerhalb ihrer normalen sozialen Clanstrukturen befinden würden und nicht auf den Schutz und die Unterstützung vertrauen können, die solche sozialen Netzwerke im Allgemeinen bieten würden. Berichten zufolge seien beispielsweise die somalischen ethnischen Bantu, ebenso wie einige andere Minderheitenclans, weiterhin sehr gefährdet, Opfer von Diskriminierung, schwerer Armut, Ausgrenzung und Marginalisierung zu werden und sie würden überproportional Opfer von Morden, Folter, Vergewaltigung, Entführung zwecks Forderung von Lösegeld, Zwangsrekrutierung, Schuldknechtschaft sowie ungestrafter Plünderung von Land und Eigentum durch Milizen und Mitglieder der Mehrheitsclans:

„Members of minority clans often lack vital protection and suffer pervasive discrimination. The same applies to others who, being displaced, find themselves outside their normal social clan structures and unable to rely on the protection and support generally extended by such social networks. For instance, Somali ethnic Bantus, as well as some other minority clans, reportedly continue to be highly vulnerable to discrimination, severe poverty, exclusion and marginalization, and are reportedly disproportionately subjected to killings, torture, rape, kidnapping for ransom, forced recruitment, bonded labour as well as looting of land and property with impunity by militias and majority clan members.” (UNHCR, Mai 2016, S. 9-10)

Das norwegische Herkunftsländerinformationszentrum Landinfo ist ein unabhängiges Organ der norwegischen Migrationsbehörden, das verschiedenen AkteurInnen innerhalb der Migrationsbehörden Herkunftsländerinformationen zur Verfügung stellt. Im Juli 2011 berichtet Landinfo, dass laut internationalen Berichten marginalisierte Minderheitengruppen wie die Jareer von Rekrutierungen durch die al-Shabaab betroffen seien:

„The places where extremists can most easily recruit new followers and soldiers are in the settlements for the internally displaced. Here, people lack the basics. Several international and Somali sources report that the groups also recruit members from marginalised minority groups, such as the Jareer and Benadir groups – populations that have been subjected, both during and after the civil war, to abuse and misuse of power (interviews in Nairobi, March 2009 and March 2010; Shabelle.net 2011).” (Landinfo, 22. Juli 2011, S. 2)

Ein im August 2017 veröffentlichter Bericht der Danish Demining Group (DDG), die für Entminung zuständige Abteilung des Danish Refugee Council, enthält Informationen über aus Kenia nach Somalia zurückkehrende somalische Flüchtlinge. Zur Rückkehr nach Kismaayo hält DDG in dem Bericht fest, dass die dorthin Rückkehrenden, die sich hauptsächlich aus Digil-Mirifle (siehe dazu unten, Anm. ACCORD) und Bantu zusammensetzen würden, in eine dort bereits existierende Gemeinschaft bestehend aus Digil-Mirifle und Bantu kommen würden. Diese bestehe aus einer großen Zahl Binnenvertriebener, die vor Ort 40 verschiedene Vertriebenenlager bewohnen würden, von denen alle überfüllte Elendsviertel mit Substandard-Wohnungen seien.

Langfristig stelle die Existenz einer großen Zahl von Digil-Mirifle und Bantu, die in überfüllten Slums und Binnenvertriebenenlagern untergebracht seien und die als Unterschicht behandelt würden, eine gefährliche Quelle für Konflikte und eine einfache Rekrutierungsmöglichkeit für die Gruppe Al-Shabaab dar:

„The mainly Digil-Mirifle and Bantu returnees will join an existing population of Digil-Mirifle and Bantu in Kismayo, which constitute a large IDP population residing in over 40 IDP camps, all crowded slums with temporary or sub-standard housing. […]

In the long-term, the existence of a large population of Digil-Mirifle and Bantu crowded in slums and IDP camps and treated as an underclass will constitute a dangerous underlying source of conflict and an easy recruiting tool for Al Shabaab.” (DDG, August 2017, S. 2)

In einem vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen veröffentlichten Brief der UNO-Überwachungsgruppe für Somalia und Eritrea vom Oktober 2016 wird festgehalten, dass in der Region Unter-Shabelle Zivilsten im Rahmen des langanhaltenden Konflikts zwischen den Milizen der Clans Haber Gedir und Biimaal häufig Opfer von Angriffen seien. Milizen aller Seiten hätten Angriffe auf Zivilisten (einschließlich Tötungen, sowie sexuelle und geschlechterspezifische Gewalt) verübt, jene der Haber Gedir hätten allerdings regelmäßige Unterstützung vonseiten der Somalischen Nationalarmee erhalten, was dazu geführt habe, dass Zivilisten der Bantu, der Biimaal, der Galedi, der Rahanweyn und anderer Gruppen überproportional betroffen gewesen seien. In dem Brief wird eine Reihe von Milizen-Angriffen auf 20 Bantu-Dörfer erwähnt, die sich im November 2013 ereignet habe und im Zuge derer Zivilisten getötet, Häuser in Brand gesteckt, Frauen vergewaltigt und tausende Menschen vertrieben worden seien. Darüber hinaus wird ein Fall erwähnt, bei dem im April 2016 fünf junge Bantu/Shiidle-Männer, alle Bauern aus der Region Mittel-Shabelle, von der Somalischen Nationalarmee verhaftet und während der Haft geschlagen worden seien. Den Männern sei Trinkwasser vorenthalten worden und zwei von ihnen seien gefoltert worden. Gemäß Zeugenaussagen hätten sich die beteiligten Offiziere der Somalischen Nationalarmee die Liegenschaften der Männer aneignen wollen und dafür den Vorwurf der Zugehörigkeit zu Al-Shabaab als Vorwand für ihre Inhaftierung benutzt. Nach mehr als sieben Wochen Haft seien die Männer schließlich frei gekommen und von allen Vorwürfen frei gesprochen worden:

„In Lower Shabelle civilians were often the victims of attacks within the long-running conflict between Haber Gedir and Biimaal militia. Although militia on all sides attacked civilians (killing, sexual and gender-based violence), Haber Gedir militia were regularly supported by personnel and assets of the SNA [Somali National Army], resulting in a disproportionate impact on civilians from Bantu, Biimaal, Galedi, Rahenweyne and other communities.” (UN-Sicherheitsrat, Oktober 2016, S. 160-161)

„In 2014 the SEMG [Somalia and Eritrea Monitoring Group] reported on a series of attacks on 20 Bantu villages on 6 and 7 November 2013 launched by Abgaal/Mohamed Muse militias, and SNA personnel, in the course of which civilians were killed, homes burned, assets looted, women were raped and thousands displaced. On 11 April 2016, five young Bantu/Shiidle men, all farmers from Daifa or Baroweyne villages in Middle Shabelle, were arrested and detained by a unit of the Somali National Army (SNA). Accused of being members of Al-Shabaab, the five men were first detained for two days at Jowhar Airport military base, subsequently held for seven days at Jowhar Police Station, and finally transferred for 43 days to National Intelligence and Security Agency (NISA) facilities. All five men were regularly beaten and denied water during their detention. Two of the men were particularly signalled out for torture by two named SNA commanders: one man had his finger nails pulled while both were severely beaten with butt of a rifle and had boiling hot water poured on the wounds. According to testimonies received by the SEMG, the SNA officers involved in the violation wanted to appropriate the properties of the men, and used the accusation of affiliation with Al-Shabaab as a pretext for their detention. After more than seven weeks in detention, the men were finally freed by the now deceased commander of NISA in Jowhar, Abdiweli Ibrahim Mohamed and cleared of all allegations.” (UNO-Sicherheitsrat, Oktober 2016, S. 151)

Ältere Informationen zu den Bantu/Jareer finden sich in einem von ACCORD im Dezember 2009 veröffentlichten Bericht zu Clans in Somalia (basierend auf einem Vortrag von Dr. Joakim Gundel) auf den Seiten 12-13; 15 und 18. Der Bericht ist unter folgendem Link abrufbar:

Elay (auch Eelaay, Ealey) / Mirifle / Rahanweyn und Verbindungen zwischen Elay und Bantu

Laut den oben bereits angeführten undatierten Informationen des Joshua Project würden sich viele somalische Bantu selbst als Bantu oder Jareer bezeichnen, andere würden sich in erster Linie nach ihrer Subgruppe identifizieren, wie etwa den Mushunguli, oder aber nach dem somalischen Klan, dem sie angehören, wie den Elay oder den Geledi:

„Many Somali Bantu will refer to themselves as Bantu, but some prefer the name Jareer. Others will primarily identify by their subgroup, such as the Mushunguli, or by the Somali clan they are affiliated with, such as the Elay or the Geledi.” (Joshua Project, ohne Datum)

Laut einem Bericht des Amts der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs, UNOCHA) vom August 2002 seien die Clans Digil und Mirifle in Sub-Clans aufgeteilt. Zu den Mirifle würden unter anderem die Elay zählen:

„The Digil and Mirifle are subdivided into sub clans. The Digil include Geledi, Shanta Aleen, Bagadi, Garre, Tuni, Jido, and Dabarend while the Mirifle are divided into Siyed and Sagal. Some of the major subclans in the Mirifle group are Laysan, Harin, Elay, Boqol Hore, Jiron, Jilible, Gelidle, Hadame, Luway, Huber and Yantar.“ (UNOCHA, 1. August 2002)

In einem Bericht des United Nations Development Programme (UNDP) vom Dezember 1998 werden die Digil-Mirifle auch als Rahanweyn bezeichnet. Zu diesen würden unter anderem auch die Ealey zählen. Die Rahanweyn seien in den Regionen Bay, Bakol, Lower Shabelle und Middle Jubba und Teilen von Gedo zwischen den Flüssen Jubba and Shabelle angesiedelt. Sie würden einen Dialekt sprechen, der als „Af-Maay“ bezeichnet werde:

„Predominantly Agro-Pastoral Clans Rahanweyn (Or Digil-Mirifle) A confederation of clans, mostly composed of newcomers of other clans absorbed into the Rahanweyn. Includes, among others, the Leysan, Ealey, Mahallinweyne, Garre, Dabarre, Tunni, Jiron, Hadama, Geledi, Dossow and Jiddo; they are concentrated in the inter-riverine region (Bay, Bakol, Lower Shabelle, parts of Gedo, and Middle Jubba regions) between the Jubba and Shabelle rivers. They speak a distinct dialect (some argue it constitutes a separate language, though this is a subject of debate) called Af-Maay.” (UNDP, Dezember 1998, S. 106)

In einem im Jänner 2019 veröffentlichten Bericht des britischen Innenministeriums (UK Home Office) zu Herkunftsländerinformationen und Handlungsempfehlungen für britische Asylentscheider findet sich eine Zusammenfassung des auf verschiedenen Quellen basierenden Kapitels „Clansystem“, die folgende Informationen enthält: Die vier Mehrheitsclans in Somalia würden Darod, Hawiye, Isaaq und Dir heißen. Zwei weitere Clans, die Digil und Mirifle (manchmal gemeinsam als Rahanweyn bezeichnet), würden eine Position zwischen den Mehrheitsclans und den Minderheitengruppen einnehmen. Minderheitengruppen würden sich aus ethnischen und religiösen Minderheiten sowie aus Berufs- und kastenlosen Gruppen zusammensetzen. Ethnische und religiöse Minderheiten würden sich aus den urbanen Küstengemeinden der Benadir-Region (Reer Hamar, Barawani) und den Bantu zusammensetzen:

„The 4 majority clans in Somalia as a whole are the Darod, Hawiye, Isaaq and Dir. Two further clans, the Digil and Mirifle (sometimes collectively referred to as Rahanweyn), take a position between the majority clans and the minority groups. Minority groups are comprised of ethnic and religious minorities, and occupational/out-caste groups. The latter are of the same ethnicity as members of the majority clans. Ethnic and religious minorities include the urban coastal communities of the Benadir region (the Reer Hamar, Barawani – also known as Reer Brava or Bravanese – and the Bajuni) and the Bantu. Occupational and out-caste groups include members of the Tumal, Midgan and Yibir.” (UK Home Office, Jänner 2019, S. 6)

Das UK Home Office zitiert in einem Bericht vom November 2009 die Somalia-Expertin Virginia Luling. Laut Luling gebe es zumindest drei verschiedene Möglichkeiten, wie man die Gruppen Digil und Rahanweyn definieren und in Subklassen einteilen könne. Luling halte weiters fest, dass die nomadisch-pastoralen Clans die Rahanweyn als „Eelaay“ (die Anderen) bezeichnen würden:

„As an alliance of groups rather than a unified, distinct group, sources differ as to which groups are Rahanweyn or not. Luling, in the 2002 publication Somali sultanate notes that there are at least three different ways of defining the Digil and Rahanweyn, and subclassifying their sub-clans. Luling previously notes, along with Lewis’s observations of 1957, that: ‘The ‘total genealogy’ [a genealogy that links all clans back to connections with the founders of Islam], in other words, is an intellectual construct and the construct of intellectuals. Ordinary people are simply concerned with the day-to-day political relations which are worked out via the genealogical links at lower levels of segmentation, and beyond this their ideas are hazy. The Digil and Reewiin/Raxanweyn, for instance, tend to refer to all nomadic pastoral clans as ‘Haawiye’, or even ‘Daarood’ or ‘Daame’ (in the contrasted pair of Digil iyo Daame), while the latter call the Reewiin/Raxanweyn indiscriminately ‘Eelaay’ [others].” (UK Home Office, 13. November 2009, S. 83)

Wie bereits oben angeführt schreibt die Danish Demining Group (DDG) in einem Bericht vom August 2017 zu aus Kenia nach Kismaayo zurückkehrenden somalischen Flüchtlingen, dass die Rückkehrenden, hauptsächlich bestehend aus Digil-Mirifle und Bantu, in eine dort bereits existierende Gemeinschaft bestehend aus Digil-Mirifle und Bantu kommen würden. Diese bestehe aus einer großen Zahl Binnenvertriebener, die vor Ort 40 verschiedene Vertriebenenlager bewohnen würden, von denen alle überfüllte Elendsviertel mit Substandard-Wohnungen seien.

Langfristig stelle die Existenz einer großen Zahl von Digil-Mirifle und Bantu, die in überfüllten Slums und Binnenvertriebenenlagern untergebracht seien und die als Unterschicht behandelt würden, eine gefährliche Quelle für Konflikte und eine einfache Rekrutierungsmöglichkeit für die Gruppe Al-Shabaab dar. (DDG, August 2017, S. 2)

 

Die international tätige Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) schreibt in einem Bericht vom März 2013, dass Binnenvertriebene angegeben hätten, dass Mitglieder von Milizgruppen, die in Verbindung zu Distriktkommissaren stünden, sowie weitere Personen, Binnenvertriebene, die den Rahanweyn angehören würden, beschimpfen würden. Sie würden „Elay“ (Unterclan der Rahanweyn; der Begriff werde auch als Beleidigung für die Rahanweyn insgesamt verwendet) genannt. Zudem würden sie beschuldigt, al-Schabaab zu unterstützen. Al-Schabaab habe Berichten zufolge eine bedeutende Anzahl von UnterstützerInnen und KämpferInnen aus Minderheitengruppen und den Rahanweyn rekrutiert:

„Human Rights Watch heard from IDPs that militias linked to district commissioners and others verbally abuse Rahanweyn IDPs. They are called ‘Elay’ (a sub-clan of Rahanweyn). They are also accused of being al-Shabaab supporters. Al-Shabaab is reported to have recruited a significant number of supporters and fighters among minority groups and the Rahanweyn. […] (HRW, 29. März 2013, S. 35-36)

„Elay is a sub-clan of the Rahanweyn but the term is also used as an insult to all Rahanweyn members.“ (HRW, 29. März 2013, Fußnote 103, S. 36)


 


Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 11. Juli 2019)