Anfragebeantwortung zum Irak: Autonome Region Kurdistan: Lage von RückkehrerInnen aus dem Ausland: Schikanen, Diskriminierungen, Wohnraum, Kosten, Arbeitslosenrate, Erwerbsrestriktionen; Sozialsystem; Schwierigkeiten für RückkehrerInnen aus Europa [a-10882-3 (10884)]

21. Februar 2019

Das vorliegende Dokument beruht auf einer zeitlich begrenzten Recherche in öffentlich zugänglichen Dokumenten, die ACCORD derzeit zur Verfügung stehen sowie gegebenenfalls auf Expertenauskünften, und wurde in Übereinstimmung mit den Standards von ACCORD und den Common EU Guidelines for processing Country of Origin Information (COI) erstellt.

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Ältere Informationen zur Sicherheitslage in der Autonomen Region Kurdistan (ARK) finden sich in folgender ACCORD-Anfragebeantwortung vom März 2018:

  • ACCORD – Austrian Centre for Country of Origin and Asylum Research and Documentation: Anfragebeantwortung zum Irak: Autonome Region Kurdistan: Lage von Rückkehrern aus dem Ausland: Schikanen, Diskriminierungen, Wohnraum, Kosten, Arbeitslosenrate, Erwerbsrestriktionen; Sozialsystem; Schwierigkeiten für Rückkehrer aus Europa [a-10541-3 (10543)], 29. März 2018
    https://www.ecoi.net/de/dokument/1429075.html

 

Lage von RückkehrerInnen aus dem Ausland: Schikanen, Diskriminierungen

Es konnten keine aktuellen Informationen zur Lage von kurdischen RückkehrerInnen aus dem Ausland gefunden werden. Dies lässt nicht notwendigerweise Rückschlüsse auf die Lage von solchen RückkehrerInnen zu. Gesucht wurde mittels ecoi.net, Refworld, Factiva, und Google nach einer Kombination aus folgenden Suchbegriffen: returnee, Kurdistan, Europe, discrimination, harassment, reintegration

Verfügbarkeit von Wohnraum, Kosten

Das in der Autonomen Region Kurdistan (Irak) ansässige kurdische Mediennetzwerk Rudaw berichtet im Jänner 2019, dass sich die Wohnungspreise in der Autonomen Region Kurdistan (ARK) im Jahr 2018 um 20 Prozent und die Mietpreise um 15 Prozent erhöht hätten. Ein weiterer Anstieg werde erwartet. Die Daten würden auf einer Umfrage einer Immobilienfirma mit zehn Zweigstellen in Erbil basieren. Die Nachfrage nach Mietwohnungen sei im zweiten Halbjahr 2018 im Vergleich zum ersten Halbjahr um 45 Prozent angestiegen. Im Mai 2018 habe die Miete für ein Haus im Italian Village (ein Neuwohngebiet in Erbil, Anm. ACCORD) 500 US-Dollar betragen, nun liege sie bei 650 US-Dollar (etwa 573 Euro, Anm. ACCORD). Aufgrund der hohen Nachfrage seien derzeit keine Häuser verfügbar. Laut dem Leiter der Immobilienfirma komme derzeit eine große Anzahl von Personen aus dem Zentral- und Südirak nach Kurdistan, darunter insbesondere Personen aus Mossul und Basra. Ein weiterer Grund für die hohe Nachfrage sei die Rückkehr ausländischer Firmen, von denen viele die ARK zu Beginn des Konflikts mit der Gruppe Islamischer Staat (IS) im Jahr 2014 verlassen hätten:

„Housing prices increased by 20 percent in 2018 in the Kurdistan Region, while rent has gone up by 15, with even higher prices predicted. The data is according to a study by real estate company Baghi Khoshnawati with its 10 branches in Erbil. […]

Khoshnaw also revealed that rent has increased by 15 percent. Demand for rental accommodations in the second half of 2018 has increased by 45 percent compared to the first half of 2018. In May 2018, the rent for a house in the Italian Village was $500. Currently, the rent price stands at $650. There are no houses available because of high demand. ‘Currently, a large number of citizens from central and southern Iraq are coming to Kurdistan, especially residents of Mosul and Basra,’ Khoshnaw added. Another reason for high demand is the return of foreign companies, many which had left the Kurdistan Region at the start of the ISIS conflict in 2014.” (Rudaw, 8. Jänner 2019)

In einem gemeinsamen Bericht vom November 2018 zu einer im April 2018 unternommenen Fact-Finding-Mission nach Erbil und Suleimaniya erwähnen die dänische Einwanderungsbehörde (Danish Immigration Service, DIS) und das norwegische Herkunftsländerinformationszentrum Landinfo, dass die ARK sich in einer schweren Wirtschaftskrise befinde, aufgrund derer es nur wenige Arbeitsplätze gebe und gleichzeitig die Warenpreise angestiegen seien, darunter auch die Mietpreise. Es mangele an föderaler und internationaler finanzieller Unterstützung sowie an humanitärer Unterstützung:

„The Kurdistan Region of Iraq (KRI) and the liberated areas are suffering from a severe economic crisis with few jobs available, lack of livelihood opportunities and increased commodity prices, including rental prices. There is a lack of federal and international funding, including humanitarian assistance.” (DIS/Landinfo, 5. November 2018, S. 26)

Die Internationale Organisation für Migration (International Organization for Migration, IOM) veröffentlicht im Juli 2018 den Ergebnisbericht einer Haushaltsstudie in der ARK. Für die Studie wurden von April 2017 bis Mai 2018 13.200 Haushalte in allen drei Provinzen der ARK, Erbil, Sulaimaniya und Dohuk, zur Wohnsituation und Lebensgrundlagen befragt. Nahezu alle befragten Familien hätten in festen Behausungen gewohnt, bei 89 Prozent der Befragten habe eine Familie in einem Haus gewohnt, 9 Prozent in einem Haus mit mehreren Familien und ein Prozent in Wohnungen. Lediglich 0,1 Prozent der Haushalte habe in zeitlich begrenzten Unterkünften wie Bungalows oder Zelten, sowie anderen kritischen Unterkünften wie unfertigen Bauten, religiösen Einrichtungen und Gemeinschaftsunterkünften gewohnt. 75 Prozent der Familien, die in der ARK leben würden, würden das Haus besitzen, in dem sie leben. Besitztum sei in ländlichen Gegenden mit bis zu 90 Prozent weiter verbreitet. In Städten hätten 18,5 Prozent der Befragten in Mietverhältnissen gelebt. Nur ein sehr geringer Teil der Befragten (8 Prozent) habe in Unterkünften gewohnt, die von Freunden oder Verwandten zur Verfügung gestellt worden seien und lediglich ein Prozent der Befragten habe in Gemeinschaftsunterkünften gewohnt. Verwandte und Freunde seien tendenziell in urbanen Gebieten (9 Prozent) eher unterstützend tätig als in ländlichen Gebieten (3 Prozent), und generell habe es diese Art der Unterstützung eher in der Provinz Sulaimaniya gegeben:

Nearly all families live in proper housing, such as an entire house occupied by a single household (89%); a house shared by more than one household (9%); or an apartment/flat (1%). Temporary accommodations such as cabins/bungalows and tents, and other critical shelters, such as unfinished buildings, religious buildings and formal collective centres (i.e. corporate lodgings), overall accommodate less than 0.1% of households. Non-shared housing is more common in rural settlements (97.1% versus 87.9% for urban locations), whereas households are more likely to share parts of a single house or live in flats in urban locations. Temporary and critical shelter arrangements were not found in Sulaymaniyah, and very rarely in Duhok and Erbil. […]

Three-fourths of families living in the KRI own the house they live in. Ownership is more common in rural settlements, where it is as high as 90%. The proportion of tenants is higher in urban areas (18.5%) than in rural locations (5.4%). Only a very small share of households live in a shelter provided for free by a relative or a friend (8%) and less than 1% in shelters provided for free by a collective. Relatives and friends tend to be more supportive in urban than rural locations (9% versus 3%) and in general, in the governorate of Sulaymaniyah.” (IOM, Juli 2018, S. 48)

Im Länderinformationsblatt Irak von 2018, das für das deutsche Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) von IOM verfasst wurde, finden sich folgende allgemeine Informationen zur Wohnsituation im Irak:

Die Höhe der Miete hängt vom Ort, der Raumgröße und der Ausstattung ab. Außerhalb des Stadtzentrums sind die Preise für gewöhnlich günstiger. Stand 2018, liegt die Miete in KR-I [Kurdistan Region of Iraq, Anm. ACCORD] Städten bei 200 – 600 USD [etwa 176 – 529 Euro, Anm. ACCORD] für eine Zweizimmerwohnung. Der Kaufpreis eines Hauses oder Grundstücks hängt ebenfalls von Ort, Größe und Ausstattung ab. Während die Nachfrage zum Mieten stieg, nahm die Nachfrage zum Kaufen ab. Die Durchschnittliche Betriebskosten pro Monat liegen für:

• Gas (15,000 IQD) [etwa 11 Euro, Anm. ACCORD]

• Wasser (10 - 25,000 IQD) [etwa 7,4 – 18,5 Euro, Anm. ACCORD]

• Öffentliche Elektrizität (30 - 40,000 IQD) [etwa 22,2 – 29,6 Euro, Anm. ACCORD]

• Private oder nachbarschaftliche Generatoren (40,000 - 60,000 IQD) [etwa 29,6 – 44,3 Euro, Anm. ACCORD]

Im Anschluss an den Krieg gegen den IS und der anschließenden Befreiung der Gebiete unter seiner Kontrolle kehren die ersten Binnenflüchtlinge wieder zu ihren Heimatsorten zurück. Dies führt zu einer leichten Senkung der Mietspreise Generell ist es vor allem für alleinstehende Männer schwierig Häuser zu mieten. Mit Hinblick auf (Einzel -) Wohnungen, sind die Abläufe unkomplizierter. […]Öffentliche Unterstützung bei der Wohnungssuche besteht für Rückkehrende nicht. Private Immobilienfirmen können helfen.” (IOM, 2018, S. 6)

Die von einem in Serbien ansässigen Softwareentwickler betriebene Website Numbeo gibt mithilfe von nutzergenerierten Daten die Durchschnittspreise für Konsumgüter, Wohnkosten und weitere Lebenskosten in ausgewählten Städten an. Nutzer, die über Informationen zum Preisniveau verschiedener Güter in einer bestimmten Stadt verfügen, können diese auf Numbeo eintragen. Aus den verschiedenen Preisangaben der Nutzer werden dann Durchschnittspreise für die einzelnen Güter angegeben. Solche Preisprofile existieren auch für die in der ARK gelegenen Städte Erbil und Sulaimaniya.

Was die Angaben zu Erbil anlangt, so wird auf der Seite erklärt, dass die Angaben mit dem Stand Jänner 2019 von 715 verschiedenen Nutzern stammen würden und innerhalb der letzten 18 Monate erfolgt seien. Es ist jedoch nicht ersichtlich, welche Daten genau wann eingegeben wurden, und aus wie vielen einzelnen Beiträgen die angegebenen Durchschnittspreise errechnet wurden. Die Monatsmiete einer Einzimmerwohnung im Zentrum von Erbil wird mit dem Durchschnittspreis von 309 Euro angegeben (Preisspektrum: 221–441 Euro), für die Miete einer Einzimmerwohnung außerhalb des Zentrums wurde ein Durchschnittspreis von 227 Euro (Preisspektrum: 176–309 Euro) errechnet. Weiters finden sich auch Angaben zu einer Dreizimmerwohnung. (Numbeo, Stand: Jänner 2019)

Zum Preisprofil für die Stadt Sulaimaniya haben nach Angaben von Numbeo 21 Nutzer mit dem Stand Februar 2019 in den vorigen 12 Monaten Daten beigetragen. Hier ist ebenfalls nicht ersichtlich, welche Daten genau wann eingegeben wurden, und aus wie vielen einzelnen Beiträgen die angegebenen Durchschnittspreise errechnet wurden. Für die Monatsmiete einer Einzimmerwohnung im Zentrum von Sulaimaniya wird ein Durchschnittspreis von 307 Euro angegeben (Preisspektrum: 168-400 Euro), für die Miete einer Einzimmerwohnung außerhalb des Zentrums wurde ein Durchschnittspreis von 187 Euro (Preisspektrum: 84-300 Euro) errechnet. Weiters finden sich auch Angaben zu einer Dreizimmerwohnung. (Numbeo, Stand: Februar 2019)

Arbeitslosenrate, Erwerbsrestriktionen, allgemeine Informationen zum Arbeitsmarkt

Im IOM-Länderinformationsblatt Irak von 2018 finden sich folgende allgemeine Informationen zum Arbeitsmarkt:

„I. Allgemeine Informationen

Grundsätzlich ist der öffentliche Sektor sehr gefragt. Die derzeitige IS-Krise und Budgetkürzung haben Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt im privaten und öffentlichen Sektor. Aufgrund von Budgetkürzungen wurden im öffentlichen Sektor viele Stellen gestrichen. Arbeitsmöglichkeiten haben alles in allem abgenommen. Im privaten Sektor sind durchaus Arbeitsmöglichkeiten vorhanden. Allerdings sind diese, insbesondere im Vergleich zum Zeitraum vor der IS-Krise, immer noch rar. Das durchschnittliche monatliche Einkommen im Irak beträgt derzeit, je nach Position und Ausbildung, zwischen 200 und 2500 USD. Laut Trading Economics, beträgt die Arbeitslosenquote derzeit 14.8%.

2. Unterstützung bei der Arbeitsplatzsuche

Arbeitsagenturen werden durch das Ministerium für Arbeit und Soziales in den meisten Städten zu Verfügung gestellt. Diese können beim Generalsekretariat der Arbeits- und Sozialversicherung eingesehen werden. Stellenangebote können unter anderem auf folgenden Websites gefunden werden:

• http ://erbilmanpower.com/

• http: //www.mselect.iq/

• http://www.aweza.co/jobs/

• http://unjobs.org/duty_stations/iraq

3. Arbeitslosenunterstützung

Es gab ein Programm, welches irakische ArbeiterInnen, die weniger als 1 USD pro Tag verdienen, unterstützen sollte. Dies galt ebenfalls für arbeitslose Personen. Aufgrund der derzeitigen Situation im Land wurde das Programm jedoch eingestellt. Leistungen und Kosten: Zur Zeit wird auf nationaler Ebene vom Staat keine Arbeitslosenhilfe ausgezahlt. […]

Arbeitsmarkt: Zugang für Rückkehrende

Berechtigung und Voraussetzungen:

Als Antwort auf die Herausforderungen hoher Arbeitslosigkeit, einer unterqualifizierten Arbeiterschaft sowie den Bedürfnissen eines wachsenden Privatsektors, hat die irakische Regierung ein Ausbildungsprogramm entwickelt. Allerdings ist dieses Programm auf Grund der wirtschaftlichen Lage des Landes nicht mehr aktiv.

Anmeldungsverfahren: Rückkehrer können sich an die nächstgelegene Anlaufstelle des Ministeriums für Arbeit und Soziales wenden um sich zu registrieren und über mögliche Hilfe zu erkundigen. Dies gilt sowohl für Arbeitsmöglichkeiten als auch für Weiterbildungsmaßnahmen. […] Benötigte Dokumente: Rückkehrer sollten sich über die Anlaufstellen des Ministeriums für Arbeit und Soziales registrieren. Sie sollten ihren Personalausweis, Ration Card und, je nach Bewerbung, zusätzliche Dokumente bereithalten.“ (IOM, 2018, S. 5)

Kurdistan 24, ein in der Autonomen Region Kurdistan (Irak) ansässiger Nachrichtensender, berichtet im März 2018 über Proteste der LehrerInnen und MitarbeiterInnen des Gesundheitsministeriums in Erbil, Sulaimaniya und Dohuk, die ein Ende der Sparmaßnahmen, der Lohneinbehaltungen und der Korruption gefordert hätten. Seit 2016 würden in der Autonomen Region Kurdistan (ARK) Sparmaßnahmen umgesetzt, um die Finanzkrise in der Region zu überwinden. Gehälter von Staatsbediensteten seien um die Hälfte gekürzt und bereits seit Monaten nicht ausgezahlt worden:

Civil servants across the Kurdistan Region took to the streets on Sunday in protest, calling for an end to austerity measures, salary delays, and corruption. The large demonstrations, which took place in Erbil, Sulaimani, and Duhok, had hundreds of public school teachers and employees of the Kurdistan Regional Government's (KRG) Health Ministry out of the office, protesting. Slogans and signs were raised, asking the KRG to end austerity measures which have been in effect since the start of 2016 in attempts to overcome the financial crisis gripping the semi-autonomous region. While salaries for civil servants were slashed by almost half of what they previously were, they have not been distributed for months.“ (Kurdistan 24, 25. März 2018)

Rudaw berichtet im Mai 2018, dass die Arbeitslosenrate unter jungen Leuten höher bei Personen mit einer höheren Ausbildung sei. Laut einem Studenten an der Ishik-Universität von Erbil sei es aufgrund der Finanzkrise insbesondere in der ARK sehr schwierig geworden, eine Arbeitsstelle zu finden. Seit vier Jahren befinde sich die ARK in finanziellen Schwierigkeiten, nachdem 2014 das Geld von der Zentralregierung gestrichen, ein teurer Krieg gegen den IS gekämpft worden sei und man die Einnahmen aus der Ölförderung in Kirkuk verloren habe. Dieses Umfeld werde zusätzlich erschwert durch die „Wasta“-Kultur, die Zuhilfenahme familiärer Beziehungen, um zu einem Job zu gelangen. Aufgrund von „Wasta“ würden teilweise besser Ausgebildete keine Arbeit finden:

„Many will be surprised to learn that the rate of youth unemployment is actually higher among young people with higher education. This politically engaged group has high expectations and, like those who initiated protests across the Arab world in 2011, won’t respond well to disappointment. ‘Especially in Kurdistan, due to this financial crisis, finding jobs has become very difficult,’ said Bahouz, a student of International Relations and Diplomacy at Erbil’s Ishik University. ‘There is a crisis in every aspect. You can't find a good job. It was easier before, but it has become difficult now,’ he said. The Kurdistan Region has been bedeviled by financial woes for the past four years, beginning with the loss of its budget from the central government in 2014, then exacerbated by the crash of 2016, an expensive war against ISIS, and the loss of oil revenues in Kirkuk. ‘Generally, in Iraq, working is difficult because the economy of the area is very backward due to politics, due to the financial crisis, the war with Daesh [ISIS] terrorists, and internal party rivalries,’ said Mustafah, a fourth year law student. […]

This environment is made worse by a pervasive culture of ‘wasta’ – the use of family ties to secure work known colloquially as ‘Vitamin W’ – which can leave some of the smartest and most skilled on the scrapheap.” (Rudaw, 16. Mai 2018)

Kurdistan 24 schreibt im September 2018, dass einer neuen Studie zufolge 87 Prozent der Haushalte in Kurdistan weniger als 850 US-Dollar (etwa 749 Euro, Anm. ACCORD) im Monat verdienen würden und dass junge Leute große Schwierigkeiten hätten, einen Arbeitsplatz zu finden. Die gemeinsam Studie von IOM, dem kurdischen Statistikamt (Kurdistan Region Statistics Office, KRSO) und dem UNO-Bevölkerungsfonds (United Nations Population Fund, UNPFA) habe ergeben, dass mehr als 20 Prozent der Bevölkerung zwischen 18 und 34 Jahren arbeitslos seien. Knapp über 40 Prozent der Bevölkerung zwischen 15 und 64 Jahren sei im öffentlichen Sektor angestellt:

„A new survey released on Thursday showed that 87 percent of households in the Kurdistan Region of Iraq earn less than 850 dollars per month and that young people are having great difficulty finding employment. The survey, compiled by the Kurdistan Region Statistics Office (KRSO), the United Nations Population Fund (UNPFA), and the International Organization for Migration (IOM), provides a comprehensive profile of the current population demographics, employment, income, housing, household possessions, literacy, and education levels. The report suggests that the youth in Kurdistan have substantial difficulty finding jobs. More than 20 percent of those between 18 and 34 are outside of the workforce and are often reported to have lost hope of finding gainful employment. Just over 40 percent of the region’s population aged between 15 and 64 is listed an active part of the public sector labor force.“ (Kurdistan 24, 13. September 2018)

Laut Daten der im obigen Artikel thematisierten Studie von IOM vom Juli 2018 habe die Arbeitslosenrate in der Provinz Dohuk bei 13,8 Prozent, in der Provinz Sulaimaniya bei 9,4 und in der Provinz Erbil bei 9.2 Prozent gelegen. Gleichzeitig sei die Arbeitslosigkeit unter Personen mit höherem Abschluss größer gewesen als bei Personen ohne Abschluss (Personen ohne Abschluss: 6,1 Prozent, Personen mit Volksschul- oder Mittelschulabschluss: 8,6 Prozent und Personen mit Sekundarabschluss oder Hochschulabschluss: 15 Prozent). (IOM, Juli 2018, S. 39)

 

Der in Doha ansässige arabische Nachrichtensender Al Jazeera berichtet im November 2018 über die zunehmende Frustration junger gebildeter Leute in Erbil mit der kurdischen Regionalregierung und den mangelnden Arbeitsmöglichkeiten. Ein junger Mann namens Hassan gehe davon aus, dass er wohl noch zwanzig Jahre nach seinem Universitätsabschluss nach Arbeit suchen werde. Viele derjenigen, die 2014 einen Abschluss erhalten hätten, seien nach wie vor nicht in einem Arbeitsverhältnis. Diejenigen, die Jobs bekommen hätten, seien von PolitikerInnen oder Regierungsmitgliedern unterstützt worden, so Mawlood, ein Freund von Hassan. Laut Mawlood könne an der Universität, an der er studiere, niemand eine höhere Position erhalten, der nicht die regierende Kurdische Demokratische Partei (KDP) unterstütze:

„For Hassan, the prospect of being unemployed or underemployed is indeed causing much anxiety. He and some of his friends readily point the finger at the KDP and PUK as being responsible for this situation. 'I think will be seeking a good job for 20 years [after graduation]. Most of those who graduated in 2014 are still without a job today. Those who got the jobs are people supported by some politicians or by people in the government,‘ says 20-year-old Aziz Mawlood, another of Hassan's friends at the cafe. More than a quarter of the population in the Kurdish region is aged 18 to 34 and much of it is suffering from high unemployment and increasing disillusionment. A demographic survey released in July by the Kurdish Region Statistics Office shows that over 20 percent of youth aged 18-34 have left the work force because they have 'lost hope in finding a job‘. Of those who are still searching for a job aged 18-24, nearly 30 percent cannot find one. 'I'm studying here, in the area which is under KDP control - the yellow zone. In the college, anyone - a professor, a doctor - if he's not one of the KDP supporters, he cannot get any high position in the college. Even in the student committees, the members have to be KDP supporters,‘ says Mawlood.“ (Al Jazeera, 12. November 2018)

Weitere Informationen zur wirtschaftlichen Lage und zum Arbeitsmarkt in der ARK (die sich allerdings Großteils auf die oben bereits erwähnte IOM-Studie sowie auf Quellen stützt, die älter als 2018 sind) finden sich auf den Seiten 40-42 des folgenden EASO-Berichts:

 

Sozialsystem, Unterstützungsprogramme für RückkehrerInnen

Im IOM-Länderinformationsblatt Irak von 2018 wird erwähnt, dass auch bei RückkehrerInnen nur körperlich Eingeschränkte, Familien von MärtyrerInnen und Waisen einen Anspruch auf Sozialleistungen hätten:

„Alle IrakerInnen sind automatisch im Sozialsystem registriert. Die KR-I [Kurdistan Region of Iraq] Regierung behandelt StaatsbürgerInnen aufgrund von Religion oder Ethnie nicht unterschiedlich. Diese haben, ebenso wie Rückkehrer, Zugang zu allen Sozialleistungen. Folgende Personen können Sozialhilfe beantragen:

• Körperlich eingeschränkte

• Familien von Märtyrern (inklusive Witwen und Witwer)

• Waisen […]

Sozialsystem: Zugang für Rückkehrende

Berechtigungen und Voraussetzungen:

Folgende Personen können Sozialhilfe beantragen: Körperlich eingeschränkte, Familien von Märtyrern (inklusive Witwen und Witwer) und Weisen. Um einer dieser Personengruppen zugeordnet zu werden, müssen wiederum bestimmte Kriterien erfüllt werden. Ein individueller Fall wird entsprechen dieser Kriterien entweder angenommen oder abgelehnt. Beispielsweise muss die Behinderung einer Person bis zu 70 % betragen um sich für die Sozialleistungen zu qualifizieren. Dieser Prozentsatz variiert wiederum je nach Art der Behinderung.“ (IOM, 2018, S. 7)

Der Bericht von DIS und Landinfo vom November 2018 zur im April 2018 unternommenen Fact-Finding-Mission nach Erbil und Suleimaniya gibt die Aussage kurdischer Behörden wieder, laut denen abgewiesene AsylwerberInnen bei der Rückkehr in den Irak Schwierigkeiten haben würden, wenn sie kein unterstützendes Netzwerk hätten. Es gebe keine Unterbringungsmöglichkeiten in Lagern, da diese auch nicht hinreichend finanziert seien. Laut IOM sei bei RückkehrerInnen die Unterstützung der Gemeinschaft auf drei Ebenen wichtig. Zum einen sei es einfacher, sich wieder zu integrieren, wenn man gute Verbindungen zu seiner Familie habe. Für RückkehrerInnen ohne Familienanschluss sei die Reintegration schwierig, da die Lebenshaltungskosten hoch seien. Zweitens sei die Kapazität der Gemeinschaft zur Aufnahme des oder der RückkehrerIn ein wichtiges Element bei der Reintegration. Drittens sei Infrastruktur ein wichtiger Faktor, da es oft in ländlichen Gebieten kaum Arbeitsmöglichkeiten gebe. Laut IOM würden die meisten RückkehrerInnen in die ländlichen Gebiete von Sulaimaniya, Halabdscha und Rania zurückkehren:

„Kurdish authorities stated that rejected asylum applicants returning to Iraq would have difficulties in returning, if they do not have a network to support them. Especially single women would be exposed. There is no space in shelters, because they also suffer from lack of funding. For returnees in general, IOM emphasised that in the integration process the support from the community is vital at three levels:

•Firstly, the individual support is important in the sense that it is easier to reintegrate if you have good relations with your family. For returnees without family, the reintegration will be difficult due to the high living costs.

•Secondly, the community’s capacity to absorb is a central element for the reintegration.

•The infrastructure is the third important factor in the sense that there are often very little opportunities in the rural areas. IOM further explained that most of the returnees go to the rural areas of Sulaimania, Halabja and Rania.” (DIS/Landinfo, 5. November 2018, S. 39)

Informationen zu kurdischen RückkehrerInnen aus Europa

Es konnten keine konkreten Informationen zur Lage von RückkehrerInnen aus Europa in die Region Kurdistan gefunden werden. Gesucht wurde mittels ecoi.net, Refworld, Factiva und Google nach einer Kombination aus folgenden Suchbegriffen: returnee, return, kurdistan region of iraq, erbil, irbil, difficulties, restrictions, number, كردستان, العائدين من أوروبا

 

 

Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 21. Februar 2019)