Anfragebeantwortung zu Afghanistan: 1) Existenzmöglichkeiten für minderjährige unbegleitete Hazara ohne berufliche Ausbildung und verwandtschaftliche Beziehungen; 2) Medizinische Versorgung, medikamentöse Versorgung (inkl. Kostenfaktor); 3) Versorgungsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderung [a-9926]

21. November 2016

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1) Existenzmöglichkeiten für minderjährige unbegleitete Hazara ohne berufliche Ausbildung und verwandtschaftliche Beziehungen

Der US-Nachrichtendienst Central Intelligence Agency (CIA) schreibt in seinem World Factbook (Stand November 2016) bezüglich der Wirtschaftslage Afghanistans, dass das Land trotz Fortschritten in den vergangenen Jahren nach wie vor sehr arm und in hohem Maße von ausländischer Hilfe abhängig sei. Ein Großteil der Bevölkerung leide weiterhin an einem Mangel an Wohnraum, sauberem Wasser, Strom, medizinischen Diensten und Arbeitsplätzen:

„Despite the progress of the past few years, Afghanistan is extremely poor, landlocked, and highly dependent on foreign aid. Much of the population continues to suffer from shortages of housing, clean water, electricity, medical care, and jobs.“ (CIA, 10. November 2016)

Das Immigration and Refugee Board of Canada (IRB) schreibt in einer Anfragebeantwortung vom April 2016 unter Berufung auf mehrere Quellen, dass Dashte Barchi (auch: Dasht-e-Barchi) ein mehrheitlich von Hazara besiedeltes Stadtviertel von Kabul bilde. Laut Angaben der Nachrichtenagentur Associated Press (AP) würden dort rund 1,5 Millionen Hazara leben.

Das IRB bemerkt weiters unter Verweis auf eine Auskunft eines Beraters zu Entwicklungsfragen in Kabul, dass die hohe Arbeitslosigkeit im Land, welche bei etwa 40 Prozent liege, sich auf alle AfghanInnen negativ auswirke, nicht nur auf Hazara. Nach Angaben einer Forscherin des Afghanistan Analysts Network (AAN) seien Hazara an Schulen und Universitäten „überrepräsentiert“ und würden an staatlichen Universitäten häufig die „größte Gruppe an eingeschriebenen Studenten“ bilden. Allerdings gebe es in manchen Teilen der Stadt Kabul nicht genügend öffentliche Schulen, in denen die Hazara untergebracht werden könnten, und Privatschulen seien für große Teile der Hazara-Bevölkerung nicht leistbar. Laut einem Professor am Institut für Anthropologie und Soziologie am Genfer Hochschulinstitut für internationale Studien habe sich für Hazara im Zuge des Krieges die Gesamtsituation paradoxerweise verbessert. Jedoch seien diese Verbesserungen durch sehr fragile militärische, politische, kulturelle und soziale Bemühungen erkämpft worden. So würden die Hazara von anderen Gruppen mit Argwohn und Neid betrachtet. Einem Professor an der City University London zufolge hätten die Fortschritte der Hazara im Bereich der Bildung und ihre größere Sichtbarkeit im öffentlichen Leben diese Volksgruppe verstärkt zum Ziel von regierungsfeindlichen Gruppen gemacht, die sie als Unterstützer und Hauptnutznießer der internationalen Streitkräfte und Gemeinschaft in Afghanistan ansehen würden.

Ein Artikel von AP vom April 2014 zitiere einen Hazara-Gemeindesprecher mit der Aussage, dass Hazara in Kabul als „Bürger dritter Klasse“ behandelt würden und es in anderen Stadtteilen, in denen andere ethnische Gruppen dominieren würden, mehr gepflasterte Straßen und besseren Zugang zu Schulen, Krankenhäusern und sozialen Diensten gebe. Laut Mothers for Peace, einer in Belgien ansässigen NGO, die im Jahr 2011 ein medizinisches Zentrum in Dasht-e-Barchi eröffnet habe, würden den meisten BewohnerInnen von Dasht-e-Barchi grundlegende Dinge wie Wasser und angemessene Sanitäranlagen vorenthalten. Der Großteil der Bevölkerung des Stadtteils leide an hoher Arbeitslosigkeit und Armut. Nur wenige seien bei der Regierung oder einer NGO angestellt. Ähnlich habe die oben genannte Forscherin des AAN angegeben, dass Dasht-e-Barchi relativ arm und überfüllt sei und nur wenige Erwerbsmöglichkeiten biete und es dort an ausreichender Infrastruktur wie Schulen und Straßen fehle.

Laut dem AP-Artikel von 2014 hätten die Hazara früher die niedrigsten Tätigkeiten in den afghanischen Städten verrichtet. Seit dem Sturz der Taliban sei es ihnen „viel besser“ ergangen, und sie hätten an Universitäten studiert und bei internationalen Organisationen Arbeit gefunden. Die Nachrichtenagentur AFP habe im Dezember 2015 berichtet, dass die Hazara durch Bildung und harte Arbeit zu einer neuen afghanischen Mittelschicht geworden seien. Laut der oben genannten AAN-Forscherin hätten Hazara „insgesamt denselben Zugang zu Jobs wie andere Gruppen“, seien jedoch vom derzeitigen allgemeinen wirtschaftlichen Niedergang in stärkerem Maße betroffen, da es für sie schwieriger sei, Jobs bei der Regierung zu erhalten, es sei denn, ein Hazara sei in führender Position in einem Ministerium tätig. Während Hazara zuvor bei NGOs Arbeit gefunden hätten, würden viele NGOs nun beim Personal sparen, was sich unverhältnismäßig stark auf die Hazara auswirke.

Laut Angaben des stellvertretenden Direktors des Civil Society & Human Rights Network (CSHRN), eines Netzwerks von Menschenrechtsorganisationen mit Sitz in Kabul, existiere die „Wahrnehmung“, dass andere ethnische Gruppen die schlechter bezahlten Stellen an Hazara vergeben würden. Es gebe zudem ein ethnisches Quotensystem, das für Personalanstellungsverfahren in Afghanistan eingesetzt werde, das ebenfalls das Risiko der Arbeitslosigkeit unter Hazara erhöhe. Nach Angaben der AAN-Analystin würden sich Hazara mitunter über Diskriminierung im Zuge von Anstellungsverfahren beklagen, da sie aufgrund ihres Namens als Hazara identifizierbar seien. Nur NGOs und internationale Organisationen würden ihr Personal tatsächlich leistungsabhängig einstellen. Laut dem oben zitierten Professor an der City University London erfolge die Anwerbung von Personal „überwiegend über persönliche Netzwerke“, was sich „unverhältnismäßig auf Gruppen auswirke, die traditionell von Bildung und Arbeit ausgeschlossen gewesen seien“. Hazara hätten aufgrund ihrer geschichtlichen und gegenwärtigen Diskriminierung nur begrenzten Zugang zu beruflichen Netzwerken:

„Sources report that Dashte Barchi [Dasht-e-Barchi] is a Hazara-majority neighbourhood in Kabul (AFP 5 Dec. 2015; International Development Consultant 12 Apr. 2016). The Associated Press (AP) reports that the Dasht-e-Barchi neighbourhood is located in western Kabul and ‘[h]undreds of thousands’ of Hazaras from outside the city moved to Dasht-e-Barchi, which ‘sprang virtually out of the desert 10 years ago, and now is home to an estimated 1.5 million Hazara’ (AP 23 Jan. 2014).” (IRB, 20. April 2016)

„In correspondence with the Research Directorate, a Kabul-based international development consultant stated that the high rate unemployment in Afghanistan, approximately 40 percent, ‘negatively affects all Afghans equally, including but not limited to, Hazaras’ (International Development Consultant 12 Apr. 2016). […]

The AAN [Afghanistan Analysts Network] analyst further indicates that the Hazara are ‘disproportionately represented’ in schools and universities, and are often ‘the largest groups of enrolled students at state universities’ (AAN 13 Apr. 2016). However, she noted that in some areas of Kabul, there are not enough state schools to accommodate them and private schools are not affordable for large parts of the Hazara population (ibid.). […]

In correspondence with the Research Directorate, a professor with the Department of Anthropology and Sociology at the Graduate Institute of International and Development Studies in Geneva, who has conducted field research in Afghanistan, stated that

the war has paradoxically allowed the Hazara to improve their overall situation, however, it was gained through a military, political, cultural and social struggle that remains very fragile. Other groups look at them with suspicion and jealousy. (Professor 3 Apr. 2016)

The City University Professor similarly states,

[i]ronically, the progress that Hazara have made in education and their higher profile in public life has made them vulnerable to anti-government elements who see them as supporters and main beneficiaries of the international forces/community in Afghanistan, and the target of resentment by some members of other ethnic groups. (17 Apr. 2016)

AP cites a Hazara community leader in Dasht-e-Barchi as stating that ‘Hazaras are treated like 'third-class citizens' in Kabul’ and that areas of the city dominated by other ethnic groups ‘have more paved roads and access to schools, clinics and services’ (23 Jan. 2014). According to Mothers for Peace, a Belgium-based international NGO that advocates for women's rights (Mothers for Peace n.d.a), which opened a health centre in Dasht-e-Barchi in 2011, the majority of the residents in Dasht-e-Barchi are ‘deprived of basic facilities,’ such as adequate water and sanitation, and suffer ‘from high levels of unemployment and poverty,’ with a ‘very small minority’ being employed by the government or an NGO (ibid. n.d.b). The AAN analyst similarly stated that Dasht-e-Barchi is relatively poor, overcrowded, offers few work opportunities, and lacks sufficient government infrastructure, such as schools and roads (AAN 13 Apr. 2016). […]

In 2014 article, AP reports that in the past, the Hazara had ‘taken the lowest-status jobs in Afghan cities,’ however, they have done ‘far better’ since the removal of the Taliban regime, enrolling in universities and finding employment with international agencies (AP 23 Jan. 2014). Agence France-Presse (AFP) reports in a 2015 article that ‘[e]ducated and hard-working, the Hazaras have formed a new Afghan middle class’ (AFP 5 Dec. 2015). According to the AAN analyst, Hazara ‘overall have the same access to jobs as other groups,’ however they have been ‘more affected’ from the general economic decline as it is more difficult to access government employment ‘unless a Hazara is in the leadership of the department’ (AAN 13 Apr. 2016). The source further states that, while NGOs had been a source of employment for the Hazara, with less aid going to Afghanistan, many NGOs are cutting wages and jobs, which disproportionately affect the Hazara (ibid.).

According to the Deputy Director, there is a ‘perception’ that other ethnic groups give lower paid positions to Hazara (CSHRN 2 Apr. 2016). The same source further notes that an ethnicity quota system, as opposed to a merit-based system, is used for hiring processes in Afghanistan, which increases the risk of unemployment for the Hazara (ibid.). The AAN analyst states that the Hazara ‘sometimes report discrimination during the hiring process because they can be easily identified by their names…except for NGO or IO positions, where merit-based hiring is actually enforced’ (AAN 13 Apr. 2016). According to the City University Professor, job recruitment is ‘overwhelmingly conducted through personal networks,’ which ‘disproportionally impacts groups who have traditionally been excluded from education and employment…Hazaras have limited access to professional networks because of historical and current discrimination’ (Professor 17 Apr. 2016).” (IRB, 20. April 2016)

Pamela Constable, eine Mitarbeiterin der Washington Post, erwähnt in einem Artikel, der im Dezember 2015 in der kanadischen Tageszeitung National Post erschien, dass die Hazara hinsichtlich Bildung, religiöser Freiheit und politischen Rechten einen Aufschwung erlebt hätten. Allerdings würden nach Angaben führender Vertreter der Hazara-Gemeinde die optimistischen Zukunftserwartungen der Hazara durch eine Kombination aus wirtschaftlicher Stagnation und ethnischer Diskriminierung gedämpft. Es herrsche unter den Hazara eine hohe Arbeitslosigkeit. Hazara-Tagelöhner würden die Straßenecken bevölkern, und Hazara mit Hochschulabschlüssen würden als Verkäufer in Geschäften oder als Handywertkartenverkäufer am Gehsteig arbeiten:

„In Kabul, where Hazaras were once ethnic underdogs relegated to pulling handcarts and cleaning houses, a decade of postwar democracy has opened new doors to education, religious expression and political rights. With more than one million Hazaras living in the capital now, a new generation has earned college degrees, once-suppressed Shiite holidays are celebrated across the city, and the Hazara stronghold of West Kabul has pioneered in developing coed cafes and other liberal pursuits.

But the community’s fast-rising expectations are being increasingly stymied by a combination of economic stagnation and ethnic discrimination, Hazara leaders say. Unemployment is rampant; Hazara day labourers cluster at corners, and college graduates are working as shop clerks and sidewalk phone-card sellers.

Despite Ghani’s personal commitment to inclusiveness, moreover, Hazaras still represent a tiny percentage of employees and managers in most public agencies.” (National Post, 28. Dezember 2015)

Die International Crisis Group (ICG), eine unabhängige, nicht gewinnorientierte Nichtregierungsorganisation, deren Ziel es ist, mittels Informationen und Analysen zur Verhinderung bzw. Lösung gewaltsamer Konflikte beizutragen, schreibt in einem Artikel vom Oktober 2016, dass gemäß einer Studie zu den Lebensverhältnissen in Afghanistan die Arbeitslosenrate von 9,3 Prozent in den Jahren 2011-2012 auf 24 Prozent im Jahr 2014 angestiegen sei. Obwohl keine entsprechenden Daten für die Jahre 2015 und 2016 vorlägen, würden einzelne Indizien kaum Zweifel daran lassen, dass sich diese negativen Trends weiter verschlechtern würden. Nachdem die Bevölkerungszahl des Landes jährlich um etwa drei Prozent ansteige und dadurch jährlich eine halbe Million Menschen zur erwerbsfähigen Bevölkerung hinzukämen, könnten sich die Erwerbsmöglichkeiten nur verschlechtern. Laut dem UNO-Flüchtlingshochkommissariat (UN High Commissioner for Refugees, UNHCR) sei die Zahl der Flüchtlinge, Rückkehrenden und Binnenvertriebenen (Internally Displaced Persons, IDPs) zwischen 2013 und 2015 auf das Doppelte, von 985.197 auf 1,77 Millionen Personen, angestiegen. Laut Schätzungen des UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs (UN OCHA) seien zwischen Jänner und September 2016 265.141 weitere Menschen aus ihren Häusern vertrieben worden. Diese Vertreibungen hätten in 31 der insgesamt 34 Provinzen des Landes stattgefunden. Zudem sei in den vergangenen Monaten eine immer größere Zahl an afghanischen Flüchtlingen aus Pakistan zurückgekehrt. Anfang September seien es täglich im Durchschnitt 5.000 Personen gewesen. Insgesamt könnten mit Einbruch des Winters zwischen September und Dezember 2016 bis zu einer Million IDPs bzw. Rückkehrende (darunter 57 Prozent Minderjährige) im Land unterwegs sein, die Nahrungsmittel, medizinische Hilfe, Unterkünfte und grundlegende Dienste benötigen würden. Diese Personen würden den derzeit auf 40 Prozent geschätzten Anteil derer, die von saisonaler oder permanenter Ernährungsunsicherheit betroffen seien, weiter erhöhen und die ohnehin bereits mageren Wirtschafts- und Erwerbsaussichten und die Kapazitäten der öffentlichen Dienste weiter einschränken:

„According to the Afghanistan Living Conditions Survey, the unemployment rate rose from 9.3 per cent in 2011-12 to 24 per cent in 2014. […] Although no such figures are available for 2015 and 2016, anecdotal evidence makes it abundantly clear that these negative trends are worsening. With Afghanistan’s estimated 32.5 million people growing by perhaps three per cent annually, adding half a million people to the work force every year, the decline in employment opportunities can only worsen.

Even without reliable Afghan government statistics for 2015 and 2016, the trends indicated by anecdotal evidence and UN figures point to a silently evolving, increasingly alarming humanitarian crisis. According to UNHCR [UN High Commissioner for Refugees], the total numbers of ‘people of concern’, including Internally Displaced Persons (IDPs), refugees and returnees, nearly doubled between 2013 and 2015, rising from 985,197 to 1.77 million people. UNOCHA [UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs] estimates that 265,141 more were displaced from their homes in 31 of 34 provinces between 1 January and 15 September 2016.

On top of this has come an unprecedented rise in recent months in the return of registered and unregistered refugees from Pakistan, averaging 5,000 people daily in early September. Combined with the new internally displaced, an alarming one million (57 per cent of whom are children) could be on the move just as winter sets in between September and December 2016. All will require urgent food assistance, health, shelter and other essential services. This spike in the numbers of IDPs and returnees will increase the percentage of the population facing seasonal or permanent food insecurity beyond the current estimate of 40 per cent, and will further strain already meagre economic and employment opportunities and public services.” (ICG, 3. Oktober 2016)

UNHCR geht in seinen im April 2016 veröffentlichten Richtlinien zur Feststellung des internationalen Schutzbedarfs afghanischer Asylsuchender folgendermaßen auf die humanitäre Situation in Afghanistan, darunter jene von IDPs, ein:

„Der fortwährende Konflikt in Afghanistan stellt nach wie vor eine große Belastung der humanitären Situation im Land dar. In Folge des allgemein gestiegenen Sicherheitsrisikos, einschließlich der Zunahme bei den Sicherheitsvorfällen, die Mitarbeiter humanitärer Hilfsorganisationen betreffen, ist der Zugang zu betroffenen Menschen für humanitäre Hilfsorganisationen begrenzt. Die begrenzte Präsenz humanitärer Hilfsorganisationen in den vom Konflikt betroffenen Gebieten behindert insbesondere den Zugang zu lebensrettender Unterstützung für die besonders schutzbedürftigen Teile der Bevölkerung.

Jahrzehnte der Konflikte und wiederkehrender Naturkatastrophen haben die afghanische Bevölkerung in einen Zustand großer Schutzbedürftigkeit versetzt und die Überlebensmechanismen vieler Menschen erschöpft. Der fortwährende Konflikt greift diese Schwachstellen durch die Zerstörung von Lebensgrundlagen und von Viehbestand, steigende Raten ansteckender Krankheiten, verstärkte Vertreibung, ständige Menschenrechtsverletzungen und höhere Kriminalitätsraten weiter an. Ebenso haben der andauernde Konflikt, schwache Regierungsgewalt sowie schwache oder korrupte Institutionen dazu geführt, dass Vorbereitungsmaßnahmen im Hinblick auf Katastrophen, Risikoreduzierung und Notfallmechanismen Berichten zufolge nicht oder kaum vorhanden sind. In der Folge stellen Naturkatastrophen wie Überflutungen, Schlammlawinen, Erdbeben, Dürren und harte Winter eine weitere Belastung für die Bevölkerung dar, deren Widerstandskraft ohnehin bereits geschwächt wurde. Beobachter gehen davon aus, dass die Zahl der Menschen, die humanitäre Hilfe benötigen, 2016 steigen wird.

Die humanitären Indikatoren sind in Afghanistan auf einem kritisch niedrigen Niveau. Ende 2015 waren Berichten zufolge 8,1 Mio. Menschen bei einer Gesamtbevölkerung von etwa 27 Mio. Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Über eine Million Kinder leiden Berichten zufolge an akuter Mangelernährung. 9,1 Prozent der Kinder sterben vor ihrem fünften Geburtstag. Der Anteil der Bevölkerung, der unterhalb der nationalen Armutsgrenze lebt, liegt Berichten zufolge nach wie vor bei 35,8 Prozent. 1,7 Millionen Afghanen sind von ernsthafter Lebensmittelunsicherheit betroffen. Nur 46 Prozent der Bevölkerung haben Zugang zu Trinkwasser. Afghanistan bleibt das ärmste Land der Region und belegt den 171. Platz unter 188 Ländern auf dem Human Development Index 2015 der Vereinten Nationen.“ (UNHCR, 19. April 2016, S. 30-31)

„Afghanistan erlebt eine Phase rasanter Urbanisierung. Viele Binnenvertriebene enden in großen urbanen Zentren mit beschränkten Aufnahmekapazitäten, in denen der Zugang zu Grundversorgung ein größeres Problem darstellt. Der Mangel an einer effizienten Städtepolitik und an wirksamen Regelungsrahmen sowie eine schwache und ineffektive Regierungsführung haben Berichten zufolge zu einem Anstieg von Armut und Ungleichheit in städtischen Gebieten geführt. Ein großer Anteil der städtischen Haushalte mit mittlerem und niedrigem Einkommen befindet sich Berichten zufolge in informellen Siedlungen in schlechter Lage und mit mangelnder Anbindung an Versorgung. Der Umfrage zu den Lebensbedingungen in Afghanistan für 2013/2014 („Afghan Living Conditions Survey“) zufolge leben 73,8 Prozent der städtischen Bevölkerung Afghanistans in Slum-Haushalten. Armut ist unter den städtischen Haushalten Berichten zufolge weit verbreitet. Aus Berichten geht hervor, dass sich die wirtschaftliche Situation städtischer Haushalte in den vergangenen Jahren verschlechtert hat.

Von allen Städten Afghanistans ist Kabul die mit dem größten Bevölkerungszuwachs; zwischen 2005 und 2015 belief sich Schätzungen zufolge das jährliche Bevölkerungswachstum auf 10 Prozent. 2015 erreichte die Einwohnerzahl offiziellen Schätzungen zufolge 3,5 Millionen, darunter 21 Prozent, die außerhalb von Kabul geboren wurden. Die Stadt hat seit 2002 etwa 40 Prozent der in jüngerer Zeit konfliktbedingt Binnenvertriebenen in Afghanistan aufgenommen. Einige Schätzungen gehen davon aus, dass der Anteil der in informellen Siedlungen in Kabul lebenden Menschen 70 Prozent beträgt.

Die finanzielle Situation der Einwohner Kabuls und ihre Erwerbsmöglichkeiten verschlechtern sich, wie aus Berichten hervorgeht. In den informellen Siedlungen in Kabul, die für langfristig Binnenvertriebene, Rückkehrer und andere arme Stadtbewohner, die Zielgruppen humanitärer Hilfe sind, vorgesehen sind, sind 80 Prozent der etwa 55.000 Menschen Berichten zufolge schwerwiegend oder mäßig von Lebensmittelunsicherheit betroffen.

In dieser Hinsicht sind in Städten lebende Binnenvertriebene schutzbedürftiger als nicht vertriebene, in Städten lebende, von Armut betroffene Personen, da jene besonders vom mangelnden Zugang zu sozialer Grundversorgung und zu Erwerbsmöglichkeiten mit negativen Auswirkungen auf die Lebensmittelsicherheit und auf soziale Schutzmechanismen betroffen sind. Aufgrund mangelnder Flächen und erschwinglicher Unterkünfte in städtischen Gebieten sind Personen, die seit kurzem oder seit längerem von Binnenvertreibung betroffen sind, häufig gezwungen, in informellen Siedlungen ohne angemessenen Lebensstandard und mit beschränktem Zugang zu Wasser und Sanitäreinrichtungen zu leben. Durch das veraltete Bodenrecht und mangelnde Wohnsicherheit sind Binnenvertriebene und andere Bewohner informeller Siedlungen gegenüber Räumungen und erneute Vertreibung schutzlos gestellt. Erschwerend kommt Landraub („Land grabbing“) hinzu, die illegale Inbesitznahme von u. a. auch für Rückkehrer oder Binnenvertriebene vorgesehenem Land.“ (UNHCR, 19. April 2016, S. 33-35)

Die Revolutionäre Vereinigung der Frauen Afghanistans (Revolutionary Association of the Women of Afghanistan, RAWA), eine säkular orientierte afghanische Frauenrechtsorganisation, schreibt in einem Artikel vom Oktober 2015 unter Berufung auf die zentrale Statistikbehörde Afghanistans (Central Statistics Organization, CSO), dass die Arbeitslosigkeit in Afghanistan innerhalb eines Jahres um 15 Prozent angestiegen sei und nun bei 40 Prozent liege. Nach Angaben der afghanischem Handels- und Industriekammer (ACCI) seien zahlreiche Fabrikarbeiter, aber auch einige ausgebildete Erwerbsfähige aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Situation für die Industrie nun arbeitslos. Laut Angaben des Ministeriums für Arbeit und Soziales seien mehr als 1,8 Millionen erwerbsfähige Personen im Land arbeitslos:

„The unemployment rate has peaked to 40 percent in Afghanistan, showing a 15 percent increase as compared to the same time last year, officials said Friday. According to Central Statistics Organization (CSO), the unemployment figure for 2015 was only 25 percent. Insecurity, lack of jobs in government and the private sector organizations and a downturn of industries are the main factors behind growing unemployment, CSO officials said. […]

In addition, the Afghanistan Chamber of Commerce and Industries (ACCI) officials also agreed with SCO statements and admitted that numerous factory workers are jobless.

According to ACCI, several skilled workers are also unemployed due to economic issues facing factories at industrial parks. […]

Based on the figures provided by the ministry of labor and social affairs, over 1.8 million eligible workers are unemployed in Afghanistan.” (RAWA, 2. Oktober 2015)

Das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (United Nations Development Programme, UNDP) schreibt in seiner undatierten Übersicht zu Afghanistan, dass die wirtschaftlichen Aussichten des Landes ungewiss seien. Das Wirtschaftswachstum sei erheblich zurückgegangen, und die Arbeitslosigkeit sei im Ansteigen begriffen. Nach Schätzungen der Weltbank würde das Wachstum 2016 bei unter zwei Prozent liegen und mittelfristig niedrig bleiben. Der Rückgang an internationalen Hilfsleistungen habe zu einem Rückgang der Nachfrage geführt und zur Deflation beigetragen, wodurch sich die Arbeitslosigkeit, die bei 40 Prozent liege, vermutlich weiter verschlimmern würde:

„Afghanistan faces an uncertain economic outlook. Growth has slowed considerably and unemployment is on the rise. Ongoing insecurity hampers investment and encourages many of the most productive and well educated citizens to migrate. The World Bank estimates that growth in 2016 will be below 2% percent and will remain low in the medium term. Declining levels of international support have reduced demand and contributed to deflation, which is likely to exacerbate an unemployment rate already at 40 percent.” (UNDP, ohne Datum)

Das Internal Displacement Monitoring Centre (IDMC), eine in Genf ansässige internationale Nichtregierungsorganisation, die sich für den verbesserten Schutz und eine effektivere Unterstützung von Binnenvertriebenen einsetzt, geht in einem Artikel vom Juli 2015 unter Berufung auf verschiedene Quellen auf die Lage von IDPs ein: Die meisten IDPs befänden sich in einer äußerst prekären sozioökonomischen Lage, und dies in stärkerem Maße als die allgemeine Bevölkerung. Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung seien unter IDPs weit verbreitet und viele IDPs müssten sich verschulden, um ihre grundlegenden Bedürfnisse erfüllen zu können. Laut UNHCR hätten zahlreiche neu vertriebene IDPs keinen Zugang zu Nahrungsmitteln und anderen Gütern. Sie könnten unter Umständen auf Basis ihrer ethnischen Zugehörigkeit bzw. Stammeszugehörigkeit bei den lokalen Gemeinden Hilfe und Unterbringung finden. Doch befänden sich viele Aufnahmefamilien selbst in einer wirtschaftlich prekären Lage. Zahlreiche IDPs, vor allem jene im urbanen Raum, hätten keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, Sanitäreinrichtungen und medizinischen Diensten. Auch hätten sie im Vergleich zu anderen bedürftigen StadtbewohnerInnen schlechteren Zugang zu Nahrungsmitteln und anderen Alltagsgütern. Die IDP-Unterkünfte in den informellen Siedlungen Kabuls würden keinen hinreichenden Schutz gegen die Witterungsverhältnisse im Winter bieten. Mangels Alternativen würden viele IDPs als Tagelöhner arbeiten. Ihr Einkommen reiche jedoch häufig nicht zur Deckung ihrer grundlegenden Bedürfnisse aus, insbesondere in den Wintermonaten, in denen es weniger Arbeit gebe. Die neu Vertriebenen hätten wenig Zugang zu lokalen Netzwerken, die es Personen ermöglichen könnten, sich Geld auszuleihen, und viele könnten sich keine gesunde Ernährung leisten, wodurch diese Menschen einem Risiko von Krankheit und sogar Tod ausgesetzt seien. Vertriebene Kinder würden häufig keine Bildung erhalten, zumal viele arbeiten würden, um zum Familieneinkommen beizutragen, während andere nicht über die nötigen Dokumente verfügen würden, die für eine Einschreibung an Schulen nötig seien. Viele IDPs, vor allem jene, die in informellen städtischen Siedlungen leben würden, hätten an ihren Zufluchtsorten keinen sicheren Wohnort. Da sie sich keine adäquaten Wohnungen leisten könnten, müssten sie sich darauf verlegen, öffentliches bzw. privates Land ohne entsprechende Erlaubnis zu besetzen, was sie dem Risiko der Zwangsräumung aussetze:

The majority of Afghanistan’s IDPs are extremely vulnerable in socio-economic terms, and more so than their counterparts in the general population, given that displacement further erodes their resilience and ability to rebuild their lives. Joblessness and under-employment are widespread, and many displaced households go into debt to meet their basic needs (Samuel Hall/National IDP Policy Working Group, April 2015, p. 7).

Emergency assessments show that many newly displaced people lack access to food and non-food items. IDPs may receive help and hospitality from local communities based on their ethnic and tribal affiliations, but many host families are economically vulnerable themselves and deplete their resources rapidly (UNHCR, 1 July 2015, p. 2).

Many IDPs, particularly those in urban areas, lack access to safe drinking water, sanitation and health services. They are also worse off than other urban poor in terms of access to food and livelihoods. IDPs’ shelters in Kabul’s informal settlements do not provide enough protection against the city’s harsh winter conditions (KIS task force, 16 April 2015, p. 2; Samuel Hall, November 2014, pp. 7-9, 90-91).

In the absence of alternative livelihoods, many urban IDPs work as daily labourers. Their income, however, is often not enough to meet their basic needs, particularly during winter months when there is less work available. Those newly displaced have little access to local networks that might enable them to borrow money, and many are unable to afford a healthy diet, putting them at risk of illness and even death as winter sets in (KIS task force, 16 April 2015, p. 2; Samuel Hall, November 2014, pp. 7-9, 90-91).

Displaced children often miss out on their education. Many work in order to contribute to their families’ income, while others lack the documentation required to enrol in school (KIS task force, 16 April 2015, p. 2; UNHCR, 1 July 2015, p. 3). Facilities in areas affected by conflict are often destroyed in the fighting or occupied by parties to it, including the security forces (task force on IDPs, 21 May 2015, p. 3). […]

Many IDPs do not have secure tenure in their areas of refuge, particularly those living in informal urban settlements. Unable to afford adequate housing, they resort to occupying public and private land without authorisation, which puts them at risk of forced eviction to make way for development and infrastructure projects (Samuel Hall, November 2014, p. 60; IDMC, 19 June 2014, p. 7; FMR, May 2014, p. 16; IDMC, 11 February 2014). Early in 2015, 1,430 people living in informal settlements on both public and private land in Kabul received verbal notice that they would be evicted in June and July (OCHA, 31 May 2015, p. 1).” (IDMC, 16. Juli 2015)

Die Unabhängige Afghanische Menschenrechtskommission (Afghanistan Independent Human Rights Commission, AIHRC) schreibt in einem Bericht von 2016 bezüglich der Lage von Rückkehrenden, dass nationale und internationale Hilfseinrichtungen lediglich temporäre humanitäre Unterstützung (z.B. Verteilung von Reis, Öl zum Kochen, Decken etc.) bieten könnten. In manchen Fällen biete das Ministerium für Arbeit und Soziales kurzzeitige berufsorientierte Schulungen an, die sich jedoch kaum auf die Erwerbschancen auswirken würden. Die Internationale Organisation für Migration (International Organization for Migration, IOM) sei eine der Einrichtungen, die in den vergangenen Jahren RückkehrerInnen unterstützt habe. So habe die IOM eigenen Angaben zufolge in den Jahren 2012 bis 2014 30-40.000 freiwilligen afghanischen RückkehrerInnen aus dem Iran und Pakistan Unterstützung angeboten. In Afghanistan würden Hilfen für Rückkehrer in der Regel von UNHCR bereitgestellt. Zunächst zahle die Organisation an jeden Rückkehrenden einen Betrag von 200 US-Dollar aus. Eine fünfköpfige Familie erhalte somit einen Betrag von 1.000 Dollar. Damit könnten die grundlegenden Bedürfnisse zwar kurzfristig, jedoch nicht langfristig gedeckt werden:

The phenomenon of migration and the needs of this sector has long-term infrastructural and developmental nature, but the national and international aid institutions just render temporary humanitarian assistances. For example, distribution of rice, cooking oil, blankets, etc. are the aids rendered by the related institutions. In some cases, the Ministry of Labor and Social Affairs provides short-term vocational training which has no big role in their employment. The IOM is one of the institutions, which has assisted returnees during previous years. A report by that institution indicates that since beginning of 2012 to 2014 the IOM has assisted 30 to 40 thousand Afghans who have voluntarily returned home from Iran and Pakistan via Islam Qala, Milak and Toorkham borders. In Afghanistan, assistances to the returnees are usually rendered through the UNHCR. In the first step, this organization pays $200 to each returnee. A family of 5 members can receive $1000 which is sufficient for their basic needs. However, this assistance cannot meet their long-term needs.” (AIHRC, 2016, S. 43-44)

Derselbe Bericht von AIHRC bemerkt weiters unter Berufung auf die Internationale Arbeitsorganisation (International Labour Organization, ILO), dass 77 Prozent aller RückkehrerInnen keine Erwerbssicherheit hätten. Fehlende Erwerbsmöglichkeiten würden einige RückkehrerInnen dazu veranlassen, erneut zu migrieren, was auch von UNHCR bestätigt werde. Eine von IOM durchgeführte Studie aus dem Jahr 2011 habe ergeben, dass nur 23,3 Prozent aller Rückkehrer (hier als „refugees“ bezeichnet) in der Lage gewesen seien, Arbeit zu finden:

Limitation of access to work is a basic challenge in the country. Based on the findings by the ILO, 77 percent of the returnees have no job security. Lack of work and employment force some of the returnees to migrate again. The UNHCR confirms that some of the returnees leave the country again due to lack of employment. A general research conducted by the IOM in 2011 shows that only 23.3 percent of the refugees were able to find employment.” (AIHRC, 2016, S. 44)

Bezüglich Wohnraum hält derselbe Bericht vom AIHRC unter Verweis auf Angaben des afghanischen Ministeriums für Flüchtlinge und Rückkehr fest, dass rund 61 Siedlungen für Rückkehrende in insgesamt 29 Provinzen des Landes geschaffen worden seien. Das Ministerium habe mithilfe von UNHCR und einigen anderen Organisationen zwischen 2002 und 2014 insgesamt 223.825 Behausungen für Rückkehrende in 34 Provinzen des Landes errichtet. Von den 62 Siedlungen für RückkehrerInnen würden nur 29 aktiv genutzt und von rund 300.000 Personen bewohnt. Die statistischen Daten würden zeigen, dass die Menge der für RückkehrerInnen verfügbaren Grundstücke und Unterkünfte im Verhältnis zur Zahl der Rückkehrenden sehr gering sei. Obwohl die meisten der 5 Millionen Rückkehrenden Unterkünfte benötigen würden, sei der Staat nicht in der Lage gewesen, ihnen Land bzw. Behausungen zur Verfügung zu stellen:

„Based on a report by the Ministry of Refugees and Repatriation Affairs, around 61 townships have been established for the returnees in 29 provinces of our country. According to this report, ‘Out of all the requests handed over by the returnees for plots of land in various provinces, 115,543 families have been recognized deserving to receive plots of land. Out of them 68,426 families have received their plots and 30,414 families have built their houses in these townships.’ To tackle shelter problems of the returnees, Australia, through UNDP has built 10,251 residential houses under project Alaskan (Habitat) at Bareekab area of Qarabagh district in Kabul province and distributed them to deserving families through a commission. The report adds that organized by the Ministry of Refugees and Repatriation Affairs and assisted by the UNHCR and some other organs 223,825 residential shelters have been built at the townships of returnees and displaced people in 34 provinces of our country since 2002 to 2014. At the same time, Chairman of Planning Department at the Ministry of Refugees and Repatriation Affairs believes that township construction projects for repatriates in Kabul and other provinces have their own specific problems. He added, ‘Lack of transparency in distribution of land, insufficient land, the long distance of the projects from the cities and lack of basic services in these townships are the reasons that few returnees live in these townships. Out of 62 refugee-townships, only 29 of them are active and resided by around 300 thousand people. The aforementioned statistic shows that the amount of land plots or shelters is very limited compared to the number of returnees. Most of the 5 million returnees need shelter, but the state has not been able to put land or house at their disposal.” (AIHRC, 2016, S. 45)

2) Medizinische Versorgung, medikamentöse Versorgung (inkl. Kostenfaktor)

In seinen im April 2016 veröffentlichten Richtlinien zur Feststellung des internationalen Schutzbedarfs afghanischer Asylsuchender beschreibt UNHCR die allgemeine Gesundheitsversorgung im Land wie folgt:

„Der andauernde Konflikt wirkt sich besonders schwerwiegend auf den Zugang zur Gesundheitsversorgung aus, unter anderem aufgrund von direkten Angriffen auf medizinisches Personal und auf Gesundheitseinrichtungen. Jedoch stellt auch die allgemeine Unsicherheit ein Hindernis für den Zugang zu Gesundheitseinrichtungen dar, insbesondere in Gebieten unter der Kontrolle oder dem Einfluss von regierungsfeindlichen Kräften. Aus Berichten geht hervor, dass 36 Prozent der Bevölkerung keinen Zugang zu medizinischer Grundversorgung haben.“ (UNHCR, 19. April 2016, S. 31)

Das Länderinformationsblatt zu Afghanistan vom September 2015, das im Auftrag der Zentralstelle für Informationsvermittlung zur Rückkehrförderung (ZIRF) des deutschen Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) von der International Organization for Migration (IOM) verfasst wurde, enthält folgende Informationen zum Gesundheitswesen in Afghanistan:

„1. Gesundheitssystem

Es gibt eine begrenzte Zahl staatlicher Krankenhäuser in Afghanistan, die kostenfreie medizinische Versorgung bieten. Die Kosten für Medikamente in diesen Einrichtungen weichen vom lokalen Markt ab. Private Krankenhäuser gibt es zumeist in größen Städten wie Kabul, Jalalabad, Mazar-e-Sharif, Herat and Kandahar. Die Behandlungskosten in diesen Einrichtungen variieren.

2. Medizinische Versorgung und Medikamente

Da es kein gesondertes Verfahren gibt, haben alle Staatsbürger Zugang zu medizinischer Versorgung und Medikamenten. […] Für verschiedene Krankheiten und Infektionen ist medizinische Versorgung nicht verfügbar. Chirurgische Eingriffe können nur in ausgewählten Orten geboten werden, welche zudem meist einen Mangel an Ausstattung und Personal aufweisen. Diagnostische Ausstattungen wie Computer Tomographie (1 in Kabul) oder MRT sind ebenfalls nicht verfügbar.“ (IOM, September 2015, S. 1)

Das soeben zitierte Länderinformationsblatt von IOM enthält weiters eine Auflistung von Krankenhäusern in Kabul (siehe S. 1-2):

·      IOM – International Organization for Migration: Länderinformationsblatt Afghanistan, September 2015
https://milo.bamf.de/milop/livelink.exe/fetch/2000/702450/698578/704870/13826820/18161484/18159840/Afghanistan_-_Country_Fact_Sheet_2015%2C_deutsch.pdf?nodeid=18159843&vernum=-2

 

Der in Doha ansässige arabische Nachrichtensender Al Jazeera schreibt in einem Artikel vom August 2016, dass das afghanische Gesundheitssystem eines der schlechtesten weltweit sei und viele Menschen im Land keinen bzw. kaum Zugang zu medizinischer Behandlung hätten:

Afghanistan has one of the worst healthcare systems in the world, with many having little or no access to medical treatment. Years of civil war have devastated the healthcare infrastructure, and unlike other countries in the region, Afghanistan has seen increasing rates of preventable diseases such as diarrhoea and respiratory infections.” (Al Jazeera, 10. August 2016)

Die Unabhängige Menschenrechtskommission Afghanistans (AIHRC) bemerkt in ihrem Bericht von 2016, dass laut Angaben des Ministeriums für Flüchtlinge und Rückkehr zwischen Frühjahr 2004 und Frühjahr 2015 rund 25 Gesundheitseinrichtungen für Rückkehrer geschaffen worden seien. Es gebe indes weiterhin Probleme bei der Sicherstellung von regelmäßigem bzw. durchgängigem Zugang zu gesundheitlicher Versorgung:

„Based on the information by the Ministry of Refugees and Repatriation Affairs, since 1383 to 1393 around 25 health clinics have been built for the returnees with financial assistance rendered by the related international organizations. Reports show that primary health assistances have been provided by related organizations for the returnees, but their regular and consistent access to health services are still faced with challenges. Necessary health facilities should be put at the disposal of returnees who live separate and far away townships.” (AIHRC, 2016, S. 46)

Die britische Tageszeitung Guardian schreibt in einem Artikel vom Jänner 2015 unter Berufung auf einen Bericht des afghanischen Unabhängigen Gemeinsamen Ausschusses zur Überwachung und Evaluierung der Korruptionsbekämpfung (Independent Joint Anti-Corruption Monitoring and Evaluation Committee, MEC), dass rund die Hälfte der nach Afghanistan eingeführten pharmazeutischen Produkte keiner Qualitätskontrolle unterliegen würden. Korruption bei den Zollbehörden hätte dem Handel mit illegalen Arzneimitteln von minderer Qualität die Türen geöffnet. Der größte Markt für derartige Arzneien sei die Provinz Nangarhar, wohin die gefälschten Medikamente aus Pakistan ungehindert eingeführt würden. Dort würden diese Mittel in die vorhandenen Medikamentenvorräte integriert, wodurch es für Laien praktisch unmöglich werde, schlechte Arzneien von guten zu unterscheiden. Laut einem von den USA finanzierten Bericht zu Arzneien in Afghanistan würden zwar Qualitätskontrollmechanismen existieren, doch würden diese kaum umgesetzt. Die meisten Medikamente würden indes privat verschrieben und verkauft, und es gebe keine Daten über die im Privatsektor tätigen Apotheker. Bis zu 300 Unternehmen in Pakistan würden Arzneimittel speziell für den Export nach Afghanistan produzieren, wo nicht dieselben Qualitätsstandards eingehalten werden müssten wie in Pakistan. Diese Unternehmen würden 60 Prozent aller Arzneimittel auf dem afghanischen Markt produzieren, so der MEC. Insgesamt seien beim afghanischen Gesundheitsministerium 450 ausländische Arzneimittelanbieter registriert:

„About half of Afghanistan’s pharmaceutical imports are smuggled and not subject to quality control, according to a recent report by the Independent Joint Anti-Corruption Monitoring and Evaluation Committee (MEC), a watchdog assembled by the international community and the Afghan government. The combined value of illegal and legal pharmaceuticals is $700m (£445m) to $880m. Corruption at customs opened up the country to counterfeit, inferior medicine. Because of its proximity to the largely uncontrolled 1,600-mile border, the biggest market is Nangarhar province and its capital, Jalalabad, where fake drugs seamlessly enter the medicine stock, making it virtually impossible for non-specialists to distinguish between good and bad products. […]

Although there are some quality control measures in place for medicine in the public healthcare system, implementation is weak, according to a US-funded report on pharmaceuticals in Afghanistan. However, most medicines are prescribed and sold privately, and there is no data on pharmacists working in the private sector, the report adds. […]

Up to 300 companies based in Pakistan make medicine specifically for export to Afghanistan, which does not require the standards demanded by their own government for drugs used in Pakistan, says the report. These companies account for about 60% of all pharmaceuticals on the market, says the MEC.

In total, 450 foreign pharmaceutical suppliers are registered with the health ministry in Afghanistan, which has a population of 31 million people. In comparison, India, which has a population of more than 1.2 billion, has about 100 registered foreign medicine suppliers.” (Guardian, 7. Jänner 2015)

Die britische Tageszeitung Guardian berichtet in einem Artikel vom Oktober 2016 über physische Angriffe auf medizinisches Personal und deren Auswirkungen auf Personen, die auf medizinische Behandlung angewiesen seien:

„This is what the staff deal with most days at a hospital in the country’s north-west: physical attacks by patients’ relatives; gun-wielding soldiers inside the wards; and verbal assaults and threats of bodily harm against doctors and nurses who are only trying to help. An Afghan surgeon I’ve met keeps a gun at home for protection, and I understand why. Assailants recently attacked two female nurses, causing cervical spine injuries. Another nurse responding to a mass casualty event arrived at the hospital to be assaulted and choked by relatives of a wounded patient who were demanding immediate service. […]

Doctors and nurses, ambulance drivers and paramedics, hospitals and health centres have all come under attack in Afghanistan. This disrupts the delivery of medical care when people need it most. Patients – both civilians and combatants – die because they are prevented from receiving needed care. The disruption can be so severe that the entire system collapses.” (Guardian, 5. Oktober 2016)

Das Britische Rote Kreuz schreibt in einer undatierten Mitteilung, dass mehr als 770 Krankenhäuser und Kliniken in den vergangenen Jahren aufgrund von Kampfhandlungen geschlossen worden seien. So seien unter anderem Ende 2015 zwei neue Gesundheitseinrichtungen geschädigt worden. Weiters fordere auch ein Mangel an Investitionen in die Gesundheitsversorgung in manchen Regionen einen hohen Tribut:

„Over 770 hospitals and clinics in Afghanistan have closed in recent years because of fighting. Even as late as 2015, two new health centres were damaged in the conflict. Alongside decades of conflict, lack of investment in health care in some areas has also taken a heavy toll.” (Britisches Rotes Kreuz, ohne Datum)

3) Versorgungsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderung

Im bereits oben zitierten, von IOM verfassten Länderinformationsblatt zu Afghanistan vom September 2015 findet sich die Information, dass sich „[p]hysisch und geistig Behinderte, sowie Opfer von Missbrauch […] eine starke familiäre und gesellschaftliche Unterstützung sichern“ müssten (IOM, September 2015, S. 1).

 

Patricia Chadwick, eine Mitarbeiterin bei Internews, einer US-Nichtregierungsorganisation, die sich für die Förderung unabhängiger Medien einsetzt, schreibt in einem Artikel vom März 2016, dass die Zahl der Menschen mit Behinderung in Afghanistan derzeit auf rund 1.5 Millionen geschätzt werde. Im Jahr 2006 sei im Rahmen einer Studie zum Thema Behinderung in Afghanistan berichtet worden, dass es im Land mehr als 800.000 Personen mit schwerer Behinderung gebe. Bei 17 Prozent von ihnen handle es sich um Kriegsversehrte. Dieser Studie zufolge seien 53 Prozent der über 15-jährigen Männer mit Behinderung arbeitslos, während die Arbeitslosigkeit bei Männern ohne Behinderung bei 25 Prozent liege. Weiters hätten fast 73 Prozent aller über sechsjährigen Personen mit Behinderung keine Bildung erhalten, während dieser Anteil bei den Personen ohne Behinderung bei 51 Prozent liege:

„There are an estimated 1.5 million people with disabilities in Afghanistan. The 2006 National Disability Survey in Afghanistan (NDSA) reported that, based on an estimated population of 25 million people, there are more than 800,000 persons with severe disabilities in Afghanistan, of whom approximately 17% are war disabled. […]

NDSA found that 53% of men with disabilities over the age of 15 years are unemployed compared to 25% of non-disabled men. (The unemployment rate for women is very high95%). The NDSA also found that almost 73% of persons with disabilities above 6 years of age did not receive any education versus 51% for people without disability.” (Chadwick, 25. März 2016)

Die Asia Foundation, eine international tätige Entwicklungshilfeorganisation, die sich mit Asien befasst, bemerkt in einem Beitrag vom November 2016, dass in Afghanistan kaum Dienste zur Unterstützung von Personen mit Behinderung existieren würden. Zudem seien die Betroffenen stark mit gesellschaftlicher Stigmatisierung konfrontiert:

„There are almost no services to assist and support disabled people in Afghanistan. On top of that, those afflicted face a severe social stigma.” (Asia Foundation, 2. November 2016)

Ein Bericht der Unabhängigen Menschenrechtskommission Afghanistans (AIHRC) vom Juni 2016 nennt weite Entfernungen zwischen Gesundheitseinrichtungen und Wohnorten von Personen mit Behinderung, Mangel an finanziellen Mitteln sowie Mangel an Transportmitteln und Medikamenten als wichtige Faktoren, die sich auf die Ausübung des Rechts auf Gesundheit durch Personen mit Behinderung auswirken würden:

„Long distance between clinics and residences of persons with disability has important effects on their right to health. Because, as the previous table showed, most of the children with disability were deprived of their right to education due to the long distance between their homes and schools. Here also 378 interviewees stated that the clinic is 1-2 km away from their homes, while 215 persons with disability mentioned that their homes were more than five km away from the clinic. Traveling such a long distance on the wheelchair or artificial limbs is very difficult for a person with disability. Families and community should prepare the ground for persons with disability to get access to the clinics because it is not possible for the State to build a health clinic in every 1-2 km for each village. […]

Lack of money is another problem for persons with disability to have access to their right to health. It was mentioned by 305 interviewees that due to lack of money, they could not enjoy their right to health. Another 315 persons complained about lack of medical facilities and medicines in the health centers, and 28 persons with amputated legs could not go to the medical centers for medical treatment. It indicates that many persons with disability still have no access to artificial limbs, though artificial limbs are very important, especially for children with disability. […]

Among other problems that were reported, 25.1% of persons with disability are first of all faced with financial problems to pay for the fee, medicine and transportation, 20 % of them are faced with a lack of transportation, 4.0% of them are faced with lack of medicine, while 21.1 percent of normal people are faced with transportation problem, 19% with lack of money, and 4.2% of them are faced with lack of medicine. In general, it can be said that accessibility to health services is limited, and the problems of money and transportation continue to remain as the main problems. […]

Regarding facilities such as ramps and wheelchair, 471 interviewees stated that hospitals and clinics used by them are equipped with ramps and wheelchairs. Sick persons with disability have access to them. However, 405 of the interviewees complained about lack of ramps and wheelchairs in the hospitals and clinics in their areas.” (AIHRC, Juni 2016, S. 31-34)

 

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Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 21. November 2016)

·      AIHRC - Afghanistan Independent Human Rights Commission: The Returnees (An Overview of the Situation of Returnees in Afghanistan), 2016

http://www.aihrc.org.af/media/files/Report on the Situation of Returnees in Afghanistan_English.pdf

·      AIHRC - Afghanistan Independent Human Rights Commission: The Report on the Situation of the Rights of Persons with Disabilities in Afghanistan 1393, Juni 2016

http://www.aihrc.org.af/media/files/report on the situation of Persons with Disability1393.pdf

·      Al Jazeera: Afghanistan’s healthcare system struggles to rebound, 10. August 2016
http://www.aljazeera.com/news/2016/08/afghanistan-health-care-system-struggles-rebound-160810104017464.html

·      Asia Foundation: Overcoming Stigma Against Disabilities in Afghanistan, 2. November 2016
http://asiafoundation.org/2016/11/02/overcoming-stigma-disabilities-afghanistan/

·      Britisches Rotes Kreuz: One of the world’s most dangerous places to be a mum, ohne Datum
http://www.redcross.org.uk/What-we-do/Health-and-social-care/Health-issues/Community-healthcare/Healthcare-in-Afghanistan/A-dangerous-place-to-be-a-mum

·      CIA - Central Intelligence Agency: CIA World Factbook: Afghanistan, Stand 10. November 2016
https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/af.html

·      ICG - International Crisis Group: The Economic Disaster Behind Afghanistan’s Mounting Human Crisis, 3. Oktober 2016 (verfügbar auf ecoi.net)
https://www.ecoi.net/local_link/330788/471954_de.html

·      Guardian: Killing, not curing: deadly boom in counterfeit medicine in Afghanistan, 7. Jänner 2015
https://www.theguardian.com/world/2015/jan/07/counterfeit-medicine-afghanistan-corruption-border-controls-drugs-poor

·      Guardian: Healthcare in Afghanistan: ‘doctors are threatened at gunpoint, even by civilians’, 5. Oktober 2016
https://www.theguardian.com/global-development-professionals-network/2016/oct/05/healthcare-afghanistan-doctors-threatened-gunpoint-civilians

·      IDMC - Internal Displacement Monitoring Centre: Afghanistan: New and long-term IDPs risk becoming neglected as conflict intensifies, 16. Juli 2015
http://www.internal-displacement.org/south-and-south-east-asia/afghanistan/2015/afghanistan-new-and-long-term-idps-risk-becoming-neglected-as-conflict-intensifies

·      IOM – International Organization for Migration: Länderinformationsblatt Afghanistan, September 2015
https://milo.bamf.de/milop/livelink.exe/fetch/2000/702450/698578/704870/13826820/18161484/18159840/Afghanistan_-_Country_Fact_Sheet_2015%2C_deutsch.pdf?nodeid=18159843&vernum=-2

·      IRB - Immigration and Refugee Board of Canada: Afghanistan: Situation of Hazara people living in Kabul City, including treatment by society, security situation, and access to employment; security situation for Hazara traveling to areas surrounding Kabul City to access employment (2014-April 2016) [AFG105491.E], 20. April 2016 (verfügbar auf ecoi.net)
https://www.ecoi.net/local_link/330485/471612_de.html

·      National Post: Brutal beheading of nine-year-old girl sparks outrage over persecution of Afghan minority group (Autorin: Pamela Constable, Washington Post), 28. Dezember 2015
http://news.nationalpost.com/news/world/brutal-beheading-of-nine-year-old-girl-sparks-outrage-over-persecution-of-afghan-minority-group

·      RAWA: Unemployment Rate Spikes by 15 Percent in Afghanistan, 2. Oktober 2015
http://www.rawa.org/temp/runews/2015/10/02/unemployment-rate-spikes-in-afghanistan.html

·      UNHCR – UN High Commissioner for Refugees: UNHCR-Richtlinien zur Feststellung des internationalen Schutzbedarfs afghanischer Asylsuchender, 19. April 2016 (verfügbar auf ecoi.net)
https://www.ecoi.net/file_upload/90_1471846055_unhcr-20160419-afg-richtlinien-de.pdf