a-4343 (ACC-RUS-4343)

Nach einer Recherche in unserer Länderdokumentation und im Internet können wir Ihnen zu oben genannter Fragestellung Materialien zur Verfügung stellen, die unter anderem folgende Informationen enthalten:

In einer Internetrecherche konnte für die Gruppe der Karabulaken in russischen und englischen Quellen die folgenden Namen gefunden werden: Karabulaki (Chechenpress, Etnicheskij Sostaw Tschetschenskogo Naroda, o.D.), Orstkhoy (= Erstkhoy) (CSRC, Juni 2003, S. 39: Tschetschenskaja Respublika, Tschetschnja wo wtoroj polowine XIX - natschale XX weka, o.D.), Arsh tincy (Caucasian Knot, Knischnaja Polka, o.D.). Nach Angaben des Russischen Ethnographischen Museums nenne sich die Karabulaki selbst Oretkhoy (dt. Oretchoj) (Rossijskij Ethnografitscheksij Musej, Narodi Kawkasa, o.D.).

Laut Chechenpress besteht unter den Wissenschaftlern bis heute keine Einigkeit über die ethnische Zugehörigkeit der Karabulaki-Orstkhoy. Wie die Tschetschenen führen nach Angaben von Chechenpress auch die Wissenschaftler und die Karabulaken selbst ihre Herkunft auf die Gegend um Nashkha (dt. Naschcha) in Tschetschenien zurück und sehen sich als Nachkommen des Urvaters der Tschetschenen, Turpala-Nokhchuo (dt. Turpala-Nochtschuo). Der eigenen Überlieferung nach wird die Herkunft der Karabulaken noch konkreter eingegrenzt; ihre Urheimat befindet sich den Legenden zufolge in der Gegend Akkcha oder Lam-Akkcha (Galanchozhskiy Rayon) oder in der Gegend Baloy-Lam bzw. des Stammes der Baloy (Chechenpress, Etnicheskij Sostaw Tschetschenskogo Naroda, o.D.).

Die westlichen Karabulaken, die in der russischen Literatur auch als Galaschewtsi bezeichnet werden, stammen laut Chechenpress von dem tschetschenischen Stamm der Galay (Gala) ab Chechenpress, Etnicheskij Sostaw Tschetschenskogo Naroda, o.D.).

Viele Autoren, die Anfang des 20. Jahrhunderts bzw. früher schrieben, betonten die ethnische Einheit der Karabulaken mit den übrigen tschetschenischen Stämmen. Und nur einige wenige Autoren rechneten nach Angaben von Chechenpress die Karabulaken zu den Inguschen oder sprachen von ihnen als eine eigenständige wainachische (tschetschenische) Volksgruppe (Chechenpress, Etnicheskij Sostaw Tschetschenskogo Naroda, o.D.).

Das Russische Völkerkundemuseum verfügt auf seiner offiziellen Homepage (www.ethnomuseum.ru) über eine detaillierte Klassifizierung der in der Russischen Föderation lebenden unterschiedlichen Ethnien. Unter dem Abschnitt ‘Völker des Kaukasus: Nordkaukasischer historisch-ethnographischer Oblast’ (Narodi Kawkasa: Sewero-Kawkaskaja istoriko-etnografitscheskaja oblast’) findet sich ein eigener Eintrag zu den Karabulaken. Dieser Klassifizierung zufolge stellen sie eine eigene Volksgruppe unter den nordkaukasischen Völkern (Abasiner, Adygejer, Balkaren, Inguschen, Kabardiner, Karabulaken, Karatschai, Nogai, Osseten, Ubychen, Tscherkessen und Tschetschenen). Laut der auf der Seite des Völkerkundemuseums bereitgestellten Klassifizierung nennen sich die Karabulaken selbst Oretchoi, bekennen sich zum sunnitischen Islam und gehören zur nordkaukasischen Familie und der Gruppe der Nachai (Etnograficheskij Musej, Narodi Kawkasa: Sewero-Kawkaskaja istoriko-etnografitscheskaja oblast’, o.D.).

In einem Ausstellungskatalog der Deutsch-Kaukasischen Gesellschaft e.V. „Tschetschenien: Krieg und Geschichte, 400 Jahre koloniale Eroberung - 400 Jahre Widerstand“ findet sich wiederum eine Information, die besagt, dass die Karabulaken (hier als Orstchoi bezeichnet [s.o.]) eine der tschetschenischen Sippen (Taips oder teips) konstituiert (Deutsch-Kaukasische Gesellschaft e.V., 2003, S. 7)

Das Conflict Studies Research Center (CSRC) zählt die Karabulaken (hier als Ershtkhoy oder Orstkhoy [dt. Orstchoi] bezeichnet) zwar auch zu den Tschetschenen, klassifiziert sie jedoch nicht als einen der tschetschenischen Sippen, sondern weist ihnen den Rang eines eigenen tschetschenischen Stammes (tschetschenisch: Tukhum, dt. Tuchum) zu (d.h. eine Ebene über den teips). Der Stamm der Ershtkhoy bzw. Orstkhoy besteht laut CSRC aus den folgenden teips (Sippen): Galoy [Galay], Gandaloy, Garchoy, Merzhoy, Muzhakhoy, Tsechoy, Alkhoy, Andaloy, Belkharoy (Ingush familiya), Bokoy (Ingush familiya), Bulguchkhoy, Vielkha-Nek’i, Galay, Gandaloy (Ingush familiya), Garchoy, Merzhoy (Ingush familiya), Muzhakhoy (Ingush familiya), Muzhgakhoy, Orgkhoy, Fergkhoy (Ingush familiya), Khevkharay, Khevkhakharoy, Chechoy (Ingush familiya) (CSRC, Juni 2003, S. 39).

Das Siedlungsgebiet der Ershtkhoy bzw. Orstkhoy ist nach Angaben von CSRC Westtschetschenien, im Flusstal des Nizhniy Martan (River Fortanga [Grenzfluss zwischen Tschetschenien und Inguschetien) (CSRC, Juni 2003, S. 39).

In den ACCORD derzeit zur Verfügung stehenden Materialien konnten keine weiteren Informationen zu den Karabulaken gefunden werden.

Diese Informationen beruhen auf einer zeitlich begrenzten Recherche in öffentlich zugänglichen Dokumenten, die ACCORD derzeit zur Verfügung stehen. Die Antwort stellt keine abschließende Meinung zur Glaubwürdigkeit eines bestimmten Asylansuchens dar.

Quellen: