Anfragebeantwortung zu Pakistan: Informationen zu Laskhar-e-Jhangvi (alternative Schreibweisen/Bezeichnungen: Lashkar-e-Jhanghwi, Lashkar I Jhangvi; Lashkar-i-Jhangvi, Jhangvi Army, Army of Jhangvi; Lashkar-e-Jhangvi al-Alami) [a-9812-1]

18. August 2016

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Im Mai 2016 veröffentlichte die International Crisis Group (ICG), eine unabhängige, nicht profitorientierte Nichtregierungsorganisation, eine Analyse zu dschihadistischen Aktivitäten im südlichen Punjab, die auch eine Beschreibung der Laskhar-e-Jhangvi (LeJ) enthält. Die LeJ sei 1996 von der ersten großen radikal-antischiitischen Deobandi-Gruppierung Sipah-e-Sahaba Pakistan (SSP) als eigene Fraktion gegründet worden und zur Anstiftung zu bzw. Anwendung von Gewalt gegen Schiiten eingesetzt worden. Die im südlichen Punjab ansässige LeJ habe hunderte von Anschlägen verübt und sei von wohlhabenden Spendern in städtischen/industriellen Zentren im ganzen Land sowie aus dem Nahen Osten, darunter aus Saudi Arabien und anderen Golfstaaten, finanziert worden. Die zweite Regierung von Nawaz Sharifs Pakistan Muslim League-Nawaz (PML-N) von 1997 bis 1999 sei brutal gegen die LeJ vorgegangen, woraufhin sich die Aktivitäten der LeJ verringert hätten und ihre Führung sich in das von den Taliban kontrollierte Afghanistan zurückgezogen habe.

Unter General Pervez Musharrafs Militärregime sei die LeJ 2002 wieder zurückgekehrt und habe einen Autobombenanschlag auf das Sheraton-Hotel in Karachi verübt. Im selben Jahr sei die LeJ Berichten zufolge auch an der Entführung eines Korrespondenten des Wall Street Journal, der von al-Qaeda festgehalten und enthauptet worden sei, beteiligt gewesen. Diese beiden Vorfälle, die internationale Ziele beinhalteten, hätten die Verbindungen zu Al-Qaeda gefestigt und würden eine Erweiterung der LeJ von einer anti-schiitischen zu einer anti-westlichen Agenda aufzeigen.

Während die LeJ weiterhin auf konfessionelle Gegner und religiöse Minderheiten, insbesondere Christen, abziele, sei sie auch zu einer „Drehscheibe der Abstimmung“ („lynchpin of the alignment“) zwischen der al-Qaeda, den Pakistanischen Taliban und lokalen religiös motivierten Gruppen geworden.

Die Kernmitgliedschaft der LeJ liege laut ICG bei zwischen 500 und 1.000 Mitgliedern, und ihren Tätigkeiten würde die LeJ in kleinen Gruppen nachgehen, manchmal mit nur zwei bis drei vertrauten Mitgliedern. Die LeJ verfüge darüber hinaus über ein großes Netz an Sympathisanten aus dem Umfeld der Moscheen und Medressen, die nicht in diesen Zahlen einberechnet seien.

Nachdem die LeJ über den südlichen Punjab hinaus bis nach Belutschistan, die Stammesgebiete unter Bundesverwaltung (FATA) und im kleineren Rahmen auch nach Afghanistan expandiert sei, wurde die vormals zentralistische Struktur aufgeweicht und den einzelnen Kommandeuren und Fraktionen viel mehr Autonomie zugesprochen, um flexibler planen zu können und sich dem Gesetzesvollzug zu entziehen.

Die Führung der LeJ stehe laut der Polizei unter anhaltendem Druck und es herrsche Verwirrung. Der LeJ-Führer Malik Ishaq sei in einer außergerichtlichen Auseinandersetzung mit der Polizei im Juli 2015 getötet worden, bis zur Veröffentlichung des Berichts sei noch kein Nachfolger bestimmt worden. Die Gruppe verfüge trotzdem über ein weitreichendes Netzwerk von Medressen, das weiterhin eine stetige Quelle der Finanzierung sowie von Rekruten und Sympathisanten darstelle. Das gezielte Vorgehen gegen Zeugen, Polizei, Staatsanwälte, Richter und andere Beamte würde Bemühungen, gerichtlich gegen die LeJ vorzugehen, untergraben. Ein Symbol dafür sei die Unfähigkeit der Behörden, den LeJ-Führer Malik Ishaq, der in mehr als vierzig Mordfällen angeklagt gewesen sei, wegen Mordes zu verurteilen, was im Juni 2011 zu seiner Freilassung geführt habe.

Die LeJ sei vorrangig für die Tötung zahlreicher Schiiten in von religiös motivierter Gewalt geprägten Gebieten („sectarian hotbeds“) wie Jhang, Karachi und Khyber Pakhtunkhwa (KPK), besonders in den Bezirken Dera Ismail Khan, Hangu, und Kohat verantwortlich. Sie sei auch in Belutschistan, Gilgit-Baltistan und FATA aktiv. In FATA gebe es in den Orakzai und Kurram Agencies, in denen viele schiitischen Gemeinden ansässig seien, operative Basislager mit Kommandeuren und einfachen Soldaten aus dem südlichen Punjab sowie ortsansässigen Rekruten. Aufgrund eines Bombenanschlags auf eine schiitische Moschee im Shikarpur district im Jänner 2015, bei dem 60 Personen ums Leben gekommen seien, wird davon ausgegangen, dass die LeJ ihre Präsenz auch im nördlichen Sindh erweitert habe:

„To provide plausible deniability and enable its own participation in electoral politics in southern Punjab, Pakistan’s first major radical anti-Shia Deobandi group, Sipahe- Sahaba Pakistan (SSP), created a separate faction in 1996, Laskhar-e-Jhangvi, which was used to provoke and conduct anti-Shia violence. Carrying out hundreds of attacks on Shias, the southern Punjab-based LeJ was funded by wealthy donors from urban/industrial centres countrywide, as well as from the Middle East, including Saudi Arabia and other Gulf countries. Brutally suppressed by Nawaz Sharif’s second Pakistan Muslim League-Nawaz (PML-N) government (1997-1999), its activities subsided, and its leadership took refuge in Taliban-controlled Afghanistan.

LeJ marked its re-emergence under General Pervez Musharraf’s military regime with the May 2002 car bomb outside Karachi’s Sheraton Hotel that killed fourteen, including eleven French engineers. It was also reportedly involved in the January 2002 abduction of Wall Street Journal correspondent Daniel Pearl, who was held and beheaded by al-Qaeda operatives. Both incidents, involving international targets, reflected the expansion of LeJ’s anti-Shia agenda to an anti-Western one and the consolidation of its ties to al-Qaeda. While continuing to focus on targeting rival sects and religious minorities, particularly Christians, it became ‘the lynchpin of the alignment between al-Qaeda, the Pakistani Taliban, and local sectarian groups’.

LeJ’s modest core membership is anywhere between 500 and 1,000, and its operations are conducted by small groups, at times as few as two to three explicitly trusted members. These figures, however, exclude a large network of sympathisers, sustained by the mosque and madrasa sector, who both facilitate such attacks by providing on-the-ground intelligence and perpetuate sectarian divisions and anti-state sentiment. As LeJ has evolved and expanded beyond southern Punjab, including to Balochistan, FATA and, albeit to a lesser extent, Afghanistan, its formerly centralised structure has afforded far more autonomy to local commanders and factions, both in the interests of flexibility in planning and conducting attacks and to evade law-enforcement.

Since LeJ chief Malik Ishaq, who has yet to be replaced, was killed in a July 2015 extrajudicial police ‘encounter’, police officials claim that the leadership is under sustained pressure and in disarray. Yet, the group’s extensive madrasa network continues to ensure a steady source of financing, recruits and sympathisers. Moreover, the ability to target witnesses, police, prosecutors, judges and other officials undermines efforts to bring its perpetrators to justice, symbolised by the failure to prosecute Malik Ishaq on more than 40 murder cases, which resulted in his June 2011 release from detention.

LeJ is primarily responsible for mass killings of Shias in sectarian hotbeds such as Jhang, Karachi and KPK, in particular Dera Ismail Khan, Hangu, and Kohat districts. It is also active in Balochistan, Gilgit-Baltistan and FATA. In the latter’s Orakzai and Kurram agencies, which also have large Shia communities, it maintains operational bases, with commanders and foot soldiers from southern Punjab, as well as local recruits. The January 2015 bombing of a Shia mosque in Shikarpur district, killing 60, showed it has expanded its presence in northern Sindh.” (ICG, 30. Mai 2016, S. 3-5)

Das US-Außenministerium (US Department of State, USDOS) schreibt in seinem im Juni 2016 erschienen Terrorismusbericht, dass die Lashkar-e- Jhangvi (im Zitat als Lashkar I Jhangvi/LJ bezeichnet, weitere Bezeichnungen: Army of Jhangvi; Lashkar e Jhangvi; Lashkar-i-Jhangvi) am 30. Jänner 2003 von den USA als Terrororganisation eingestuft worden sei und als terroristischer Arm der sunnitisch-deobandischen Gruppe Sipah-i-Sahaba Pakistan gelte. Die LeJ konzentriere sich vorrangig auf gegen Schiiten gerichtete und andere Anschläge in Pakistan und Afghanistan. Sie sei von der pakistanischen Regierung im August 2001 verboten worden. Viele Mitglieder seien daraufhin nach Afghanistan zu den Taliban, mit denen sie bereits verbunden waren, geflohen. Nach dem Fall der Taliban-Regierung in Afghanistan hätten Mitglieder der LeJ aktiv andere Terrororganisationen unterstützt. Die LeJ arbeite eng mit der Tehrik-e-Taliban Pakistan zusammen.

Die LeJ habe sich auf bewaffnete Überfälle und Bombenanschläge spezialisiert und habe die Verantwortung für viele Tötungen an schiitischen Führungspersönlichkeiten übernommen. Im Jänner 1999 habe die LeJ versucht, den damaligen Premierminister Nawaz Sharif und seinen Bruder Shahbaz Sharif, Ministerpräsident der Provinz Punjab, zu töten. Im Jänner 2014 habe sich die LeJ zu einem Bombenanschlag auf einen Bus, in dem schiitische Pilger gereist seien, mit mindestens 24 Toten und 40 Verwundeten bekannt. Im Juli 2015 sei der LeJ-Führer Malik Ishaq bei einer Schießerei mit der Polizei in Punjab getötet worden. Ishaq sei zuvor bereits wegen Verdacht auf Beteiligung an religiös motivierten Tötungen festgenommen worden.

Die LeJ habe sich auch zu einem Selbstmordattentat auf einen Markt in der vorwiegend schiitischen Stadt Parachinar bekannt, bei dem mindestens 23 Personen getötet und 50 weitere verletzt worden seien.

Laut dem USDOS verfüge die LeJ über wenige hundert Mitglieder und sei hauptsächlich in Pakistan in der Provinz Punjab, in den Stammesgebieten unter Bundesverwaltung (FATA), in Karachi und in Belutschistan vertreten.

Die LeJ finanziere sich durch kriminelle Aktivitäten, darunter Erpressungen, sowie über wohlhabende Spender in Pakistan und im Nahen Osten, insbesondere in Saudi-Arabien:

„Lashkar I Jhangvi

aka Army of Jhangvi; Lashkar e Jhangvi; Lashkar-i-Jhangvi

Description: Designated as a Foreign Terrorist Organization on January 30, 2003, Lashkar I Jhangvi (LJ) is the terrorist offshoot of the Sunni Deobandi sectarian group Sipah-i-Sahaba Pakistan. LJ focuses primarily on anti-Shia attacks and other attacks in Pakistan and Afghanistan. It was banned by the Government of Pakistan in August 2001 as part of an effort to rein in sectarian violence. Many of its members then sought refuge in Afghanistan with the Taliban, with whom they had existing ties. After the collapse of the Taliban government in Afghanistan, LJ members became active in aiding other terrorists; they provided safe houses, false identities, and protection in Pakistani cities, including Karachi, Peshawar, and Rawalpindi. LJ works closely with the Tehrik-e Taliban Pakistan.

Activities: LJ specializes in armed attacks and bombings and has admitted to numerous killings of Shia religious and community leaders in Pakistan. In January 1999, the group attempted to assassinate Prime Minister Nawaz Sharif and his brother Shahbaz Sharif, Chief Minister of Punjab Province. […] In January 2014, at least 24 people were killed and 40 others wounded in a bombing that targeted a bus carrying Shia pilgrims. LJ claimed responsibility for the attack. In July 2015, LJ leader Malik Ishaq was killed in a shootout with police in Punjab, Pakistan. Ishaq had been arrested on suspicion of involvement in sectarian killings. LJ also claimed responsibility for a December 2015 suicide bombing targeting a market in the predominantly Shia town of Parachinar, Pakistan; at least 23 people were killed and 50 others wounded.

In January 2014, at least 24 people were killed and 40 others wounded in a bombing that targeted a bus carrying Shia pilgrims. LJ claimed responsibility for the attack. In July 2015, LJ leader Malik Ishaq was killed in a shootout with police in Punjab, Pakistan. Ishaq had been arrested on suspicion of involvement in sectarian killings. LJ also claimed responsibility for a December 2015 suicide bombing targeting a market in the predominantly Shia town of Parachinar, Pakistan; at least 23 people were killed and 50 others wounded.

Strength: Membership is assessed in the low hundreds.

Location/Area of Operation: Primarily in Pakistan’s Punjab province, the Federally Administered Tribal Areas, Karachi, and Baluchistan.

Funding and External Aid: Funding comes from wealthy donors in Pakistan, as well as the Middle East, particularly Saudi Arabia. The group engages in criminal activity to fund its activities, including extortion.” (USDOS, 2. Juni 2016)

Die australische Regierung veröffentlicht auf ihrer Webseite zur nationalen Sicherheit (ohne Datum) eine Beschreibung der Gruppierung Lashkar-e-Jhangvi (LeJ, auch bekannt unter den Bezeichnungen Army of Jhangvi, Jhangvi Army, Lashkar-e-Jhangvi al-Alami, Lashkar I Jhangvi and Lashkar-i-Jhangvi) und beschreibt ebenfalls, dass sich die LeJ über kriminelle Aktivitäten finanziere. Dazu würden Schutzgelderpressungen und Erpressung zählen. Weiters finanziere sich die Organisation über wohlhabende Gönner aus Pakistan und im ganzen Nahen Osten, vor allem in Saudi-Arabien.

Die Mitgliedschaft der LeJ werde auf wenige hundert geschätzt und Mitglieder würden in kleinen Zellen, bestehend aus ca. fünf bis acht Personen, operieren.

Die Aktivitäten der LeJ seien verstärkt durch die Pakistanische Regierung beobachtet worden, was zur Verhaftung eines wichtigen Führers und hunderten von Aktivisten geführt habe. Die Gruppe sei allerdings resilient und stelle nach wie vor eine erhebliche Gefahr für schiitische und andere Minderheiten in Pakistan dar:

„Lashkar-e -Jhangvi (Also known as: Army of Jhangvi, Jhangvi Army, Lashkar-e-Jhangvi al-Alami, Lashkar I Jhangvi and Lashkar-i-Jhangvi.) […]

LeJ membership is estimated to be in the low hundreds and members typically operate in small cells—usually ranging from five to eight personnel. LeJ activities have come under increased scrutiny by Pakistani authorities, resulting in the arrest of key leaders and hundreds of activists. However, the group is resilient and remains a significant threat to Shia and other minorities in Pakistan. […]

Most of LeJ's funding is derived from wealthy donors in Pakistan and across the Middle East, particularly Saudi Arabia. Additional funding is attained through criminal activities, such as protection rackets and extortion.” (Australian National Security, ohne Datum)

Das vom Institut für Konfliktmanagement, einer in Neu-Delhi ansässigen Non-Profit-NGO, betriebene South Asia Terrorism Portal (SATP) berichtet in einer undatierten Beschreibung der Lashkar-e-Jhangvi (LeJ), dass die LeJ Medienberichten zufolge eine Mischung aus locker koordinierten Untergruppen („sub-units“) in unterschiedlichen Teilen Pakistans sei. Besonders vertreten sei LeJ in den Distrikten Punjabs, wo die Untergruppen, von autonomen Anführern geführt würden. Der Erfolg vieler Terroranschläge sei diesem multizellulären Aufbau geschuldet, bei dem die Organisation in kleine Gruppen, die nicht im ständigen Kontakt miteinander stehen würden, geteilt wird.

Die LeJ sei stark mit den Taliban vernetzt. Berichten zufolge würde die LeJ finanzielle Unterstützung von Saudi-Arabien erhalten und ein erheblicher Teil der Finanzierung stamme laut Berichten auch von wohlhabenden Unterstützern aus Karachi:

„Media reports indicate that the LeJ is an amalgam of loosely co-ordinated sub-units in various parts of Pakistan, particularly in the districts of Punjab with autonomous chiefs for each sub-unit. […] The success of most of its terrorist operations is attributed to its multi-cellular structure, whereby the outfit is divided into small groups that are not in constant contact with each other. […]

The SSP and LeJ have very close links with the Taliban militia. They assisted the Taliban in every way they can both in Afghanistan and within Pakistan. They have fought alongside the Taliban militia in Afghanistan against the Northern Alliance. Besides, all three groups are closely linked in their fight against the Shias, be it in Afghanistan or in Pakistan. LeJ and SSP cadres reportedly played an active part in the massacres of Shias by the erstwhile Taliban regime in Afghanistan. […]

Reports hold that the LeJ has been securing financial assistance from Saudi Arabia. Evidence of private Arab funding was disclosed with the arrest of several LeJ cadres responsible for the May 1997 killing of Ashraf Marth, a senior Police officer who had arrested the killers of Agha Mohammed Ali Rahimi, the Iranian Cultural Attaché in Multan. A substantial portion of LeJ’s funding is reportedly derived from wealthy benefactors in Karachi, Pakistan.” (SATP, ohne Datum)

Die Jamestown Foundation (JF), eine unabhängige, unparteiische und gemeinnützige Organisation, beschreibt in einem Bericht über die LeJ in Belutschistan vom Juli 2016 ebenfalls die absichtlich dezentral ausgerichtete Struktur der LeJ. Die LeJ sei in Zellen, die in unterschiedlichen Teilen Pakistans operieren würden, aufgeteilt.

Die LeJ sei mit der al-Qaeda und den afghanischen Taliban vernetzt:

After Pakistan joined the US ‘war on terror,’ the LeJ deliberately decentralized its structure. It divided into cells operating in different parts of Pakistan, including Baluchistan where a number of ethnic Baluch LeJ commanders came to prominence by carrying out successful attacks.[…]

LeJ’s links to al-Qaeda and the Afghan Taliban meant that, in the wake of the US invasion of Afghanistan, much of its energy was diverted to events there.” (JF, 22. Juli 2016)

Die pakistanische Zeitung Dawn beschreibt in einem Artikel vom November 2014 die LeJ als eine der „großen vier“ („the big four“) Terrororganisationen neben Al Qaeda (AQ), Tehreek-i-Taliban Pakistan und der Islamic Movement of Uzbekistan (IMU). Es sei schwierig klar unter diesen Gruppen zu unterscheiden, da sie stark miteinander verbunden seien und kooperieren würden. Aus operativen Gründen und aufgrund von Propaganda würde zum Beispiel ein gegen Schiiten gerichteter Anschlag der Tehreek-i-Taliban Pakistan (TTP) von der Lashkar-i-Jhangvi (LJ) vereinnahmt werden.

Dawn beschreibt die LJ ebenfalls als einen Ableger der Sipah-i-Sahaba Pakistan (SSP). Dessen Gründer, Riaz Basra, Akram Lahori und Malik Ishaq, seien der Ansicht gewesen, dass sich die SSP von ihren ursprünglichen Idealen entfremde. Das größte Ziel der LJ seien Schiiten, gegen die sie mit Tötungen und Anschlägen vorgehen würden. Die LJ habe tausende von Menschen, darunter auch Frauen und Kinder, getötet. LeJ-Führer würden angeben, dass ihr Ziel darin bestehe, Pakistan in einen sunnitisch-islamischen Staat umzuwandeln:

 

„The big four

It is difficult to draw hard lines around these groups, as there is a great deal of cooperation and inter-linkage. Sometimes, for operational and propaganda reasons, a Tehreek-i-Taliban Pakistan (TTP) attack on Shias will be claimed by the Lashkar-i-Jhangvi (LJ) and so on. […]

Lashkar-i-Jhangvi

An offshoot of the Sipah-i-Sahaba Pakistan (SSP), the virulently sectarian LJ was formed in 1996. Its founders Riaz Basra, Akram Lahori and Malik Ishaq had differences with the SSP and believed that the parent organisation had drifted from its original ideals. LJ’s primary targets are Shia Muslims and it has indiscriminately targeted them through both assassination and mass casualty attacks. The LJ has killed thousands of people, including many women and children. Its largest attacks to date have been against the Shia Hazaras of Quetta. LJ leaders say their aim is to turn Pakistan into a Sunni Islamic state and consider it a ‘priority’ to target Shia Muslims. The group also seeks to establish stronger ties with anti-Iran groups operating in the region” (Dawn, 4. November 2014)

Das in Islamabad ansässige Pak Institute for Peace Studies (PIPS), eine unabhängige, gemeinnützige Denkfabrik, schreibt in seinem Jahresbericht von 2016 (Beobachtungszeitraum 2015), dass Lashkar-e-Jhangvi (LeJ) im Jahr 2015 in 33 terroristische Anschlägen involviert gewesen sei, die sich auf Belutschistan und Karachi konzentrierten. Nach der Tötung ihrer Führung im Juli 2015 im Distrikt Muzaffargarh in Punjab sei die religiös motivierte Gewalt in der zweiten Jahreshälfte zurückgegangen:

Lashkar-e-Jhangvi (LeJ) was found involved in 33 terrorist attacks across the country in 2015; these attacks were concentrated in Balochistan and Karachi. However, after the killing of LeJ leadership, including its head Malik Ishaq and Ghulam Rasool Shah in an encounter with Counter Terrorism Department of Punjab on July 28 in Muzaffargarh district, there was a reduction in sectarian-related terrorist attacks during the last two quarters of the year.” (PIPS, 5. Jänner 2016, S. 11-12)

 

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Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 18. August 2016)

·      Australian National Security: Lashkar-e Jhangvi, ohne Datum
https://www.nationalsecurity.gov.au/Listedterroristorganisations/Pages/Lashkar-e-Jhangvi.aspx

·      Dawn: Those who kill: Profiles of Pakistan's terror outfits, 4. November 2014
http://www.dawn.com/news/1142198

·      ICG - International Crisis Group: Pakistan’s Jihadist Heartland: Southern Punjab, 30. Mai 2016 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/1002_1464623816_279-pakistan-s-jihadist-heartland-southern-punjab.pdf

·      JF - Jamestown Foundation: Pakistan’s LeJ Baluchistan Operations Ready for Resurgence, Terrorism Monitor Volume: 14 Issue: 15, 22. Juli 2016
http://www.jamestown.org/programs/tm/single/?tx_ttnews%5Btt_news%5D=45664&tx_ttnews%5BbackPid%5D=26&cHash=f25e7ca8b3a4d5d36a8646ff49c4ddd8#.V6ME6UrmTVh

·      SATP - South Asia Terrorism Portal: Lashkar-e-Jhangvi (LeJ), ohne Datum
http://www.satp.org/satporgtp/countries/pakistan/terroristoutfits/lej.htm

·      PIPS - Pak Institute for Peace Studies: Pakistan Security Report 2015, 5. Jänner 2016
http://pakpips.com/downloads/282.pdf

·      USDOS - US Department of State: Country Report on Terrorism 2015 - Chapter 6 - Lashkar I Jhangvi, 2. Juni 2016 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/local_link/324933/451086_en.html