ecoi.net-Themendossier zu Nigeria: Sicherheitslage / ecoi.net featured topic on Nigeria: Security Situation

English version below

Die ecoi.net-Themendossiers bieten einen Überblick zu einem ausgewählten Thema. Das Themendossier Nigeria behandelt die wichtigsten aktuellen sicherheitsrelevanten Vorfälle, gegliedert in die drei Landesteile Nord-, Süd-, und Zentralnigeria. Die Informationen stammen aus ausgewählten Quellen und erheben nicht den Anspruch vollständig zu sein.

1. Allgemeine Informationen
2. Übersicht zu sicherheitsrelevanten Vorfällen
3. Der zentrale Landesteil und Abuja
3.1. Allgemeine Informationen
3.2. Aktuelle Lage
4. Boko Haram und die nördlichen Bundesstaaten
4.1. Allgemeine Informationen
4.2. Aktuelle Lage
5. Südnigeria, Biafra und das Nigerdelta
5.1. Allgemeine Informationen
5.1. Aktuelle Lage
6. Weitere Quellen mit Informationen zur sicherheitsrelevanten Lage in Nigeria
7. Quellen
 

1. Allgemeine Informationen


Nigeria ist die größte Volkswirtschaft Afrikas, mit 175 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste Land des Kontinents und zudem eine Gestaltungsmacht auf dem afrikanischen Kontinent und in der Welt. Das Land steht allerdings vor großen Herausforderungen, da die Erträge aus der Erdölförderung bisher kaum armutsreduzierende Wirkung hatten. Mehr als zwei Drittel der Bevölkerung leben in extremer Armut und es herrscht hohe Arbeitslosigkeit (GIZ, ohne Datum)[i]. Korruption und Missregierung haben die Autorität und Legitimität des Staates untergraben. Trotz umfangreicher Öl- und Gasvorkommen liegen die Indikatoren für menschliche Entwicklung unter den weltweit Niedrigsten (CRS, 18. Juli 2012, Summary)[ii].

Nigeria umfasst 36 Bundesstaaten, die in 774 lokale Regierungsgebiete (Local Government Areas, LGAs), und das Bundesterritorium Abuja (Federal Capital Territory, FCT, gegliedert sind. Jeder Bundesstaat verfügt über eine Regierung und über ein Landesparlament (State House of Assembly). (GIZ, Dezember 2015)

Nach dem Ende der Militärherrschaft im Mai 1999 wurde die vierte Republik mit der Wahl von Olusegun Obasanjo ausgerufen. Seither war der Konflikt in Nigeria von einem Aufstand im Nigerdelta, periodischen Gewaltsausbrüchen im „Middle Belt“ und einem Anstieg von Gewalt im Nordosten gekennzeichnet (FfP, 21. April 2014)[iii]. Nach dem Tod von Präsident Yar’Adua, der Obasanjo nachfolgte, wurde 2011 Goodluck Jonathan zum Präsidenten gewählt (USDOS, 25. Juni 2015, Executive Summary)[iv]. Seit Mai 2015 ist Muhammadu Buhari der Präsident Nigerias (BBC, 2. Oktober 2015)[v].

Ethnische und religiöse Konflikte sind in Nigeria alltäglich. Spaltungen zwischen ethnischen Gruppen, zwischen Nord und Süd und zwischen ChristInnen und MuslimInnen stehen oftmals mit den Themen Zugang zu Land, Arbeitsplätzen und sozioökonomischer Entwicklung in Verbindung und werden manchmal durch PolitikerInnen angeheizt. Die islamistische Gruppe Boko Haram trägt im Norden zur Verschlechterung der Sicherheitsbedingungen bei. In der südlichen Nigerdelta-Region verschärften örtliche Missstände in Verbindung mit der Erdölproduktion über ein Jahrzehnt schwelende Konflikte und Kriminalität. Durch Bemühungen der Regierung mit örtlichen Aufständischen zu verhandeln, darunter ein Amnestieprogramm, kam die südliche Region zur Ruhe. Der Frieden ist jedoch brüchig und es gibt weiterhin gewaltsame Kriminalität. (CRS, 18. Juli 2012, S. 1)

2. Übersicht zu sicherheitsrelevanten Vorfällen


In folgender vom Austrian Centre for Country of Origin and Asylum Research and Documentation (ACCORD) erstellter Karte sind Vorfälle verzeichnet, die sich von April bis einschließlich Juni 2017 ereigneten. Die in der Karte aufbereiteten Daten stammen vom Armed Conflict Location & Event Data Project (ACLED) der University of Sussex:

 

Weitere Informationen zu ACLED sowie den verzeichneten Vorfällen entnehmen Sie bitte folgendem Dokument:

 

3. Der zentrale Landesteil und Abuja


(Bundesstaaten: Adamawa, Benue, Federal Capital Territory, Kogi, Kwara, Nasarawa, Niger, Plateau, Taraba)

3.1. Allgemeine Informationen

Nigeria ist zwar hauptsächlich für die Öl- und Gasproduktion bekannt, jedoch sind 70 Prozent der Arbeitskräfte des Landes in der Landwirtschaft beschäftigt. Kleinbetriebe im Zentrum und Süden des Landes sind für den Großteil der Wurzelknollen- und des Gemüseernte verantwortlich, während die Hirten im Norden den Großteil hinsichtlich Getreide und Viehbestand erwirtschaften. Historisch waren die Beziehungen zwischen den Hirten und den sesshaften Bauerngemeinschaften harmonisch. Das Vieh der Hirten düngte das Land der Bauern im Austausch für Weiderechte. Jedoch nahmen die Spannungen im Laufe des vergangenen Jahrzehnts mit gewaltsamen Zwischenfällen in den zentralen und südlichen Bundesstaaten zu. In mindestens 22 der 36 nigerianischen Bundesstaaten kam es bereits zu Zwischenfällen. (ICG, 19. September 2017, S. 1) [vi]

Der Bundesstaat Plateau liegt an der Grenze zwischen dem großteils christlichen Süden und überwiegend muslimischen Norden und ist seit Jahrzehnten von unregelmäßig auftretenden ethnischen und religiösen Spannungen betroffen. Die großteils landwirtschaftlich tätigen christlichen Gemeinschaften behaupten, dass sich die muslimischen Fulani-Hirten die Gebiete der sogenannten indigenen Bevölkerung aneignen möchten. Die Fulani entgegnen, dass sie von Diskriminierung betroffen sind und ihnen ihre grundlegenden Rechte, darunter der Zugang zu Land, Bildung und politischen Ämtern, verwehrt werden, obwohl sie seit Generationen in dem Gebiet leben. Seit 2000 sind in Plateau laut Beobachtern über 10.000 Menschen getötet worden. (AFP, 17. September 2015)[vii]

Religiös motivierte Gewalt ist insbesondere in der Stadt Jos ein Problem. Die Spannungen zwischen den Gemeinschaften im kulturell diversen „Middle Belt“ sind sowohl religiöser als auch ethnischer Natur und sind Resultat des Wettbewerbs über Ressourcen zwischen ethnischen Gruppen, die als „Siedler“ oder als „Indigene“ klassifiziert werden. In Jos werden die überwiegend christlichen Berom als Indigene angesehen, während die vorwiegend muslimischen Hausa-Fulani als Siedler angesehen werden. (CRS, 15. November 2013, S. 12)

Der gewaltsame Konflikt hat mittlerweile tribale, religiöse und regionale Dimensionen angenommen. Jährlich werden im Middle Belt und in südlich davon gelegenen Gebieten etwa 2.500 Personen getötet. Der Konflikt ist bereits so tödlich, dass viele NigerianerInnen befürchten, er könne so gefährlich wie der Boko-Haram-Aufstand werden. (ICG, 20. Juli 2017)

 

3.2. Aktuelle Lage

Über 20 Personen wurden bei Zusammenstößen zwischen Hirten und Bauern im Bundesstaat Benue getötet. Nachdem ein Hirte laut Polizeiangaben tot aufgefunden worden war, griff eine mit Macheten bewaffnete Gruppe im Distrikt Okpokwu zur Vergeltung Personen, darunter Frauen und Kinder, an. 24 Personen wurden dabei getötet. (Thomson Reuters, 7. März 2018)[viii]

Laut eigenen Angaben wird die nigerianische Armee Truppen in den zentralen Landesteilen stationieren. In den vergangenen Wochen wurden bei Zusammenstößen zwischen semi-nomadischen Hirten und Farmern Dutzende Menschen getötet. Im Jänner wurde ein Massenbegräbnis für 73 bei gewaltsamen Vorfällen getötete Menschen abgehalten. (Thomson Reuters, 7. Februar 2018)

“Seit dem 31.12.17 wurden im Rahmen des Bauern-Hirten-Konflikts in mehreren Bundesstaaten rund hundert Menschen getötet. Die meisten von ihnen, 73 Bauern und Dorfbewohner, starben im Bundesstaat Benue. Sie waren in abgelegenen Dörfern in den Local Government Areas Guma und Logo von Fulani-Hirten getötet worden. Die Toten wurden am 11.01.18 in einem Massengrab in der Hauptstadt Makurdi beerdigt. In Reaktion auf die Vorfälle verlegte das Miltär Sondereinheiten in die Bundesstaaten Benue, Taraba und Nasarawa. In Benue war am 01.11.17 ein neues Gesetz in Kraft getreten, das Viehhirten verbietet, als Nomaden durch den Bundesstaat zu ziehen. Bei dem Konflikt zwischen den halbnomadischen Fulani-Hirten und den sesshaften Ackerbauern handelt es sich um einen Streit um Land- und Weiderechte. Aufgrund des starken Bevölkerungswachstums wurden in den letzten Jahrzehnten die Weiderouten der Hirten zunehmend zugebaut. Auch die vermehrte Wüstenbildung in Nordnigeria veranlasste die Hirten, neues Weideland in südlicheren Gebie-ten zu suchen.” (BAMF, 15. Jänner 2018)[ix]

Die nigerianische Luftwaffe flog am 4. Dezember 2017 Kampfeinsätze als Reaktion auf einen Angriff bewaffneter Hirten auf Ortschaften im Bundesstaat Adamawa. Hunderte Hirten hatten acht Ortschaften angegriffen um die Tötung von 51 Mitgliedern ihrer Gemeinschaft, darunter Großteils Kinder, zu vergelten. (AI, 30. Jänner 2018)[x]

Die Gewalt zwischen Nomaden und Farmern dehnte sich im Jahr 2017 über die nördliche zentrale Region auf südliche Landesteile aus. Hunderte Menschen wurden getötet und Tausende vertrieben. Im Juli 2017 wurden bei zweitägigen Zusammenstößen über 30 Personen im Bundesstaat Kaduna getötet. Bei einem ähnlichen Angriff im Bundesstaat Plateau wurden im September 2017 19 Personen getötet und fünf weitere verletzt. (HRW, 18. Jänner 2018) [xi]

“In zwölf Bundesstaaten kam es 2017 zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen ethnischen Gruppen, die zu mehr als 450 Toten und zur Vertreibung Tausender Menschen führten. In vielen Fällen spielten Konflikte zwischen nomadischen Viehhirten und sesshaften Bauern eine Rolle. Im Februar 2017 wurden bei einem Überfall, der Viehhirten zugeschrieben wurde, in drei Gemeinden im Bezirk Atakad in Kaura (Bundesstaat Kaduna) 21 Dorfbewohner getötet. Zeugen berichteten, die Hirten hätten die Dorfbewohner getötet und deren Häuser geplündert und angezündet. Im Juni 2017 führten Auseinandersetzungen zwischen ethnischen Gruppen auf dem Mambilla-Plateau im Bundesstaat Taraba zum Tod zahlreicher Menschen, bei denen es sich überwiegend um Viehhirten und deren Familien handelte. Im September wurden mindestens 20 Personen mutmaßlich von Viehhirten getötet, die in das Dorf Ancha im Bezirk Miango in Jos (Bundesstaat Plateau) eingedrungen waren, nachdem es zwischen den Dorfbewohnern und den in dem Gebiet lebenden Hirten zu einem Missverständnis gekommen war. Im Oktober wurden 27 Personen mutmaßlich von Viehhirten in einer Grundschule in der Gemeinde Nkyie-Doghwro in Bassa (Bundesstaat Plateau) getötet. Sie hatten dort Schutz gesucht, nachdem es drei Tage lang zu Überfällen gekommen war. Im Dezember griffen Viehhirten mindestens fünf Dörfer in Demsa (Bundesstaat Adamawa) an, aus Rache für ein Massaker, bei dem im November im benachbarten Kikan bis zu 57 Menschen getötet worden waren, unter ihnen viele Minderjährige. Dorfbewohner berichteten, sie hätten versucht zu fliehen und seien dabei von einem Kampfflugzeug und einem Militärhubschrauber angegriffen worden. Durch den Luftangriff und den Angriff der Viehhirten wurden mindestens 111 Menschen getötet.” (AI, 22. Februar 2018)

Im Bundesstaat Benue wurde ein umstrittenes Verbot zum Weiden von Vieh implementiert. Das neue Gesetz sieht vor, den Viehbestand auf Viehfarmen zu beschränken. Bei Zuwiderhandeln ist eine fünfjährige Haftstrafe möglich. Fulani-Hirten zufolge zielt das Gesetz unfairerweise auf ihren nomadischen Lebensstil ab. Die Regierung des Bundesstaates Benue gibt jedoch an, dass das Ziel die Widerherstellung des Friedens ist. (BBC, 2 November 2017)

Von Jänner bis einschließlich April 2017 wurden bei Zusammenstößen zwischen Bauern und Hirten über 700 Menschen getötet. Die gewaltsamen Zusammenstöße strapazierten weiterhin die Beziehungen zwischen den Gemeinden. (UN Security Council, 30. Juni 2017, S.4) [xii]

Im Jahr 2016 führten Landstreitigkeiten, ethnische Differenzen und Spannungen zwischen Siedlern und „Indigenen” sowie die religiöse Zugehörigkeit zu Zusammenstößen zwischen Fulani-Hirten und Bauern im Middle Belt. Im Jahr 2016 kam es zudem zu “stillen Tötungen”, bei denen Einzelpersonen verschwanden und später tot aufgefunden wurden. Es kam oft zu nächtlichen Vergeltungsangriffen auf einzelne Häuser oder Gemeinden. Zwischen Angehörigen der ethnischen Gruppen der Tiv, Kwalla, Jukun, Fulani und Azara, die nahe der Grenzen der Bundesstaaten Naswara, Benue und Taraba leben, kam es weiterhin zu Konflikten über Landrechte. (USDOS, 3. März 2017, Section 6)

 

4. Boko Haram und die nördlichen Bundesstaaten


(Bundesstaaten: Bauchi, Borno, Gombe, Jigawa, Kaduna, Kano, Katsina, Kebbi, Sokoto, Yobe, Zamfara)

4.1. Allgemeine Informationen

Die Boko Haram entstand 1990 aus einer Gruppe radikalislamischer Jugendlicher in der Moschee Al-Hadschi Muhammadu Ndimi in Maiduguri, berichtet die International Crisis Group (ICG). Der ehemalige Anführer der Boko Haram, Mohammed Yusuf, war zuvor Prediger und Anführer des Jugendflügels der Salafistengruppe Ahl-Sunnah, Shababul Islam (Vorhut der Islamischen Jugend, Islamic Youth Vanguard) (ICG, 3. April 2014, S. 7). Laut der deutschen Wochenzeitung Die Zeit sehen Experten „die anfängliche Attraktivität von Boko Haram vor allem in den politischen und sozialen Verhältnissen im Norden Nigerias begründet: Die Gesellschaft ist ethnisch und religiös zersplittert, Armut und Arbeitslosigkeit höher als in anderen Landesteilen. Der Staat kommt seinen Aufgaben nur bedingt nach, die Lokalregierungen sind oft korrupt. Während die Gruppe in den ersten Jahren gewaltlos agierte, radikalisierte sie sich etwa ab 2009 und bekämpft seither aktiv den nigerianischen Staat.“ (Die Zeit, letzte Aktualisierung 18. November 2015)[xiii]

Amnesty International (AI) zufolge wurden im Jahr 2014 über 4.000 Menschen von der Boko Haram getötet, obwohl die tatsächliche Anzahl der Toten vermutlich höher sei. In den ersten drei Monaten des Jahres 2015 töteten Kämpfer der Boko Haram mindestens 1.500 Menschen. Seit Juli 2014 nahm die Boko Haram größere Städte ein. Im Februar 2015 kontrollierte die Gruppe den Großteil des Bundesstaats Borno, sowie die Bundesstaaten Adamawa und Yobe. Im August 2014 erklärte der Anführer der Boko Haram, Abubakar Shekau, die von der Gruppe kontrollierten Gebiete zum Kalifat (AI, 13. April 2015, S. 3). Später schwor Shekau dem Islamischen Staat (IS) die Treue, worauf das von der Boko Haram kontrollierte Gebiet vom IS als „Islamic State of West Africa Province“ als Teil des angestrebten globalen Kalifats bezeichnet wurde (BBC, 4. Mai 2015). Als Reaktion auf den Treueschwur Boko Harams zum ‚Islamischen Staat‘ starten Nigerias Nachbarländer Tschad und Niger am 8. März eine Militäroffensive auf nigerianischem Boden (Die Zeit, letzte Aktualisierung 18. November 2015). Laut dem Global Terrorism Index der Denkfabrik Institute for Economics and Peace ist die Boko Haram aktuell die weltweit tödlichste terroristische Gruppe. Für das Jahr 2015 wird der Gruppe die Verantwortung für 6.644 Tote zugeschrieben (IEP, November 2015, S. 4)[xiv].

Seit der Angelobung von Präsident Buhari im Mai 2015 wurden effektivere Maßnahmen gegen die Aufständischen ergriffen. Die Aufständischen konnten aus dem Großteil der zuvor von ihnen kotrollierten Gebiete vertrieben werden. Berichten zufolge änderten die Aufständischen ihre Taktik in Richtung asymmetrische Kriegsführung, darunter Entführungen, Vergewaltigung, Zwangsrekrutierung von Kindern und Jugendlichen, Selbstmordanschläge und sexuelle Versklavung. Laut ExpertInnen ist ein umfassender militärischer Sieg jedoch unwahrscheinlich und die Sicherheit ist weiterhin beträchtlich durch die Aufständischen bedroht. (UNHCR, Oktober 2016, S. 1-2) [xv]

 

4.2. Aktuelle Lage

Bei Zusammenstößen zwischen mutmaßlichen Boko-Haram-Kämpfern und Soldaten in der Nähe von Maiduguri wurden über ein Dutzend Menschen getötet. (BBC, 2. April 2018)

„Am 01.03.18 attackierten nach Einbruch der Nacht über 100 Kämpfer der islamistischen Terrororganisation Boko Haram einen Militärstützpunkt in der Stadt Rann (an der Grenze zu Kamerun, Kalabalge Local Government Area, Bundesstaat Borno). Sie töteten vier Soldaten und vier Polizisten sowie drei humanitäre Helfer (zwei der IOM, einer der UNICEF). Eine Krankenschwester wurde entführt. In Rann befindet sich ein Lager für rund 55.000 Binnenflüchtlinge.“ (BAMF, 5. März 2018)

„In der Nacht des 19.02.18 überfielen Kämpfer der islamistischen Terrororganisation Boko Haram die weiter-führende staatliche Mädchenschule für Wissenschaft und Technik in Dapchi (Bursari Local Government Area, Bundesstaat Yobe). Von den über 900 Schülerinnen konnte ein Großteil vor den Angreifern in den Busch fliehen. 110 Schülerinnen wurden vermutlich entführt, da sie bisher nicht wiederaufgetaucht sind. Staatspräsident Buhari nannte die Entführungen eine nationale Katastrophe. Im April 2014 hatte Boko Haram bei einem Überfall auf die Schule von Chibok (Bundesstaat Borno) 276 Schülerinnen entführt, von de-nen sich noch immer 112 in Geiselhaft befinden.” (BAMF, 26. Februar 2018)

Zwei amerikanische und zwei kanadische StaatsbürgerInnen wurden im Bundesstaat Kaduna entführt. Entführungen, von denen sowohl NigerianerInnen als auch AusländerInnen betroffen sind, stiegen an. (BBC, 17. Jänner 2018)

„Am 16.02.18 gegen 21 Uhr sprengten sich laut der nigerianischen Nachrichtenagentur NAN drei Selbst-mordattentäterinnen gleichzeitig auf einem im Außenbereich der Stadt Konduga (etwa 30 Kilometer von Bornos Hauptstadt Maiduguri entfernt) gelegenen Markt in die Luft. Hierbei wurden mindestens 22, nach anderen Angaben 28 Personen getötet. Die Zahl der Verletzten wird mit 18 bis 50 angegeben. Die Anschläge werden der Boko Haram zugeschrieben.“ (BAMF, 19. Februar 2018)

Laut dem nigerianischen Militär führte dieses eine „Säuberungsaktion” im Sambisa-Wald durch. Eltern, der im Jahr 2014 in Chibok entführten Mädchen, fürchten, dass ihre Töchter an den Auswirkungen von Bombardements leiden könnten. (Thomson Reuters, 1. Februar 2018)

„Am 17.01.18 sprengten sich am späten Nachmittag im Außenbereich von Bornos Hauptstadt Maiduguri im Stadtteil Muna Garage auf einem Markt zwei Selbstmordattentäter in die Luft. Laut Angaben der nigerianischen Notfallbehörde SEMA wurden zwölf Menschen getötet und 48 verletzt.“ (BAMF, 22. Jänner 2018)

„Am 03.01.18 sprengte sich ein Selbstmordattentäter in einer Moschee der Stadt Gamboru (an der Grenze zu Kamerun) während des Morgengebets in die Luft. Hierbei wurden der Attentäter sowie elf Personen getötet. Am 30.12.17 töteten Boko-Haram-Kämpfer von Motorrädern aus mindestens 25 Personen, die etwa 20 km von Maiduguri entfernt Feuerholz sammelten. Am Abend des 25.12.17 attackierten Kämpfer der Boko Haram auf zum Kampfeinsatz umgebauten Lastwägen einen Militärposten im Dorf Molai (etwa 5 km von Bornos Hauptstadt Maiduguri). Der Angriff wurde vom Militär zurückgeschlagen. Eine Person starb im Streufeuer; drei Personen verbrannten in einem von den Terroristen in Brand gesetzten Haus. Am 16.12.17 griff Boko Haram auf der Straße zwischen Dikwa und Gamboru einen vom Militär eskortierten Lebensmittel-Hilfskonvoi des Welternährungsprogramms (WFP) an. Laut Angaben des WFP wurden hierbei vier Zivilisten getötet, das Militär bestreitet das.” (BAMF, 8. Jänner 2018)

Boko Haram kontrollierte im Jahr 2017 weiterhin einen kleinen Teil nigerianischen Territoriums und war insbesondere im Bundesstaat Borno und einigen Teilen der Bundesstaaten Yobe und Adamawa aktiv. Die Gruppe setzte auf Märkten, in Universitäten und in Vertriebenenlagern SelbstmordattentäterInnen ein, griff Konvois an aus Hinterhalten an und plünderte Ortschaften. 2017 wurden mindestens 300 ZivilistInnen bei Angriffen der Gruppe getötet. (HRW, 18. Jänner 2018)

BBC berichtet, dass im Jahr 2017 über 900 Menschen von Boko Haram getötet wurden. (BBC, 25. Jänner 2018)

„Die bewaffnete Gruppe Boko Haram verübte 2017 mindestens 65 Angriffe, bei denen insgesamt 411 Zivilpersonen getötet wurden. Außerdem entführte sie mindestens 73 Menschen. Im Juni überfiel Boko Haram auf der Straße von Maiduguri nach Damboa einen von der Armee eskortierten Konvoi und entführte 16 Frauen, darunter zehn Polizistinnen. Bei einem Überfall von Boko Haram auf eine Gruppe von Erdölschürfern in einem Dorf in Magumeri wurden drei Arbeiter entführt und mindestens 40 weitere Menschen getötet, darunter Soldaten und Mitglieder der zivilen Miliz Civilian Joint Task Force (CJTF). Am 6. Mai 2017 ließen Boko-Haram-Kämpfer 82 Schülerinnen, die 2014 in Chibok entführt worden waren, nach Verhandlungen über einen Gefangenenaustausch frei. 113 Mädchen befanden sich noch immer in Gefangenschaft. Im November 2017 wurden sechs Bauern aus dem Dorf Dimge in Mafa entführt und enthauptet.” (AI, 22. Februar 2018)

2016 führte die Boko Haram weiterhin ihre gewaltsame Kampagne gegen die säkularen Behörden und alle Personen durch, von denen die Boko Haram annimmt, dass sie mit den politischen und religiösen Zielen der Gruppe nicht einverstanden sind. Die Boko Haram konnte 2016 weiterhin komplexe Angriffe und Selbstmordanschläge gegen zivile und militärische Ziele im Nordosten des Landes durchführen, obwohl sie aus dem Großteil der von ihr Anfang 2015 kontrollierten Gebiete vertrieben wurde. 2016 wurden laut Statistiken einer NGO auf Grundlage von Medienberichten etwa 2.900 Personen aufgrund des Konflikts zwischen der Boko Haram und der Regierung getötet. Die Boko Haram griff 2016 weiterhin Bevölkerungszentren in den Bundesstaaten Adamawa, Borno und Yobe an. Sie führte zudem Angriffe in Gombe durch. Viele Boko-Haram-Angriffe wurden von Frauen und Kindern durchgeführt. (USDOS, 3. März 2017, Section 1g)

5. Südnigeria, Biafra und das Nigerdelta


(Bundesstaaten: Abia, Akwa-Ibom, Anambra, Bayelsa, Cross River State, Delta, Edo, Enugu, Imo, Ondo, Rivers)

5.1. Allgemeine Informationen

Das im Süden Nigerias gelegene Nigerdelta ist reich an Ressourcen aber von Unsicherheit betroffen (ICG, 29 September 2015, S. 1). Der Konflikt im Nigerdelta ist durch Vandalismus an Erdöleinrichtungen, massiven Diebstahl in Verbindung mit der Erdölproduktion, Protesten wegen Umweltverschmutzung, Entführungen zur Erpressung von Lösegeld, Unsicherheit und Gewalt zwischen Gemeinschaften gekennzeichnet. Die Forderungen der verschiedenen militanten Gruppen variierten, schließen aber oft eine größere Autonomie für die Region und einen größeren Anteil der Einkünfte aus dem Erdölgeschäft ein (CRS, 18 July 2012, S. 13). Der von der Movement for the Emancipation of the Niger Delta (MEND) angeführte Aufstand hatte die nigerianische Ölindustrie und die Einkünfte aus den Exporten zum Erliegen gebracht. Im Juni 2009 wurde der Aufstand durch eine Amnestie für die Aufständischen beendet. Eine gewisse Stabilität konnte wiederhergestellt werden (ICG, 29 September 2015, S. 1). In Folge der Amnestie ist es zu einer Verringerung des Gewaltniveaus gekommen, jedoch ist dieses im Jahr 2014 erneut angestiegen (USDOS, 25. Juni 2015, Executive Summary). Die Präsidentschaft von Präsident Jonathan von 2010 bis 2015, Geldleistungen und Ausbildung für die ehemaligen Aufständischen und Vereinbarungen mit Anführern des Aufstands konnten die Konflikte aber unter Kontrolle halten. (ICG, 29 September 2015, S. 1).

2016 griffen neue militante Gruppen, die verschiedene Forderungen stellten, jedoch wieder zu den Waffen. Die Namen der Gruppen änderten sich zwar, doch es besteht kein Zweifel, dass dies „alter Wein in neuen Flaschen“ ist. Die neuen militanten Gruppen beharren weiterhin auf Kontrolle der Ressourcen und führen Anschläge auf Erdöleinrichtungen durch. (African Centre for the Constructive Resolution of Disputes, 12. September 2017)[xvi]

Seit die Regierung im November 2016 mit ethnischen und politischen AnführerInnen in der Region Gespräche führte, kam es nicht mehr zu größeren Anschlägen auf Erdöleinrichtungen durch militante Gruppen im Nigerdelta. Trotzdem ist die Lage in der Region weiterhin fragil. Angriffe auf die Bevölkerungsgruppe der Igbos oder andere „Southeners“ im Norden könnten dazu führen, dass einige militante Gruppen im Nigerdelta erneut Erdöleinrichtungen angreifen, um entweder die Regierung unter Druck zu setzen, die Igbo-feindliche Gewalt zu beenden oder um kriminelle Aktivitäten zu verschleiern. (ICG, 20. Juli 2017)

5.2. Aktuelle Lage

„Laut Polizeiangaben wurden am 27.02.18 elf mutmaßliche IPOB-Mitglieder (Indigenous People of Biafra) im Zentrum von Enugu (Hauptstadt des gleichnamigen südöstlichen Bundestaates) verhaftet. Diese hatten vorher eine Veranstaltung der Eastern Consultative Assembly im Universal Hotel unterbrochen, da der IPOB-Anführer Nnamdi Kanu bei der Ehrung verdienter Igbo-Führer nicht berücksichtigt worden war. Die Pro-Biafra-Organisation (IPOB) ist seit September 2017 als Terrororganisation in Nigeria verboten.” (BAMF, 5. März 2018)

Bei einem Zwischenfall im Bundesstaat Rivers, der in Zusammenhang mit Spannungen zwischen rivalisierenden Banden stehen soll, wurden mindestens 16 Menschen getötet. (BBC, 2. Jänner 2018)

Zwischen Juli und Dezember 2017 blieb der Level der bewaffneten Gewalt in der Delta-Region niedrig, was auf das erneute Amnestieprogramm, neue Stationierung von Truppen in sechs Bundesstaaten des Nigerdeltas und Friedensinitiativen von örtlichen, regionalen und nationalen Führungspersönlichkeiten zurückzuführen war. (UN Security Council, 26. Dezember 2017, p. 4)

Im Jahr 2016 kam es im Nigerdelta weiterhin zur Entführung von ZivilistInnen durch kriminelle Gruppen, oftmals wurde Lösegeld gefordert. Im Juni 2016 etwa wurden bis zu sieben Mitarbeiter einer Zementfirma im Bundesstaat Cross River entführt. Die Entführer ließen die Männer mehrere Tage später unverletzt frei. (USDOS, 3. März 2017, Section 1b)

6. Weitere Quellen mit Informationen zur sicherheitsrelevanten Lage in Nigeria


Unter folgendem Link findet sich eine Datenbank des Projekts Nigeriawatch[xvii], die gefiltert nach Bundesstaaten auf Gewaltvorfälle durchsucht werden kann:

  • Nigeriawatch: The Database; List of Events, ohne Datum

http://www.nigeriawatch.org/index.php?urlaction=evtListe&cherche=1

 

Weitere Überblickskarten zu Gewaltvorfällen in Nigera finden sich auch unter folgenden Links:

  • CFR - Council on Foreign Relations[xviii]: Nigeria Security Tracker; Mapping Violence in Nigeria, ohne Datum

http://www.cfr.org/nigeria/nigeria-security-tracker/p29483

  • P4P - Partners for Peace[xix]: Peace Building Map, ohne Datum

http://www.p4p-nigerdelta.org/peace-building-map


7. Quellen:

(Zugriff auf alle Links am 20. April 2017)



[i] Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) ist eine staatliche Entwicklungszusammenarbeitsorganisation der Bundesrepublik Deutschland.

[ii] Das Congressional Research Service (CRS) ist der Recherchedienst des US-amerikanischen Kongresses.

[iii] Der Fund for Peace (FfP) ist eine unabhängige, gemeinnützige Forschungs- und Bildungsorganisation mit Hauptsitz in Washington, D.C., deren Arbeit darauf abzielt, zur Vermeidung gewaltsamer Konflikte und zur Förderung nachhaltiger Sicherheit beizutragen.

[iv] Das US Department of State (USDOS) ist das US-amerikanische Außenministerium.

[v] Die British Broadcasting Corporation (BBC) ist eine britische Rundfunkanstalt.

[vi] Die International Crisis Group (ICG) ist eine unabhängige, nicht profitorientierte Nicht-Regierungsorganisation, die mittels Informationen und Analysen gewaltsame Konflikte verhindern und lösen will.

[vii] Agence France-Presse (AFP) ist eine internationale Nachrichtenagentur.

[viii] Thomson Reuters ist eine internationale Nachrichtenagentur mit Sitz in London.

[ix] Das BAMF ist das deutsche Bundesamt für Migration und Flüchtlinge

[x] Amnesty International (AI) ist eine internationale Menschenrechtsorganisation.

[xi] Human Rights Watch (HRW) ist eine internationale Menschenrechtsorganisation.

[xii] Der UN Security Council ist ein Organ der Vereinten Nationen, das für die Wahrung des Friedens und der Sicherheit zuständig ist.

[xiii] Die Zeit ist eine deutsche Wochenzeitung

[xiv] Das Institute for Economics and Peace (IEP) ist eine Denkfabrik mit Sitz in Sydney, die sich für ein besseres Verständnis der sozialen und wirtschaftlichen Faktoren einsetzt, die zu einer friedlicheren Gesellschaft führen.

[xv] United Nations High Commissioner for Refugees (UNHCR) ist das Flüchtlingshochkommissariat der Vereinten Nationan.

[xvi] Das African Centre for the Constructive Resolution of Disputes ist eine südafrikanische zivilgesellschaftliche Organisation, die in ganz Afrika im Bereich Konfliktverhinderung tätig ist.

[xvii] Nigeriawatch ist ein Projekt, das von der University of Ibadan mit Unterstützung des French Institute for Research in Africa (IFRA-Nigeria) betrieben wird

[xviii] Der Council on Foreign Relations (CFR) ist eine private US-amerikanische Denkfabrik mit Fokus auf weltweiten außenpolitischen Themen.

[xix] Partners for Peace (P4P) ist ein Programm des Fund for Peace (FfP), das sich für ein friedliches Nigerdelta einsetzt

Dieses Themendossier beruht auf einer zeitlich begrenzten Recherche ausschließlich auf ecoi.net. Es ist als Einstieg in bzw. Überblick über ein Thema gedacht und stellt keine Meinung zum Inhalt eines Ansuchens um Asyl oder anderen internationalen Schutz dar. Alle Übersetzungen sind Arbeitsübersetzungen für die keine Gewähr übernommen werden kann. Chronologien stellen keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Jede Aussage stammt von einem Dokument, das auf ecoi.net verfügbar ist und wird mit einem Link zum entsprechenden Dokument auf ecoi.net referenziert.


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1. Background Information
2. Overview on conflict-related incidents
3. Central Nigeria and Abuja
3.1. Background Information
3.2. Current Situation
4. Northern Nigeria and Boko Haram
4.1. Background Information
4.2. Current Situation
5. Southern Nigeria, Biafra and the Niger Delta
5.1. Background Information
5.2. Current Situation
6. Further Information on the security situation in Nigeria
7. Sources
 

1. Background Information


 

“Nigeria ist die größte Volkswirtschaft Afrikas und mit 175 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste Land des Kontinents. Mit einer jungen, motivierten und wachsenden Bevölkerung, umfangreichen natürlichen Ressourcen, und einer zunehmenden Diversifikation der Wirtschaft ist Nigeria nicht nur eine Regionalmacht, sondern eine an Bedeutung gewinnende Gestaltungsmacht auf dem afrikanischen Kontinent und in der Welt. Das Land steht allerdings vor großen Herausforderungen: Die beachtlichen Erträge aus der Erdölförderung hatten bisher kaum armutsreduzierende Wirkung. Immer noch leben mehr als zwei Drittel der Bevölkerung in extremer Armut und es herrscht hohe Arbeitslosigkeit. Die Förderung nachhaltiger wirtschaftlicher und sozialer Entwicklung wird erschwert durch Korruption sowie die regionalen, ethnischen, religiösen und sozialen Unterschiede und die damit einhergehenden Konflikte, die teilweise in Anschläge und Ausschreitungen münden.” (GIZ, undated)[i]

“Nigeria ist in 36 Bundesstaaten mit 774 ‚Local Government Areas (LGAs)‘ als kommunale Verwaltungseinheiten und dem Bundesterritorium Abuja - ‚Federal Capital Territory (FCT)‘ - gegliedert. Jeder der 36 Bundesstaaten verfügt über eine Regierung unter der Leitung eines Gouverneurs (State Governor) und über ein Landesparlament (State House of Assembly).“ (GIZ, December 2015)

“Nigeria is a federal republic composed of 36 states and the Federal Capital Territory (FCT). In 2010 then Vice President Goodluck Jonathan, of the governing Peoples Democratic Party (PDP), assumed the presidency following the death of President Yar’Adua. In 2011 President Jonathan was elected as president to a four-year term, along with Vice President Mohammed Namadi Sambo, also of the PDP.” (USDOS, 25 June 2015, Executive Summary)[ii]

“Muhammadu Buhari became president in May [2015]” (BBC, 2 October 2015)[iii]

“From the outside, conflict dynamics can be bewildering in their complexity, particularly in a country as vast as Nigeria with telescoping fault-lines and polarities. After gaining independence from the United Kingdom in October 1960, the country fell into a civil war that killed over a million people before it finally ended in 1970. Military rule gave way to the Fourth Republic with the election of Olusegun Obasanjo in 1999. Since then conflict in Nigeria has included an insurgency in the Niger Delta which deescalated in 2009 as a result of an amnesty program for militants, periodic outbreaks of killing in the Middle Belt, and rising levels of violence in the Northeast. In April of 2011, hundreds were killed in post-election violence across the North. Violence ranges from the criminal, to intra-communal, inter-communal, ethnic, sectarian, political, and regional.” (FfP, 21 April 2014)[iv]

“Political life has been scarred by conflict along ethnic, geographic, and religious lines, and corruption and misrule have undermined the state’s authority and legitimacy. Despite extensive oil and natural gas resources, Nigeria’s human development indicators are among the world’s lowest, and a majority of the population faces extreme poverty.” (CRS, 18 July 2012, Summary)[v].

“Ethnic and religious strife have been common in Nigeria. Divisions among ethnic groups, between north and south, and between Christians and Muslims often stem from issues relating to access to land, jobs, and socioeconomic development, and are sometimes fueled by politicians. […] An increasingly active violent Islamist group, Boko Haram, has contributed to deteriorating security conditions in the north and seeks to capitalize on local frustrations and discredit the government. […] In the southern Niger Delta region, local grievances related to oil production in the area have fueled simmering conflict and criminality for over a decade. The government’s efforts to negotiate with local militants, including through an amnesty program, have quieted the restive region, but the peace is fragile and violent criminality continues.” (CRS, 18 July 2012, p. 1)

 

2. Overview on conflict-related incidents


The following map contains information on conflict-related incidents according to the Armed Conflict Location & Event Data Project (ACLED) at the University of Sussex (covering April to June 2017):

 

For further information on ACLED and the recorded incidents please see:

 

3. Central Nigeria and Abuja


 

(States: Adamawa, Benue, Federal Capital Territory, Kogi, Kwara, Nasarawa, Niger, Plateau, Taraba)

3.1. Background Information

“Although Nigeria chiefly is known for its oil and gas production, agriculture employs about 70 per cent of its labour force. Small-holders in the country’s centre and south harvest most of the country’s tuber and vegetable crops while pastoralists in the north raise most of its grains and livestock. […] Historically, relations between herders and sedentary farming communities have been harmonious. By and large, they lived in a peaceful, symbiotic relationship: herders’ cattle would fertilise the farmers’ land in exchange for grazing rights. But tensions have grown over the past decade, with increasingly violent flare-ups spreading throughout central and southern states; incidents have occurred in at least 22 of the country’s 36 states.” (ICG, 19 September 2017, p.1)[vi]

“Plateau state falls on the dividing line between Nigeria's mainly Christian south and mostly Muslim north and has witnessed sporadic ethnic and religious tensions for decades. The largely agrarian Christian communities in the state maintain the Muslim Fulani herdsmen are engaged in a prolonged battle to gobble up land from the areas of so-called indigenous people. Fulani leaders counter their people face discrimination as ‘foreigners’ in Plateau and are deprived of basic rights, including access to land, education and political office, despite having lived in the area for generations. Tensions frequently boil over, with more than 10,000 people killed in the state since the turn of the century, according to groups tracking the violence.” (AFP, 17 September 2015)[vii]

“Sectarian violence continues to be a particular problem in and around the central Nigerian city of Jos, the capital of Plateau State, which sits between the predominately Muslim north and Christian south. Tensions among communities in this culturally diverse “Middle Belt” are both religious and ethnic, and they stem from competition over resources - land, education, government jobs - between ethnic groups classified as settlers or as ‘indigenes’ (original inhabitants of the state), with the latter designation conveying certain political and economic benefits. In Jos, the mostly Christian Berom are considered indigenes, and the predominately Muslim Hausa-Fulani, who were traditionally nomadic and pastoralist, are viewed as the settlers.” (CRS, 15 November 2013, p. 12)

“Violent conflict between largely Muslim Fulani herders and ethnically diverse farmers in predominantly Christian areas has taken on tribal, religious and regional dimensions. Clashes across the central belt and spreading southward, are killing some 2,500 people a year. The conflict is now so deadly that many Nigerians fear it could become as dangerous as the Boko Haram insurgency. Escalating internally, the conflict could also spread regionally: herders might seek to draw fighters from their kin in other West and Central African countries, as some Fulani leaders have warned. This in turn could undermine a fragile region already struggling to defeat the Boko Haram insurgents.” (ICG, 20 July 2017)

 

3.2. Current Situation

“More than 20 people have died in clashes between herders and farmers in central Nigeria, police said, part of an outbreak of violence that has piled pressure on President Muhammadu Buhari less than a year before elections. Two herders went missing in the central state of Benue on Monday and one was later found dead, a state police spokesman said. In revenge, a group armed with machetes attacked people, including women and children, in the district of Okpokwu the same day, the spokesman said. Twenty-four people died in that violence, he added.” (Thomson Reuters, 7 March 2018)[viii]

„The Nigerian army on Wednesday said it will deploy troops to improve security in central states where a spate of communal violence has prompted criticism of President Muhammadu Buhari. Clashes between semi-nomadic herdsmen and farmers over fertile land have killed dozens of people in the last few weeks. A mass burial was held for 73 people killed in the violence was held in January.“ (Thomson Reuters, 7 February 2018)

“Seit dem 31.12.17 wurden im Rahmen des Bauern-Hirten-Konflikts in mehreren Bundesstaaten rund hundert Menschen getötet. Die meisten von ihnen, 73 Bauern und Dorfbewohner, starben im Bundesstaat Benue. Sie waren in abgelegenen Dörfern in den Local Government Areas Guma und Logo von Fulani-Hirten getötet worden. Die Toten wurden am 11.01.18 in einem Massengrab in der Hauptstadt Makurdi beerdigt. In Reaktion auf die Vorfälle verlegte das Miltär Sondereinheiten in die Bundesstaaten Benue, Taraba und Nasarawa. In Benue war am 01.11.17 ein neues Gesetz in Kraft getreten, das Viehhirten verbietet, als Nomaden durch den Bundesstaat zu ziehen. Bei dem Konflikt zwischen den halbnomadischen Fulani-Hirten und den sesshaften Ackerbauern handelt es sich um einen Streit um Land- und Weiderechte. Aufgrund des starken Bevölkerungswachstums wurden in den letzten Jahrzehnten die Weiderouten der Hirten zunehmend zugebaut. Auch die vermehrte Wüstenbildung in Nordnigeria veranlasste die Hirten, neues Weideland in südlicheren Gebie-ten zu suchen.” (BAMF, 15 January 2018)[ix]

“On 4 December 2017, the Nigeria Air Force deployed an Alpha Jet and EC 135 attack helicopter to respond to an attack on villages in Demsa and Numan LGA by armed herdsmen. The air raids occurred as hundreds of herdsmen attacked eight villages in Adamawa state to avenge the massacre of up to 51 members of their community, mostly children, the previous month in the nearby village Kikan. On 29 November, amid fears of a reprisal attacks by herds-men, police announced they would deploy 315 extra officers in the area. […] Across the five villages visited by Amnesty International, some 3,000 homes were destroyed. As the herdsmen shot people and torched homes, and the air raid resulted in fire, it was not possible to establish how much of the death and destruction was a direct result of the air attacks or attributable to the attack by herdsmen. Locals in each village provided Amnesty International with lists of the dead, which totalled 86 names.” (AI, 30 January 2018)

“Violence between nomadic and farming communities spread beyond the north-central region to southern parts of the country in 2017. Hundreds of people were killed, and thousands displaced. In July, two days of clashes between herdsmen and farmers killed over 30 people in Kajuru village, 31 miles outside the city of Kaduna, Kaduna state. A similar attack in Jos, Plateau State left 19 dead and five injured in September. The governor of Kaduna state called for the intervention of the regional bloc, the Economic Community of West African States (ECOWAS), to end the perennial violence between the two groups.” (HRW, 18 January 2018)

“In zwölf Bundesstaaten kam es 2017 zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen ethnischen Gruppen, die zu mehr als 450 Toten und zur Vertreibung Tausender Menschen führten. In vielen Fällen spielten Konflikte zwischen nomadischen Viehhirten und sesshaften Bauern eine Rolle. Im Februar 2017 wurden bei einem Überfall, der Viehhirten zugeschrieben wurde, in drei Gemeinden im Bezirk Atakad in Kaura (Bundesstaat Kaduna) 21 Dorfbewohner getötet. Zeugen berichteten, die Hirten hätten die Dorfbewohner getötet und deren Häuser geplündert und angezündet. Im Juni 2017 führten Auseinandersetzungen zwischen ethnischen Gruppen auf dem Mambilla-Plateau im Bundesstaat Taraba zum Tod zahlreicher Menschen, bei denen es sich überwiegend um Viehhirten und deren Familien handelte. Im September wurden mindestens 20 Personen mutmaßlich von Viehhirten getötet, die in das Dorf Ancha im Bezirk Miango in Jos (Bundesstaat Plateau) eingedrungen waren, nachdem es zwischen den Dorfbewohnern und den in dem Gebiet lebenden Hirten zu einem Missverständnis gekommen war. Im Oktober wurden 27 Personen mutmaßlich von Viehhirten in einer Grundschule in der Gemeinde Nkyie-Doghwro in Bassa (Bundesstaat Plateau) getötet. Sie hatten dort Schutz gesucht, nachdem es drei Tage lang zu Überfällen gekommen war. Im Dezember griffen Viehhirten mindestens fünf Dörfer in Demsa (Bundesstaat Adamawa) an, aus Rache für ein Massaker, bei dem im November im benachbarten Kikan bis zu 57 Menschen getötet worden waren, unter ihnen viele Minderjährige. Dorfbewohner berichteten, sie hätten versucht zu fliehen und seien dabei von einem Kampfflugzeug und einem Militärhubschrauber angegriffen worden. Durch den Luftangriff und den Angriff der Viehhirten wurden mindestens 111 Menschen getötet.” (AI, 22 February 2018)

“Nigeria has implemented a controversial ban on cattle grazing they say will bring peace to the area, but opponents have decried as a recipe for anarchy. The ban, in the south-eastern Benue state, follows years violent and often deadly clashes between nomadic Fulani herdsman and local farmers. The herders accuse farmers of killing their cattle while the farmers say the animals are destroying their crops. The new law would require everyone to keep their livestock on ranches. Those breaking the law face the possibility of a five year jail sentence. The Fulani herdsman say it unfairly targets their nomadic way of life, but the Benue state government says its aim is to restore peace, reports the BBC's Chris Ewokor from the capital, Abuja.” (BBC, 2 November 2017)

“In addition, violent clashes between farmers and pastoralists in the Middle Belt and other regions continued to strain intercommunal relations. From January to April, clashes between farmers and pastoralists resulted in over 700 deaths.” (UN Security Council, 30 June 2017, p. 4) [x]

“Land disputes, ethnic differences, settler-indigene tensions, and religious affiliation contributed to clashes between Fulani herdsmen and farmers throughout the Middle Belt (the central part of the country). Determining the motives behind any single attack remained difficult. ‚Silent killings,‘ in which individuals disappeared and later were found dead, occurred throughout the year. Reprisal attacks at night in which assailants targeted and attacked individual homes or communities occurred frequently. Conflicts over land rights continued between members of the Tiv, Kwalla, Jukun, Fulani, and Azara ethnic groups living near the convergence of Nasarawa, Benue, and Taraba States.” (USDOS, 3 March 2017, Section 6)

 

4. Northern Nigeria and Boko Haram


(States: Bauchi, Borno, Gombe, Jigawa, Kaduna, Kano, Katsina, Kebbi, Sokoto, Yobe, Zamfara)

4.1. Background Information

“Boko Haram grew out of a group of radical Islamist youth who worshipped at the Al- Haji Muhammadu Ndimi Mosque in Maiduguri, capital of Borno state, in the 1990s. Its leader, Mohammed Yusuf, began as a preacher and leader in the youth wing, Shababul Islam (Islamic Youth Vanguard), of Ahl-Sunnah, a Salafi group. […] Most accounts date the beginning of Boko Haram – its formal Arabic name is Jama’tu Ahlis Sunna Lidda’awati wal-Jihad (People Committed to the Propagation of the Prophet’s Teachings and Jihad) – to 2002, when it began to attract official attention.” (ICG, 3 April 2014, p. 7)

“Initially referred to as the Yusufiyya or Nigerian Taliban and later as Boko Haram, it also rejected all secular authority.” (ICG, 3 April 2014, p. 9)

“[…] the group is more popularly known as Boko Haram (often translated as ‘Western education is forbidden’), a nickname given by local Hausa-speaking communities to describe the group’s view that Western education and culture have been corrupting influences that are haram (‘forbidden’) under its conservative interpretation of Islam.“ (CRS, 29 July 2014, p. 1)

“In 2014 Boko Haram killed more than 4,000 people, although the true figure is almost certainly higher. In the first three months of 2015, Boko Haram fighters killed at least 1,500 civilians. The group bombed civilian targets across Nigeria, raided towns and villages in the north-east and from July 2014 began to capture major towns. By February 2015, it controlled the majority of Borno state, as well as northern Adamawa state and eastern Yobe state. In August 2014, Abubakar Shekau, the group’s leader, proclaimed this territory to be a caliphate. Tens of thousands of civilians were subjected to Boko Haram’s brutal rule.” (AI, 13 April 2015, p. 3)[xi]

“Later, Mr Shekau formally pledged allegiance to Islamic State (IS), turning his back on al-Qaeda. IS accepted the pledge, naming the territory under Boko Haram's control as the Islamic State of West Africa Province and as being part of the global caliphate it was trying to establish.” (BBC, 4 May 2015)

“Als Reaktion auf den Treueschwur Boko Harams zum ‚Islamischen Staat‘ starten Nigerias Nachbarländer Tschad und Niger am 8. März eine Militäroffensive auf nigerianischem Boden. […] Grob datiert werden kann die Entstehung der Gruppe auf das Jahr 2002. Sie hat sich in Maiduguri im Norden Nigerias formiert. Ihr Vorgehen war zunächst friedlich. Experten sehen die anfängliche Attraktivität von Boko Haram vor allem in den politischen und sozialen Verhältnissen im Norden Nigerias begründet: Die Gesellschaft ist ethnisch und religiös zersplittert, Armut und Arbeitslosigkeit höher als in anderen Landesteilen. Der Staat kommt seinen Aufgaben nur bedingt nach, die Lokalregierungen sind oft korrupt. Während die Gruppe in den ersten Jahren gewaltlos agierte, radikalisierte sie sich etwa ab 2009 und bekämpft seither aktiv den nigerianischen Staat. […] Der Chef von Boko Haram ist seit 2010 Abubakar Shekau. Er soll in der Stadt Maiduguri aufgewachsen und dort während seines Studiums der islamischen Theologie mit seinem Vorgänger Mohammed Yusuf in Kontakt gekommen sein.” (Die Zeit, updated on 18 November 2015)[xii]

“Boko Haram overtakes ISIL to become the most deadly terrorist group in the world. Deaths attributed to Boko Haram increased by 317 per cent in 2014 to 6,644.“ (IEP, November 2015, p. 4)[xiii].

“Counterinsurgency efforts are reported to have become more effective following the inauguration in May 2015 of Nigerian President Muhammadu Buhari. By cutting off supply routes and targeting insurgent safe havens, the insurgents were driven from most of the territories they had previously occupied. Following their territorial losses, the insurgents reportedly changed their tactics towards asymmetric warfare, including the use of kidnapping, rape, forced recruitment of children and youth, suicide bombing, and sexual slavery. However, according to analysts a comprehensive military victory is unlikely, and the insurgents continue to pose a considerable security threat.“ (UNHCR, October 2016, p. 1f) [xiv]

 

4.2. Current Situation

„More than a dozen people have been killed after getting caught in a clash between suspected Boko Haram militants and soldiers in northern Nigeria. Eighteen militants launched an attack using suicide bombers, mortars and gunmen on Sunday, a military officer told news agency AFP. They targeted two villages and a military base near the city of Maiduguri, in Borno State.“ (BBC, 2 April 2018)

„Am 01.03.18 attackierten nach Einbruch der Nacht über 100 Kämpfer der islamistischen Terrororganisation Boko Haram einen Militärstützpunkt in der Stadt Rann (an der Grenze zu Kamerun, Kalabalge Local Government Area, Bundesstaat Borno). Sie töteten vier Soldaten und vier Polizisten sowie drei humanitäre Helfer (zwei der IOM, einer der UNICEF). Eine Krankenschwester wurde entführt. In Rann befindet sich ein Lager für rund 55.000 Binnenflüchtlinge.“ (BAMF, 5 March 2018)

„In der Nacht des 19.02.18 überfielen Kämpfer der islamistischen Terrororganisation Boko Haram die weiter-führende staatliche Mädchenschule für Wissenschaft und Technik in Dapchi (Bursari Local Government Area, Bundesstaat Yobe). Von den über 900 Schülerinnen konnte ein Großteil vor den Angreifern in den Busch fliehen. 110 Schülerinnen wurden vermutlich entführt, da sie bisher nicht wiederaufgetaucht sind. Staatspräsident Buhari nannte die Entführungen eine nationale Katastrophe. Im April 2014 hatte Boko Haram bei einem Überfall auf die Schule von Chibok (Bundesstaat Borno) 276 Schülerinnen entführt, von de-nen sich noch immer 112 in Geiselhaft befinden.” (BAMF, 26 February 2018)

„Two American and two Canadian citizens have been kidnapped in the northern state of Kaduna, Nigeria, police say. […] There has been an increased spate of kidnappings in Nigeria, where both Nigerians and foreigners have been targeted.” (BBC, 17 January 2018)

„Am 16.02.18 gegen 21 Uhr sprengten sich laut der nigerianischen Nachrichtenagentur NAN drei Selbstmordattentäterinnen gleichzeitig auf einem im Außenbereich der Stadt Konduga (etwa 30 Kilometer von Bornos Hauptstadt Maiduguri entfernt) gelegenen Markt in die Luft. Hierbei wurden mindestens 22, nach anderen Angaben 28 Personen getötet. Die Zahl der Verletzten wird mit 18 bis 50 angegeben. Die Anschläge werden der Boko Haram zugeschrieben.“ (BAMF, 19 February 2018)

„In recent statements covered widely by local media, the Nigerian military has announced an ongoing ‘clearance operation’ of the Sambisa forest, in which some militants were killed. The operation could not be verified with the military but the well-flagged bombardment has led parents of the abducted girls [abducted from Chibok in 2014] to worry their daughters may also suffer.“ (Thomson Reuters, 1 February 2018)

„Am 17.01.18 sprengten sich am späten Nachmittag im Außenbereich von Bornos Hauptstadt Maiduguri im Stadtteil Muna Garage auf einem Markt zwei Selbstmordattentäter in die Luft. Laut Angaben der nigerianischen Notfallbehörde SEMA wurden zwölf Menschen getötet und 48 verletzt.“ (BAMF, 22 January 2018)

„Am 03.01.18 sprengte sich ein Selbstmordattentäter in einer Moschee der Stadt Gamboru (an der Grenze zu Kamerun) während des Morgengebets in die Luft. Hierbei wurden der Attentäter sowie elf Personen getötet. Am 30.12.17 töteten Boko-Haram-Kämpfer von Motorrädern aus mindestens 25 Personen, die etwa 20 km von Maiduguri entfernt Feuerholz sammelten. Am Abend des 25.12.17 attackierten Kämpfer der Boko Haram auf zum Kampfeinsatz umgebauten Lastwägen einen Militärposten im Dorf Molai (etwa 5 km von Bornos Hauptstadt Maiduguri). Der Angriff wurde vom Militär zurückgeschlagen. Eine Person starb im Streufeuer; drei Personen verbrannten in einem von den Terroristen in Brand gesetzten Haus. Am 16.12.17 griff Boko Haram auf der Straße zwischen Dikwa und Gamboru einen vom Militär eskortierten Lebensmittel-Hilfskonvoi des Welternährungsprogramms (WFP) an. Laut Angaben des WFP wurden hierbei vier Zivilisten getötet, das Militär bestreitet das.” (BAMF, 8 January 2018)

„Boko Haram retained control over a small portion of Nigerian territory after numerous offensives to dislodge the group by security forces from Nigeria and Cameroon. The extremist group, however, continued its violent campaign in the northeast, particularly in Borno and some parts Yobe and Adamawa states. The group used suicide bombers in markets, universities and displacement camps; ambushed highway convoys; and raided and looted villages. At least 300 civilians died in the group’s attacks in 2017“ (HRW, 18 January 2018)[xv]

„Research by BBC Monitoring shows the group killed more than 900 people in 2017, marginally more than it did in 2016.” (BBC, 25 January 2018)

„Die bewaffnete Gruppe Boko Haram verübte 2017 mindestens 65 Angriffe, bei denen insgesamt 411 Zivilpersonen getötet wurden. Außerdem entführte sie mindestens 73 Menschen. Im Juni überfiel Boko Haram auf der Straße von Maiduguri nach Damboa einen von der Armee eskortierten Konvoi und entführte 16 Frauen, darunter zehn Polizistinnen. Bei einem Überfall von Boko Haram auf eine Gruppe von Erdölschürfern in einem Dorf in Magumeri wurden drei Arbeiter entführt und mindestens 40 weitere Menschen getötet, darunter Soldaten und Mitglieder der zivilen Miliz Civilian Joint Task Force (CJTF). Am 6. Mai 2017 ließen Boko-Haram-Kämpfer 82 Schülerinnen, die 2014 in Chibok entführt worden waren, nach Verhandlungen über einen Gefangenenaustausch frei. 113 Mädchen befanden sich noch immer in Gefangenschaft. Im November 2017 wurden sechs Bauern aus dem Dorf Dimge in Mafa entführt und enthauptet.” (AI, 22 February 2018)

“Boko Haram continued its campaign of violence against secular authority and anyone perceived as disagreeing with the group’s political or religious beliefs. While driven out of much of the territory it controlled in early 2015 and left only in control of some small towns and rural areas, the group was still capable of carrying out complex attacks and suicide bombings against civilian and military targets across the Northeast. Data compiled by an NGO based on media reports indicated approximately 2,900 persons (including civilians and fighters on both sides) died as a result of the conflict between Boko Haram and the government during the year. The terrorist group continued to attack population centers in the states of Adamawa, Borno, and Yobe. It also carried out attacks in Gombe. Women and children carried out many of the attacks.” (USDOS, 3 March 2017, Section 1g)

 

5. Southern Nigeria, Biafra and the Niger Delta


(States: Abia, Akwa-Ibom, Anambra, Bayelsa, Cross River State, Delta, Edo, Enugu, Imo, Ondo, Rivers)

5.1. Background Information

“The Niger Delta, in southern Nigeria, is a paradox, rich in resources but poor and racked by insecurity. A combination of local grievances over oil and gas pollution, infrastructure, poverty, unemployment, the region’s share of oil revenues and its marginalisation in national politics led to protests that evolved into a full-blown insurgency in 2006. That rebellion, waged by the Movement for the Emancipation of the Niger Delta (MEND), severely disrupted Nigeria’s oil industry, slashing earnings from its exports, the country’s major revenue source. A June 2009 presidential amnesty for the militants ended the insurgency, restored some stability and created an opportunity for the government to address the multiple grievances and demands at their roots. That opportunity was lost to political inertia and bad governance. Many issues that triggered the conflict remain largely unaddressed. The presidency of Goodluck Jonathan (2010-2015), the first national leader from the region, stipends and training for the former militants and arrangements with insurgency leaders kept a lid on local agitation and conflict.” (ICG, 29 September 2015, p. 1)

“Conflict in the Niger Delta has been marked by the vandalism of oil infrastructures; massive, systemic production theft locally known as ‘oil bunkering,’ often abetted by state officials; protests over widespread environmental damage caused by oil operations; kidnapping for ransom; and public insecurity and communal violence. The demands of the region’s various militant groups have varied, but often include calls for greater autonomy for the region and a larger share of oil revenues. Militant groups like the Movement for the Emancipation of the Niger Delta (MEND) have used the kidnapping of oil workers and attacks on oil facilities to bring international attention to the Delta’s plight. […] Successive Nigerian governments have pledged to engage the Delta’s disaffected communities, but few of their efforts met with success until 2009, when President Yar’Adua extended an offer of amnesty to Delta militants.” (CRS, 18 July 2012, p. 13).

“Other organized criminal forces in the southern and middle parts of the country committed abuses, such as kidnappings. The overall level of violence in the Niger Delta, which declined briefly after a 2009 general amnesty, rose during the year.” (USDOS, 25 June 2015, Executive Summary)

“While amnesty lasted, there was some reprieve as militants sheathed their swords. However, there has been recourse to arms in the region in recent times as new militant groups emerged in 2016 with various demands. While the new names that emerged this time differ from the past ones, there is no doubt that this was old wine in new bottles. The new militants are still insisting on resource control and bombing of oil installations, which is re-immersing the country in conflict once again.” (African Centre for the Constructive Resolution of Disputes, 12 September 2017)[xvi]

“Militants in the Niger Delta have not launched any major attacks on oil installations since the federal government engaged the region’s ethnic and political leaders last November, pledging to revive infrastructure projects, clean up the polluted Ogoni environment and allow local communities to set up modular refineries. Yet the region’s situation remains fragile. Attacks against Igbos or other southerners in the north might lead some delta militants to target oil companies, either to pressure the federal and northern state governments to stop anti-Igbo violence, or to cover criminal activities.” (ICG, 20 July 2017)

 

5.2. Current Situation

„Laut Polizeiangaben wurden am 27.02.18 elf mutmaßliche IPOB-Mitglieder (Indigenous People of Biafra) im Zentrum von Enugu (Hauptstadt des gleichnamigen südöstlichen Bundestaates) verhaftet. Diese hatten vorher eine Veranstaltung der Eastern Consultative Assembly im Universal Hotel unterbrochen, da der IPOB-Anführer Nnamdi Kanu bei der Ehrung verdienter Igbo-Führer nicht berücksichtigt worden war. Die Pro-Biafra-Organisation (IPOB) ist seit September 2017 als Terrororganisation in Nigeria verboten.” (BAMF, 5 March 2018)

„At least 16 people have been killed by gunmen in southern Nigeria after a New Year's Day church service, police say. The group had attended a midnight service before they were ambushed in the early hours of Monday, police told the BBC. The incident, which happened in the oil-rich region of Rivers state, has been linked to growing tensions between rival gangs, local reports say. The gunmen are said to have fired at random, killing some at close range.“ (BBC, 2 January 2018)

„The level of armed violence in the Delta area remained low owing to the reinstated amnesty programme, new deployments of troops in six Delta states and peace initiatives by local, regional, and national leaders.“ (UN Security Council, 26 December 2017, p. 4)

“Criminal groups continued to abduct civilians in the Niger Delta and the Southeast, often to collect ransom payments. For example, according to press reports, in June gunmen kidnapped as many as seven cement company contractors, including several expatriates, in the outskirts of Calabar, Cross River State. The kidnappers released the men unharmed several days later.” (USDOS, 3 March 2017, Section 1b)

 

6. Further Information on the security situation in Nigeria


Please see the following link to access the database of Nigeriawatch[xvii]:

  • Nigeriawatch: The Database; List of Events, ohne Datum

http://www.nigeriawatch.org/index.php?urlaction=evtListe&cherche=1

For further maps on security incidents in Nigeria please also see:

  • CFR - Council on Foreign Relations[xviii]: Nigeria Security Tracker; Mapping Violence in Nigeria, ohne Datum

http://www.cfr.org/nigeria/nigeria-security-tracker/p29483

  • P4P - Partners for Peace[xix]: Peace Building Map, ohne Datum

http://www.p4p-nigerdelta.org/peace-building-map

7. Sources: (all links accessed at 20 April 2018)


USDOS - US Department of State: Country Report on Human Rights Practices 2016 - Nigeria, 3 March 2017 (available at ecoi.net) http://www.ecoi.net/local_link/337224/466984_en.html


[i] The Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) is a German state owned organisation that specializes in international development.

[ii] The US Department of State (USDOS) is the ministry of foreign affairs of the United States.

[iii] The British Broadcasting Corporation (BBC) is the public service broadcaster of the United Kingdom.

[iv] The Fund for Peace (FfP) is an independent, nonpartisan, non-profit research and educational organization that works to prevent violent conflict and promote sustainable security.

[v] The Congressional Research Service (CRS) is the public policy research arm of the United States Congress.

[vi] The International Crisis Group (ICG) is a transnational non-profit, non-governmental organisation that carries out field research on violent conflict and advances policies to prevent, mitigate or resolve conflict

[vii] Agence France-Presse (AFP) is an international news agency headquartered in Paris.

[viii] Thomson Reuters is an international news agency based in London.

[ix] BAMF is the German Federal Office for Migration and Refugees

[x] The UN Security Council is an organ of the United Nations, charged with the maintenance of international peace and security.

[xi] Amnesty International (AI) is a non-governmental organisation focused on human rights.

[xii] Die Zeit is a German weekly newspaper

[xiii] The Institute for Economics and Peace (IEP) is a global think tank headquartered in Sydney, Australia.

[xiv] The United Nations High Commissioner for Refugees (UNHCR) is the UN Refugee Agency.

[xv] Human Rights Watch (HRW) is an international human rights organisation.

[xvi] The African Centre for the Constructive Resolution of Disputes is a South Africa-based civil society organisation working throughout Africa and operating in the field of conflict prevention.

[xvii] Nigeriawatch is a project of the University of Ibadan with the support of the French Institute for Research in Africa (IFRA-Nigeria)

[xviii] The Council on Foreign Relations (CFR) is a private US think tank specialising on foreign policy.

[xix] Partners for Peace (P4P) is a program of the Fund for Peace (FfP) promoting a peaceful Nigerdelta.

 

This featured topic was prepared after researching solely on ecoi.net and within time constraints. It is meant to offer an overview on an issue and is not, and does not purport to be, conclusive as to the merit of any particular claim to refugee status, asylum or other form of international protection. Chronologies are not intended to be exhaustive. Every quotation comes from a document available on ecoi.net and is referred to with a hyperlink to the respective document on ecoi.net.