Anfragebeantwortung zu Afghanistan/Pakistan: Zusammenarbeit der pakistanischen Taliban mit den afghanischen Taliban; afghanische Taliban in Pakistan und pakistanische Taliban in Afghanistan; Austausch geheimdienstlicher Informationen; schwarze Listen [a-10667]

1. August 2018

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Zusammenarbeit der pakistanischen Taliban mit den afghanischen Taliban; afghanische Taliban in Pakistan und pakistanische Taliban in Afghanistan

Ein im Juni 2018 erschienener Bericht der unabhängigen internationalen Peacebuilding-Organisation Conciliation Resources mit Sitz in London schreibt, dass einige Führer der Taliban auf Grund der US-Invasion im Jahr 2001 nach Pakistan geflohen seien - insbesondere in die Stadt Quetta, in der sie die Quetta-Schura (einen Rat der Führer der afghanischen Taliban) gegründet hätten. Laut dem Bericht gebe es zwischen der Quetta-Schura, den verschiedenen Netzwerken der afghanischen Taliban und den von diesen unabhängigen pakistanischen Taliban (Tehrik-i Taliban - TTP) unklar definierte Verbindungen:

The Taliban collapsed within weeks in the face of the US invasion in 2001, with some of its leaders fleeing to Pakistan, especially the city of Quetta, where they formed the Quetta Shura, a council of leaders of the Afghan Taliban. There are nebulous links between the Quetta Shura, the various networks of Afghan Taliban, and the separate Pakistani Taliban (Tehrik-i Taliban).” (Conciliation Resources, 1. Juni 2018)

Auf der Webseite der Universität Stanford findet sich auf der Plattform Mapping Militant Organizations ein mit 6. August 2017 datierter Eintrag zur Gruppe TTP. Unter Verweis auf unterschiedliche Quellen bietet die Plattform Informationen zu den Beziehungen der TTP mit anderen militanten Gruppen. Demnach befinde sich etwa die Hälfte aller pakistanischen Taliban-Fraktionen innerhalb der Dachorganisation TTP. Von der anderen Hälfte der pakistanischen Taliban-Fraktionen seien einige nur lose mit der TTP verbunden, während andere kaum bis gar keine Verbindungen zur Organisation hätten. Zwei bemerkenswerte Beispiele stellten die Gruppen Nazir und Hafiz-Gul-Bahadur dar, die seit ihrer im Jahr 2008 vollzogenen Spaltung zwar zu den pakistanischen Taliban, nicht jedoch zur TTP gehören würden. Diese beiden Gruppen würden sich auf den Kampf gegen US-geführte Koalitionstruppen in Pakistan konzentrieren und hätten Friedensabkommen mit der pakistanischen Regierung geschlossen. Fragmentierung und Streitigkeiten bestünden jedoch sowohl zwischen verschiedenen pakistanischen Taliban-Gruppen als auch innerhalb der offiziellen Dachorganisation TTP. Zum Beispiel würden TTP-Mitgliedergruppen oft voneinander unabhängige Ziele verfolgen und hätten auch regelmäßig Meinungsverschiedenheiten bezüglich territorialer Kontrolle, bezüglich ihrer Anführer, sowie der Verhandlungen mit der pakistanischen Regierung. Trotz dieser gruppenübergreifenden Konflikte würden die pakistanischen Taliban-Gruppen (einschließlich der TTP- und der Nicht-TTP-Gruppen) im Allgemeinen darauf verzichten, sich gegenseitig zu bekämpfen. Dies liege vor allem an ihrem gemeinsamen Existenzkampf angesichts der pakistanischen Militäroperationen und der US-Drohnenangriffe:

„Approximately half of all Pakistani Taliban factions coalesce under the umbrella of the TTP. Of the other half of Pakistani Taliban factions, some are only loosely affiliated with the TTP, while others have little to no association with the organization. Two notable examples include the Nazir Group and Hafiz Gul Bahadur Group, which, as of their 2008 split, are part of the Pakistani Taliban, but not the TTP. These two groups are focused on fighting U.S.-led Coalition forces in Pakistan, and have made peace agreements with the Pakistani government. However, fragmentation and disputes exist both between disparate Pakistani Taliban groups and within the official umbrella of the TTP. For example, TTP member groups often hold independent goals and regularly disagree over territorial control, leadership positions, and negotiations with the Pakistani government. Despite these inter-group conflicts, Pakistani Taliban groups (including the TTP and non-TTP groups) generally refrain from fighting one another. This is due primarily to their common struggle for survival in the face of Pakistani military operations and U.S. drone strikes.” (Stanford University, 6. August 2017)

Die TTP sei auch mit den afghanischen Taliban verbunden. Während die TTP und die afghanischen Taliban ihre jeweiligen Strategien miteinander teilen und ihre islamistische Ideologie betonen würden, handle es sich bei den beiden Gruppen dennoch um voneinander getrennte Organisationen. Im Gegensatz zu den afghanischen Taliban, die sich auf die Bekämpfung der US-geführten Koalitionstruppen in Afghanistan konzentrieren würden, sei das Hauptangriffsziel der TTP der pakistanische Staat. Die afghanischen Taliban hätten sogar einige Operationen der TTP verurteilt, wie zum Beispiel den Angriff auf eine pakistanische Armeeschule in Peshawar im Jahr 2014, den sie als "unislamisch" bezeichnet hätten. Trotz ihrer unterschiedlichen Ziele würden die beiden Organisationen zusammenarbeiten, um die Kontrolle über die Stammesgebiete entlang der afghanisch-pakistanischen Grenze zu verteidigen. Obwohl die afghanischen Taliban die Angriffe der TTP in Pakistan nicht dulden würden, würden sich alle TTP-Kämpfer dazu verpflichten, die afghanischen Taliban und den afghanischen Dschihad zu unterstützen. Indem die TTP den afghanischen Taliban die Treue schwöre, könne sie von der weit verbreiteten Unterstützung für den afghanischen Dschihad profitieren, die es unter den Paschtunenstämmen gebe. Dies helfe, eine maximale Anzahl von Rekruten für die TTP zu gewinnen. Das Aufrechterhalten einer Arbeitsbeziehung mit der TTP sei auch umgekehrt für die afghanischen Taliban von Vorteil, da eine solche den afghanischen Taliban ermögliche, für sie sichere Gebiete in Pakistan zu unterhalten und pakistanisch-paschtunische Stammesangehörige für den Kampf in Afghanistan zu rekrutieren:

„As its name suggests, the TTP is also associated with the Afghan Taliban. While the TTP and Afghan Taliban share tactics [and] their emphasis on Islamic extremist ideology, the two organizations are distinct. Unlike the Afghan Taliban, which focuses on combatting U.S.-led coalition forces in Afghanistan, the TTP’s main target is the Pakistani state. The Afghan Taliban has even condemned some of the TTP’s operations, such as its 2014 attack against a Pakistan Army school in Peshawar, which it deemed ‘un-Islamic.’ Despite their differing goals, the two organizations cooperate in order to maintain control over the tribal regions on the border of Afghanistan and Pakistan. Furthermore, although the Afghan Taliban does not condone the TTP’s attacks in Pakistan, all TTP militants pledge their support for the Afghan Taliban and Afghan jihad. By pledging allegiance to the Afghan Taliban, the TTP is able to capitalize on the widespread support for the Afghan jihad which exists among Pashtun tribesmen. This helps to attract the maximum number of recruits to the TTP. Maintaining a working relationship with the TTP is also beneficial to the Afghan Taliban, for it allows the organization to maintain safe havens and sanctuaries in Pakistan, and to recruit Pakistani Pashtun tribesmen to fight in Afghanistan.” (Stanford University, 6. August 2017)

Die indische Tageszeitung Eenadu India beschreibt in einem Artikel vom Juli 2018 die pakistanische Taliban-Bewegung. Laut dem Artikel sei die aus dem pakistanischen Gebiet Wasiristan stammende TTP kein Ableger der afghanischen Taliban, obwohl sie mit diesen eng verbunden sei. Ebenfalls eng verbunden sei die TTP mit der Gruppe Al-Qaida und mit dem Haqqani-Netzwerk in Afghanistan:

„Originated in Pakistan's Waziristan, the TTP though calls itself Taliban is not an offshoot of the Afghan Taliban, though it has very close association with the Af Taliban and Al Qaeda, and also with the dreaded Haqqani Network of Afghanistan.” (Eenadu India, 11. Juli 2018)

Laut der auf das Thema Terrorismusbekämpfung spezialisierten US-amerikanischen Nachrichtenwebseite Long War Journal (LWJ) der Foundation for Defense of Democracies (FDD) habe die TTP große Rückschläge erlitten, nachdem das pakistanische Militär 2009 begonnen habe, die Gruppe aktiv zu bekämpfen. Das pakistanische Militär habe jedoch nicht auf andere Taliban-Fraktionen abgezielt, die als freundlich gesinnt oder als für den pakistanischen Staat wenig bedrohlich angesehen worden seien. Das fortdauernde Bestehen dieser Gruppen, sowie die enge Allianz der TTP mit Al-Qaida und den afghanischen Taliban habe es der TTP ermöglicht, innerhalb Pakistans zu überleben. Unter der Führung von Mullah Fazlullah sei die TTP zersplittert und weitgehend ineffektiv geworden. Nachdem Fazlullah am 13. Juni 2018 in der afghanischen Provinz Kunar bei einem US-geführten Drohnenangriff ums Leben gekommen sei, hätten die TTP Mufti Noor Wali Mehsud zu ihrem neuen Emir ernannt:

„The Movement of the Taliban in Pakistan (TTP) confirmed that the US killed Mullah Fazlullah and appointed Mufti Noor Wali Mehsud (Wali) as its new emir. […] The US killed Fazlullah, who was the third emir of the TTP, in an airstrike in Afghanistan’s northeastern province of Kunar on June 13. […] The TTP suffered major setbacks after the Pakistani military began actively targeting the group in 2009. However, the Pakistani military did not target other Taliban factions that it views as friendly or little threat to the state, and the continual existence of these groups as well as the TTP’s close alliance with al Qaeda and the Afghan Taliban has allowed it to survive inside Pakistan. Under the leadership of Fazlullah, the group became fractured and largely ineffective. It remains to be seen if its new emir can reignite a cohesive TTP jihad inside Pakistan.” (LWJ, 23. Juni 2018)

Die afghanische Online-Zeitung Khaama Press (KP) zitiert im Jänner 2016 den pensionierten pakistanischen Senator Afrasiab Khattak, nach dessen Aussage die afghanischen Taliban und die TTP Hand in Hand arbeiten würden. Khattack habe darüber hinaus betont, dass die TTP den afghanischen Taliban Stützpunkte, logistische Unterstützung und Rekruten zur Verfügung stelle und diese die TTP im Gegenzug nicht bei Operationen auf der afghanischen Seite des pakistanisch-afghanischen Grenzgebiets störe. Die Präsenz der afghanischen Taliban auf pakistanischem Terrain werde von offizieller Seite nicht einmal bestritten:

„He also added that the Afghan Taliban and Tehrik-e-Taliban Pakistan (TTP), a faction of which claimed responsibility behind the university attack, are work hand in glove with one another, emphasizing that TTP provides bases, logistical support and recruits to Afghan Taliban and they in return do not disturb them in border areas in Afghanistan. ‘As far as Afghan Taliban are concerned their presence in Pakistan is not even officially denied. […]’ Khattak added.” (KP, 24. Jänner 2016)

In einem weiteren Artikel der Khaama Press vom November 2017 kommt Khattak abermals zum selben Thema zu Wort. Nach seinen Angaben seien die pakistanischen Berater der afghanischen Taliban bemüht, die Unterschiede zwischen der TTP und den afghanischen Taliban zu erklären. Tatsache sei jedoch, dass die beiden Gruppen zwei Seiten derselben Medaille darstellen würden. Die TTP-Kämpfer hätten jedem neuen Emir der afghanischen Taliban die Treue geschworen, und ohne die Unterstützung ihrer afghanischen Kameraden hätten sie ihre Stützpunkte auf der afghanischen Seite der Grenze niemals halten können. Umgekehrt würden afghanische Taliban auch von pakistanischer Seite aus operieren:

„According to Khattak, Pakistani mentors of Afghan Taliban are at pains to explain the distinction between TTP and Afghan Taliban. But fact of the matter is that they are two sides of the same coin. ‘TTP fighters have always pledged allegiance to every new Amir of the Afghan Taliban and without support from their Afghan comrades they would never have been able to maintain their bases on the Afghan side of the border. It’s simply reciprocal. Afghan Taliban also operate from Pakistani side,’ he concluded.” (KP, 20. November 2017)

Ein Bericht des Danish Institute for International Studies (DIIS) aus dem Jahr 2010 schreibt unter Verweis auf einen Artikel des Journalisten Mohammad Shahzad aus dem Jahr 2006, dass die afghanischen Taliban Berichten zufolge die pakistanischen Taliban kofinanziert hätten. Zum Beispiel seien bereits im Jahr 2006 USD 70.000 von Mullah Mohammad Omar [der damalige Anführer der Taliban in Afghanistan] an Baitullah Mehsud [den späteren Gründer der TTP] gegangen. Mit dem Geld sollten laut dem Bericht Anschläge auf Diplomaten aus Ländern, die mit den Mohammed-Cartoons assoziiert wurden, finanziert werden:

„The Afghan Taliban also reportedly financed the Pak-Taliban; e.g. some $70,000 was allegedly given by Mullah Omar to Baitullah in March 2006 to attack diplomats of countries involved in the publication of the Mohammad cartoons.” (DIIS, 2010, S. 55)

Die unabhängige afghanische Nachrichtenagentur Pajhwok Afghan News (PAN) schreibt im April 2017, dass die TTP hauptsächlich in Pakistan aktiv sei und dass die Organisation im Jahr 2015 verkündet habe, mit den afghanischen Taliban zusammenzuarbeiten und ihre Angriffe zu koordinieren:

„The group [Tehreek-i-Taliban Pakistan (TTP)] is mainly active in Pakistan. The TTP in 2015 announced joining forces with the Afghan Taliban, saying they would coordinate attacks.” (PAN, 11. April 2017, Abschnitt 7)

Laut einem Artikel der englischsprachigen pakistanischen Tageszeitung The Express Tribune hätten die afghanischen Taliban im Oktober 2015 Berichte zurückgewiesen, nach denen sie sich mit der TTP zusammengetan hätten, um gemeinsame Operationen durchzuführen:

„Afghan Taliban on Thursday rejected reports claiming they had joined hands with the banned Tehreek-e-Taliban Pakistan (TTP) to carry out joint operations. The clarification came after the TTP sent a supposed email to media, suggesting both the groups had decided to ‘launch joint operations for the supremacy of Islam and the interest of the Muslims.’” (The Express Tribune, 22. Oktober 2015)

In einem Bericht des Tony Blair Institute for Global Change vom November 2016 wird angeführt, dass die TTP organisatorisch und taktisch von den afghanischen Taliban zu unterscheiden sei. Im Gegensatz zu den afghanischen Taliban sei die TTP mit dem pakistanischen Staat verfeindet. Die Allianzen der TTP seien im Allgemeinen allerdings schwer zu verstehen. Der Bericht verweist auf ein 2010 veröffentlichtes Interview des Council on Foreign Relations (CFR) mit dem US-General David Petraeus, der die Beziehungen zwischen Gruppen wie Al-Qaida, den pakistanischen Taliban und den afghanischen Taliban als symbiotisch bezeichnet habe. Petraeus habe gesagt, dass sich die genannten Gruppen abwechselnd gegenseitig unterstützen, sich untereinander absprechen, miteinander konkurrieren und manchmal sogar gegeneinander kämpfen würden:

„The Pakistani Taliban, also known as Tehrik-i-Taliban Pakistan (TTP, Taliban Movement of Pakistan) was established in 2007 as an umbrella organisation loosely uniting a number of Pashtun militant groups operating along the tribal areas bordering Afghanistan. […] The group is organisationally and tactically distinct from the Afghan Taliban, with the TTP strongly opposed to the Pakistani state, in contrast to its counterpart across the border. The group’s alliances in general are hard to decipher, however, and General Petraeus has described the relationship between groups including al-Qaeda, the Pakistani Taliban and the Afghan Taliban as ‘clearly symbiotic,’ saying that they alternately ‘support each other, coordinate with each other, compete with each other, [and] sometimes even fight each other.’" (Tony Blair Institute for Global Change, 4. November 2016)

Das vom Institut für Konfliktmanagement, einer in Neu Delhi ansässigen Non-Profit-NGO, betriebene South Asia Terrorism Portal (SATP) enthält eine Liste von sicherheitsrelevanten Vorfällen mit Beteiligung der TTP im Jahr 2016. Nach dieser Liste sei es am 24. Juni 2016 in der afghanischen Provinz Kunar zu einem Zusammenstoß zwischen afghanischen Taliban und Mitgliedern der TTP gekommen, bei dem zumindest 14 Kämpfer ums Leben gekommen seien:

„June 24: Gula Pari / Sarkano / Kunar / Afghanistan: At least 14 militants died as Afghan Taliban and TTP clashed in Gula Pari area of Sarkano District in Kunar province of Afghanistan.” (SATP, ohne Datum (a))

Dieselbe Quelle veröffentlichte eine Liste von Vorfällen mit terroristischem Hintergrund, die in Pakistan im Jahr 2011 stattgefunden haben. Nach der Liste sei es am 27. August 2011 zu einem Angriff von ungefähr 200 bis 300 „Terroristen“ aus Afghanistan auf sieben paramilitärische Checkpoints in der pakistanischen Provinz Khyber Pakhtunkhwa gekommen. Laut SATP habe das Militär angegeben, dass sowohl die TTP als auch die afghanischen Taliban in den Vorfall verwickelt gewesen seien:

„August 27: 31 soldiers and 20 were killed when some 200 to 300 ‘terrorists’ based in Afghanistan attacked seven paramilitary FC checkposts in Chitral District in Khyber Pakhtunkhwa early in the morning. The military said both Tehreek-e-Taliban Pakistan (TTP) and Afghan Taliban were involved.” (SATP, ohne Datum (b))

Laut einem Artikel der US-amerikanischen Tageszeitung Washington Post vom Juni 2018 seien die pakistanischen Taliban - in der Region bekannt unter dem Namen Tehrik-e-Taliban Pakistan (TTP) – von den afghanischen Taliban zu unterscheiden, gleichwohl der Artikel auch erwähnt, dass die pakistanischen Taliban nun vorwiegend auf der afghanischen Seite der pakistanisch-afghanischen Grenze stationiert seien:

„The Pakistani Taliban, known locally as Tehrik-e-Taliban Pakistan (TTP), is separate from the Afghan Taliban, although it is now based largely on the Afghan side of the border.” (Washington Post, 15. Juni 2018)

BBC News schreibt in einem Artikel vom Juni 2018, dass dem Nachbarland Pakistan eine wichtige Rolle beim Start des Friedensprozesses in Afghanistan zukomme, da von vielen afghanischen Taliban-Führern vermutet werde, dass sie in Pakistan lebten. Umgekehrt beschuldige die pakistanische Regierung die afghanische Regierung, islamistische Aufständische zu beherbergen, die in Pakistan mehrere gewalttätige Anschläge verübt hätten:

„Neighbouring Pakistan is considered key in starting the peace process as many Afghan Taliban leaders are believed to be living inside the country. However Islamabad accuses Kabul of harbouring Islamist insurgents who have carried out several violent attacks inside Pakistan in the past.” (BBC, 16. Juni 2018)

 

Austausch geheimdienstlicher Informationen; schwarze Listen

In einem für das norwegische Herkunftsländerinformationszentrum Landinfo verfassten Bericht schreibt Antonio Giustozzi, Associate Research Fellow am Development Studies Institute der London School of Economics, über den Geheimdienstapparat der (afghanischen) Taliban in Afghanistan. Der Bericht basiere laut dem Autor stark auf mündlichen Quellen, vorwiegend mit Taliban-Mitgliedern und teilweise mit Gemeindeältesten in unter Einfluss der Taliban stehenden Gebieten. Was in entlegenen Gebieten des Landes und in den für die Taliban sicheren Gebieten in Pakistan und Iran geschehe, sei nach wie vor schwer einzuschätzen, insbesondere was den Bereich der Taliban-Nachrichtendienste angehe. Laut dem Autor könnten viele der im Bericht verwendeten Informationen aus diesem Grund unausgewogen sein:

„The report as such relies heavily on oral sources (primarily face-to-face interviews and also telephone contacts), mostly Taliban and sometimes community elders living in Taliban influenced areas. What is happening in remote areas of the country and inside the Taliban’s safe havens in Pakistan and Iran remains difficult to assess fully, particularly in the field of Taliban intelligence operation, which by their own nature are particularly secretive. Much of the information used might therefore be unbalanced, even if the author has tried to be as balanced as possible and has cast a critical eye on all sources utilised.” (Guistozzi, 23. August 2017, S. 5)

In dem Bericht werden mit Stand 2017 fünf autonome Taliban-Geheimdiensteinheiten beschrieben: Die Geheimdienstabteilung der Quetta-Schura, die Geheimdienstabteilungen der Miran-Schah-Schura, die Geheimdienstabteilung der Schura des Nordens, jene der Maschhad-Schura und jene der Rasool-Schura. Zum Teil hätten diese Einheiten - mit Ausnahme der Rasool-Schura - ab 2010 eine Reihe von Vereinbarungen getroffen, nach denen eine Zusammenarbeit zwischen ihnen ermöglicht werden sollte. Die Einheiten hätten sich auf eine territoriale Aufteilung Afghanistans untereinander geeinigt, obwohl sie sich nicht vollständig über die Grenzen der Zuständigkeitsgebiete einigen hätten können. Überschneidungen der jeweiligen Gebiete seien in der Regel darauf zurückzuführen, dass sich die Schuras über ihre Zuständigkeitsbereiche nicht völlig einig waren, ausgenommen davon sei jedoch die Hauptstadt Kabul, in der die Überschneidungen den Grund der Arbeitsteilung hätten. In Kabul würden die zur Miran Shah Shura gehörenden Haqqanis die Geheimdienstinformationen für spezielle Operationen verwalten, während die zur Quetta-Schura gehörende Peshawar-Shura die routinemäßige Geheimdienstarbeit innehaben würde, zu der das Abzielen auf Personen, die sich auf der schwarzen Liste (Liste der gesuchten Personen) befinden, gehören würde. Die genaue Art und Weise, wie die schwarze Liste geführt werde, sei nicht bekannt. Bekannt sei jedoch, dass mit Ausnahme der Rasool-Schura alle Schuras die gleiche landesweite schwarze Liste benützen würden. Örtliche Taliban allerdings hätten lediglich Zugriff auf für ihre Region relevante Abschnitte der schwarzen Liste:

„As a result, at present (2017) there are five autonomous Taliban intelligence entities:

- The Quetta Shura’s Intelligence Department, which responds directly to the Rahbari Shura, and responding to the shadow governors in the provinces; the following two previously autonomous intelligence departments are now technically under the Quetta Shura as well: The Miran Shah Shura’s (but in practice reporting to the leader of the Haqqani network, Serajuddin Haqqani); [and the] Peshawar Shura’s.

- The Miran Shah Shura’s intelligence units, detached to assist the Fedayin Commission (organising complex attacks) in areas outside the Miran Shah Shura’s turf (in this case the matter was a special concern about the risk of information leakage);

- The Shura of the North’s Intelligence Department (under the Northern Military Commission);

- The Mashhad Shura’s Intelligence Department (under the Mashhad Military Commission);

- The Rasool Shura’s Intelligence Department (under the Rasool Shura’s Military Commission).

In part these entities (except Rasool’s) developed from 2010 a series of arrangements to allow co-operation among them. The entities agreed a territorial partition of Afghanistan among themselves, although they could not entirely agree on the boundaries, and their areas of operations overlapped in provinces in which more than one shura claimed for itself. For areas of overlap see Map 1. The overlap was usually a result of the shuras not fully agreeing about their areas of responsibility, with the exception of Kabul city where it was a matter of division of labour. Here the Haqqanis (Miran Shah Shura) would manage intelligence for special operations, while the Peshawar Shura (under the Quetta Shura) would handle routine intelligence, including for the targeting of individuals on the blacklist (list of wanted individuals). The exact modalities of how the blacklist is operated are not known, but except for the Rasool Shura the other Shuras share the same national blacklist. Local Taliban only have access to local sub-sets of the blacklist.” (Guistozzi, 23. August 2017, S. 6)

Laut demselben Bericht seien üblicherweise etwa 15 Prozent der Taliban-Geheimdienstmitarbeiter in Pakistan stationiert, dies teilweise auch innerhalb von administrativen Strukturen. Sieben bis acht Prozent der Taliban-Geheimdienstmitarbeiter seien im Iran stationiert, der Rest befinde sich in Afghanistan:

„Typically, if we take the intelligence departments as a whole, around 15 % of all Taliban intelligence staff would be based in Pakistan, including as part of an administrative structure, 7-8 % in Iran, and the rest inside Afghanistan.” (Guistozzi, 23. August 2017, S. 8)

In dem Bericht findet sich weiters die Information, dass der Geheimdienst der Taliban seine Liste von Verdächtigen an die Militärkommission (oder im Falle der Streitkräfte der Quetta-Schura an den Schattengouverneur, oder wiederum im Falle der Miran Shah-Schura an den Provinzvertreter des Haqqani-Netzwerks) weiterleite. Die jeweilige der genannten Stellen würde dann entscheiden, ob sie diese in ihre Liste von Angriffszielen aufnehme:

The Taliban’s intelligence passes on its lists of suspects to the Military Commission (or in the case of the forces of the Quetta Shura, to the shadow governor, or again in the case of the Miran Shah Shura to the provincial representative of the Haqqani network), who will decide whether to include them in the target list.” (Guistozzi, 23. August 2017, S. 16)

Bezüglich des Informationsflusses innerhalb der Taliban erwähnt der Bericht, dass die Geheimdienste verschiedener Schuras ab Dezember 2010 Kooperationsverträge abgeschlossen hätten, die einen regelmäßigen Informationsaustausch ermöglichen würden. Das Abkommen sei zunächst nicht auf das Maschhad-Büro ausgedehnt worden, nachdem dieses im Jahr 2014 seine Autonomie erklärt habe, angeblich weil seine Führer es ablehnen würden. Die meisten der ausgetauschten Informationen würden die Bedrohung der Taliban durch die Regierung sowie die Überwachung von Einzelpersonen betreffen. Die verschiedenen Geheimdienstabteilungen der Taliban würden laut dem Bericht Informationen einzelfallbasiert miteinander teilen. Wenn eine gesuchte Person den Verantwortungsbereich einer Geheimdienstabteilung verlassen habe, könne ihr Akt an eine oder mehrere der anderen Geheimdienstabteilung übertragen werden:

„The intelligence departments of different shuras started signing cooperation agreements from December 2010 onwards, which made regular exchange of information possible. The agreement was initially not extended to the Mashhad office when this declared its autonomy in 2014, reportedly because its leaders rejected it. […] Most of the information exchanged concerned government threats to the Taliban and the monitoring of individuals; other information, deemed not to be of concern to the other shuras, is not exchanged. […]

The intelligence departments share information with each other on an ad hoc basis. If a wanted individual is believed to have left the area of responsibility of an intelligence department, his file may be transferred to one or more of the other intelligence departments.” (Guistozzi, 23. August 2017, S. 18)

Dennoch, so der Bericht, sei anzunehmen, dass die verschiedenen Taliban-Schuras nicht 100 Prozent der Informationen austauschen würden. Zum Beispiel hätten die Schuras häufig voneinander abweichende Vorstellungen davon, wer Feind der Taliban sei. Einige Taliban-Schuras würden Beziehungen zu einigen der vermeintlichen Feinde der Taliban unterhalten und hätten demnach kein Interesse daran, sie ins Visier zu nehmen oder Informationen über sie an andere Taliban weiterzuleiten:

„Still it is quite likely that the different Taliban shuras might not exchange 100 % of the information. For example, the shuras often have different ideas of what represents an enemy. Some Taliban shuras have relations with some of the supposed enemies of the Taliban, and clearly have no interest in targeting them or in passing on information about them to other Taliban, who might not have such relations.” (Guistozzi, 23. August 2017, S. 19)

In den ACCORD derzeit zur Verfügung stehenden Quellen konnten keine konkreten Informationen zum geheimdienstlichen Informationsaustausch zwischen den afghanischen Taliban und der TTP gefunden werden.

 

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Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 1. August 2018)

·      BBC News: Afghanistan extends ceasefire with Taliban, 16. Juni 2018
https://www.bbc.co.uk/news/world-asia-44507090

·      Conciliation Resources: Accord Issue 27 - Incremental peace in Afghanistan, 1. Juni 2018
https://reliefweb.int/sites/reliefweb.int/files/resources/Incremental%20Peace%20in%20Afghanistan.pdf

·      DIIS – Danish Institute for International Studies: Tehrik-e-Taliban Pakistan - An Attempt to Deconstruct the Umbrella Organization and the Reasons for its Growth in Pakistan’s North-West (Autor: Qandeel Siddique), 2010
https://www.diis.dk/files/media/publications/import/extra/rp2010-12-tehrik-e-taliban_web_1.pdf

·      Eenadu India: TTP - Taliban Movement In Pakistan, 11. Juli 2018
http://www.eenaduindia.com/news/international-news/2018/07/11145527/TTP--Taliban-Movement-In-Pakistan.vpf

·      Guistozzi, Antonio: Afghanistan - Taliban’s Intelligence and the intimidation campaign, 23. August 2017 (veröffentlicht von Landinfo)
https://www.ecoi.net/en/file/local/1406312/1226_1504616087_170824551.pdf

·      KP - Khaama Press: Pakistan slammed for allowing Afghan Taliban use its soil, blaming it for return of terror, 24. Jänner 2016
https://www.khaama.com/pakistan-slammed-for-allowing-afghan-taliban-use-its-soil-blaming-it-for-return-of-terror-0044/

·      KP - Khaama Press: Ex-Pak senator links FATA’s wounds to Pakistan’s support to Taliban, 20. November 2017
https://www.khaama.com/ex-pak-senator-links-fatas-wounds-to-pakistans-support-to-taliban-03888/
http://www.niaslinc.dk/gateway_to_asia/nordic_webpublications/x400193360.pdf

·      LWJ – Long War Journal: Pakistani Taliban appoints new emir after confirming death of Mullah Fazlullah, 23. Juni 2018
https://www.longwarjournal.org/archives/2018/06/pakistani-taliban-appoint-new-emir-after-confirming-death-of-mullah-fazlullah.php

·      PAN – Pajhwok Afghan Network: Rebel groups in Afghanistan: A run-through, 11. April 2017
http://peace.pajhwok.com/en/armed-group/rebel-groups-afghanistan-run-through

·      SATP – South Asia Terrorism Portal: Incidents and Statements involving TTP: 2016, ohne Datum (a)
http://www.satp.org/satporgtp/countries/pakistan/terroristoutfits/ttp_tl2016.htm

·      SATP - South Asian Terrorism Portal: Major incidents of Terrorism-related violence in Pakistan – 2011, ohne Datum (b)
http://www.satp.org/satporgtp/countries/pakistan/database/majorinci2011.htm

·      Stanford University: Mapping Militant Organitations - Tehrik-i-Taliban Pakistan, 6. August 2017
http://web.stanford.edu/group/mappingmilitants/cgi-bin/groups/view/105#note92

·      The Express Tribune: Afghan Taliban deny reports of joining hands with TTP, 22. Oktober 2015
https://tribune.com.pk/story/977574/afghan-taliban-deny-reports-of-joining-hands-with-ttp/

·      Tony Blair Institute for Global Change: What Is the Pakistani Taliban?, 4. November 2016
https://institute.global/insight/co-existence/what-pakistani-taliban

·      Washington Post: Pakistani Taliban leader Mullah Fazlullah killed in U.S. airstrike in Afghanistan, 15. Juni 2018
https://www.washingtonpost.com/world/asia_pacific/pakistan-taliban-leader-mullah-fazlullah-is-killed-in-a-us-airstrike-in-afghanistan/2018/06/15/9ea6cc56-70ab-11e8-b4d8-eaf78d4c544c_story.html?noredirect=on&utm_term=.97959ee8e161