Anfragebeantwortung zu Pakistan: Allgemeine Informationen zur Gesundheitsversorgung [a-9064]

18. Februar 2015

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Das deutsche Auswärtige Amt (AA) schreibt in seinen Reise- und Sicherheitshinweisen zu Pakistan (Stand: 18. Februar 2015) Folgendes zur medizinischen Versorgung im Land:

„Die medizinische Versorgung ist weiten Landesteilen unzureichend und entspricht medizinisch, hygienisch, technisch und organisatorisch meist nicht europäischem Standard. […]

Die Versorgung mit zuverlässigen Medikamenten und eine ununterbrochene Kühlkette sind nicht überall gesichert. Es muss damit gerechnet werden, dass insbesondere in kleinen Apotheken auch gefälschte Produkte statt richtiger Medikamente verkauft werden.“ (AA, 12. Februar 2015)

In einem im März 2014 veröffentlichten Gastbeitrag auf dem Blog des von der forschenden Pharmafirma Janssen-Cilag ins Leben gerufenen Young Lions Gesundheitsparlamentes führt Jasmin Dirinpur von der Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) folgende Informationen über das pakistanische Gesundheitswesen an:

„In Pakistan werden, wie in vielen Entwicklungs- und Schwellenländern weltweit, große Teile der Bevölkerung noch nicht ausreichend und medizinisch angemessen versorgt. Und dies obwohl eine substanzielle Menge an Ärzten, Krankenschwestern und sonstigem Fachpersonal verfügbar und die Zahl an Gesundheitseinrichtungen auf verschiedenen Ebenen beachtlich ist. Neben der massiven Unterfinanzierung – während beispielsweise Deutschland 11%, Nepal 5,4%, Indien 3,9% und Bangladesch 3,7% ihres Bruttoinlandsprodukts in Gesundheit investieren, liegt dieser Anteil in Pakistan bei nur 2,5% – sind eine Vielzahl weiterer Gründe für die unzureichende Nutzung und mangelnde Qualität der Gesundheitsdienste zu benennen:

- Fehlende oder nicht funktionierende Ausstattung der Gesundheitseinrichtungen,

- schlechte Versorgung mit Medikamenten,

- ein Mangel an Transparenz und Rechenschaftsplicht,

- eine hohe Zahl an Gesundheitspersonal, das ohne jegliche Qualifikation praktiziert (‚quacks‘).

Zudem werden Gesundheitspolitische Initiativen, Gesetze und Regelungen nicht oder nur unzureichend implementiert. […]

Pakistan hat ein sogenanntes gemischtes Gesundheitssystem mit einem ausgedehnten, aber schlecht ausgestatteten öffentlichen Gesundheitswesen. Daneben existiert ein nicht ausreichend regulierter Privatsektor, der einen Großteil der Gesundheitsversorgung erbringt. Theoretisch garantieren die staatlichen Gesundheitsdienste für alle Bürgerinnen und Bürger eine kostenlose Gesundheitsversorgung. In der Hoffnung auf eine bessere Behandlungsqualität suchen jedoch auch arme Menschen private Kliniken und Dienstleister auf. Krankenversicherung in der Form, wie wir sie aus Deutschland kennen, gibt es keine. Wer in Pakistan erkrankt oder sich verletzt, muss in den meisten Fällen die Behandlungskosten selbst bezahlen. Diese sogenannten ‚out-of-pocket expenditure‘, i.e. direkte Zahlungen aus eigener Tasche, machen etwa 70% an den gesamten Gesundheitsausgaben aus und führen zu einer hohen Verarmungsrate durch Krankheit.“ (Dirinpur, 28. März 2014)

Die Human Rights Commission of Pakistan (HRCP), eine unabhängige Non-Profit-Organisation mit dem Ziel, die Einhaltung der Menschenrechte zu überwachen und diese zu verteidigen, schreibt in ihrem Jahresbericht vom März 2014 (Berichtszeitraum 2013), dass das pakistanischen Gesundheitswesen im Jahr 2013 weiterhin mit vielen Herausforderungen konfrontiert gewesen sei. Es habe kein nationales Krankenversicherungssystem gegeben und die meisten Menschen hätten für ihre Gesundheitsausgaben selbst aufkommen müssen. Mittellose Personen seien vor allem auf das überlastete und unterfinanzierte öffentliche Gesundheitssystem angewiesen gewesen, in dem die Qualität der Versorgung im Allgemeinen unterdurchschnittlich („below par“) gewesen sei. Die Qualität der Versorgung und der individuellen Betreuung sei in dem sehr viel teureren privaten Gesundheitssystem generell besser gewesen. Nur die Reichen hätten sich dieses Privileg leisten können.

Wie der Bericht weiters anführt, sei die Gesundheitsversorgung außerhalb der großen urbanen Zentren dürftig gewesen und die Menschen dort seien insbesondere von privaten Kliniken von zweifelhafter Vertrauenswürdigkeit („questionable credentials“) abhängig gewesen. Verfassungsänderungen hätten die Zuständigkeit für die Gesundheitsversorgung an die Provinzen übertragen. In der Zeit nach dieser Übertragung sei der Gesundheitsbereich mit begrenzten Mittelzuflüssen, mangelnder Eigenverantwortung sowie unzureichender Überwachung und Nachhaltigkeit konfrontiert gewesen:

Pakistan’s health system continued to face many challenges in 2013. There was no national health insurance system and most of the people had to pay healthcare expenses themselves. The poor mainly relied on the overburdened and underfunded public healthcare system where the quality of care was generally below par. The quality of care and individual attention was generally better in the much more expensive private healthcare system. Only the rich could afford this privilege. The health cover was weak outside the main urban centres where people were particularly at the mercy of private clinics of questionable credentials. Constitutional changes through the 18th Amendment to the Constitution devolved healthcare to the provinces. In the post-devolution period, healthcare faced limited flow of funds, lack of ownership, weak monitoring and sustainability.” (HRCP, März 2014, S. 238)

Laut HRCP sei die Zahl der registrierten Ärzte im Jahr 2013 von 152.188 auf 160.289 angewachsen. Auf 1.127 Personen sei ein Arzt gekommen, außerdem habe es im Schnitt ein Krankenhausbett für 1.786 Personen gegeben:

The number of registered doctors increased in the last year from 152,188 to 160,289. The number of dentists and nurses went up from 11,584 to 12,544 and 77,683 to 82,119, respectively. The ratio of population density versus health facilities was 1,127 people to one doctor, 14,406 people per dentist and an availability of one hospital bed for 1,786 people.” (HRCP, März 2014, S. 239)

In einem älteren Artikel vom November 2012 schreibt die US-amerikanische Tageszeitung Wall Street Journal (WSJ), dass Pakistan über ein Gesundheitssystem verfüge, das in vom Staat finanzierte, mit geringen Kosten verbundene Krankenhäuser, die grundlegende Dienste anbieten würden, und teure private medizinische Einrichtungen geteilt sei. Die Mehrheit der 190 Millionen EinwohnerInnen Pakistans habe nur eingeschränkten Zugang zur Gesundheitsversorgung.

Staatlich finanzierte Einrichtungen würden die Gesundheitsversorgung von weniger als einem Drittel der pakistanischen Bevölkerung abdecken, da es einfach zu wenige von ihnen gebe und einige nicht über die Ressourcen verfügen würden, um weitergehende medizinische Behandlungen anbieten zu können, so Sania Nishtar, die Gründerin der in Islamabad ansässigen gemeinnützigen Denkfabrik Heartfile. Die meisten Menschen müssten aus eigener Tasche verschieden hohe Geldsummen zahlen, um private Dienstleistungen in Anspruch nehmen zu können, die tendenziell teuer und nicht immer verlässlich seien. Infolgedessen hätten viele mittellose Personen überhaupt keinen Zugang zur Gesundheitsversorgung.

Wie der Artikel weiter anführt, sei ein Problem, dass die Gesundheitsinfrastruktur des Landes chronisch unterfinanziert sei. So habe Pakistan im Jahr 2010 laut Angaben der Weltbank nur 0,8 Prozent des Bruttoinlandsproduktes für den öffentlichen Gesundheitssektor ausgegeben.

Solange eine mittellose Person ein staatlich finanziertes Krankenhaus finden könne, habe jeder Patient laut Gesetz Anspruch auf ein Bett, eine Untersuchung und einige grundlegende Medikamente, ohne dafür zahlen zu müssen. Wenn der Patient allerdings einen Kniegelenksersatz oder eine Herzklappe benötige und sich dies nicht leisten könne, werde verlangt, dass der Antrag der betreffenden Person zuerst an eine separate Dienststelle gesendet werde, um dort genehmigt zu werden. Dies könne selbst im Falle dringend benötigter Operationen Wochen dauern, so Dr. Nishtar.

Aufgrund des Fehlens umfassender öffentlicher Gesundheitsdienste habe sich ein größtenteils unregulierter privater Sektor mit sehr unterschiedlichen Diensten und Preisen herausgebildet. Wie der Artikel anführt, würden mittellose Patienten oftmals Kredite aufnehmen und sich verschulden, um für private Dienstleistungen zahlen zu können:

„Pakistan, like many other developing countries, has a health-care system that is split between low-cost government-funded hospitals offering basic services and expensive private-sector medical institutions. But the majority of the country's 190 million people have little access to health care. […]

Government-funded facilities cover less than a third of the country's population because there simply aren't enough of them and some of them don't have the resources to offer advanced medical treatment, according to Sania Nishtar, founder of Heartfile, a nonprofit think tank in Islamabad. Most people would have to pay varying amounts out of their pockets to access private-sector services that tend to be expensive and aren't always reliable. As a result, many poor people end up with no access to health care at all.

One problem is that the country's health-care infrastructure is chronically underfunded, with only 0.8% of gross domestic product in 2010 allocated for public health, according to the World Bank. India spent 1.2%. […]

As long as a poor person can find a government-funded hospital, each patient by law will be eligible for a bed, a checkup and some basic medicine free of charge. But if, for instance, the patient requires a knee replacement or a heart valve and can't afford it, the state system requires that the person's application be first sent for approval to a separate office, a process that can take weeks for a sign-off on even urgently needed surgeries, according to Dr. Nishtar. […]

Given the absence of comprehensive public health-care services, a largely unregulated private sector, with hugely disparate services and prices, has sprung up to fill the void. But currently only 0.8% of Pakistan's GDP is allocated to insurance products, including health insurance, according to the country's insurance regulator. Poor patients often end up taking out loans and falling into debt to pay for private-sector services.” (WSJ, 6. November 2012)

In einem im Juni 2014 veröffentlichten Artikel auf der Website der vierteljährlich erscheinenden Zeitschrift Harvard International Review schreibt Muhammad Hafeez, Professor für Soziologie an der University of the Punjab in Lahore, dass der Gesundheitssektor in Pakistan zunehmend kommerzialisiert worden sei. Private Krankenhäuser, Kliniken und diagnostische Labore hätten rasch Verbreitung gefunden und mehrere Ketten moderner Apotheken seien entstanden. Solch eine kommerzielle Herangehensweise an das Thema Gesundheit habe den Zugang zu Gesundheitsdiensten für Mittellose beschränkt. Die Privatisierung der Gesundheitsversorgung, so Hafeez weiter, werde ein wichtiges Thema, da 75 Prozent der Pakistanis private Gesundheitsdienste in Anspruch nehmen würden:

„The health sector in Pakistan has become increasingly commercialized. Private hospitals, clinics, and diagnostic labs have been growing rapidly. Several chains of modern pharmacies have sprouted up in the market. Such a commercial approach to health has constrained the access to health services for the poor. The privatization of healthcare becomes an important issue because 75 percent of Pakistanis use private healthcare.” (Hafeez, 15. Juni 2014)

Das norwegische Herkunftsländerinformationszentrum Landinfo schreibt in einer im November 2014 veröffentlichten Anfragebeantwortung zur Gesundheitsversorgung in Pakistan, dass das Preisniveau der privaten Gesundheitsdienste hoch sei und es weiterhin viele Menschen gebe, die sich diese Dienste nicht leisten könnten. Es gebe weder soziale Arrangements noch nach Einkommen gestaffelte Preise; alle müssten den gleichen Preis zahlen. Einige mittellose Familien würden Kredite aufnehmen, um Behandlungen finanzieren zu können. Die Aufwendungen für Behandlungen würden einen erheblichen Teil des Gesamtbudgets benachteiligter Familien ausmachen, und die aufgenommenen Kredite würden zur Verschlechterung der wirtschaftlichen Gesamtsituation einiger Familien beitragen.

Unter Berufung auf vom Project MedCOI, einem europäischen Projekt zur Gewinnung von Herkunftsländerinformationen zu medizinischen Fragen, im Jahr 2014 bereitgestellten Informationen schreibt Landinfo weiters, dass eine Konsultation eines privaten praktischen Arztes rund 300 bis 500 Rupien (etwa 2,35 bis 3,91 Euro zum damaligen Wechselkurs, Anm. ACCORD) koste. Hinzu kämen noch Ausgaben für Medikamente. Untersuchungen durch einen Facharzt würden normalerweise zwischen 500 und 1.000 Rupien (etwa zwischen 3,91 und 7,82 Euro nach damaligem Wechselkurs, Anm. ACCORD) kosten. Die Preise seien nicht geregelt und die verschiedenen Ärzte und Krankenhäuser hätten ihre eigenen Tarife. Alles vom Labortest bis zu den Medikamenten müsse vom Patienten bezahlt werden. Die öffentliche Gesundheitsversorgung sei nicht kostenlos. Eine ärztliche Konsultation im öffentlichen Gesundheitssystem koste fünf Rupien (etwa 0,04 Euro nach damaligem Wechselkurs, Anm. ACCORD), allerdings seien darin die Kosten für Medikamente enthalten.

Wie Landinfo weiters anführt, müssten Patienten in öffentlichen Krankenhäusern angegliederten Spezialabteilungen die Kosten von Operationen, chirurgischen Eingriffen und Medikamenten selbst tragen, während der Aufenthalt selbst durch öffentliche Gelder finanziert werde.

Wiederum unter Berufung auf Informationen des Project MedCOI erwähnt der Bericht, dass es mehrere verschiedene Krankenversicherungssysteme gebe. Diese würden sich, je nachdem, welche Teile der Bevölkerung sie erfassen würden, hinsichtlich der Finanzierung und der Kosten, die von ihnen tatsächlich übernommen würden, unterscheiden. Die meisten Menschen könnten sich keine private Krankenversicherung leisten. Es gebe eine öffentliche Krankenversicherung, das Employee Social Security Institute, bei der der Arbeitgeber die Angestellten des Unternehmens versichern könne. Diese Versicherung ermögliche den Zugang zu privaten Behandlungseinrichtungen. Acht private Versicherer würden Krankenversicherungen anbieten, die Kunden seien vor allem private Unternehmen. Die Versicherungen seien relativ teuer und würden den Zugang zu qualitativ guten Behandlungen ermöglichen:

„Prisnivået på de private helsetjenestene er høyt, og det er fremdeles en stor gruppe som ikke har råd til å benytte slike tjenester. Det er ingen sosiale ordninger eller inntekstdifferensierte priser; alle forutsettes å betale samme pris. En del fattige familier tar opp lån for å finansiere behandling. Utgifter til behandlingen utgjør en betydelig del av totalbudsjettet for mange vanskeligstilte familier, og slike lån bidrar til at den generelle økonomiske situasjonen for en del familier forverres.

En konsultasjon hos en privatpraktiserende lege koster om lag 300-500 rupi. Utgifter til medisiner kommer i tillegg. Undersøkelse av spesialist koster normalt mellom 500 og 1000 rupi. Prisene er ikke regulert, og de ulike legene og sykehusene opererer med egne takster. Alt fra laboratorietester til medisiner må dekkes av pasienten (Project MedCOI 2014).

Det offentlige helsetilbudet er heller ikke gratis. En konsultasjon i det offentlige helsevesenet koster 5 rupi, men medisiner er inkludert i prisen (Project MedCOI 2014). Ved offentlige sykehus tilknyttet spesialisthelsetjenesten må pasienten betale utgifter til operasjoner, kirurgiske inngrep og medisiner, men ellers er oppholdet dekket av det offentlige.

Det er flere ulike helseforsikringsordninger. Disse varierer både med hensyn til hvilke deler av befolkningen ordningen gjelder for, hvordan den finansieres og hva den faktisk dekker. De fleste har ikke råd til privat helseforsikring. Det finnes en offentlig helseforsikring, Employee Social Security Institute, hvor arbeidsgiver kan forsikre virksomhetens arbeidstakere, og forsikringen gir tilgang til egne behandlingsinstitusjoner med bedre kvalitet enn det offentlige tilbudet. Åtte private forsikringsselskap tilbyr helseforsikringer, kundene er hovedsakelig private bedrifter. Forsikringene er relativt dyre og gir tilgang til et kvalitativt godt behandlingstilbud (Project MedCOI 2014).“ (Landinfo, 13. November 2014, S. 3-4)

Die pakistanische Tageszeitung The Nation führt in einem Artikel vom November 2014 an, Pakistan Economy Watch (PEW) (ein laut eigenen Angaben unabhängiges Forum zur Weltwirtschaft mit speziellem Fokus auf Pakistan, Anm. ACCORD) habe mitgeteilt, dass ahnungslose Massen einer zunehmenden Bedrohung durch gefälschte Medikamente ausgesetzt seien. Laut PEW-Vorsitzendem müsse die Regierung unverzüglich handeln, um die kriminellen Netzwerke, die mit dem Handel dieser Medikamente große Mengen Geld verdienen würden, zu beseitigen. Ein Bericht der Weltgesundheitsorganisation (World Health Organisation, WHO) deute an, dass 30 bis 40 Prozent der in Pakistan verkauften Medikamente gefälscht seien.

Dem PEW-Vorsitzenden zufolge gebe ein normaler Pakistani 77 Prozent seines Gesundheitsbudgets für Medikamente aus. Dies seien etwa 200 Milliarden Rupien (etwa 1,57 Milliarden Euro nach damaligem Wechselkurs, Anm. ACCORD) jährlich, wobei es sich bei einem beträchtlichen Teil der Medikamente um gefälschte, in Karatschi, Lahore, Rawalpindi oder Multan hergestellte Medikamente handle. In Pakistan gebe es 4.000 registrierte Apotheker und mehr als 100.000 weitere, die nicht-registriert seien und weiterhin mit dem Leben der Menschen spielen würden:

„The Pakistan Economy Watch (PEW) said today that unsuspecting masses are facing growing threat from fake medicines which must be tackled immediately. […] Government should take immediate action to dislodge the criminal networks earning billions from this cynical trade, said Dr. Murtaza Mughal, President PEW.

WHO report suggests that ratio of fake medicines in developed countries is one percent; it is 30 percent or more in developing markets while 30 to 40 percent medicine sold in Pakistan are fake.

Dr. Murtaza Mughal said that a common Pakistani spends 77 percent of his or her health budget on medicines which is around Rs 200 billion annually of which a sizable number are fake drugs prepared in Karachi, Lahore, Rawalpindi or Multan. Pakistan has four thousand registered pharmacists and over one hundred thousand unregistered practitioners who continue to play with the lives of masses.” (The Nation, 23. November 2014)

Die pakistanische Tageszeitung News International erwähnt in einem Artikel vom Dezember 2014 ebenfalls, dass laut Berichten verschiedener internationaler Organisationen rund 35 Prozent der in Pakistan verkauften Medikamente gefälscht oder minderwertig seien:

According to reports of various international organisations, around 35 percent of the medicines sold in Pakistan are fake or substandard.” (News International, 2. Dezember 2014)

Das Integrated Regional Information Network (IRIN), eine Nachrichtenagentur mit Fokus auf humanitären Themen, berichtet im Mai 2013 über einen 35-jährigen Lehrer aus Lahore, der mitgeteilt habe, nie mehr ein staatliches Krankenhaus von innen sehen zu wollen. Seine Mutter sei mit einer Infektion der oberen Atemwege in ein Krankenhaus eingeliefert worden und die dortigen Ärzte hätten gesagt, sie müsse auf der Intensivstation behandelt werden. Die zuständigen Ärzte hätten die Familie allerdings aufgefordert, ein Bestechungsgeld zu zahlen, um die Mutter auf der Intensivstation, wo es eine Menge Zusatzbetten gegeben habe, behandeln lassen zu können. Da die Familie das Geld nicht habe aufbringen können, habe die Mutter nicht die benötigte Behandlung erhalten und sei wenig später verstorben.

Wie der Artikel anführt, sei die Gesundheitsversorgung in Pakistan von Studien der NGO Transparency International als einer der korruptesten Bereiche Pakistan ausgemacht worden. Allgemeine Erhebungen hätten ergeben, dass die Mehrheit der Pakistanis mit den ihnen angebotenen Gesundheitsdiensten unzufrieden sei.

In Pakistan gebe es kein nationales Krankenversicherungssystem und 78 Prozent der Bevölkerung würden ihre Gesundheitsausgaben selbst zahlen:

Hamza Mazhar, a 35-year-old teacher from Pakistan’s eastern city of Lahore, says he never wants to see the inside of a government hospital again. ‘My mother was taken to the hospital with an upper respiratory tract infection in February this year and doctors said she needed care in the hospital’s Intensive Care Unit (ICU),’ he told IRIN. But the doctors in charge wanted the family to pay a bribe to get into the ICU, which had plenty of spare beds. They could not afford to pay. His mother was unable to get the treatment she needed and in March she died. Health care in Pakistan is identified as one of the country’s most corrupt sectors, according to surveys by Transparency International; general surveys suggest the majority of Pakistanis are unhappy with the health services they are offered. […]

Pakistan has no national health insurance system and 78 percent of the population pay health care expenses themselves.” (IRIN, 17. Mai 2013)

Wie die Bertelsmann Stiftung, eine deutsche gemeinnützige Denkfabrik mit Sitz in Gütersloh, im Jahr 2014 erwähnt, seien in Pakistan zwar viele öffentliche Dienstleistungen, so wie die Gesundheitsversorgung, formal kostenlos, könnten aber erst durch ein System informeller Zahlungen in Anspruch genommen werden:

„Many public services, such as health care, are formally free but can only be used through a system of informal payments.” (Bertelsmann Stiftung, 2014, S. 6)

Die Bertelsmann Stiftung führt weiters an, dass es gegenwärtig verschiedene Pilotprojekte zur Einführung einer nationalen Krankenversicherung in Kooperation mit privaten Versicherungsunternehmen gebe. Wegen weitverbreiteter Korruption im Gesundheitssektor und begrenzten Regulierungen liege die Hauptverantwortung für soziale Dienste weiterhin bei der Familie:

„At present, there are various pilot projects to introduce a national health insurance scheme in cooperation with private insurance companies, for instance in Khyber Pakhtunkhwa and Punjab. Because of widespread corruption in the health sector and limited regulations, the main responsibility for social services remains with families.” (Bertelsmann Stiftung, 2014, S. 17)

Die pakistanische Tageszeitung Express Tribune berichtet im Juni 2014, dass Premierminister Nawaz Sharif einem nationalen Krankenversicherungssystem für die unterprivilegierten Bevölkerungsgruppen zugestimmt habe. Dieses solle phasenweise ausgeweitet werden und rund 100 Millionen Menschen abdecken:

„Prime Minister Nawaz Sharif approved on Wednesday the National Health Insurance Scheme for the underprivileged, stated to cover, in phases, around 100 million people. […] ‘A health insurance program is the only way forward to provide healthcare protection to the economically-deprived people of society. The scheme is the first of its kind to introduce a grievance redressal system, as well as a social security safety net for the poor people of Pakistan. The program will not only give vulnerable sections of society access to cash-free health facilities but will also help develop and revolutionise the health infrastructure across Pakistan,’ the prime minister said.” (Express Tribune, 5. Juni 2014)

In einem Artikel vom Februar 2015 schreibt News International, dass die Regierung entschieden habe, das nationale Krankenversicherungsprogramm des Premierministers phasenweise in 66 ausgewählten Distrikten zu starten. Die geschätzten Kosten lägen bei rund 45 Milliarden Rupien für fünf Jahre. Es sei vorgeschlagen worden, dass Programm durch das aktuelle Budget zu finanzieren, da es nicht Teil des Entwicklungsprogramms für den öffentlichen Sektor werden könne. In Phase 1 solle das System 3,3 Millionen Familien in 22 Distrikten abdecken, in Phase 2 würden weitere 22 Distrikte und weitere 3,3 Millionen Familien hinzukommen und Phase 3 sehe die universelle Abdeckung von 22 Millionen Familien (100 Millionen Menschen) in allen pakistanischen Distrikten vor:

Government has decided to launch Prime Minister’s National Health Insurance Program for 66 selected districts of the country in phased manner with estimated cost of Rs45.078 billion in five years.

This program is proposed to be financed through current budget as it cannot become part of development program under Public Sector Development Program (PSDP). Official documents available with The News disclosed that 100 million populations in all the districts in the phased manner shall be covered by health insurance under this proposed scheme.

The cost of the project is estimated at Rs45.078 billion without any foreign exchange component (FEC) for period of five years in three phases where phase-1 shall cover 3.3 million families in 22 districts at national level followed by another 3.3 million in another 22 districts in phase-II followed by universal coverage in all districts of Pakistan of 100 million population in 22 million families.” (News International, 5. Februar 2015)

Auf der Website der deutschen Auslandsvertretungen in Pakistan (Deutsche Botschaft Islamabad und Generalkonsulat Karatschi) findet sich ein undatierter Artikel, in dem ebenfalls erwähnt wird, dass Premierminister Nawaz Sharif dem nationalen Krankenversicherungssystem zugestimmt habe. Das vorherrschende System zur Bereitstellung von Gesundheitsdiensten in Pakistan, so der Artikel weiters, sei das „Out-of-Pocket Model“. Rund 70 Prozent der Gesundheitsausgaben würden von Haushalten aus der eigenen Tasche bezahlt. Ein Übergang zu einem universellen Krankenversicherungsschutz könne mehrere Jahre oder sogar Jahrzehnte dauern:

„A week after Prime Minister Nawaz Sharif approved the National Health Insurance Scheme, the Health Sector Support Programme commissioned by the German Federal Ministry for Economic Cooperation and Development (BMZ) took the discussion on how to design a scheme that aims to cover 100 million Pakistanis to the class room of the Health Services Academy (HSA) Islamabad. […]

Whilst each country has its own set of arrangements to provide quality healthcare, some general patterns are observed across health systems globally: the Bismarck Model, the Beveridge Model, the National Health Insurance Model and the Out-of-Pocket Model. The latter being the most unequal way of Health Care Financing is the predominant form in Pakistan where about 70% of health care expenditure is paid for by households out-of-pocket. A transition to a universal health coverage may take several years, even decades.” (Deutsche Auslandsvertretungen in Pakistan, ohne Datum)

Weitere zusätzliche Informationen zum Gesundheitswesen finden sich auf den Seiten 59 bis 72 eines Fact-Finding-Mission-Berichts der Staatendokumentation des österreichischen Bundesasylamtes (seit Jänner 2014 Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl, BFA, Anm. ACCORD) sowie in einer Anfragebeantwortung der Schweizerischen Flüchtlingshilfe (SFH), dem unabhängigen Dachverband der Flüchtlings- und Menschenrechtsorganisationen in der Schweiz:

·      BAA Staatendokumentation: Fact-Finding-Mission-Bericht zu Pakistan 2013, Juni 2013 (verfügbar auf ecoi.net)

http://www.ecoi.net/file_upload/1729_1374674206_ffm-bericht-pakistan-2013-06.pdf

·      SFH - Schweizerische Flüchtlingshilfe: Medizinische Versorgung, 27. März 2014 (verfügbar auf ecoi.net)

http://www.ecoi.net/file_upload/1002_1397214838_document.pdf

 

[Teilfragen entfernt]

 

 

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Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 18. Februar 2015)

·      AA - Auswärtiges Amt: Pakistan: Reise- und Sicherheitshinweise (Teilreisewarnung), Stand: 18. Februar 2015)

http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Laenderinformationen/00-SiHi/PakistanSicherheit.html

·      BAA Staatendokumentation: Fact-Finding-Mission-Bericht zu Pakistan 2013, Juni 2013 (verfügbar auf ecoi.net)

http://www.ecoi.net/file_upload/1729_1374674206_ffm-bericht-pakistan-2013-06.pdf

·      Bertelsmann Stiftung: BTI 2014; Pakistan Country Report, 2014

http://www.bti-project.de/fileadmin/Inhalte/reports/2014/pdf/BTI 2014 Pakistan.pdf

·      Deutsche Auslandsvertretungen in Pakistan: HSA students complete their short course on Health Financing with a timely debate on Universal Health Coverage, ohne Datum

http://www.pakistan.diplo.de/Vertretung/pakistan/en/08Development/0__Development__Projects/Health/HSA.html

·      Dirinpur, Jasmin: Das pakistanische Gesundheitssystem und seine Fehler, 28. März 2014 (verfügbar auf dem Blog des Young Lions Gesundheitsparlaments)

https://www.zukunft-gesundheitswesen.de/2014/03/das-pakistanische-gesundheitssystem-und-seine-fehler/

·      Express Tribune: PM approves health insurance scheme for the underprivileged, 5. Juni 2014

http://tribune.com.pk/story/717943/pm-approves-health-insurance-scheme-for-the-underprivileged/

·      Hafeez, Muhammad: Poverty and Poor Health in Pakistan: Exploring the Effects of Privatizing Healthcare, 15. Juni 2014. In: Harvard International Review 35(4), Frühling 2014

http://hir.harvard.edu/archives/5768

·      HRCP - Human Rights Commission of Pakistan: State of Human Rights in 2013, März 2014

http://www.hrcp-web.org/hrcpweb/report14/AR2013.pdf

·      IRIN - Integrated Regional Information Network: Challenges to improving health care in Pakistan, 17. Mai 2013

http://www.ecoi.net/local_link/247411/370996_de.html

·      Landinfo - Norwegian Country of Origin Information Centre: Pakistan: Helserelaterte forhold, 13. November 2014 (verfügbar auf ecoi.net)

http://www.ecoi.net/file_upload/1788_1422279404_3004-1.pdf

·      News International: Counterfeit medications worth Rs25m confiscated, 2. Dezember 2014

http://www.thenews.com.pk/Todays-News-4-287613-Counterfeit-medications-worth-Rs25m-confiscated

·      News International: National Health Insurance programme being launched, 5. Februar 2015

http://www.thenews.com.pk/Todays-News-2-300000-National-Health-Insurance-programme-being-launched

·      SFH - Schweizerische Flüchtlingshilfe: Medizinische Versorgung, 27. März 2014 (verfügbar auf ecoi.net)

http://www.ecoi.net/file_upload/1002_1397214838_document.pdf

·      The Nation: Fake medicines pose a growing threat: PEW, 23. November 2014

http://nation.com.pk/sp-health/23-Nov-2014/fake-medicines-pose-a-growing-threat-pew

·      WSJ - Wall Street Journal: Bringing Health Care to More Pakistanis, 6. November 2012

http://www.wsj.com/articles/SB10001424052970204846304578090713421035962