Anfragebeantwortung zu Afghanistan: Rückkehrmöglichkeit in den Distrikt Ghorband, Provinz Parwan (Sicherheitslage, Zugänglichkeit, wirtschaftliche Überlebensfähigkeit eines jungen Mannes) [a-8881]

1. Oktober 2014

Das vorliegende Dokument beruht auf einer zeitlich begrenzten Recherche in öffentlich zugänglichen Dokumenten, die ACCORD derzeit zur Verfügung stehen, und wurde in Übereinstimmung mit den Standards von ACCORD und den Common EU Guidelines for processing Country of Origin Information (COI) erstellt.

Diese Antwort stellt keine Meinung zum Inhalt eines Ansuchens um Asyl oder anderen internationalen Schutz dar. Alle Übersetzungen stellen Arbeitsübersetzungen dar, für die keine Gewähr übernommen werden kann.

Wir empfehlen, die verwendeten Materialien im Original durchzusehen. Originaldokumente, die nicht kostenfrei oder online abrufbar sind, können bei ACCORD eingesehen oder angefordert werden.

 

Das norwegische Herkunftsländerinformationszentrum Landinfo erwähnt in einem im September 2011 veröffentlichten Bericht, dass der Distrikt Ghorband auch Siyagerd genannt werde (Landinfo, 20. September 2011, S. 9, Fußnote 1). Die Unabhängige Wahlkommission Afghanistans (Independent Election Commission of Afghanistan, IEC) bezeichnet den Distrikt auf ihrer Website als Syahgirdi Ghorband (IEC, ohne Datum). Bei der Recherche wurden deshalb auch Informationen zum Distrikt Siyagerd (auch: Siah Gerd, Syagard, Seya Gerd, Seagard, Sia Gird, Syah Gardah, Siagird) berücksichtigt.

1) Sicherheitslage

Der afghanische Nachrichtensender TOLO News berichtet in einem Artikel vom August 2014, dass die illegale Verteilung von Waffen an Bewohner der Provinz Parwan zu einem Anstieg der Zahl der Morde und Raubüberfälle in der Region geführt habe. Provinzgouverneur Basir Salangi habe den Anstieg der Zahl illegal bewaffneter Männer in Teilen der Provinz bestätigt und mitgeteilt, dass eine Operation durchgeführt werden würde, um die Waffen zu beschlagnahmen und die für die jüngste Verschlechterung der Sicherheitslage Verantwortlichen zu verhaften. Obwohl die Provinz als eine der sichersten des Landes angesehen worden sei, hätten Vorkommnisse in der letzten Zeit zu einer Verschlechterung der Sicherheitslage beigetragen. Laut TOLO News würden BewohnerInnen davon ausgehen, dass die illegalen bewaffneten Gruppen von hochrangigen BeamtInnen und einflussreichen Personen unterstützt würden. Wie der Artikel gegen Ende anführt, sei die Provinz Parwan aufgrund der Zunahme der Aktivitäten regierungsfeindlicher bewaffneter Kräfte in den Distrikten Kohi Safi, Siyagerd und Shinwari mit neuen Herausforderungen konfrontiert:

Illegal distribution of weapons to the residents of Northern Parwan province has caused an increase in the number of murders and robberies in the region. Provincial Governor Basir Salangi confirmed the increase in the number of illegal armed men in parts of the province, saying that an operation will be launched on Saturday to collect the weapons and arrest those responsible for the recent insecurities. Even though the province has been considered as one of the safest in the country, recent events have contributed to the escalating insecurities. The residents complain about the illegal armed groups in the province, explaining that the number of murders and robberies has increased since the runoff elections. […] Residents believe that high-ranking officials and powerful figures support the illicit armed circles. […] With a population of 700,000, Parwan is facing new challenges with the increase in the activities of anti-government armed forces in Kohi Safi, Siah Gerd and Shinwari districts.” (TOLO News, 6. August 2014)

Das afghanische Medienunternehmen The Killid Group (TKG) schreibt in einem Artikel vom August 2014, dass der Gouverneur der Provinz Parwan ehemalige Dschihad-Kommandanten für die schlechte Sicherheitslage in der Provinz verantwortlich gemacht habe. Im Gespräch mit TKG hätten die Beschuldigten die Vorwürfe von sich gewiesen und dem Gouverneur vorgeworfen, einen Sündenbock zu suchen. Wie der Artikel anführt, seien in den letzten Monaten fast 160 Personen von bewaffneten Gruppen getötet worden.

Einer der Beschuldigten, ein Kommandant einer Brigade an der Grenze im Osten, habe angegeben, dass er und seine Brigade fast täglich in Schießereien mit Aufständischen verwickelt seien und dass er deshalb überhaupt keine Zeit habe, Probleme in Parwan zu verursachen. Dem Kommandanten zufolge solle der Provinzgouverneur gegen die Unruhen im Distrikt Ghorband vorgehen. Obwohl es dort zu Fällen von Plünderungen komme, bleibe der Gouverneur tatenlos:

„Parwan insecurity

Governor Abdul Basir Salangi has accused former Jihadi commanders for the poor security situation. At a press conference he identified them by name, and said he has documents to prove their involvement.

Killid decided to track down and interview the accused but not everyone could be found. Those we spoke to reject the allegations, and said the governor was trying to find a scapegoat. Armed groups have killed nearly 160 people in Parwan in recent months.

One of the accused, General Fazludin Ayara, the commander of a brigade on the eastern border, said nearly daily skirmishes with militants kept him busy, and he had no time to create problems in Parwan. ‘If the authorities in Parwan are accusing us they should provide evidence. Where is the proof that we gave weapons?’ he asked. According to General Ayara, the Parwan governor should quell unrest in Ghorband district. ‘There is looting and Salangi is resting,’ he says rhetorically.” (TKG, 17. August 2014)

Die afghanische Nachrichtenagentur Pajhwok Afghan News (PAN) schreibt in einem Artikel vom April 2014, dass laut Angaben eines Beamten seit einem Jahr illegale Bergbauaktivitäten im Chilan-Tal am Rande des Distrikts Ghorband, Provinz Parwan, getätigt würden. Laut BewohnerInnen gebe es in verschiedenen Teilen des Distrikts illegalen Bergbau und anschließenden Schmuggel. Wie BewohnerInnen des Chilan-Tals mitgeteilt hätten, hätten bewaffnete Gruppen die volle Kontrolle über die Orte, an denen sich die Bodenschätze befinden würden. Ihre Präsenz habe den Weg für die illegalen Bergbau- und schmuggelaktivitäten bereitet. Auch der Verwaltungschef des Distrikts Siyagerd habe angegeben, dass das Chilan-Tal nicht unter der Kontrolle der Regierung stehe und BeamtInnen sich nicht in die Gegend begeben könnten. Eine andere Bergbaustätte im Wazgard-Tal sei vor illegalen Aktivitäten geschützt, da das Gebiet von der Regierung kontrolliert werde. Aufgrund einer nur geringen Zahl an PolizistInnen sei es der Distriktverwaltung nicht möglich, ihre Autorität in allen Gebieten durchzusetzen. So verfüge Chilan über keinen einzigen Polizei-Kontrollposten. Ein Parlamentsmitglied aus Parwan habe allerdings bestritten, dass die Regierung keine Kontrolle über das Chilan-Tal habe und angegeben, dass die Regierung in dem Tal präsent sei und dort die Kontrolle ausübe:

Illegal and non-professional excavation of a mine site, without the knowledge of what kinds of reserves the mine contain, in the Chilan valley on the outskirts of Gorband district in central Parwan province, has been underway for the last one year, an official said. […] However, residents of Syagard district said illegal mining and its subsequent smuggling continued in different areas of Ghorband district. Residents of Chilan valley said armed groups had active presence with their complete control of the sites of natural reservoirs. The presence of armed groups paved way for illegal digging and smuggling of natural reserves. […] However, administrative chief of Syagard district said Chilan valley was not in government control, saying that officials could not visit the area. Another mine in the Wazgard Valley has been protected from unauthorized excavation because the government has firm control in the area. Mohammad Saeed Sadiqqui said due to small number of police force, the district administration could not establish its writ in the entire areas. Chilan has not even a single police check post, he added. However, Saddiq Ahmad Usmani, Wolesi Jirga member from Parwan, rejected claims of Syagard district administrative chief that government had no control over Chilan valley. He insisted the government had firm control and presence in the valley.” (PAN, 24. April 2014)

Die afghanische Online-Zeitung Khaama Press (KP) schreibt in einem Artikel vom August 2014, dass mindestens drei Polizisten bei einem Luftangriff der Koalitionstruppen in der Provinz Parwan getötet worden seien. Angaben lokaler RegierungsbeamtInnen zufolge habe sich der Vorfall im Distrikt Ghorband ereignet. Wie ein Sprecher des Provinzgouverneurs mitgeteilt habe, hätten die Koalitionstruppen Angehörige der afghanischen Lokalpolizei irrtümlicherweise für Aufständische gehalten und ihren Kontrollposten angegriffen:

„At least three policemen were killed following an airstrike by NATO-led coalition forces in northern Parwan province of Afghanistan. Local government officials, said the incident took place on Friday in Ghorband district of Parwan province. Provincial governor spokesman, Wahid Sediqi, said a check post of the Afghan Local Police (ALP) forces was targeted in airstrike in Ghorband, leaving three policemen dead and another one injured. Sediqi further added that the coalition forces had visited the area to provide medical support to the local residents when the incident took place. He said the coalition forces had mistaken the ALP service members for militants and targeted their check post.” (KP, 16. August 2014)

Auf der Website des Defense Video & Imagery Distribution System (DVIDS), einem von der dritten US-Armee, einem Großverband des US-amerikanischen Militärs, betriebenen Service zur Bereitstellung von Informationen in Zusammenhang mit den US-Streitkräften, findet sich ein Artikel vom Jänner 2014, in dem erwähnt wird, dass bei einer geplanten, von afghanischen Sicherheitskräften geführten Operation zur Bekämpfung aufständischer Aktivitäten im Distrikt Ghorband, Provinz Parwan, ZivilistInnen getötet worden seien. Die Operation habe in einem Gebiet mit hoher Bedrohung („high threat area“) und Aktivitäten von Taliban-Kämpfern stattgefunden. Die Aufständischen in diesem Gebiet könnten sich frei bewegen, was ihnen ermögliche, die lokale Bevölkerung zu schikanieren und zu bedrohen und Angriffe durchzuführen.

Wie der Artikel erläutert, seien afghanische Sicherheitskräfte gemeinsam mit Angehörigen der Koalitionstruppen bei ihrem Vordringen in den Distrikt Ghorband unter schweren Beschuss geraten. Dabei sei ein Angehöriger der Internationalen Sicherheitsunterstützungstruppe (ISAF) getötet worden. Bei dem anschließend zur Unterstützung angeforderten Luftangriff seien anfänglichen Berichten zufolge mindestens 10 Aufständische sowie zwei ZivilistInnen getötet worden. Die ZivilistInnen hätten sich in einem Gebäude befunden, in dem sich Aufständische verschanzt hätten:

„International Security Assistance Force regrets that civilians were killed Jan. 15 during a deliberately-planned, Afghan-led clearing operation to disrupt insurgent activity in Ghorband district, Parwan province. […]

The operation was conducted in a high threat area with Taliban activity, some linked to the Haqqani network. The insurgents in this area enjoy freedom of movement allowing them to harass and threaten the local population as well as stage and facilitate attacks.

While moving through Ghorband district, ANSF [Afghan National Security Forces] commandos and their coalition advisers came under heavy fire from insurgents, resulting in the death of one ISAF [International Security Assistance Force] service member. The force required defensive air support to suppress the enemy fire from two compounds. According to initial operational reports, at least 10 insurgents were killed. Tragically, two civilians inside a building from which insurgents were firing on the commandos were killed.” (DVIDS, 15. Jänner 2014)

Über den Vorfall berichtet unter anderem auch ein im Jänner 2014 veröffentlichter Artikel der US-amerikanischen Tageszeitung New York Times (NYT). Wie der Artikel weiters anführt, seien der Distrikt Siyagerd und das angrenzende Wazghar-Tal laut Angaben afghanischer Behörden seit einigen Monaten ein Nährboden für aufständische Aktivitäten. Taliban-Kämpfer würden in dem Gebiet oftmals Angriffe auf Angehörige der lokalen Polizei verüben, außerdem werde davon ausgegangen, dass mehrere in der letzten Zeit verübte Angriffe auf die Luftwaffenbasis Bagram von diesem Gebiet ausgegangen seien:

„A coalition airstrike in a province north of Kabul killed at least two Afghan villagers on Wednesday morning, prompting President Hamid Karzai to order an official inquiry and escalating tensions yet again between the allies over civilian deaths. While details of the fighting in the Seya Gerd district of Parwan Province remained sketchy, officials confirmed that a strike had been called in after Afghan and coalition Special Operations advisers took heavy fire during a mission to clear the area. The gunfight, which took place in an insurgent stronghold used to carry out attacks on Bagram Air Base, claimed the life of one coalition soldier, at least 10 Taliban fighters and several civilians, though the exact number was not yet clear, coalition and Afghan officials said. […]

The Seya Gerd district of Parwan, and the neighboring Wazghar Valley, has been a hotbed of the insurgency for the last few months, according to Afghan officials. Taliban fighters frequently attack the local police in the area, and it is believed that several recent attacks on Bagram Air Base were carried out from the area.” (NYT, 15. Jänner 2014)

Fabrizio Froschini vom Afghanistan Analysts Network (AAN), einer unabhängigen, gemeinnützigen Forschungsorganisation mit Hauptsitz in Kabul, die sich mit politischen Themen beschäftigt, berichtet in einem im April 2014 veröffentlichten Artikel über die Sicherheit und sicherheitsrelevante Vorfälle in der Shomali-Ebene, einer Hochebene nördlich von Kabul, während der ersten Runde der afghanischen Präsidentschaftswahlen. Wie Foschini anführt, hätten im Distrikt Siyagerd, Provinz Parwan, länger andauernde Kämpfe stattgefunden. Allerdings gehöre dieser Teil des Ghorband-Tals streng genommen nicht mehr zur Shomali-Region, außerdem verfüge er über eine lange Geschichte von Konflikten und Unsicherheit:

„Prolonged clashes took place in Siyagerd district of Parwan province, but that part of the Ghorband valley does not belong strictly speaking to the Shomali region, and has an already long history of conflict and insecurity.” (Foschini, 7. April 2014, Fußnote 2)

In einem Artikel vom April 2014 bezeichnet die in den USA herausgegebene Tageszeitung Wall Street Journal (WSJ) den Distrikt Ghorband als ein Gebiet, das sich größtenteils unter dem Einfluss der Taliban befinde (WSJ, 5. April 2014).

 

Auf der Website der Unterstützungsmission der Vereinten Nationen in Afghanistan (UN Assistance Mission in Afghanistan, UNAMA) findet sich eine mit 1. Februar 2014 datierte Auswahl von Ausschnitten von Artikeln verschiedener afghanischer Printmedien. In einem Ausschnitt aus der Tageszeitung Arman-e-Milli wird erwähnt, dass der Gouverneur der Provinz Parwan Berichten zufolge einen Geldbetrag in unbekannter Höhe an die Taliban im Distrikt Ghorband verteilt habe. Es werde berichtet, dass der Gouverneur das Geld von einer Nichtregierungsorganisation zum Bau einer Schule in dem Distrikt erhalten habe und er das Geld den Taliban übergegeben habe, damit diese das Projekt durchführten. Der Gouverneur habe erklärt, er habe diese Entscheidung getroffen, da sich lokale BeamtInnen nicht nach Ghorband begeben könnten:

„Arman-e-Milli Daily

Reports say that Parwan Provincial Governor, Abdul Basir Salangi, has distributed an unknown amount of cash to the Taliban in Ghorband district. It is said that Mr. Salangi had received the amount from a non-governmental organization (NGO) to build a school in the district and then he gave the amount to the Taliban to implement the project. Mr. Salangi said that the local officials cannot go to Ghorband, so he made the decision to help children go to school and not remain deprived of education.” (UNAMA, 1. Februar 2014)

Das UNO-Flüchtlingshochkommissariat (UN High Commissioner for Refugees, UNHCR) schreibt in einem monatlichen Update zu konfliktbedingter Vertreibung, dass im Februar 2014 insgesamt 41 Familien (246 Personen) aufgrund von Kämpfen zwischen regierungsfeindlichen Elementen und afghanischen Sicherheitskräften sowie Militäroperationen aus dem Distrikt Ghorband nach Kabul vertrieben worden seien. Berichten zufolge sei es vor der Vertreibung zu Opfern unter den Familien gekommen:

Kabul: 41 families (246 individuals) were displaced from Ghorband district of Parwan province to Kabul in February 2014, due to armed conflicts between AGEs and ANSF as well as the military operations. There were casualties reported amongst these families before displacement.” (UNHCR, Februar 2014)

Bitte berücksichtigen Sie auch die in Teilfrage 2 dieser Anfragebeantwortung enthaltenen Informationen.

2) Zugänglichkeit

In den ACCORD derzeit zur Verfügung stehenden Quellen konnten im Rahmen der zeitlich begrenzten Recherche nur wenige aktuelle Informationen zu dieser Fragestellung gefunden werden. Es wurden deshalb auch Informationen etwas älteren Datums berücksichtigt.

 

Eine Landkarte von Afghanistan ist unter folgendem Link zu finden:

·      UN Cartographic Section: General map of Afghanistan, Juni 2011

http://www.un.org/Depts/Cartographic/map/profile/afghanis.pdf

 

Unter folgendem Link findet sich eine detaillierte Karte der Provinz Parwan sowie der umliegenden Gebiete:

·      UN OCHA - Office for the Coordination of Humanitarian Affairs: Parwan Province – Reference Map, 19. Februar 2014

http://www.humanitarianresponse.info/sites/www.humanitarianresponse.info/files/Parwan_Province_Reference_Map_DD_20140209FEB09_A0.pdf

 

Das US-amerikanische Außenministerium (US Department of State, USDOS) schreibt in seinem Länderbericht zur Menschenrechtslage vom Februar 2014 (Berichtsjahr 2013), dass Taxi-, LKW- und Busfahrer berichtet hätten, dass die Sicherheitskräfte illegale Kontrollpunkte unterhalten und Geld und Güter von Reisenden erpresst hätten. Die größte Bewegungseinschränkung sei in einigen Teilen des Landes die fehlende Sicherheit gewesen. In vielen Gebieten sei das Reisen, insbesondere nachts, aufgrund von Gewalt durch Aufständische, Banditentum, Landminen und unkonventionelle Spreng- und Brandvorrichtungen extrem gefährlich gewesen. Auch bewaffnete Aufständische hätten illegale Kontrollpunkte betrieben und Geld und Güter erpresst:

„Taxi, truck, and bus drivers reported that security forces operated illegal checkpoints and extorted money and goods from travelers. The greatest barrier to movement in some parts of the country was the lack of security. In many areas insurgent violence, banditry, land mines, and IEDs made travel extremely dangerous, especially at night. Armed insurgents also operated illegal checkpoints and extorted money and goods. The Taliban imposed nightly curfews on the local populace in regions where it exercised authority, mostly in the southeast. Social custom limited women’s freedom of movement without male consent or a male chaperone.” (USDOS, 27. Februar 2014, Section 2d)

Die Unterstützungsmission der Vereinten Nationen in Afghanistan (UN Assistance Mission in Afghanistan, UNAMA) schreibt in ihrem Bericht zu zivilen Opfern, Angriffen auf und Schutz von ZivilistInnen in der ersten Hälfte des Jahres 2014, dass sie weiterhin Vorfälle verifiziert habe, bei denen regierungsfeindliche Elemente unkonventionelle Spreng- und Brandvorrichtungen an Orten platziert oder eingesetzt hätten, die offenbar kein direktes spezifisches militärisches Angriffsziel dargestellt hätten. UNAMA habe viele Explosionen von unkonventionellen Spreng- und Brandvorrichtungen auf Märkten, öffentlichen Straßen und an anderen öffentlichen Orten, die von ZivilistInnen besucht würden, dokumentiert. Wie der Bericht weiters anführt, hätten regierungsfeindliche Elemente unkonventionelle Spreng- und Brandvorrichtungen auf Transitrouten, angefangen bei Fußpfaden bis hin zu Autobahnen, platziert. Bei der Explosion dieser Vorrichtungen seien ZivilistInnen, die zu Fuß, auf Fahrrädern, in Bussen, Taxis oder privaten Fahrzeugen unterwegs gewesen seien, getötet oder verletzt worden:

„Regarding the indiscriminate use of IEDs [improvised explosive devices], UNAMA continued to verify instances of Anti-Government Elements planting or using IEDs in locations that appeared not to be directed at a specific military objective, and detonating IEDs in a manner or location where the effects could not be limited in violation of international humanitarian law. UNAMA documented many IED detonations in markets, public roads and other public areas frequented by civilians.” (UNAMA, Juli 2014, S. 12)

Anti-Government Elements placed IEDs, particularly those equipped with a pressureplate trigger, on transit routes ranging from small footpaths to highways that killed and […] injured civilians whether they were on foot, riding bicycles, in buses, taxis or in private cars.” (UNAMA, Juli 2014, S. 12, Fußnote 32)

Der in Doha (Katar) ansässige arabische Nachrichtensender Al Jazeera erwähnt im Jänner 2014, dass der Distrikt Siyagerd sich entlang der Hauptstraße von Kabul nach Bamiyan befinde. Die Route sei als sicher eingeschätzt worden, allerdings sei die Region mit einem zunehmenden Ausmaß an Gewalt konfrontiert:

„Seagard district, about 40km north of Kabul, is on the main road from the capital to Bamiyan. The route was considered safe, but the region has become increasingly violent.” (Al Jazeera, 15. Jänner 2014)

BBC News erwähnt in einem Artikel vom August 2012, dass es zwei Stunden dauere, um von Kabul in das Ghorband-Tal zu gelangen. Das Tal verfüge über eine strategische Bedeutung, da es einen Durchgang zu zentral gelegenen Provinzen, zur Hauptstadt und zur Autobahn von Kabul nach Masar-e Scharif, einer wichtigen Versorgungsroute der NATO, bietet.

Ein im Artikel zitierter Lastwagenfahrer aus Shinwari habe angegeben, dass er glücklich und dankbar sei, dass die 100 Kilometer lange Straße von Ghorband nach Kabul asphaltiert worden sei. Das Tal könne nun ganz Kabul mit Aprikosen, Äpfeln und Mandeln beliefern. Einem Taxifahrer zufolge riskiere man bei der Benutzung der Straße allerdings sein Leben. Es gebe jedoch entlang der Straße keine Sicherheit und bewaffnete Räuber würden Personen, die auf der Straße unterwegs seien, anhalten, schlagen und Geld und Waren stehlen. Darüber hinaus komme es zu Schikanierungen durch Angehörige der lokalen Polizei, die Geld und Nahrungsmittel fordern würden. Ein älter aussehender Händler, der die Lastwagenfahrer mit Äpfeln und Aprikosen versorge, habe angegeben, dass Personen, die auf der Ghorband-Parwan-Straße unterwegs seien, zwischen die Fronten von Taliban und Regierung geraten würden. Die Taliban würden sie verdächtigen, Spione der Regierung zu sein, während die Regierung davon ausgehe, dass es sich bei ihnen um Taliban-Mitglieder handle:

It takes about two hours to reach the Ghorband river valley from the Afghan capital, Kabul. The valley has strategic significance as it offers passage to the central provinces, the capital and the Kabul-Mazaar highway - a key Nato supply route. […]

In the local market, we meet some taxi drivers, who commute daily from Ghorband. ‘We are happy and thankful to the foreigners for asphalting the 100km Ghorband-Kabul road,’ says Haji Ahmad, a truck driver from Shinwari. ‘The valley can now supply the entire city of Kabul with apricots, apples and almonds.’

‘But we do this risking our lives every day,’ another taxi driver says, asking us not to identify him. ‘There is no security on the road. Armed robbers stop us, beat us and snatch our money and goods. Local police are harassing people. They demand money and food.’

An elderly looking trader, who supplies apples and apricots to these truckers, says people travelling on the Ghorband-Parwan road are caught between the Taliban and the government. ‘The Taliban suspects them to be government spies. The government thinks they are Taliban,’ he says. ‘Both sides are harassing them.’” (BBC News, 11. August 2012)

Das Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs, UN OCHA) erwähnt in einem im März 2014 veröffentlichten Kurzbericht zur humanitären Lage in der Provinz Parwan im Jänner 2014, dass die Distrikte Shinwari und Siyagerd wegen der schlechten Sicherheitslage unzugänglich für NGOs und UNO-MitarbeiterInnen seien. Weitere zwei Distrikte (Surkhi Parsa und Shekh Ali), die sich am Rande des Ghorband-Tales befinden würden, seien ebenso unzugänglich, da die Straße, die aus der Provinzhauptstadt in diese beiden Distrikte führe, durch die Distrikte Shinwari und Siyagerd verlaufe. Allerdings könnten MitarbeiterInnen humanitärer Organisationen die Distrikte Surkhi Parsa und Shekh Ali aus Richtung Bamiyan erreichen:

„Due to insecurity, Shinwari and Sia Gird districts are inaccessible for UN and NGOs. […] Another two districts (Surkhi Parsa and Shekh Ali) located at the edge of Ghorbund valley are also inaccessible as the road from provincial capital to these districts goes through Shinwari and Sia Gird districts. However, Surkhi Parsa and Shekh Ali districts are accessible for humanitarian actors from Bamyan axis.” (UN OCHA, 12. März 2014)

In einem Artikel vom Dezember 2013 berichtet Stars and Stripes, eine Nachrichtenwebsite, deren Aufgabe es laut eigenen Angaben ist, die US-Militärgemeinde mit unabhängigen Nachrichten und Informationen zu versorgen, dass die Hauptstraße von Kabul nach Bamiyan im instabilen, in der Provinz Parwan gelegenen Distrikt Ghorband während eines Jahres aufgrund von Angriffen Aufständischer zweitweise gesperrt gewesen sei. In dem Distrikt würden die Taliban Lastwagenfahrer und Reisende gleichermaßen schikanieren und oftmals ungestraft entlang der Straße agieren. Wie der Artikel anführt, seien weite Teile des Distrikts Ghorband mindestens seit Anfang 2012 unter der Kontrolle der Taliban, auch wenn sich die afghanischen Sicherheitskräfte um die Rückeroberung bemüht hätten.

Laut örtlichen Lastwagenfahrern und Geschäftsinhabern hätten Lastwagenfahrer einen eintägigen Umweg auf sich genommen, um Probleme auf der Straße zu vermeiden. Eine andere südlich gelegene Ausweichroute durch die unbeständige Provinz Wardak werde als noch gefährlicher angesehen als die Straße durch Ghorband.

Wie Stars and Stripes berichtet, sei die Straße durch Ghorband zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Artikels geöffnet, allerdings gebe es in dem Gebiet weiterhin Aufständische („militants still ply the area“) und eine Fahrt auf der Straße sei immer noch gefährlich:

„For over a year, the main road from Kabul, the capital, west to Bamiyan has been intermittently closed by insurgent attacks in a volatile district of neighboring Parwan province, where Taliban militants harass truckers and travelers alike and often operate with impunity on the road.

Ghorband district, nestled in a mountain valley in Parwan province, became infamous in July 2012, when video emerged of a 22-year-old woman accused of adultery being shot to death in front of a cheering mob.

Much of the district, not far from NATO’s military hub, Bagram Air Field, has been under the control of the Taliban since at least early 2012, and Afghan security forces have struggled to retake it.

To avoid problems on the road, truckers were taking a tortuous secondary route on rutted mountain roads that added an extra day to what was already a full day’s drive from Kabul, according to local truckers and store owners. Another alternate route that goes through volatile Wardak province to the south is considered even more dangerous than the Ghorband road.

The road is open for now, but militants still ply the area and it continues to be a perilous journey.” (Stars and Stripes, 8. Dezember 2013)

Die französische Tageszeitung Le Figaro schreibt in einem Artikel vom November 2013, dass die durch das Ghorband-Tal verlaufende Route zwischen Kabul und Bamiyan seit fast drei Jahren für AusländerInnen nicht mehr benutzbar sei. Die Taliban hätten im Ghorband-Tal Kontrollposten errichtet, um Reisende zu erpressen und zu entführen. Den „Ungläubigen“ (Kafir) könne es sogar schlimmer ergehen. Mittlerweile reise man mit dem Flugzeug nach Bamiyan, um dort den Ort der Buddha-Statuen zu besichtigen, die im Jahr 2001 von den Taliban zerstört worden seien:

„On découvre avec émotion la superbe vallée du Ghorband, que traverse la route de Bamiyan. Depuis près de trois ans, cet axe majeur reliant Kaboul à la capitale culturelle des Hazaras n'est plus praticable pour les étrangers. Les talibans y ont établi des checkpoints pour racketter, kidnapper les voyageurs à tout-va ou pire pour les kafir, les infidèles. On prend désormais l'avion pour aller découvrir les mythiques bouddhas dynamités par les talibans en 2001.” (Le Figaro, 1. November 2013)

TOLO News berichtet im Oktober 2013, dass das Ghorband-Tal zu einer der am meistumkämpften Fronten im Kampf der afghanischen Sicherheitskräfte gegen die Taliban geworden sei, seit Aufständische drei Tage zuvor die in das Gebiet führenden Straßen blockiert hätten. Laut SicherheitsbeamtInnen hätten die Taliban die Straßen nach Ghorband ursprünglich gesperrt, um die afghanische Lokalpolizei daran zu hindern, Nahrungsmittel in den Distrikt zu liefern. Allerdings hätten die Straßenblockaden Berichten zufolge auch hunderte zivile Fahrer daran gehindert, in die Provinz Parwan zu gelangen oder diese zu verlassen:

„Parwan province's Ghorband valley has turned into one the fiercest battle fronts in the Afghan security forces' fight against the Taliban insurgency ever since militants blocked off roads in and out of the area three days ago. A TOLOnews reporter traveled to Ghorband District to investigate the protracted clash that continues to rage between insurgents and security forces. Security officials said that the Taliban blocked road access to Ghorband originally in order to prevent Afghan Local Police (ALP) from transporting food supplies into the District. But the entrenched militant blockade has also reportedly kept hundreds of civilian drivers from exiting or entering the province.” (TOLO News, 21. Oktober 2013)

In seinem im April 2013 veröffentlichten Vierteljahresbericht (Berichtszeitraum 1. Jänner bis 31. März 2013) schreibt das Afghanistan NGO Safety Office (ANSO), dass es im Berichtszeitraum zwei Vorfälle gegeben habe, bei denen Angehörige der afghanischen Lokalpolizei an Checkposten im Ghorband-Tal „Transitgebühren“ erpresst hätten:

There has been an important increase in the number of NGO incidents caused by the proGovernment security forces (either ANSF or joint IMF/ANSF units), rising from 3 in Q1 2012 to 11 this quarter, a volume equal to half that recorded over all of 2012 (above). […] In 4 cases, IMF units were present alongside ANSF, but a larger proportion (7) were independent ANSF actions, including an outlier case of ANA members intimidating a medical doctor for their personal benefit in Wardak as well as 2 events of ALP extorting ‘transit fees’ at roadside checkpoints in the Ghorband valley of Parwan. None of these, however, resulted in NGO deaths or injuries.” (ANSO, April 2013, S. 5)

3) Wirtschaftliche Überlebensfähigkeit eines jungen Mannes

Die afghanische Nachrichtenagentur Pajhwok Afghan News (PAN) schreibt in einem undatierten Hintergrundprofil zur Provinz Parwan, dass es in der Provinz insgesamt 75.000 Hektar an landwirtschaftlicher Fläche gebe und Weizen, Kartoffeln, Mais, Bohnen, Weintrauben und Himbeeren von den LandwirtInnen in üppigen Mengen angebaut würden. Die Provinz sei dafür bekannt, dass verschiedene Gemüsesorten angebaut und nach Kabul geliefert würden. Die Mehrheit der Bevölkerung in den Distrikten Surkh Parsa, Shikh Ali, Siyagerd und Kohi Safi sei mit Viehzucht beschäftigt:

„Parwan has total of 75, 000 hectare agricultural land. Wheat, potatoes, corn, beans, grapes and raspberries are abundantly produced by the farmers. The province is known for producing various kinds of vegetables, which are being sent to Kabul. The majority of the Surkh Parsa, Shikh Ali, Syah Gardah and Kohi Safi people associate with the livestock profession.” (PAN, ohne Datum)

Dieselbe Quelle führt in einem Artikel vom September 2013 an, dass die Wirtschaft in der Provinz Parwan laut örtlichen Behörden und BewohnerInnen vor allem von der Landwirtschaft, dem Gartenanbau („gardening“) und der Viehhaltung abhängig sei. Aus Parwan würden Gemüse und Früchte in großen Mengen in die Hauptstadt Kabul geliefert.

Dem Leiter der Provinzabteilung für Landwirtschaft, Bewässerung und Viehhaltung zufolge werde das meiste Gemüse in den Distrikten Bagram, Surkh-i-Parsa, Siyagerd und Shinwari sowie der Provinzhauptstadt angebaut. Wie der Leiter der Abteilung weiters angegeben habe, seien die Bemühungen zur Förderung des Landwirtschaftssektors intensiviert worden. Außerdem seien im Bereich der Obstgärten bzw. -plantagen deutliche Fortschritte erzielt worden, was zu einem Anstieg bei der Erzeugung von Obst geführt habe. Die Verteilung von verbessertem Saatgut und chemischen Düngemitteln an Landwirte habe zu einer überdurchschnittlich guten Ernte beigetragen. Laut dem Leiter der Abteilung seien Landwirte im Gemüseanbau ausgebildet worden, außerdem wolle man die Bemühungen in abgelegenen Distrikten intensivieren, um den Landwirtschaftssektor zu stärken. Allerdings habe der Abteilungsleiter auch eingeräumt, dass die Landwirte in Parwan mit Problemen konfrontiert und ihre Ernten mehrfach durch verschiedene Arten von Krankheiten zerstört worden seien. Darüber hinaus sei es ein Problem, dass es keinen richtigen Markt für landwirtschaftliche Erzeugnisse und keine Gewächshäuser gebe. Dadurch seien die Landwirte gezwungen, ihre Produkte zu äußerst niedrigen Preisen zu verkaufen:

„The economy of the residents of central Parwan province mainly depends on agriculture, gardening and livestock, officials and residents said. Parwan is located 60 kilometers to the north of central Kabul province from where a lot of vegetables and fresh fruits are being exported to the capital. Officials said 80 percent economy of the population depends on agriculture and gardening with a number of them associate with profession of livestock and trade. […]

Talking to Pajhwok Afghan News, he [Abdul Kabir Farzam, head of agriculture, irrigation and livestock department] said most of the vegetables were being cultivated in Bagram, Surkh-i-Parsa, Siagird and Shinwari districts including the provincial capital. ‘We have intensified efforts to promote the agriculture sector and we still strive to put the vital agro sector on modern lines,’ he added. He claimed the orchard sector witnessed considerable progress in the province, resulting in production of more fresh fruit. He said distribution of improved seeds and chemical fertilizers among farmers helped produced bumper crops, resulting in boom of local economy. His department has trained growers in areas of cultivating vegetables, he said, adding they were trying to enhance their efforts in remote districts to strengthen the sector. He admitted problems were being faced by the growers in Parwan where many times crops were damaged due to various kinds of diseases. Director of the agriculture and irrigation department identified absence of proper market for agriculture crops and green houses for keeping vegetables and fruits fresh was a big problem, adding that the problem forced farmers to sell their products on throw away prices.” (PAN, 7. September 2013a)

Pajhwok Afghan News (PAN) schreibt in einem Artikel vom September 2014, dass TeilnehmerInnen an einem in der Provinz Parwan anlässlich der „Woche der Märtyrer“ abgehaltenen Treffen ein schnelles Ende des politischen Stillstandes im Zusammenhang mit den Wahlen gefordert hätten. Ein Teilnehmer, bei dem es sich um einen Bewohner von Charikar (Hauptstadt der Provinz Parwan, Anm. ACCORD) handle, habe angegeben, dass die Menschen über die aktuelle Situation im Land besorgt seien und dass die zunehmende Arbeitslosigkeit eine große Sorge der Jugend sei:

„Participants of a gathering marking the Martyrs Week in central Parwan province on Saturday demanded a quick end to the electoral deadlock. In his address, Mayor Roohullah Siddiqui asked presidential contenders Ashraf Ghani Ahmadzai and Dr. Abdullah to put aside their differences and work for the country’s development. […] He said the ongoing electrical crisis was the only factor behind the country’s current economic decline. He urged both the candidates to notice the increasing poverty and decreasing economic growth in the country. […] Ahmad Naveed, a resident of Charikar and participant of the gathering, said people were concerned about the current situation in the country. He added the growing unemployment was a major concern of the youth.” (PAN, 13. September 2014)

Dieselbe Quelle führt in einem Artikel vom Juli 2014 an, dass sich BewohnerInnen der Provinz Parwan darüber beschwert hätten, dass die Arbeitslosigkeit im Vorfeld des Abzugs der ausländischen Truppen aus Afghanistan zunehme und wirtschaftliche Aktivitäten abnehmen würden. Ein Provinzbeamter habe bestätigt, dass nach der Entscheidung der ausländischen Truppen, das Land zu verlassen, ein 90-prozentiger Rückgang bei Entwicklungsprojekten festgestellt worden sei. Dem Beamten zufolge seien nach der Übertragung der Sicherheitsverantwortung an die afghanischen Sicherheitskräfte mehrere Entwicklungsprojekte in Parwan eingestellt worden seien.

Wie der Artikel weiters anführt, sei eine große Anzahl an Jugendlichen, die zuvor als Übersetzer für die Koalitionstruppen gearbeitet hätten, in zunehmendem Maße mit Arbeitslosigkeit konfrontiert. Einem Aktivisten der Zivilgesellschaft zufolge habe der Abzug der ausländischen Truppen negative Auswirkungen auf die lokale Wirtschaft und führe dazu, dass viele AfghanInnen ihre Arbeitsplätze verlieren und ihre Familien Probleme bekommen würden:

„Unemployment is on the rise and economic activity on the decline ahead of the withdrawal of foreign forces from Afghanistan, residents of central Parwan province complained on Monday. Tahir Himmat, a provincial official, confirmed 90 percent of decline had been noticed in developmental projects after the foreign forces decided to leave Afghanistan by the end of the current year. He told Pajhwok Afghan News after the security transition to Afghan forces, several developmental projects had been stopped in the province. The pullout of ISAF troops has started and the process will be completed by the end of 2014. […]

A large number of youth, who once worked with NATO-led forces as translators, are increasingly faced with unemployment. Mohammad Salim is one of them. He has been without job after the foreign forces had left his area. Khitab Ahmad, a civil society activist, agreed the withdrawal of foreign forces had left a negative impact on local businesses, with many Afghans losing their jobs and their families running into problems.” (PAN, 14. Juli 2014)

In einem Artikel vom September 2013 zitiert Pajhwok Afghan News (PAN) einen nicht näher beschriebenen Bewohner der Provinz Parwan namens Najibullah, dem zufolge Jugendliche weiterhin mit hoher Arbeitslosigkeit konfrontiert seien, obwohl Wiederaufbauprojekte in mehreren Teilen der Provinz bereits abgeschlossen worden seien:

Najibullah, another resident of the province [of Parwan] said rehabilitation projects were though completed in some parts of the province but the ratio of unemployment continued haunting the youth of the province.” (PAN, 7. September 2013b)

Im Oktober 2013 berichtet Pajhwok Afghan News (PAN), dass laut Angaben von BeamtInnen das Gebiet Barikab in der Provinz Parwan (im Distrikt Bagram gelegen, Anm. ACCORD) ausgewählt worden sei, um dort das erste Projekt zur Errichtung einer agrarwirtschaftlichen Zone („agricultural economic zone“) in Afghanistan durchzuführen. Das Projekt umfasse den Anbau von Obstpflanzen und Gemüse, Blumenzucht, Viehhaltung und Bienenzucht auf mehr als sieben Hektar. Dem geschäftsführenden Direktor der New Kabul City (einem Wohnprojekt im Norden der afghanischen Hauptstadt, Anm. ACCORD) zufolge werde der private Sektor mehr als 500 Millionen US-Dollar investieren, wodurch Arbeitsplätze für mehr als 20.000 Personen geschaffen würden. Der Gouverneur von Kabul habe ebenfalls mitgeteilt, dass die agrarwirtschaftliche Zone einen wesentlichen Beitrag zur Armutsreduktion leisten, Arbeitsmöglichkeiten schaffen und die Wirtschaft ankurbeln würde:

„Barikab district was selected as a first-ever agricultural economic zone project in the country in a move that would boost Afghanistan’s exports by 40 percent, officials said on Wednesday. The project would be implemented in the Barikab area of Parwan province as a part of the Dehsabz - Barikab City Development Authority (DCDA), Executive Director of New Kabul City Eng. Ghulam Sakhi Hasanzada told Pajhwok Afghan News. It includes planting fruit plants, vegetables, floriculture, an animal husbandry and honeybee-keeping on more than 18 acres of land. More than $500 million private sector investment would take place, providing jobs to more than 20,000 people, he added. […] The agricultural zone would go a long way in poverty reduction, providing work opportunities to the people and improving the economy, Kabul Governor Abdul Jabbar Taqwa, said.” (PAN, 9. Oktober 2013)

In einem Artikel vom März 2013 zitiert Wadsam, ein afghanisches Online-Portal für Wirtschaftsnachrichten, Wais Ahmad Barmak, den Minister für Wiederaufbau und Entwicklung im ländlichen Raum, dem zufolge sein Ministerium in Parwan in den letzten Jahren 45 Entwicklungsprojekte („uplift projects“) durchgeführt habe. Die Projekte würden an lokale Baufirmen vergeben, wodurch Arbeitsplätze für tausende BewohnerInnen Parwans geschaffen worden seien. Laut Barmak plane sein Ministerium, in der Provinz 300 weitere Entwicklungsprojekte für 15 Millionen US-Dollar auf den Weg zu bringen:

„The Ministry [of Rural Rehabilitation and Development] has undertaken 45 uplift projects in Parwan Province in the past few years, added Minister [Wais Ahmad] Barmak. The projects are awarded to local construction firms that have enabled to generate employment opportunities to thousands of Parwan residents. ‘The Ministry has planned to launch 300 development projects in Parwan at a cost of USD 15mn,’ said Minister Barmak.” (Wadsam, 28. März 2013)

In den ACCORD derzeit zur Verfügung stehenden Quellen konnten im Rahmen der zeitlich begrenzten Recherche keine weiteren Informationen zu oben genannter Fragestellung gefunden werden.

Im Folgenden finden sich allgemeinere Informationen im Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Überlebensfähigkeit in Afghanistan:

 

In seinen letzten verfügbaren Richtlinien zur Feststellung des internationalen Schutzbedarfs von Asylsuchenden aus Afghanistan vom August 2013 führt UNHCR unter Bezugnahme auf verschiedene Quellen folgende Informationen an:

„Mehr als 40 % der Rückkehrer waren nicht in der Lage, sich in die Gemeinschaft ihrer Herkunftsorte wieder zu integrieren, was zu erneuter Vertreibung, zumeist in urbane Gebiete, geführt hat. Insgesamt sind 60 % der Rückkehrer mit Schwierigkeiten beim Wiederaufbau ihres Lebens in Afghanistan konfrontiert. Schätzungen zufolge handelt es sich bei einem Viertel der in urbanen Räumen lebenden Binnenvertriebenen um Rückkehrer, deren Wiedereingliederungsversuche letztlich zu einer erneuter Vertreibung führten. Zu den Problemen für Binnenvertriebene und zurückkehrende Flüchtlinge gehören die andauernde Unsicherheit in ihren Heimatgebieten, der Verlust der Lebensgrundlage, der mangelnde Zugang zu medizinischer Versorgung und zu Bildung sowie Herausforderungen bei der Rückforderung von Land und Eigentum.“ (UNHCR, 6. August 2013, S. 31-32)

Im Länderinformationsblatt Afghanistan vom Oktober 2013, das im Auftrag der Zentralstelle für Informationsvermittlung zur Rückkehrförderung (ZIRF) des deutschen Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) von der Internationalen Organisation für Migration (IOM) verfasst wurde, finden sich auf den Seiten 11 bis 15 Informationen zur Wirtschaft und zum Arbeitsmarkt in Afghanistan. Das Länderinformationsblatt ist unter folgendem Link verfügbar:

·      IOM - International Organization for Migration: Afghanistan - Country Fact Sheet 2013, 31. Oktober 2013 (veröffentlicht von ZIRF)

http://www.bamf.de/SharedDocs/MILo-DB/DE/Rueckkehrfoerderung/Laenderinformationen/Informationsblaetter/cfs_afghanistan-dl_de.pdf?__blob=publicationFile

 

image001.png 

 

Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 1. Oktober 2014)

·      Al Jazeera: Karzai accuses US of killing Afghan civilians, 15. Jänner 2014

http://www.aljazeera.com/news/southasia/2014/01/karzai-accuses-us-killing-afghan-civilians-201411517142402942.html

·      ANSO - Afghanistan NGO Safety Office: ANSO Quarterly Data Report Q.1 2013; Jan 1st - Mar 31st 2013, April 2013 (verfügbar auf ecoi.net)

http://www.ecoi.net/file_upload/1226_1366715966_anso-20q1-202013.pdf

·      BBC News: Taliban’s Ghorband valley stronghold two hours from Kabul, 11. August 2012

http://www.bbc.com/news/world-asia-19080234

·      DVIDS - Defense Video & Imagery Distribution System: ANSF-led Parwan operation disrupts high-threat insurgent area, 15. Jänner 2014

http://www.dvidshub.net/news/119196/ansf-led-parwan-operation-disrupts-high-threat-insurgent-area

·      Foschini, Fabrizio: Elections 2014 (6): Two types of security in the Shomali, 7. April 2014

https://www.afghanistan-analysts.org/elections-2014-6-two-types-of-security-in-the-shomali/

·      IEC - Independent Election Commission of Afghanistan: For Voters: Polling Centres: Parwan: District Syahgirdi Ghorband, ohne Datum

http://www.iec.org.af/2012-05-31-16-45-49/pcmap

·      IOM - International Organization for Migration: Afghanistan - Country Fact Sheet 2013, 31. Oktober 2013 (veröffentlicht von ZIRF)

http://www.bamf.de/SharedDocs/MILo-DB/DE/Rueckkehrfoerderung/Laenderinformationen/Informationsblaetter/cfs_afghanistan-dl_de.pdf?__blob=publicationFile

·      KP - Khaama Press: NATO airstrike leaves 3 policemen dead in Parwan province, 16. August 2014

http://www.khaama.com/nato-airstrike-leaves-3-policemen-dead-in-parwan-province-8441

·      Landinfo - Norwegian Country of Origin Information Centre: Afghanistan: Security Report November 2010 - June 2011, Part II, 20. September 2011 (verfügbar auf ecoi.net)

http://www.ecoi.net/file_upload/1788_1322484607_1842-1.pdf

·      Le Figaro: La vaine chasse aux talibans dans la vallée du Ghorband, 1. November 2013 (verfügbar auf Factiva)

·      NYT - New York Times: Tensions Between Afghanistan and U.S. Increase as Airstrike Kills Civilians, 15. Jänner 2014

http://www.nytimes.com/2014/01/16/world/asia/us-afghan-tensions-increase-as-airstrike-kills-more-civilians.html?_r=0

·      PAN - Pajhwok Afghan News: Parwan residents want facilities for agriculture products, 7. September 2013a

http://www.elections.pajhwok.com/en/content/parwan-residents-want-facilities-agriculture-products

·      PAN - Pajhwok Afghan News: Parwan needs more rehabilitation projects: Governor, 7. September 2013b

http://www.elections.pajhwok.com/en/content/parwan-needs-more-rehabilitation-projects-governor

·      PAN - Pajhwok Afghan News: Barikab declared first agro-economic zone, 9. Oktober 2013

http://www.pajhwok.com/en/2013/10/09/barikab-declared-first-agro-economic-zone

·      PAN - Pajhwok Afghan News: Illegal, non-professional excavation of a mine in Chilan valley underway, 24. April 2014

http://mines.pajhwok.com/news/illegal-non-professional-excavation-mine-chilan-valley-underway

·      PAN - Pajhwok Afghan News: ISAF pullout fuelling unemployment, 14. Juli 2014

http://www.pajhwok.com/en/2014/07/14/isaf-pullout-fuelling-unemployment

·      PAN - Pajhwok Afghan News: Parwan gathering stresses end to deadlock, 13. September 2014

http://www.elections.pajhwok.com/en/2014/09/13/parwan-gathering-stresses-end-deadlock

·      PAN - Pajhwok Afghan News: Background Profile Parwan, ohne Datum

http://www.elections.pajhwok.com/en/content/background-profile-parwan

·      Stars and Stripes: On the last ‘safe’ road to Bamiyan, threats, bribes and worse, 8. Dezember 2013

http://www.stripes.com/news/on-the-last-safe-road-to-bamiyan-threats-bribes-and-worse-1.256269

·      TKG - The Killid Group: Mining at Aynak on hold, 17. August 2014

http://tkg.af/english/reports/political/1602-mining-at-aynak-on-hold

·      TOLO News: Clash Between Taliban And Afghan Forces Consumes Ghorband, 21. Oktober 2013

http://elections2014.tolonews.com/clash-between-taliban-and-afghan-forces-consumes-ghorband

·      TOLO News: Rising Insecurities in Parwan, 6. August 2014

http://www.tolonews.com/en/afghanistan/15862-rising-insecurities-in-parwan

·      UNAMA - UN Assistance Mission in Afghanistan: Articles, 1 February 2014: Afghan Print News, 1. Februar 2014

http://unama.unmissions.org/Default.aspx?ctl=Details&tabid=12329&mid=15870&ItemID=37667

·      UNAMA - UN Assistance Mission in Afghanistan: Afghanistan; Mid-Year Report 2014; Protection of Civilians in Armed Conflict, Juli 2014 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/1226_1404997194_unama-mid-year.pdf

·      UN Cartographic Section: General map of Afghanistan, Juni 2011

http://www.un.org/Depts/Cartographic/map/profile/afghanis.pdf

·      UNHCR - UN High Commissioner for Refugees: UNHCR Eligibility Guidelines for Assessing the International Protection Needs of Asylum-Seekers from Afghanistan [HCR/EG/AFG/13/01], 6. August 2013 (verfügbar auf ecoi.net)

http://www.ecoi.net/file_upload/1930_1386162591_afghanistan-richtlinien2013dt.pdf

·      UNHCR - UN High Commissioner for Refugees: Conflict-induced Internal Displacement - Monthly Update; February 2014, Februar 2014 (verfügbar auf ecoi.net)

http://www.ecoi.net/file_upload/1930_1395233490_53296caa4.pdf

·      UN OCHA - Office for the Coordination of Humanitarian Affairs: Parwan Province – Reference Map, 19. Februar 2014

http://www.humanitarianresponse.info/sites/www.humanitarianresponse.info/files/Parwan_Province_Reference_Map_DD_20140209FEB09_A0.pdf

·      UN OCHA - Office for the Coordination of Humanitarian Affairs: Humanitarian Overview – Parwan Province, January 2014, 12. März 2014

http://www.humanitarianresponse.info/system/files/documents/files/Parwan%20Humanitarian%20Profile,%20February%202014.docx

·      Wadsam: Largest bridge built over Ghorband River in Parwan Province, 28. März 2013

http://www.wadsam.com/largest-bridge-built-over-ghorband-river-in-parwan-province-4343/

·      WSJ - Wall Street Journal: World News: Afghan Violence Flares Up On Eve of Presidential Vote, 5. April 2014 (verfügbar auf Factiva)