Dokument #1044498

ACCORD – Austrian Centre for Country of Origin and Asylum Research and Documentation (Autor)

Anfragebeantwortung zur Russischen Föderation: Tschetschenien: Selbstmordattentat durch eine Frau Mitte September 2009 im Zentrum von Grosny [a-8448]

3. Juli 2013
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Der deutschsprachige Dienst der russischen Nachrichtenagentur Ria Nowosti berichtet am 16. September 2009 Folgendes:
„Neue Einzelheiten zum Bombenanschlag mit sechs Verletzten in der tschetschenischen Hauptstadt Grosny am Mittwoch: Eine Selbstmordattentäterin soll die Bombe gezündet haben. Der Anschlag wurde vor dem Bekleidungshaus an der Kreuzung des Friedens- und des Putin-Prospekts verübt. ‚Augenzeugenberichten zufolge wurde der Sprengsatz von einer Frau gezündet, die sich einem Polizeiwagen näherte‘, sagte Wladimir Markin, Sprecher des Untersuchungsausschusses bei der russischen Staatsanwaltschaft zu RIA Novosti. Wie es aus regionalen Sicherheitskreisen gegenüber RIA Novosti hieß, sei danach auch Munition im Auto detoniert. Auch ein daneben geparkter Kleinbus sei durch die Explosion beschädigt worden. Zwei Polizisten und vier Zivilisten seien dabei verletzt worden.“ (Ria Nowosti, 16. September 2009)
Caucasian Knot, eine unabhängige Nachrichtenwebsite, die von der russischen Menschenrechtsorganisation Memorial gegründet wurde, berichtet am 16. September 2009, dass nach vorläufigen Angaben in Folge eines Terroranschlags in Tschetschenien sechs Personen verletzt worden seien. Ums Leben gekommen sei nur die Selbstmordattentäterin, von der laut Angaben des tschetschenischen Innenministeriums nur Fragmente übrig geblieben seien. Die Selbstmordattentäterin habe sich am 16. September 2009 um 10.20 Uhr morgens im Zentrum von Grosny neben einem Polizeiauto in die Luft gesprengt. Die Explosion habe sich in mehreren Dutzend Metern Entfernung vom Haus der Mode der Republik ereignet. Seit Mitte Mai 2009 habe es bereits eine ganze Serie von Selbstmordattentaten gegeben. Das letzte sei am 12. September 2009 in Grosny durch Aslanbek Dschabrailow, einen Einwohner des Dorfes Elistanschi, verübt worden:
„По предварительным данным, в результате теракта в Чечне ранено шесть человек, погибших, кроме самой смертницы, нет. От террористки остались лишь фрагменты тела, сообщили в МВД [министерство внутренних дел] Чечни. Напомним, сегодня около 10.20 утра в центральной части Грозного террористка-смертница взорвала себя рядом с патрульной автомашиной милиции Чечни. Взрыв произошел в нескольких десятках метров от здания республиканского Дома Моды, передает корреспондент ‚Кавказского узла‘. […]
Напомним, что с середины мая текущего года в Чечне был совершен уже целый ряд террористических акций с участием боевиков-смертников. Последний теракт произошел 12 сентября у здания школы недалеко от спортивного стадиона имени Билимханова в Грозном. В результате теракта были тяжело ранены три сотрудника республиканской милиции. Смертником оказался уроженец селения Элистанжи Веденского района Чечни Асланбек Джабраилов, 1986 года рождения.” (Caucasian Knot, 16. September 2009)
Am 17. September 2009 berichtet Caucasian Knot, dass sich am Vortag an der Kreuzung der Friedensstraße (Russisch: улица Мира) und des Putin-Prospekts (Russisch: проспект Путина) in Grosny um 10.30 Uhr eine Selbstmordattentäterin in mehreren Dutzend Metern Entfernung vom Haus der Mode der Republik neben einem Polizeiauto, in dem sich zwei Beamte befunden hätten, in die Luft gesprengt habe. Eine Version des Tathergangs besage, dass die Frau ihre Sprengvorrichtung gezündet habe, als die Polizisten versucht hätten, ihre Dokumente zu überprüfen. Eine andere Version besage, dass die Frau gezielt auf das Polizeiauto, einen Lada Priora, zugegangen sei, sich auf die Motorhaube geworfen und den Sprengsatz gezündet habe. Einige Augenzeugen hätten behauptet, dass der Polizist, der hinter dem Steuer gesessen habe, Verdacht geschöpft und versucht habe, mit dem Auto wegzufahren, dies aber nicht mehr geschafft habe. Nach der Explosion sei das Polizeiauto in Flammen aufgegangen und vollständig ausgebrannt. Der Bezirk, in dem sich die Explosion ereignet habe, sei praktisch sofort von der Polizei abgeriegelt worden.
Den Strafverfolgungsbehörden sei es bisher nicht gelungen, die Identität der Selbstmordattentäterin festzustellen. Am Tatort seien nur der durch die Explosion entstellte Kopf und die Füße der Attentäterin gefunden worden, was die Feststellung der Identität erschwere. Laut Angaben des Innenministeriums habe es außer der Attentäterin keine weiteren Todesopfer gegeben. Zwei Polizisten namens Alijew und Madajew seien bei der Explosion schwer verletzt worden. Sie befänden sich im städtischen Krankenhau Nummer neun. Zudem seien sechs weitere Personen verletzt worden, vier Frauen und zwei Männer, von denen sich die meisten in einem Sammeltaxi befunden hätten, das zum Zeitpunkt der Explosion auf der Friedensstraße gefahren sei. Eine der Verletzten sei eine aserbaidschanische Staatsbürgerin.
Wegen des Anschlags in Grosny seien Strafverfahren nach fünf Artikeln des russischen Strafgesetzbuches eingeleitet worden. Eine Quelle sei der Ansicht, dass die separatistischen Feldkommandanten Chussein und Muslim Gakajew, Said Burjatskij und die arabischen Söldner Jassir und Muchannad hinter dem Anschlag steckten:
„Правоохранительным органам Чечни пока не удалось установить личность женщины, взорвавшей себя вчера, 16 сентября в первой половине дня в центре города Грозного рядом с патрульной машиной ДПС [дорожно-патрульная служба] МВД [министерство внутренних дел] Чечни. По последним данным, жертв в результате теракта нет, ранены восемь человек, два милиционера - тяжело.
Как сказал в беседе с корреспондентом ‚Кавказского узла‘ представитель милиции, на месте взрыва оперативники обнаружили только изуродованную взрывом голову и ступни ног смертницы, что затрудняет идентификацию смертницы. […]
Сотрудник МВД также уточнил, что жертв в результате этого террористического акта нет. ‚Тяжелые ранения при взрыве получили два офицера милиции, старшие лейтенанты Алиев и Мадаев, которые находились в атакованной смертницей автомашине ‚Лада-Приора‘. Оба они сейчас в девятой горбольнице Грозного. У Алиева осколочные ранения туловища и головы. У Мадаева - тяжелое ранение в голову, - рассказывает милиционер‘.
Кроме того, в результате взрыва были ранены шесть гражданских лиц - четыре женщины и двое мужчин. В основном - это пассажиры маршрутной ‚Газели‘, которая в тот момент проезжала по улице Мира. Одна из пострадавших женщин - гражданка Азербайджана. Их состояние не вызывает серьезных опасений у медиков.
По факту вчерашнего взрыва в Грозном возбуждено уголовное дело сразу по пяти статьям УК [уголовный кодекс] Российской Федерации. По мнению источника, за этим терактом стоят полевые командиры сепаратистов братья Хусейн и Муслим Гакаевы, уроженец Бурятии Александр Тихомиров, более известный как Саид Бурятский и арабские наемники Ясир и Муханнад. […]
Напомним, вчера, 16 сентября примерно в 10.30 на пересечении улицы Мира и проспекта Путина в Грозном, в нескольких десятках метров от здания республиканского Дома моды, террористка-смертница взорвала себя рядом с автомашиной ДПС [дорожно-патрульная служба], в которой находились двое сотрудников милиции. Согласно одним данным, женщина привела в действие закрепленное на теле взрывное устройство после того, как милиционеры пытались проверить у нее документы. По другим - она целенаправленно подошла к милицейской машине и осуществила самоподрыв, бросившись на капот ‚Приоры‘. Несколько очевидцев утверждают также, что сидевший за рулем автомобиля милиционер, почуяв неладное, предпринял попытку отъехать от террористки, но не успел этого сделать. После взрыва в милицейской машине возник пожар, и она полностью сгорела. Район, где был совершен теракт, практически сразу же блокировали наряды милиции, оттеснив людей от места происшествия.“ (Caucasian Knot, 17. September 2009)
Die russische Tageszeitung Kommersant berichtet am 17. September 2009 ebenfalls über den Selbstmordanschlag durch eine Frau am Vortag in Grosny. Die Attentäterin habe es regelrecht in Stücke gerissen, Fragmente ihres Körpers seien Dutzende Meter weit geflogen. Mehr oder minder unversehrt seien nur der Kopf und die Füße geblieben. Die beiden Polizisten, die im Auto gewesen seien, seien durch die Nägel verletzt worden, die in der Bombe gewesen seien. Sie seien durch den Umstand gerettet worden, dass es ihnen trotz ihrer Verletzungen gelungen sei, das Auto zu verlassen. Dieses habe fast sofort Feuer gefangen und in seinem Inneren sei die Munition der Polizisten explodiert. Auch sechs Passanten, die sich in der Nähe befunden hätten, seien verletzt worden. Nach Ansicht der Untersuchungsbeamten hätte es mehr Opfer gegeben, hätte sich zum Zeitpunkt der Explosion nicht ein leerer Kleinbus zwischen der Attentäterin und den Fußgängern befunden. In dem fünfstöckigen Wohnhaus nebenan seien die Scheiben in allen Fenstern zersprungen:
„[…] Террористку буквально разорвало в клочья — фрагменты ее тела разлетелись в стороны на несколько десятков метров. Более или менее целыми нашли лишь ступни ног и изувеченную голову.
Кроме самой террористки не погиб никто. Два милиционера, находившиеся в машине, получили ранения гвоздями, которыми была начинена бомба. Милиционеров спасло то обстоятельство, что они, несмотря на ранения, сумели быстро выбраться из машины — в ней начали рваться боеприпасы милиционеров, и ‚Ладу‘ почти сразу охватило огнем (милицейская машина сгорела дотла). Ранения также получили шесть прохожих, оказавшиеся неподалеку от места происшествия. Пострадавших, как считают оперативники, было бы намного больше, если бы не пустой микроавтобус, который в момент взрыва оказался между террористкой и пешеходами. Он принял на себя основной удар взрывной волны и тоже сгорел. В расположенной рядом жилой пятиэтажке выбило стекла во всех окнах.“ (Kommersant, 17. September 2009)
Im Oktober 2009 berichtet Ria Nowosti, dass bei der Untersuchung des Bluts der Selbstmordattentäterin, die sich am 16. September 2009 in Grosny in die Luft gesprengt habe, psychotrope Substanzen entdeckt worden seien. Die Frau sei mit dem Sprengsatz, der an ihrem Körper befestigt gewesen sei, auf eine Polizeistreife zugelaufen. In Folge des Anschlags seien zwei Polizisten und sechs zufällige Passanten verletzt worden. Todesopfer hätten vermieden werden können, weil die Polizisten die Frau bemerkt und rechtzeitig reagiert hätten. Die Identität der Attentäterin sei immer noch nicht festgestellt. Experten hätten jedoch anhand der Überreste festgestellt, dass sie 40 Jahre alt gewesen sei:
„Исследование крови террористки-смертницы, подорвавшей себя у Дома Моды в Грозном 16 сентября, показало содержание психотропных веществ, сообщил РИА Новости в среду официальный представитель Следственного управления СКП РФ [Следственный комитет при прокуратуре Российской Федерации] по Чечне. По данным следствия, 16 сентября террористка-смертница у Дома моды в центре Грозного подбежала к милицейскому патрулю, дежурившему на перекрестке, и привела в действие взрывное устройство, закрепленное у нее на теле. В результате теракта двое милиционеров и шесть случайных похожих получили ранения. Жертв удалось избежать из-за того, что милиционеры заметили женщину и успели вовремя среагировать. Личность погибшей до сих пор не установлена. По сохранившимся фрагментам эксперты определили ее возраст - около 40 лет. ‚Экспертиза крови женщины показала содержание психотропного вещества из категории психостимуляторов. Это наркотик, по своим характеристикам вызывающий душевный подъем, бесстрашие, стремление к деятельности‘, - уточнил представитель СКП.“ (Ria Nowosti, 28. Oktober 2009)
Folgende Medienquellen berichten ebenfalls über den Anschlag:
 
 
Der staatliche russische Fernsehsender Pjerwyj kanal (Deutsch: Erster Kanal) stellt unter folgendem Link sowohl einen Artikel als auch ein Video mit einem Nachrichtenbeitrag zu dem Selbstmordattentat durch eine Frau am 16. September 2009 in Grosny zur Verfügung:
  • Pjerwyj kanal: В Грозном террористка-смертница привела в действие самодельное взрывное устройство [In Grosny hat eine Selbstmordattentäterin eine selbstgebastelte Bombe gezündet], 16. September 2009
    http://www.1tv.ru/news/other/16848
 
 
 

Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 3. Juli 2013)
ecoi.net-Beschreibung:
Anfragebeantwortung zur Russischen Föderation: Tschetschenien: Selbstmordattentat durch eine Frau Mitte September im Zentrum von Grosny
Land:
Russische Föderation
Quelle:
ACCORD – Austrian Centre for Country of Origin and Asylum Research and Documentation (Autor)
Veröffentlicht:
3. Juli 2013
Dokumentart:
Anfragebeantwortung
Sprache:
Deutsch
Dokument-ID:
1044498 (frühere ID 253566)

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