Anfragebeantwortung zu Indien: Ist die Organisation des Baba Ram Rahim in Indien aktiv?; Wenn ja, um welche Organisation handelt es sich und was ist deren Hintergrund? [a-8654]

4. April 2014
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Laut verschiedenen Medienberichten handelt es sich bei Baba Ram Rahim um den Chef einer Organisation namens Dera Sacha Sauda (DSS) (u.a. Daily Bhaskar, 3. Jänner 2014; Indian Express, 4. Oktober 2013; TOI, 17. September 2013). In den unten stehenden Abschnitten mit Informationen zur DSS finden sich allerdings auch folgende Alternativnamen/-bezeichnungen für den Chef der Organisation: Saint Gurmeet Ram Rahim Singh Ji Insan, Gurmeet Ram Rahim Singh, Ram Rahim Singh, Gurmeet Ram Rahim Insaan, Gurmeet Ram Rahim Insan.
 
Auf der undatierten Website der Organisation wird erläutert, dass es sich bei der DSS um eine sozio-spirituelle Organisation handle, die Menschlichkeit und Selbstlosigkeit predige und praktiziere. Das Hauptzentrum des Aschrams befinde sich in Sirsa in Nordindien. Mehr als 50 Millionen Menschen weltweit seien AnhängerInnen der Organisation. Diese würden lernen, zu meditieren und die Grundsätze der Organisation zu befolgen.
Wie die Website weiters anführt, sei die DSS am 29. April 1948 von Beparawah Mastana Ji Maharaj gegründet worden, um die Menschen zu spirituellem Erwachen zu ermutigen, sie spirituell zu erheben und eine bessere Welt zu schaffen. Am 23. September 1990 habe Saint Gurmeet Ram Rahim Singh Ji Insan die Führung der Organisation übernommen.
Bislang habe die DSS rund 100 soziale Aktionen durchgeführt, von der Hilfe bei Straßenunfällen bis hin zu Maßnahmen zur Verhinderung von Fetozid (dem Töten einer oder mehrerer Föten im Mutterleib, Anm. ACCORD) und gegen Prostitution. Darüber hinaus habe die Organisation Bildungseinrichtungen aufgebaut, um materialistisches, spirituelles und ganzheitliches Wissen zu verbreiten. Außerdem betreibe sie drei spezialisierte Krankenhäuser in Sirsa und eines in Sri Gurusarmodia, wo mittellose Personen eine kostenfreie Gesundheitsversorgung erhielten:
„Dera Sacha Sauda is a socio-spiritual organization that preaches and practices humanitarianism and selfless services to others. The main centre of the ashram is located in Sirsa (northern India). More than 50 million people around the world are faithful followers of the organization. Dera’s devotees learn to meditate and follow the principles laid down by Dera.
His Holiness Beparawah Mastana Ji Maharaj founded Dera Sacha Sauda on April 29th, 1948 to encourage spiritual awakening among the masses, to uplift humanity, and to create a better world. […] His Exalted Holiness passed the Divine apostleship of Dera Sacha Sauda to revered Saint Gurmeet Ram Rahim Singh Ji Insan on September 23rd, 1990. […]
Presently, Dera has been undertaking around 100 social welfare activities starting with helping in road accidents and extending to the protection of daughters from heinous fetal murder and solemnizing the marriages of harlots by inspiring them to quit this abhorrent profession. Dera has set up educational institutions to provide materialistic, spiritualistic, and holistic knowledge as well. Furthermore, Dera is running three specialty hospitals in Sirsa and one in Sri Gurusarmodia too, where health services are provided to the indigent free of cost.” (DSS, ohne Datum (a))
Auf der undatierten Website der DSS findet sich unter der Rubrik „Humanitarian works“ eine Auflistung der 100 humanitären Aktivitäten, an denen die Organisation teilnehme. Darunter befinden sich unter anderem Aktionen gegen Prostitution, Homosexualität und Fetozid und für Behinderte, kinderlose Paare, Waisen und mittellose Personen. (DSS, ohne Datum (b))
 
Die indische Tageszeitung Times of India (TOI) schreibt in einem älteren Artikel vom Mai 2007, dass Gurmeet Ram Rahim Singh, der Chef der Organisation Dera Sacha Sauda (DSS), im Jahr 1967 im Dorf Gurusarmodia (Distrikt Sriganganagar, Bundesstaat Rajasthan) geboren und am 23. September 1990 dem damaligen Führer der Organisation, Shah Satnam Singh, nachgefolgt sei. Unter der Führung von Gurmeet Ram Rahim Singh sei die Anhängerschaft der Organisation gewachsen. Sie habe sich nicht mehr nur auf Orte in den Bundesstaaten Punjab und Haryana beschränkt, sondern habe sich auch auf die angrenzenden Gebiete in Rajasthan, darunter Sriganganagar und Hanumangarh, ausgeweitet. Es gebe sogar Aschrams (Naam Ghar) in den Bundesstaaten Gujarat, Maharashtra, Himachal Pradesh, Madhya Pradesh und Chhattisgarh, sowie in den Unionsterritorien Delhi und Chandigarh. In der Region Malwa gebe es in fast allen Städten ein Naam Ghar:
„Born in Gurusarmodia village of Sriganganagar district of Rajasthan in 1967, Gurmeet Ram Rahim Singh was still young when he rose to become the president of Dera Sacha Sauda. He succeeded to the throne on September 23, 1990, during the lifetime of the then dera head – Shah Satnam Singh. With him at the helm of affairs, the number of dera followers grew. Their ranks were not limited only to places in Punjab and Haryana, but even to the bordering areas of Rajasthan, including Sriganganagar and Hanumangarh. In fact, the dera built ashrams (Naam Ghar) in Gujarat, Maharashtra, HP, Madhya Pradesh, Chhattisgarh, Delhi and Chandigarh. In the Malwa region, almost all towns, big or small, have a Naam Ghar.” (TOI, 18. Mai 2007)
Die DSS stellt auf ihrer undatierten Website eine Liste ihrer Aschrams in Indien zur Verfügung. Die Liste umfasst 46 Aschrams, die sich in Haryana, Rajasthan, Punjab, Uttar Pradesh, Himachal Pradesh, Madhya Pradesh, Chhatisgarh, Gujarat, Maharashtra, Odisha, Karnataka und Delhi befänden. (DSS, ohne Datum (c))
 
Himal Southasian, eine vierteljährlich erscheinende, von der gemeinnützigen, in Nepal ansässigen Organisation The Southasia Trust herausgegebene Zeitschrift, beschreibt die DSS in einem älteren Artikel vom Oktober 2007 als eine abtrünnige Sikh-Glaubensgemeinschaft („breakaway Sikh sect“), die im Jahr 1948 in Sirsa im heutigen Bundesstaat Haryana von Shehenshahji Mastana, einem frommen Sikh-Anführer aus Beluschistan, gegründet worden sei, um soziale Reformen und eine spirituelle Reinigung (insbesondere unter den Sikhs, aber auch bei anderen) durchzuführen. Der Name der Organisation, Sacha Sauda, bedeute „wahres Geschäft“ („true business“) und hänge mit einem Platz zusammen, an dem der zwölfjährige Guru Nanak mit Geld, das er von seinem Vater für die Tätigung von Geschäften erhalten habe, die Armen mit Lebensmitteln versorgt habe. Die Organisation schließe alle Religionen in den neuen Glauben ein und lege einen Schwerpunkt auf Demut, Meditation und soziale Arbeit.
Wie der Artikel weiters anführt, gebe es im Sikhismus zwei Arten von Reform-Deras (bei Deras handelt es sich um unabhängige, religiöse Institutionen, Anm. ACCORD). Die DSS gehöre zu den Deras, die den Sikhismus weder verurteilen noch unterstützen würden, sondern angeben würden, den positiven Aspekten jeder Religion zu folgen. Die große Popularität von Dera Sacha Sauda, die eigenen Angaben zufolge über 15 Millionen AnhängerInnen verfüge, sei ein unmittelbares Ergebnis ihrer aktiven Reformarbeit während des vorangegangenen halben Jahrhunderts:
„The controversy over Dera Sacha Sauda, the breakaway Sikh sect, has only just begun to wind down. […]
The Dera Sacha Sauda came into existence in 1948 at Sirsa, in present-day Haryana, then part of the undivided state of Punjab within India. The organisation was founded by Shehenshahji Mastana, a pious Sikh leader from Balochistan, with an eye to social reform and spiritual purification – among the Sikhs in particular, but also others in general. The organisation takes its name, sacha sauda, meaning ‘true business’, from the place where a 12-year-old Guru Nanak was believed to have fed the poor, with money given to him by his father to do business. Indeed, with a charter to include all religions in the new faith, the Dera has emphasised humility, meditation and social work. […]
There are two types of reform deras in Sikhism. The first exclusively follows the tenets of the Sikh faith, and bestows its gurus with supreme power. These deras are popularly known as being part of the Nihang group. The second type does not restrict itself to Sikhism. While neither condemning nor supporting Sikhism, this second type claims to follow the positive aspects of every religion, including Sikhism. Dera Sacha Sauda falls into this latter category, as a social reformatory ‘faith’ with its own set of guidelines. The immense popularity of Dera Sacha Sauda, which claims to have 15 million followers, is a direct result of its active reform work over the past half-century.” (Himal Southasian, Oktober 2007)
In einem älteren Artikel vom Dezember 2009 beschreibt BBC News die DSS als eine von vielen Glaubensgemeinschaften im Norden Indiens. Die meisten dieser Gemeinschaften würden anfangs Gemeindedienste, soziale Aktionen und spirituelle Führerschaft anbieten, aber oftmals später, wenn ihre Anhängerschaft wachse, politischen Einfluss anstreben. Was ihre religiöse Ausrichtung angehe, hätten BerichterstatterInnen angegeben, dass die DSS schwer einzuordnen sei. Vielen ExpertInnen zufolge handle es sich nicht, wie von einigen behauptet, um einen Ableger des Sikhismus. Der Chef der Organisation, Ram Rahim Singh, führe eine große Anhängerschaft an, die sich vor allem aus Hindus, MuslimInnen und Sikhs aus unteren Kasten in den Bundesstaaten Punjab, Haryana, Uttar Pradesh und Rajasthan zusammensetze.
Wie der Artikel berichtet, sei es zwei Jahre zuvor aufgrund des wachsenden Einflusses des Chefs der DSS zu einer Konfrontation mit Geistlichen des Mainstream-Sikhismus gekommen. Letztere hätten behauptet, Ram Rahim Singh habe versucht, ihren Glauben zu imitieren. Laut BeobachterInnen hätten die anschließende religiös motivierte Gewalt in Punjab sowie die gegen Ram Rahim Singh vorgebrachten Anklagen wegen Vergewaltigung und Mord einen Schatten auf die DSS geworfen:
„The Dera Sacha Sauda (DSS) is one of many religious sects operating in northern India. Most take root by offering community services, social welfare and spiritual leadership but over time, as their followings grow, they often seek political influence. Correspondents say that in religious terms, the DSS is hard to classify. Many experts argue that it is not, as some have said, an offshoot of Sikhism. […] Mr Singh [DSS chief Ram Rahim Singh] commands a huge following of predominantly lower caste Hindus, Muslims and Sikhs across the states of Punjab, Haryana, Uttar Pradesh and Rajasthan. Two years ago his growing influence brought the DSS chief into confrontation with the mainstream Sikh clergy who claimed he had tried to imitate their beliefs. The sectarian violence that ensued across Punjab - as well as subsequent rape and murder charges brought against Ram Rahim Singh - have cast a shadow on the affairs and functioning of the DSS ever since, observers say.” (BBC News, 16. Dezember 2009)
Im selben Artikel erwähnt BBC News, dass mehr als 1.000 hinduistische, muslimische und Sikh-Anhänger der DSS in der Stadt Sirsa zusammengekommen seien, um sich als Freiwillige für eine Heirat mit Sexarbeiterinnen, die der Ausbeutung entkommen wollten, zur Verfügung zu stellen. Den Anhängern zufolge beabsichtigten sie auch, dadurch einen Beitrag zum Eindämmen der Ausbreitung von HIV/AIDS zu leisten:
„More than 1,000 followers of a multi-religious sect in northern India have pledged to marry female sex workers who want to escape exploitation. Young Hindu, Muslim and Sikh men have been queuing up at the Dera Sacha Sauda (Abode of the Real Deal) in the town of Sirsa as ‘wedding volunteers’. They say they are doing so to stop the women from being exploited in brothels. They also claim that their move is part of a campaign to stop the spread of the HIV/Aids virus.” (BBC News, 16. Dezember 2009)
Der indische private Nachrichtensender India TV News berichtet im Februar 2014, dass es sich bei der DSS um eine in Haryana ansässige spirituelle Organisation handle, die von Gurmeet Ram Rahim Insaan geführt werde. Die Organisation sei vor allem eine auf dem Sikhismus basierende Gruppe („Sikh based group“) zur Verrichtung sozialer und humanitärer Arbeit, allerdings werde sie von den Sikhs abgelehnt. Zu den Tätigkeiten der DSS zählten Blutspendecamps, humanitäre Arbeit, Aktionen gegen Prostitution, Unterstützung von Transgender-Personen, Stammesgemeinschaften und Waisen sowie die Wiedereingliederung von Sexarbeiterinnen.
Der Chef der Organisation sei in viele Kontroversen verstrickt. Im Jahr 2002 sei er von einer Sadhvi (weibliche Form des Sadhu, einem Mann, der sich einer religiösen und asketischen Lebensweise verschrieben hat, Anm. ACCORD) des sexuellen Missbrauchs beschuldigt worden. Außerdem werde er des Mordes an einem Journalisten, der über die Aktivitäten der Dera berichtet habe, sowie an Dera-Manager Ranjit Singh bezichtigt. Im August 2007 habe eine Zeitschrift in einem Artikel über Dera Sacha Sauda vom Besitz illegaler Waffen, von mutmaßlichen Mordfällen sowie von sexueller Ausbeutung durch Anhänger der Organisation berichtet:
„Dera Sacha Saudha is a spiritual organisation based in Haryana and headed by Gurmeet Ram Rahim Insaan. In a country like India where at least 30 percent of the population is illiterate, people can be easily swayed by words in the name of religion. Dera Sacha Sauda is mainly a Sikh based group meant for doing social and relief work, but the Sikhs disown this sect altogether. Blood donation camps, relief work, anti prostitution tree planting, disaster relief, and support for transgender people, tribal communities, orphans, and rehabilitation of sex workers is carried out by the organization.
But the chief of the organization has been embroiled in many controversies. He has been accused of sexual abuse by a Sadhvi in 2002. She had written a letter to Atal Bihari Vajpayee complaining about him. Rahim Singh is also facing two murder charges. He is accused of murdering a Sirsa-based journalist, Ram Chander Chatrapati, who had been writing about the Dera's activities. Chatrapati was shot on October 24, 2001 and died on November 21. He was also accused of allegedly killing sect manager Ranjit Singh in July 2002. In August 2007, a magazine had exposed the organization of carrying illegal arms, alleged murders, and sexual exploitation by the followers. In the ongoing trial of Rahim’s sexual abuse case, he has has told Panchkula court that he is not mentally and physically fit to have sexual intercourse.” (India TV, 16. Februar 2014)
Sikh Siyasat News, eine indische Nachrichtenwebsite mit Informationen von und für Sikhs, berichtet in einem Artikel vom März 2014, dass Gurmeet Ram Rahim Singh, der Chef der in Sirsa ansässigen Dera Sacha Sauda (DSS), mit dem Vorwurf der Zwangskastration seiner Anhänger konfrontiert sei. Wie der Artikel anführt, habe die Regierung von Haryana Ende Februar 2014 bestätigt, dass sieben ehemalige DSS-Anhänger kastriert worden seien. Allerdings hätten diese laut Times of India (TOI) mitgeteilt, dass Rahim Singh bei ihrer Kastration keine Rolle gespielt habe und sie sich der Prozedur freiwillig unterzogen hätten. Die Vorwürfe seien von Hansraj Chauhan, einem ehemaligen Anhänger der DSS, erhoben worden. Laut Hansraj Chauhan sei er gemeinsam mit rund 400 Sadhus der Dera kastriert worden, mit der falschen Versprechung, sie würden dadurch Gott erreichen können:
„In fresh trouble for the controversial head of Sirsa-based Dera Sacha Sauda (DSS), Gurmeet Ram Rahim Singh, who is facing charges of forced castration of his followers inside the dera, the Haryana government on Friday (Feb. 28) confirmed that his seven former associates were castrated. According to Times of India (TOI): [i]n a report submitted before the Punjab and Haryana high court on Friday, the state government said it has recorded the statements of seven people associated with the dera chief, in which all of them have confirmed that they were castrated. However, the state has reportedly informed the HC that these people have denied the role of Rahim Singh in their castration and stated that they underwent the procedure voluntarily. According to TOI: [t]he statement of these people has confirmed that the allegations of castration of dera followers raised by former member of dera Hansraj Chauhan, who had filed the petition before the HC. In his petition, Hansraj Chauhan had claimed that he, along with around 400 sadhus of the dera, were allegedly castrated inside the dera with false hope that the men who would get castrated would be able to reach God through the sect head.” (Sikh Siyasat News, 3. März 2014)
Die indische Tageszeitung Hindustan Times schreibt in einem Artikel vom März 2014, dass die in Sirsa ansässige DSS von ihren AnhängerInnen erwarte, dass sie bei den anstehenden Wahlen zum Unterhaus des indischen Parlaments (Lok Sabha) für KandidatInnen stimmen, die sich für Säkularismus einsetzen würden und nicht in Korruptionsfälle verstrickt seien. Bei der Organisation handle es sich um eine Glaubensgemeinschaft, die ihren AnhängerInnen im Vorfeld von Parlamentswahlen für gewöhnlich Handlungsanweisungen gebe. Wie Gurbaj Singh, ein Mitglied des politischen Flügels der Organisation mitgeteilt habe, würden die Kriterien, anhand derer KandidatInnen beurteilt würden, während Treffen auf Distrikt- und Blockebene diskutiert. Bislang habe man sich neben der Nicht-Verwicklung in Korruptionsfälle und den Säkularismus darauf geeinigt, dass die KandidatInnen alle Religionen gleich achten und bereit sein sollten, gegen Drogenabhängigkeit zu kämpfen:
„Sirsa-based Dera Sacha Sauda has been expecting its followers to vote for the candidates who support secularism and have corruption-free image. The Dera has already kicked off the campaign to set the agenda for upcoming Lok Sabha elections. However, it is not going to be an easy choice for its followers. The Dera is a religious sect that usually issues direction to its followers before the assembly and parliamentary elections. In 2009, elections, female foeticide was one of the most important parameters to judge candidates. The Dera has been holding meetings of its followers at the district and block level to discuss the agenda for the upcoming elections. ‘Meetings are being held with our district and block level committees. We have already decided on some points like candidates should be incorruptible and secular,’ said Gurbaj Singh, a member of the political wing of the Dera. Gurbaj added, ’We will support the candidates with clean and corruption- free image. Candidates should also have secular character and should respect all religions equally. These will be most important parameters along with their fighting spirit against drug addiction.’” (Hindustan Times, 23. März 2014)
Times of India (TOI) schreibt in einem Artikel vom März 2014 ebenfalls, dass der politische Flügel der DSS begonnen habe, Treffen abzuhalten, um einen Plan hinsichtlich einer möglichen Unterstützung von KandidatInnen bei der Wahl zum Unterhaus des indischen Parlaments aufzustellen. Wie der Artikel erwähnt, würden die AnhängerInnen der Organisation, die in der Region Malwa in Punjab einen erheblichen Einfluss habe, als „Premis“ bezeichnet. Es werde davon ausgegangen, dass die Organisation der Kongresspartei bei Wahlen im Jahr 2007 dabei geholfen habe, einen beträchtlichen Teil der abgegebenen Stimmen zu erringen. Bei den danach folgenden Wahlen habe die DSS allerdings darauf verzichtet, ihre AnhängerInnen zur Wahl einer bestimmten Partei aufzufordern. Wie der Artikel weiters berichtet, sei im Mai 2007 ein Verfahren wegen der Beleidigung religiöser Gefühle gegen den Chef der DSS, Gurmeet Ram Rahim Singh, eingeleitet worden, nachdem ein Bewohner Bathindas Gurmeet Ram Rahim Singh vorgeworfen habe, sich wie der zehnte Guru des Sikhismus, Gobind Singh, gekleidet zu haben:
„With Lok Sabha elections round the corner, Sirsa-based Dera Sacha Sauda has started an exercise to gauge the mood of its followers, known as ‘premis.’ The Dera's political wing has started holding district-wise meetings to draw up a plan on possible support to candidates during the elections. Meetings of Dera followers in Sangrur and Barnala districts were held on Saturday and the campaign will be taken to other districts soon. The Dera has considerable influence in Malwa region of Punjab and is believed to have helped Congress get sizable votes in the 2007 assembly elections. Dera's political wing chairman Ram Singh told TOI on Sunday that the objective of the exercise was find out the opinion of the followers. ‘We have started meeting followers in various districts and those from Barnala district were called at Dera headquarters on Saturday’, he said. ‘Following the Saturday meeting, premis of all districts of Malwa will be approached soon. Any decision about support will be taken only after meeting the followers of all districts,’ said Singh. After en masse support to Congress in 2007 assembly elections, the Dera had avoided directing the followers to vote for any particular party in the following elections and had asked its units to support right candidates, from any party, during 2012 assembly polls. Dera head Gurmeet Ram Rahim Singh is facing cases of rape and dressing like tenth Sikh master Guru Gobind Singh. Bathinda-resident Rajinder Singh had complained against Dera head for dressing like Guru and a case of hurting religious sentiments was registered against him here in May 2007.” (TOI, 10. März 2014)
Die indische Wochenzeitschrift India Today schreibt in einem Artikel vom Februar 2014, dass der umstrittene Chef der DSS, Gurmeet Ram Rahim Insan, der mit Vergewaltigungs- und Mordanklagen konfrontiert sei, dem Gericht in Panchkula mitgeteilt habe, dass er weder geistig noch körperlich in der Lage sei, Geschlechtsverkehr zu haben. Rahim, der seine Aussage per Videokonferenzschaltung getätigt habe, habe behauptet, die gegen ihn vorgebrachten Vorwürfe seien falsch und haltlos. Eine Sadhvi habe im Jahr 2002 einen anonymen Brief an den damaligen Premierminister Atal Bihari Vajpayee geschrieben, in dem sie Rahim des sexuellen Missbrauchs beschuldigt habe. Der für die Bundesstaaten Punjab und Haryana zuständige Oberste Gerichtshof habe sich dem Fall angenommen und die zentrale Untersuchungsbehörde im September 2002 angewiesen, eine Untersuchung des Falls einzuleiten. Einem Berater der Untersuchungsbehörde zufolge sei Rahim schon häufiger als 100 Mal per Videokonferenz zugeschalten worden, allerdings sei er noch nie persönlich vor Gericht erschienen, was laut Paragraph 313 der Strafprozessordnung vorgeschrieben sei. Wie der Artikel berichtet, habe Rahim im September 2013 einen entsprechenden Antrag gestellt, mit der Begründung, er sei mit Drohungen durch terroristische Sikh-Gruppen konfrontiert. In einem separaten Antrag habe die Polizei von Panchkula angegeben, dass die Versammlung von Rahims AnhängerInnen ein Problem hinsichtlich der Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung schaffen könnte und dass Rahim von der Pflicht, persönlich vor Gericht zu erscheinen, ausgenommen werden sollte:
„Controversial godman and Dera Sacha Sauda head Gurmeet Ram Rahim Insan, who is facing rape and murder charges, has told Panchkula court that he is not mentally and physically fit to have sexual intercourse. […] Rahim, who recorded his statement under section 313 of IPC [Indian Penal Code] through video conferencing, on Tuesday contended that the allegations levelled him were false and baseless. A sadhvi had in 2002 written an anonymous letter addressed to the then Prime Minister Atal Bihari Vajpayee, accusing the Dera chief of sexual abuse. The Punjab and Haryana High Court took up the matter and ordered a CBI [Central Bureau of Investigation] probe into the incident on September 24, 2002. […] According to CBI counsel HPS Verma, Singh has made more than 100 video conference appearances but not a single physical appearance in court, which is mandatory under Section 313 of the Criminal Procedure Code. Singh had September 16, 2013 filed a plea in the court contending that he was facing threats from Sikh terrorist groups. The Panchkula police, in a separate plea, had said that the gathering of his followers could create a law and order problem and that he should be exempted from personal appearances.” (India Today, 13. Februar 2014)
Das indische Online-Nachrichtenportal Daily Bhaskar berichtet in einem Artikel vom Jänner 2014, dass Baba Ram Rahim, Chef der DSS, in Alwar (im Bundesstaat Rajasthan gelegen, Anm. ACCORD) gesehen worden sei, wie er im Rahmen eines Sauberkeitsprogramms seiner „Besenbrigade“ („broom brigade“) gemeinsam mit ein paar Dutzend seiner AnhängerInnen die Straßen der Stadt gefegt habe. Seine AnhängerInnen hätten mitgeteilt, dass Baba Ram Rahim die Stadt dadurch von Müll und Sünden befreien wolle:
„Jaipur Alwar: In what seems like he has taken a cue from AAP [Aam Aadami Party] Supremo Arvind Kejriwal, Dera Sacha Sauda chief Baba Ram Rahim was on Thursday spotted on the streets of the city with his broom brigade. The controversial godman was seen sweeping the streets of Alwar with few dozens of followers. His followers told Dailybhaskar.com that he wants to rid the city of rubbish and sins. Sources told Dailybhaskar.com that Baba Ram Rahim’s broom brigade’s cleanliness programme started at 9am and went on till 1pm.” (Daily Bhaskar, 3. Jänner 2014)
Weitere Informationen zur Dera Sacha Sauda sowie zur Lage ihrer AnhängerInnen finden sich in folgenden etwas älteren Anfragebeantwortungen vom Mai bzw. Jänner 2012:
  • IRB - Immigration and Refugee Board of Canada: India: Treatment of Dera Sacha Sauda practitioners by political parties, society and government authorities (2009-April 2012) [IND104064.E], 4. Mai 2012 (verfügbar auf ecoi.net)
    http://www.ecoi.net/local_link/219683/340874_de.html
  • RRT - Refugee Review Tribunal (Government of Australia): Country Advice India – IND39741 – Dera Sacha Sauda – Punjab – Haryana – Shiromani Akali Dal – Madhya Pradesh – Sikh Extremism – Ek Noor Khalsa Fauj – State Protection, 12. Jänner 2012 (verfügbar auf ecoi.net)
    http://www.ecoi.net/file_upload/1930_1346338234_ind39741.pdf
 
 
 
Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 4. April 2014)