Anfragebeantwortung zu Afghanistan: Lokale Sicherheits- und Versorgungslage der Stadt Herat: Sicherheitslage in den einzelnen Vierteln bzw. der Peripherie; Wohnregionen mit den meisten IDPs, RückkehrerInnen; Unterscheidungen hinsichtlich der Volksgruppenzugehörigkeit; sichere Erreichbarkeit der Innenstadt auf dem Landweg (insbesondere vom Flughafen bzw. den informellen Siedlungen außerhalb der Stadt aus); Besonderheiten aufgrund der Corona-Pandemie [a-11210-1]

23. April 2020

Das vorliegende Dokument beruht auf einer zeitlich begrenzten Recherche in öffentlich zugänglichen Dokumenten, die ACCORD derzeit zur Verfügung stehen sowie gegebenenfalls auf Expertenauskünften, und wurde in Übereinstimmung mit den Standards von ACCORD und den Common EU Guidelines for processing Country of Origin Information (COI) erstellt.

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Wir empfehlen, die verwendeten Materialien im Original durchzusehen. Originaldokumente, die nicht kostenfrei oder online abrufbar sind, können bei ACCORD eingesehen oder angefordert werden.

 

Ältere Informationen zur wirtschaftlichen Situation, Versorgungs- und Sicherheitslage in der Stadt Herat und Umgebung finden sich im ACCORD-Bericht vom Dezember 2018, der unter diesem Link abgerufen werden kann:

·      ACCORD – Austrian Centre for Country of Origin and Asylum Research and Documentation: Afghanistan: Entwicklung der wirtschaftlichen Situation, der Versorgungs- und Sicherheitslage in Herat, Mazar-e Sharif (Provinz Balkh) und Kabul 2010-2018, 7. Dezember 2018
https://www.ecoi.net/en/file/local/2001546/Afghanistan_Versorgungslage+und+Sicherheitslage_2010+bis+2018.pdf

Allgemeine Sicherheitslage in der Stadt Herat und Umgebung

Laut einem Artikel der Khaama Press vom Dezember 2018 gehört die Provinz Herat zu den „vergleichsweise ruhigeren“ Provinzen Afghanistans, allerdings seien in einigen entlegenen Distrikten der Provinz Taliban aktiv, die häufig versuchen würden, terroristische Operationen durchzuführen (Khaama Press, 17. Dezember 2018).

 

Im Folgenden findet sich zu Übersichtszwecken eine Karte, in der die Distrikte der Provinz Herat eingezeichnet sind. Etwa in der Mitte findet sich der Distrikt Indschil (Nr. 6), innerhalb dessen im Süden der Distrikt Herat Stadt (Nr. 9) liegt:

[Bild entfernt] (GADM, ohne Datum)

Auf einer interaktiven Karte des Long War Journals, einer US-amerikanischen Nachrichtenwebsite, die nach eigenen Angaben über den „globalen Krieg gegen den Terrorismus“ berichtet, finden sich Informationen zu den Kontrollgebieten in Afghanistan. Aus der Karte geht hervor, dass acht der 16 Distrikte der Provinz Herat vom Long War Journal als „umkämpft“ klassifiziert werden. Der Distrikt Herat Stadt wird vom Long War Journal als „unter Regierungskontrolle befindlich, oder nicht zuordenbar“ klassifiziert, ebenso wie der den Distrikt Herat umschließenden Distrikt Indschil[1]. Die Entfernungen vom Distrikt Herat bis zu jenen Distrikten, die als umkämpft klassifiziert sind, betragen in Richtung Norden 30 bis 35 km (Distrikt Koshk), in Richtung Osten 60 bis 70 km (Distrikt Obe), in Richtung Süden 30 bis 35 km (Distrikt Adraskan) und in Richtung Westen 40 bis 50 km (Distrikt Ghoryan)[2] (Long War Journal, ohne Datum).

Laut Jahresbericht für 2019 der UN-Unterstützungsmission für Afghanistan (UNAMA), veröffentlicht im Februar 2020, habe es in der Provinz Herat im Berichtsjahr 400 zivile Opfer gegeben (144 Getötete und 256 Verletzte). Dies entspreche einem Anstieg von 54 Prozent im Vergleich zum Vorjahr 2018. Die drei bezüglich dieser Opfer wichtigsten Angriffsformen seien (nicht als Selbstmordanschläge klassifizierte) Anschläge mit unkonventionellen Spreng- und Brandvorrichtungen (USBV), Bodenoffensiven, sowie gezielte und vorsätzliche Tötungen gewesen. (UNAMA, Februar 2020, S. 94)

Das Armed Conflict Location & Event Data Project (ACLED) ist ein Projekt der gleichnamigen US-amerikanischen Nichtregierungsorganisation zur Sammlung, Analyse und Kartierung von sicherheitsrelevanten Vorfällen. ACLED dokumentiert mit Stand 17. Februar 2020 für das Jahr 2019 in der Provinz Herat 456 sicherheitsrelevante Vorfälle mit 1.146 dabei Getöteten (zivile und nicht zivile Opfer). Im Vergleich dazu wurden für das Jahr davor 394 sicherheitsrelevante Vorfälle mit 896 Getöteten dokumentiert. Für die Stadt Herat dokumentiert ACLED im Jahr 2019 58 Vorfälle mit 81 Getöteten, für das Jahr davor 58 Vorfälle mit 101 Getöteten[3]. (ACLED, 22. April 2020)

Afghanistanexperte Reza Kazemi vom Afghanistan Analyst Network (AAN) hält in einem Artikel vom April 2020 fest, dass Ende 2019 und Anfang 2020 die Stadt Herat Zeuge einer Reihe von sicherheitsrelevanten Vorfällen, darunter gezielte Tötungen und Angriffe auf die Polizei, geworden sei. Die Zunahme der Gewalt habe in Afghanistan zu einem medialen Aufschrei geführt, sowie zu verschiedenen Theorien darüber, was oder wer dahinter stecken könnte. Der Autor des Artikels weist darauf hin, dass das Ausmaß der Gewalt, die derzeit von der Ausbreitung der Covid-19-Infektion überlagert sei, schwanken könne. Seit Februar 2020 sei sie auch bereits zurückgegangen, sie werde jedoch wahrscheinlich, so der Autor, die Stadt weiterhin beschäftigen.

Die Berichterstattung über den Anstieg an Gewalt habe allerdings teilweise nicht gerade zu einem klaren Verständnis der Situation beigetragen, und zwar aus zumindest zwei Gründen. Erstens würden die meisten Berichte Vorfälle, die sich in der Stadt ereignet hätten, mit jenen, die sich draußen in den Distrikten der Provinz Herat ereignet hätten, vermengen, sodass man zu dem Schluss kommen könnte, dass sie alle Teil eines einzigen Trends einer sich verschlechternden Sicherheitslage seien. Die Sicherheitslage in der Stadt und in den Distrikten sei jedoch unterschiedlich. Während einige Distrikte, wie beispielsweise Schindand, unsicher seien, weil sie zwischen Regierung und Taliban umkämpft seien, gebe es in der Stadt in den letzten Jahren überwiegend kriminelle und sicherheitsrelevante Vorfälle, jedoch mit Sicherheit keine groß angelegten Angriffe oder offenen Kämpfe, die das tägliche Leben vorübergehend zum Erliegen bringen würden.

Es sei schwierig kategorisch zu sagen, was oder wer hinter dem Anstieg der Sicherheitsvorfälle in und um die Stadt Herat in der Zeit zwischen Oktober 2019 und Januar 2020 gesteckt habe, obwohl es klar scheine, dass politische und wirtschaftliche Interessen eine Rolle gespielt hätten. Damit solle nicht geleugnet werden, dass die Taliban an Anschlägen beteiligt gewesen seien, insbesondere an Anschlägen auf Polizeibeamte sowie an einigen der gezielten Tötungen. Auch solle nicht ausgeschlossen werden, dass Einflüsse aus dem Ausland für Sicherheitsmängel in der Stadt Herat verantwortlich sein könnten. Kaum Beweise gebe es dagegen für die Schuld von vulnerablen Menschen wie Drogenkonsumenten und Binnenvertriebenen an dem Anstieg der Gewalt, die zu Sündenböcken gemacht würden. Vielmehr scheine es, dass derartige Schuldzuweisungen dazu dienen würden, die Aufmerksamkeit von einigen Unzulänglichkeiten abzulenken, die zumindest in Teilen der Provinzregierung bestehen würden.

Betrachte man die politische Situation in der Provinz Herat erkenne man chaotische Rivalitäten zwischen den Eliten der Stadt, die möglicherweise eine Rolle bei den jüngsten Verschlechterungen der Sicherheitslage gespielt haben könnten. Die Tatsache, dass zumindest Teile der Polizei in Herat damit beschäftigt seien, die Eliten und ihre Interessen zu schützen (im Rahmen von regelrechten Patron-Klienten-Beziehungen), habe ihre Fähigkeit untergraben, Verbrechen und sicherheitsrelevante Probleme wirksam zu bekämpfen. Es werde auch weithin angenommen, dass einige Polizisten durch ihre Zusammenarbeit mit einer Reihe von Akteuren, darunter Kriminelle und Drogenhändler, korrumpiert worden seien. Weiters könne vermutet werden, dass einige Eliten indirekt in Gewalttaten verwickelt gewesen seien, um mit Rivalen aus Politik und Wirtschaft abzurechnen oder um die Öffentlichkeit gegen nicht-lokale Spitzenbeamte der Provinzregierung, wie etwa den kürzlich abgelösten Gouverneur und den ehemaligen Polizeichef, aufzubringen:

„In late 2019 and early 2020, Afghanistan’s key western city of Herat witnessed a series of security incidents, including targeted killings and attacks on the police. The increase in violence resulted in an Afghan media uproar and a swirl of local theories about what or who could be behind it. […] He [Reza Kazemi] notes that the violence, currently eclipsed by the spread of the Covid-19 disease, may fluctuate, as it has already seen a decrease since February 2020; however, it is likely here to stay.

Though the reporting drew attention to the concerns of Herati citizens, it also obscured and sometimes confused a clearer understanding of the situation, for at least two reasons. First, most reporting mixed incidents that took place in the city with those that had happened out in the districts, suggesting that they were all part of a single trend of a worsening security situation. However, city and district-level security conditions differ. While some districts, such as restive Shindand, are insecure because they are contested by the government and the Taleban, the city has mostly seen criminal and security incidents, certainly no large-scale attacks or open fighting that would put a temporary stop to daily life for the last several years. […]

It is difficult to be categorical about what or who could be behind the spike in security incidents in and around the city of Herat between October 2019 and January 2020, though it seems clear that political and economic interests have played a part. This is not to deny Taleban involvement in attacks, particularly the ones on police officers as well as some of the targeted killings. Nor does it preclude foreign countries being implicated in insecurity in Herat. There seems to be little evidentiary basis for the scapegoating of vulnerable people like drug users and IDPs. Rather, it seems such finger pointing could be employed to divert attention from some inadequacies within at least parts of the provincial government.

A focus on provincial politics uncovers messy rivalries among the elites that have possibly played a role in recent insecurity. First, the fact that at least parts of the Herat police are busy protecting the elites and their interests, within what effectively are patron-client relations, has undermined their ability to effectively pursue and address crime and insecurity. It is also widely assumed that some police have been corrupted by their collusion with an array of actors, including criminals and drug traffickers. Second, some elites may have been indirectly implicated in violent acts to settle scores with rivals over politics and business, or to agitate public opinion against non-local top provincial government officials such as the recently replaced governor and the former police chief, especially when they acted against deeply-entrenched local interests.” (Kazemi, 21. April 2020)

ACLED dokumentiert für den von ACCORD beispielhaft gewählten Zeitraum Oktober 2019 bis Februar 2020 unter Verweis auf verschiedene Quellen folgende sicherheitsrelevanten Vorfälle für den Distrikt Herat[4]: Wie am 15. Februar 2020 berichtet, seien innerhalb von 24 Stunden bei Artillerieangriffen der afghanischen Streitkräfte im „Distrikt Zahwal“ drei Taliban-Kämpfer getötet und zwei verwundet worden. (Der Vorfall wurde von ACLED dem Distrikt Herat zugeordnet, es konnte jedoch nicht eruiert werden, wo sich Zahwal befindet. Im ACLED-Datensatz finden sich weitere dem Distrikt Herat zugeordnete Vorfälle, die sich im „Distrikt Zahwal“ ereignet hätten, diese werden im Folgenden nicht mehr berücksichtigt, Anm. ACCORD) Am 10. Februar 2020 sei ein Polizist von militanten Taliban auf einem Motorrad im zweiten Polizeibezirk der Stadt Herat von den Taliban getötet worden. Am 7. Februar 2020 sei ein Kommandant des Polizeikommandos irrtümlich von afghanischen Soldaten getötet worden, als er sein Fahrzeug an einem Kontrollpunkt im Bezirk Nawabad der Stadt Herat nicht angehalten habe. Wie am 31. Jänner 2020 berichtet, seien am Herat-Kabul-Highway (Highway Nr. 2) innerhalb von 24 Stunden zehn Taliban und/oder IS-Kämpfer von afghanischen Sicherheitskräften getötet worden. Am 9. Jänner 2020 sei im Stadtteil Abdullah Abad der Stadt Herat im Anschluss an einen Hinterhalt von Talibankämpfern ein Soldat getötet worden - laut Taliban habe es sich bei dem Opfer um einen Sicherheitsbeamten des NDS (National Directorate of Security) gehandelt. Am 27. Dezember 2019 seien im Stadtteil ‚Bal Pishto‘ in Herat zwei Soldaten, einer davon ein Kommandant, im Anschluss an einen Angriff von Talibankämpfern getötet worden. Am 15. Dezember 2019 seien im zehnten Polizeibezirk der Stadt Herat drei Polizisten und zwei nichtidentifizierte Bewaffnete bei einem bewaffneten Zusammenstoß getötet worden, ein Polizist und vier ZivilistInnen seien dabei verletzt worden. Am 14. Dezember 2019 hätten in der Stadt Herat Unbekannte einen Mitarbeiter der afghanischen Wahlbeschwerdekommission (Electoral Complaints Commission) erschossen. Am 13. Dezember 2019 seien im zwölften Polizeibezirk Maslak der Stadt Herat drei Polizisten in der Folge von Angriffen durch Talibankämpfer an einem Checkpoint getötet worden. Am 21. November sei berichtet worden, dass innerhalb von 24 Stunden drei Taliban und/oder IS-Kämpfer getötet worden seien. Einer sei verletzt worden, als afghanische Streitkräfte ihre Angriffe im Bezirk Ghoryan, an der Grenze zur Stadt Herat zurückgeschlagen hätten. Am 30. Oktober 2019 seien ein Polizist getötet und zwei Zivilisten verletzt worden. Dies sei bei einem Angriff durch unbekannte Kämpfer in Moshk Waniha geschehen, dem siebten Polizeibezirk der Stadt Herat. Am 29. Oktober 2019 sei ein Soldat im Ruhestand von unbekannten Bewaffneten im zur Stadt Herat gehörigen Dorf Kahdestan getötet worden. Am 28. Oktober 2019 seien ein Zivilist getötet und sechs verletzt worden, als sich ein Selbstmordattentäter in der Nähe der Imam Hadi Moschee im Viertel Darb-e-Khosh der Stadt Herat in die Luft gesprengt habe. Am 17. Oktober 2019 seien im siebten Polizeibezirk der Stadt Herat zwei Polizisten bei einem Angriff nicht identifizierter Personen von einem Motorrad aus getötet worden (ACLED, 7. April 2012).

Informationen zu älteren Vorfällen finden sich im Themendossier zur Sicherheitslage und sozioökonomischen Lage in Herat und Masar-e Scharif:

·      ACCORD – Austrian Centre for Country of Origin and Asylum Research and Documentation: ecoi.net-Themendossier zu Afghanistan: Sicherheitslage und sozioökonomische Lage in Herat und Masar-e Scharif, 15. Jänner 2020
https://www.ecoi.net/de/dokument/2022798.html

Sicherheitslage auf dem Weg vom Flughafen ins Stadtinnere

Das Europäische Unterstützungsbüro für Asylfragen (European Asylum Support Office, EASO), eine Agentur der Europäischen Union zur Förderung der praktischen Zusammenarbeit der Mitgliedsstaaten im Asylbereich, schreibt in einem Bericht zur sozioökonomischen Lage in Afghanistan Folgendes zum Flughafen von Herat:

„Der Flughafen von Herat befindet sich 13 km südlich der Stadt Herat im Distrikt Gozara. Obwohl die Straße zwischen Herat und dem Flughafen von großer Bedeutung ist und regelmäßig von Sicherheitskräften kontrolliert wird, waren dort in den letzten Jahren kriminelle Netzwerke tätig. In diesem Teil des Landes stehen sie häufig auch in Verbindung mit Aufständischen, die versuchen, potenzielle Ziele für Entführung oder Ermordung auf dem Weg zum und vom Flughafen abzufangen.“ (EASO, April 2019, S. 25)

Noah Coburn, ein am Bennington College im US-Bundesstaat Vermont tätiger Sozial- und Kulturanthropologe mit Forschungsschwerpunkt Afghanistan erwähnt in einer Auskunft per Email vom März 2020, dass die Sicherheitslage zwischen der Stadt Herat und dem Flughafen sehr schlecht sei. Die Straße verlaufe durch einige von einem Warlord kontrollierte Gebiete, der immer wieder mit der Regierung in Konflikt stehen würde. Dies mache diese Route besonders gefährlich:

„Security between Herat City and the airport, which I know is very bad. The road runs through some warlord controlled territory, who has at times been at odds with government forces, making things along this route particularly dangerous.” (Coburn, 6. März 2020)

Das Norwegian Refugee Council (NRC) ist eine unabhängige, humanitäre, gemeinnützige Nichtregierungsorganisation, die Flüchtlingen und intern Vertriebenen auf der ganzen Welt Unterstützung, Schutz und dauerhafte Lösungen anbietet. In einer Emailauskunft vom April 2020 hält die in der Stadt Herat stationierte NRC-Mitarbeiterin Elelta Beyene, zuständig für die Programmleitung in der Westregion Afghanistans, fest, dass die Straße zwischen dem Flughafen von Herat und der Stadt vergleichsweise sicher sei. Ein regelmäßiges Befahren der Strecke sei möglich, wobei die Lage natürlich unberechenbar sei und „Kollateralschäden“ durch am Straßenrand platzierte improvisierte Sprengsätze weiterhin vorkommen könnten. (Beyene, 7. April 2020)

In einer telefonischen Auskunft vom April 2020 hält die deutsche Afghanistan-Expertin Friederike Stahlmann (Universität Bern) fest, dass aus Europa Zurückkehrende für den Weg vom jeweiligen Flughafen in die Stadt hinein häufig Taxis benutzen würden. Von ihnen werde dabei für die Fahrt häufig das bis zu fünffache des normalen Preises verlangt. Rückkehrenden aus Pakistan oder Iran passiere derartiges eher nicht, die Fahrer würden am Äußeren des Fahrgastes (etwa an der Kleidung) erkennen, dass es sich um einen aus Europa Zurückkehrenden handle und würden dadurch vermuten, dass die Person „wohlhabender“ sei. Viele Rückkehrende würden für ihre Fahrt vom Flughafen in die Stadt informelle Taxis benutzen, deren Fahrer nicht selten mit Verbrecherbanden kooperieren würden. Das Reisen auch innerhalb der Städte sei in Afghanistan generell gefährlich. Ausgeraubt und angegriffen zu werden stelle eine große Gefahr dar. (Stahlmann, 3. April 2020)

Kriminalität und Rolle der Polizei in der Stadt Herat

Afghanistanexperte Reza Kazemi schreibt in seinem Artikel vom April 2020, dass Beziehungen zwischen den Eliten der Stadt Herat und der dortigen Polizei deren Fähigkeit, Verbrechen zu bekämpfen und Sicherheitsmängel einzudämmen, untergrabe. Unter Verweis auf Angaben eines Aktivisten der örtlichen Zivilgesellschaft hält der Autor fest, dass die Polizei in Herat oft damit beschäftigt sei, einflussreiche Persönlichkeiten, ihre Familien, ihr Eigentum und ihre Interessen zu schützen. Der örtliche Journalist Pedram Qazizadeh habe dazu gemeint, dass die Polizei von prominenten Männern und Volksvertretern „in Geiselhaft genommen“ worden sei:

„These elite-police relations undermine the police’s ability to pursue and address crime and insecurity. ‘Herat police are often busy protecting figures of influence, their families, their properties and their interests,’ said a local civil society activist. In an opinion piece for Hasht-e Sobh, Herati journalist Pedram Qazizadeh describes this as ‘police having been taken hostage by prominent men and people’s representatives.’” (Kazemi, 21. April 2020)

Elelta Beyene vom NRC hält in ihrer Emailauskunft vom April 2020, fest, dass die Kriminalität (insbesondere Diebstahl) in der Stadt Herat und den dort befindlichen IDP-Siedlungen im Jahr 2019 im Vergleich zu Ende 2018 zugenommen habe. Dieser Trend habe sich im Jahr 2020 fortgesetzt. NRC habe allerdings keine quantifizierbaren Informationen zu diesem Thema.

Zu geschlechtsspezifischer Gewalt meint Beyene, dass diese tabuisiert sei und es dabei vorwiegend um Fälle von häuslicher Gewalt gehe. (Beyene, 7. April 2020)

In einem Artikel vom Jänner 2020 berichtet die afghanische Online-Zeitung Tolo News über zwei unterschiedliche Vorfälle in der Stadt Herat, bei denen zwei Personen ums Leben gekommen seien, und erwähnt unter Verweis auf Angaben von lokalen EinwohnerInnen, dass die Kriminalität in den letzten Wochen stark zugenommen habe. (Tolo News, 11. Jänner 2020)

Die Nachrichtenwebsite Salaam Times veröffentlichte im November 2019 einen Artikel zu den Taliban und zur Kriminalität in Herat. Salaam Times wird vom United States Central Command (USCENTCOM) gesponsert, einem der elf „Vereinigten Kampfkommandos“ des US-Verteidigungsministeriums. In dem Artikel wird festgehalten, dass die Taliban in der Provinz Herat Kriminelle unterstützen und bewaffnen würden. Laut Sayed Ashraf Sadaat, einem Aktivisten der Zivilgesellschaft, würden die Taliban, immer dann, wenn sie in der Stadt Herat Gewalt und Unruhen entfachen wollten, zu diesem Zweck die mit ihnen verbundenen kriminellen Gruppen einsetzen. (Salaam Times, 14. November 2019)

In einer Analyse der Staatendokumentation des Bundesamtes für Fremdenwesen und Asyl (BFA) zur Provinz Herat wird festgehalten, dass gemäß Angaben eines Mitarbeiters von IOM-Kabul vom November 2018 „Herat im Vergleich zu Kabul als sicherere Stadt“ gelte, allerdings werde in der Stadt Herat „ein Anstieg der Gesetzlosigkeit und Kriminalität verzeichnet“. (BFA Staatendokumentation, 13. Juni 2019, S. 29)

Allgemeine Situation für Binnenvertriebene und RückkehrerInnen in unterschiedlichen Gebieten in und um die Stadt Herat

Die Nichtregierungsorganisation Coordination Of Rehabilitation & Development Services for Afghanistan (CRDSA) mit Hauptsitz in der Stadt Herat schreibt in einem Bericht vom Oktober 2019, dass die Menschen in den Distrikten Schindand, Paschtun Zarghon und Gurlan der Provinz Herat Jahre des bewaffneten Konfliktes, hohe zivile Opferzahlen, häufige Vertreibungswellen sowie den Verlust ihrer Ernte erlebt hätten. Das Leid der Menschen habe sich durch die Dürre, die schlimmste seit 20 Jahren, verstärkt. Eine große Zahl an Vertriebenen sei in die Stadt Herat gekommen. (CRDSA, 15. Oktober 2019, S. 7)

Die zur US-amerikanischen Medienorganisation First Look Media gehörende Online-Nachrichtenplattform The Intercept schreibt in einem Artikel vom April 2020 unter Verweis auf Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM), dass in den Provinzen Herat und Nimrus täglich afghanische MigrantInnen aus dem Iran nach Afghanistan zurückkehren würden. Zwischen Jänner und März 2020 seien es etwa 1.000 pro Tag gewesen, im März sei dann die Zahl nach oben geschossen. Der Artikel hält weiters fest, dass dann im März im Rahmen der Corona-Pandemie im Iran Baustellen geschlossen worden seien, und mehr als 100.000 afghanische Arbeiter nach Afghanistan zurückgekehrt seien, da diesen klar sei, dass sie im Iran niemals eine medizinische Behandlung erhalten würden, sollten sie sich infizieren. Wiederum unter Verweis auf Angaben der IOM hätten an einigen Tagen im März bis zu 15.000 Menschen die Grenze passiert, es sei dies der einzige Ort in der Welt mit so massiven grenzüberschreitenden Rückkehr-Bewegungen während der Corona-Pandemie:

„According to IOM [International Organization for Migration], roughly 1,000 Afghan migrants per day were using the countries’ two major border crossings with Iran — in Herat and Nimruz Provinces — to return home between January and March, when the number spiked. […] In March, as thousands succumbed to the pandemic in Iran, worksites like Zabihullah’s closed down and more than 100,000 Afghan workers began returning home, knowing they’d never receive treatment in Iran if they became infected. As many as 15,000 crossed on some days in March, according to IOM. ‘It’s the only place in the world with such massive cross-border returns during Covid,’ said Nick Bishop, who is heading IOM’s coronavirus response in Afghanistan.” (The Intercept, 2. April 2020)

Ein Bericht der Internationalen Organisation für Migration (IOM) vom Juli 2019 (also Monate vor Ausbruch der Corona-Pandemie, Anm. ACCORD) enthält eine Liste mit jenen 25 Distrikten Afghanistans, die die größte Zahl an Binnenvertriebenen (internally displaced persons, IDPs) und RückkehrerInnen beherberge. Der Distrikt Herat steht auf der Liste mit 332.020 IDPs und 36.987 RückkehrerInnen an erster Stelle, der diesen umgebenden Distrikt Indschil findet sich mit 65.845 IDPs und 5.575 RückkehrerInnen an 18. Stelle. Laut dem Bericht seien die auf dieser Liste befindlichen Distrikte potenziell anfällig für soziale Instabilität, die durch den großen Zustrom von RückkehrerInnen und IDPs verursacht werde. Diese hätten dort nur begrenzten Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen und Lebensgrundlagen, was die Reintegrationsaussichten gefährde und sekundäre Vertreibung provoziere. (IOM, 1. Juli 2019, S. 6)

Im Folgenden findet sich ein Ausschnitt aus einer von der IOM im Juni 2019 veröffentlichten Karte der Provinz Herat, die in Grünschattierungen die Anzahl der in den jeweiligen Distrikten der Provinz befindlichen RückkehrerInnen und IDPs veranschaulicht. Die blauen und roten Punkte zeigen die Orte der Rückkehrer- und IDP-Siedlungen an sowie deren Größe (siehe Legende). Der Distrikt Herat und die benachbarten Distrikte sind dunkelgrün eingezeichnet und würden demnach jeweils mehr als 50.000 RückkehrerInnen oder IDPs aufweisen. Die meisten RückkehrerInnen- und IDP-Siedlungen im Distrikt Herat befinden sich auf der Karte im Osten sowie im Süden und Südwesten des Distrikts, wobei mehrere der Siedlungen mehr als 10.000 EinwohnerInnen hätten:

[Bild entfernt] (IOM, Juni 2019, S. 1)

Eine weitere Karte aus derselben Quelle veranschaulicht die Zahl der aus dem Ausland Zurückgekehrten (siehe Legende). Im Distrikt Herat würden sich demnach zwischen 25 und 50 Tausend aus dem Ausland Zurückgekehrte befinden, während es in den umliegenden Distrikten zwischen 5 und 10 Tausend seien. Die diesbezüglich größte Siedlung innerhalb der Provinz Herat befindet sich laut Karte mit über 10.000 aus dem Ausland Zurückgekehrten im Osten des Distrikts Herat:

[Bild entfernt] (IOM, Juni 2019, S. 2)

In einem Bericht der IOM vom August 2019 zu IDPs und Rückkehrenden in der Provinz Herat (Beobachtungszeitraum Oktober-Dezember 2018) werden jene 20 Siedlungen der Provinz Herat aufgelistet, die laut IOM am stärksten vom Zustrom von IDPs und Rückkehrenden betroffen seien. Diese 20 Siedlungen (vier Prozent der 449 von IOM begutachteten Siedlungen der Provinz Herat) würden 56 Prozent der in der Provinz Herat aufhältigen RückkehrerInnen und IDPs beherbergen. Durch den starken Zustrom und den darauffolgenden Wettbewerb um begrenzte und bereits überstrapazierte Ressourcen und Arbeitsmöglichkeiten seien diese IDP- und RückkehrerInnen-Siedlungen besonders fragil und anfällig für soziale Instabilität:

„The table below shows the 20 settlements in Herat that are most affected by this influx. These 20 settlements (4% of the 449 assessed in Herat) host 56% of the province’s returnees and IDPs. These communities are especially fragile and susceptible to social instability induced by this large influx and the subsequent competition for limited, already overstretched resources and job opportunities.” (IOM, 1. August 2019, S. 6)

Laut dem Bericht würden sich die folgenden fünf der aufgelisteten 20 Siedlungen im Distrikt Herat und in dem diesen umschließenden Distrikt Indschil befinden. (In Klammer wird jeweils die Zahl der EinwohnerInnen dieser Siedlungen angegeben, Anm. ACCORD):

Distrikt Herat: Jubril (185.416), Mahala-I-Baba Jee (4.408)

Distrikt Indschil: Dash Khana (6.107), Shagofan (4.501), Ab Jalil (3.651) (IOM, 1. August 2019, S. 6)

Zu den eben genannten Siedlungsgemeinden konnten im Rahmen der Recherche keine weiteren Informationen gefunden werden, mit Ausnahme der im Distrikt Indschil befindlichen Gemeinde Shagofan, zu der sich der folgende schon ältere Bericht von Oxfam International, einem internationalen Verbund verschiedener Hilfs- und Entwicklungsorganisationen, auf Seite 22 äußert. Der Bericht kann unter dem folgenden Link abgerufen werden, wurde jedoch bereits im Jänner 2018 (d.h. vor der Dürre von 2018-2019 und vor Ausbruch der Corona-Pandemie, Anm. ACCORD) veröffentlicht:

Oxfam International: Oxfam Research Report - Returning To Fragility, Jänner 2018
https://d1tn3vj7xz9fdh.cloudfront.net/s3fs-public/file_attachments/rr-returning-fragility-afghanistan-310118-en.pdf

Elelta Beyene vom NRC nennt in einer Emailauskunft vom April 2020 auf die Frage, welche IDP- und RückkehrerInnen-Siedlungen in Herat-Stadt und Umgebung die größten und bedeutendsten seien, folgende Siedlungen: Shahrak-e-Sabz (im Distrikt Gusara[5]), Kahdestan (im Distrikt Indschil), Shaidayee (5 km östlich der Stadt Herat) und Urdo Bagh (im Distrikt Gusara).

Zu diesen genannten Siedlungen merkt Beyene in ihrer Emailauskunft Folgendes an: Der Zugang zur Grundversorgung in diesen Siedlungen sei recht eingeschränkt - es gebe keinen dauerhaften und/oder angemessenen Zugang zu Wasser- und Sanitärversorgung, und die Zustände würden unterhalb des humanitären Mindeststandards liegen. 43 Prozent der BewohnerInnen in Shahrak-e-Sabz, 21 Prozent in Kahdestan und 25 Prozent in Shaidayee würden in minderwertigen behelfsmäßigen Lehmhäusern leben. 27 Prozent der BewohnerInnen in Shahrak-e-Sabz, 45 Prozent in Kahdestan und 74 Prozent in Shaidayee würden in baufälligen, von Nichtregierungsorganisationen zur Verfügung gestellten oder behelfsmäßigen Zelten leben. Aufgrund ihrer Vulnerabilität und des Mangels an Lebensgrundlagen in der Stadt Herat und Umgebung würden über 80 Prozent der Familien angeben, Schulden zu haben, was sie dazu veranlasse, negative Bewältigungsmechanismen anzuwenden, darunter Kinderarbeit und Frühehe. Über 70 Prozent der Bevölkerung an den erwähnten Standorten habe keinen Zugang zu Gesundheitseinrichtungen und könne sich die medizinische Grundversorgung, insbesondere die medizinische Versorgung im Zuge von Geburten, nicht leisten. Die Grundschuleinrichtungen in und um die Standorte seien sehr begrenzt, und selbst wenn Kinder und Eltern den Aufwand der Anreise zur nächstgelegenen Schule auf sich nehmen würden, gebe es da immer noch das Problem der Sprachbarrieren: Viele BewohnerInnen würden aus paschtunischsprachigen Teilen des Landes stammen, während in Herat überwiegend Dari gesprochen werde.

Auf die Frage, ob es auch größere IDP- oder RückkehrerInnen-Siedlungen innerhalb der Stadt Herat gebe, antwortet Beyene, dass Shaidayee innerhalb der Stadt Herat liege. Obwohl die anderen IDP und RückkehrerInnen-Siedlungen nicht per se in der Stadt Herat liegen würden, seien sie dennoch sehr nahe der Stadt und würden gewissermaßen als Teil der Stadt betrachtet. Die Bedingungen in der Siedlung Shaidayee seien schlechter als beispielsweise jene in Shahrak-e-Sabz oder Kahdestan, aber das liege nicht an deren Lage. Dadurch, dass es die Siedlung Shaidayee schon so lange gebe, habe sich unter den Spendern und humanitären Organisationen in Bezug auf die weitere Unterstützung der SiedlungsbewohnerInnen eine gewisse Erschöpfung eingestellt, gleichwohl die Vulnerabilität der IDPs und RückkehrerInnen dort höher sei, verglichen mit anderen Siedlungen.

Auf die Frage, wie sich die Situation betreffend des Zugangs zu Dienstleistungen innerhalb der Stadt von jener in den genannten Siedlungen außerhalb der Stadt unterscheide, antwortet Beyene in ihrer Email-Auskunft wie folgt: Der Zugang zur Grundversorgung in der Stadt sei im Allgemeinen besser als in den Siedlungen, er sei allerdings - wie oben erwähnt - ebenfalls mit Herausforderungen verbunden. Derzeit sei die Dienstleistungsinfrastruktur überstrapaziert. Die eingeschränkt vorhandenen Dienstleistungen müssten ja nicht nur die BewohnerInnen der Stadt Herat versorgen, sondern auch die beträchtliche Zahl von IDPs und RückkehrerInnen, die in der Provinz leben würden. (Beyene, 7. April 2020)

Danish Refugee Council (DRC) ist eine private nicht-profitorientierte Organisation mit Sitz in Kopenhagen, die sich für Flüchtlinge und IDPs in verschiedenen Ländern der Welt einsetzt. Im Juli 2019 habe DRC nach eigenen Angaben weitere Schritte zur Überprüfung der humanitären Lage im Distrikt Indschil unternommen. DRC habe 43 Fokusgruppendiskussionen und 181 Haushaltsbefragungen in den informellen Siedlungen Clinic Area, Shaidayee, Shahrak-e-Sabz und Regration sowie in den Zonen D und E eines formellen in Shahrak-e-Sabz befindlichen Standorts („formal site“) durchgeführt. Von DRC und anderen Standort-Management-Teams („site management teams“) seien im Juli 2019 Standort-Profile erstellt worden, aus denen hervorgehe, dass es in Clinic Area und Shaidayee 3.767 Haushalte und auf den Standorten in Shahrak-e Sabz (formell und informell) und Regration 11.859 Haushalte gebe. Dies entspreche einem signifikanten Rückgang der Haushalte in Clinic Area und Shaidayee und einem starken Anstieg der Haushalte in Shahrak-e-Sabz. Diese Veränderungen seien vermutlich auf eine Kombination von Faktoren zurückzuführen, darunter die anhaltende Verfügbarkeit von Diensten („services“) in Shahrak-e-Sabz, Gerüchte über Landverteilung und Möglichkeit des Landerwerbs in Shahrak-e-Sabz sowie Drohungen, dass Shaidayee geräumt werden solle. Den Ergebnissen der Beobachtungen für Juli 2019 zufolge hätten die Spannungen zwischen den IDP-Gemeinschaften zugenommen und in einigen Fällen sogar in Gewalt gegipfelt. Die Spannungen würden durch die Abwanderung von Menschen nach Shahrak-e-Sabz und durch den Entzug von Diensten, insbesondere der Zurverfügungstellung von Wasser, noch verschärft. Im Juli 2019 seien bei den DRC-Helpdesks in Shaidayee und und Clinic Area 32 Beschwerden von Gemeindemitgliedern über den fehlenden Zugang zu Wasser eingegangen:

In July 2019 DRC continued to monitor the protection situation in Injil District, Herat. DRC conducted focus group discussions (FGDs) and household surveys with key informants in Clinic Area, Shaidayee, Shahrak-e-Sabz, and Regration informal settlements, and in Zones D and E of the Shahrak-e-Sabz formal site. DRC held 43 focus group discussions: 20 with women, and 23 with men. DRC conducted 181 household surveys across the sites, reaching 70 women and 111 men. […] Site Management teams, including DRC, conducted a profiling exercise in July. According to the exercise there were 3,767 households in Clinic Area and Shaidayee, and 11,859 households in Shahrak-e-Sabz (informal and formal) and Regration. This represents a significant decrease in households in Clinic and Shaidayee and a major increase in households in Shahrak-e-Sabz/Regration (Shahrak-e-Sabz). This movement is likely due to a combination of factors including the continued availability of services in Shahrak-e-Sabz, rumours of land distribution and ownership in Shahrak-e-Sabz, and threats of eviction in Shaidayee. According to the protection monitoring findings for July 2019, tensions between IDP communities has increased, and some instances even culminated in violence: tensions have been exacerbated by the movement of people to Shahrak-e-Sabz/Regration and by the withdrawal of services, in particular water. On 8 and 9 July the DRC Help Desks in Shaidayee and Clinic Area received 32 complaints about having no access to water from community members.” (DRC, Juli 2019, S. 1)

In einem Bericht von NRC vom Oktober 2019 findet sich die Information, dass eine NRC-Untersuchung in den laut Bericht informellen Zonen A und B der sieben Zonen umfassenden Siedlungsstätte Shahrak-e-Sabz ergeben habe, dass laut der vom NRC befragten IDP-Haushalte die Situation der vulnerablen Familien in Shahrak-e-Sabz prekär sei. Diese würden Gefahr laufen, von den örtlichen Behörden vertrieben zu werden, da ihr Verbleib auf der Siedlungsstätte als vorübergehend betrachtet werde. Die IDPs hätten auch Lehmhäuser gebaut, die die Polizei zerstören würde, in dem Bemühen, die IDPs vom Land zu vertreiben. Einem kürzlich von NRC und DRC in der Provinz Herat erstellten Siedlungsprofil zufolge würden von den 8.938 Haushalten in Shahrak-e-Sabz 44,5 Prozent in provisorischen Lehmhäusern, 31 Prozent in Lehmhäusern mit festem Dach, 18,5 Prozent in Zelten und 6 Prozent in provisorischen Zelten leben:

The NRC team conducted six Focus Group Discussions (FGDs) in Shahrak-e-Sabz displacement site [in zone A und B of the seven zones of the site], located within Injil district of Herat Province […] According to IDP households NRC surveyed, the situation of vulnerable families in Shahrak-e-Sabz is precarious. They are at risk of being evicted by the local authorities as their resettlement on the land is considered temporary. The IDPs have also constructed mud homes that the police is destroying in an effort to vacate the IDPs from the land. […] According to a recent profile mapping exercise conducted by NRC and DRC [Danish Refugee Council] in Herat Province, the 8,938 households include in Shahrak-e-Sabz include 44.5% mud house with makeshift; 31% mud house with solid roof; 18.5% tents; and 6% makeshift tents. (NRC, Oktober 2019, S. 1-2)

Die dänische Nichtregierungsorganisation Danish Committee for Aid to Afghan Refugees (DACAAR) veröffentlichte im Februar 2020 einen Kurzbericht ihrer Mitarbeiterin Zohal Nasrat zu deren Besuch in der Siedlung Shahrak-e-Sabz im Distrikt Indschil, dem Nachbardistrikt Herats. Darin findet sich die Information, dass mit Dezember 2018 ungefähr 21.000 Familien aufgrund der Dürre und der bewaffneten Auseinandersetzungen in Richtung der Stadt Herat vertrieben worden seien. Zunächst hätten sie sich auf privatem Land angesiedelt, später habe die Regierung den Vertriebenen Land zur Verfügung gestellt. Jene unter den Vertriebenen, die zuerst dorthin übersiedelt seien, hätten ohne Dach über dem Kopf gelebt und seien von weiterer Vertreibung bedroht gewesen. Mit Beginn des Jahres 2020 würden 11.850 IDPs in der Siedlung Shahrak-e-Sabz leben. Da alle verfügbaren Mittel von UNICEF[6] und UNOCHA[7] für Notfallversorgung mit Wasser erschöpft gewesen seien, habe DACAAR im Juli 2019 mit Eigenmitteln ein Wasserleitungsnetz mit 33 Wasserhähnen errichtet. Das Rohrleitungssystem sei ursprünglich für 700 Familien konzipiert gewesen, inzwischen würden es jedoch 3.000 Familien nutzen:

By December 2018, approximately 21,000 families were displaced to Herat city and settled on private land due to drought and conflicts. Later on, the Government made land available where displaced people could be hosted. The people who moved first were those who faced imminent eviction and those who lived in the open. By the beginning of 2020 more than 17,000 families still live in displacement in Herat, out of which 11,850 families live in Shahrak-e-Sabz (IDP settlement). Since all available funding from UNICEF [United Nations Children's Fund] and UNOCHA [United Nations Office for the Coordination of Humanitarian Affairs] for emergency water was exhausted, DACAAR constructed a water pipe scheme in July 2019 with 33 taps with its own reserve funds. The pipe scheme was initially designed for 700 families; however, 3,000 families are using it now.” (DACAAR, 4. Februar 2020)

Der DACAAR-Bericht hält weiters fest, dass Shahrak-e-Sabz eine informelle Siedlung mit etwa 11.850 EinwohnerInnen sei. Die Männer würden auf der Suche nach Arbeit regelmäßig in die Stadt pilgern, um Arbeit als Tagelöhner zu finden. Einige würden Arbeit im Baugewerbe und im Bereich Straßenreinigung finden und dafür 200 bis 250 Afghani (etwa 2,30 bis 3,00 Euro, Anm. ACCORD) pro Tag erhalten, was jedoch keine stabile Einkommensquelle darstelle. Viele der Kinder in der Siedlung Shahrak-e-Sabz seien alt genug, um zur Schule zu gehen, aber es gebe keine Schulen. Stattdessen würden sie ihre Zeit und Energie damit verbringen, Wasser für ihre Familien zu holen und Brennholz zu sammeln. Einige Eltern hätten laut dem Bericht Ehen für ihre sehr kleinen Kinder arrangiert, einige von ihnen seien kaum älter als fünf Jahre. Die Kinder hätten dabei kein Mitspracherecht:

„‘Shahrak-e-Sabz‘ is an informal settlement in Herat province with about 11,850 families. […] In search for work, men regularly go to the city to find day jobs. Some find jobs in construction and street cleaning for the municipality, and receive 200 to 250 Afs per day. But this is not a stable source of income. Children are major victims of displacement. A lot of them are old enough to go to school but there are no schools available. Instead, they spend their time and energy fetching water for their families and collecting firewood. Some parents have arranged marriages for their very young children, some of them barely five years old. The children have no say nor right to change it.” (DACAAR, 4. Februar 2020)

Die zur US-amerikanischen Medienorganisation First Look Media gehörende Online-Nachrichtenplattform The Intercept schreibt in einem Artikel vom April 2020, dass sich die Siedlung Shahrak-e-Sabz am Stadtrand Herats befinde. Die Siedlung beherberge mehr als 10.000 Familien, von denen die meisten nach ihrer Flucht vor den Kämpfen und der Dürre in der Provinz Badghis hierhergekommen seien und sich Ein-Zimmer-Häuser aus Lehm gebaut hätten. Zum Umgang der dort lebenden Menschen mit der Corona-Pandemie hält der Autor des Artikels fest, dass an einem kalten und regnerischen Nachmittag in der Woche vor der Veröffentlichung des Artikels das Virus weit unten auf der Prioritätenliste der BewohnerInnen gestanden habe. Nach zwei Tagen Regen seien die Dächer undicht oder würden einstürzen. Solarbetriebene Wasserpumpen hatten aufgrund der Bewölkung aufgehört zu funktionieren. Mehrere Anwohner hätten angegeben, dass sie in Situationen wie diesen üblicherweise auf die Hilfe humanitärer Organisationen angewiesen seien. Aber diese Organisationen würden sich jetzt überwiegend auf die Bekämpfung des Coronavirus konzentrieren. Ein Besitzer eines kleinen Geschäftes in der Siedlung habe gegenüber The Intercept angegeben, dass Nichtregierungsorganisationen in das Lager gekommen seien, um sie über die Gefahren der Pandemie zu informieren. Sie würden laut seinen Aussagen Flugblätter mitbringen und meinen, man solle zwecks Versorgung mit Vitamin C Obst zu sich nehmen, jedoch hätten sie nicht einmal Brot:

„The Shahrak-e-Sabz settlement on the outskirts of Herat is home to more than 10,000 families, most of whom built single-room mud-brick homes after fleeing fighting and drought in Badghis Province, to the north, in 2018. On a cold, wet afternoon last week, the virus was well down the list of residents’ priorities. After two days of rain, roofs were leaking or caving in, and solar-powered water pumps had stopped working under the cloudy skies. Previously, several residents said, they had relied on humanitarian agencies for help in situations like this. But those agencies are now overwhelmingly focused on the coronavirus. Ghulam Sakhi, who runs a small store in the settlement, told The Intercept that nongovernmental organizations had come to the camp to inform them about the dangers of the pandemic. They ‘bring leaflets and say you must eat fruit for its Vitamin C,’ he said outside his store, which is in a shipping container. ‘But we don’t even have bread.‘” (The Intercept, 2. April 2020)

In einem älteren, im Oktober 2016 veröffentlichten Bericht des Wohn- und Siedlungsprogramms der Vereinten Nationen (United Nations Human Settlements Programme, UN-Habitat) und dem UNO-Flüchtlingshochkommissariat (UN High Commissioner for Refugees, UNHCR) wird auf die Situation in sechs IDP-Siedlungen in der Provinz Herat eingegangen, von denen vier in unmittelbarer Nähe zur Stadt Herat liegen würden: das sechs Kilometer entfernte Karizak, das fünf Kilometer entfernte Shaidayee sowie Minaret und Naw Abad, die jeweils 1,9 Kilometer vom Zentrum der Provinzhauptstadt entfernt sind. Ältere Informationen zu diesen Siedlungen können in dem Bericht nachgelesen werden (siehe UN Habitat/UNHCR, Oktober 2016). Viele der in dem Bericht enthaltenen Informationen können auch in deutscher Sprache im ACCORD-Bericht vom Dezember 2018 zur Entwicklung der wirtschaftlichen Situation, der Versorgungs- und Sicherheitslage in Herat, Masar-e Scharif und Kabul gefunden werden, der unter dem folgenden Link abgerufen werden kann:

·      ACCORD – Austrian Centre for Country of Origin and Asylum Research and Documentation: Afghanistan: Entwicklung der wirtschaftlichen Situation, der Versorgungs- und Sicherheitslage in Herat, Mazar-e Sharif (Provinz Balkh) und Kabul 2010-2018, 7Dezember 2018
https://www.ecoi.net/en/file/local/2001546/Afghanistan_Versorgungslage+und+Sicherheitslage_2010+bis+2018.pdf

 

Zur der eben genannten Siedlungsgemeinde Minaret konnten im Rahmen der Recherche keine aktuelleren Informationen gefunden werden.

Zur ebenfalls erwähnten Gemeinde Naw Abad schreibt das New York Times Magazine in einer Zusammenstellung von sicherheitsrelevanten Vorfällen in Afghanistan, dass sich diese im 15. Polizeibezirk der Stadt Herat befinde. Am 7. Februar 2020 sei dort ein Polizeioffizier erschossen worden, als ein Soldat das Feuer auf sein Fahrzeug eröffnet habe (New York Times Magazine, 27. Februar 2020). Der Vorfall wurde bereits oben im Abschnitt zur allgemeinen Sicherheitslage erwähnt. Es konnten zu dieser Gemeinde keine weiteren Informationen gefunden werden.

Zur ebenfalls oben erwähnten Gemeinde Karizak findet sich in einem Bericht von IOM vom Februar 2019 die Information, dass diese geschlossen worden sei, und dass die dort lebenden 316 Familien nach Shahrak-e-Sabz verlegt worden seien (IOM, 21. Februar 2019, S. 4).

Allgemeine Informationen zur humanitären und sozioökonomischen Situation von IDPs und RückkehrerInnen in der Provinz Herat finden sich in einem im September 2019 veröffentlichten Bericht des Amtes der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs, UN OCHA) auf den Seiten 139 bis 142. Der Bericht kann unter dem folgenden Link abgerufen werden:

UN OCHA - UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs: Afghanistan - Province-level Displaced - Populations Factsheet Booklet, September 2019
https://www.impact-repository.org/document/reach/4b0f3ad8/REACH_AFG_Province-Factsheet_WoAA_July-September-2019.pdf

Arbeitsmöglichkeiten, Wohnen, Gesundheitsversorgung

Neben dem zu Beginn der Anfragebeantwortung bereits erwähnten ACCORD-Bericht vom Dezember 2018 (ACCORD, 7. Dezember 2018) enthält auch der folgende EASO-Bericht vom April 2019 Informationen zur sozioökonomischen Lage in der Stadt Herat. In den jeweiligen Abschnitten können Informationen zu den Themen Beschäftigungssituation, Unterkunft und medizinische Versorgung in der Stadt Herat abgerufen werden:

EASO – European Asylum Support Office: Afghanistan: Sozioökonomische Schlüsselindikatoren; Mit Schwerpunkt auf den Städten Kabul, Masar-e Scharif und Herat, April 2019
https://www.ecoi.net/en/file/local/2019717/2019_04_EASO_COI_Afghanistan_Key_socioeconomic_indicators_DE.pdf

Ergänzend dazu werden im Folgenden einige aktuellere Stellungnahmen zum Thema Wohnen und Unterkunft betreffend RückkehrerInnen aus Europa, zum Arbeitsmarkt, sowie zum Thema Gesundheitsversorgung angeführt:

Friederike Stahlmann hält in der telefonischen Auskunft vom April 2020 fest, dass aus Europa in eine der Städte Afghanistans, darunter Kabul, Herat oder Masar-e Scharif zurückkehrende Personen, die in diesen Städten keine Familie hätten, die sie aufnehmen würden, meist von Teehaus zu Teehaus irren würden. Einige hätten vielleicht genügend finanzielle Mittel um in der Stadt eine Wohnung mieten zu können, doch das würde schon soziale Referenzen voraussetzen. Andere würden unter einer Brücke schlafen. Aus Europa Zurückkehrenden sei es so gut wie nicht möglich in einer der informellen Siedlungen Unterschlupf zu finden oder sich dort ein Zelt aufzustellen, wenn sie dort keine Familien hätten, die bereit seien sie aufzunehmen. Dass dies Familien, die in informellen Siedlungen leben würden, möglich sei, sei jedoch schon aufgrund der beengten Verhältnisse sehr unwahrscheinlich. Die informellen Siedlungen hätten nichts mit Flüchtlingslagern gemein, in denen für die EinwohnerInnen gesorgt würde. Es handle sich um Siedlungen, in denen es vonseiten Hilfsorganisationen auf geringem Niveau Versuche gebe, die größten Missstände etwas zu lindern. Die Rückkehrenden aus Europa seien jedoch im Gegensatz zu anderen Rückkehrenden schon deshalb isoliert, weil ihr Aufenthalt in Europa aus Sicherheitsgründen nicht bekannt werden dürfe. (Stahlmann, 3. April 2020)

Elelta Beyene vom NRC antwortet in ihrer Emailauskunft vom April 2020 wie folgt auf die Frage, ob es üblicherweise vorkomme, dass aus Europa Zurückkehrende in Herat in eine der Siedlungen ziehen würden, oder ob sie eher einen Ort im Stadtkern zum Leben finden würden: Dies hänge von deren individuellen Situation ab, ihrer Vulnerabilität und der Höhe ihrer Schulden, so Beyene. Es sei möglich, dass sich aus Europa nach Afghanistan Zurückkehrende in diesen Siedlungen niederlassen würden, vor allem wenn sie aufgrund des anhaltenden Konflikts nicht in der Lage seien, an ihre Herkunftsorte zurückzukehren, so Beyene. Beobachtungen von NRC zufolge würden viele von ihnen versuchen, eine kleine Mietwohnung in der Stadt zu finden. Dies seien jedoch sehr häufig Sub-Standard-Unterkünfte, gegenüber denen erhebliche Bedenken bezüglich des Grades an Schutz, den sie zu bieten vermögen, aufzuwerfen seien. Um diese Aussage näher zu erläutern hält Beyene fest, dass die meisten von IDPs oder RückkehrerInnen gemieteten Unterkünfte baufällig seien und kaum Witterungsschutz bieten würden, sodass die BewohnerInnen vor allem in besonders kalten Wintern gesundheitlichen Gefahren ausgesetzt seien. Darüber hinaus würden die gemieteten Räume nicht über getrennte Bereiche oder Trennwände für Frauen verfügen, was insbesondere in Großfamilienhaushalten ein großes Problem darstelle. (Beyene, 7. April 2020)

Zur Situation der Vertriebenen und den Folgen der Vertreibung für die Stadt Herat hält die Staatendokumentation des BFA in ihrer Analyse unter Verweis auf Auskunftspersonen verschiedener in Afghanistan tätiger Organisationen Folgendes fest:

„Vertriebene Personen siedelten sich hauptsächlich in Stadtrandgebieten an, um sich in der Stadt Zugang zu Dienstleistungen (die in den Siedlungen, welche grundsätzlich leere Felder sind, nicht vorhanden sind) und dem Arbeitsmarkt zu verschaffen. Die Anzahl der Bettler, Arbeitssuchenden, Müllsammler und Hausbesetzer in Herat-Stadt ist in den letzten Jahren gestiegen. In der Stadt kam es zu Demonstrationen von Bewohnern, welche die Binnenvertriebenen bezichtigten, ihnen die Arbeitsplätze wegzunehmen. Das gestiegene Angebot an billigen Arbeitskräften drückte den Tagelohn von 6-8 USD auf 2-3 USD.“ (BFA Staatendokumentation, 13. Juni 2019, S. 19)

Elelta Beyene vom NRC hält in ihrer Emailauskunft fest, dass es grundsätzlich kostenfreien Zugang zu medizinischer Beratung gebe, dass allerdings die IDPs und Rückkehrenden die entsprechenden Gesundheitseinrichtungen zunächst erst einmal erreichen müssten. Die Anreise dorthin sei mit Kosten verbunden und auch für die Medikamente müssten die IDPs und RückkehrerInnen selbst aufkommen, was für sie häufig ein großes Problem darstelle. In der Stadt Herat komme aufgrund der großen Anzahl an durch den Konflikt und die Dürre Vertriebenen ein besonderes Ausmaß an Armut hinzu, das zu Einschränkungen beim Zugang zur Gesundheitsversorgung führen würde. Besonders Müttergesundheit sei ein Problem. Es habe Fälle gegeben, in denen Kinder nicht in einer Klinik mit ausgebildeten Hebammen, sondern in einem Zelt zur Welt gebracht worden seien. Ein weiteres Problem in der Stadt Herat sei, dass es Verständigungsschwierigkeiten gebe, da viele Menschen aus der Provinz Badghis, einem Paschtu-sprechenden Teil des Landes, in die Stadt Herat, wo Dari gesprochen werde, geflohen seien. Außerdem stelle ein etwaiges Fehlen von Personaldokumenten IDPs und RückkehrerInnen bezüglich des Zugangs zur Gesundheitsversorgung vor Herausforderungen. (Beyene, 7. April 2020)

Besonderheiten aufgrund der Corona-Pandemie

The New Humanitarian (TNH), zuvor bekannt unter dem Namen Integrated Regional Information Networks (IRIN), ist eine nicht profitorientierte auf humanitäre Themen fokussierende Nachrichtenagentur mit Hauptsitz in der Schweiz. In einem Artikel vom April 2020 hält The New Humanitarian fest, dass Grenzschließungen und Exportbeschränkungen die Nachschubwege behindern würden, was die Lebensmittelpreise in Afghanistan in die Höhe treibe. Dies wecke die Befürchtung, dass Millionen von Menschen, die bereits mit einer unsicheren Ernährungslage konfrontiert seien, durch die Ausbreitung des Coronavirus noch stärker gefährdet seien. In den letzten beiden Märzwochen, als die Zahl der COVID-19-Fälle in Afghanistan zugenommen habe, seien auch die Preise für Weizenmehl im ganzen Land stark angestiegen. Das World Food Programme sammle derzeit Preisdaten von acht großen Stadtmärkten in ganz Afghanistan. Innerhalb der oben erwähnten Periode habe das World Food Programme nicht nur einen Anstieg der Weizenmehlpreise verzeichnet, die Getreidekosten seien um 15 Prozent gestiegen. Auf den acht untersuchten Märkten sei im vergangenen Monat auch der Durchschnittspreis für Speiseöl um neun Prozent und der Durchschnittspreis für Reis und Hülsenfrüchte um zwei bis vier Prozent angestiegen.

Viele Afghanen würden als Tagelöhner arbeiten. Und angesichts der Tatsache, dass in Städten wie Herat und Kabul Ausgangssperren verhängt worden seien („cities like Herat and Kabul going into lockdown“), und der Möglichkeit, dass andere urbane Zentren folgen könnten, bedeute dies, dass viele Menschen sich entscheiden müssten, entweder hungrig zu Hause zu bleiben oder eine Ansteckung zu wagen und sich nach draußen auf Arbeitssuche zu begeben:

Border closures and export restrictions are squeezing supply lines and pushing food prices upward in Afghanistan, raising fears that millions already facing emergency levels of food insecurity will be even more at risk as the coronavirus spreads. During the last two weeks of March, as COVID-19 cases increased in Afghanistan, the price of wheat flour also surged across the country – including a 20 percent rise in the northeast city of Faizabad. […] The WFP [World Food Programme] is collecting price data from eight main city markets across Afghanistan. In the same late March period that WFP saw a rise in wheat flour prices, it also recorded a 15 percent increase in grain costs. […] Across the eight major markets, the average price of cooking oil also increased last month by 9 percent, while the average price of rice and pulses rose between 2 percent and 4 percent. […]

Many Afghans work as daily labourers, and with cities like Herat and Kabul going into lockdown – and the possibility that other urban centres will follow – this means that many people will be forced to choose between staying home hungry or venturing outside to find work, risking infection.” (TNH, 7. April 2020)

In einem Eintrag auf der Website der US-Botschaft in Afghanistan findet sich unter Verweis auf Angaben des afghanischen Gesundheitsministeriums die Information mit Stand 16. April 2020, dass es in Afghanistan insgesamt 840 bestätigte Fälle von Covid-19-Erkrankungen gebe, und dass bisher 30 Todesfälle dem Virus zugeschrieben würden. In der Provinz Herat gebe es mit 317 die meisten bestätigten Fälle. Mit Stand 16. April würden sich sechs Städte, darunter Herat, „im Lockdown befinden“:

Afghanistan has a total of 840 confirmed cases of COVID-19 (Coronavirus) and 30 deaths attributed to the disease (Ministry of Public Health). Herat has the most cases with 317, followed by Kabul (243), and Kandahar (87). […] Kabul city, Herat, Farah, Jalalabad (Nangarhar), Asadabad (Kunar), and Zaranj (Nimroz) are on lockdown.” (US-Botschaft in Afghanistan, 16. April 2020)

In der telefonischen Auskunft vom April 2020 hält die deutsche Afghanistan-Expertin Friederike Stahlmann (Universität Bern) fest, dass die Corona-Pandemie in den Städten Afghanistans, darunter auch Kabul, Herat und Masar-e Scharif, bereits zum jetzigen Zeitpunkt (3. April 2020, Anm. ACCORD) humanitäre Konsequenzen habe. In mehreren Städten, darunter auch Kabul, Herat und Masar-e Scharif, würden Ausgangssperren die häufig bereits ohnehin prekäre Situation der Menschen verschärfen. Insbesondere Tagelöhner seien davon betroffen, da sie auf ihre tägliche Arbeit und ihren täglichen Lohn angewiesen seien. Auch Familien, die nicht auf landwirtschaftliche Einkünfte zurückgreifen könnten, seien besonders betroffen. Rückkehrende hätten teilweise das Problem, dass ihre Familien ihre Wiederaufnahme in den Familienbund verweigern würden, weil sie Angst hätten, mit dem Coronavirus infiziert zu werden. Zu den verschiedenen anderen Gründen, aus denen Familien manchmal die Wiederaufnahme eines zurückgekehrten Familienmitglieds verweigern würden, komme nun auch noch Angst vor Ansteckung hinzu. (Stahlmann, 3. April 2020)

Weitere Informationen von Frau Stahlmann zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie in Afghanistan finden sich in der folgenden Analyse vom März 2020:

Stahlmann, Friederike: Risiken der Verbreitung von SARS-CoV-2 und schweren Erkrankung an Covid-19 in Afghanistan, besondere Lage Abgeschobener, 27. März 2020
https://www.ecoi.net/en/file/local/2027210/Stellungnahme+Corona-Risiken+Afghanistan+27.03.2020.pdf

In einem Artikel vom 3. April 2020 schreibt Tolo News, dass das vom jahrzehntelangen Konflikt und Unterfinanzierung gebeutelte Gesundheitssystem nicht für die Corona-Pandemie gewappnet sei. Kinder seien besonders von dieser Krise betroffen, vor allem die Millionen Kinder, die bereits in Armut leben würden, die unterernährt seien oder die aus ihren Häusern vertrieben werden seien und in verwahrlosten Flüchtlingslagern leben würden. Die täglichen Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert seien - genug zu essen zu bekommen, in Schulen zu gelangen oder medizinische Versorgung zu erhalten - würden sich nun nur noch weiter vergrößern, wenn durch die Corona-Pandemie Nachschubwege gestört würden, und die ohnehin schon knappen Ressourcen des afghanischen Staates anderswo hinfließen würden:

Afghanistan’s health system – wracked by decades of conflict and under-resourcing – is not equipped to deal with the virus on its own. Children are particularly vulnerable to the crisis, especially the millions who are already living in poverty, facing malnutrition, or who have been forced from their homes and linger in squalid displacement camps. The daily challenges they face – getting enough food to eat, reaching schools or seeking healthcare – will only be magnified as the virus squeezes supply lines and diverts already meagre government resources.“ (Tolo News, 3. April 2020)

Diskriminierung ethnischer oder religiöser Gruppen, Konflikte zwischen solchen Gruppen, Diskriminierung von ortsfremden Personen

Eine der am weitesten verbreiteten Theorien zu den Ursachen für das erhöhte Gewaltniveau in und um die Stadt Herat (siehe dazu Quelle Kazemi in Abschnitt Allgemeine Sicherheitslage, Anm. ACCORD) mache Veränderungen in der Bevölkerung von Herat verantwortlich, die durch den Zustrom einer großen Zahl an RückkehrerInnen und IDPs sowohl aus dem Iran als auch aus den Nachbarprovinzen, insbesondere aus Badghis, Ghor und Farah, bedingt sei. Dabei gebe es jedoch nur wenige oder gar keine Beweise, die eine Verbindung zwischen diesen Bevölkerungsgruppen und dem Anstieg der Gewalt herstellen würden. Die Voreingenommenheit gegenüber dieser speziellen Bevölkerung mag zum Teil darauf zurückzuführen sein, dass sich unter den Vertriebenen aus den angrenzenden Provinzen viele in behelfsmäßigen Lehmhäusern in bestimmten Gebieten, insbesondere in Shaidayee im Osten der Stadt, niedergelassen hätten. Auch seien von den aus dem Iran zurückgekehrten Menschen, von denen sich viele in informellen Siedlungen rund um die Stadt niedergelassen hätten, einige Drogenkonsumenten. Viele Einheimische, darunter die Polizei, Journalisten und Anwohner, würden mit dem Finger auf vulnerable Personen wie Drogenkonsumenten oder IDPs im Allgemeinen zeigen, wenn es in der Stadt zu sicherheitsrelevanten Vorfällen gekommen sei. Obwohl Drogenkonsumenten tatsächlich Bagatelldelikte wie Diebstahl begehen würden, gebe es derzeit keine Verbindung zwischen diesen und den von Kazemi angeführten Gewaltverbrechen (siehe Quelle Kazemi in Abschnitt Allgemeine Sicherheitslage). Möglicherweise seien einige IDPs, insbesondere in den östlichen Teilen der Stadt Herat, tatsächlich an Gewalt- oder Straftaten beteiligt gewesen - einschließlich illegaler Waffenbesitz, Absprachen mit Aufständischen und am Straßenrand platzierten Sprengvorrichtungen, wie es vonseiten der Polizei und der Strafverfolgungsbehörden von Herat heißen würde. In den IDPs jedoch jegliche Ursache für Probleme bei der Sicherheitslage zu suchen, wirke als würde man sie zu Sündenböcken machen wollen:

„One of the most prevalent theories on the increased level of violence in and around the city places the blame on changes in Herat’s population driven by the influx of large numbers of returnees and internally displaced persons (IDPs), both from Iran and neighbouring provinces respectively, in particular from Badghis, Ghor and Farah. […] There is, however, little or no evidence to link these populations to the spike in violence. The bias against this particular population may be partly driven by the fact that among those displaced from the adjacent provinces, many have settled in makeshift mud houses in specific areas, notably Shaidayi in the east of the city. Also, among those returning from Iran, many of whom have settled in informal settlements around the city, some are drug users. Many locals including the police, journalists and residents point the finger at vulnerable people, like drug users and IDPs in general, when security incidents take place in the city […] Although drug users may resort to petty crimes such as theft, there is nothing at present linking them to the kinds of violent crimes listed above. And although some IDPs may have been involved in violence or crime (including illegal possession of arms, collusion with insurgents and roadside blasts, according to Herat police and prosecution authorities), especially in the eastern parts of Herat city (see this Killid report), attributing all insecurity to them smacks of scapegoating.” (Kazemi, 21. April 2020)

Das United States Institute of Peace (USIP), eine parteienunabhängige US-Bundeseinrichtung mit Sitz in Washington, D.C., die sich mit der Erstellung von Analysen zu Konflikten weltweit befasst, hält in einem Bericht aus dem Jahr 2015 unter Verweis auf verschiedene Quellen Folgendes zur Stadt Herat fest: Die Stadt sei historisch gesehen eine tadschikisch dominierte Enklave in einer paschtunisch dominierten Provinz. Es gebe aber auch größere Zahlen an Mitgliedern der Minderheiten Hasara und Aimaq. Fast ein Drittel der afghanischen Bevölkerung sei im Laufe ihres Lebens innerhalb des Landes umgezogen, und auch die ethnische Konfiguration von Herat sei Veränderungen unterworfen. Einige würden die daraus resultierende demografische Vielfalt als positives Phänomen ansehen, allerdings seien abfällige Bemerkungen über Fremde nicht ungewöhnlich, die für soziale Spannungen verantwortlich gemacht würden. In einigen Fällen würden ethnische Gruppen dazu neigen, sich in bestimmten Vierteln anzusiedeln, um die soziale Interaktion zu erleichtern und sich - wenn nötig - gegenseitig Schutz zu bieten. Wie in einigen anderen urbanen Zentren sei heutzutage auch in Herat der Grad an ethnischer Segregation ausgeprägt:

Historically, Herat city has been a Tajik-dominated enclave in a Pashtun-majority province that includes sizeable Hazara and Aimaq minorities. Nearly a third of the Afghan population has moved within the country during their lifetimes, however, and Herat’s ethnic configuration is changing as well. Some consider the resulting demographic diversity a positive phenomenon, though derogatory comments are not uncommon about outsiders, who are blamed for social tensions. In some cases, ethnic groups tend to inhabit specific quarters for ease of social interaction and, when required, to offer mutual protection. As in some other urban centers, the degree of ethnic segregation in Herat today is pronounced […].” (USIP, 2015, S. 8)

Die afghanische Nachrichtenagentur Pajhwok Afghan News (PAN) hält in einem undatierten Artikel fest, dass in der Provinz Herat Paschtunen, Tadschiken, Hasara, Turkmenen, Usbeken und Aimaq leben würden (PAN, ohne Datum).

Reza Kazemi vom Afghanistan Analysts Network (AAN) hält in einem Artikel vom Februar 2019 fest, dass die Stadt Herat insbesondere seit 2016 Schauplatz einer Reihe von vorwiegend kleineren Anschlägen auf Schiiten geworden sei. Die Ziele der Anschläge seien religiöse Führer, Moscheen und Gläubige gewesen. Kazemi zählt in dem Artikel zehn entsprechende Vorfälle aus den Jahren 2014 bis 2018 auf, die in der Stadt Herat stattgefunden hätten, darunter auch Sprengstoffanschläge auf schiitische Moscheen. Bei den zehn Anschlägen seien insgesamt mehr als 50 Personen getötet worden. Laut Kazemi seien Anschläge auf religiöse Führer und Stätten für die Stadt Herat ein neues Phänomen. Er erklärt dieses unter anderem mit dem demographischen Wandel in der Stadt. Die Anzahl der Schiiten in Herat habe sich durch die Repatriierung aus dem benachbarten Iran sowie durch die Vertreibung aus den zentralen Provinzen des Landes erhöht. Sie hätten sich in und um die Stadt Herat niedergelassen und in neuen Siedlungen Häuser und Moscheen errichtet. Der demographische Wandel habe zu einer größeren Durchsetzungskraft der Schiiten geführt, worauf wiederum einigen Sunniten empfindlich reagieren würden. Es gebe daher in und um Herat schiitische und sunnitische Hardliner, die das schiitisch-sunnitische Zusammenleben auf einen potenziell gewalttätigen Kampf um die Vorherrschaft reduzieren würden. Kazemi meint jedoch, dass in der Stadt Herat ein Ausarten der schiitisch-sunnitischen Rivalität in einen konfessionell bedingten Konflikt aufgrund der dort herrschenden Solidarität zwischen den beiden Gruppen - zumindest in der nahen Zukunft - sehr unwahrscheinlich sei. (Kazemi, 3. Februar 2019)

Friederike Stahlmann hält in der telefonischen Auskunft vom April 2020 fest, dass in Afghanistan bei den Themen Wohnen und Arbeit die ethnische Segregation ein großes Problem sei und zu Diskriminierung führe. Jemand, der zu einer bestimmten ethnischen Gruppe gehöre, könne im Normalfall nicht von jemandem, der einer anderen Gruppe angehöre, eine Wohnung mieten, oder einen Arbeitsplatz erhalten. Man könne hier auch kaum bestimmte Ethnien hervorheben, die besonders häufig Opfer von Diskriminierung seien - es handle sich um gegenseitige Diskriminierung. Entsprechend der lokalen Machtverhältnisse seien jedoch besonders jene Gruppen betroffen, die nicht zur machthabenden Elite gehören würden. (Stahlmann, 3. April 2020)

Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 23. April 2020)

·      ACCORD – Austrian Centre for Country of Origin and Asylum Research and Documentation: Afghanistan: Entwicklung der wirtschaftlichen Situation, der Versorgungs- und Sicherheitslage in Herat, Mazar-e Sharif (Provinz Balkh) und Kabul 2010-2018, 7. Dezember 2018
https://www.ecoi.net/en/file/local/2001546/Afghanistan_Versorgungslage+und+Sicherheitslage_2010+bis+2018.pdf

·      ACCORD – Austrian Centre for Country of Origin and Asylum Research and Documentation: ecoi.net-Themendossier zu Afghanistan: Sicherheitslage und sozioökonomische Lage in Herat und Masar-e Scharif, 15. Jänner 2020
https://www.ecoi.net/de/dokument/2022798.html

·      ACLED - Armed Conflict Location & Event Data Project: Data Export Tool, Stand: 22. April 2020
https://www.acleddata.com/data/

·      ACLED - Armed Conflict Location & Event Data Project: Data Export Tool, Stand: 7. April 2020
https://www.acleddata.com/data/

·      Beyene, Elelta: Auskunft per Email, 7. April 2020

BFA Staatendokumentation: Analyse zu Afghanistan: sozioökonomischen Faktoren in der Provinz Herat auf Basis von Interviews im Zeitraum November 2018 bis Jänner 2019, 13. Juni 2019
https://www.ecoi.net/en/file/local/2010507/AFGH_ANALYSE_Herat_2019_06_13.pdf

·      Coburn, Noah: Auskunft per Email, 6. März 2020

CRDSA – Coordination Of Rehabilitation & Development Services for Afghanistan: Comprehensive Need Assessment in Hard to Reach Districts in Badghis and Herat Province - Multi Cluster Need Assessment (WASH, ESNFI, Nutrition and Protection), 15. Oktober 2019
https://www.humanitarianresponse.info/sites/www.humanitarianresponse.info/files/2019/10/Drought-Affected-People-WASH-Needs-Assessment-in-Badghis-and-Hirat-by-CRDSA-%2815-October-2019%29.pdf

·      DACAAR - Danish Committee for Aid to Afghan Refugees: Remember the plight of drought IDPs in Herat, 4. Februar 2020
https://dacaar.org/2020/02/04/remember-the-plight-of-drought-idps-in-herat/

DRC - Danish Refugee Council: Protection Report – Herat, Juli 2019
https://www.humanitarianresponse.info/sites/www.humanitarianresponse.info/files/assessments/afg_drc_protection_monitoring_report_herat_july_2019.pdf

EASO – European Asylum Support Office: Afghanistan: Sozioökonomische Schlüsselindikatoren; Mit Schwerpunkt auf den Städten Kabul, Masar-e Scharif und Herat, April 2019
https://www.ecoi.net/en/file/local/2019717/2019_04_EASO_COI_Afghanistan_Key_socioeconomic_indicators_DE.pdf

·      GADM - Database of Global Administrative Areas: World/Afgahanistan/Hirat/sub-divisions, ohne Datum,
https://gadm.org/maps/AFG/hirat_2.html

·      IOM – Internationale Organisation für Migration: IOM - Humanitarian Assistance Programme Weekly Report, 21. Februar 2019
https://afghanistan.iom.int/sites/default/files/Reports/iom-hap_weekly_report_13_feb_to_19_feb_2019.pdf

IOM – Internationale Organisation für Migration: Baseline Mobility Assessment | District Level | Total Inflow (Returnees+IDPs), Juni 2019
https://displacement.iom.int/system/tdf/reports/AFG_DTM_June2019_B2_Province_Overview_A3L_Herat.pdf?file=1&type=node&id=6789

IOM – Internationale Organisation für Migration: Afghanistan — Baseline Mobility Assessment Summary Results (March—June 2019), 1. Juli 2019
https://migration.iom.int/system/tdf/reports/IOM-Afghanistan-Baseline-Mobility-Assessment-Summary-Results-June-2019-English_0.pdf?file=1&type=node&id=6651

IOM – Internationale Organisation für Migration: Afghanistan — Herat Baseline Mobility Assessment Summary Results (October—December 2018), 1. August 2019
https://migration.iom.int/system/tdf/reports/IOM-AFG-DTM-Baseline-Mobility-Assessment-Summary-Results-December-2018-Herat-EN.pdf?file=1&type=node&id=7045

Kazemi, Reza: Speculation Abounding: Trying to make sense of the attacks against Shias in Herat city, 3. Februar 2019 (veröffentlicht in Afghanistan Anaylsts Network)
https://www.afghanistan-analysts.org/speculation-abounding-trying-to-make-sense-of-the-attacks-against-shias-in-herat-city/

Kazemi, Reza: Herat City’s Reported Spike in Insecurity: What a sober reading of events reveals, 21. April 2020 (veröffentlicht in Afghanistan Analysts Network)
https://www.afghanistan-analysts.org/en/reports/war-and-peace/herat-citys-reported-spike-in-insecurity-what-a-sober-reading-of-events-reveals/

Khaama Press: Prominent Taliban leader killed in Herat drone strike, 17. Dezember 2018
https://www.khaama.com/prominent-taliban-leader-killed-in-herat-drone-strike-02944/

·      Long War Journal: Mapping Taliban Control in Afghanistan, ohne Datum
https://www.longwarjournal.org/mapping-taliban-control-in-afghanistan

TNH – The New Humanitarian: Food prices soar under coronavirus threat in Afghanistan, 7. April 2020
http://www.thenewhumanitarian.org/news/2020/04/07/afghanistan-food-insecurity-coronavirus

·      New York Times Magazine: Afghan War Casualty Report: February 2020, 27. Februar 2020
https://www.nytimes.com/2020/02/06/magazine/afghan-war-casualty-report-february-2020.html

·      NRC – Norwegian Refugee Council: Forced Eviction Monitoring Report - Shahrak-e-Sabz (Zone A and B) Informal Site, Herat Province, Oktober 2019
https://www.humanitarianresponse.info/sites/www.humanitarianresponse.info/files/documents/files/2019.12.04_nrc-afg_evictionmonitoringreport_oct19_final.pdf

Oxfam International: Oxfam Research Report - Returning To Fragility, Jänner 2018
https://d1tn3vj7xz9fdh.cloudfront.net/s3fs-public/file_attachments/rr-returning-fragility-afghanistan-310118-en.pdf

·      PAN – Pajhwok Afghan News: Background profile of Herat Province, ohne Datum
http://elections.pajhwok.com/en/content/background-profile-herat-province-1

Salaam Times: Herat officials detail Taliban's deep links with local crime rings, 14. November 2019
https://afghanistan.asia-news.com/en_GB/articles/cnmi_st/features/2019/11/14/feature-01

Stahlmann, Friederike: Risiken der Verbreitung von SARS-CoV-2 und schweren Erkrankung an Covid-19 in Afghanistan, besondere Lage Abgeschobener, 27. März 2020
https://www.ecoi.net/en/file/local/2027210/Stellungnahme+Corona-Risiken+Afghanistan+27.03.2020.pdf

·      Stahlmann, Friederike: Auskunft per Telefon, 3. April 2020

The Intercept: With Fake Hand Sanitizer And 12 Ventilators, Afghanistan Expects Millions Of Coronavirus Cases, 2. April 2020
https://theintercept.com/2020/04/02/coronavirus-afghanistan/

·      Tolo News: Govt Asked to Curb ‘Rise in Crime’ in Herat, 11. Jänner 2020 https://tolonews.com/afghanistan/%E2%80%98rise-crimes%E2%80%99-concerns-herat-residents

Tolo News: Afghanistan Needs The World’s Help To Fight COVID-19, 3. April 2020
https://tolonews.com/opinion/op-ed/afghanistan-needs-world%E2%80%99s-help-fight-covid-19

UNAMA – UN Assistance Mission in Afghanistan: Afghanistan; Protection of Civilians in Armed Conflict; Annual Report 2019, Februar 2020
https://unama.unmissions.org/sites/default/files/afghanistan_protection_of_civilians_annual_report_2019_-_22_february.pdf

·      UN Habitat/UNHCR - UN High Commissioner for Refugees: Profile and Response Plan of Protracted IDP Settlements in Herat, Oktober 2016
http://www.globalprotectioncluster.org/_assets/files/field_protection_clusters/Afghanistan/files/HLP%20AoR/inter_agency_durable_solutions_report_herat_october_2016_en.pdf

UN OCHA - UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs: Afghanistan - Province-level Displaced - Populations Factsheet Booklet, September 2019
https://www.impact-repository.org/document/reach/4b0f3ad8/REACH_AFG_Province-Factsheet_WoAA_July-September-2019.pdf

·      USIP – United States Institute of Peace: Political And Economic Dynamics Of Herat, 2015
https://www.usip.org/sites/default/files/PW107-Political-and-Economic-Dynamics-of-Herat.pdf

US-Botschaft in Afghanistan: COVID-19 Information, 16. April 2020
https://af.usembassy.gov/covid-19-information/



[1] Database of Global Administrative Areas (GADM) wurde als Grundlage für die Beurteilung der Örtlichkeit der Distrikte herangezogen, Database of Global Administrative Areas (GADM): World/Afgahanistan/Hirat/sub-divisions, ohne Datum, https://gadm.org/maps/AFG/hirat_2.html

[2] Gemessen wurde von Distriktgrenze zu Distriktgrenze auf GADM-Karte, ebd.

[3] Es wurden alle Vorfälle mitgezählt, bei denen in Spalte „location“ Hirat angeführt ist. Die in Spalte „fatalities“ angeführten Todeszahlen dieser Vorfälle wurden zusammengezählt.

[4] Es wurden jene Vorfälle ausgewählt, bei denen laut Texterläuterung in Spalte „notes“ zumindest eine Person ums Leben gekommen sei, und dies sich auch in Spalte „fatalities“ wiederspiegelt. (In zehn Fällen wird in Spalte „source“ die Taliban-Quelle Voice of Jihad angeführt, bei acht davon finden sich die im Text erwähnten Todesfälle nicht in der Spalte „fatalities“ wieder, diese Vorfälle wurden in diesem Dokument nicht berücksichtigt.)

[5] Andere Quellen verorten die Siedlung im Distrikt Indschil (siehe DACAAR, 4. Februar 2020; DRC, Juli 2019, S. 1)

[6] Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (United Nations Children’s Fund, UNICEF)

[7] Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs, UN OCHA)