a-4842 (ACC-AFG-4842)

Nach einer Recherche in unserer Länderdokumentation und im Internet können wir Ihnen zu oben genannter Fragestellung Materialien zur Verfügung stellen, die unter anderem folgende Informationen enthalten:
Staatsbürgerschaft eines Kindes mit afghanischem Vater und kosovarischer Mutter
Afghanisches Recht
UNHCR, Afghanistan Online und das Voter Registration Project geben folgendes als Staatsbürgerschaftsgesetz Afghanistans an:
http://www.unhcr.org/cgi-bin/texis/vtx/home/opendoc.pdf?tbl=RSDLEGAL&id=42d63de34

Dessen Artikel 2 besage, dass alle Kinder afghanischer Mütter oder Väter als Afghanen anzusehen seien und die Afghanische Staatsbürgerschaft hätten – unbeachtet, ob sie in oder außerhalb von Afghanistan geboren seien:
“Art.2.: All Persons born of Afghan mothers and fathers, whether inside or outside Afghan territory shall be considered Afghans and hold Afghan citizenship.” (UNHCR, ohne Datum; Afghanistan Online, ohne Datum)
Das Voter Registration Project erwähnt als Datum des Gesetzes den 7. November 1936 (http://www.elections-afghanistan.org.af/Legal%20Framework.htm). [Anm.: das auf dem von UNHCR veröffentlichten Gesetz vermerkte Datum 16. Aqrab 1315 (Persischer Kalender) entspricht laut dem Umrechnungsprogramm von http://www.payvand.com/calendar/ dem 7. November 1936.]
 
Das US Office of Personnel Management, Investigations Services (OPM), welches einen Bericht über Staatsbürgerschaftsgesetze weltweit veröffentlichte, beruft sich auf das Datum 19. März 1992 (OPM, März 2001, S.13). Auch OPM zufolge könne die afghanische Staatsbürgerschaft durch Geburt erworben werden, wenn der Vater oder die Mutter die afghanische Staatsbürgerschaft besitzen, ungeachtet des Geburtslandes. Doppelstaatsbürgerschaft sei OPM zufolge nicht möglich, mit Ausnahme von AfghanInnen, die geflohen seien, eine neue Staatsbürgerschaft erhielten und noch eine Art „inoffizielle“ afghanische Staatsbürgerschaft behalten könnten, um deren Rückkehr rechtlich zu erleichtern. (OPM, März 2001, S.13)
 
Das kanadische Immigration and Refugee Board (IRB) beruft sich in einer Anfragebeantwortung vom Februar 2005 auf die Afghanische Botschaft in Ottawa. Demzufolge gebe es seit dem Jahr 2002 die Doppelstaatsbürgerschaft. Jedoch sei diese Entscheidung bis dato lediglich von der afghanischen Regierung anerkannt und es gebe noch keine bi- oder multilaterale Umsetzung. Die Regierung müsse erst internationales und nationales Regelwerk diesbezüglich schaffen:
“The following information was provided in 7 February 2005 correspondence to the Research Directorate by the Embassy of Afghanistan, in Ottawa:
Afghanistan does recognize dual citizenship. However, the decision, made back three years ago, remains void of any bilateral or multilateral enforcement bearing as it has been adopted solely by the Government of Afghanistan. The decision principally aims to facilitate and ultimately pave the way for the return of expatriates including refugees abroad to Afghanistan and to get them engaged in the ongoing political and reconstruction processes. The Government has yet to establish regulatory and even statutory frameworks to define legal parameters of the issue both domestically and within the context of bilateral relations involving other States, and for that matter Pakistan. At present, laws and rights of Afghan nationals for dual Afghanistan-Pakistan citizenship remains pending.” (IRB, 28. Februar 2005)
Zu Kindern berichtet das IRB, wieder unter Berufung auf die Botschaft, wie folgt: Kinder, deren Mutter oder Vater (oder beide) die afghanische Staatsbürgerschaft besitzt, hätten Anspruch auf die afghanische Staatsbürgerschaft. Das geltende Recht sehe eine vererbliche Staatsbürgerschaft vor – ein Kind mit einem afghanischen Elternteil oder beiden erhalte automatisch die afghanische Staatsbürgerschaft, egal wo es geboren sei:
“Children born in countries other than the country of origin, including Pakistan, to father or mother or both, who are Afghanistan citizens are considered entitled to Afghanistan citizenship. In fact, the prevailing acts on citizenship in Afghanistan provide that citizenship is hereditary and a child born to either or both Afghan parents anywhere would automatically acquire Afghanistan citizenship.” (IRB, 28. Februar 2005)
Serbisch-montenegrinisches Recht
In der Bill On The Citizenship Of The Republic Of Serbia, nach Angaben von UNHCR mit 29. Dezember 2004 datiert, wird die Staatsbürgerschaft für Kinder serbischer Eltern(teile) in den Artikeln 7 bis 12. Die Artikel 9 und 10 behandeln Kinder mit einem serbischen und einem ausländischen (nicht staatenlosen, oder unbekannten, oder montenegrinischen) Elternteil:
Dem Gesetz zufolge erhalte ein solches Kind dann die serbische Staatsbürgerschaft, wenn der serbische Elternteil das Kind bei den zuständigen konsularischen oder diplomatischen Stellen registriere, bevor es 18 Jahre alt ist, oder einen Antrag dafür in Serbien bei den zuständigen Behörden stelle. Ist das Kind über 14 Jahre alt, so ist dessen Einverständnis für die Erlangung der Staatsbürgerschaft nötig. Ist das Kind 18 bis 23 Jahre alt und hat die serbische Staatsbürgerschaft noch nicht erhalten, so könne es diese laut Artikel 10 in Serbien bei den zuständigen Behörden beantragen:
“Article 9
The citizenship of the Republic of Serbia by origin shall be acquired by a child born abroad whose one parent was a citizen of the Republic of Serbia at the time of his or her birth and the other one was a foreign citizen, if the parent who is a citizen of the Republic of Serbia registers the child before he or she attains 18 years of age with the competent diplomatic or consular representative office of Serbia and Montenegro as a citizen of the Republic of Serbia and if he or she lodges an application for entering the child in the records of citizens with the competent authority in the Republic of Serbia. If a child is under guardianship the registration and application may be lodged by the guardian. A child born abroad whose one of the parents was a citizen of the Republic of Serbia at the time of his or her birth shall acquire the citizenship of the Republic of Serbia by origin if he or she would otherwise remain stateless even if the conditions set out in paragraph 1 of this Article have not been met. If the child is over 14 years of age, his or her consent shall also be necessary for acquiring citizenship in terms of paragraphs 1 and 2 of this Article
Article 10
A person over 18 years of age born abroad, whose one parent was a citizen of the Republic of Serbia at the time of his or her birth and the other one was a foreign citizen, shall acquire the citizenship of the Republic of Serbia by origin if he or she lodges an application for the entering into the records of citizens before he or she attains 23 years of age with the competent authority in the Republic of Serbia, provided that he or she has not acquired the citizenship of the Republic of Serbia in the manner laid down by Article 9, paragraph 1, of this Law.” (Bill On The Citizenship Of The Republic Of Serbia, 29. Dezember 2004)
Laut Artikel 11 gelte dies auch für adoptierte Kinder. Und laut Artikel 12 sei ein Kind, das aus den in Artikel 7-11 definierten Gründen die serbische Staatsbürgerschaft erhalte, von Geburt an als serbischer Staatsbürger anzusehen.
 
Doppelstaatsbürgerschaft: Laut Artikel 5 sei ein serbischer Staatsbürger, der zudem eine ausländische Staatsbürgerschaft habe, auf dem Territorium der Republik Serbien als serbischer Staatsbürger zu betrachten. Anm.: Einschränkungen für doppelte Staatsbürgerschaften (wie den Verzicht auf bestehende Staatsbürgschaft bei Beantragung der Serbischen) siehe Artikel 14.
 
Erlangung der Staatsbürgerschaft durch Heirat: Laut Artikel 17 könne eine Person ausländischer Staatsbürgerschaft, die mindestens drei Jahre mit einem/r Staatsbürger/in der Republik Serbien verheiratet war und eine Niederlassungsbewilligung für Serbien erhielt („has been allowed to take up permanent residence“). Zusätzlich muss eine schriftliche Erklärung abgegeben werden, in der festgehalten wird, dass diese Person die Republik Serbien als ihren Staat ansieht:
“Article 17
An alien who has been married to a citizen of the Republic of Serbia for at least three years and who has been allowed to take up permanent residence in the Republic of Serbia may be accepted into the citizenship of the Republic of Serbia if he or she submits a written statement that he or she considers the Republic of Serbia to be his or her own state.” (Bill On The Citizenship Of The Republic Of Serbia, 29. Dezember 2004)
Siehe auch das Staatsbürgerschaftsgesetz auf Serbisch:
http://www.mzd.sr.gov.yu/_cir/dokumenta/zakondrzavlj.pdf
Aufenthaltsrecht der Mutter in Afghanistan
In den ACCORD derzeit zur Verfügung stehenden Quellen konnten im Rahmen der zeitlich begrenzten Recherche keine Informationen konkret zum Aufenthaltsrecht einer ausländischen Ehegattin gefunden werden.
Im folgenden wird auf staatsbürgerschaftsrechtliche Informationen zu ausländischen Ehegattinnen von Afghanen eingegangen, die gefunden werden konnten.
 
Der Reisebericht des Danish Immigration Service (DIS) vom November 2004 enthält folgende Informationen zu gemischten Ehepaaren: UNHCR zufolge habe die afghanische Regierung angekündigt, dass alle Afghanen nach Afghanistan zurückkehren könnten, gemeinsam mit ihren ausländischen EhepartnerInnen, welche automatisch die afghanische Staatsbürgerschaft erhalten würden. UNHCR sei laut DIS jedoch der Meinung, dass fremde Frauen mehr Probleme haben würden, in die Gemeinschaft integriert zu werden, als fremde Männer. Siehe Kap.6.9 des DIS-Berichts für weitere Details zur Lage gemischter Ehepaare (DIS, November 2004, S.58-59).
 
Laut dem oben zitierten Bericht des OPM, würden AusländerInnen, die eine/n StaatsbürgerIn Afghanistans heiraten, auf Antrag die afghanische Staatsbürgerschaft erhalten:
“Foreign national who marries a citizen of Afghanistan is granted citizenship upon application” (OPM, März 2001, S.13)
Artikel 12 des afghanischen Staatsbürgerschaftsgesetzes vom 7. November 1936 (siehe oben) regelt die Staatsbürgerschaft von Ehegattinnen afghanischer Staatsbürger: Demzufolge würden fremde Frauen, die einen Afghanen heiraten, als afghanische Staatsbürgerinnen anzusehen sein. Auch Kinder der Frau aus früheren Ehen mit Ausländern würden zu afghanischen Staatsbürgern (UNHCR, ohne Datum; Afghanistan Online, ohne Datum).
 
Das kanadische Immigration and Refugee Board (IRB) beruft sich in einer Anfragebeantwortung vom September 2004 auf die Afghanische Botschaft in Ottawa. Demzufolge würden könnten EhepartnerInnen von Afghanen und ihre Kinder aus früheren Ehen nach einem Verfahren die afghanische Staatsbürgerschaft erhalten, soferne sie die notwendigen Dokumente vorlegen können, um die Beziehung zu belegen:
“Foreign spouses bound by marriage to a national of Afghanistan and non-biological children to citizen of Afghanistan, by law are able to access Afghanistan citizenship. However, the applicant(s) is required to produce requisite documents substantiating the relationship, and follow through due process.
In conformity with the laws currently enforced in Afghanistan, the procedure above is  applicable to both males and females.” (IRB, 24. September 2004)
In einer Anfragebeantwortung vom Mai 2000 berichtet das IRB unter Berufung auf eine Auskunft des afghanischen Konsulats in New York, dass eine Ausländerin, die einen Afghanen heiratet, afghanische Staatsbürgerin werde. Sie könne (in diesem Fall handelte es sich um eine Ukrainerin), ihren ukrainischen Ausweis in der afghanischen Botschaft in der Ukraine abgeben und dort eine Heiratsurkunde erhalten. In Afghanistan könne sie dann mit der Heiratsurkunde vom Innenministerium den afghanischen Ausweis („Tazkera“) erhalten:
“When a non Afghan national marries an Afghan national she becomes an Afghan citizen; if she wants to get an Afghan National I.D. (Tazkera), she should surrender her Ukrainian I.D. card and get a marriage certificate from the Afghan Embassy in Ukraine; when she reaches Afghanistan, by presenting her marriage certificate to the Ministry of the Interior she can get her Afghan National I.D. (Tazkera); their children become Afghan citizens. Children can get a National I.D. (Tazkera) when reaching Afghanistan.” (IRB, 5. Mai 2000)
Aufenthaltsrecht des Vaters in Serbien-Montenegro
In den ACCORD derzeit zur Verfügung stehenden Quellen konnten keine aktuellen Informationen über Aufenthaltsrecht in Serbien-Montenegro gefunden werden.
Es konnte lediglich ein „Gesetz über Bewegung und Aufenthalt von Fremden“ der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien (auf Serbisch und vom Jahr 1991) gefunden werden.

Diese Informationen beruhen auf einer zeitlich begrenzten Recherche in öffentlich zugänglichen Dokumenten, die ACCORD derzeit zur Verfügung stehen. Die Antwort stellt keine abschließende Meinung zur Glaubwürdigkeit eines bestimmten Asylansuchens dar.

Quellen: