Anfragebeantwortung zu Nepal: 1) Lage und Ansehen von geschiedenen Frauen mit Kind, die mit einem Mann einer niedrigeren Kaste verheiratet waren; 2) Gibt es staatliche oder sonstige Unterstützungen für geschiedene Frauen mit Kind? Wie ist deren Situation auf dem Arbeitsmarkt?; 3) Werden geschiedene Frauen von ihren Familien verstoßen, wenn sie ursprünglich gegen den Willen ihrer Familie geheiratet haben?; 4) Schutz durch Sicherheitsbehörden von (geschiedenen) Frauen vor Übergriffen durch die Familie des Ex-Mannes oder den Arbeitgeber [a-8958]

11. Dezember 2014
 

Das vorliegende Dokument beruht auf einer zeitlich begrenzten Recherche in öffentlich zugänglichen Dokumenten, die ACCORD derzeit zur Verfügung stehen, und wurde in Übereinstimmung mit den Standards von ACCORD und den Common EU Guidelines for processing Country of Origin Information (COI) erstellt.

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1) Lage und Ansehen von geschiedenen Frauen mit Kind, die mit einem Mann einer niedrigeren Kaste verheiratet waren

In einer E-Mail-Auskunft vom Dezember 2014 schreibt Gil Daryn, ein Sozialanthropologe mit Expertise zu Nepal und Südasien, dass Scheidungen immer noch relativ selten vorkämen, gesellschaftlich nicht akzeptiert und in weiten Teilen der nepalesischen Gesellschaft, insbesondere bei Hindus, stark stigmatisiert seien. Die einzige Ausnahme seien die Newars (eine hauptsächlich im Kathmandu-Tal angesiedelte Ethnie, Anm. ACCORD), die, obwohl sie größtenteils Hindus seien, Scheidungen eher akzeptieren würden. Eine Frau aus einer hohen Kaste, die einen Angehörigen einer niedrigeren Kaste geheiratet habe, werde immer stigmatisiert. Eine Heirat einer solchen Frau mit einem Mann der untersten Kaste (den sogenannten „Unberührbaren“) werde als „abscheulich“ („an abhorrence“) angesehen. Eine Frau aus einer hohen Kaste, die sich von einem einer niedrigen Kaste angehörenden Mann geschieden habe, befinde sich deshalb in einer doppelt benachteiligten Lage und werde sowohl Opfer von Stigmatisierung als auch Diskriminierung. Es sei für eine solche Frau wahrscheinlich nicht möglich, in ihr Geburtshaus zurückzukehren, da sie von ihrer Familie abgelehnt werde. Darüber hinaus sei sie sehr gefährdet, Opfer von geschlechtsspezifischer Gewalt und Menschenhandel zu werden:

„Divorce is still relatively rare, socially unaccepted and highly stigmatized in large segments of Nepalese society, particularly among Hindu groups. The sole exception are the Newars, who despite being largely Hindus, accept divorce somewhat more easily. A high-caste woman who married below her caste level is always stigmatized. For such a woman to marry a low caste (so called ‘Untouchable’) man is considered an abhorrence. Therefore, a high-caste woman who divorced her low-caste husband is in a double disadvantageous position and will suffer from both stigma and discrimination. Such a woman will probably find it impossible to return to her natal home as she will be disowned by her family. In addition, she will be highly vulnerable to GBV [Gender-based violence] and trafficking.” (Daryn, 8. Dezember 2014)

Das Global Press Institute, eine US-amerikanische NGO, die Frauen in Entwicklungsländern zu Journalistinnen ausbildet und beschäftigt, berichtet in einem älteren Artikel vom Mai 2012 über den Fall von Janaki Adhikari, einer Angehörigen der Brahim-Kaste (der obersten Kaste), die sich von ihrem Ehemann, einem Angehörigen der Chettri-Kaste (der zweithöchsten Kaste), geschieden habe und nun gemeinsam mit ihrem Sohn in Kathmandu lebe. Wie der Artikel anführt, habe sich Adhikari nach ihrer Ankunft in der nepalesischen Hauptstadt ein Zimmer gemietet und begonnen, auf der Straße Obst zu verkaufen. Die Einnahmen habe sie dafür verwendet, die Miete zu zahlen und Lebensmittel einzukaufen. Ihr Sohn habe eine öffentliche Schule besucht. Laut Adhikari sei sie in der Lage gewesen, ihrem Sohn eine Ausbildung bis zur siebten Klasse zu finanzieren. Ihre täglichen Einnahmen lägen zwischen 800 Rupien (zehn US-Dollar) und 100 Rupien (1,20 US-Dollar). Rechtlich gesehen sei ihr Ex-Ehemann verpflichtet, ihren Sohn finanziell zu unterstützen. Allerdings, so Adhikari, habe sie während des Scheidungsprozesses keine Entschädigungszahlungen verlangt, da ihr Ex-Ehemann einer niedrigeren Kaste angehöre. Stattdessen frage sie ihre Eltern, wenn sie dringend Hilfe benötige:

„After moving to the capital, Adhikari rented a room and started selling fruit on the roadside. She used the income from her business to pay rent and buy groceries. Her son attended the local public school. Using her income and savings, she says she has been able to educate her son up to the seventh grade. Looking for more prospects and profits, sometimes Adhikari ventures into the neighboring areas to sell fruit. She says her daily income varies from 800 rupees ($10) during festival seasons, when fruits are in demand, to 100 rupees to 200 rupees ($1.20 to $2.40) on a bad day. Legally, her husband is responsible for providing financial support for their son. But she says she didn’t seek compensation during the divorce process because her husband belongs to a lower caste. Instead, she asks her parents when she is in dire need.” (Global Press Institute, 4. Mai 2012)

In den ACCORD derzeit zur Verfügung stehenden Quellen konnten im Rahmen der zeitlich begrenzten Recherche keine weiteren Informationen zu oben genannter Fragestellung gefunden werden.

Im Folgenden finden sich Informationen zur Lage und zum Ansehen geschiedener Frauen und alleinerziehender Mütter:

 

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) erwähnt in einem Bericht vom Februar 2014, dass Scheidung für die Mehrheit der Frauen der letzte Ausweg sei. Dies werde auch von den statistischen Daten widergespiegelt. So habe eine Umfrage zu den Themen Demographie und Gesundheit von 2011 ergeben, dass nur 0,1 Prozent der Frauen und 0,4 Prozent der Männer geschieden seien, während 0,7 Prozent der Frauen und 0,6 Prozent der Männer getrennt leben würden:

Divorce, for the majority of women, is the last choice. The statistics reflect this. The 2011 Demographic and Health Survey found that only 0.1% of women and 0.4% of men are divorced while 0.7% of women and 0.6% of men are separated.” (AI, 20. Februar 2014, S. 31)

Grenzenlos, ein in Österreich ansässiger gemeinnütziger und unabhängiger Verein, der sich der Friedensarbeit widmet und internationale Freiwilligendienste durchführt, geht in einem im September 2013 veröffentlichten Kurzbericht zur Lage der Frauen in Nepal folgendermaßen auf Scheidungen in dem Land ein:

„Scheidung ist in Nepal für eine Frau eine schwierige Angelegenheit. Die rechtlichen Bestimmungen lassen es zwar zu, dass eine Frau die Scheidung beantragen kann und ihr auch Eigentumsrechte und das Sorgerecht zugesprochen werden können. Doch die gerichtlichen Kosten sind enorm und ein Prozess kann lange Zeit in Anspruch nehmen. Außerdem wird eine Frau, beantragt sie die Scheidung, mit einem negativen gesellschaftlichen Stigma behaftet und von der Gesellschaft ausgeschlossen. Daher bevorzugen es Frauen oft in der Ehe zu bleiben.“ (Grenzenlos, September 2013)

Der oben zitierte Artikel des Global Press Institute erwähnt, dass eine steigende Zahl an Frauen in Nepal die Scheidung einreichen würden, da sie sich ihrer Rechte bewusst und dem mit der Scheidung verbundenen sozialen Stigma weniger Beachtung schenken würden. Als Gründe für die Scheidung würden Frauen unter anderem Ehebruch und Missbrauch anführen. Obwohl das Scheidungsrecht Frauen diskriminiert habe, sei es nun für Frauen einfacher als für Männer, eine Scheidung einzureichen. Gesellschaftlich gesehen sei der Scheidungsprozess allerdings voller Herausforderungen für Frauen, da die Gesellschaft dazu tendiere, Frauen für gescheiterte Ehen verantwortlich zu machen:

„With more awareness of legal rights and less attention paid to social stigma, a rising number of women are filing for divorce in Nepal. Women cite various reasons for ending their marriages, from adultery to abuse. Although divorce law used to discriminate against women, the legal filing process is now easier for women than men. But socially, the divorce process is wrought with challenges for women, as society tends to blame them for failed marriages.” (Global Press Institute, 4. Mai 2012)

Die englischsprachige nepalesische Wochenzeitung Nepali Times schreibt im Juli 2014, dass die Anzahl der Scheidungen in Nepal sich in den vergangenen Jahren verdoppelt und im Jahr 2013 insgesamt 1.824 betragen habe. Die meisten dieser Scheidungen seien von Frauen eingereicht worden. Bei einem von zehn familienbezogenen Fällen, mit denen die Gerichte befasst würden, gehe es um Scheidung. Laut Anwältin Sapana Pradhan Malla würden die starren Grenzen, die das traditionelle Leben in Nepal regeln würden, ebenso wie die Ansichten zur Ehe, zu bröckeln beginnen. Die Menschen würden Scheidung als eine Option in Betracht ziehen, wenn sie mit dem/der EhepartnerIn nicht länger zurechtkämen. Allerdings sei nur ein kleiner Teil der städtischen Bevölkerung sozial und ökonomisch in der Lage, eine solche Entscheidung auch umzusetzen.

Wie der Artikel weiters anführt, könnten Frauen eine Scheidung direkt bei nepalesischen Gerichten einreichen, während Männer den Antrag über die lokalen Dorfentwicklungskomitees oder die Gemeinde stellen müssten. FrauenrechtsaktivistInnen würden jedoch mahnen, dass eine gestiegene Anzahl an von Frauen eingereichten Scheidungen nicht immer eine Stärkung der Frauen bedeute. Laut Malla könne es sein, dass viele Frauen, die eine Scheidung einreichen würden, dies nicht aus freien Stücken tun würden, da die meisten unter ihnen nach einer Scheidung nichts oder nur sehr wenig vom Eigentum des Ehemannes erhielten. Da Polygamie verboten sei, würden Männer ihre Ehefrauen in den meisten Fällen zwingen, die Scheidung einzureichen, damit sie erneut heiraten könnten:

„The number of divorces has doubled in the last five years to 1,824 in 2013, most of them filed by women. One in ten family-related cases filed in the courts are divorces, and have overtaken cases relating to land, money lending, and inheritance. ‘The rigid boundaries governing traditional Nepali life are starting to crumble and so is the notion of marriage. People are embracing divorce as an option if they cannot get along,’ says advocate Sapana Pradhan Malla. ‘However, only a small section of the urban population is socially and economically empowered to exercise these choices.’

Women can directly file a case for divorce in Nepal’s courts, whereas men have to appeal through the local Village Development Committee or Municipality. But women’s rights activists caution that more women filing for divorce doesn’t always mean empowerment. Malla explains: ‘Many women who file for divorce may not be making free choices because most of them get nothing or very little from their husband’s property share after divorce.’

Polygamy is illegal, and in most cases men force their wives to file for divorce in order to let them remarry.” (Nepali Times, 11. Juli 2014)

Die englischsprachige nepalesische Tageszeitung Kathmandu Post berichtet in einem Artikel vom August 2014, dass viele gebildete Frauen, die die Gesetze des Landes sowie ihre Rechte gut kennen würden, sich aufgrund eines tiefverwurzelten Stigmas, das einer Scheidung anhafte, entscheiden würden, bei häuslicher Gewalt und Missbrauch zu schweigen:

„[…] many educated women who are well versed in the country’s law as well as their rights opt to stay mute despite being subjected to years of domestic violence and abuse due to deeply rooted social stigma attached with divorce.” (Kathmandu Post, 19. August 2014)

Die NGO The Women’s Foundation Nepal, die laut eigenen Angaben Frauen und Kinder in Nepal unterstützt, die Opfer von Gewalt, Missbrauch und Armut geworden sind, schreibt auf ihrer undatierten Website, dass es in Nepal schwierig sei, sich scheiden zu lassen. Rechtliche Änderungen hätten es Frauen ermöglicht, sich von ihren Ehemännern scheiden zu lassen und trotzdem einen Teil des Eigentums zu behalten und das Sorgerecht zu bekommen. Allerdings seien solche Gerichtsverfahren langwierig und teuer. Üblicherweise dauere es viele Monate, bis ein Scheidungsfall, in dem eine Frau Anspruch auf Eigentum oder Sorgerecht erhebt, vom Gericht entschieden werde. Schlimmer noch als die Zeit und das Geld, die erforderlich seien, um sich scheiden zu lassen, sei die soziale Stigmatisierung geschiedener Frauen. Viele Frauen würden sich so davor fürchten, von ihren Gemeinschaften geächtet zu werden, dass sie stattdessen eher jahrelangen Missbrauch erdulden würden:

„It is difficult to get a divorce in Nepal. Legal changes have made it possible for a woman to divorce her husband and still keep some of the property, and even to gain custody rights. However, such court cases are lengthy and expensive. It typically takes many months to get a divorce case through court if the woman makes any kind of property or custody claims. Even worse than the time and money required to get a divorce is the social stigma put on a divorced woman. Many women are so terrified of being ostracized from their communities if they get a divorce that they will endure years of abuse instead.” (The Women’s Foundation Nepal, ohne Datum)

Der im Jahr 2014 aktualisierte Social Institutions and Gender Index (SIGI) der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Organization for Economic Co-operation and Development, OECD) erwähnt im Abschnitt über „Diskriminierendes Familienrecht“ („Discriminatory family code“), dass das Gesetz über die Gleichstellung der Geschlechter von 2006 die Erbschaftsrechte von Frauen in Nepal gestärkt habe: Töchter, Witwen und geschiedene Frauen würden nun als rechtmäßige Erbinnen von Eigentum der Familie und Vorfahren anerkannt. Allerdings sei es unklar, ob dieses Gesetz auch effektiv umgesetzt werde.

Außerdem wird erwähnt, dass laut offiziellen Zahlen aus dem Jahr 2012 Frauen, die niedrigeren Kasten oder religiösen Minderheiten angehören würden, Witwen, geschiedene oder von ihren Männern getrennt lebende Frauen, und Frauen, die in der Mittelland-Region leben würden, weitaus eher berichtet hätten, Erfahrungen mit Gewalt gemacht zu haben:

„The 2006 Gender Equality Act has improved inheritance rights for women in Nepal: daughters, widows and divorced women are now recognised as being rightful inheritors of family and ancestral property. […] However it is unclear whether the law is being effectively implemented.” (SIGI, 2014, S. 2)

„2012 Government data found that women from lower-caste groups or religious minority groups, widowed, divorced, or separated women, and women living in the hill regions, were significantly more likely to report lifetime experiences of violence.” (SIGI, 2014, S. 5)

Die englischsprachige nepalesische Tageszeitung Republica schreibt in einem etwas älteren Artikel vom Oktober 2012, dass, wenn sich eine Frau scheiden lasse, weder ihre Familie mütterlicherseits („maternal family“) noch die ihres Ehemannes sich um sie kümmere und sie oftmals mittel- und obdachlos werde. Einige würden Selbstmord begehen, um dem sozialen Stigma eines Lebens in Schande und Apathie zu entkommen:

„Lack of women empowerment, domestic violence, sexual harassment and patriarchal social structures are some of the main causes of mental illness among Nepali women. For example, if a woman gets divorced, neither her maternal family nor her husband's family takes care of her and she often becomes a destitute and is rendered homeless. Some resort to suicide to escape the social stigma of having to live a life of disgrace and apathy.” (Republica, 13. Oktober 2012)

Die Online-Version der nepalesischen Tageszeitung Republica, Myrepublica.com, berichtet im September 2014, dass die tiefverwurzelte patriarchalische Gesellschaft zusammen mit wirtschaftlicher Abhängigkeit die wichtigsten Gründe für jede Form der Gewalt gegen Frauen seien. Neben der fehlenden Anerkennung von Frauen und Mädchen als Bürgerinnen gebe es unter Männern die Vorstellung, dass Frauen von Männern beschützt werden müssten.

Die Misshandlung („maltreatment“) von Witwen und geschiedenen Frauen gehöre gemeinsam mit zahlreichen anderen sozialen Missständen zu den gängigen Formen der Gewalt in der nepalesischen Gesellschaft:

„The deep-rooted patriarchal society coupled with economic dependence is the main cause of any form of violence against women. Women like Chalise continue to suffer because of lack of recognition that women and girls as citizens first as well as the male chauvinistic perception that women should be protected by male members.

Social ills like child marriage, dowry system, chapaudi tradition, female infanticide, excess female child mortality, child marriage, trafficking, non-partner sexual violence, sexual harassment, custodial violence, intimate partner violence, maltreatment (widows/divorced) and elderly abuse are some of the common forms of violence in Nepali society.” (Myrepublica, 21. September 2014)

In einem älteren Artikel vom Mai 2011 schreibt dieselbe Quelle, dass Frauen in der konservativen nepalesischen Gesellschaft in der jüngsten Vergangenheit in der Lage gewesen seien, mit der „Auflösung“ von Ehen verbundene soziale Stigmata zur Seite zu schieben. Urbanisierung, Modernisierung und die Ermächtigung von Frauen hätten diese darin gestärkt, mutige und radikale Schritte zu unternehmen, die einst als Tabu angesehen worden seien.

Finanzielle Sicherheit und Jobmöglichkeiten hätten Frauen ermöglicht, „Entscheidungen zu treffen“ und „voranzuschreiten“ statt in einer „nicht gewollten Beziehung“ auszuharren. Die aktuellsten Zahlen vom Bezirksgericht Kathmandu würden auf eine Zunahme der Scheidungsfälle hindeuten. Einem Mitarbeiter des Gerichts zufolge würden 80 Prozent dieser Fälle von Frauen eingereicht:

In recent times, women in conservative Nepali society have been able to put aside social stigmas attached with the ‘break-ups’ of their marriages. Urbanization coupled with modernization along with female empowerment have strengthened women to take bold and radical steps which were once considered taboo in Nepali society.

Financial security and job opportunities have enabled women to ‘take decisions’ and ‘move forward’ rather than staying in an ‘unwanted relationship’. The latest figures from Kathmandu District Court indicate a rise in the number of divorce cases.

A total of 640 cases were registered in 2062/63 BS, while the number has jumped to 1,039 in 2065/66 BS and almost doubled to 1,203 in 2066/67 BS. According to Bharat Lamsal, registrar at the court, 80% of the cases are filed by women.” (Myrepublica, 13. Mai 2011)

Die Nepali Times berichtet in einem Artikel vom April 2014 über den Fall zweier verwitweter Alleinerziehenden, die in abgelegenen Gegenden leben würden und, so wie viele andere Witwen auch, Mobiltelefone von der nepalesischen Frauenrechtsorganisation Women for Human Rights (WHR) erhalten hätten. Dem Artikel zufolge hätten diese Telefone das Leben alleinerziehender Mütter, die oftmals von ihren Familien geächtet und von der Gesellschaft abgelehnt würden, verändert. So habe eine der beiden alleinerziehenden Witwen mitgeteilt, dass sie nun andere Witwen kontaktieren und diese beraten könne. Außerdem verleihe sie das Telefon an Nachbarn, die dafür zahlen und ihr damit zu einem bescheidenen Einkommen verhelfen würden. Diese finanzielle Unabhängigkeit habe ihr neuen Respekt in der Gemeinschaft eingebracht.

Wie der Artikel erwähnt, seien alleinstehende Frauen gefährdet, Opfer von Missbrauch zu werden. Außerdem werde ihnen manchmal von der Familie ihres Ehemannes der Kontakt zu ihren Kindern verweigert:

„Paru and Lila have many things in common: they are young women from remote parts of Nepal, they have children. And they are both widows.

They also own mobile phones, a device that has transformed the lives of single mothers who are often ostracised by families and rejected by society.

A woman may not have to jump into the funeral pyre when her husband dies anymore, but she is required to mourn her husband endlessly and never remarry. Many don’t have access to property, have difficulty obtaining birth certificates, citizenship cards, and proof of relationships for their children. Single women are vulnerable to abuse and sometimes denied access to their own children by the husband’s family. […]

The 26-year-old says she now contacts other widows like her over the phone and provides them with counselling. By renting her phone to neighbours who pay per call, she has also been able to generate a small income. Her financial independence has earned her new respect in the community. Today Paru and many other widows like her have mobile phones donated by Women for Human Rights (WHR) which provides widows in districts like Bajura, Dadeldhura, Palpa, Sankhuwasabha, Saptari, Sindhuli and Kavre with mobiles.” (Nepali Times, 11. April 2014)

In einem etwas älteren Artikel vom März 2013 schreibt Republica, dass die Einstellung der nepalesischen Gesellschaft gegenüber alleinerziehenden Müttern immer noch engstirnig sei. Die Entscheidung einer Frau, ihre Kinder alleine großzuziehen, sei mit einem Stigma verbunden, da die nepalesische Gesellschaft auf die Interessen der Männer ausgerichtet sei („biased towards men“).

Generell würden die Frauen für die Lage, in der sich ihre Familien befinden würden, verantwortlich gemacht. Eine alleinerziehende Mutter zu sein, könne anstrengend sein, nicht nur wegen des gesellschaftlichen Drucks. Die Verantwortung für alles, vom Aufziehen des Kindes bis hin zu den Finanzen der Familie, zu übernehmen, könne eine abschreckende Aufgabe sein:

Whether by choice or destiny, being a single parent is definitely not an easy task, and when it comes to single mothers, the society’s view in Nepal is still very narrow-minded, making it all the more difficult.

Contrary to the assumption that it is the children who pay the price of having an absentee parent, and the limitations of the one who is present, single mothers are of the opinion that it’s better to be a single but happy parent than raise your kids in an unhealthy environment. The choice comes with a stigma attached to it because we live in a society that’s biased towards men. […]

Generally, it’s the women who are blamed for the situation their families are in while they shoulder the responsibility of raising their children alone. Being a single mother can be taxing, not just due to the societal pressures, but having to manage everything from the responsibility of bringing up a child single-handedly to the family’s finances can be a pretty daunting task.” (Republica, 8. März 2013)

Lily Thapa, Gründerin von Women for Human Rights (WHR), schreibt in einem etwas älteren, im April 2013 veröffentlichten Artikel für die Kathmandu Post, dass es in den vergangenen zehn Jahren zu einem noch nie dagewesenen Anstieg der Zahl alleinstehender Frauen, insbesondere Witwen, in Nepal gekommen sei. Laut der Volkszählung im Jahr 2011 gebe es knapp eine halbe Million alleinstehender Frauen in Nepal. Dieser Anstieg könne vor allem auf Todesfälle und das Verschwinden von Personen im Zusammenhang mit dem zehnjährigen Konflikt, der Ausbreitung von HIV/AIDS, extreme Armut, Frühehen und die Fortdauer schädlicher traditioneller Praktiken in einigen Distrikten zurückgeführt werden. Mehr als jemals zuvor würden alleinstehende Frauen die Last tragen, ihren eigenen Haushalt unterstützen zu müssen, außerdem seien sie nach wie vor mit erheblichen rechtlichen, politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Hindernissen konfrontiert. Nepals traditionelle patriarchalische Sozialstruktur habe ein Umfeld der Diskriminierung von Frauen, und insbesondere alleinstehender Frauen, sowohl auf nationaler als auch lokaler Ebene geschaffen. Dies zeige sich in Form von geschlechterdiskriminierenden Bestimmungen in Gesetzen, dem Fehlen von Frauen und alleinstehenden Frauen in hochrangigen Regierungspositionen, gegen Witwen gerichteten traditionellen Praktiken (wie dem Beschuldigen einer Frau für den Tod ihres Ehemannes) sowie darin, dass einer Witwe das Recht verweigert werde, das Eigentum ihres verstorbenen Ehemannes zu erben und Armreifen und bunte Kleidung zu tragen.

Viele alleinstehende Frauen in Nepal würden vor ihrem vierzigsten Lebensjahr zu Witwen werden und würden von der Gesellschaft dazu bestimmt, bis zu ihrem Tod in Armut und mit dem Risiko, Opfer von Missbrauch zu werden, zu leben. Alleinstehende Frauen befänden sich oftmals in einer schlechten wirtschaftlichen Situation und würden nur selten Bildung oder eine Berufsausbildung erhalten, um ihre finanzielle Situation zu sichern. Nur elf Prozent der alleinstehenden Frauen in Nepal könnten lesen und schreiben, verglichen mit einem landesweiten Durchschnitt bei Frauen von 57 Prozent. Während des zehnjährigen Aufstandes seien Frauen die Hauptleidtragenden der Gewalt gewesen. Sie seien oftmals zu Opfern weit verbreiteter sexueller Gewalt geworden und hätten zu Tausenden ihre Ehemänner und Väter verloren. Sechs Jahre später hätten viele dieser Frauen immer noch keine Entschädigungsleistungen oder Möglichkeit, Gerechtigkeit zu fordern, erhalten. Während der vergangenen Jahre habe die nepalesische Regierung einige erste Schritte zur Anerkennung der Rechte alleinstehender Frauen unternommen. Dazu zähle unter anderem die im Jahr 2011 vorgenommene Annullierung von fünf diskriminierenden Gesetzen in der elften Abänderung der Übergangsverfassung. Allerdings würden die Rechte alleinstehender Frauen auf lokaler Ebene nicht immer umgesetzt. Ebenfalls im Jahr 2011 habe die nepalesische Regierung einen Nationalen Aktionsplan zur Umsetzung der Resolutionen 1325 und 1820 des UNO-Sicherheitsrates ins Leben gerufen. Diese Resolutionen würden die wesentliche Rolle von Frauen bei der Lösung von Konflikten und Friedensprozessen sowie die Notwendigkeit von Schutz und Gerechtigkeit für Opfer sexueller Gewalt betonen. Um ihren Verpflichtungen im Rahmen des Nationalen Aktionsplans und gegenüber den nepalesischen Frauen gerecht zu werden, müsse die Regierung der Finanzierung von Programmen und Entschädigungsleistungen zur Unterstützung alleinstehender Frauen Priorität einräumen und sicherstellen, dass die Rechte alleinstehender Frauen geschützt werden:

„More than ever before, single women are carrying the burden of supporting their households while still facing significant legal, political, cultural and economic obstacles. Nepal’s traditional patriarchal social structure has created an environment of discrimination against women, and particularly single women, which has permeated society at both the national and local levels. This can be seen in the form of gender-discriminatory provisions in legislation and the lack of women and single women in high-level government positions, as well as in customary practices against widows such as blaming a woman for her husband’s death, denying her the right to inherit her husband’s property and not allowing her to wear bangles or colourful clothing.

Many of Nepal’s single women became widows while they were still in their early twenties and thirties, destined by society to spend the rest of their lives in poverty and vulnerable to abuse. Single women often suffer economically and rarely receive education or vocational training to help secure their financial situation. Only 11 percent of single women in Nepal are literate, compared with the national average of 57 percent for women. The future and education of single women’s children also remains a concern. With little 3/10 financial support, the children of single women – especially their daughters – often cannot afford an education and become susceptible to early marriage, abuse or human trafficking. A major issue that plagues single women and girls who have been affected by conflict is the need for transitional justice. During the ten-year insurgency, women bore the brunt of violence. They were often targeted as victims of widespread sexual violence and thousands of women young and old lost husbands or fathers. Now, six years later, many of these women have still not received proper reparations nor an opportunity to seek justice.

Over the past few years, the government of Nepal has taken some initial steps to recognise the rights of single women – such as the 2011 annulment of five discriminatory laws in the 11th amendment to the Interim Constitution – but the realisation of these rights is not always implemented at the local level. Also in 2011, the government of Nepal launched a National Action Plan for the implementation of UN Security Council Resolutions 1325 and 1820, which emphasise the essential role that women play in conflict resolution and peacebuilding processes, as well as the need for protection and justice for victims of sexual violence. To uphold its commitments to the National Action Plan and to the women of Nepal, the government must prioritise funding for programmes and reparations in support of single women and ensure that these rights are protected.” (Kathmandu Post, 30. April 2013)

In einem im September 2014 veröffentlichten Artikel für die Kathmandu Post schreibt die Journalistin und Dokumentarfilmerin Subina Shrestha, dass jedes Kind, dass die nepalesische Staatsbürgerschaft erhalten wolle, einen Nachweis über die Staatsbürgerschaft seines Vaters erbringen müsse. Viele Väter würden nicht all ihren Kindern zur Staatsbürgerschaft verhelfen, da das entsprechende Dokument das Recht auf Eigentum und Erbschaft mit sich bringe. Alleinerziehende Mütter müssten ihren Stolz überwinden und den Mann kontaktieren, der sie schlecht behandelt und belogen habe, um die Staatsbürgerschaft für ihre Kinder zu erhalten. Frauen müssten langwierige Rechtsstreitigkeiten austragen und oftmals Vaterschaftstests erzwingen, damit ihre Kinder die nepalesische Staatsbürgerschaft erhalten könnten.

Wie der Artikel anführt, bestimme das Staatsbürgerschaftsgesetz von 2006 zwar, dass auch Frauen ihre Staatsbürgerschaft an ihre Kinder weiterreichen könnten, allerdings sei das Gesetz von konservativen Beamten kaum umgesetzt worden:

„The Citizenship Act of 2006 says that women can pass on their citizenship to their children. The Act was flawed but it was still a step forward, even if it was scarcely implemented by conservative officials.

The Citizenship Act of 2006 was never fully accepted by government bodies. In 2006, soon after the Act was passed, I went to the Kathmandu District Administration Office where citizenships are issued and found a young girl who wanted to get citizenship papers through her mother’s name. She was headstrong and full of hope. Her father had abandoned her mother, and as a daughter of a single mother, she did not want her father’s name to be featured in her citizenship. The Citizenship Act had brought her joy. Within few hours, the district officials destroyed her hopes. The Act was only for ‘Badis’ (traditional prostitutes), they claimed. Going through all her papers, they told her that since her father’s name is in all her school documents, she will have to find her father. She was humiliated over and over again until she walked out in tears. Despite the Act, advocates have had to reach out to the Supreme Court to get citizenships awarded through mothers. In 2011, the Supreme Court handed out a decision that Sabina Dhami, a young girl whose father was never identified, was a Nepali citizen on the basis of her mother’s citizenship. This case should have set a precedent for other such cases, but bureaucrats say that the Supreme Court’s decision is not good enough.

Every child who wants to get citizenship has to show a proof of his or her father’s citizenship. Many fathers do not want to give citizenship to all their children because the document results in rights to property and inheritance. And in a country where most marriages and births are not registered, the problem becomes more convoluted. Single mothers have to swallow their pride and go to the men who abused them and lied to them and ask for citizenships for their children. Women have to fight protracted legal battles and often force paternity tests on men just to give their children citizenships.” (Kathmandu Post, 15. September 2014)

Auch die regierungsunabhängige Nachrichtenagentur Inter Press Service (IPS), deren Schwerpunkt der Berichterstattung auf entwicklungspolitischen Themen liegt, schreibt in einem Artikel vom März 2014, dass mit der Verabschiedung des Staatsbürgerschaftsgesetzes von 2006 ein Kind die nepalesische Staatsbürgerschaft entweder von der Mutter oder vom Vater bekommen könne. Allerdings würden die Bestimmungen des Gesetzes oftmals verloren gehen, wenn sie die Ebene des Bezirksleiters erreichen würden. Der Bezirksleiter könne de facto die Staatsbürgerschaft verleihen, an wen er wolle:

„Nepal went from requiring citizenship of just the father before the 2006 citizenship law was passed, to that of either mother or father, and to meeting widely enforced requirements now for both mother and father. However, this requirement has not been fully written or passed. Besides, the, 2006 citizenship law provisions often get lost when they reach the Chief District Officer (CDO) level. The CDO can in effect grant citizenship to whoever he pleases.” (IPS, 10. März 2014)

2) Gibt es staatliche oder sonstige Unterstützungen für geschiedene Frauen mit Kind? Wie ist deren Situation auf dem Arbeitsmarkt?

Staatliche oder sonstige Unterstützungen für geschiedene Frauen mit Kind

Gil Daryn erwähnt in seiner bereits zitierten E-Mail-Auskunft vom Dezember 2014, dass geschiedenen Frauen mit oder ohne Kindern keine staatliche, private oder sonstige (lokale oder internationale NGOs) Unterstützung zur Verfügung stehe. Notunterkünfte und Unterstützung für Frauen, die Opfer geschlechtsspezifischer Gewalt, darunter häuslicher Gewalt, geworden seien, seien in besorgniserregender Weise begrenzt und außerhalb der wenigen städtischen Zentren Nepals so gut wie nicht vorhanden:

„No state, private or other (I/NGOs) assistance is available for divorced women with or without children. Emergency shelters and assistance for women who suffer from various forms of gender-based violence, including domestic violence, are alarmingly limited and virtually non-existent outside of Nepal’s few urban centers.” (Daryn, 8. Dezember 2014)

Der weiter oben zitierte Artikel der Nepali Times vom Juli 2014 führt an, dass es einfacher für eine Frau als für einen Mann sei, eine Scheidung durchzusetzen. Unterhaltszahlungen erhalte die geschiedene Frau aber nur dann, wenn festgestellt werde, dass der Ehemann der Grund für die Scheidung gewesen sei. Der Ehemann werde der Frau dann für höchstens fünf Jahre, oder bis sie wieder heirate, Unterhaltszahlungen leisten. Allerdings liege das Zusprechen von Unterhaltszahlungen im Ermessen des Gerichts und erfolge nur dann, wenn die Frau über keine Einkommensquelle verfüge:

The procedure to obtain a divorce for women is easier than for men, but alimony or any other form of maintenance expenditure will be paid to the divorced wife only if the cause of the divorce is established to be the husband. The husband will then provide maintenance to the wife only for five years or until she remarries. However, the provision of maintenance is at the court’s discretion and is awarded only in cases where the wife does not have a source of income.” (Nepali Times, 11. Juli 2014)

Die nepalesische Wirtschaftstageszeitung Karobar National Economic Daily, die Informationen in nepalesischer und englischer Sprache zur Verfügung stellt, schreibt in einem Leitartikel vom April 2014, dass das System der Sozialleistungen seit einigen Jahren in Nepal umgesetzt werde. Zunächst seien die Beihilfen nur für ältere Menschen bestimmt gewesen, später hätten dann auch marginalisierte/indigene ethnische Gruppen, alleinstehende Frauen, Dalits, Behinderte und Menschen aus der Karnali-Zone Beihilfen erhalten. Seit 2011 würden alleinstehende Frauen eine monatliche Beihilfe in Höhe von 500 Rupien (rund vier Euro, Anm. ACCORD) erhalten.

Die Höhe der Beihilfen sei sehr gering. Sie reiche noch nicht einmal aus, um die persönlichen Ausgaben, die während eines Monats anfallen würden, zu decken:

„The concept of social security allowance is being implemented in Nepal in the past few years. It was first started as elderly allowance in 1994 under the minority government of CPN-UML. The successive governments then made necessary improvements in the program and started to expand it providing allowance also to marginalized/indigenous ethnicities, single women, dalits and differently-abled persons and people of Karnali zone. The elderly aged 70 years or above receive a monthly allowance of Rs 500 while single women of all age are being given the same amount since 2011. […]

The proportion of social security allowance given by the state to individuals is very small. It is not even sufficient for one’s personal expenses for a month, forget about making ends meet.” (Karobar National Economic Daily, 6. April 2014)

Die englischsprachige nepalesische Tageszeitung Himalayan Times schreibt in einem Artikel vom Juli 2014, dass die Regierung in jedem Jahr Sozialbeihilfen leiste. Die Dorfentwicklungskomitees und lokale Behörden seien recht häufig beschuldigt worden, die Beihilfen selbst einzustecken, indem sie falsche Berichte erstellen, Daten selbst nach dem Tod von Bezugsberechtigten nicht aktualisieren und Bezugsberechtige nicht regelmäßig bezahlen würden. Mittlerweile umfasse der Kreis der Bezugsberechtigten Witwen, alleinstehende Frauen, SeniorInnen, Dalit-Kinder, Angehörige bedrohter Völker sowie Behinderte. Jeder Bezugsberechtigte erhalte monatlich 500 Rupien:

„The Commission for the Investigation of Abuse of Authority today urged the Ministry of Federal Affairs and Local development to take necessary steps to ensure that social security allowances reach the target population in an easy and effective manner. […]

The government distributes security allowances every year in three quarters. Village Development Committee secretaries and local body authorities have been quite often accused of pocketing the allowances by preparing fake reports, not updating data even after the death of beneficiaries and failing to pay the beneficiaries regularly. The government started distributing social security allowances to senior citizens and widows 19 years ago through local bodies. The beneficiaries were gradually expanded, and widows, single women, senior citizens, Dalit children, people of endangered nationalities and disabled people are also entitled to the allowance. Each beneficiary gets Rs 500 as social security allowance per month. […]

Scores of complaints have been registered with the Commission for the Investigation of Abuse of Authority that there have been irregularities in distribution of social security allowances. Reports have also been rife that VDC secretaries have been pocketing the allowance by making fake reports, not updating data even after the death of beneficiaries and failing to pay the beneficiaries regularly.” (The Himalayan Times, 24. Juli 2014)

In einem etwas älteren, im Juni 2013 veröffentlichten Artikel erwähnt Republica, dass das Ministerium für Frauen, Kinder und Sozialfürsorge eine Verordnung über die Einrichtung eines Fonds für alleinstehende Frauen in Kraft gesetzt habe. Laut Verordnung solle der Fonds mittellosen Witwen, geschiedenen Frauen, unverheirateten Frauen unter 35, Frauen, deren Ehemänner seit mehr als fünf Jahren vermisst würden, sowie getrennt lebenden Frauen, die sich ihren Eigentumsanteil vom Ehemann genommen hätten, zugutekommen. Der Fonds werde dabei helfen, Programme für solche Frauen unter anderem in den Bereichen Ausbildung, selbstständige Erwerbstätigkeit und juristische Hilfe durchzuführen. Finanziert werde der Fonds durch die nepalesische Regierung, Gebereinrichtungen, Einzelpersonen und Organisationen:

The Ministry of Women and Children and Social Welfare has enforced the Single Women Security Fund (operation) Regulations- 2070 BS to protect the interests of the single women of impoverished classes. The regulation has been enforced after publishing in Nepal Gazette on June 14 after approval by the cabinet on May 23, said Ministry Secretary Dinesh Hari Adhikari. The regulation has incorporated poor widow, divorced women, unmarried women under 35, and women with husband missing for more than five years, separated women by taking her share of property from husband. The fund will help in running awareness programmes for such women in education, skill development training, self-employment, treatment, relief, rehabilitation, legal help and for social respect, he said. The fund to be formed under the chairmanship of Secretary of the Ministry of Women, and Children and Social Welfare will have two representative women from single women sector, joint secretaries of various ministries and DIG of the Women of the Children Directorate of Police Headquarters as members. Amount received from Government of Nepal, donor agencies, individuals, and organizations will be in the fund, said Secretary Adhikari.” (Republica, 28. Juni 2013)

Im Juni 2013 berichtet Women for Human Rights (WHR), dass sich die Organisation in den vergangenen drei Jahren für die Einrichtung eines Notfallfonds für alleinstehende Frauen eingesetzt habe, dessen Einrichtung nun vom Ministerium für Frauen, Kinder und Sozialfürsorge verabschiedet worden sei:

„For the past three years WHR [Women for Human Rights] has been continuously lobbing and advocating for the establishment of Single Women Emergency Fund. With great pleasure we would like to announce that Women Children and Social Welfare Ministry has informed WHR that it has approved this fund.” (WHR, 5. Juni 2013)

Die Einrichtung des Fonds zur Unterstützung alleinstehender Frauen wird auch in einem Artikel der Online-Version von Republica, Myrepublica.com, vom November 2014 erwähnt:

The government has already established a fund last year to support single women across the country.” (Myrepublica.com, 18. November 2014)

Auf der undatierten Website des Rural Women’s Network Nepal (RUWON Nepal), einer nepalesische NGO, die sich für die Rechte von und soziale Gerechtigkeit für Frauen, Jugendliche und Kinder in ländlichen Gebieten einsetzt, finden sich Kurzbeschreibungen einiger von der NGO durchgeführter Projekte. Darunter findet sich auch ein Mikrofinanzierungsprogramm für alleinerziehende Mütter in Kathmandu:

Micro Finance Program for Single Mother Headed Households

Being a traditionally patriarchal society, the situation for women in Nepal is often tough, especially for single mothers as they are alone to support their family. To improve the situation for this target group RUWON Nepal, in collaboration with Tech Outreach Malaysia, has now started a micro-finance program for single mother-headed households in Kathmandu. By providing interest-free loans that should be paid back over a period of 18 months, the women are given the opportunity to start their own businesses and thus improve their financial situation. The businesses are undertaken in areas in which the women already have skills, such as tailoring and vegetable vendors. An important aspect of the project is that it is not just providing a loan for the women but great emphasis is put on increasing the women’s business skills.” (RUWON Nepal, ohne Datum)

Auf der undatierten Website der nepalesischen NGO Samida Women Development Forum findet sich folgende Selbstbeschreibung: Die Organisation sei im Jänner 2011 gegründet worden und setze sich für die Rechte und das Wohlergehen alleinstehender/geschiedener Frauen und von Frauen, die Opfer häuslicher Gewalt geworden seien, ein, indem sie verschiedene Programme, unter anderem Programme zur Kompetenzentwicklung und Entwicklung eines Bewusstseins für die eigenen Rechte, durchführe:

Samida Women Development Forum, established in January 2011, is an organization vying for the right and well being of single/ divorced women and women who are victims of domestic violence by implementing various kind or programs like skill development and right awareness.” (Samida Women Development Forum, ohne Datum)

Der weiter oben zitierte, im September 2013 veröffentlichte Kurzbericht von Grenzenlos führt folgende Informationen zu Frauenrechtsorganisationen in Nepal an:

„Auf Grund der eben dargestellten Diskriminierungen Frauen betreffend, haben sich in Nepal einige Frauenorganisationen gebildet, die für eine Gleichstellung der Frauen und Männer und gegen jegliche Art weiblicher Benachteiligung kämpfen.

Eine dieser Organisationen ist die ‚Women’s Foundation of Nepal‘, welche sich besonders für Frauen und Kinder einsetzt. Die Organisation definiert sich als NGO und NPO und wurde 1988 von einer Gruppe Nepalesinnen gegründet um ein Empowerment der Frauen zu erzielen, um ihr Leben zu verbessern und die Familie zu stärken. Eine weitere Organisation, die sich ebenfalls für Gendergleichheit einsetzt, ist ‚Saathi‘, was auf Nepalesisch ‚Freund‘ bedeutet. Die NGO wurde 1992 gegründet und zielt neben einem Empowerment der Frauen auch auf eine Aufklärung der Männer ab, da die Organisation der Meinung ist, dass eine Besserstellung der Frau nur erfolgen kann, wenn die Männer beginnen ihre Frauen anders zu behandeln.“ (Grenzenlos, September 2013)

Situation auf dem Arbeitsmarkt

In seiner bereits zitierten E-Mail-Auskunft vom Dezember 2014 führt Gil Daryn an, dass die Situation einer geschiedenen Frau vor allem von ihrer ethnischen Herkunft, Ausbildung, finanziellen Situation, ihren Englisch-Kenntnissen sowie davon abhänge, ob sie in einer ländlichen Gegend oder einer Stadt lebe. In einem nepalesischen Dorf gebe es im Allgemeinen keine oder nur wenige Beschäftigungsmöglichkeiten und geschiedene Frauen seien bei der Arbeitssuche aufgrund des ihnen anhaftenden Stigmas mit schwerer Diskriminierung konfrontiert. In ihrem Geburtsort finde eine geschiedene Frau allerdings oftmals verschiedene mildernde soziale Faktoren (vor allem Freunde und Familie) vor, die ihr helfen könnten.

In Nepals wenigen urbanen Zentren werde eine geschiedene Frau weniger unter der Stigmatisierung leiden, und ihr Status als geschiedene Frau werde keinen großen Einfluss auf ihre Beschäftigungsmöglichkeiten haben. Die ihr offen stehenden Möglichkeiten würden vor allem von ihrem Ausbildungsniveau und ihren Englisch-Kenntnissen abhängen. Allerdings müsse berücksichtigt werden, dass Beschäftigungsmöglichkeiten generell für beide Geschlechter, und noch mehr für Frauen, begrenzt seien. Sollte eine geschiedene Frau nicht über genügend (finanzielle oder soziale) Ressourcen verfügen, um die Betreuung ihres Kindes/ihrer Kinder sicherzustellen, werde es für sie unmöglich sein, eine Arbeitsstelle zu finden:

„The situation of divorced women mainly depends on their ethnic origin, education, financial situation, knowledge of English, and whether they live in a rural or urban setting. Very few, if any, employment opportunities exist in a Nepali village in general, and divorced women would face severe discrimination in securing employment due to the stigma involved. However, in her natal village, a divorced woman will often find various mitigating social factors (mainly friends and family) that may be of assistance. The employment opportunities for women in village Nepal are limited mainly to teaching in the local school.

Within Nepal’s few urban centers, a divorced woman will suffer less from stigmatization, and her divorced status will not have much influence on her employment opportunities. The opportunities open to her will mainly depend on her level of education and knowledge of English. However, it should be borne in mind that employment opportunities are limited in general for both genders, and more so for women. Unless a divorced woman has sufficient resources (financially or socially) to provide childcare for her child/children in order to allow her to dedicate herself to work, she will find it impossible to secure employment.” (Daryn, 8. Dezember 2014)

In den ACCORD derzeit zur Verfügung stehenden Quellen konnten im Rahmen der zeitlich begrenzten Recherche keine weiteren spezifischen Informationen zu oben genannter Fragestellung gefunden werden.

Im Folgenden finden sich allgemeinere Informationen zur Arbeitsmarktlage von Frauen in Nepal:

 

Freedom House, eine in den USA ansässige NGO, die zu den Themen Demokratie, politische Freiheit und Menschenrechte forscht und sich für diese einsetzt, erwähnt im Jänner 2014, dass Frauen nur selten die gleichen Ausbildungs- und Jobmöglichkeiten wie Männer erhielten (Freedom House, 23. Jänner 2014).

 

Dem vom US-amerikanischen Außenministerium (US Department of State, USDOS) im Februar 2014 veröffentlichten Länderbericht zur Menschenrechtslage (Berichtszeitraum 2013) zufolge gebe es zwar gesetzliche Schutzbestimmungen für Frauen, darunter auch den Grundsatz gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit, jedoch habe die Regierung diese Bestimmungen unter anderem auch in vielen Staatsbetrieben nicht umgesetzt:

Although the law provides protections for women, including equal pay for equal work, the government did not implement those provisions, including in many state industries.” (USDOS, 27. Februar 2014, Section 6)

Ein im Februar 2014 veröffentlichter Bericht verschiedener in Nepal tätiger NGOs in den Bereichen Menschenrechte, Konfliktverhinderung und Friedensstiftung (darunter Forum for Women, Law and Development) präsentiert die Ergebnisse einer im Zeitraum von Juli bis November 2013 durchgeführten Untersuchung zur Situation und zum Sicherheitsempfinden von Frauen am Arbeitsplatz und auf dem Weg dorthin bzw. auf dem Weg von der Arbeit nach Hause in den Bezirken Banke und Bara. Unter anderem wurden während der Untersuchung Interviews und Fokusgruppen-Diskussionen durchgeführt.

Als wesentliche Erkenntnisse werden unter anderem folgende Aspekte aufgelistet: Belästigungen von Frauen in der Öffentlichkeit und am Arbeitsplatz seien gängig, jedoch würden längst nicht alle Fälle gemeldet. Frauen würden von ihren Ehemännern, Familien und Gemeinschaften unter Druck gesetzt, nicht arbeiten zu gehen. Das soziale Wertesystem im Zusammenhang mit der Ehre einer Familie und einer Frau schränke die Mobilität von Frauen ein, weshalb Frauen, die arbeiten würden und außerhalb ihres Zuhauses unterwegs seien, überprüft würden. Frauen seien regelmäßig mit physischen und verbalen Angriffen konfrontiert, wenn sie sich auf dem Weg zur Arbeit bzw. auf dem Rückweg nach Hause befinden würden. Viele Frauen würden aufgrund von Belästigungen ihren Job aufgeben und mit familiären Problemen konfrontiert werden. Frauen erhielten eine geringere Bezahlung, außerdem sei es weniger wahrscheinlich, dass sie mit einem unbefristeten Vertrag angestellt würden:

„Key findings

[…]

Harassment in public spaces and workplaces is a common but underreported experience for women. […]

Women face pressure from their husbands, families, and communities to refrain from working. Social value systems surrounding a families’ and a woman’s honour (ijjat) constrain women’s mobility, so women who work and travel away from their homes are scrutinised. While social attitudes are changing and are by no means uniform across Nepal, many women at times have been prohibited from working or accused of adultery by their families and communities for working outside their homes.

Women experience regular abuse, both physical and verbal, to and from their places of work. […]

Many women quit their jobs and suffer family problems as a result of harassment. […]

Women are paid less for the work but also less likely to be hired as permanent contract staff. Several people reported that women were sometimes paid half the salary of their male co-workers. Women were also less likely to be given permanent positions or be trained because of the perception that they may leave work for marriage or after they had a child.” (Forum for Women, Law and Development, Februar 2014, S. ii)

Der vollständige Bericht ist unter folgendem Link verfügbar:

·      Forum for Women, Law and Development / Informal Sector Service Center / Institute of Human Rights Communication Nepal / International Alert / National Business Initiative / Saferworld: Women’s insecurities and the workplace in Nepal: A study from Banke and Bara districts, Februar 2014

http://www.saferworld.org.uk/downloads/pubdocs/womens-insecurities-and-the-workplace-in-nepal-high-res.pdf

 

Das Global Press Institute berichtet in einem älteren Artikel vom November 2012 über nepalesische Frauen, die durch Armut, Analphabetismus und Arbeitslosigkeit veranlasst worden seien, als Straßenverkäuferinnen zu arbeiten. Dem Global Press Institute zufolge seien StraßenverkäuferInnen mit Gefahren wie dem fehlenden Zugang zu Sanitäreinrichtungen konfrontiert. Außerdem seien sie Umwelteinflüssen ausgesetzt, die zu Gesundheitsproblemen führen könnten. Da der Straßenverkauf in Kathmandu nur in ausgewiesenen Gebieten während bestimmten Uhrzeiten legal sei, müssten sie sich außerdem der Polizei erwehren. Sie würden jedoch Unterstützung von einer Gewerkschaft erhalten, die Unternehmensdarlehen anbieten und die Bildung der Kinder der StraßenverkäuferInnen fördern würde.

Laut einer im Jahr 2008 vom Zentralen Statistikamt durchgeführten Arbeitskräfteerhebung gebe es 36.000 StraßenverkäuferInnen in Nepal, davon 15.000 Frauen. 6.000 Straßenverkäuferinnen würden in städtischen Gebieten und 9.000 in ländlichen Gebieten arbeiten. Kumar Sapkota, Generalsekretär der nepalesischen StraßenverkäuferInnen-Gewerkschaft habe angegeben, dass es im Kathmandu-Tal rund 20.000 StraßenverkäuferInnen gebe. Von diesen seien 35 Prozent Frauen.

Einer im Jahr 2008 vom Centre for Integrated Urban Development und CARE Nepal gemeinsam durchgeführten Studie zufolge würden 30 Prozent der Verkäuferinnen diese Tätigkeit wegen Analphabetismus und 21 Prozent wegen Arbeitslosigkeit beginnen. Rund 20 Prozent hätten fehlende Bildung und 17,5 Prozent das Fehlen anderer Fähigkeiten als Gründe angeführt:

„Determined to achieve economic independence, women in Nepal are selling clothing and food along busy city footpaths. Vendors face hazards such as lack of access to bathrooms and exposure to the elements, which can lead to health problems. Because street vending in Kathmandu is legal only in a designated area during certain hours, they must also fend off police. But they receive support from a union that offers business loans and promotes the education of their children so that they have more career options than their mothers.

There are 36,000 street vendors in Nepal, according to the 2008 Nepal Labour Force Survey conducted by the Central Bureau of Statistics. About 15,000 of them are females, 6,000 who work in urban areas and 9,000 in rural areas.

Kumar Sapkota, general secretary for the Nepal Street Vendors Trade Union, an organization dedicated to furthering the rights of its 13,000 members, says there are approximately 20,000 street vendors in the Kathmandu Valley. Females account for 35 percent of them.

About 30 percent of female vendors enter the business because of illiteracy and 21 percent because of unemployment, according to a 2008 study by the Centre for Integrated Urban Development, which works for sustainable urban solutions, and CARE Nepal, an international nongovernmental agency. Nearly 20 percent cited lack of education, and 17.5 percent reported that they didn’t have other skills.” (Global Press Institute, 27. November 2012, S. 2-3)

Der weiter oben bereits zitierte, im September 2013 veröffentlichte Kurzbericht von Grenzenlos geht wie folgt auf die Arbeitsmarktlage und die ökonomische Partizipation von Frauen in Nepal ein:

„Dennoch ist die Benachteiligung von Frauen in Nepal im internationalen Vergleich noch immer groß. So steht Nepal im Gender Inequality Index, welcher die Benachteiligung von Frauen in der Gesundheit, im Empowerment und am Arbeitsmarkt misst, mit einem Wert von 0,49 (Stand 2012) an Stelle 157 (von 186) – hierbei würde der Wert 0 totale Gleichheit zwischen Frauen und Männern bedeuten und ein Wert von 1 das Gegenteil. Auch im Global Gender Gap Index des Weltwirtschaftsforums, der den Unterschied zwischen Männern und Frauen in den Bereichen ökonomische Partizipation, Bildungsstand, Gesundheit und politisches Empowerment misst, befindet sich Nepal 2012 mit Platz 123 im hinteren Bereich der Statistik. […]

Was die ökonomische Partizipation betrifft, so hält der Global Gender Gap Index fest, dass 66% der Frauen (82% der Männer) arbeiten. Hierbei sollen 65% der arbeitenden Frauen im landwirtschaftlichen Bereich tätig sein. Allerdings inkludieren die meisten Statistiken zu Arbeit die unbezahlten Hausarbeiten, sowie die unbezahlte Arbeit in der Subsistenzwirtschaft, welche zumeist von Frauen verrichtet werden, nicht mit ein. Auch in der Lohnfrage ist eine Gendergleichheit noch nicht erreicht. So liegt die female- to-male-ratio in Nepal bei 0.53, wobei der Wert von 1 eine Geschlechtergleichheit in Bezug auf das Gehalt bedeuten würde.“ (Grenzenlos, September 2013)

Eine aktuellere Version des im voranstehenden Zitat erwähnten Global Gender Gap Index findet sich im „Global Gender Gap Report 2014“ des Weltwirtschaftsforums. Informationen zu Nepal finden sich auf den Seiten 280 bis 281:

·      Weltwirtschaftsforum: The Global Gender Gap Report 2014, 2014

http://www3.weforum.org/docs/GGGR14/GGGR_CompleteReport_2014.pdf

3) Werden geschiedene Frauen von ihren Familien verstoßen, wenn sie ursprünglich gegen den Willen ihrer Familie geheiratet haben?

Wie in Teil 1 der Anfragebeantwortung bereits angeführt, erwähnt Gil Daryn in seiner E-Mail-Auskunft vom Dezember 2014, dass es für eine Frau aus einer hohen Kaste, die sich von einem einer niedrigen Kaste angehörenden Mann geschieden habe, wahrscheinlich nicht möglich sei, in ihr Geburtshaus zurückzukehren, da sie von ihrer Familie abgelehnt werde (Daryn, 8. Dezember 2014).

 

In den ACCORD derzeit zur Verfügung stehenden Quellen konnten im Rahmen der zeitlich begrenzten Recherche keine weiteren Informationen zu dieser Fragestellung gefunden werden.

Gefunden wurden jedoch folgende Informationen zu Liebesheiraten und zur Frage, ob es vorkommt, dass Frauen verstoßen werden, wenn sie gegen den Willen ihrer Familien einen Angehörigen einer niedrigeren Kaste heiraten:

 

Ola Perczynska, Programm-Managerin bei Her Turn, einer nepalesischen Organisation, die sich für die Rechte von Mädchen einsetzt, schreibt in einem im Februar 2014 veröffentlichten Artikel für das Global Development Professionals Network der britischen Tageszeitung The Guardian, dass Nepal ein kulturell diverses Land sei und die Häufigkeit von Liebesheiraten je nach Gemeinschaft, Region, Kaste und ethnischer Gruppe variiere. Frühere Studien seien davon ausgegangen, dass rund zehn Prozent der Eheschließungen in ländlichen Gebieten von Seiten des Mädchens initiiert worden seien. Laut Perczynska wisse ihre Organisation von durchgeführten Interviews, dass Liebesheiraten zwischen Jugendlichen ein wachsender Trend sei. Außerdem hätten jüngere Forschungen bestätigt, dass mehr als 25 Prozent der Ehen von Seiten des Mädchens initiiert worden seien:

Nepal is a culturally diverse country, and the prevalence of love marriages varies between communities, regions, castes and ethnic groups. Earlier studies estimated that about 10% of marriages in rural areas were decided by the girl. We know from our interviews in the field that love marriages among adolescents are a growing trend, and more recent research confirms that more than 25% of marriages are based on the girl's decision (pdf).” (The Guardian Global Development Professionals Network, 24. Februar 2014)

Das USDOS schreibt in seinem Länderbericht zur Menschenrechtslage vom Februar 2014 (Berichtszeitraum 2013), dass es weiterhin großen Widerstand gegen Eheschließungen zwischen Angehörigen unterschiedlicher Kasten gegeben habe. In einigen Fällen hätten solche Eheschließungen zu Vertreibungen aus der Gemeinschaft geführt. Laut Medienberichten habe ein Dalit-Junge am 14. März 2013 ein nicht den Dalit angehörendes Mädchen im Bezirk Rupandehi ohne Einwilligung der Brauteltern geheiratet. DorfbewohnerInnen hätten das Paar daraufhin gezwungen, das Dorf zu verlassen. Am 6. August 2013 habe sich das Paar scheiden lassen müssen, um Angriffe auf die Familie des Jungen zu stoppen:

Resistance to intercaste marriage remained high and in some cases resulted in forced expulsion from the community. On March 14, according to media reports, a Dalit boy married a non-Dalit girl in Rupandehi district without the bride’s parents’ blessing. As a result, villagers forced the couple to leave their village. On August 6, the couple was forced to divorce in order to stop attacks on the boy’s family.” (USDOS, 27. Februar 2014, Section 6)

Das Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs, UN OCHA) führt in einer Mitteilung vom September 2014 an, dass eine Dalit-Familie in Biratnagar im Anschluss an die Heirat ihres Sohnes mit einer Frau aus der Brahmin-Kaste (der obersten Kaste) von der Familie der Braut angegriffen worden sei. Berichten zufolge seien Familienangehörige des Ehemanns von der Familie der Ehefrau geschlagen worden, außerdem würde sich das Paar seit der gerichtlich geschlossenen Ehe („court marriage“) verstecken:

„A Dalit family in Biratnagar was attacked by a Brahmin family following the inter-caste marriage of their respective son and daughter on 17 August 2014. Family members of the 24 year old husband (Dalit) were reportedly beaten by the wife’s family (Upper Caste). Reportedly, the couple had been hiding since their court marriage. Dalit rights activists complained, stating the police had refused to register an FIR of caste discrimination preferring to mediate the case. However, the father, mother and uncles of wife’s were later arrested under the discrimination act.” (UN OCHA, 1. September 2014, S. 4)

Ein im Oktober 2013 veröffentlichter Bericht des Human Rights Treaty Monitoring Coordination Centre Nepal (HRTMCC), einem Zusammenschluss von 63 Menschenrechtsorganisationen, der als gemeinsames Forum aller Menschenrechts-NGOs in Nepal fungiert, führt an, dass Eheschließungen zwischen Angehörigen unterschiedlicher Kasten weiterhin ein großes Problem seien. 90 Prozent dieser Ehen seien nicht erfolgreich verlaufen und das Paar sei von der Familie und der Gesellschaft isoliert worden. Paare in solchen Ehen seien mit umfassender Diskriminierung und Not konfrontiert, auch wenn manche Paare sowohl von der Familie des Mannes als auch der der Frau akzeptiert worden seien und Unterstützung von Bezirksbehörden erhalten hätten. Obwohl Nepal Diskriminierung aufgrund von Rasse, Geschlecht oder Kaste gesetzlich verbiete, sei solche Diskriminierung insbesondere in ländlichen Gebieten üblich. Personen, die außerhalb ihrer eigenen Kaste heiraten würden, seien mit folgenden spezifischen Beispielen für Rechtsverletzungen konfrontiert: Schikanierung, erzwungene Trennung, Vertreibung und institutionelle Diskriminierung:

Though the country has been declared a caste discrimination-free nation, the issue of inter-caste marriage remains a big problem. 90% of the inter-caste marriage has not been successful and the couple has been isolated by the family and society. The physical and mental torture, domestic violence and discrimination that Dalit women and men have to tackle are very challenging. Couples of such marriages face extensive discrimination and hardship, although some had been accepted by both couple's families and sometimes received support from district authorities. Although Nepali law outlaws discrimination on the grounds of race, sex or caste, such discrimination is commonly practiced, especially in rural areas. Couples marrying outside their caste face four specific examples of abuses: harassment, forced separation, displacement and institutional discrimination.” (HRTMCC, Oktober 2013, S. 55-56)

In einem im Juni 2014 veröffentlichten Artikel des italienischen Nachrichtenportals Montagna TV wird erwähnt, dass Laxman Pariyar aus Palpa, der vor vier Jahren mit einer Frau aus der sogenannten „obersten Kaste“ davongelaufen sei, um sie zu heiraten („eloped“), nicht nach Hause zurückkehren könne, da er sich vor Racheakten durch seine angeheiratete Verwandtschaft fürchte.

Suman BK aus Myagdi, der vor einem Jahr ebenfalls ein Mädchen aus der obersten Kaste (der Brahmin-Kaste) geheiratet habe, habe ähnliche Erfahrungen gemacht. BK lebe seit einem Jahr in Kathmandu und könne aufgrund von Drohungen seitens der angeheirateten Verwandtschaft nicht in seine Heimatstadt zurückkehren.

Der Artikel erwähnt weiters zwei Paare aus Panchthar und Tehrathum, die von ihren Familien aus ihren Dörfern vertrieben worden seien, da sie eine Person aus einer anderen Kaste als der ihren geheiratet hätten.

Zwar habe die Regierung eine finanzielle Unterstützung für Personen in einer kastenübergreifenden Ehe eingeführt, um solche Ehen zu fördern, jedoch würden die Paare dieses Geld aufgrund von administrativen Schwierigkeiten nicht erhalten. Immer mehr Paare in kastenübergreifenden Ehen würden vertrieben, da die Regierung das Gesetz zur Diskriminierung aufgrund der Kastenzugehörigkeit und der Praxis der Unberührbarkeit aus dem Jahr 2011 nicht effektiv umsetze:

„Laxman Pariyar of Palpa who eloped with a woman from the so-called ‘upper caste’ four years ago could not go back home for fear of revenge from his in-laws. The spouse who has recently managed to stay in the capital Kathmandu is struggling hard to earn their living.

Suman BK of Myagdi district who also tied nuptial knot with a girl from the Brahimin caste (so-called upper caste in social hierarchy) one year ago has also experienced similar fate. BK who has been living in Kathmandu since a year has not been able to go his hometown owing to the warning he faces from his in-laws side. He fled to Kathmandu after he was thrown out from his native village just for marrying a woman from the ‘upper caste’.

Exactly a year ago, two couples were booted out from their village by their families in separate incidents of inter-caste marriage in Panchthar and Tehrathum, in the eastern province of Nepal. […]

With an aim to encourage to inter-caste marriage, the government had introduced an allowance of 100 thousand rupees; however the couples like Pariyar are deprived to get that sum due to the administrative hassles. More and more inter-caste marriage couples are becoming expelled as the government has not imposed the Caste Discrimination and Practice of Untouchability Act, 2011 effectively.” (Montagna TV, 19. Juni 2014)

Weitere Informationen zur Frage, ob es vorkomme, dass Frauen verstoßen werden, wenn sie gegen den Willen ihrer Familien einen Angehörigen einer niedrigeren Kaste heiraten, finden sich in folgenden älteren Anfragebeantwortungen in englischer Sprache:

·      ACCORD - Austrian Centre for Country of Origin and Asylum Research and Documentation: Marriage between a man of the lower/lowest caste (the Sudras or the Dalits) and a woman of the upper caste Kshatryas (Chhetris) [a-7713-2], 16. August 2011 (verfügbar auf ecoi.net)

http://www.ecoi.net/file_upload/response_de_201986.html

·      RDC - Refugee Documentation Centre, Legal Aid Board: Information on the Hindu caste system including relations between the different caste and whether a member of a lower caste would be free to marry someone from a higher caste [Q15865], 26. September 2012 (verfügbar auf ecoi.net)

http://www.ecoi.net/file_upload/1930_1349345138_q15865-nepal.pdf

·      RRT - Australian Government - Refugee Review Tribunal: Country Advice Nepal NPL37044 – Inter-caste marriages – Chhetri – Newar, 21. Juli 2010 (verfügbar auf ecoi.net)

http://www.ecoi.net/file_upload/1997_1294217116_npl37044.pdf

4) Schutz durch Sicherheitsbehörden von (geschiedenen) Frauen vor Übergriffen durch die Familie des Ex-Mannes oder den Arbeitgeber

In seiner E-Mail-Auskunft vom Dezember 2014 schreibt Gil Daryn, dass eine Kombination aus weit verbreiteter Korruption auf allen Ebenen des Staatsapparats, darunter auch innerhalb der Sicherheitskräfte, einer generell patriarchalischen Denkweise und systematischer Diskriminierung meist dazu führen würden, dass Frauen (nicht nur geschiedene Frauen) im Allgemeinen gegenüber ihren Verfolgern nahezu wehrlos seien. Daher könnten die nepalesischen Sicherheitskräfte einer geschiedenen Frau nur wenig Schutz und Unterstützung bieten. Es werde davon ausgegangen, dass eine geschiedene Frau ohne männlichen Begleiter („guardian“) und Schutz durch ihre Familie, insbesondere wenn es ihr an beträchtlichen Mitteln fehle, besonders gefährdet sei, zum Ziel von Übergriffen durch die Familie ihres Ex-Ehemannes, ihren Arbeitgeber oder andere zu werden:

The combination of rampant corruption in all levels of state apparatus, including the security forces, as well as general patriarchal mindset and systematic discrimination against women is, more often than not, translated to a situation where not only divorced women but women in general are almost defenseless against their persecutors. Hence, there is little by way of protection and assistance that the Nepalese security forces can offer a divorced woman. A divorced woman, without a male guardian and away from the protection of her natal family, especially if she lacks considerable financial resources, is expected to be particularly vulnerable to the assaults by her ex-husband’s family, employer or others.” (Daryn, 8. Dezember 2014)

In den ACCORD derzeit zur Verfügung stehenden Quellen konnten im Rahmen der zeitlich begrenzten Recherche keine weiteren Informationen zum Schutz durch Sicherheitsbehörden von geschiedenen Frauen vor Übergriffen gefunden werden.

Gefunden wurden jedoch folgende allgemeinere Informationen zur Schutzfähigkeit und ‑willigkeit der nepalesischen Sicherheitskräfte, insbesondere im Zusammenhang mit Gewalt gegen Frauen:

 

In einem im Juli 2013 veröffentlichten Artikel für die Kathmandu Post schreibt Bhabes Kumar Labh, Koordinator der Forschungs- und Lobbyarbeit der in Nepal ansässigen NGO Terai Human Rights Defenders‘ Alliance, dass Frauen in der nepalesischen Polizei nur in minimalem Ausmaß vertreten seien, was vom Generalinspektor der Polizei Kuber Singh Rana öffentlich eingeräumt worden sei. Laut Rana gebe es 3.634 Polizistinnen, was einem Anteil von 5,94 Prozent entspreche.

Der Mangel an Polizistinnen in den meisten Polizeidienststellen beeinträchtige den Zugang von Frauen zum Recht ernsthaft. Es werde oftmals berichtet, dass Polizisten gegenüber Opfern geschlechtsspezifischer Gewalt unsensibel und apathisch seien. Darüber hinaus werde den Polizisten vorgeworfen, von politischen Akteuren und der lokalen Gemeinschaft beeinflusst zu sein, was die Opfer solcher Gewalt dazu zwinge, sich mit den Tätern zu einigen.

Im Jahr 2009 habe Nepal das Gesetz zu häuslicher Gewalt erlassen, das allen staatlichen Stellen, darunter auch der nepalesischen Polizei, die Verantwortung für die Verhinderung von geschlechtsspezifischer Gewalt auferlege. Solange jedoch sich die Polizei und Verwaltungsbeamte der Öffentlichkeit gegenüber nicht rechenschaftspflichtig fühlen und die Menschenrechte nicht respektieren würden, werde Gerechtigkeit für die mittelose, gewöhnliche Bevölkerung weiterhin weit entfernt sein:

[…] there is minimal representation of women in the Nepal Police, which has been conceded publicly by Inspector General of Police (IGP) Kuber Singh Rana. ‘There are 3,634 women cops serving in Nepal Police, which is 5.94 percent of its total strength. I do not think this number and participation is satisfactory,’ said IGP Rana at a ‘sensitisation programme’ on June 12.

The lack of female cops in most police stations seriously affects women’s access to justice. Male police personnel are often reported to be insensitive and apathetic towards victims of gender-based violence. Moreover, they are also charged with being influenced by political actors and the local community forcing victims of such violence to compromise with perpetrators. […]

Nepal enacted the Domestic Violence (Offence and Punishment) Act in 2009, making all government agencies accountable to prevent gender-based violence, including the Nepal Police. But unless police personnel and administrators feel accountable to the public and have respect for human rights, justice will remain a far cry for poor ordinary people.” (Kathmandu Post, 25. Juli 2013)

Das USDOS führt in seinem Länderbericht zur Menschenrechtslage vom Februar 2014 (Berichtszeitraum 2013) an, dass die nepalesische Polizei für die Durchsetzung des Rechts und der Ordnung im Land zuständig sei, während die Aufgaben der Bewaffneten Polizeitruppe (Armed Police Force, APF) den Kampf gegen den Terrorismus, die Bereitstellung von Sicherheit während Unruhen, Hilfe bei Naturkatastrophen sowie den Schutz von wichtiger Infrastruktur, AmtsträgerInnen und der Grenzen umfassen würden.

Laut USDOS gebe es bei der nepalesischen Polizei, der APF und der Armee Menschenrechtsabteilungen („Human Rights Cells“), die im Falle der Polizei und der Armee über unabhängige Ermittlungsbefugnisse verfügen würden. Die Polizei habe mit MenschenrechtsaktivistInnen zusammengearbeitet, um ihre Arbeit transparenter zu machen. Im Zeitraum zwischen Juli 2012 und Juli 2013 habe die Menschenrechtsabteilung der Polizei von 93 Beschwerden berichtet, die zu Strafen für 13 PolizistInnen geführt hätten. Die Menschenrechtsabteilungen der Polizei, der APF und der Armee würden jedem, der bei einer der drei Institutionen arbeite, eine Schulung im Bereich Menschenrechte anbieten. Polizeikorruption, insbesondere unter PolizistInnen niederen Ranges und schlecht bezahlten PolizistInnen, sowie Straffreiheit für Rechtsverletzungen der Polizei seien weiterhin Probleme gewesen, so das USDOS:

„The Nepal Police is responsible for enforcing law and order across the country, while the Armed Police Force (APF) is responsible for combating terrorism, providing security during riots and public disturbances, assisting in natural disasters, and protecting vital infrastructure, public officials, and the borders. There were allegations that the Nepal Police released them due to pressure from political leaders.

The Nepal Police, APF, and Nepal Army have HRCs [Human Rights Cells]. The Nepal Army and Nepal Police HRCs have independent investigative powers. The Nepal Army’s investigations were not fully transparent, but the Nepal Police worked with human rights activists to increase transparency. From July 2012 to July 2013, the Nepal Police HRC reported 93 complaints, which resulted in the punishment of 13 police officers. After July it received an additional 43 complaints. The Nepal Army HRC maintained that it had investigated 70 percent of human rights allegations against the Nepal Army and had punished 177 personnel. All security forces provide human rights training prior to deployments on UN peacekeeping operations. The Nepal Police, APF, and Nepal Army HRCs provide human rights training to every individual in their organization. The APF and Nepal Police HRCs issued booklets outlining human rights best practices to nearly every police officer. Police corruption, especially among low-level and underpaid police officers, and impunity for police abuses remained problems.” (USDOS, 27. Februar 2014, Section 1d)

Der Bericht führt weiters an, dass die Regierung im Jahr 2009 das Gesetz zu häuslicher Gewalt verabschiedet habe, viele SicherheitsbeamtInnen und BürgerInnen das Gesetz allerdings nicht kennen würden. Die staatlichen Bemühungen zur Einrichtung der für die erfolgreiche Umsetzung des Gesetzes erforderlichen Strukturen seien unkoordiniert und unvollständig gewesen. Die meisten Fälle häuslicher Gewalt seien durch Vermittlung und nicht durch strafrechtliche Verfolgung beigelegt worden. Laut USDOS verfüge die Polizei in jedem der 75 Bezirke des Landes über Frauenabteilungen („women’s cells“), diese hätten jedoch nur über minimale Ressourcen und untrainiertes Personal verfügt, um mit Opfern häuslicher Gewalt und von Menschenhandel umzugehen. Polizeidirektiven würden PolizeibeamtInnen anweisen, häusliche Gewalt als Straftat zu behandeln, allerdings sei es aufgrund diskriminierender Praktiken schwierig gewesen, diese Direktiven durchzusetzen:

„Although the government passed the Domestic Violence (Crime and Punishment) Act in 2009, many security officials and citizens remained unaware of the law. The government’s effort to establish the structures necessary to implement the act successfully were uncoordinated and incomplete. Most domestic violence cases were settled through mediation rather than legal prosecution. NGOs offered educational programs for police, politicians, and the general public aimed to promote greater awareness of domestic violence. Police have women’s cells in each of the country’s 75 districts, but they had minimal resources and untrained personnel to deal with victims of domestic violence and trafficking. Police directives instruct officers to treat domestic violence as a criminal offense, but the directives were difficult to enforce because of entrenched discriminatory attitudes. In September the National Alliance of Women Human Rights Defenders, in collaboration with two dozen other organizations, launched a three-month nationwide campaign against rape, calling for amendments to rape-related laws and establishment of a fast-track court to deal with rape cases.” (USDOS, 27. Februar 2014, Section 6)

Die Asiatische Entwicklungsbank (Asian Development Bank, ADB), eine multilaterale Entwicklungsbank mit Sitz auf den Philippinen, schreibt in einer Mitteilung vom November 2014, dass die ADB 15 weitere Service-Stellen für Frauen und Kinder („Women and Children Service Centers“, WCSCs) in Nepal unterstützen werde, um im Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt Zugang zur Justiz zu ermöglichen und soziale Dienstleistungen bereitzustellen. Die Erweiterung des laufenden Pilot-Programms von fünf auf 15 Bezirke werde von der nepalesischen Polizei durchgeführt.

Die Meldung von Fällen geschlechtsspezifischer Gewalt habe in jedem der fünf Bezirke um mehr als 30 Prozent zugenommen, was auf ein zunehmendes Vertrauen in die Polizei und das Justizsystem hinweise. Die WCSCs seien mit Polizistinnen besetzt, die in geschlechtersensibler Beratung ausgebildet worden seien. Einige Polizistinnen seien auch in geschlechtersensiblen Ermittlungstechniken unterrichtet worden.

Wie die ADB anführt, seien die von den WCSCs erbrachten Dienste notwendig. So habe eine aktuelle Studie ergeben, dass 22 Prozent der Frauen im Alter zwischen 15 und 49 angegeben hätten, physische Gewalt erlebt zu haben. Zwölf Prozent der Frauen hätten mitgeteilt, sexuelle Gewalt erlebt zu haben. In einer überwältigenden Zahl der Fälle seien Familienmitglieder als Täter ausgemacht worden. Laut ADB würden Frauen üblicherweise nur ungern die Polizei oder Justiz einschalten, da Polizeidienststellen oftmals einschüchternd seien und Polizei- und JustizbeamtInnen nur ein geringes Verständnis für Themen im Zusammenhang mit geschlechtsspezifischer Gewalt hätten:

„ADB will be supporting 15 more Women and Children Service Centers (WCSCs) in Nepal that provide access to justice and social support services, to tackle gender-based violence across Nepal. […] This expansion of an existing pilot program from five to 15 districts will be implemented by the Nepal Police. […]

Reporting gender-based violence cases has increased by more than 30% in each of the five original districts, indicating growing trust in the police and justice systems. This is important within context of Nepal as a country only recently recovering from a period of prolonged civil conflict. The centers are staffed by women police officers who are especially trained in gender-sensitive counselling. Gender-sensitive crime investigation techniques are also taught to a number of police officers in the WCSC districts. […]

These integrated services are necessary. A recent survey found that 22% of women 15-49 years old said they had experienced physical violence and 12% had experienced sexual violence. In an overwhelming number of cases, family members were identified as the perpetrators. Women are traditionally reluctant to engage with the police and legal systems because police headquarters are often intimidating, and police and legal officers have a poor understanding of gender-based violence.” (ADB, 12. November 2014)

Die Kathmandu Post schreibt in einem Artikel vom Juli 2014, dass die Zahl der Beschwerden, die wegen geschlechtsspezifischer Gewalt bei der Polizei eingereicht würden, deutlich angestiegen sei. Laut Polizeiangaben sei die Zahl der Beschwerden im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt in den vergangenen zwei Jahren von 2.250 auf 5.961 gestiegen. Auch die Zahl der Beschwerden im Zusammenhang mit Vergewaltigungen sei von 711 auf 1.170 gestiegen.

Angaben der Polizei zufolge hätten ein gestiegenes Bewusstsein der Bevölkerung für sämtliche Formen der Gewalt, ein leicht zugänglicher Mechanismus zur Einbringung von Beschwerden in jeder Polizeidienststelle sowie das unverzügliche Tätigwerden der Polizei zu einer gestiegenen Zahl an Personen geführt, die die Hilfe der Strafverfolgungsbehörden in Anspruch nehmen würden. Darüber hinaus habe die Polizei in 24 Bezirken Abteilungen für Frauen und Kinder eingerichtet, die sich um Fälle, in die Frauen und Kinder involviert seien, kümmern würden. An landesweit 240 Orten seien neue Stellen geschaffen worden, um sich auf Themen im Zusammenhang mit geschlechtsspezifischer Gewalt und die entsprechenden Ermittlungen zu fokussieren.

Der stellvertretenden Leiterin der Service-Stelle für Frauen und Kinder im Hauptquartier der nepalesischen Polizei zufolge würden die meisten Polizeidienststellen in enger Zusammenarbeit mit anderen Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen den Opfern vorläufige Maßnahmen wie kostenlose Beratungen durch PsychologInnen sowie Anwälte und Anwältinnen anbieten:

„The number of complaints lodged with police for gender-based violence (GBV) has increased significantly across the country. According to the Nepal Police Headquarters, the number of complaints related to domestic violence has increased to 5,961 during this fiscal year from 2,250 two years back. Similarly, the number of rape cases filed with police has also increased to 1,170 from 711 two years earlier.

Police say growing awareness among people regarding all forms of violence together with easy mechanisms for registering complaints at every police station and prompt police action has resulted in increased number of people seeking law enforcement agencies’ help. Nepal Police has also established a separate Women and Children Cell in 24 districts to look into cases involving these vulnerable groups while new positions have been created in 240 places across the country to focus on GBV issues and their investigation. […]

She [DSP Ranju Sigdel of the Women and Children Service Directorate at Nepal Police Headquarters] said a majority of police stations across the country in close coordination with other government and non-government bodies are providing temporary settlements for the victims, including free consultations from psychologists and lawyers.” (Kathmandu Post, 9. Juli 2014)

Der bereits weiter oben angeführte, im Februar 2014 veröffentlichte Bericht verschiedener in Nepal tätiger NGOs (darunter Forum for Women, Law and Development) erwähnt im Kapitel „Hintergrundinformationen und Literatursichtung“ eine im Jahr 2013 veröffentlichte Studie der beiden an der US-amerikanischen University of Hawai’i at Mānoa tätigen Forscherinnen Gita Neupane und Meda Chesney-Lind zu Gewalt gegen Frauen in öffentlichen Verkehrsmitteln. Sie hätten herausgefunden, dass sexuelle Belästigung für Frauen in Nepal eine „allgegenwärtige Erfahrung“ sei. So hätten 97 Prozent der Befragten angegeben, in öffentlichen Verkehrsmitteln sexuell belästigt worden zu sein. Darüber hinaus habe die Studie ergeben, dass aufgrund fehlenden Vertrauens und der fehlenden Gewährleistung der Vertraulichkeit keine der Befragten solche Vorfälle der Polizei oder einer anderen Behörde gemeldet habe. Ein weiterer Grund sei von einer der Befragten folgendermaßen formuliert worden: Es sei nutzlos, bei solchen Belästigungen Beschwerden einzureichen, da die nepalesische Regierung nicht gegen solche Männer vorgehen werde. Stattdessen könne es vorkommen, dass man geärgert werde und dumme Fragen wie „Wann und wo wurden Sie angefasst?“ gestellt bekomme:

„Gita Neupane and Meda Chesney-Lind explored spatial manifestations of VAW [Violence Against Women] on public transport. They found that sexual harassment was a ‘ubiquitous experience’ for women in Nepal, with 97 per cent reporting that they had experienced sexual harassment on public transport. […] Neupane and Chesney-Lind’s study also found that none of their respondents reported such incidents to the police or any other authority because of lack of trust in security providers, guaranteed confidentiality and, in the words of one respondent, ‘it is useless to report complaints regarding such harassment because the government of Nepal is not going to react against such men. Instead they might tease or ask stupid questions like when and where did they touch’.” (Forum for Women, Law and Development et al., Februar 2014, S. 5)

Im Kapitel, in dem die eigenen Forschungsergebnisse präsentiert werden, führt der Bericht an, dass es sowohl in Banke als auch in Bara von der Polizei eingerichtete Service-Stellen für Frauen und Kinder („Women and Children Service Centers“, WCSCs) gebe. Allerdings habe keine der interviewten Frauen diese Stellen als Einrichtungen erwähnt, an die sie sich in einer Notlage bereits gewendet hätten oder wenden würden. Viele Frauen hätten Schikanierungen als etwas angesehen, was sie erdulden oder gegen das sie selbst angehen müssten:

„While there are Nepal Police’s WCSCs in both Banke and Bara, none of the interviewed women mentioned the centres as places they had ever gone or would go to redress their plight. Many women understood harassment as something that they either were forced to endure quietly or confront directly themselves.” (Forum for Women, Law and Development et al., Februar 2014, S. 17)

Während Frauen zugestimmt hätten, dass die Sicherheitskräfte wie die nepalesische Polizei und die Verkehrspolizei die Aufgabe hätten, die Sicherheit zu gewährleisten, hätten sich viele bei Problemen im Zusammenhang mit Belästigungen in der Öffentlichkeit oder sexueller Belästigung nicht aktiv an die Polizei gewandt, so der Bericht weiter. Viele weibliche Interviewte hätten über Fälle von Diebstahl, Einbruch oder Gewalt berichtet, in denen die Polizei für Sicherheit gesorgt habe. Oftmals seien der Täter verhaftet oder eine Einigung zwischen zwei Parteien ermöglicht worden. Wenn es allerdings speziell um die Sicherheit von Frauen gehe, hätten einige weibliche Interviewte Skepsis geäußert, da sie unangenehme Erfahrungen mit einigen Sicherheitsbeamten niederen Ranges gemacht hätten. So habe eine Interviewte angegeben, dass die Polizei sie auf dem Heimweg von der Arbeit häufig angehalten und gefragt habe, wohin sie gehe. Einige Frauen seien der Meinung gewesen, dass insbesondere von Verkehrspolizisten Belästigungen in Banke ausgehen würden. Berichten zufolge hätten Verkehrspolizisten Frauen belästigt und seien ihnen gegenüber übergriffig geworden („tried to take advantage of them“). Während viele Frauen angegeben hätten, sich angesichts des Verhaltens niedrigrangiger Polizisten unwohl zu fühlen, hätten sie eingeräumt, dass hochrangige Polizisten in der Vergangenheit dabei geholfen hätten, die allgemeinere Sicherheitslage im Bezirk zu verbessern.

Frauen in Bara hätten angegeben, dass sie sich manchmal, wenn die Polizei in Gruppen aufgetreten sei, sicherer gefühlt hätten. Bei lediglich einem oder zwei Polizisten hätten sie sich allerdings bedroht und unsicher gefühlt. Andere Frauen hätten berichtet, dass niedrigrangige Polizisten Frauen oftmals belästigen würden, wenn sie nicht im Dienst seien oder Zivilkleidung tragen würden. Dies sei insbesondere der Fall, wenn die Polizisten betrunken seien. Laut einem Regierungsbeamten in Bara würden Angehörige der nepalesischen Polizei oftmals nicht die lokale Sprache beherrschen, was es insbesondere für Madhesi-Frauen und andere nicht Nepalesisch sprechende Frauen schwierig mache, sich an die Polizei zu wenden.

Außerdem sei es sehr unwahrscheinlich gewesen, dass sich Frauen bei Belästigungen am Arbeitsplatz jemals an die Polizei gewendet hätten. Mehrere Männer, ein Regierungsbeamter und ein Journalist hätten getrennt voneinander berichtet, dass die nepalesische Polizei und die WCSCs sensibel mit Frauen umgehen würden und in der Lage seien, sich der Anliegen der Frauen anzunehmen. Allerdings scheine es, dass die Polizei und die WCSCs nichts über die tatsächlichen Erfahrungen der Frauen und deren Sichtweise zu den Sicherheitskräften, insbesondere wenn es um Themen im Zusammenhang mit Belästigungen in der Öffentlichkeit und am Arbeitsplatz gehe, wüssten. Dass Vorfälle nicht gemeldet würden, deute darauf hin, dass Frauen weiterhin befürchten würden, an Ansehen („ijjat“) zu verlieren, und weniger Vertrauen in die Fähigkeiten der Sicherheitskräfte hätten. Das Fehlen einer offiziellen Meldung eines Falles sexueller Belästigung am Arbeitsplatz in beiden untersuchten Bezirken zeige außerdem, dass dieses Thema von den Sicherheitskräften gegenwärtig nicht proaktiv angegangen werde. Allerdings bedeute dies nicht, dass die Sicherheitskräfte von diesem Thema nichts wüssten oder nicht bereit seien, es anzugehen. Trotz des Umstands, dass einige Interviewte gedacht hätten, der Polizei seien Fälle von Belästigung egal, habe sich das WCSC in Banke darüber beschwert, dass die Polizei ohne offizielle Meldung nicht handeln könne und dass Frauen oftmals ihre Beschwerden zurückgezogen hätten oder sich aus Angst vor Vergeltung oder vor einem Ansehensverlust geweigert hätten, eine offizielle Meldung zu erstatten. Ein Anwalt in Kathmandu habe angegeben, dass Frauen trotz bereitstehender Schnelldienste, Vertraulichkeit und anderer geschlechtssensibler Lösungen oftmals zögern würden, ihre Beschwerden voranzutreiben. Als Gründe habe er den schwierigen Prozess, die fehlende Umsetzung bestehender Bestimmungen für Frauen, eine Beeinträchtigung des sozialen Status, die Frage der Anonymität sowie die Gefahr von Vergeltungsaktionen angeführt:

While women acknowledged that security providers such as the Nepal Police and Traffic Police were intended to provide security for them and were involved in security provision, many did not actively seek out the Nepal Police for help regarding issues of public or workplace harassment. Many female interviewees shared stories concerning theft, burglary, and violence where the police were involved in the provision of security – often resulting either in the arrest of a perpetrator or the facilitation of a negotiated agreement (milapattra) between two parties. However, when it came to specifically addressing women’s security needs some female interviewees often expressed wariness about the current security provision as they shared uncomfortable experiences concerning the public behaviour of some low-ranking security personnel. One interviewee said that the Nepal Police would stop her at night and question her as she was returning from work, asking her where she was going. A few women felt that traffic police in particular were a source of harassment in Banke; the traffic police reportedly teased women and tried to take advantage of them when they were in public. While many women complained about feeling uncomfortable with the behaviour of low-ranking male police officers, they did acknowledge the senior-ranking officers had in the past helped increase security more generally in their district. Several women reported that a senior-ranking police officer at the district level was proactive in providing security and adopted effective safety measures that helped both men and women feel more secure. Women in Bara said that sometimes if the police were in groups they felt safer with their presence, but when there were only one or two policemen they felt threatened and insecure. Other women mentioned that low-ranking policemen often harass women when they are off duty or in civilian clothes, especially if they are intoxicated. A government official in Bara also said that the Nepal Police services often do not speak the local language, which made it particularly difficult for Madheshi women and other non-Nepali speakers to report their concerns to the police.

Women were also highly unlikely ever to report issues of workplace harassment to the police. Several men, a governmental official, and a journalist separately reported that the Nepal Police and the WCSC within it were sensitive and capable of addressing women’s concerns, but they seemed unaware of women’s actual experiences and perspectives of security providers, especially in regard to workplace and public harassment issues. The lack of reporting suggests that women continue to fear losing their ijjat when reporting such an incident but also that they have less trust in security providers’ ability to help them. The lack of any official report of workplace sexual harassment in both districts further suggests that currently these issues are not being proactively addressed by state security providers. However, this is not to suggest that security services are unaware or unwilling to address such issues. Despite the fact that certain respondents thought that the police did not care about harassment, the WCSC in Banke complained that without an official report the police could not act and that women often withdrew their complaints or refused to submit an official report for fear of reprisal or that it would damage their reputation. A lawyer in Kathmandu said that despite provisions for fast track services, confidential reporting, and other gender-sensitive solutions, women are often hesitant to proceed with their complaints officially because of the difficult process, lack of implementation concerning existing provisions for women, damage to social status, guaranteed anonymity, and the potential for reprisals.” (Forum for Women, Law and Development et al., Februar 2014, S. 19-20)

Die Himalayan Times berichtet in einem etwas älteren Artikel vom März 2013, dass die Vorsitzende der Nationalen Frauenkommission die Polizei aufgefordert habe, die Aktivitäten von PolizistInnen auf niederer Ebene im Auge zu behalten, da diese im Umgang mit weiblichen Opfern unsensibel seien. Außerdem müsse die Zahl der Polizistinnen, die lediglich 3.575 betrage, erhöht werden:

„Shekh Chand Tara, chairperson of National Women’s Commission, urged Nepal Police to keep vigil on the activities of police personnel at the lower level, saying they were insensitive while dealing with women victims, and also stressed the need to increase women cops in the force to address such problems. At present, the number of women police personnel is at only 3,575.” (The Himalayan Times, 3. März 2013)

In einem Artikel der Kathmandu Post vom Juni 2014 wird erwähnt, dass, obwohl es verschiedene rechtliche Bestimmungen und Polizeimechanismen gebe, um gegen Personen, von denen häusliche Gewalt ausgehe oder die für sexuelle Ausbeutung verantwortlich seien, vorzugehen, traditionelle, als Panchayat bezeichnete Dorfräte weiterhin als Einrichtungen fungieren würden, die solche Fälle in ländlichen Gegenden beilegen würden.

Solche Räte seien für Personen aus der sogenannten Oberschicht zu einem Instrument geworden, um sich nicht für Verbrechen verantworten zu müssen. Gleichzeitig würden insbesondere Personen aus niedrigen Kasten freie und faire Gerichtsverfahren vorenthalten. Lokale BewohnerInnen würden sich auch für solche Räte entscheiden und aufgrund von langwierigen rechtlichen Prozeduren, nicht ausreichender finanzieller Mittel und der Angst vor sozialer Stigmatisierung zögern, Beschwerden bei der Polizei einzureichen.

Der Artikel führt den Fall einer Frau aus dem Bezirk Parsa an, die von drei Personen vergewaltigt worden sei. Nachdem sie bei der Polizei eine Beschwerde eingebracht habe, habe diese zwei der Beschuldigten verhaftet. Allerdings seien die Verhafteten wieder freigelassen worden, nachdem lokale politische Anführer Druck ausgeübt und mitgeteilt hätten, die Sache innerhalb des Dorfverbandes zu klären. Das Panchayat habe sich dann um den Fall gekümmert und jeden der Beschuldigten angewiesen, dem Opfer 50,000 Rupien zu zahlen:

„Despite various legal provisions and police mechanism to take action against the perpetrators of domestic violence and sexual exploitation, traditional village council, called Panchayat, continues to remain a regulatory body settling such cases in rural areas.

Such councils, however, have become a tool for people from the so-called upper class to get away with a crime, while depriving people, especially from lower classes, of a free and fair trial. Local people, too, opt for such councils and they are reluctant to file complaints with police due to lengthy legal procedures, financial inability and the fear of social stigma.

In a recent incident at Bhishwa-8 in Parsa, a woman was gang-raped by three people at night. Acting on her complaint, police arrested two of the accused-Devendra and Dinesh Sah. However, the two were released due to pressure from local political leaders stating that the matter will be sorted in the village. Local village Panchayat, then, settled the matter directing each of the accused to provide Rs 50,000 to the victim.” (Kathmandu Post, 7. Juni 2014)

 

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Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 11. Dezember 2014)

1) Lage und Ansehen von geschiedenen Frauen mit Kind, die mit einem Mann einer niedrigeren Kaste verheiratet waren

·      AI - Amnesty International: Unnecessary burden: Gender discrimination and uterine prolapse in Nepal [ASA 31/001/2014], 20. Februar 2014

http://www.amnesty.org/en/library/asset/ASA31/001/2014/en/c16db644-e55d-424a-9f05-63c6d8ee3d79/asa310012014en.pdf

·      Daryn, Gil: E-Mail-Auskunft, 8. Dezember 2014

·      Global Press Institute: Rising awareness of legal rights doubles divorce rates in Nepals capital, 4. Mai 2012 (verfügbar auf Website der Thomson Reuters Foundation)

http://www.trust.org/item/20120504144700-625zw/

·      Grenzenlos: Die Situation der Frauen in Nepal, September 2013

http://www.grenzenlos-online.at/public/Sp_NEPAL-Frauen.pdf

·      IPS - Inter Press Service: Stateless in Nepal, 10. März 2014

http://www.ipsnews.net/2014/03/stateless-nepal/

·      Kathmandu Post: All the single ladies (Autorin: Lily Thapa), 30. April 2013

http://www.ekantipur.com/the-kathmandu-post/2013/04/29/oped/all-the-single-ladies/248167.html

·      Kathmandu Post: ‘Learned women’ suffer domestic abuse in Kaski, 19. August 2014

http://www.ekantipur.com/the-kathmandu-post/2014/08/19/nation/learned-women-suffer-domestic-abuse-in-kaski/266381.html

·      Kathmandu Post: Citizenship, Nepali style (Autorin: Subina Shrestha), 15. September 2014

http://www.ekantipur.com/the-kathmandu-post/2014/09/15/oped/citizenship-nepali-style/267526.html

·      Myrepublica: On divorce, 13. Mai 2011

http://archives.myrepublica.com/portal/index.php?action=news_details&news_id=31229

·      Myrepublica: Enough of cosmetic exercises, 21. September 2014

http://www.myrepublica.com/portal/index.php?action=news_details&news_id=83647

·      Nepali Times: Nepal’s mobile widows, 11. April 2014

http://nepalitimes.com/article/nation/mobile-phones-empowering-single-mothers-in-nepal,1276

·      Nepali Times: Not so happily ever after, 11. Juli 2014

http://nepalitimes.com/article/nation/%20number-of-nepali-women-filing-for-divorce-rises,1513

·      Republica: The ‘outcasts’, 13. Oktober 2012 (verfügbar auf Factiva)

·      Republica: Unsung heroes: The single mothers, 8. März 2013 (verfügbar auf Factiva)

·      SIGI - Social Institutions and Gender Index: Nepal, 2014

http://genderindex.org/sites/default/files/datasheets/NP.pdf

·      The Women’s Foundation Nepal: Women’s and children’s issues: Divorce, ohne Datum

http://www.womenepal.org/womens-and-childrens-issues/divorce/

2) Gibt es staatliche oder sonstige Unterstützungen für geschiedene Frauen mit Kind? Wie ist deren Situation auf dem Arbeitsmarkt?

·      Daryn, Gil: E-Mail-Auskunft, 8. Dezember 2014

·      Forum for Women, Law and Development / Informal Sector Service Center / Institute of Human Rights Communication Nepal / International Alert / National Business Initiative / Saferworld: Women’s insecurities and the workplace in Nepal: A study from Banke and Bara districts, Februar 2014

http://www.saferworld.org.uk/downloads/pubdocs/womens-insecurities-and-the-workplace-in-nepal-high-res.pdf

·      Freedom House: Freedom in the World 2014 - Nepal, 23. Jänner 2014 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/local_link/284381/414893_de.html

·      Global Press Institute: Nepali Women Find Economic Independence as Street Vendors, 27. November 2012

http://www.globalpressjournal.com/asia/nepal/nepali-women-find-economic-independence-street

·      Grenzenlos: Die Situation der Frauen in Nepal, September 2013

http://www.grenzenlos-online.at/public/Sp_NEPAL-Frauen.pdf

·      Karobar National Economic Daily: Management of social security allowance, 6. April 2014

http://www.karobardaily.com/news/2014/04/management-of-social-security-allowance

·      Myrepublica.com: Nepal presses for equal rights to single women, 18. November 2014

http://www.myrepublica.com/portal/index.php?action=news_details&news_id=86860

·      Nepali Times: Not so happily ever after, 11. Juli 2014

http://nepalitimes.com/article/nation/%20number-of-nepali-women-filing-for-divorce-rises,1513

·      Republica: Single Women Security Fund Regulations-2070 made public, 28. Juni 2013 (verfügbar auf Factiva)

·      RUWON Nepal - Rural Women’s Network Nepal: Targeted Groups: Women, ohne Datum

http://www.ruwonnepal.org.np/targeted-groups-2/women/

·      Samida Women Development Forum: Home, ohne Datum

http://www.samida.org.np/index.php

·      The Himalayan Times: Pay social security allowances effectively: CIAA, 24. Juli 2014

http://www.thehimalayantimes.com/fullNews.php?headline=Pay+social+security+allowances+effectively%3A+CIAA&NewsID=422157

·      USDOS - US Department of State: Country Report on Human Rights Practices 2013 - Nepal, 27. Februar 2014 (verfügbar auf ecoi.net)

http://www.ecoi.net/local_link/270812/400935_de.html

·      Weltwirtschaftsforum: The Global Gender Gap Report 2014, 2014

http://www3.weforum.org/docs/GGGR14/GGGR_CompleteReport_2014.pdf

·      WHR - Women for Human Rights: Important news regarding Single Women Emergency Fund, 5. Juni 2013

http://whr.org.np/latest-news/important-news-regarding-single-women-emergency-fund/#.UdqISqyuouK

3) Werden geschiedene Frauen von ihren Familien verstoßen, wenn sie ursprünglich gegen den Willen ihrer Familie geheiratet haben?

·      ACCORD - Austrian Centre for Country of Origin and Asylum Research and Documentation: Marriage between a man of the lower/lowest caste (the Sudras or the Dalits) and a woman of the upper caste Kshatryas (Chhetris) [a-7713-2], 16. August 2011 (verfügbar auf ecoi.net)

http://www.ecoi.net/file_upload/response_de_201986.html

·      Daryn, Gil: E-Mail-Auskunft, 8. Dezember 2014

·      HRTMCC - Human Rights Treaty Monitoring Coordination Centre Nepal: A Civil Society Parallel Report; Review Period: April 2007 - July 2013, Oktober 2013 (veröffentlicht von CESCR, verfügbar auf ecoi.net)

http://www.ecoi.net/file_upload/1930_1386153870_int-cescr-ngo-npl-15369-e.pdf

·      Montagna TV: Inter-caste nuptials still a taboo, 19. Juni 2014

http://www.montagna.tv/cms/62193/english-inter-caste-nuptials-still-a-taboo

·      RDC - Refugee Documentation Centre, Legal Aid Board: Information on the Hindu caste system including relations between the different caste and whether a member of a lower caste would be free to marry someone from a higher caste [Q15865], 26. September 2012 (verfügbar auf ecoi.net)

http://www.ecoi.net/file_upload/1930_1349345138_q15865-nepal.pdf

·      RRT - Australian Government - Refugee Review Tribunal: Country Advice Nepal NPL37044 – Inter-caste marriages – Chhetri – Newar, 21. Juli 2010 (verfügbar auf ecoi.net)

http://www.ecoi.net/file_upload/1997_1294217116_npl37044.pdf

·      The Guardian Global Development Professionals Network: Child marriage in Nepal: what do you do when it’s by choice? (Autorin: Ola Perczynska), 24. Februar 2014

http://www.theguardian.com/global-development-professionals-network/2014/feb/24/child-marriage-trends-nepal

·      UN OCHA - UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs: Monthly Update - August 2014, 1. September 2014 (verfügbar auf ecoi.net)

http://www.ecoi.net/file_upload/1788_1416566355_un-rco-monthly-report-august-2014.pdf

·      USDOS - US Department of State: Country Report on Human Rights Practices 2013 - Nepal, 27. Februar 2014 (verfügbar auf ecoi.net)

http://www.ecoi.net/local_link/270812/400935_de.html

4) Schutz durch Sicherheitsbehörden von (geschiedenen) Frauen vor Übergriffen durch die Familie des Ex-Mannes oder den Arbeitgeber

·      ADB - Asian Development Bank: More Police Service Centers in Nepal Help Reduce Violence Against Women, 12. November 2014

http://www.adb.org/news/features/more-police-service-centers-nepal-help-reduce-violence-against-women

·      Daryn, Gil: E-Mail-Auskunft, 8. Dezember 2014

·      Forum for Women, Law and Development / Informal Sector Service Center / Institute of Human Rights Communication Nepal / International Alert / National Business Initiative / Saferworld: Women’s insecurities and the workplace in Nepal: A study from Banke and Bara districts, Februar 2014

http://www.saferworld.org.uk/downloads/pubdocs/womens-insecurities-and-the-workplace-in-nepal-high-res.pdf

·      Kathmandu Post: A few good women (Autorin: Bhabes Kumar Labh), 25. Juli 2013

http://www.ekantipur.com.np/the-kathmandu-post/2013/07/25/oped/a-few-good-women/251599.html

·      Kathmandu Post: Violence against women, 7. Juni 2014

http://www.ekantipur.com/the-kathmandu-post/2014/06/07/nation/violence-against-women/263680.html

·      Kathmandu Post: Plaints of gender-based violence on rise: Police, 9. Juli 2014

http://www.ekantipur.com/2014/07/09/national/plaints-of-gender-based-violence-on-rise-police/391943.html

·      The Himalayan Times: Nepal Police pledges to protect human rights, 3. März 2013

http://www.thehimalayantimes.com/fullTodays.php?headline=Nepal+Police+pledges+to+protect+human+rights&NewsID=368134

·      USDOS - US Department of State: Country Report on Human Rights Practices 2013 - Nepal, 27. Februar 2014 (verfügbar auf ecoi.net)

http://www.ecoi.net/local_link/270812/400935_de.html