20. Juli 2012
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Situation von Mitgliedern der Ashraf (Asharaf)
Informationen zur Lage der Ashraf in Somalia entnehmen Sie bitte folgenden Dokumenten:
· ACCORD - Austrian Centre for Country of Origin and Asylum Research and Documentation: Anfragebeantwortung zu Somalia: Informationen zum Clan der Reer-ow-Xassan (Reer aw Hassan) (Minderheitenclan und Schutz) [a-7879], 6. Februar 2012 (verfügbar auf ecoi.net)
· ACCORD - Austrian Centre for Country of Origin and Asylum Research and Documentation: Anfragebeantwortung zu Somalia: 1) Lage der Asharaf; Gehören die Asharaf dem Sub-Clan der Hassan und dem Hauptclan der Arab an? 2) Heirat zwischen Angehörigen von Minderheiten und Mehrheitsclanangehörigen; 3) Situation von Frauen (Gefahren für alleinstehende Frauen) [a-7230], 29. April 2010 (verfügbar auf ecoi.net)
· ARRT - Australian Refugee Review Tribunal - Country Advice: RRT - Somalia – SOM36945 – Asharaf clan – Ceelasha Biyaha – Al-Shabaab – Amputation – Recruitment – Ethiopian Invasion – Musa Zude Yalahow – Yaqshid, 9. Juli 2010 (verfügbar auf ecoi.net)
· BAA Staatendokumentation: Analyse zu Somalia: Die Ashraf 2011 - Herkunft, Status, aktuelle Lage - Update zur Analyse Ashraf vom Dezember 2009, 5. September 2011 (Login erforderlich)
· IRB - Immigration and Refugee Board of Canada: Information on the Ashraf clan, including the location of their traditional homeland, affiliated clans, risks they face from other tribes; whether the name Sharif is given to a male at birth, 23. November 2010
· RDC - Refugee Documentation Centre, Legal Aid Board: Do all people from the Ashraf clan of Somalia consider themselves Benadiri? Is it possible a person from Ashraf clan of Somalia does not consider themselves Benadiri? [Q11140], 27. Oktober 2010 (verfügbar auf ecoi.net)
Ein von ACCORD im Dezember 2009 veröffentlichter Bericht zu Clans in Somalia (basierend auf einem Vortrag von Dr. Joakim Gundel) geht folgendermaßen auf die Digil-Mirifle-Asharaf ein:
„Derzeit können die Digil-Mirifle-Asharaf zum Ziel von Übergriffen durch die islamistische Gruppe Al-Shabaab werden, da letztere den religiösen Status der Asharaf nicht anerkennen und Sharif Hassan, der zusammen mit Präsident Sheikh Sharif die treibende Kraft hinter dem Dschibuti-Abkommen von 2008 war.“ (ACCORD, 15. Dezember 2009, S. 22)
Folgender Bericht der Minority Rights Group International (MRGI) erwähnt die Ashraf auf den Seiten 12 bis 13:
· MRGI - Minority Rights Group International: No redress: Somalia's forgotten minorities, 23. November 2010
Informationen zum Clan der Hawiye und zur Lage von Minderheiten
Die Schweizerische Flüchtlingshilfe (SFH) beschreibt die Lage von Minderheitenclans unter Berufung auf mehrere Quellen in einem Bericht vom August 2010 folgendermaßen:
„Im somalischen Kontext hängen Sicherheit und der Zugang zu Recht eines Einzelnen eng mit der Clanstruktur und dem bereits oben beschriebenen somalischen Gewohnheitsrecht xeer der dominanten nomadisierenden Viehzüchterclans zusammen. Zu diesen dominanten Mehrheitsclans werden die Darood, Hawiye, Dir und auch die Isaaq gezählt. Sicherheit auf der Grundlage des Gewohnheitsrechts hängt zum Einen direkt von der Stärke der mag-zahlenden Gruppe ab, der eine spezifische Person angehört, zum Anderen aber auch von der Solidarität zwischen den mag-Gruppen des jeweiligen Clans und deren Fähigkeit, sich gegenüber anderen Clans behaupten zu können. So müssen diese Gruppen in der Lage sein, sowohl Vergeltung zu üben als auch Entschädigungszahlungen zu leisten, was die somalischen Minderheiten in der Praxis stark benachteiligt. Die Minderheiten, zu denen die Ackerbau und Viehwirtschaft betreibenden Rahanweyn, die ebenfalls Ackerbau betreibenden Bantu-Gruppen, die Sab, die Hamar oder Asharaf gehören, sind oft nicht in der Lage, sich militärisch zu behaupten und sich selber zu schützen. Nach somalischer Tradition können zwar schwache Clans oder Gruppen bei einem stärkeren Clan einen Schutzstatus erlangen, indem sie eine Gegenleistung für den gewährten Schutz erbringen. Hier gilt jedoch zu beachten, dass auch der Schutz innerhalb des eigenen Clans nicht immer gilt. Dies umso mehr, als die allgemeine Gesetzlosigkeit in Süd- und Zentralsomalia zu einer Erosion der gewohnheitsrechtlichen Normen einerseits geführt hat, andererseits aber auch die schiere Masse an intern Vertriebenen die Kapazität der Mehrheitsclans, die Schutzfunktion in jedem Fall zu gewährleisten, massiv überschreitet. Vor diesem Hintergrund sind Angehörige von Minderheitsclans in Süd- und Zentralsomalia einem erhöhten Risiko ausgesetzt und werden kontinuierlich Opfer von Diebstahl, Vergewaltigungen, Entführungen oder Mord, ohne dass diese Verbrechen jemals gesühnt würden.“ (SFH, 4. August 2010, S. 19-20)
Auf den Seiten 18 bis 24 des folgenden Berichts finden sich ebenfalls Informationen zur Lage von Minderheiten in Somalia:
· MRGI - Minority Rights Group International: State of the World's Minorities and Indigenous Peoples 2011, 6. Juli 2011
Ein Bericht des Border Monitoring Project Ukraine vom November 2011 bezieht sich auf ein Interview mit einem Somali aus Afgooye. Dessen Familie gehöre der ethnischen Minderheit der Bagadi an und er sei lange Zeit Verfolgungshandlungen durch den Clan der Hawiye ausgesetzt gewesen. Sein Vater sei im Jahr 2000 getötet und er selbst gezwungen worden, Holzkohle für die Hawiye zu produzieren. Die Hawiye hätten zudem sein Haus konfisziert:
„Summary of the interview with A., 34 years old from Somalia […] A. originates from Afgooye; he has a wife and seven children. His family belongs to the ethnic minority of Bagadi and was persecuted by the clan of Hawiye for a long time. His father was killed in 2000, and A. himself was forced to produce wooden coal for the Hawiye. When they confiscated his house, he decided to flee.” (Border Monitoring Project Ukraine, 18. November 2011, S. 18)
Der von ACCORD im Dezember 2009 veröffentlichte Bericht zu Clans in Somalia beschreibt den Clan der Hawiye folgendermaßen:
„Bei den Hawiye stellen Habar Gedir und Abgal die wichtigsten Untergruppen dar. Die Hawiye findet man in Süd- und Zentralsomalia, und insbesondere die Habar Gedir und Abgal-Gruppen dominieren in Mogadischu. In den anderen Regionen sind die Hawiye weniger präsent, und generell begnügen sie sich mit der Kontrolle über Süd- und Zentralsomalia.“ (ACCORD, 15. Dezember 2009, S. 14)
Laut einem Bericht zu einer Fact-Finding-Mission des Danish Immigration Service (DIS) vom April 2012 werde die somalische Polizei zu einem gewissen Grad als clanbasiert wahrgenommen. Die Polizei sei durch eine starke Präsenz von Mitgliedern der Hawiye gekennzeichnet. Der Hawiye-Clan dominiere zudem die somalische Übergangsregierung. Der Bericht bezieht sich diesbezüglich auf Angaben des UN High Commissioner for Refugees (UNHCR) Somalia und einer Mitarbeiterin des United Nations Development Programme (UNDP) in Somalia:
„UNHCR Somalia stated that the TFG police force to a certain degree is perceived as clan based in the sense that is has a strong Hawiye presence within its forces. Because of the clan dynamics of Mogadishu, there are certain areas of Mogadishu where the UN cannot be escorted by the TFG police force when it drives out its own vehicles.
Laurel Patterson, UNDP Somalia explained that UNDP has temporarily ceased training new police officers, and this is in order to improve the quality of the existing police force, and also to ensure that the police force would not be exclusively made up of Hawiye clan members. The Hawiye clan dominates the police as well as the TFG. Since clan affiliation matters more than anything else, a police force dominated by one clan would not be operating on an objective basis.“ (DIS, April 2012, S. 85)
Die Jamestown Foundation berichtet im November 2011, dass die al-Shabaab im Jahr 2006 als Hawiye-Miliz kritisiert worden sei. Nach der Auflösung der Islamic Courts Union (ICU) und der Invasion äthiopischer Truppen habe die al-Shabaab auch auf Unterstützung von Minderheitenclans zurückgreifen können. Seit dem äthiopischen Rückzug habe die al-Shabaab sich weiterhin als „clanübergreifend“ dargestellt. Die Jamestown Foundation weist jedoch darauf hin, dass innerhalb der al-Shabaab clanbasierte Verhaltensweisen und interne clanbasierte Streitigkeiten vorherrschen würden:
“Al-Shabaab rose to prominence in 2006 as a militia subordinate to the Islamic Courts Union (ICU) and was typically criticized as being a Hawiye militia. [4] The Habr Gedir/Ayr sub-clan factions of the powerful Hawiye clan were noted as being particularly influential within the Islamic Courts at the time. […]
With the dissolution of the ICU following the invasion of Somalia by the locally-reviled Ethiopian military, al-Shabaab arose as the most competent and capable resistance force against the Ethiopian occupation, even drawing on members of Somalia’s minority clans (“looma ooyan”) and building a multi-clan leadership structure (Suna Times, November 10, 2010). […]
Since the Ethiopian withdrawal from Somalia, al-Shabaab has maintained that it “transcends clan,” based on Islamist beliefs and the goal of Shari’a law. […]
However utilitarian this narrative may seem, al-Shabaab’s clannish behaviors in Somalia belie the universality of this narrative, and show the organization to be fighting clan-based struggles internally and with other key players in Somalia.” (The Jamestown Foundation, 4. November 2011)
Die New York Times (NYT) berichtet im Oktober 2011, dass viele Kämpfer der al-Shabaab dem Clan der Hawiye angehören würden:
„Estimates of Shabab’s size vary, but analysts generally agree that the group has an estimated 3,000 hard-core fighters and 2,000 allied gunmen. Many of them are from the Hawiye clan. The Shabab have been able to expand their footprint in Somalia with relatively small numbers for two reasons: Somalia hasn’t had a central government since 1991; and many of the clan warlords that filled the power vacuum have proven willing to cooperate with Shabab, at least in Somalia’s south.” (NYT, 17. Oktober 2011)
BBC berichtet im März 2007, dass die äthiopische Armee im Jahr 2006 der somalischen Regierung geholfen habe, eine islamistische Gruppe [al-Shabaab, Anm. ACCORD] zu vertreiben, die sich Großteils aus Mitgliedern des Hawiye-Clans aus Mogadischu zusammensetze:
„The Ethiopian army last year helped the government drive out an Islamist group, which as largely drawn from Mogadishu's Hawiye clan. But there are reports that the ceasefire has already broken down.” (BBC, 23. März 2007)
Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 20. Juli 2012)
Situation von Mitgliedern der Ashraf (Asharaf)
· ACCORD - Austrian Centre for Country of Origin and Asylum Research and Documentation: Anfragebeantwortung zu Somalia: Informationen zum Clan der Reer-ow-Xassan (Reer aw Hassan) (Minderheitenclan und Schutz) [a-7879], 6. Februar 2012 (verfügbar auf ecoi.net)
· ACCORD - Austrian Centre for Country of Origin and Asylum Research and Documentation: Anfragebeantwortung zu Somalia: 1) Lage der Asharaf; Gehören die Asharaf dem Sub-Clan der Hassan und dem Hauptclan der Arab an? 2) Heirat zwischen Angehörigen von Minderheiten und Mehrheitsclanangehörigen; 3) Situation von Frauen (Gefahren für alleinstehende Frauen) [a-7230], 29. April 2010 (verfügbar auf ecoi.net)
· ACCORD - Austrian Centre for Country of Origin and Asylum Research and Documentation: Clans in Somalia - Bericht zum Vortrag von Dr. Joakim Gundel beim COI-Workshop in Wien am 15. Mai 2009 (überarbeitete Neuausgabe), 15. Dezember 2009 (verfügbar auf ecoi.net)
· ARRT - Australian Refugee Review Tribunal - Country Advice: RRT - Somalia – SOM36945 – Asharaf clan – Ceelasha Biyaha – Al-Shabaab – Amputation – Recruitment – Ethiopian Invasion – Musa Zude Yalahow – Yaqshid, 9. Juli 2010 (verfügbar auf ecoi.net)
· BAA Staatendokumentation: Analyse zu Somalia: Die Ashraf 2011? Herkunft, Status, aktuelle Lage - Update zur Analyse Ashraf vom Dezember 2009, 5. September 2011 (Login erforderlich)
· IRB - Immigration and Refugee Board of Canada: Information on the Ashraf clan, including the location of their traditional homeland, affiliated clans, risks they face from other tribes; whether the name Sharif is given to a male at birth, 23. November 2010
· MRGI - Minority Rights Group International: No redress: Somalia's forgotten minorities, 23. November 2010
· RDC - Refugee Documentation Centre, Legal Aid Board: Do all people from the Ashraf clan of Somalia consider themselves Benadiri? Is it possible a person from Ashraf clan of Somalia does not consider themselves Benadiri? [Q11140], 27. Oktober 2010 (verfügbar auf ecoi.net)
Informationen zum Clan der Hawiye und zur Lage von Minderheiten
· ACCORD - Austrian Centre for Country of Origin and Asylum Research and Documentation: Clans in Somalia - Bericht zum Vortrag von Dr. Joakim Gundel beim COI-Workshop in Wien am 15. Mai 2009 (überarbeitete Neuausgabe), 15. Dezember 2009 (verfügbar auf ecoi.net)
· BBC World News: 'Truce' after Somali gun battle, 23. März 2007
· Border Monitoring Project Ukraine: Access to Protection Denied: Refoulement of Refugees and Minors on the Eastern Borders of the EU – the case of Hungary, Slovakia and Ukraine, 18. November 2011 (verfügbar auf ecoi.net)
· DIS - Danish Immigration Service: Security and human rights issues in South-Central Somalia, including Mogadishu; Report from Danish Immigration Service’s fact finding mission to Nairobi, Kenya and Mogadishu, Somalia; 30 January to 19 February 2012, April 2012
· MRGI - Minority Rights Group International: State of the World's Minorities and Indigenous Peoples 2011, 6. Juli 2011
· NYT - New York Times: Al Shabab, 17. Oktober 2011
· SFH - Schweizerische Flüchtlingshilfe: Aktuelle Entwicklungen (Januar 2009 bis Juli 2010), 4. August 2010
· The Jamestown Foundation: Clan and Conflict in Somalia: Al-Shabaab and the Myth of “Transcending Clan Politics”, 4. November 2011