Anfragebeantwortung zu den Philippinen: Informationen zum Existenzminimum unter Berücksichtigung der Themen Armut von Reisbauern und Abhängigkeit von Zuwendungen aus dem Ausland [a-10709]

24. September 2018

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Das vorliegende Dokument beruht auf einer zeitlich begrenzten Recherche in öffentlich zugänglichen Dokumenten, die ACCORD derzeit zur Verfügung stehen sowie gegebenenfalls auf Expertenauskünften, und wurde in Übereinstimmung mit den Standards von ACCORD und den Common EU Guidelines for processing Country of Origin Information (COI) erstellt.

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Wir empfehlen, die verwendeten Materialien im Original durchzusehen. Originaldokumente, die nicht kostenfrei oder online abrufbar sind, können bei ACCORD eingesehen oder angefordert werden.

 

Die Philippine Statistics Authority, die für die Sammlung und statistische Aufbereitung von demographischen Daten zuständige Regierungsbehörde, veröffentlicht im Oktober 2016 einen Bericht mit Statistiken zum Thema Armut. Der Bericht enthält auf den Seiten 1-12 eine Liste der für die jeweiligen philippinischen Provinzen und Regionen unterschiedlichen Werte für die Armutsgrenze und Schwellenwerte für die Grundnahrungsmittelversorgung. Auf Grund ihres Umfangs wird von einem Einfügen der Liste in die Anfragebeantwortung abgesehen. Im Folgenden findet sich eine aus dem Bericht entnommene Zusammenfassung, in der jeweils die durchschnittlichen Schwellenwerte angeführt werden:

Für das Gesamtjahr 2015 sei der Schwellenwert für die Grundnahrungsmittelversorgung, d.h. jener Mindestbetrag, der pro Person zur Deckung des Grundnahrungsmittelbedarfs benötigt werde (im Folgenden Nahrungsmittelschwellenwert bezeichnet, Anmerkung ACCORD), durchschnittlich auf 15.189 PHP (PHP: Philippinische Peso; entsprach gemäß Wechselkurs zum Veröffentlichungszeitpunkt des Berichtes einem Betrag von 287 EUR, Anmerkung ACCORD] geschätzt worden. Die aufs Jahr und pro Kopf bemessene Armutsgrenze, d.h. jener Mindestbetrag, der zur Deckung des Grundnahrungsmittelbedarfs und des nicht-nahrungsmittelbasierten Bedarfs erforderlich sei, sei auf 21.753 PHP (entsprach etwa einem Betrag von 412 EUR, Anmerkung ACCORD) geschätzt worden. Basierend auf diesen Schwellenwerten benötige eine fünfköpfige Familie durchschnittlich 6.329 PHP (entsprach einem Betrag von 120 EUR, Anmerkung ACCORD) pro Monat, um den Grundnahrungsmittelbedarf der Familie zu decken, und 9.064 PHP (entsprach etwa einem Betrag von 171 EUR, Anmerkung ACCORD) pro Monat für ihren Mindestbedarf an Grundnahrungsmitteln und Nicht-Nahrungsmitteln. Dies entspreche für den Zeitraum 2012 bis 2015 einem Anstieg der Schwellenwerte um rund 15 Prozent - sowohl für den Nahrungsmittelschwellenwert, als auch für die Armutsgrenze.

Basierend auf dem geschätzten Nahrungsmittelschwellenwert sei für das Jahr 2015 geschätzt worden, dass 1,3 Millionen Familien (5,7 Prozent der Familien) ein Einkommen bezogen hätten, das für die Deckung ihres Grundnahrungsmittelbedarfs unzureichend gewesen sei. Auf Einzelpersonen gerechnet seien 8,1 Prozent der Filipinos als existenzbedrohend arm eingestuft worden; dies entspreche 8,23 Millionen Filipinos, deren Einkommen nicht ausreiche, um ihren Grundnahrungsmittelbedarf zu decken. Basierend auf der geschätzten Armutsgrenze seien 16,5 Prozent der Familien im Jahr 2015 als arm eingeschätzt worden; dies entspreche 3,75 Millionen philippinischen Familien mit einem Einkommen, das nicht ausreiche, um ihren Grundbedarf an Nahrungsmitteln und Nicht-Nahrungsmitteln zu decken. Auf Einzelpersonen gerechnet sei die Verbreitung von Armut unter den Filipinos im Jahr 2015 auf 21,6 Prozent geschätzt worden; dies entspreche 21,93 Millionen Filipinos, die es sich nicht leisten könnten, ihren Grundbedarf an Nahrungsmitteln und Nicht-Nahrungsmitteln zu decken:

„For the full year 2015, the food threshold or the minimum amount needed to meet the individual’s basic food needs was estimated on average at Php [Philippine peso] 15,189. On the other hand, annual per capita poverty threshold or the minimum income required to meet the basic food and nonfood needs was estimated at Php 21,753. Based on the thresholds, a family of five will need on average PhP 6,329 per month to meet the family’s basic food needs; and PhP 9,064 per month for their minimum basic food and nonfood needs. These represent an increase of about 15 percent for both the food and poverty thresholds between 2012 and 2015. […]

Based on the estimated food threshold, subsistence incidence among Filipino families in 2015 was estimated at 5.7 percent, which translates to 1.30 million families with incomes that are not sufficient to buy their basic food needs. In terms of population, 8.1 percent of the Filipinos were estimated as subsistence poor. This is equivalent to 8.23 million Filipinos whose income are not sufficient to buy even their basic food needs. On the other hand, based on the estimated poverty threshold, 16.5 percent or about 17 out of 100 families were estimated to be poor in 2015. In terms of magnitude, this is equivalent to 3.75 million Filipino families with incomes that are not enough to meet their basic food and nonfood needs. Among population, poverty incidence among Filipinos in 2015 was estimated at 21.6 percent. This translates to 21.93 million Filipinos who cannot afford to buy their basic food and nonfood needs.” (PSA, 27. Oktober 2016, S. ii-iii)

Im Folgenden finden sich die im Bericht der PSA angeführten Definitionen der Begriffe Lebensmittelschwellenwert und Armutsgrenze:

Der Lebensmittelschwellenwert sei jener Mindestbetrag, den eine Familie oder Person zur Deckung des Grundnahrungsmittelbedarfs benötige; dieser entspreche jener Nährstoffzufuhr, die für die wirtschaftlich notwendigen und sozial erwünschten körperlichen Aktivitäten erforderlich sei. Die Armutsgrenze sei jener Mindestbetrag, den eine Familie oder Person zur Deckung sowohl des Grundnahrungsmittelbedarfs als auch des nicht-nahrungsmittelbasierten Bedarfs benötige. Der Grundnahrungsmittelbedarf basiere zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Berichtes auf einer 100-prozentigen Entsprechung der empfohlenen Energie- und Nährstoffaufnahme von Protein und Energie von 2.000 Kilokalorien pro Kopf und einer 80-prozentigen Entsprechung anderer Nährstoffe. Der grundlegende nicht-lebensmittelbasierte Bedarf werde indirekt geschätzt, indem das Verhältnis der Nahrungsmittelausgaben einer Referenzgruppe von Familien zu gesamten Basisausgaben der Referenzgruppe ermittelt werde. Der Bedarf umfasse die Ausgaben für: Kleidung und Schuhe; Unterbringung; Treibstoff, Licht, Wasser; Wartung und kleinere Reparaturen; Mietpreis für Wohneinheiten; medizinische Versorgung; Ausbildung; Transport und Kommunikation; nicht-dauerhafte Einrichtungsgegenstände; Haushaltsführung; sowie Körperpflege und persönliche Gebrauchsgegenstände:

„Food threshold - the minimum income required for a family/individual to meet the basic food needs, which satisfies the nutritional requirements for economically necessary and socially desirable physical activities […]

Poverty threshold - the minimum income required for a family/individual to meet the basic food and non - food requirements

Notes: Basic food requirements are currently based on 100% adequacy for the Recommended Energy and Nutrient Intake (RENI) for protein and energy equivalent to an average of 2000 kilocalories per capita, and 80% adequacy for other nutrients. On the other hand, basic non-food requirements, indirectly estimated by obtaining the ratio of food to total basic expenditures from a reference group of families, cover expenditure on: 1) clothing and footwear; 2) housing; 3) fuel, light, water; 4) maintenance and minor repairs; 5) rental of occupied dwelling units; 6) medical care; 7) education; 8) transportation and communication; 9) non-durable furnishings; 10) house hold operations; and 11) personal care & effects.” (PSA, 27. Oktober 2016, S. 44)

Das US-amerikanische Außenministerium (US Department of State, USDOS) schreibt in seinem im April 2018 erschienenen Bericht zur Menschenrechtslage (Berichtszeitraum 2017), dass nach Angaben der philippinischen Regierung eine fünfköpfige Familie im Jahr 2015 - dem letzten Jahr, für das solche Daten verfügbar gewesen seien - ein durchschnittliches Einkommen von 8.022 PHP (160 US-Dollar - USD, Umrechnung in USD aus dem USDOS-Bericht übernommen, Anmerkung ACCORD) pro Monat benötigt habe, um nicht in Armut zu leben:

„According to the government, in 2015, the latest year for which such data was available, a family of five needed an average income of 8,022 pesos ($160) per month to avoid poverty.” (USDOS, 20. April 2018, Section 7e)

Die World Bank Group (WBG), ein Zusammenschluss internationaler Organisation, die armen Staaten fremdfinanzierte Kredite gewährt, veröffentlicht am 30. Mai 2018 einen Bericht mit umfassenden Informationen zu den Themen Armut, Zugang zu Bildung und medizinischer Versorgung sowie zur Qualität der Grundversorgung auf den Philippinen. Im Folgenden werden einige für das Thema der Anfragebeantwortung relevante Abschnitte angeführt: Laut dem Bericht würden offizielle nationale Schätzungen zur Armut auf den Philippinen von der Philippine Statistics Authority (PSA) erstellt. Diese würden von Einkommensaggregaten abgeleitet, die anhand von Armutsschwellenwerten pro Kopf bewertet würden, die wiederum im Großen und Ganzen nach dem Ansatz „Kosten für Grundbedürfnisse“ (Cost-of-Basic-Needs, CBN) festgelegt seien. Unter Verwendung eines nationalen Referenz-Nahrungssmittelkorbes, ein von Experten als für die Ernährung angemessen erachteter Nahrungsmittelkorb, würden provinzspezifische Körbe für städtische und ländliche Gebiete festgelegt, die auf den jeweils lokalen Güterkonsum eingehen würden. Diese preislich lokal veranschlagten Körbe, aus denen sich die Nahrungsmittelschwellenwerte ergeben würden, würden um einen konstanten Quotienten, der das Verhältnis Nahrungsmittel zu Nicht-Nahrungsmittel beschreibe, erhöht, um so die Gesamtarmutsgrenzen zu errechnen. Es gebe 163 Armutsschwellenwerte, die den städtischen und ländlichen Gebieten der 81 Provinzen des Landes entsprechen würden; diese würden sich am Jahr 2009 orientieren, in dem die aktuelle Methodik entwickelt worden sei. Die Methodik zur Ermittlung der nationalen Armutsgrenze und jene zur Ermittlung der internationalen Armutsgrenze (Grenze für extreme Armut) würden sich in mehreren Aspekten unterscheiden. Im Gegensatz zur internationalen Armutsgrenze, die durch den Verbraucherpreisindex festgelegt und aktualisiert werde, würden die nationalen Armutsgrenzen aktualisiert, indem die Lebensmittelschwellenwerte zu aktuellen Preisen neu eingeschätzt würden. Die Methodik des fixierten Verhältnisses von Nahrung zu Nicht-Nahrungsmitteln, das zur Ableitung der Armutsgrenzen herangezogen werde, unterstelle, dass die Inflation der Nicht-Nahrungsmittelpreise gleich der Inflation der Nahrungsmittelpreise sei. Dies erkläre, warum sich die mit der nationalen Armutsgrenze gemessene Armut langsamer verringere als die mit der internationalen Armutsgrenze gemessene Armut:

„Poverty estimates using national and international poverty lines

National official poverty estimates in the Philippines are produced by the Philippine Statistics Authority (PSA). These are derived using income welfare aggregates evaluated against per capita poverty lines that are set broadly following the cost-of-basic-needs (CBN) approach. Using a national reference food bundle based on expert opinion of what constitutes a nutritionally adequate bundle, province-specific bundles are set separately for urban and rural areas and reflect locally consumed commodities. These locally priced bundles that constitute food poverty lines are scaled up by a constant food to non-food ratio to calculate total poverty lines. There are 163 poverty lines set that correspond to urban and rural areas of the 81 provinces in the country, and these were benchmarked to 2009, when the current methodology was developed. The methodologies of constructing the national poverty line and the international extreme poverty line differ in several aspects. Unlike the international poverty line, which is fixed and updated by the consumer price index (CPI), the national poverty lines are updated by re-estimating the food poverty lines at current prices. The fixed food to non-food ratio used to derive the poverty lines assumes that the non-food price inflation is the same as food price inflation. This explains the relatively slower reduction in poverty using national poverty lines compared with the international poverty lines.” (WBG, 30. Mai 2018a, S. 22)

Laut dem Bericht der WBG hätten im Jahr 2015 über ein Fünftel der Bevölkerung, oder 22 Millionen Filipinos, weiterhin unterhalb der nationalen Armutsgrenze gelebt; davon hätten rund 8,2 Millionen Menschen (entspricht laut Schätzung der Familien-Einkommens- und Ausgabenerhebung der PSA 8,1 Prozent der Bevölkerung) kein ausreichendes Einkommen gehabt, um ihren Grundnahrungsmittelbedarf nach dem nationalen Nahrungsmittelschwellenwert zu decken. Ausgehend von der internationalen Armutsgrenze von 1,90 US-Dollar pro Tag und der Armutsgrenze für Länder der unteren Mittelklasse von 3,20 US-Dollar pro Tag, werde der gleiche Trend des Rückgangs der Armutsrate beobachtet wie bei der nationalen Armutsgrenze:

„In 2015, over one-fifth of the population, or 22 million Filipinos, continued to live below the national poverty line […]; of this number, roughly 8.2 million people (8.1 percent of the population, as estimated from the Family Income and Expenditure Survey [FIES]), did not have sufficient income to meet their basic food requirements, according to the national food poverty line. [Footnote 6…] Using the international poverty line of US$1.90 a day and the poverty line for lower-middle-income-class countries (LMIC) of US$3.20 a day, both in 2011 purchasing power parity (PPP), the same trend of decline in the poverty rate is observed as with the national poverty line, though the magnitude and speed differ in the sub-periods 2006–2009 and 2012–2015, when a faster rate of decline is seen. (WBG, 30. Mai 2018a, S. 22)

Der Bericht der WBG schreibt weiters, dass nach globalen Standards im Jahr 2015 nur 6,6 Prozent der philippinischen Bevölkerung zur Gruppe der extrem Armen (unter 1,90 US-Dollar pro Tag, Kaufkraftparität von 2011) und 18,7 Prozent zu den mäßig Armen (zwischen 1,90 US-Dollar und 3,20 US-Dollar pro Tag) gehört hätten. 30,8 Prozent der Bevölkerung sei wirtschaftlich vulnerabel gewesen (zwischen 3,20 US-Dollar und 5,50 US-Dollar pro Tag).

Nur 34,7 Prozent seien wirtschaftlich abgesichert (zwischen 5,50 und 15 US-Dollar pro Tag) und nur 9,2 Prozent seien der nach globalen Kriterien gemessenen Mittelklasse (über 15 US-Dollar pro Tag) zuzurechnen gewesen. Viele ostasiatische Länder, insbesondere China und Vietnam hätten sich besser entwickelt und hätten die Verbreitung wirtschaftlicher Vulnerabilität deutlich verringert. In der Entwicklung Ostasiens und der pazifischen Region habe die wirtschaftlich abgesicherte Klasse zusammen mit der Mittelklasse im Jahr 2015 fast zwei Drittel der Bevölkerung der Region ausgemacht, verglichen dazu habe ihr Anteil im Jahr 2002 etwas mehr als ein Fünftel der Bevölkerung umfasst. Auf den Philippinen sei dieser Anstieg sehr moderat ausgefallen - mit einem Anstieg von 37 auf 44 Prozent.

Die Philippinen würden nach wie vor zu den Ländern mit der höchsten Armut innerhalb der Region gehören, sowohl nach dem 1,90 US-Dollar-Schwellenwert pro Tag, als auch nach dem 3,20 US-Dollar-Schwellenwert pro Tag:

„In 2015, measured by global standards, while only 6.6 percent of the population was extremely poor (living below US$1.90 a day, 2011 purchasing power parity), 18.7 percent was moderately poor (between US$1.90 and US$3.20 a day), and 30.8 percent of the population was economically vulnerable (between US$3.20 and US$5.50 a day). Only 34.7 percent was economically secure (between US$5.50 and US$15 a day) and only 9.2 percent was in the global middle class (above US$15 a day). Many East Asian countries, particularly China and Vietnam, have fared better, making significant improvements in the extent of economic vulnerability. In developing East Asia and the Pacific, the economically secure and middle class comprised nearly two-thirds of the region’s population in 2015, up from its share of just over a fifth of the population in 2002. In the Philippines, the increase was very modest, a rise from 37 percent to 44 percent.” (WBG, 30. Mai 2018a, S. 23-24)

„The Philippines remains among the countries with the highest poverty based on both the US$1.90 a day and US$3.20 a day poverty lines in the region.” (WBG, 30. Mai 2018a, S. 26)

Die WBG schreibt in einer im Mai 2018 veröffentlichten Presseaussendung zur Veröffentlichung des oben angeführten Berichts, dass im Jahr 2015 nach wie vor rund 22 Millionen Filipinos - mehr als ein Fünftel der Bevölkerung – unterhalb der nationalen Armutsgrenze leben würden. Zu den Hemmnissen für eine schnellere Armutsbekämpfung würden dem Bericht zufolge das Wachstumsmuster gehören, das in geringerem Maße den Armen zugutekomme, weiters die hohe Ungleichheit der Einkommen und Chancen, sowie die negativen Auswirkungen von Naturkatastrophen und Konflikten. Die meisten armen Filipinos hätten ein niedriges Bildungsniveau und würden in großen Haushalten leben, die von Einzelpersonen geführt würden, die selbständig tätig seien oder in der Landwirtschaft als Arbeiter oder Kleinbauern arbeiten würden. Die ärmsten Haushalte seien diejenigen, die von der Landwirtschaft als Haupteinnahmequelle abhängig seien; die meisten von ihnen würden auf dem Land, in katastrophengefährdeten Gebieten oder in den von Konflikten betroffenen Gebieten Mindanaos leben:

„In 2015, some 22 million Filipinos—more than one-fifth of the population—still live below the national poverty line. Constraints to achieving faster poverty reduction, according to the report, include the less pro-poor pattern of growth; high inequality of income and opportunities; and the adverse impacts of natural disasters and conflict. Most poor Filipinos have low levels of education and live in large households headed by individuals who are self-employed or work in agriculture as laborers or smallholder producers. The poorest households are those dependent on agriculture as their main source of income and most of them live in the countryside, in areas prone to disasters or in the conflict-affected areas of Mindanao.” (WBG, 30. Mai 2018b)

In dem zuvor angeführten Bericht der WBG findet sich die Information, dass auf den Philippinen der Anteil der Landwirtschaft am Bruttoinlandsprodukt im Laufe der Zeit zurückgegangen sei (22 Prozent im Jahr 1990, 14 Prozent im Jahr 2000, 12 Prozent im Jahr 2010 und 10 Prozent im Jahr 2016), sowie dass der Anteil der Landwirtschaft auch im Bereich Beschäftigung gesunken sei. Während die meisten Armen weiterhin in der Landwirtschaft tätig seien, sei dieser Anteil der Bevölkerung allmählich pro Jahr um fast einen Prozentpunkt zurückgegangen, von 36 Prozent im Jahr 2006 auf 28 Prozent im Jahr 2015. Sogar Arbeitsplätze im unteren Marktsegment der Industrie und des Dienstleistungssektors seien besser bezahlt als Arbeitsplätze in der Landwirtschaft (Zu diesem Thema wird auf die Grafik 1.15. verwiesen):

„The Philippines has been experiencing a decline in the share of agriculture to GDP [gross domestic product] over time (22 percent in 1990, 14 percent in 2000, 12 percent in 2010, and 10 percent in 2016), and a decline in the share of agriculture in employment. While most of the poor continued to work in agriculture, this share of the population gradually declined by nearly 1 percentage point each year, from 36 percent in 2006 to 28 percent in 2015 […]. Even lower-end industry and services jobs paid more than agriculture jobs (Figure 1.15)” (WBG, 30. Mai 2018a, S. 28)

 

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(WBG, 30. Mai 2018a, S. 28)

 

Grafik 2.14. des Berichtes zeigt, wieviel Prozent der armen bzw. nicht-armen Haushalte vorwiegend auf eine bestimmte Einkommensquelle angewiesen seien. Demnach seien 19 Prozent der armen Haushalte auf Einkünfte aus landwirtschaftlichen Tätigkeiten angewiesen (vier Prozent der nicht-armen Haushalte); drei Prozent der armen Haushalte seien auf Unterstützung aus dem Ausland angewiesen (elf Prozent der nicht-armen Haushalte):

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(WBG, 30. Mai 2018a, S. 40)

Laut dem Bericht seien jene Haushalte die ärmsten, für die Landwirtschaft die Haupteinnahmequelle darstelle. Unter jenen Haushalten, die den höchsten Anteil ihres Einkommens aus landwirtschaftlichen Tätigkeiten beziehen würden, seien 48,5 Prozent arm, weit mehr als die 29,8 Prozent der ländlichen Haushalte im Allgemeinen. Darüber hinaus sei ein erheblicher Teil der landwirtschaftlichen Haushalte von Armut bedroht - 14 Prozent der von der Landwirtschaft abhängigen Bevölkerung würden von zwischen 100 und 125 Prozent des Armutsgrenzbetrages leben (Laut einer Anmerkung auf S. 22 des Berichtes, ist sofern nicht anders vermerkt jeweils der nationale Schwellenwert herangezogen worden, nicht der internationale, Anmerkung ACCORD). Hilfsarbeiter in der Landwirtschaft und Arbeiter, Maisbauern, Kokosnussbauern und Fischer würden zu den Ärmsten gehören (Zu diesem Thema wird auf Kasten 2.1 verwiesen).

„Households for which agriculture is the main source of income are the poorest […]. Among households that receive the highest share of their income from agriculture, 48.5 percent are poor, far more than the 29.8 percent for rural households in general. In addition, a substantial share of agricultural households are vulnerable to falling into poverty—14 percent of the population that relies on agriculture lived between 100 and 125 percent of the poverty line. Farmhands and laborers, corn farmers, coconut farmers, and fisherfolk are among the very poorest (Box 2.1).” (WBG, 30. Mai 2018a, S. 40)

Im Folgenden wird ein Ausschnitt des Kastens 2.1 abgebildet, aus dem hervorgeht, dass die Armutsrate bei Reisbauern im Jahr 2016 39,3 Prozent betragen habe:

 

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(WBG, 30. Mai 2018a, S. 41)

Laut dem Bericht würden arme landwirtschaftliche Haushalte in Fällen von Katastrophen in der Regel vulnerabler reagieren. Erstens sei die landwirtschaftliche Produktion stärker von Naturkatastrophen betroffen und damit anfälliger als andere Sektoren. Haushalte, die bezüglich ihres Einkommens weitgehend von der Landwirtschaft abhängig seien, würden Gefahr laufen, wieder in die Armut abzugleiten. Zweitens seien ein großer Teil der armen landwirtschaftlichen Haushalte Kleinbauern und oft Netto-NahrungsmittelkäuferInnen (Haushalte, die mehr Nahrungsmittel zukaufen, als sie verkaufen, Anmerkung ACCORD). In den späten 2000er Jahren, als der Reispreis während der globalen Nahrungsmittelkrise stark angestiegen sei, hätten Millionen von zum armen Teil der Bevölkerung gehörenden Filipinos darunter gelitten - viele von ihnen hätten der Gruppe der armen Bauern und der Netto-NahrungsmittelkäuferInnen angehört.

Arme Haushalte würden auf den Philippinen rund 70 Prozent ihres Einkommens für Lebensmittel ausgeben, wobei Reis das Hauptnahrungsmittel und die größte Einzelausgabe darstelle. Der Reispreis auf den Philippinen sei doppelt so hoch wie in Thailand und Vietnam und liege deutlich über dem Weltmarktpreis. Unabhängig vom Haushaltseinkommen seien die Ausgabenhöhen für Reis in den unterschiedlichen Haushalten ähnlich, im Jahr 2015 etwa 19.000-22.000 PHP pro Haushalt und Jahr [entsprach gemäß Wechselkurs von Ende 2015 etwa 373 bis 432 EUR, Anmerkung ACCORD]. Aber die pro-Kopf-Ausgaben des reichsten Quintils seien 4,5 mal so hoch wie die des ärmsten Quintils - 488.000 PHP versus 107.000 PHP [entsprach 9.591 versus 2.103 EUR, Anmerkung ACCORD]. Während Reis für das reichste Quintil nur fünf Prozent der gesamten Haushaltsausgaben ausmache, seien es für das ärmste Quintil 20 Prozent. Insbesondere die von Bauern geführten Haushalte seien Netto-Reiskäufer. 19 Prozent ihrer Haushaltsausgaben seien im Jahr 2015 für den Reisankauf aufgewendet worden. Die ärmsten Haushalte seien im Fall von Reispreisänderungen vulnerabler:

„Poor agricultural households also are typically more vulnerable to shocks. First, agricultural production is more exposed to natural disasters, and thus more vulnerable than other sectors. Households depending largely on agriculture for their income face substantial risks of falling back into poverty. […] Second, a large share of the poor agriculture households are smallholder farmers and are often net food buyers. In the late 2000s, when the price of rice increased sharply during the global food crisis, millions of poor Filipinos, many of them poor farmers and net food purchasers, suffered. Poor households spend some 70 percent of their income on food in the Philippines, with rice as the main staple and the greatest single expenditure. The rice price in the Philippines is twice that in Thailand and Vietnam, and considerably higher than the world price. Regardless of the level of household income, expenditure on rice is similar (roughly 19,00022,000 per household per year in 2015). But the expenditure per capita of the richest quintile is 4.5 times that of the poorest quintile (488,000 versus 107,000). While rice accounts for only 5 percent of total household expenditure for the richest quintile, it is 20 percent for the poorest quintile. In particular, households headed by farmers are net rice purchasers. Because 19 percent of their household expenditure was used for rice purchase in 2015. The poorest households are more vulnerable to rice price changes.” (WBG, 30. Mai 2018a, S. 40-41)

Aus Grafik 3.1. des Berichtes geht hervor, dass von Bauern geführte Haushalte eine Armutsrate von 42 Prozent aufweisen würden, während für den Sektor Industrie dieser Wert 19 Prozent und jener für den Dienstleistungssektor 12 Prozent betrage:

 

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(WBG, 30. Mai 2018a, S. 23)

Zum Thema Zuwendungen aus dem In- und Ausland ist dem Bericht zu entnehmen, dass Überweisungen aus inländischen bzw. ausländischen Quellen etwa 12 bzw. 6 Prozent zur Reduzierung der Armut beigetragen hätten. Zwei Drittel der Filipinos, oder 15 Millionen Haushalte, würden in- oder ausländische Überweisungen erhalten, wobei es sich bei Auslandsüberweisungen um wesentlich höhere Beträge handeln würde. Beide Transferarten hätten ähnliche Auswirkungen auf die Verringerung der Armutsquote (um bis zu 4 Prozentpunkte); Transfers aus dem Inland hätten stärkere Auswirkungen auf die Armutslücke:

„Remittances from domestic and foreign sources contributed about 12 and 6 percent of the poverty reduction, respectively. Two-thirds of Filipinos, or 15 million households, receive domestic and foreign remittances. Foreign remittances are much higher in value. Both transfer types have similar impacts on reducing the poverty rate (by up to 4 percentage points), and domestic transfers have higher impact on the poverty gap.” (WBG, 30. Mai 2018a, S. 29)

Ebenfalls aus dem Bericht der WBG geht hervor, dass im Jahr 2015 3,8 Prozent der Menschen mit Hilfe von Überweisungen aus dem Ausland ihre Armut überwinden hätten können, verglichen mit 3,3 Prozent im Jahr 2006.

Armutsbekämpfung sei nicht der einzige Effekt, den Überweisungen aus dem Aus- und Inland hätten. Über ihre Auswirkungen auf den Aufbau von Human- und Sozialkapital würden die Überweisungen zu einer nachhaltigen Wirkung beitragen können. Wie in vielen anderen Ländern würden die Überweisungen eine wichtige Rolle als Sicherheitsnetz spielen und ein zusätzliches Einkommen darstellen, das für Konsum und Investitionen aufgewendet werden könne:

„The effect of foreign remittances on the poverty incidence is similar to that of domestic remittances, lifting 3.8 percent of people out of poverty in 2015 compared to 3.3 percent in 2006, but its impact on the poverty gap is negligible. […] Poverty reduction is not the only effect of remittances. The effects on human and social capital building can help ensure sustained impact from remittances. As in many other countries, remittances play an important role as a safety net, providing additional income for consumption and investment.” (WBG, 30. Mai 2018a, S. 107)

Bezüglich staatlicher Sozialsysteme findet sich im Bericht folgende Information: Die Sozialausgaben des Staates seien rapide angestiegen, als Pantawid Pamilya (das primäre Sozialschutzprogramm auf den Philippinen, Anmerkung ACCORD) ausgeweitet worden sei, dennoch hätten sie weiterhin nur einen kleinen Teil des Bruttoinlandsproduktes (BIP) ausgemacht. Eine im Jahr 2006 veröffentlichte Studie von Rosario Manasan habe geschätzt, dass die Sozialausgaben im Jahr 2007 nur auf 0,4 Prozent des BIP angesetzt gewesen seien. Laut dem WBG-Bericht seien diese hauptsächlich für nicht zielgerichtete Sachleistungen (Reis) aufgebracht worden, die den Armen wie den Nicht-Armen fast gleichermaßen zugutegekommen seien. Im Jahr 2017 hätten die Sozialausgaben 4,5 Prozent des Staatshaushalts ausgemacht. Pantawid Pamilya habe im Jahr 2017 38 Prozent der Sozialausgaben ausgemacht. Die Abdeckung von Pantawid Pamilya sei schnell angewachsen, von 11 Prozent der anspruchsberechtigten („eligible“) armen Bevölkerung im Jahr 2009 auf 59 Prozent im Jahr 2015. Der Betrag eines monatlichen Zuschusses aus dem Pantawid Pamilya sei gering. Die vom Pantawid Pamilya begünstigten Haushalte hätten im Jahr 2015 einen durchschnittlichen monatlichen Zuschuss von 117 PHP (2,43 USD; Umrechnungen in USD aus dem WBG-Bericht übernommen, Anmerkung ACCORD) pro Person erhalten. Dies bedeute, dass ein durchschnittlicher Pantawid Pamilya-begünstigter Haushalt mit sechs Mitgliedern jeden Monat 701 PHP (14,60 USD) oder etwa 8.408 PHP (175,17 USD) für das gesamte Jahr 2015 erhalten habe:

„Government spending on social protection increased rapidly as Pantawid Pamilya expanded, but it remained only a small share of GDP [gross domestic product]. A study estimated that government spending on social protection was only 0.4 percent of GDP in 2007 (Manasan 2006), and this mostly went to untargeted in-kind (rice) subsidies that benefited the poor and non-poor almost equally. In 2017, social protection accounted for 4.5 percent of the national budget, nearly tripling from a nominal 59 million in 2005 to 143 million in 2017. Pantawid Pamilya used 38 percent of the social protection allocation in 2017. […]

The coverage of Pantawid Pamilya expanded rapidly, from 11 percent of the eligible poor population in 2009 to 59 percent in 2015 […] The amount of a monthly grant from Pantawid Pamilya is low […]. Beneficiary households received an average monthly grant of 117 (US$2.43) per person in 2015. This means that for an average beneficiary household, with six members, a Pantawid Pamilya household received 701 (US$14.60) each month, or about 8,408 (US$175.17) for the full year of 2015.” (WBG, 30. Mai 2018a, S. 110-111)

Laut dem oben bereits angeführten USDOS-Bericht von April 2018 habe der Mindestlohn auf den Philippinen im Berichtsjahr 2017 zwischen 491 PHP (9,82 USD, Umrechnung in USD aus dem USDOS-Bericht übernommen, Anmerkung ACCORD) pro Tag für nicht in der Landwirtschaft tätige Arbeiter der Region um Manila und 243 PHP (4,86 USD) pro Tag für in der Landwirtschaft tätige Arbeiter der Ilocos-Region betragen. Das hierfür geltende Gesetz erstrecke sich allerdings nicht auf viele Arbeitnehmer, da die für Lohnfragen zuständige Behörde einige neu gegründete Unternehmen oder andere Arbeitgeber aufgrund von Faktoren wie Unternehmensgröße, Branche, Exportstärke, finanzielle Notlage und Kapitalausstattung von den Vorschriften ausgenommen habe:

„Minimum wages ranged from 491 pesos ($9.82) per day for nonagricultural workers in the Manila region to 243 pesos ($4.86) per day for agricultural workers in the Ilocos region. The law did not cover many workers, since wage boards exempted some newly established companies and other employers from the rules because of factors such as business size, industry sector, export intensity, financial distress, and capitalization level.” (USDOS, 20. April 2018, Section 7e)

 

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Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 24. September 2018)

 

 

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