Document #1397041
ACCORD – Austrian Centre for Country of Origin and Asylum Research and Documentation (Author)
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Die internationale Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) schreibt in ihrem Jahresbericht zur Menschenrechtslage vom Mai 2013 (Berichtszeitraum 2012) Folgendes zu Ereignissen in Brazzaville im März 2012:
„Am 4. März 2012 forderten Explosionen in einem Waffendepot des kongolesischen Panzerregiments in der Hauptstadt Brazzaville 300 Tote und etwa 2000 Verletzte. Fast 20000 Menschen wurden obdachlos. Zur Untersuchung der Ursachen für die Katastrophe und zur Ermittlung der Verantwortlichen setzte die Regierung eine Untersuchungskommission ein. Ende März wurden mehr als 20 Menschen festgenommen. Sie befanden sich Ende 2012 noch in Haft, ohne vor Gericht gestellt worden zu sein. Die Festgenommenen, unter ihnen Marcel Ntsourou, Oberst der Armee und stellvertretender Generalsekretär des Nationalen Sicherheitsrats, befanden sich zunächst im Gewahrsam des Sicherheitsdienstes Direction de la sécurité du territoire (DGST), wurden aber später in das Zentralgefängnis von Brazzaville überstellt. Der ehemalige Verteidigungsminister Charles Zacharie Bowao, der bei der im September erfolgten Kabinettsumbildung aus der Regierung ausgeschieden war, stand wegen ‚Ungeschicklichkeit, Unvorsichtigkeit, Unachtsamkeit und Fahrlässigkeit, die zu den Ereignissen des 4. März mit Toten, Verletzten und großen materiellen Schäden geführt haben‘ unter Anklage. Bis Jahresende hatte weder der Prozess gegen die im Zusammenhang mit der Explosion angeklagten Männer begonnen, noch hatte die Untersuchungskommission ihre Ergebnisse veröffentlicht.” (AI, 23. Mai 2013)
Auf dem Blog von Patrick Eric Mampouya, einem kongolesischen Blogger und Regierungskritiker, findet sich eine Liste mit Namen von 23 Personen, die beschuldigt würden, für die Explosionen am 4. März 2012 verantwortlich zu sein. Auf der Liste findet sich auch eine Person namens Colonel Marcel Ntsourou, welcher der stellvertretende Generaldirektor des nationalen Sicherheitsrates sei (Conseil National de Sécurité, C.N.S.):
„Voici la liste des 23 accusés sur les explosions du 4 mars 2012 :
1. Colonel Marcel NTSOUROU Secrétaire Général Adjoint du Conseil National de Sécurité (C.N.S)
2. Colonel Germain IKONGA Directeur Général de l'Armement au CNS
3. Colonel André Joseph SAOUSSE Commandant du Bataillon des Chars (40e BGD)
4. Colonel Jean Claude MOPITA Directeur de l'Armement
5. Colonel Frederick INGANI Responsable de l'ECRAMMU
6. Colonel Jean ATIPO KABA Commandant du Régiment Blindé
7. Lieutenant Benjamin OKANA Officier aux Unités Spéciales de Police (GASP)
8. Lieutenant Bayard NDEBEKA Ancien militaire (frère cadet de la veuve NGOUABI)
9. Adjudant Maxime ONONO Chauffeur du Secrétaire Général Adjoint du C.N.S.
10. Sergent-chef Missié NGOUOLALI Officier de Permanence ECRAMMU
11. Sergent-chef Abbul BOUANDZOBO Officier de Permanence adjoint ECRAMMU
12. Sergent-chef Kevin NGAMI Victime de l'enlèvement mais curieusement suspect
13. Sergent-chef André SOUANA Cuisinier de l'ECRAMMU
14. Sergent-chef Raymond MIERE Chef de Poste à l’ECRAMMU
15. Sergent-chef Brechere YENGOLO en Service au Dépôt de munition de l'intendance
16. Sergent-chef Charly NGOBA NTSOUMOU Cuisinier à l'ECRAMMU
17. Capitaine-chef Koua Blood KAKOM Logé dans les Magasins à l'ECRAMMU
18. Capitaine-chef Julien Gana En service à l'ECRAMMU
19. Capitaine-chef Gladys MAFOUA Armurier à l'ECRAMMU
20.Capitaine-chef Rodrigue OBA Sentinelle à l'ECRAMMU
21. Capitaine-chef Dimitri MAMPASSI ISSANGOU
22.Jean Bosco MPANKIMA Anthropologue
23.Giscard MINITCHELO Chef d'une Organisation de Jeunesse
NB : L’ECRAMMU est un site situé en face de l’intendance, juxtaposé au régiment blindé qui avait explosé. Le rôle de l’ECRAMMU est de stocker, conserver, réparer et distribuer les armements de guerre à la force publique et de gérer la réserve ministérielle.“ (Mampouya.com, 24. Mai 2012)
Die International Federation for Human Rights (Fédération internationale des droits de l’Homme, FIDH), ein Dachverband verschiedener Menschenrechtsorganisationen mit Sitz in Paris, erwähnt in einem Bericht vom Jänner 2014, dass es am 4. März 2012 in Brazzaville zur Explosion eines Munitionslagers gekommen sei, was zu fast 350 Toten, 1.200 Verletzten und vielen weiteren Betroffenen geführt habe. Colonel Marcel Ntsourou, die ehemalige Nummer Zwei des Militärgeheimdienstes und stellvertretender Generalsekretär für nationale Sicherheit, sei beschuldigt worden, die Explosion organisiert zu haben und sei vor Gericht gestellt geworden. Im Juli 2013 habe er in einem Interview angegeben, dass er beweisen könne, dass hochrangige Militäroffiziere und der Präsident, Denis Sassou Nguesso, an der Hinrichtung und dem Verschwinden von 353 Personen im Brazzaville-Beach-Fall im Jahr 1999 beteiligt gewesen seien. Bei dem Fall sei er vor einen französischen Untersuchungsrichter geladen gewesen. Am 9. September 2013, beim Abschluss des Gerichtsverfahrens in Zusammenhang mit der Explosion, habe er eine ausgesetzte Strafe von fünf Jahren Zwangsarbeit erhalten und sei unter Hausarrest gekommen. Am 16. Dezember 2013 sei es bei seinem Anwesen in Brazzaville zu Zusammenstößen zwischen den bewaffneten Streitkräften (Congolese Armed Forces, FAC) und Mitgliedern der Leibwache von Colonel Ntsourou gekommen. Laut offiziellen Angaben seien zwischen 20 und 42 Menschen getötet und Dutzende weitere verletzt worden. Nachdem Ntsourou sich der Polizei ergeben habe, sei er in Haft gekommen. Nach diesen Zusammenstößen seien einige seiner Verwandten verhaftet und gefoltert und unmenschlich behandelt worden. Am 21. Dezember 2013 sei Bouloukoué Albert Désiré, ein Oberwachtmeister beim Generaldirektorat des Militärnachrichtendienstes (Directorate-General of the Military Intelligence, DCRM) zu seinem Vorgesetzten, Colonel Ntodi, zitiert worden. Er sei über die Dauer und Art seiner Verbindungen zu Colonel Marcel Ntsourou befragt worden, mit welchem er zusammengearbeitet habe, als Ntsourou der Chef des Militärgeheimdienstes gewesen sei. Obwohl er angegeben habe, dass er keine weiteren Verbindungen zu Marcel Ntsourou unterhalten habe, sei er an verschiedenen Orten, darunter im Gebäude der nationalen Gendarmerie, acht Tage lang festgehalten worden. Seit 30. Dezember 2013 werde er in Brazzaville festgehalten:
„On 4 March 2012 a munitions warehouse exploded in Brazzaville resulting in almost 350 dead, 1200 wounded and many others affected. Colonel Marcel Ntsourou, former number 2 in military intelligence and Deputy Secretary General of national security, was accused of having organized the explosion and brought before the court.
In July 2013 he stated in an interview that he could prove that top-ranking military officers and the President, Denis Sassou Nguesso, were implicated in the execution and disappearance of 353 people in the Brazzaville Beach case in 1999, a case in which he was summoned to appear before the French examining magistrate.
On 9 September 2013, on conclusion of the trial dealing with the explosion, he was given a suspended sentence of 5 years’ forced labour and placed under house arrest.
On 16 December 2013 there were clashes at his home in Brazzaville between the Congolese Armed Forces (FAC) and members of Colonel Ntsourou’s guard, resulting in official figures of between 20 and 42 dead and dozens wounded. After surrendering to the police Colonel Marcel Ntsourou was remanded in custody. Following these clashes some of his relatives were arrested and subjected to torture and degrading and inhuman treatment.
On 21 December 2013 Mr Bouloukoué Albert Désiré, Staff Sergeant at the Directorate- General of the Military Intelligence (DCRM), was summoned by his superior, Colonel Ntodi. On arrival at the DCRM he was questioned at length on the nature of his links with Colonel Marcel Ntsourou, with whom he had worked when the latter was Chief of military intelligence. Although he claimed to have had no further links with Marcel Ntsourou he was held in custody for 8 days in various places, including the premises of the National Gendarmerie. Since 30 December 2013 he has been held in Brazzaville central remand and detention centre.” (FIDH, Jänner 2014, S. 5-6)
FIDH erwähnt zudem die Fälle von Destin Mpikinza, einem Kommandanten der kongolesischen bewaffneten Streitkräfte und von einem Fahrer namens Prudent Kikeni, die beide Verwandte von Colonel Marcel Ntsourou seien. Die beiden seien festgenommen und mit Handschellen und verbundenen Augen gefoltert worden und darauf zum Generaldirektorat zur Überwachung des Territoriums (Direction Générale de la Surveillance du Territoire) gebracht worden. Die Militärbehörden hätten die beiden der „Verschwörung zum Waffenkauf zwecks Verbreitung von Chaos und Destabilisierung der Institutionen der Republik“ beschuldigt. Das FIDH berichtet zudem über weitere Details der darauf folgenden Haft der beiden Personen:
„At about 2 pm on 14 October 2013 in street Moundzombo, Moungali, Mr Destin Mpikinza, commandant of the Congolese Armed Forces, and Prudent Kikeni, a driver recruited in September 2013, both relatives of Colonel Marcel Ntsourou, were chased by a group of around twenty members of the GRB police corps (Groupement de Répression du Banditisme – Antiorganized crime squad) armed with PMKs and pistols. When the driver, Mr Prudent Kikeni, tried to accelerate, he was shot in the side. The two men were finally stopped in their vehicle (Toyota Hilux double cabin, registration number 007 FF4).
Handcuffed, hooded then tortured, they were then taken to the Directorate-General of the National Surveillance (DGST – Direction Générale de la Surveillance du Territoire) where first aid was administered to Prudent Kikeni. The military authorities accused Prudent Kikeni and Destin Mpikinza of intending to ‘plot to buy weapons in order to sow chaos and destabilize the institutions of the Republic’. They were stripped naked then taken home where searches were carried out without a warrant. The family of Commandant Destin Mpikinza state that all his documents (service papers, medical certificate, identity documents and other documents) and his children’s registration documents were taken. The fact that these searches took place when the two men were naked and moreover in front of their families constitutes degrading and humiliating treatment.
During the ten (10) days of their arbitrary detention at the DGST they were allowed no visits from their relatives nor from their lawyers. On 24 October 2013 they were transferred to Brazzaville central remand and detention centre, where they were finally able to be visited by their families and receive two visits from their lawyers. The relatives of Destin Mpikinza who were able to visit him in detention state that his body was marked with injuries and that his face was swollen.
On 2 November 2013, without his lawyer and his family being warned and without having been interviewed by an examining magistrate, he was transferred by private jet to the remand centre in Ouesso (approximately 850 km from Brazzaville, in the north-west of the country). This measure, reserved for detainees who cause the authorities the most embarrassment, is equivalent to solitary confinement, especially as instructions from Brazzaville prohibit Mr Destin Mpikinza from communicating with his family. These measures indicate the desire of the authorities to keep him incommunicado.
According to information received, at the remand centre in Ouesso Mr Destin Mpikinza, who is diabetic, is detained in an overheated room measuring 3m by 3m, with no toilet, and he is not allowed to leave it. His medical certificate prohibits him from working outside Brazzaville and Pointe Noire because of the quality of the health facilities where he is treated. Consequently he has to inject himself with insulin morning and evening. The restrictions imposed on him mean that it is impossible for him to receive the health checks he requires from his doctor, who is in Brazzaville. These measures to keep him a long way from home and in isolation seem be intended to prevent him from benefiting from the services of a lawyer. They cannot ensure his physical integrity healthy and are putting him in danger.
Mr Prudent Kikeni, whom OCDH was able to visit on 30 December 2013, bears on his body the marks of his bullet wound and of the blows that he states he received. He also declares that he has severe pains in the region of his heart and left clavicle, which he says are the consequences of the beating he received from the police officers. Mr Prudent Kikeni also complains about the conditions of his detention, in particular the quality of the food.
FIDH and OCDH remind the Congolese authorities that however they are detained or imprisoned people must not be subject to torture nor to cruel, inhuman or degrading treatment and must be treated with humanity and respect for human dignity. In accordance with the provisions of the United Nations Convention against Torture, no circumstance may be invoked to justify torture nor cruel, inhuman or degrading treatment.“ (FIDH, Jänner 2014, S. 6)
Die britische Zeitung The Economist schreibt in einem Artikel vom Dezember 2013, dass bei Zusammenstößen zwischen der Polizei und privaten Wächtern von Colonel Marcel Ntsourou während dessen Verhaftung in Brazzaville am 16. Dezember 2013 mindestens 22 Menschen getötet worden seien. Ntsourou, ein ehemaliger stellvertretender Generalsekretär des nationalen Sicherheitsrates, sei dann am Nachmittag des 16. Dezember 2013 in Haft genommen worden. Er sei in der Vergangenheit Sassou-Nguesso nahegestanden und habe 1997 bei der Amtsübernahme mitgeholfen. Ntsourou sei etwa um 2011 in Ungnade gefallen. Im September 2013 sei er zu fünf Jahren Zwangsarbeit (auf Bewährung ausgesetzt) verurteilt worden, nachdem er schuldig gesprochen worden sei, unfreiwillig für die Explosion von Munition in Brazzaville im März 2012 verantwortlich gewesen zu sein. Dabei seien 282 Menschen getötet, 2.300 Menschen verletzt und 17.000 Personen obdachlos geworden. Obwohl er später aufgrund mangelnder Beweise freigelassen worden sei, habe Ntsourou Präsident Sassou-Nguesso beschuldigt, ihn und andere Offiziere der ethnischen Gruppe Téké als Sündenböcke für die Explosion zu benutzen. Seine in steigendem Ausmaß geäußerte Kritik gegen Sassou-Nguesso, darunter sein geäußerter Wille, vor einem französischen Richter auszusagen, der wegen unrechtmäßig erworbener Gewinne ermittle, sei für den Präsidenten ein großes Problem geworden, insbesondere in Anbetracht seines Insider-Wissens über das Regime. Ntsourou habe ebenso damit gedroht, Geheimnisse zum Vorfall am Brazzaville-Beach im Jahr 1999 zu veröffentlichen, als etwa 350 oppositionelle AktivistInnen, die ins Land zurückgekehrt seien, verschwunden seien:
„Clashes between police and private guards of Colonel Marcel Ntsourou during his arrest at his home in the capital, Brazzaville, on December 16th led to at least 22 deaths. […]
The heavy death toll was the result of an attempted arrest gone wrong, with the colonel's private security detail having apparently been tipped off after the state prosecutor ordered a search of his home on December 15th following the tracing back to his house of a vehicle used in an attack on a police patrol. Mr Ntsourou, a former deputy secretary-general of the National Security Council, was eventually taken into custody in the afternoon of December 16th where he awaits questioning.
Formerly close to Mr Sassou-Nguesso, having helped to install the president in 1997, Mr Ntsourou fell out of favour about two years ago. Mr Ntsourou's fall from grace culminated in September in his being given a suspended sentence of five years' hard labour after he was convicted of involuntary responsibility for a munitions explosion in Brazzaville in March 2012 that killed 282 people, injured 2,300 and left 17,000 homeless. Although he was later released because of a lack of evidence, Mr Ntsourou accused Mr Sassou-Nguesso of using him and other officers of Téké ethnicity as scapegoats for the explosion. His increasingly outspoken criticism of Mr Sassou-Nguesso, including his stated willingness to testify before a French magistrate investigating ill‑gotten gains, has become a major problem for the president, especially given his inside knowledge of the regime. He has also threatened to reveal secrets of the 1999 Brazzaville Beach incident, when some 350 opposition activists returning to the country disappeared. Mr Ntsourou's lawyers have said the attack on his house was unjustified and the tracing of the vehicle to him contrived, but the fact that Mr Ntsourou had unlawfully kept heavy weapons and a private militia will make it easier to silence him.” (The Economist, 19. Dezember 2013)
Das US-Außenministerium (US Department of State, USDOS) erwähnt in seinem Länderbericht zur Menschenrechtslage vom Juni 2015 (Berichtszeitraum 2014), dass, nachdem Ntsourou in öffentlichen Stellungnahmen die Staatsanwaltschaft und die Regierung Präsident Sassous kritisiert habe, die Polizei und das Militär einen Haftbefehl umgesetzt und im Dezember 2013 in Ntsourous Haus eine Razzia durchgeführt hätten. Dutzende bewaffnete, Ntsourou loyal gegenüberstehende oder bezahlte Männer hätten das Gelände bewacht und zwischen zwei und drei Dutzend Personen (darunter drei staatliche Sicherheitsbeamte) seien bei dem fünfstündigen Schusswechsel getötet worden. Nachdem sich Ntsourou ergeben habe, sei er verhaftet worden und Dutzende seiner UnterstützerInnen, seine Frau und seine Nichte im Teenageralter seien wegen Bedrohung der nationalen Sicherheit festgenommen worden. Am 2. Juli 2014 habe das Gerichtsverfahren gegen Ntsourou und 113 Mitangeklagte wegen Rebellion, krimineller Vereinigung, illegalen Waffenbesitzes, Angriffs und Körperverletzung, Mordes und Gefährdung der nationalen Sicherheit begonnen. Am 11. September 2014 habe das Gericht Ntsourou zu lebenslanger Zwangsarbeit verurteilt. Das Gericht habe 59 weitere Personen zu Haftstrafen von sieben bis 15 Jahren verurteilt und 54 weitere freigesprochen, darunter Ntsourous Ehefrau und Nichte:
„After Ntsourou subsequently made public statements criticizing the prosecution and President Sassou’s government, police and military personnel executed a warrant for Ntsourou’s arrest and raided his home in December 2013. Dozens of armed men loyal to or paid by Ntsourou guarded his compound, and between two and three dozen persons (including three government security personnel) were killed during an ensuing five-hour firefight. After Ntsourou surrendered, the government arrested him and dozens of his supporters, his wife, and his teenage niece for threatening national security. Starting July 2, Brazzaville’s high court tried Ntsourou and 113 codefendants on counts of rebellion, criminal association, illegal possession of weapons and ammunition, assault and battery, murder, and endangering national security. On September 11, the court sentenced Ntsourou to forced labor for life. The court sentenced 59 others to prison terms ranging from seven to 15 years and acquitted 54 others, including Ntsourou’s wife and niece.” (USDOS, 25. Juni 2015, Section 1d)
Die wirtschaftsliberale Bertelsmann Stiftung, eine deutsche gemeinnützige Denkfabrik mit Sitz in Gütersloh, schreibt in ihrem 2016 veröffentlichten Transformationsindex, dass es im Dezember 2013 in Brazzaville zu einem Schusswechsel zwischen Regierungsstreitkräften und den Bodyguards von Colonel Marcel Ntsourou gekommen sei. Fast 40 Menschen seien getötet worden. Ntsourou, der 1997 bei der Rückkehr von Sassou Nguesso an die Macht eine wichtige Rolle gespielt habe, sei für die Explosion eines Munitionslagers des Militärs im März 2012 verantwortlich gemacht worden, bei der etwa 300 Menschen getötet worden seien. In Interviews habe Ntsourou Präsident Sassou Nguesso der Korruption und der Anordnung des sogenannten Beach-Massakers von 1999 beschuldigt. Ntsourou sei verhaftet, mutmaßlich gefoltert und später im September 2014 zu lebenslanger Zwangsarbeit verurteilt worden:
„In December 2013, a gun battle left almost 40 people dead in Brazzaville when government forces clashed with the bodyguard of former Lieutenant Colonel Marcel Ntsourou, who fell out of favor with the regime. The officer, who had been a key figure in Sassou Nguesso’s return to power in 1997, was held responsible for the military arms depot explosion catastrophe of March 2012, which killed about 300 people and devastated substantial parts of Brazzaville. In interviews, Ntsourou accused Sassou Nguesso of rampant corruption and of ordering the so-called Beach Massacre of 1999, when more than 350 returned refugees, who had obviously been killed by the regime, ‘disappeared.’ Ntsourou was arrested, allegedly tortured and later sentenced to a life of forced labor in September 2014.“ (Bertelsmann Stiftung, 2016, S. 4)
Die französische Tageszeitung Le Monde berichtet im Februar 2017, dass Marcel Ntsourou am 16. Dezember 2013 nach gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Mitgliedern seiner Miliz und der Armee, die zu 22 Toten geführt hätten, in Brazzaville verhaftet worden:
„Il [Marcel Ntsourou] avait été arrêté le 16 décembre 2013 au terme de violents affrontements entre ses miliciens et l’armée, qui avaient fait 22 morts en plein centre de la capitale.” (le Monde, 17. Februar 2017)
Radio France Internationale (RFI), der französische Auslandsrundfunk, berichtet im September 2014, dass Marcel Ntsourou zu lebenslanger Zwangsarbeit verurteilt worden sei. Er sei im Dezember 2013 nach gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Mitgliedern seiner Miliz und der Armee im Zentrum von Brazzaville verhaftet worden:
„Au Congo-Brazzaville, Marcel Ntsourou a été condamné, ce jeudi, aux travaux forcés à perpétuité. Il a donc été reconnu coupable de rébellion, détention illégale d’arme de guerre, coups et blessures volontaires et assassinats. Il avait été arrêté en décembre 2013 après de violents affrontements entre ses miliciens et l'armée en plein centre de Brazzaville.” (RFI, 12. September 2014)
Le Monde berichtet im Februar 2017 weiters, dass Marcel Ntsourou, der ehemalige stellvertretende Generalsekretär des nationalen Sicherheitsrates (Conseil national de sécurité, CNS), der 2014 zu lebenslanger Zwangsarbeit verurteilt worden sei, am 17. Februar 2017 im Militärkrankenhaus von Brazzaville verstorben sei:
„Le colonel Marcel Ntsourou, ancien secrétaire général adjoint du Conseil national de sécurité (CNS) du Congo, condamné à des travaux forcés à perpétuité en 2014, est décédé vendredi 17 février à la suite d’un malaise à l’hôpital militaire de Brazzaville, a appris l’AFP auprès de son avocat. ” (Le Monde, 17. Februar 2017)
Auch das französische Wochenmagazin Jeune Afrique erwähnt in einem Artikel vom Februar 2017, dass Marcel Ntsourou in Brazzaville verstorben sei. Er sei 2014 zu lebenslanger Zwangsarbeit verurteilt worden:
„Le colonel Marcel Ntsourou est décédé ce matin à la maison d'arrêt de Brazzaville. Il avait été condamné en 2014 à une peine de travaux forcés à perpétuité.“ (Jeune Afrique, 17. Februar 2017)
RFI berichtet im Februar 2017, dass die ehemalige Nummer Zwei des Geheimdienstes, Colonel Marcel Ntsourou, am 17. Februar 2017 im Militärkrankenhaus in Brazzaville verstorben sei, wohin er überstellt worden sei, nachdem er in seiner Zelle erkrankt sei. Er habe seit zweieinhalb Jahren eine lebenslange Haftstrafe abgesessen:
„Au Congo-Brazzaville, l'ancien numéro 2 des services de renseignement, le colonel Marcel Ntsourou, est mort ce vendredi 17 février à l'hôpital central des armées de Brazzaville où il a été conduit d'urgence après avoir été victime d'un malaise dans sa cellule. Il purgeait une peine d'emprisonnement à perpétuité depuis deux ans et demi.“ (RFI, 18. Februar 2017)
Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 24. März 2017)
· AI - Amnesty International: Amnesty International Report 2013 - Zur weltweiten Lage der Menschenrechte - Congo (Republic of), 23. Mai 2013 (verfügbar auf ecoi.net)
https://www.ecoi.net/local_link/247928/374048_de.html
· Bertelsmann Stiftung: BTI 2016; Congo, Rep. Country Report, 2016
http://www.bti-project.org/fileadmin/files/BTI/Downloads/Reports/2016/pdf/BTI_2016_Congo__Rep.pdf
· FIDH: Republic of the Congo : torture, political persecution and attacks on trade union freedoms; Position Paper, Jänner 2014
http://www.fidh.org/IMG/pdf/congonote626aa4-ang2013bassdef.pdf
· Jeune Afrique: Congo-Brazzaville : le colonel Marcel Ntsourou est mort en detention, 17. Februar 2017
http://www.jeuneafrique.com/404612/politique/congo-brazzaville-colonel-marcel-ntsourou-mort-detention/
· Le Monde: Congo : Marcel Ntsourou, ancien numéro 2 des services de renseignement, est mort, 17. Februar 2017
http://www.lemonde.fr/afrique/article/2017/02/17/congo-marcel-ntsourou-ancien-numero-2-des-services-de-renseignement-est-mort_5081542_3212.html
· Mampouya.com: Explosions de Mpila : La liste des 23 suspects inculpés, 24. Mai 2012
http://www.mampouya.com/article-explosions-de-mpila-la-liste-des-23-suspects-inculpes-105754115.html
· RFI: Congo: Marcel Ntsourou condamné aux travaux forcés à perpétuité, 12. September 2014
http://www.rfi.fr/afrique/20140911-congo-marcel-ntsourou-condamne-travaux-forces-perpetuite
· RFI: Le colonel Marcel Ntsourou est décédé à Brazzaville, 18. Februar 2017
http://www.rfi.fr/afrique/20170217-congo-brazzaville-colonel-marcel-ntsourou-est-decede
· The Economist: Former security chief arrested after violent clash, 19. Dezember 2013
http://country.eiu.com/article.aspx?articleid=1961354580&Country=Congo%20%28Brazzaville%29&topic=Politics&subtopic=Forecast&subsubtopic=Political+stability&u=1&pid=184681602&oid=184681602&uid=1
· USDOS - US Department of State: Country Report on Human Rights Practices 2014 - Republic of the Congo, 25. Juni 2015 (verfügbar auf ecoi.net)
https://www.ecoi.net/local_link/306254/443526_de.html