Dokument #1006914
AI – Amnesty International (Autor)
Die Rechte auf freie Meinungsäußerung, Versammlungs- und Bewegungsfreiheit von Anhängern und führenden Mitgliedern der Opposition wurden eingeschränkt. Dies war vor allem nach den Präsidentschaftswahlen im Juli der Fall. Mehrere Oppositionsanhänger wurden ohne Anklage inhaftiert und dann wieder auf freien Fuß gesetzt. Drei Asylsuchende aus der Demokratischen Republik Kongo, die Anfang 2004 inhaftiert worden waren, wurden nach wie vor ohne Anklageerhebung und Gerichtsverfahren im Gewahrsam des Militärgeheimdienstes gehalten.
Staatspräsident Denis Sassou-Nguesso wurde bei der Präsidentschaftswahl im Juli 2009 im Amt bestätigt und im August für eine siebenjährige Amtszeit vereidigt. Das Verfassungsgericht erklärte, bei der Wahl seien fast 80% der abgegebenen Stimmen auf ihn entfallen. Oppositionsparteien und Organisationen der Zivilgesellschaft sprachen jedoch von Wahlmanipulationen und unfairen Wahlen. Die Wahlkommission hatte die Kandidaturen mehrerer Bewerber der Opposition um das Präsidentenamt nicht zugelassen mit der Begründung, dass sie nicht alle Anforderungen erfüllten. Nach seiner Amtseinführung ernannte Präsident Sassou-Nguesso eine neue Regierung und schaffte den 2005 von ihm geschaffenen Posten des Ministerpräsidenten (ohne Regierungsgewalt) wieder ab.
Aus der Region Pool wurden vereinzelt Überfälle krimineller Banden gemeldet, die Mitgliedern der ehemaligen bewaffneten Gruppe Nationaler Widerstandsrat (Conseil National de Résistance - CNR) zugeschrieben wurden. Der frühere Anführer des CNR, Frédéric Bintsamou, bestritt jedoch, dass ehemalige CNR-Kämpfer für diese Überfälle verantwortlich seien. Er sagte weiter, dass er zu dem Friedensabkommen stehe, das 2003 zwischen dem CNR und der Regierung unterzeichnet wurde.
Im März erklärte die Regierung, dass sie fast 3000 Waffen vernichtet habe, die sie im Rahmen des Demobilisierungsprogramms CNR-Kämpfern abgekauft hätte. Demgegenüber erklärte Frédéric Bintsamou, anders als im Friedensabkommen von 2003 vereinbart, habe die Regierung nichts unternommen, um seine Kämpfer zu demobilisieren und einen Teil von ihnen in die Sicherheitskräfte zu integrieren. Im Dezember nahm Frédéric Bintsamou offiziell das Amt des Beauftragten für die Verbreitung friedlicher Werte und Wiedergutmachung für Kriegsschäden an, zu dem Präsident Sassou-Nguesso ihn 2007 ernannt hatte.
Wie schon in den Vorjahren wandten die Sicherheitskräfte bei der Auflösung friedlicher Proteste exzessive Gewalt an. Mitglieder von Oppositionsparteien wurden an der Wahrnehmung ihrer Rechte auf Meinungs-, Versammlungs- und Bewegungsfreiheit gehindert.
Drei Tage nach den Präsidentschaftswahlen im Juli veranstalteten Oppositionsparteien in Brazzaville, der Hauptstadt des Landes, eine Demonstration, um gegen den Wahlbetrug zu protestieren, den es ihrer Ansicht nach gegeben hatte. Um die Demonstranten auseinanderzutreiben, setzten Sicherheitskräfte Tränengas und scharfe Munition ein, wodurch einige Demonstranten verletzt wurden.
Als Reaktion auf die Demonstrationen im Juli verbot die Regierung sämtliche Proteste der Opposition. Außerdem verbot sie führenden Oppositionsmitgliedern, die Hauptstadt bzw. das Land zu verlassen. Von dem Reiseverbot waren u. a. der ehemalige Ministerpräsident Ange Edouard Poungui und der frühere Vorsitzende der kongolesischen Anwaltsvereinigung Ambroise Hervé Malonga betroffen. Nach Angaben von Sprechern der Regierung und der Sicherheitsdienste wurden die Oppositionsführer mit Reiseverbot belegt, weil ihre Anwesenheit für die Untersuchung von Gewaltakten erforderlich sei, die es bei den Demonstrationen vom Juli gegeben haben soll. Nach Protesten von Betroffenen und von kongolesischen Menschrechtsorganisationen hob die Regierung Anfang November die Reiseverbote wieder auf. Keiner der mit Reiseverbot belegten Oppositionsführer wurde unter Anklage gestellt.
Nach den Wahlen im Juli wurden mehrere Personen aus dem Umfeld von Oppositionsparteien inhaftiert. Kurz nach den Juli-Demonstrationen in Brazzaville wurden drei Leibwächter des oppositionellen Bewerbers um das Präsidentenamt, Mathias Dzon, festgenommen. Bei einem der Festgenommenen handelte es sich um den ehemaligen Leutnant der Armee Céléstin Ngalouo. Nach Angaben von Regierungsvertretern standen die Festnahmen im Zusammenhang mit Schießereien während der Demonstrationen. Die Opposition wies den Vorwurf, ihre Anhänger hätten Schüsse abgegeben, zurück. Für die Schießereien seien vielmehr die Sicherheitskräfte der Regierung verantwortlich. Die Festgenommenen kamen nach ein paar Wochen ohne Anklage frei.
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Amnesty International Report 2010 - The State of the World's Human Rights (Periodischer Bericht, Englisch)