Letzte Aktualisierung dieser Quellenbeschreibung: 11. März 2021

In einem Satz: Das norwegische Herkunftsländerinformationszentrum Landinfo ist eine unabhängige Einrichtung innerhalb der norwegischen Immigrationsbehörden, welche für diese sowie für das norwegische Ministerium für Justiz und Öffentliche Sicherheit Herkunftsländerinformationen bereitstellt.

Abdeckung auf ecoi.net:

Berichte und Anfragebeantwortungen

Monatliche Abdeckung auf ecoi.net zu Ländern mit Priorität A–E (alle verfügbaren Länder).

Leitbild/Mandat/Ziele:

Landinfo ist zuständig für „die Zusammentragung, Analyse und Präsentation von Herkunftsländerinformationen für die norwegischen Immigrationsbehörden sowie das norwegische Ministerium für Justiz und Öffentliche Sicherheit. Die wichtigsten Nutzer der Dienste von Landinfo, nämlich das norwegische Direktorat für Einwanderung (UDI) und die Beschwerdekammer für Immigrationsfragen (UNE), verwenden die bereitgestellten Informationen, um auf deren Grundlage über Asyl- und Nichtasylfälle zu entscheiden. […]

Landinfo ist eine unabhängige Einrichtung innerhalb der norwegischen Immigrationsbehörden. Dies bedeutet, dass Landinfo weder dem Ministerium [für Justiz und Öffentliche Sicherheit], UDI noch UNE gegenüber weisungsgebunden ist und diese Einrichtungen nicht befugt sind, den professionellen Einschätzungen bzw. Recherchen von Landinfo die Gültigkeit abzusprechen. In verwaltungstechnischer Hinsicht ist Landinfo jedoch Teil des UDI. […]

Gemäß seinem Mandat nimmt Landinfo nicht am eigentlichen Entscheidungsprozess teil und gibt keine Meinungen darüber ab, ob die Rückkehr einer Einzelperson in ein bestimmtes Land oder Gebiet als sicher einzustufen ist. Ebensowenig erteilt Landinfo Ratschläge darüber, welche Entscheidung in einem bestimmten Einzelfall zu treffen ist und äußert sich auch nicht dazu, wie die bereitgestellten Informationen vor dem Hintergrund des anzuwendenden Rechts zu interpretieren sind. […]

Landinfo hat eine Belegschaft von rund 30 Personen, die sich zum Großteil aus LänderanalystInnen zusammensetzt. Diese verfügen über weitreichende und vielfältige Qualifikationen aufgrund ihrer Berufs- und Lebenserfahrung in den Ländern ihres Zuständigkeitsbereichs sowie relevanter Berufserfahrung in Regierungseinrichtungen, akademischen Einrichtungen oder Menschenrechtsorganisationen. […] Landinfo verfügt über vier Regionalreferate (Afrika, Asien, Naher Osten und  Europa/Zentralasien/Lateinamerika), die jeweils mit LänderanalystInnen und ForscherInnen besetzt sind.“ (Website von Landinfo: About Landinfo, ohne Datum, Arbeitsübersetzung ACCORD)

Finanzierung:

Finanzierung aus dem Staatshaushalt Norwegens

Umfang der Berichterstattung:

Geografischer Schwerpunkt: Afrika, Asien, Balkan und Osteuropa, Lateinamerika, Naher Osten und Türkei, Russland und ehemalige Sowjetrepubliken

Thematischer Schwerpunkt: Menschenrechte, politische Lage, Sicherheitslage, Regierungsbehörden, Gesetzgebung und Staatsbürgerschaft, Wehrdienst, medizinische Versorgung, gesellschaftliche und kulturelle Verhältnisse, ethnische und religiöse Gruppen, Frauen und Kinder (Website von Landinfo: Search in publications, ohne Datum)

Methodologie:

„Landinfo sammelt Informationen aus einer Vielzahl unterschiedlicher Quellen, darunter UN-Organisationen, multilateralen Organisationen wie OSZE und EU, Immigrationsbehörden anderer Staaten, Forschungseinrichtungen, Nichtregierungsorganisationen, Nachrichtenmedien und norwegische diplomatischen Vertretungen.

Ein beträchtlicher Teil des von Landinfo aufbereiteten Materials stammt aus öffentlich zugänglichen Quellen. Eine ebenso wichtige Rolle spielen Herkunftsländerinformationen, die auf Fact-Finding-Missions gesammelt werden, auf denen Länderanalysten von Landinfo direkte Kontakte zu primären und sekundären Informationsquellen in den betreffenden Herkunftsländern herstellen. Das Kernziel von Fact-Finding-Missions ist das Sammeln von spezifischen Informationen, die nur schwer zugänglich bzw. auf anderem Wege nicht einholbar sind. Auch werden solche Missionen durchgeführt, um einander widersprechende Informationen wichtiger Quellen zu überprüfen.

Die herangezogenen Quellen können aus Gründen der persönlichen Sicherheit anonymisiert werden. [...] In diesem Fall wird die Anonymisierung im betreffenden Bericht mit einem Kommentar versehen. So wird in manchen Fällen die inhaltliche Kompetenz oder Relevanz einer Quelle beschrieben. Es kann allerdings auch vorkommen, dass keinerlei nähere Informationen zur Quelle genannt werden können. Denn viele der von Landinfo befragten Quellen haben im Fall der Enthüllung ihrer Identität, ihrer Tätigkeit oder ihres Netzwerks mit ernsthaften Konsequenzen zu rechnen. […]

Zum Umgang mit Quellen und deren Informationen hat Landinfo eigene Richtlinien ausgearbeitet. Diese basieren unter anderem auf relevanter Fachliteratur aus dem Bereich der Geschichtswissenschaft und des Journalismus, auf den ‚Common EU Guidelines for processing Country of Origin Information‘ sowie auf dem von ACCORD herausgegebenen ‚Training Manual for Researching Country of Origin Information‘. [...]

Landinfo verfügt über ein Peer-Review-System sowie eine Redaktionsleitung. Der Schwerpunkt des Peer-Reviews liegt auf einer inhaltlichen Überprüfung der COI-Produkte und erfolgt durch einen Analysten bzw. eine Analystin desselben Regionalreferates. Manchmal wird das Peer-Review jedoch auch von AnalystInnen anderer Regionalreferate durchgeführt. Im Rahmen dieses Peer-Review-Prozesses werden Berichte basierend auf einer Reihe von Kriterien, darunter Quellenauswahl, Vollständigkeit der Informationen, Ausgewogenheit und Stimmigkeit, Relevanz und Aktualität sowie Logik und Kohärenz des Aufbaus überprüft. Zudem werden „gelegentlich [...] externe (an Forschungseinrichtungen und anderen fachlich einschlägigen Einrichtungen tätige) ExpertInnen mit der Durchführung einer zusätzlichen Überprüfung beauftragt.

Darüber hinaus werden schriftliche Produkte durch Landinfos Redaktionsleitung überprüft. Dabei soll sichergestellt werden, dass die Produkte (nach dem Prinzip „Ein System für alle“) einheitlich und stimmig sind und eine hohe sprachliche Qualität, durchgängige Quellenangaben sowie ein passendes Layout und eine gute Darstellungsform aufweisen. Das Ziel der Redaktionsleitung ist es, dafür zu sorgen, dass die Produkte nutzerfreundlich, gut anwendbar und wiedererkennbar sind. Die Berichte von Landinfo werden jeweils erst nach erfolgter Überprüfung durch die Redaktionsleitung veröffentlicht.“ (Website von Landinfo: COI practices, ohne Datum, Arbeitsübersetzung ACCORD)

Sprachen, in denen die Quelle publiziert:

Norwegisch und Englisch; Berichte in norwegischer Sprache enthalten eine englischsprachige Zusammenfassung.

Weitere Informationen:

Dagbladet: Landinfo kan ikke brukes ukritisk (Deutsch: „Landinfos Informationen dürfen nicht unkritisch verwendet werden“) (author: Camilla Hagelien, Jussbuss), 7. Juni 2018
https://www.dagbladet.no/kultur/landinfo-kan-ikke-brukes-ukritisk/69876921

Landinfo: Jahresbericht 2019 (Norwegisch)
https://landinfo.no/wp-content/uploads/2020/05/%C3%85rsrapport-2019-22052020.pdf

Landinfo: Retningslinjer for kilde- og informasjonsanalyse (Deutsch: “Richtlinien für die Analyse von Quellen und Informationen), Februar 2015 (Norwegisch)
https://landinfo.no/wp-content/uploads/2019/03/Retningslinjer-for-kilde-og-informasjonsanalyse-13022015.pdf

 

Zugriff auf alle Links am 11. März 2021.