Anfragebeantwortung zu Usbekistan: Lage von LGBT-Personen [a-10674-1]

13. August 2018

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Ostpol, das Online-Magazin des Netzwerkes für Osteuropa-Berichterstattung n-ost, das die journalistische Berichterstattung über Osteuropa verbessern will, veröffentlicht im Juli 2018 einen Bericht, in dem LGBT-AktivistInnen aus Osteuropa und Zentralasien vorgestellt werden. Zu Usbekistan finden sich folgende Informationen:

Ich bin Ärztin. In den 90ern habe ich Psychologie studiert und mit eigenen Augen gesehen, wie schrecklich Homosexuelle in den Psychiatrien behandelt wurden. 2009 musste ich unerwartet einen ganzen Monat zu Hause verbringen. Von morgens bis abends surfte ich im Internet. Es war wie eine Erleuchtung für mich, als ich entdeckte, dass Homosexualität nicht mehr als Krankheit betrachtet wird und LGBT-Menschen rund um den Globus für ihre Rechte kämpfen. Zusammen mit einem Freund besuchten wir einen Workshop von ein paar Aktivisten in Kirgistan und begannen nach unserer Rückkehr damit, LGBT-Personen nach ihren Bedürfnisse und Sorgen zu befragen, Rechtsverletzungen zu dokumentieren und Berichte für internationale Organisationen zu schreiben. 2010 gründeten wir eine Gruppe für Aktivisten, die aber nicht offiziell registriert wurde.

Seitdem treten wir für die Entkriminalisierung des freiwilligen Geschlechtsverkehrs zwischen Männern ein, die momentan noch mit einer Gefängnisstrafe von bis zu drei Jahren geahndet wird. Mit Social Media Kampagnen versuchen wir die Toleranz gegenüber LGBT-Menschen zu erhöhen und Mythen zu zerstören. In Usbekistan sind sich die meisten LGBT-Menschen ihrer Rechte nicht bewusst und sehen sich daher häufig Gewalt ausgesetzt. Sie sind nicht integriert und können sich nicht effektiv verteidigen. Gerade in kleinen Städten, in denen jeder jeden kennt, bleibt vielen ein offenes Leben als LGBT-Person vorenthalten. Für Menschen über 35, die noch während der Sowjetzeit sozialisiert wurden, ist Offenheit aufgrund ihrer interner Homophobie unmöglich.

25 Jahre lang war Usbekistan ein Land mit einem sehr strengen autoritären Regime, in dem die Menschenrechte systematisch verletzt wurden. Seit dem Tod des Diktators Islam Karimov vor zwei Jahren hoffen viele auf eine Tauwetterphase. Bislang ist die Situation jedoch unverändert schlecht. Illegale Inhaftierungen und Folterungen sind noch immer weit verbreitet.‘“ (Ostpol, 28. Juli 2018)

Das US-amerikanische Außenministerium (US Department of State, USDOS) schreibt in seinem im April 2018 veröffentlichten Jahresbericht zur Menschenrechtslage (Berichtszeitraum 2017), dass sexuelle Beziehungen zwischen Männern mit Gefängnisstrafen sanktioniert werden könnten. Gleichgeschlechtliche sexuelle Aktivitäten unter Frauen würden vom Gesetz nicht kriminalisiert. Am 3. Dezember 2017 habe Eurasianet.org berichtet, dass zwei Männer in Taschkent wegen des Vorwurfs, sich auf illegale sexuelle Beziehungen eingelassen zu haben, verhaftet worden seien. Laut dem Artikel habe die Polizei den Medien mitgeteilt, dass man intime medizinische Untersuchungen („intrusive medical examinations“) bei den Männern durchgeführt habe, um zu bestätigen, dass sie Geschlechtsverkehr gehabt hätten. Nach Angaben von Mitgliedern der LGBT-Gemeinde hätten VerteterInnen der Polizei und anderer Strafverfolgungsbehörden hohe Geldsummen von homosexuellen Männern erpresst, indem sie mit Verhaftung oder strafrechtlicher Verfolgung gedroht hätten.

Gleichgeschlechtliche sexuelle Aktivitäten seien in der Gesellschaft generell ein Tabu-Thema gewesen und man habe keine Kenntnis über die Existenz von LGBT-Organisationen gehabt. BeobachterInnen hätten das Fehlen von Berichten über Diskriminierung von Mitgliedern der LGBT-Gemeinschaft darauf zurückgeführt, dass das Diskutieren gleichgeschlechtlicher Beziehungen in der Gesellschaft ein gesellschaftliches Tabu sei.

Am 29. September habe Ozodlik berichtet, dass eine Gruppe von Männern aus Ferghana einen Mann, von dem sie behauptet hätten, dass er homosexuell sei, ausgezogen, geschlagen und misshandelt hätten. Das Schlagen und die Erniedrigungen seien per Video festgehalten und über die sozialen Medien verbreitet worden. Laut Quellen von Ozodlik seien fünf Männer verhaftet worden und am Ende des Jahres 2017 seien Ermittlungen im Gange gewesen:

„Sexual relations between men are punishable by up to three years’ imprisonment. The law does not criminalize same-sex sexual activity between women. On December 3, Eurasianet.org reported that two men had been arrested in Tashkent under the charges of engaging in illegal sexual relations. According to the report, the police told media they had conducted intrusive medical examinations to confirm that the men had engaged in sexual intercourse. According to members of the lesbian, gay, bisexual, transgender, and intersex (LGBTI) community, police and other law enforcement personnel used the threat of arrest or prosecution to extract heavy bribes from gay men.

Same-sex sexual activity was generally a taboo subject in society, and there were no known LGBTI organizations. Observers attributed the absence of reports of discrimination against the LGBTI community to the social taboo against discussing same-sex relationships.

On September 29, Ozodlik reported that several months previously a group of Fergana men stripped, beat, and abused a person who they claimed was gay. The beating and humiliation was video-taped and distributed via social media. According to the radio’s sources, five men were detained and the investigation was in process as of the end of year.“ (USDOS, 20. April 2018, Section 6)

Die internationale Nachrichtenagentur Reuters meldet im Mai 2018, dass Usbekistan zugestimmt habe, hunderte Empfehlungen der Vereinten Nationen auf dem Gebiet der Menschenrechte umzusetzen, es weigere sich aber, Homosexualität zu entkriminalisieren, weil dies für die Gesellschaft nicht relevant sei. Usbekistan und das benachbarte Turkmenistan seien die einzigen beiden ehemaligen Sowjetstaaten, die das Verbot homosexueller Beziehungen von Männern aus der kommunistischen Zeit beibehalten hätten und Gefängnisstrafen dafür vorsehen würden:

„Uzbekistan plans to gradually implement hundreds of human rights recommendations from a United Nations council, it said on Wednesday, but it made a point of refusing to decriminalize homosexuality calling it irrelevant to its society. […]

Uzbekistan and its neighbor Turkmenistan are the only ex-Soviet nations that have kept in place the Communist-era ban on male homosexual relationships, punishable by prison time.“ (Reuters, 23. Mai 2018)

In der vom UNO-Menschenrechtsrat (UN Human Rights Council, HRC) im März 2018 veröffentlichten Zusammenstellung von UNO-Informationen an die Arbeitsgruppe für die allgemeine regelmäßige Überprüfung zu Förderung und Schutz der Menschenrechte heißt es, dass der UNO-Menschenrechtsausschuss Usbekistan empfohlen habe, Paragraph 120 des Strafgesetzbuchs abzuschaffen, der einvernehmliche sexuelle Aktivitäten zwischen erwachsenen Männern kriminalisiere. Usbekistan habe 2016 geantwortet, dass man gegen die Abschaffung von Paragraph 120 sei, da homosexuelle Beziehungen einer der Gründe für die Verbreitung von HIV/Aids im Land seien und den Traditionen der Menschen von Usbekistan widersprechen würden:

„9. The Human Rights Committee recommended that Uzbekistan combat any form of discrimination or violence against persons based on their sexual orientation or gender identity; investigate, prosecute and punish such acts; and repeal article 120 of the Criminal Code, which criminalized consensual sexual activities between adult males. In 2016, Uzbekistan replied that it opposed a repeal of article 120 since homosexual relations were one of the causes of the spread of HIV/AIDS in the country and were contrary to the traditions of the peoples of Uzbekistan.” (HRC, 8. März 2018, S. 2)

Freedom House, eine in den USA ansässige NGO, die zu den Themen Demokratie, politische Freiheit und Menschenrechte forscht und sich für diese einsetzt, schreibt in dem im April 2018 veröffentlichten Bericht Nations in Transit (Berichtszeitraum 2017), dass Homosexualität in Usbekistan nach wie vor eine Straftat sei und homosexuelle Personen sowie Transgender-Personen mit Gewalt und Verfolgung konfrontiert seien. Am 29. September 2017 sei in den sozialen Medien ein Video einer Gruppe junger Männer aus Ferghana aufgetaucht, das gezeigt habe, wie sie einen jungen Mann gewalttätig angegriffen hätten, dem sie vorgeworfen hätten, homosexuell zu sein. Derartige Videos würden häufig auftauchen und seien beliebt in den sozialen Medien. Die Behörden hätten mutmaßlich fünf Männer in Zusammenhang mit dem Vorfall verhaftet:

„Homosexuality is still a criminal act in Uzbekistan, and transgender and gay people face violence and persecution. On 29 September, a video appeared on social media of a group of young people in Fergana violently assaulting a young man who they allegedly accused of being gay. Similar videos appear frequently and are very popular in Uzbek social media. The authorities are said to have detained five people related to the incident.“ (Freedom House, 11. April 2018)

In der vom HRC im März 2018 veröffentlichten Zusammenfassung von Informationen der Zivilgesellschaft an die Arbeitsgruppe für die allgemeine regelmäßige Überprüfung zu Förderung und Schutz der Menschenrechte wird ausgeführt, dass das Central Asian Gender and Sexuality Advocacy Network (CAGSAN) angeführt habe, dass LGBT-Personen oft Opfer von Schlägen, Beleidigungen, Diskriminierung am Arbeitsplatz und Verfolgung würden. Sie seien wegen ihrer sexuellen Orientierung mit Drohungen, Angriffen, dem Verweigern verfügbarer Dienstleistungen (darunter auch dem Verweigern angemessener medizinischer Behandlung), Beschädigungen von Eigentum, Verleumdungen und Vergewaltigungsversuchen konfrontiert. Laut CAGSAN würden Personen, die wegen ihrer sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität Opfer von Gewalt geworden seien, von Mitgliedern der Strafverfolgungsbehörden, der Justiz und anderer Behörden nicht angemessen geschützt. CAGSAN habe weiters darauf hingewiesen, dass LGBT-Personen häufig Opfer von sexueller Gewalt würden und dass LGBT-Frauen gefährdeter seien. Einige von ihnen seien von ihren Verwandten nach einem freiwilligen oder erzwungenen Outing geschlagen worden, andere seien hinausgeworfen oder unter Hausarrest gestellt worden. Die Misshandlungen der Verwandten hätten in manchen Fällen zu Selbstmordversuchen geführt. Es habe auch Berichte über Fälle gegeben, in denen Lesben Opfer „korrigierender" Vergewaltigung durch ihre Brüder geworden seien:

„7. Central Asian Gender and Sexuality Advocacy Network (CAGSAN) noted that LGBT people were most often subjected to beatings; insults; discrimination in the workplace; and persecution. They faced threats, attacks, denial of available services, including denial of adequate medical care; property damage; slander; and rape attempts on the basis of their sexual orientation. According to CAGSAN, law enforcement, judicial and other authorities did not provide adequate protection to victims of violence based on sexual orientation and gender identity.“ (HRC, 5. März 2018, S. 2)

„64. CAGSAN indicated that LGBT people were often subjected to domestic violence and that LGBT women were more vulnerable. Some of them were beaten by their relatives after voluntary coming-out or forced outing. Others were thrown out of the homes or put under house arrest. The abuse by relatives had led to suicide attempts in some cases. There were reported cases of corrective rape of lesbians by brothers.” (HRC, 5. März 2018, S. 10)

Die internationale Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) schreibt in ihrem im Februar 2018 veröffentlichten Jahresbericht, dass die Behörden wiederholt erklärt hätten, sie hätten nicht vor, einvernehmliche sexuelle Beziehungen zwischen Männern zu entkriminalisieren, die mit bis zu drei Jahren Gefängnis bestraft werden könnten. Gleichgeschlechtliche sexuelle Beziehungen seien nach wie vor sehr stigmatisiert gewesen und LGBT-Personen seien regelmäßig Opfer von Gewalt, willkürlichen Verhaftungen, Inhaftierungen und Diskriminierung durch staatliche und nicht-staatliche Akteure geworden:

„Rights of lesbian, gay, bisexual, transgender and intersex people

The authorities repeatedly stated that they had no intention of decriminalizing consensual sexual relations between men, which constituted a crime punishable by a prison term of up to three years.

Same-sex consensual sexual relations remained highly stigmatized, and LGBTI people were regularly subjected to violence, arbitrary arrests, detention and discrimination by state and non-state actors.“ (AI, 22. Februar 2018)

In dem von HRC veröffentlichten Bericht des Sonderberichterstatters über Religions- und Weltanschauungsfreiheit vom Februar 2018 wird erwähnt, dass der Staat die Existenz der LGBT-Gemeinschaft grundsätzlich nicht anerkenne. Amtsträger würden nur selten über die Gemeinschaft sprechen, und wenn sie es täten, käme tiefsitzende Homophobie zum Ausdruck. Paragraph 120 des Strafgesetzbuches bestrafe einvernehmlichen Geschlechtsverkehr zwischen zwei Männern mit bis zu drei Jahren Gefängnis. Der Sonderberichterstatter habe zudem unbestätigte Berichte über das Schikanieren und Bedrängen („entrapment”) von LGBT-Personen durch Mitglieder der Strafverfolgungsbehörden erhalten:

„91. In general, the State does not acknowledge the existence of the lesbian, gay, bisexual, transgender, intersex community. Public officials rarely talk about the community and when they do, deep-seated homophobia is expressed. Article 120 of the Criminal Code criminalizes voluntary sexual intercourse between two male individuals, with imprisonment of up to three years. The Special Rapporteur also received unconfirmed reports of bullying and entrapment of lesbian, gay, bisexual, transgender and intersex persons by some law enforcement officials.“ (HRC, 22. Februar 2018, S. 16)

Der Weser Kurier, eine von der Bremer Tageszeitungen AG publizierte Regionalzeitung, erwähnt in einem Artikel vom Februar 2018 Folgendes:

„Ali ist in Usbekistan geboren, ein Land, in dem Homosexualität unter Strafe steht. Er erzählt von entwürdigenden Untersuchungen. ‚Wenn du einen Pass haben willst in Usbekistan, dann gibt es eine ärztliche Untersuchung und es wird untersucht, ob du Analsex hattest.‘ Würde dies vermutet, drohe Verhaftung und Strafe. Ein willkürliches Vorgehen, mit dem Menschen erpresst werden. ‚Du musst Schweigegeld zahlen, sonst kommt es zu einem Prozess.‘ Während seiner Jugend verbarg er seine Homosexualität. ‚Ich musste meinen Freunden erzählen, dass ich eine Beziehung zu einem Mädchen habe.‘ Eine gute Freundin spielte für ihn diese Rolle. Mit 17 zog es ihn zum Arbeiten in die russische Hauptstadt Moskau. Dort fühlte sich Ali zunächst freier und sicherer.“ (Weser Kurier, 14. Februar 2018)

Die Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen, eine außeruniversitäre Forschungseinrichtung, die von der Kultusministerkonferenz und dem Land Bremen finanziert wird, schreibt in den Zentralasien-Analysen Nr. 127-128 vom 27. Juli 2018 Folgendes:

„Gleichgeschlechtliche Ehen, Rechte für LGBT (Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender) und der Verfall von Familienwerten sind schon jetzt zum negativsten Aspekt des Gesamtbilds der EU in Zentralasien geworden. Bestimmte Komponenten der EU-Politik in Zentralasien werden deshalb mit der Verbreitung und dem Aufdrängen dieser negativ besetzten Werte assoziiert. In diesem Zusammenhang wird das heutige Europa oft als ‚Gayropa‘ bezeichnet (eine Zusammensetzung aus ‚gay‘ und ‚Europa‘). EU-Repräsentanten in Zentralasien haben wiederholt beklagt, dass dies ein sehr starkes Narrativ ist, dem die EU nur schwer etwas entgegensetzen kann. All diese Aspekte haben zu einem negativen Wandel der Wahrnehmung der EU in den Ländern Zentralasiens beigetragen.“ (Universität Bremen - Forschungsstelle Osteuropa, 27. Juli 2018, S. 11)

Pink News, eine im Vereinigten Königreich ansässige Online-Zeitung für die LGBT-Gemeinschaft, schreibt in einem Artikel vom Jänner 2018, dass LGBT-Personen aus Usbekistan wegen zunehmender Verfolgung verzweifelt Asyl in den umliegenden Ländern beantragen würden. LGBT-Personen seien mit Gewalt und auch mit dem Tod bedroht worden, da die Homophobie tief verwurzelt sei und die Diskriminierung von LGBT-Personen weiter zunehme. MenschenrechtsaktivistInnen im Land hätten berichtet, dass zahlreiche Personen gezwungen seien, Asyl zu beantragen und aus dem Land zu fliehen. Eine Trans-Frau, die nur als K. bekannt sei, habe angegeben, sie sei zwischen 2014 und 2017 mehrmals von usbekischen Polizisten und Sicherheitskräften geschlagen worden, nachdem sie sich geweigert habe, andere LGBT-Personen zu outen. K. habe erklärt, dass die Polizei Gewalt anwende, um LGBT-Personen zu erpressen. Usbekistan, das weiterhin starke Verbindungen zu Russland habe, kriminalisiere weiterhin die männliche Homosexualität, weshalb homosexuelle Männer mit bis zu drei Jahren Gefängnis bestraft werden könnten. K. habe angefügt, dass sie geflohen sei, nachdem sie im Jänner 2017 in Polizeigewahrsam vergewaltigt worden sei. Sie sei jedoch im Grunde genommen staatenlos, da sie in einem Gebiet geboren worden sei, dass nach dem Zerfall der Sowjetunion umstritten gewesen sei. Damals habe es laut K. noch keine Grenzen gegeben und das Gebiet gehöre zu Tadschikistan. Sehr viele hätten die Gegend verlassen, in Richtung Russland oder der umliegenden Länder. Denjenigen, die nach Usbekistan gegangen seien, müsse die Staatsbürgerschaft noch verliehen werden. Dennoch habe sie ein Ausreisevisum der usbekischen Behörden erhalten und sei nach Moskau gegangen. Dort sei ihr Asylantrag abgelehnt worden, weil ihre Verfolgung als Trans-Frau kein berechtigter Grund sei. Sie habe seither Zuflucht in Belarus gefunden. Dieses Land schneide zwar, was die Gleichstellung von LGBT-Personen angehe, nicht am besten ab, es sei jedoch eine der letzten Optionen für K. gewesen. Es gebe nur eine wenig organisierte LGBT-Bewegung in Usbekistan. Der Präsident des Landes, Islam Karimow, habe bei einem im Fernsehen ausgestrahlten Treffen 2016 gesagt, dass Homosexualität eine „vulgäre“ Erfindung des Westens sei. In einem Video, das von Radio Free Europe/Radio Liberty (RFE/RL) übersetzt worden sei, habe er gesagt, dass es sich bei Homosexualität um westliche Kultur handle, eine vulgäre Kultur. Vor Frauen sei es nicht einmal angemessen, darüber zu sprechen. Wenn Männer mit Männern leben würden und Frauen mit Frauen könne im Kopf etwas nicht richtig sein. Die Ansichten von Karimow seien nicht verwunderlich, 2013 hätten WikiLeaks-Publikationen gezeigt, dass Karimow der Ansicht sei, eine Demokratie im westlichen Stil stehe mit Homosexualität in Verbindung. In einem Gespräch mit dem Botschafter der Vereinigten Staaten habe er erklärt, dass eine Demokratie im westlichen Stil für Usbekistan nicht geeignet sei, da 85 Prozent der Bevölkerung des Landes Muslime seien und diese nicht akzeptieren würden. Stattdessen müsse die Regierung eine Demokratie umsetzen, die spezifisch für die eigene Kultur sei. Weiters habe Präsident Karimow behauptet, dass Homosexualität für UsbekInnen ekelerregend sei und dass eine westliche Demokratie daher die moralische Reinheit des Landes verletze, weil sie es zulasse, dass Homosexualität gefördert werde:

„LGBTQ people in Uzbekistan are frantically applying for asylum in surrounding countries as they face increasing persecution. As well as threats of violence, LGBTQ people have reported being threatened with death as deep-rooted homophobia and discrimination further grow in the country. Human rights activists in the country have reported that numerous people are being forced to apply for asylum and flee the country.

One trans woman, identified only as K, said that she was brutally beaten by Uzbek police and security forces a number of times between 2014 and 2017 after she refused to out other LGBTQ people. […]

K explained that the police use violence to blackmail LGBTQ people. The former Soviet country, which continues to have strong ties to Russia, continues to criminalise homosexuality for men – with gays facing up to three years in jail. She added that she was finally pushed to flee after she was reportedly raped in police custody in January 2017.

However, she is essentially a ‘stateless’ person as she was born in a territory which became disputed after the collapse of the Soviet Union. ‘At that time there were no borders, and this area belongs to Tajikistan. There was a massive outflow of the population – to Russia and neighbouring countries. And those who came to Uzbekistan have yet to be granted citizenship,’ she said.

However, she was granted an exit visa by Uzbek authorities and she headed to Moscow. When she reached there, her asylum request was denied on the basis that her persecution as a trans woman was not ‘justifiable’ grounds. She has since found asylum in Belarus. While the country does not have the best record for LGBTQ equality, it was one of the last options for K. […]

The country’s President Islam Karimov ranted about gay people in a televised meeting in 2016 – claiming that homosexuality is a ‘vulgar’ Western invention. In a video translated by Radio Free Europe, he aped some of Russia’s most extreme homophobes, insisting: ‘We talk about so-called Western culture. We call it vulgar culture. You know what I mean. It’s inappropriate even to speak about this in front of women. When men live with men and women live with women, I think there must be something wrong up here [points at head]. ‘Something is broken here. There is a saying: When God wants to reveal someone’s vulgarity, he first takes his reason away.’ His views are not a surprise – in 2013, diplomatic cables leaked by WikiLeaks showed that Karimov believes ‘Western style’ democracy is linked to homosexuality. In conversation with the US ambassador, Mr Karimov clarified that ‘Western-style’ democracy was not appropriate for Uzbekistan, claiming the country’s 85% Muslim population would not accept it. Instead, he said the government would have to implement democracy ‘specific to its culture’. Mr Karimov then claimed that homosexuality is ‘disgusting’ to Uzbeks and that therefore Western democracy would violate Uzbekistan’s ‘moral purity… because it allows for or fosters the practice of homosexuality’.“ (Pink News, 8. Jänner 2018)

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Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 13. August 2018)

·      AI – Amnesty International: Amnesty International Report 2017/18 - The State of the World's Human Rights - Uzbekistan, 22. Februar 2018
https://www.ecoi.net/de/dokument/1425693.html

·      Freedom House: Nations in Transit 2018 - Uzbekistan, 11. April 2018
https://www.ecoi.net/de/dokument/1429216.html

·      HRC – UN Human Rights Council: Report of the Special Rapporteur on freedom of religion or belief on his mission to Uzbekistan [A/HRC/37/49/Add.2], 22. Februar 2018
https://www.ecoi.net/en/file/local/1428423/1930_1522841579_g1804854.pdf

·      HRC – UN Human Rights Council: Summary of Stakeholders' submissions on Uzbekistan; Report of the Office of the United Nations High Commissioner for Human Rights [A/HRC/WG.6/30/UZB/3], 5. März 2018
https://www.ecoi.net/en/file/local/1430768/1930_1524734851_g1805636.pdf

·      HRC – UN Human Rights Council: Compilation on Uzbekistan; Report of the Office of the United Nations High Commissioner for Human Rights [A/HRC/WG.6/30/UZB/2], 8. März 2018
https://www.ecoi.net/en/file/local/1430763/1930_1524734434_g1805904.pdf

·      Ostpol: 12 Geschichten über das Leben als LGBTQ* in Zentralasien und Osteuropa, 28. Juli 2018
https://www.ostpol.de/beitrag/5200-12-geschichten-uber-das-leben-als-lgbtq-in-zentralasien-und-oste

·      Pink News: LGBTQ people in Uzbekistan frantically apply for asylum as they face violence and death, 8. Jänner 2018
https://www.pinknews.co.uk/2018/01/08/lgbtq-people-in-uzbekistan-frantically-apply-for-asylum-as-they-face-violence-and-death/

·      Reuters: Anything you want - except gay rights, Uzbekistan tells U.N., 23. Mai 2018
https://www.reuters.com/article/us-uzbekistan-rights/anything-you-want-except-gay-rights-uzbekistan-tells-u-n-idUSKCN1IO2OA

·      Universität Bremen - Forschungsstelle Osteuropa: Zentralasien-Analysen Nr. 127-128, 27. Juli 2018
http://www.laender-analysen.de/zentralasien/pdf/ZentralasienAnalysen127-128.pdf

·      USDOS – US Department of State: Country Report on Human Rights Practices 2017 - Uzbekistan, 20. April 2018
https://www.ecoi.net/de/dokument/1430385.html

·      Weser Kurier: Schläge, Erpressung, Entführung: Schwules Paar berichtet von Verfolgung in Russland, 14. Februar 2018
https://www.weser-kurier.de/bremen/bremen-stadt_artikel,-schlaege-erpressung-entfuehrung-schwules-paar-berichtet-von-verfolgung-in-russland-_arid,1700290.html