Anfragebeantwortung zu Libyen: Informationen zur Sicherheitslage in Tripolis, Gharian und Zuwara; staatliche Kontrolle über diese Gebiete [a-10928-1 (10928)]

28. März 2019

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Das US-Außenministerium (US Department of State, USDOS) erwähnt in seinem Jahresbericht zur Menschenrechtslage vom März 2019 (Berichtszeitraum 2018), dass die international anerkannte Regierung der Nationalen Einheit (Government of National Accord, GNA) von Premierminister Fayez al-Sarraj geführt werde. Die Regierung habe nur eingeschränkt effektive Kontrolle über die Sicherheitskräfte.

Im Westen Libyens habe der Konflikt zwischen mit der GNA verbündeten bewaffneten Gruppen und verschiedenen nichtstaatlichen Akteuren angedauert. Die nationale libysche Armee (Libyan National Army, LNA) unter dem Kommandanten Khalifa Haftar stehe nicht unter der Befehlsgewalt der GNA. Haftar habe Territorien in den östlichen und südlichen Landesteilen kontrolliert. Außerhalb des Gesetzes stehende bewaffnete Gruppen hätten landesweit ein Sicherheitsvakuum ausgefüllt, obwohl im westlichen Libyen mehrere Gruppen mit der GNA verbündet gewesen seien, um Zugriff auf staatliche Ressourcen zu erlangen. Die GNA habe einige der bewaffneten Gruppen im Jahr 2018 formal in das Innenministerium integriert.

Der Islamische Staat (ISIS) habe vorwiegend in der zentralen Wüstenregion, in Gebieten südlich von Sirte und in Bani Walid, und in städtischen Gebieten entlang der westlichen Küste über eine eingeschränkte Präsenz verfügt.

Al-Qaida und andere terroristische Gruppen seien ebenfalls im Land tätig gewesen, insbesondere um Derna und im Südwesten:

„The Libyan Political Agreement, which members of the UN-facilitated Libyan political dialogue signed in 2015, created the internationally recognized Government of National Accord (GNA), headed by Prime Minister Fayez al-Sarraj. […]

The government had limited effective control over security forces. […]

Conflict continued during the year in the west between GNA-aligned armed groups and various nonstate actors. The Libyan National Army (LNA), under its commander Khalifa Haftar, is not under the authority of the internationally recognized GNA. Haftar controlled territory in the east and parts of south. Extralegal armed groups filled security vacuums across the country, although several in the west aligned with the GNA as a means of accessing state resources. The GNA formally integrated some of the armed groups into the Ministry of Interior during the year. ISIS [Islamic State of Iraq and al-Sham] maintained a limited presence, primarily in the central desert region, areas south of Sirte and in Bani Walid, and in urban areas along the western coast. Al-Qaida and other terrorist groups also operated in the country, particularly in and around Derna and in the southwest.“ (USDOS, 13. März 2019, Executive Summary)

Es habe zahlreiche Berichte gegeben, dass mit der GNA verbundene bewaffnete Gruppen, nichtstaatliche Akteure, LNA-Einheiten, tschadische und sudanesische Rebellengruppen, Stammesgruppen, ISIS-Kämpfer und andere terroristische Gruppen willkürliche oder unrechtmäßige Tötungen begangen hätten, so das USDOS weiters. Allianzen, manchmal vorübergehend, zwischen Elementen der Regierung, nichtstaatlichen Akteuren und ehemaligen oder aktiven Offizieren der bewaffneten Streitkräfte, die an außergesetzlichen Kampagnen teilgenommen hätten, hätten es schwierig gemacht, die Rolle der Regierung bei Angriffen bewaffneter Gruppen herauszufinden.

Berichte hätten darauf hingewiesen, dass terroristische Organisationen, kriminelle Banden und Milizen eine prominente Rolle bei gezielten Tötungen und Selbstmordanschlägen auf sowohl Regierungsbeamte als auch ZivilistInnen gespielt hätten. Kriminelle Gruppen oder bewaffnete Elemente, die sowohl mit der Regierung als auch mit ihren Gegnern verbündet gewesen seien, könnten andere derartige Anschläge durchgeführt haben. Granatenbeschuss, Gewehrfeuer, Luftangriffe und Blindgänger hätten während des Jahres eine Reihe von Personen getötet, darunter in der Hauptstadt, Tripolis. In Abwesenheit eines effektiven Gerichts- und Sicherheitsapparates seien die Täter nicht identifiziert und der Großteil dieser Verbrechen nicht bestraft worden.

Zwischen Jänner und Oktober 2018 habe die Unterstützungsmission der Vereinten Nationen in Libyen (UN Support Mission in Libya, UNSMIL) den Tod von über 177.000 ZivilistInnen dokumentiert. Die meisten seien Opfer von Granatenbeschuss geworden:

„There were numerous reports that GNA-aligned armed groups, nonstate actors, LNA units, Chadian and Sudanese rebel groups, tribal groups, ISIS fighters, and other terrorist groups committed arbitrary or unlawful killings (see section 1.g.). Alliances, sometimes temporary, among elements of the government, non-state actors, and former or active officers in the armed forces participating in extralegal campaigns made it difficult to ascertain the role of the government in attacks by armed groups. Reports indicated terrorist organizations, criminal gangs, and militias played a prominent role in targeted killings and suicide bombings perpetrated against both government officials and civilians. Criminal groups or armed elements affiliated with both the government and its opponents may have carried out other such attacks. Shelling, gunfire, airstrikes, and unexploded ordinances killed scores of persons during the year, including in the capital, Tripoli. In the absence of an effective judicial and security apparatus, perpetrators remained unidentified, and most of these crimes remained unpunished. Between January and October, the UN Support Mission in Libya (UNSMIL) documented the deaths of more than 177,000 civilians. Shelling injured or killed the largest number of victims.” (USDOS, 13. März 2019, Section 1a)

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) schreibt in ihrem Jahresbericht vom Februar 2019 (Berichtszeitraum 2018), dass die Sicherheitslage weiterhin volatil gewesen sei. Milizen, bewaffnete Gruppen und Sicherheitskräfte mit Verbindungen zur international anerkannten GNA im Westen Libyens und der selbsternannten Nationalen Libyschen Armee (Libyan National Army, LNA) im Osten Libyens seien weiterhin außerhalb des Rechtsstaates tätig gewesen. Die GNA, die 2015 mittels der libyschen politischen Vereinbarung, die unter Vermittlung der UNO ausgehandelt worden sei, gegründet worden sei, sei weiterhin schwach gewesen und habe weiterhin Mühe gehabt, effektive Kontrolle auszuüben. Hauptsächlich vier Milizen, die unter dem Innenministerium operiert hätten, hätten die Hauptstadt Tripolis dominiert und sich territorialen Einfluss und Macht gesichert, Regierungsinstitutionen infiltriert und wirtschaftliche Hochburgen aufgebaut:

„The security situation remained volatile. Militias, armed groups and security forces affiliated to the internationally recognized Government of National Accord (GNA) in the west and the self-proclaimed Libyan National Army (LNA) in the east continued to operate outside the rule of law. The GNA, established under the 2015 UN-brokered Libyan Political Agreement, remained weak as it continued to struggle to exert effective control on the ground. Four main militias operating under the Ministry of Interior dominated the capital, Tripoli, carving out territorial influence and power, infiltrating government institutions and building economic strongholds.“ (AI, 26. Februar 2019, S. 1)

Milizen, bewaffnete Gruppen und Sicherheitskräfte hätten laut AI im Jahr 2018 weiterhin in Zusammenhang mit bewaffneten Auseinandersetzungen unter anderem schwere Menschenrechtsverletzungen begangen, darunter Kriegsverbrechen. Zusammenstöße zwischen rivalisierenden Milizen hätten meist aufgrund wahlloser Anschläge zu Hunderten zivilen Opfern geführt, darunter Todesfällen, und hätten den Zugang zu grundlegenden Einrichtungen wie Krankenhäusern und Schulen erschwert. Zahlen des Gesundheitsministeriums zufolge habe Ende August und im September 2018 erneuter Konflikt in Tripolis 115 Zivilistinnen ihr Leben gekostet.

Im Westen Libyens hätten Milizen, die unter der GNA als Sicherheitskräfte auftreten würden, regelmäßig willkürliche Verhaftungen und Entführungen an Arbeitsplätzen und in Wohnungen vorgenommen. Die Opfer seien aufgrund ihrer regionalen Herkunft, unterstellter politischer Einstellung, wegen ihres Berufs oder vermuteten Wohlstands zum Ziel geworden, um Lösegeld zu erpressen:

„Militias, armed groups and security forces continued to commit with impunity crimes under international law and gross human rights violations abuses in the context of armed hostilities, including war crimes, throughout the year. Clashes between competing militias resulted in hundreds of civilian casualties including deaths, most due to attacks that were indiscriminate, and made it difficult for people to access basic facilities such as hospitals and schools. Renewed conflict in Tripoli in late August and September cost 115 civilians their lives, according to Ministry of Health figures.” (AI, 26. Februar 2019, S. 1)

„In the west, militias operating as security forces under the GNA regularly conducted arbitrary arrests and abductions of people from their homes and workplaces, targeting victims on the basis of their regional origin, perceived political opinions, profession or perceived wealth in order to extract cash ransoms.” (AI, 26. Februar 2019, S. 2)

Laut einem Bericht des Menschenrechtsrats der Vereinten Nationen (UN Human Rights Council, HRC) vom Februar 2019 hätten Gruppen, die ISIL einen Treueschwur geleistet hätten, im Jahr 2018 mehrere tödliche Anschläge in Tripolis und anderen Regionen verübt, darunter Ajdabiya, Jufra, Kufra und Zliten. Am 2. Mai 2018 hätten sich solche Gruppen zu einem Anschlag auf das Hauptquartier der Hohen Nationalen Wahlkommission in Tripolis bekannt, bei dem mindestens 12 Männer und eine Frau getötet worden und sechs weitere Personen verletzt seien. Am 10. September 2018 seien bei einem weiteren komplexen Anschlag auf das Hauptquartier des Nationalen Ölunternehmens in Tripolis zwei Personen getötet und sechs weitere verletzt worden. Nach über einem Jahr relativer Ruhe in Tripolis seien am 26. August 2018 schwere Kämpfe ausgebrochen, als bewaffnete Gruppen von außerhalb der Hauptstadt mit mächtigen bewaffneten Gruppen in Tripolis um Kontrolle gewetteifert hätten, um den Druck auf den Präsidentschaftsrat zu erhöhen. Nach einer Waffenstillstandsvereinbarung sei es vorübergehend zu einem Abflauen der Kämpfe gekommen und diese seien nach einem Versöhnungsabkommen zwischen bewaffneten Gruppen in Tripolis und Tarhuna Ende September 2018 weiter abgeflaut:

„In 2018, groups pledging allegiance to the Islamic State in Iraq and the Levant (ISIL) carried out several deadly attacks in Tripoli and other regions, including Ajdabiya, Jufra, Kufra and Zliten. On 2 May, such groups claimed responsibility for an attack on the High National Election Commission headquarters in Tripoli which left at least 12 men and 1 woman dead and 6 others injured. On 10 September, two people died and six were injured in another complex attack on the Tripoli headquarters of the National Oil Corporation.

After over a year of relative calm in Tripoli, fierce fighting broke out on 26 August when armed groups from outside the capital vied to wrest control from powerful Tripoli-based armed groups and increase pressure on the Presidency Council. A ceasefire agreement between parties to the conflict, reached under the auspices of UNSMIL on 4 September and supplemented by a consolidation agreement on 9 September, brought a temporary lull in the fighting, which subsided once more at the end of September when a reconciliation agreement was reached between Tripoli-based and Tarhuna-based armed groups.” (HRC, 4. Februar 2019, S. 3)

Der UNO-Sicherheitsrat erwähnt im Jänner 2019, dass während des Berichtszeitraums (24. August 2018 bis 9. Jänner 2019) die Situation in der westlichen Region volatil gewesen sei, was auf monatelange bewaffnete Zusammenstöße zwischen bewaffneten Gruppen in Tripolis zurückzuführen gewesen sei. Die hautsächlich in die Kämpfe verwickelten Gruppen seien die Tripoli Revolutionary Brigade und die Central Command/Abu Salim Brigade in Tripolis sowie die Kaniyat/the Seventh Brigade aus Tarhouna, die mit bewaffneten Elementen der Samoud Brigade verbündet gewesen sei, gewesen.

Am 27. August 2018 seien die Zusammenstöße eskaliert und schwere Waffen in mehreren Gebieten der Hauptstadt eingesetzt worden, großteils in den südlichen Bezirken mit einer beträchtlichen Zivilbevölkerung. Über 700 Häftlinge seien aus Gefängnissen in den Konfliktgebieten entkommen. Tausende Familien seien aus ihren Wohnungen in der Hauptstadt geflohen und hätten anderswo Unterkunft gesucht.

Außerhalb der Hauptstadt habe es weiterhin Berichte über Anschläge, Zusammenstöße, Entführungen und Ermordungen gegeben. Am 25. September 2018 hätten unbekannte Bewaffnete in der 25 Kilometer südlich von Tripolis gelegenen Stadt Jafara eine örtliche Polizeistation angegriffen, drei PolizistInnen getötet und einen weiteren entführt. Am 10. Oktober 2018 habe ein verirrtes Geschoss ein gepanzertes Fahrzeug der Vereinten Nationen getroffen, das Teil eines Konvois von Tripolis zum internationalen Flughafen von Zuwara gewesen sei. Niemand sei verletzt worden. Nach dem Ende der Feindseligkeiten in der Hauptstadt hätten Racheaktionen unter bewaffneten Gruppen in Tripolis zu drei Todesfällen und erhöhten Spannungen in Teilen der Hauptstadt geführt:

„During the reporting period, the situation in the western region was volatile owing to month-long armed clashes between armed groups in Tripoli. The main groups involved in the fighting against the Tripoli armed groups – the Tripoli Revolutionary Brigade and the Central Command/Abu Salim brigade – were Kaniyat/the Seventh Brigade armed group from Tarhouna, allied with armed elements mostly from Misrata forming the ‘Samoud Brigade’. On 27 August, the clashes escalated into full-scale fighting with the use of heavy weaponry in several areas of the capital, mainly in its southern districts, which have substantial civilian populations. Several key positions held by the Government of National Accord-affiliated Tripoli Revolutionary Brigade were captured by Kaniyat during the early days of the fighting, which the Brigade was able to recapture in mid-September. More than 700 inmates escaped from prisons located in conflict areas. Thousands of families fled their homes in the capital and sought shelter elsewhere. Mitiga International Airport, the only operational airport in the capital, was targeted and remained closed for weeks.

On 4 September, UNSMIL convened concerned parties in the western town of Zawiya and brokered a ceasefire, which resulted in a significant decrease of armed clashes for nearly 10 days. The parties committed themselves to protecting civilians, reopening the airport and initiating dialogue on appropriate security arrangements in the capital. Under a supplementary agreement signed on 9 September, it was agreed that government and State security forces would begin to transfer control of sovereign institutions and critical infrastructure, including the airport, from armed groups to official police and military forces. To that end, a committee on security arrangements in Tripoli, composed of government and security officials, was created with support from UNSMIL. On 25 September, the fighting ceased after a bilateral agreement was reached between the Tripoli armed groups and Kaniyat, calling for an end to the hostilities, the withdrawal of Kaniyat and allied forces from the capital and the reopening of the airport.

Outside of the capital, there were continued reports of attacks, clashes, kidnappings and assassinations. On 25 September, in the town of Jafara, 25 km south of Tripoli, unidentified gunmen attacked a local police station, killing three polices officers and kidnapping one. On 10 October, a stray bullet hit a United Nations armoured vehicle, part of a convoy travelling from Tripoli to Zuwara International Airport. No one was injured. After the end of hostilities in the capital, score-settling among armed groups in Tripoli resulted in three fatalities and heightened tensions in parts of the capital.“ (UN Security Council, 7. Jänner 2019, S. 2-3)

Zuwara

Die United Nations Support Mission in Libya (UNSMIL) erwähnt im August 2018, dass im Juli 2018 fünf Erwachsene und sechs Kinder tot in einem verlassenen Lastwagen in den Außenbezirken Zuwaras aufgefunden worden seien. Die Opfer seien Berichten zufolge gemeinsam mit etwa 100 Überlebenden aus verschiedenen Ländern nördlich und südlich der Sahara zu einem Punkt westlich Zuwaras unterwegs gewesen, mit dem Ziel das Mittelmeer nach Europa zu überqueren. Sie seien offensichtlich von ihren Schmugglern verlassen worden, um einen Kontrollpunkt zu entgehen. Unter den Verstorbenen seien zwei libysche Kinder gewesen:

„On 16 July, five adults and six children were found dead in the back of an abandoned truck in the outskirts of Zuwara. The victims together with about 100 survivors from different North and Sub-Saharan countries were reportedly travelling to an embarkation point west of Zuwara in the aim of crossing the Mediterranean for Europe. They were apparently left by their smugglers seeking to evade a checkpoint. The deceased included two Libyan children.” (UNSMIL, 1. August 2018)

Die in London ansässige Online-Nachrichtenorganisation Middle East Eye (MEE) erwähnt im Jänner 2018, dass Milizen, die der GNA loyal gegenüberstünden, in Abu Kammash, einer Ortschaft in den Außenbezirken der Hafenstadt Zuwara, lokale Kämpfer angegriffen hätten:

„Violent clashes on Friday between armed groups in a western Libya village near a lucrative border crossing and port have left one dead and three injured, according to local residents and reports. Militias loyal to the UN-backed Government of National Accord (GNA) launched an attack on local armed fighters in Abu Kammash, a village on the outskirts of the port town of Zuwara, a major smuggling hotspot. The attack was the latest skirmish over Ra's Ajdir, a critical border crossing between Tunisia and Libya, where everything from tinned tomatoes to fuel passes back and forth daily.” (MEE, 5. Jänner 2018)

Libya Security Studies, eine Online-Plattform, die politische, wirtschaftliche und sicherheitsrelevante Entwicklungen in Libyen beobachtet, bezieht sich im August 2018 auf einen Artikel des Libya Observer und erwähnt, dass es in Zuwara zu Protesten, großteils von SchülerInnen an höheren Schulen gekommen sei, die gegen die Entscheidung des Bildungsministers, Prüfungsergebnisse in der Stadt zu annullieren, demonstriert und dabei in den Straßen Reifen verbrannt hätten:

residents from the city of Zuwara protested against the decision of the Minister of Education to cancel the results of the (GCSE) exams in the literary and scientific sections of the city. The protesters – mostly high school students – set fire to tires in the streets and raised banners rejecting the minister’s decision [Libya Observer, 15.08.2018].” (Libya Security Studies, 26. August 2018)

Ein Artikel von MEE vom September 2018 erwähnt, dass die Stadt Zuwara die einzige Berber-Küstenenklave sei und von arabischen Ortschaften umgeben sei, in denen weiterhin Personen dominant seien, die dem ehemaligen Herrscher Gaddafi loyal gegenüber stünden. Der Artikel gibt einen kurzen Überblick zu Entwicklungen seit 2011 und erwähnt die Bildung einer Bürgerwehr namens Zuwara Counter Crime Unit (CCU), die von den BewohnerInnen als „maskierte Männer“ bezeichnet werde. Die Gruppe sei weniger als zwei Jahre nach dem Sturz Gaddafis im Jahr 2011 gegründet worden und bestehe aus Freiwilligen, die das Ziel hätten, in der Stadt Recht und Ordnung wiederherzustellen:

„The port city of Zuwarah is known in Libya for its pristine beaches and tight-knit community. Libya's only coastal Amazigh enclave, it is surrounded by an arc of Arab villages where loyalists to the late ruler Muammar Gaddafi are still dominant.

Though Zuwara was far from a crime-free zone before the 2011 uprising, things certainly deteriorated since.

Following the revolution, people-smugglers took advantage of lawlessless in the country, turning the once serene shores into a departure point for many migrant boats headed to Europe. Suddenly corpses of migrants and refugees became a common sight on the city's iconic white sands. […]

While residents opposed the people-smugglers' activities, local law enforcement didn't have the power to stop them. Local police officers would often avoid intervening in such crimes out of fear of how smugglers would retaliate. With the rise in crime rates, the vigilantes felt there was no other option but to take matters into their own hands. Officially known as the Zuwara Counter Crime Unit (CCU), but more commonly known by residents as the ‘Masked Men’, members of the group have put their lives on hold for five years to ‘protect their community’, as the volunteers put it. The self-organised unit, formed less than two years after the overthrow of Gaddafi in the 2011 revolution, is made of a group of resident volunteers who aim to restore law and order in the city.” (MEE, 5. September 2018)

Ein im November 2018 veröffentlichter Artikel des deutschen Auslandsrundfunksenders Deutsche Welle (DW) enthält ebenfalls Informationen zur Stadt Zuwara bzw. der Lage in der Stadt:

Gharyan

Libya Security Studies erwähnt im Februar 2019, dass Personen aus der Bevölkerung Gharyans Mediengerüchte bestritten hätten, dass die Stadt zwischen AnhängerInnen Khalifa Haftars und jenen, die gegen ihn seien, gespalten sei. Haftar sei von diesen Personen als Kriegsverbrecher bezeichnet worden. In einer im Fernsehen übertragenen Stellungnahme hätten BewohnerInnen Gharyans ihre Unterstützung für einen Zivilstaat bekundet und Militärherrschaft und Putsch zurückgewiesen:

„Gharyan various social components have denied media rumors about a division in the city between pro-Khalifa Haftar people (whom they described as war criminal) and those against him. In a televised statement on Monday, the residents of Gharyan reiterated their support for a civil state, and peacfull circulation of power, voicing rejection to military rule and coups [Libya Observer, 05.02.2019].” (Libya Security Studies, 11. Februar 2019)

Libya Security Studies berichtet im Oktober 2018, dass Quellen aus der Stadt Gharyan bestätigt hätten, dass Personen, die beschuldigt würden, zwei Menschen in der Stadt getötet zu haben, der Staatsanwaltschaft übergeben worden seien, nachdem der Zwischenfall zu Spannungen und Zusammenstößen im Stadtbezirk Qawasim geführt habe. Die Quellen hätten angegeben, dass die Sicherheitslage nach Friedensbemühungen von Ältesten und angesehenen Personen in der Stadt gut sei:

sources from the city of Gharyan confirmed the handover of the persons accused of the killing of two people in the city to the Public Prosecution after the incident caused tension and clashes in Qawasim district. The sources said that security situation in the city is good, after peace efforts exerted by the elders and dignitaries of the city and the agreement to hand over the wanted persons immediately [Libya Channel, 26.09.2018].” (Libya Security Studies, 2. Oktober 2018)

Die Special Monitoring Mission to Libya (SMML), eine Website, die über den Konflikt in Libyen berichtet, erwähnt im August 2018, dass es am 1. August 2018 zu einem Protest in der Stadt Gharyan gekommen sei. Die BewohnerInnen hätten vor dem Rathaus demonstriert, um die Aufmerksamkeit der Behörden auf ihre schlechten Lebensbedingungen zu lenken. Die DemonstrantInnen hätten zudem den unzureichenden Treibstoffnachschub, Strom- und Wasserausfälle und sich über die schlechte Qualität der Gesundheitsdienste beschwert und die Entscheidungsträger aufgefordert, Lösungen zu finden:

The people protested on 1 August in Gharyan city, 80 km south of Tripoli, for improving living situation in the area and finding solutions to the humanitarian crisis as soon as possible. The locals, who demonstrated in front of the City Hall, said they organized the protests in order to draw the attention of the authorities to their suffocating living conditions, al Motawaset news agency reports. In addition, the demonstrators deplored the insufficient supply of fuel, power and water cuts, and the poor quality of health services, calling on the decision makers for finding effective and speedy solutions that could alleviate people’s suffering.” (SMML, 2. August 2018)

Informationen zur allgemeinen Sicherheitslage in Libyen entnehmen Sie bitte auch folgendem Dokument:

  • ACCORD – Austrian Centre for Country of Origin and Asylum Research and Documentation: Libyen, 3. Quartal 2018: Kurzübersicht über Vorfälle aus dem Armed Conflict Location & Event Data Project (ACLED) - aktualisierte 2. Version, 20.Dezember 2018
    https://www.ecoi.net/en/file/local/2002460/2018q3Libya_de.pdf

 

Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 28. März 2019)