Anfragebeantwortung zu Algerien: 1) Medizinische Behandelbarkeit von Epilepsie; 2) Zugang zu Substitutionstherapie bei Abhängigkeit von Opioiden bzw. Sedativa/Hypnotika (ständiger Substanzgebrauch); 3) Verfügbarkeit der folgenden Medikamente oder gleich geeigneter Substanzen: Rivotril 2 mg, Zyprexa 10mg, Trileptal 600mg, Dominal FTE 80 mg, Quetiapin Easy 25 mg, Suboxone 2mg/0,5 und Trileptal 300mg [a-9471-1]

22. Jänner 2016

Das vorliegende Dokument beruht auf einer zeitlich begrenzten Recherche in öffentlich zugänglichen Dokumenten, die ACCORD derzeit zur Verfügung stehen sowie auf Expertenauskünften, und wurde in Übereinstimmung mit den Standards von ACCORD und den Common EU Guidelines for processing Country of Origin Information (COI) erstellt.

Diese Antwort stellt keine Meinung zum Inhalt eines Ansuchens um Asyl oder anderen internationalen Schutz dar. Alle Übersetzungen stellen Arbeitsübersetzungen dar, für die keine Gewähr übernommen werden kann.

Wir empfehlen, die verwendeten Materialien im Original durchzusehen. Originaldokumente, die nicht kostenfrei oder online abrufbar sind, können bei ACCORD eingesehen oder angefordert werden.

1) Medizinische Behandelbarkeit von Epilepsie

Die an der Universität Oran tätige Neurologin Amina Chentouf berichtet in einem wissenschaftlichen Artikel von 2015 über die Ergebnisse einer Studie zu familiärer Epilepsie. Für die Studie seien Daten von insgesamt 40 Familien (907 Personen) gesammelt worden, in denen jeweils zwei oder mehr Mitglieder von idiopathischer Epilepsie betroffen seien. Bei 156 dieser Personen sei Epilepsie diagnostiziert worden. PatientInnen aus 24 Familien würden mittels Monotherapie behandelt, während PatientInnen aus zwölf Familien mit zwei antiepileptischen Medikamenten und PatientInnen aus zwei weitere Familien mit drei antiepileptischen Medikamenten behandelt würden. Die bei den untersuchten Familien am häufigsten eingesetzten antiepileptischen Medikamente seien Valproinsäure (22 von 40 Familien), Carbamazepin (elf von 40 Familien) und Levetiracetam (acht von 40 Familien). Zum Zeitpunkt der Studie sei es bei PatientInnen aus 21 Familien gelungen, epileptische Anfälle mithilfe von Mono- oder Polytherapie unter Kontrolle zu bringen. PatientInnen aus 28 Familien seien seit drei Monaten frei von Anfällen, und PatientInnen aus zwei Familien seien bereits seit zehn Jahren nicht mehr von Anfällen betroffen. Die PatientInnen aus den übrigen zwölf Familien würden weiterhin epileptische Anfälle erleben, obwohl sie mit mehreren antiepileptischen Medikamenten behandelt worden seien:

„Forty families with two or more members affected by idiopathic epilepsy participated in the study. We collected data from 907 subjects, of whom 156 (17.2%) showed epilepsy. The mean number of individuals (both with and without epilepsy) was 22.7per family with a mean of 4-affected individuals per family. […]

Twenty-four patients (60%) were on monotherapy, twelve (30%) were on two antiepileptic medications, and two (5%) were on three antiepileptic drugs. The most common antiepileptic medications used were valproic acid (22/40, 55%), carbamazepin (11/40, 27.5%) and levetiracetam (8/40, 20%). At the time of analysis, seizure control was achieved in 21 patients (52.5%) using mono or polytherapy. 28 (70%) were seizure-free for 3 months and two (5%) have been weaned for 10 years. The other twelve patients (30%) continued to experience seizures despite trials of several antiepileptic medications.” (Chentouf, Amina/ Dahdouh, 2015, S. 12-18)

Die MedizinwissenschaftlerInnen Dalila Moualek, Lamia Ali Pacha und Samira Abrouk und andere berichten in einem wissenschaftlichen Artikel vom August 2012 über eine von ihnen durchgeführte Studie zu 8.046 Personen, die in insgesamt 40 Zentren für medizinische Grundversorgung behandelt würden. Bei 157 dieser Personen sei die Möglichkeit eines Vorliegens von Epilepsie festgestellt worden, jedoch sei Epilepsie nur bei 67 dieser Personen (26 Männer und 41 Frauen) eindeutig diagnostiziert worden, darunter auch bei einem bereits behandelten Epilepsie-Patienten. Insgesamt liege die Häufigkeit des Vorkommens von Epilepsie bei 8,9 pro 1.000 Einwohner:

„Our study population involved 8,046 subjects enrolled in 40 primary care centers by 91 general practitioners and pediatricians. One hundred and fifty-seven of them were screened positive for possible epilepsy but only 67 subjects were identified as definite epileptics (26 males and 41 females) including one treated epileptic patient who did not participate in the phase 2 study. The average age of epileptic patients was 25.8 8 20.5 years with a median age of 19 years. The overall prevalence of epilepsy was 8.32 per 1,000 inhabitants (95% CI, 6.34–10.3) and the age-adjusted prevalence to Algerian population was 8.9 per 1,000. Prevalence ratios were not significantly different between males (7.24 per 1,000) and females (9.21 per 1,000) (p = 0.334).” (Moualek, Dalila/ Pacha, Lamia Ali/ Abrouk, Samira et al., 9. August 2012.)

Es konnten keine weiteren Informationen zur medizinischen Behandelbarkeit von Epilepsie gefunden werden.

 

Zu dieser Frage wurden Experten kontaktiert. Falls wir eine Antwort erhalten, werden wir Ihnen diese umgehend weiterleiten.

2) Zugang zu Substitutionstherapie bei Abhängigkeit von Opioiden bzw. Sedativa/Hypnotika (ständiger Substanzgebrauch)

Toxicomanie, eine von dem algerischen Mediziner Nasredine Kedadra betriebene Website, die über Drogenabhängigkeit informiert, berichtet im Juli 2015 über eine internationale Konferenz zum Thema Substitutionsbehandlung bei Abhängigkeit von Opioiden, welche im April 2015 in Algier stattgefunden habe. Dabei wird bemerkt, dass sich Opioidabhängige in Algerien in einer schwierigen Situation befinden würden, da Substitutionsbehandlungen in Algerien noch nicht verfügbar seien. Die bei Substitutionsbehandlungen eingesetzten Stoffe Methadon und Buprenorphin (bzw. das Medikament Subutex) seien nicht im Verzeichnis der in Algerien zugelassenen Arzneimittel erfasst:

Néanmoins, parmi ces consommateurs de drogues, ceux qui souffrent d'addiction aux opiacés (372 hospitalisés au centre de traitement de Blida en 2012 et 2013) vivent une situation difficile du fait qu'ils ne peuvent pas bénéficier d'un traitement de substitution aux opiacés qui n'est pas encore disponible en Algérie.

Les produits de substitution : la méthadone et la buprénorphine (subutex) ne figurent pas dans la nomenclature des médicaments en Algérie, alors que ces produits sont dispensés dans certains pays en Afrique du Nord, au Moyen-Orient et pratiquement dans l'ensemble de l'Europe.” (Toxicomanie, 2. Juli 2015)

Das algerische Justizministerium bemerkt in einer Mitteilung zu derselben Konferenz vom April 2015, dass Substitutionsbehandlungen bei Opioidabhängigkeit in Algerien noch nicht eingeführt worden seien:

„Néanmoins, le traitement de substitution aux opiacés n’a pas encore été introduit en Algérie, contrairement à d’autres pays en Afrique du Nord et Moyen-Orient et en Europe.“ (Ministerium für Justiz, ohne Datum)

Das International Drug Policy Consortium, ein weltweites Netzwerk von 143 NGOs, die sich mit den Themen Drogenproduktion, -handel und –missbrauch befassen, schreibt in einem undatierten Überblick über die Situation in der Region Nahost und Nordafrika, dass Substitutionsbehandlungen bei Opioidabhängigkeit derzeit in folgenden Ländern der genannten Region verfügbar seien: Iran, Israel, Libanon, Marokko, Vereinigte Arabische Emirate:

The policies of several MENA [Middle East and North Africa] countries, including Iran, Israel, Jordan, Lebanon, Morocco, Syria and Tunisia, explicitly refer to harm reduction, indicating government commitment to tackling drug-related harms. Although coverage of opioid substitution treatment (OST) and needle and syringe programmes (NSPs) is generally limited, some MENA countries have been gradually increasing the availability of these services. NSPs are currently available in Egypt, Iran, Israel, Lebanon, Morocco, Oman, Tunisia and West Bank & Gaza. OST is available in Iran, Israel, Lebanon, Morocco and the UAE.” (IDPC, ohne Datum)

3) Verfügbarkeit der folgenden Medikamente oder gleich geeigneter Substanzen: Rivotril 2 mg, Zyprexa 10mg, Trileptal 600mg, Dominal FTE 80 mg, Quetiapin Easy 25 mg, Suboxone 2mg/0,5 und Trileptal 300mg

Zur Verfügbarkeit dieser Medikamente wurden Experten kontaktiert. Falls wir eine Antwort erhalten, werden wir Ihnen diese umgehend weiterleiten.

 

Rivotril 2 mg

Laut der deutschen Website PatientenInfoService handle es sich bei Rivotril 2mg um ein Arzneimittel aus der Gruppe der Benzodiazepine mit dem Wirkstoff Clonazepam (PatientenInfoService, ohne Datum).

 

Wie die auf Neurologie spezialisierte Medizinerin Barka Zahira Bedrane in ihrer im Oktober 2013 an der Universität Abou Bekr Belkaid Tlemcen eingereichten Doktorarbeit erwähnt, sei Clonazepam auf dem algerischen Markt nicht zugelassen:

„Le traitement des tremblements constitue un véritable problème thérapeutique, la plupart des médicaments sont utilisés hors AMM [autorisation de mise sur le marché] (propranolol, isoniazide, primidone, le clonazepam) des techniques chirurgicales doivent être évaluées (consensus 2005).Les tremblements et les troubles liés au syndrome cérébelleux sont les plus difficiles à traiter.” (Bedrane, 12. Oktober 2013)

Mehrere algerische Medienartikel berichten über den (illegalen) Schmuggel von Tabletten des psychotropen Mittels Rivotril in Algerien (Radio Algérienne, 1. Juli 2015; Le Midi, 3. Oktober 2012, S. 4; TSA, ohne Datum).

Zyprexa 10mg

Laut Angaben der Website Netdoktor.at sei Zyprexa ein Medikament aus der Gruppe der Neuroleptika und enthalte den Wirkstoff Olanzapin (Netdoktor.at, ohne Datum).

 

Eine von der algerischen Nationalen Sozialversicherungsanstalt für Nichtangestellte (Caisse Nationale de Sécurité Sociale des Non-Salariés, CASNOS) mit Stand April 2008 veröffentlichte Arzneimittelliste erwähnt, dass Zyprexa 10mg (Wirkstoff: Olanzapin) ein rezeptpflichtiges Medikament sei (CASNOS, April 2008).

 

Es konnten keine weiteren Informationen zur Verfügbarkeit von Zyprexa 10mg gefunden werden.

Dominal FTE 80 mg

Es konnten keine Informationen zur Verfügbarkeit von Dominal FTE 80 mg gefunden werden.

Quetiapin Easy 25 mg

Es konnten keine Informationen zur Verfügbarkeit von Quetiapin Easy 25 mg gefunden werden.

Suboxone 2mg/0,5

Diagnosia, ein e-Health Unternehmen mit Sitz in Wien, informiert auf seiner Website, dass Suboxone die Wirkstoffe Buprenorphin und Naloxon enthalte (Diagnosia, ohne Datum).

Wie bereits oben angeführt, erwähnt der auf der Website Toxicomanie im Juli 2015 veröffentlichte Bericht zu der im April 2015 in Algier abgehaltenen Konferenz zum Thema Substitutionsbehandlung, dass Buprenorphin (bzw. Subutex) nicht im Verzeichnis der in Algerien zugelassenen Arzneimittel erfasst sei (Toxicomanie, 2. Juli 2015).

 

Es konnten keine weiteren Informationen zur Verfügbarkeit von Suboxone 2mg/0,5 bzw. von wirkstoffgleichen Medikamenten gefunden werden.

Trileptal 600mg

Laut Diagnosia gehöre Trileptal „zu einer Gruppe von Arzneimitteln, die als Antikonvulsiva oder Antiepileptika bezeichnet werden“. Der Wirkstoff von Trileptal sei Oxcarbazepin. (Diagnosia, ohne Datum).

 

Asma Benmezroua und Amina Oulhaci erwähnen in ihrer im June 2014 an der Abou Bekr Belkaid Tlemcen im Fach Pharmazie eingereichten Doktorarbeit, dass die Verwendung von Oxcarbazepin (Trileptal) als Schmerzmittel in Algerien nicht zulässig sei:

„L’oxcarbazépine (Trileptal®)

Loxcarbazépine, nouvel antiépileptique ayant un mécanisme daction similaire à celui de la carbamazépine, mais avec un meilleur profil d‘effets indésirables, peut remplacer cette dernière dans le traitement de la névralgie du trijumeau. Son usage comme antalgique est hors AMM [autorisation de mise sur le marché].“ (Benmezroua/ Oulhaci, 12. Juni 2014, S. 13)

Es konnten keine weiteren Informationen zur Verfügbarkeit von Trileptal 600mg gefunden werden.

 

image001.gif 

 

Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 22. Jänner 2016)

·      Bedrane , Barka Zahira: Prevalence, formes cliniques, evolution, et traitement de la sclerose en plaques dans la region de Tlemcen, 12. Oktober 2013
https://www.google.at/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&ved=0ahUKEwizzqKKl73KAhUEdCwKHUG0AU0QFggcMAA&url=http%3A%2F%2Fdspace.univ-tlemcen.dz%2Fbitstream%2F112%2F2615%2F1%2FThese-de-doctorat-en-sciences-medicales-Dr-Bedrane%2520-Barka-Zahira.pdf&usg=AFQjCNGL4kS3QmDyJtpzFKTaN6EGEOfohw&cad=rja

·      Benmezroua, Asma/ Oulhaci, Amina: Traitement de la douleur neuropathique chez les patients presentant des neuropathies centrales ou peripheriques, 12. Juni 2014
https://www.google.at/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=2&ved=0ahUKEwjrvfr_jLvKAhWFhywKHYVmCW0QFggkMAE&url=http%3A%2F%2Fdspace.univ-tlemcen.dz%2Fbitstream%2F112%2F7824%2F1%2FTRAITEMENT-DE-LA-DOULEUR-NEUROPATHIQUE-CHEZ-LES-PATIENTS-PRESENTANT-DES-NEUROPATHIES-CENTRALES-OU-PERIPHERIQUES.pdf&usg=AFQjCNHHWemS_FKJA8gNHuuvaz7ByOJyNg&cad=rja

·      CASNOS - Caisse Nationale de Sécurité Sociale des Non-Salariés Casnos: Liste des Produits Pharmaceutiques, April 2008
http://www.casnos.com.dz/doc/doc_liste_des_medicaments_remboursables.pdf

·      Chentouf, Amina/ Dahdouh, A.: Familial epilepsy in Algeria: Clinical features and inheritance profiles, Seizure 31, 2015, S. 12-18 (verfügbar auf Researchgate.net)
https://www.researchgate.net/publication/279865328_Familial_epilepsy_in_Algeria_Clinical_features_and_inheritance_profiles

·      Diagnosia: Suboxone 8 mg/2 mg Sublingualtabletten, ohne Datum
https://www.diagnosia.com/at/medikamente/suboxone-8-mg-2-mg-sublingualtabletten/

·      Diagnosia: Trileptal 300 mg – Filmtabletten, ohne Datum
https://www.diagnosia.com/at/medikamente/trileptal-300-mg-filmtabletten/

·      IDPC – International Drug Policy Consortium: Middle East / North Africa, ohne Datum
http://idpc.net/policy-advocacy/regional-work/middle-east-north-africa

·      Le Midi: Un Réseau de trafic de psychotropes démantelé à Saida: Trois pharmaciens dont une femme interpellés, 3. Oktober 2012, S. 4
http://www.lemidi.dz/pdf/download.php?folder_id=docs/2012/10/&file_id=1690-2012-10-03.pdf

·      Ministerium für Justiz (Algerien): Le séminaire euro-méditerranéen sur Le traitement de substitution aux opiacés dans le cadre d’une politique de réduction des risques, 22. April 2015
http://www.onlcdt.mjustice.dz/onlcdt_fr/21-22_04_2015_fr.pdf

·      Moualek, Dalila/ Pacha, Lamia Ali/ Abrouk, Samira et al.: Multicenter Transversal Two-Phase Study to Determine a National Prevalence of Epilepsy in Algeria. In: Neuroepidemiology 2012 39, 2012, S. 131–134
www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22889740

·      Netdoktor.at: Zyprexa 2,5 mg-überzogene Tabletten, ohne Datum
http://www.netdoktor.at/medikamente/zyprexa-2-5-mg-ueberzogene-tabletten-274426

·      PatientenInfoService: Rivotril® 2 mg Tabletten, ohne Datum
http://www.patienteninfo-service.de/a-z-liste/r/rivotrilR-2-mg-tabletten/

·      Radio Algérienne: Oran : mise en échec de commercialisation de 600 comprimés psychotropes, 3. Juli 2015
http://www.radioalgerie.dz/news/fr/article/20150703/45639.html

·      Toxicomanie: Séminaire euro-méditerranéen sur le traitement de substitution aux opiacés Dans le cadre d'une politique de réduction des risques 21-22 avril 2015 Hôtel SHERATON, Alger, 2. Juli 2015
http://toxicomanie-dz.com/tso-seminaire.php

·      TSA - Tout Sur l’Algérie: Le Rivotril vendu illégalement en Algérie proviendrait de France et du Maroc, ohne Datum
http://archives.tsa-algerie.com/politique/le-rivotril-vendu-illegalement-en-algerie-proviendrait-de-france-et-du-maroc_2526.html

 

 

We’re running a survey to find out how you use ecoi.net. We would be grateful if you could help us improve our services.

It takes about 7-15 minutes.

To take the survey, click here. Thank you!

ecoi.net survey 2025