Document #1031530
ACCORD – Austrian Centre for Country of Origin and Asylum Research and Documentation (Author)
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Die US-amerikanische Online-Zeitung International Business Times schreibt in einem Artikel vom Juni 2015, dass laut Angaben von Independent Catholic News (ICN) ein Beamter der Stadt Bagdad mitgeteilt habe, dass seit Beginn des Irak-Krieges fast 70 Prozent der Häuser von in der irakischen Hauptstadt lebenden ChristInnen illegal beschlagnahmt worden seien. Seit Beginn der US-amerikanischen Invasion hätten mehr als eine Million Menschen, darunter zwei Drittel der ChristInnen des Landes, den Irak verlassen.
Wie der Artikel weiters anführt, habe es sich dem Beamten zufolge bei den beschlagnahmten Häusern um Häuser von ChristInnen gehandelt, die aus Bagdad geflohen seien, um anderswo Schutz vor gewaltsamen Angriffen zu suchen. Das am meisten betroffene Gebiet befinde sich im Bagdader Viertel al-Wahda.
Laut der Nachrichtenwebsite al-Araby habe das oberste Gericht im Irak im Februar 2015 angekündigt, dass es beginnen werde, die illegale Beschlagnahmung christlichen Eigentums seit 2003 zu untersuchen, die Täter zur Rechenschaft zu ziehen und den Opfern Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.
Der Stadtbeamte sei allerdings skeptisch was die Möglichkeit für ChristInnen anbelange, in ihre Häuser zurückzukehren oder zu beweisen, dass sie die EigentümerInnen der Häuser seien. In vielen Fällen seien die Eigentumsurkunden gefälscht worden und die neuen Dokumente seien beim Grundbuchamt hinterlegt worden. Viele Eigentumsobjekte seien illegal an andere IrakerInnen übergeben worden. Deshalb sei es möglich, dass sowohl der ursprüngliche als auch der neue Eigentümer über eine legal registrierte Eigentumsurkunde für dasselbe Objekt verfügen würden:
„A city official in Iraq claims that almost 70 percent of Christians living in Baghdad have had their property illegally confiscated since the beginning of the Iraq War, according to Independent Catholic News. Since the beginning of the American invasion, over a million people in Iraq, including two-thirds of the country's Christians, left the Middle Eastern nation expecting to return after the conflict, reports ICN.
‘Almost 70 percent of Baghdad's Christian homes have been illegally seized,’ Mohammed al-Rubai, a member of Baghdad's municipal council, said in an interview with Al-Mada TV station. ‘These houses belonged to Christians who fled from Baghdad, seeking refuge from violent attacks targeting them and their homes. ... The area's most affected where in the al-Wahda neighborhood of Baghdad.’
The figure comes months after the top court in Iraq announced in February that it would begin investigating the illegal seizure of Christian property in Iraq after the 2003 invasion, according to al-Araby. In a statement in February, the Supreme Judicial Council said that ‘all properties that were confiscated, seized or had their ownership transferred or appropriated on ethnic, religious or sectarian grounds, or those seized without remuneration, will be investigated. The offenders will be held accountable and the victims will be given justice.’
In his television appearance, al-Rubai seemed skeptical of the possibility of Christians being able to return to their homes or to prove ownership, saying that in many cases ‘the title deed documents have been falsified and the new title deeds have been lodged with the real estate registry. Many properties had been given illegally to other Iraqi citizens. Thus, it is possible that both parties [the original and new owners] can possess legally registered title deeds to the same property.’” (International Business Times, 10. Juni 2015)
Kurdish Globe, eine englischsprachige, in Arbil (Nordirak) herausgegebene Wochenzeitung, führt in einem Artikel vom September 2015 an, eine Quelle aus Sicherheitskreisen in Bagdad habe angegeben, dass einige schiitische Milizenführer die Häuser von ChristInnen beschlagnahmt hätten, die aufgrund der schlechten Sicherheitslage die Stadt verlassen hätten. Zuvor habe der irakische Vizepräsident erklärt, dass das Leben und das Eigentum der ChristInnen sicher seien. Dieses Versprechen sei jedoch nicht eingehalten worden. Einem christlichen Parlamentsmitglied zufolge habe der irakische Ministerpräsident versprochen, den Beschlagnahmungen nachzugehen, dies sei bislang jedoch nicht geschehen:
„A security source in Baghdad stated that some Shiite Militia leaders have confiscated the houses of the Christians who have left the city due to instability of security situation. Earlier, Iraqi Vice president, Nuri al-Maliki said that the Christians' lives and properties are guaranteed to be safe, but his promise was not kept. Emad Yohanna, an Iraqi parliament member from Christian entity, said the Iraqi Prime Minister, Haider Abbadi promised to follow up the case but nothing has been done so far.” (Kurdish Globe, 22. September 2015)
AsiaNews, eine offizielle Presseagentur des Päpstlichen Instituts für die auswärtigen Missionen, gibt in einem Artikel vom Juli 2015 eine offizielle Pressemitteilung der Kommunikationsabteilung des Chaldäischen Patriarchats wieder, in der dieses auf die Sicherheitslage in Bagdad eingeht. Der Pressemitteilung zufolge verschlechtere sich die Sicherheitslage weiter. Dies werde von einigen Personen und Gruppen ausgenutzt, um Entführungen zur Erpressung von Geldsummen und zur Terrorisierung von ZivilistInnen durchzuführen. In weniger als zwei Wochen seien in der Stadt vier Christen entführt worden, von denen zwei getötet worden seien, obwohl ihre Familien Lösegeld bezahlt hätten. Dies seien nicht die ersten Fälle solcher Entführungen seit dem Sturz des Regimes gewesen. Es würden sich darüber hinaus Fälle ereignen, in denen die Eigentumsurkunden („documents“) für die Häuser von ChristInnen gefälscht würden, um sich diese und das darin befindliche Gut anzueignen. Außerdem würden ChristInnen Drohanrufe erhalten, bei denen sie dazu aufgefordert würden, ihre Jobs aufzugeben:
„In the last two weeks four community members were kidnapped in the capital; for two of them their kidnapping ended with the death, despite the payment of ransom. In a statement the Patriarchate denounces deteriorating security and appeals to the government for the protection of persons and their property. […] Below the official press release of the Chaldean Patriarchate Department of Communication sent to AsiaNews:
It is unfortunate that the security situation continues to deteriorate, and that some individuals and groups exploit it to carry out the kidnapping of innocent people in order to gain sums of money and to terrorize civilians. In less than two weeks, they kidnapped four Christians: among them, Dr. Bashar Ghanem Al Akrawi, who was later liberated by the local police, and Saad Galyana Shaba. And the other two Christians kidnapped were killed: Qais Abd Shaya and Saher Hanna Sony, despite the fact that their families had paid ransom for their lives. This is not the first time that Christians have been kidnapped since the fall of the regime. There are also incidents where evil people are falsifying the documents of Christian homes and seizing them and their household goods. They also send them threatening messages through their mobile phones ordering them to leave their jobs.” (AsiaNews, 14. Juli 2015)
Christian Broadcasting Network News (CBN News), ein US-amerikanischer christlicher Nachrichtensender, berichtet im August 2015, dass der Irak als eines der gefährlichsten Länder für ChristInnen gelte. Rund zwei Drittel der christlichen Bevölkerung des Irak hätten das Land allein in den vergangenen zwölf Jahren verlassen. Und selbst in Städten wie Bagdad, die nicht vom Islamischen Staat (IS) kontrolliert würden, würden ChristInnen ins Visier der Dschihadisten geraten. Die meisten Bagdader ChristInnen seien vor der endlosen Gewalt geflohen. CBN News berichtet weiters über einen irakischen Pastor in Bagdad, Pastor Maher, der den ersten christlichen Radiosender des Landes leite. Die Gewalt, die zur Zeit der Gründung des Radiosenders vor zehn Jahren ein großes Problem gewesen sei, habe seitdem nicht aufgehört. Laut CBN News habe Pastor Maher seine mutige Haltung zahlreiche Todesdrohungen eingebracht, und seitdem der IS den ChristInnen den Kampf angesagt habe, sei die Gefahr noch größer geworden. Die Situation in Bagdad sei nicht nur schlecht, sondern sehr schlecht, so Pastor Maher. Als der IS die Stadt Ramadi eingenommen habe, habe sich auch eine Gefahr für die ChristInnen in der irakischen Hauptstadt ergeben, da Ramadi nicht sehr weit entfernt von Bagdad liege. Auf der einen Seite würden die ChristInnen vom IS bedroht, auf der anderen Seite sei man der Gefahr von Autobomben und Explosionen ausgesetzt:
„Iraq is considered one of the most dangerous countries in the world for Christians. Some two-thirds of its once large Christian population have fled the country in the past 12 years alone. And even in cities not controlled by ISIS, like Baghdad, Islamic jiahdists have placed a bullseye on the backs of believers in Jesus. Most of Baghdad's Christians have fled the endless violence. But one Iraqi pastor has not only stayed behind -- he's leading Iraq's first Christian radio station. […] Pastor Maher leads Baghdad's New Testament Baptist Church. He told CBN News he founded 102.9 FM in Baghdad a decade ago to reach Iraqis with the Gospel. ’During the time, violence was a major problem in Baghdad, with the sounds of explosions and car bombs,’ Pastor Maher said. […] Since then, the violence hasn't stopped -- and neither has Pastor Maher. […] His bold stance has brought countless death threats -- and with ISIS declaring war on Christians, things have only become more dangerous. ‘The situation here in Baghdad is not only bad, it is very bad,’ Pastor Maher told CBN News. ‘When ISIS occupied Ramadi, we became in danger because Ramadi is not very far away from Baghdad. On one side, we have ISIS threatening us. And the second danger we face is from car bombs and explosions.’” (CBN News, 15. August 2015)
In einem Artikel vom Dezember 2014 geht die britische Zeitung The Telegraph auf die Lage der ChristInnen in Dora ein. Bei Dora handle es sich um einen Vorort der irakischen Hauptstadt Bagdad, die im Jahr 2014 sicherer geworden sei, während der Rest des Landes in Flammen gestanden habe („has burned“). Dora sei allerdings ein sunnitischer Vorort, was bedeute, dass er mit Dschihadisten und Sympathisanten des IS durchsetzt sei („is awash with“).
Vor einem Jahrzehnt, als die US-Amerikaner und Briten in den Irak einmarschiert seien, hätten 150.000 ChristInnen, mehrheitlich assyrische und chaldäische KatholikInnen, in Dora gelebt. Davon seien 1.500 übriggeblieben. Die Schutzmauern, die Bagdad durchziehen würden, würden dazu führen, dass die Gemeinschaften ineinander verschachtelt leben würden: Die ChristInnen seien von SunnitInnen umgeben, während sich diese mit Mauern gegenüber der schiitischen Mehrheit abgrenzen würden.
Die in Dora verbliebenen ChristInnen würden die sich leerenden Kirchen hinter Barrikaden und Armee-Kontrollposten aufsuchen. Zu diesen Kirchen zähle auch die von Bruder Timothaeus, laut dem jeden Monat zwei oder drei weitere Familien ihre Autos beladen und Dora verlassen würden. In Dora würden die ChristInnen Todesdrohungen erhalten, so The Telegraph weiters. Dabei werde eine Nachricht hinterlassen, in der die BewohnerInnen eines Hauses aufgefordert würden, dieses innerhalb eines Tages zu verlassen. Manchmal würden sie auch aufgefordert, sollten sie bleiben wollen, Geld (800 US-Dollar seien normal) in einem bestimmten Geschäft zu hinterlegen. In solchen Fällen würden die ChristInnen das Geld übergeben, ihr Haus aber trotzdem verlassen. Diese Drohungen seien nichts Neues, und manche erhielten Drohungen, egal wo sie hingehen würden, bis sie schließlich das Land verlassen würden.
Fadi, ein ehemaliger Bewohner Doras, habe berichtet, dass er einen Umschlag mit einer Patrone darin und einer Botschaft erhalten habe. In dieser sei er als „ungläubiger Kreuzfahrer“ bezeichnet und aufgefordert worden, sein Haus zu verlassen. Andernfalls würden er und seine Familie getötet. Daraufhin habe er Dora verlassen und sich zu seinem Bruder an einen sichereren Ort begeben. Seine Wohnung in Dora sei niedergebrannt worden und auch an seinem neuen Wohnort habe er Drohungen erhalten.
Wie The Telegraph weiters anführt, habe die Ersetzung der demoralisierten irakischen Sicherheitskräfte durch schiitische Milizen in weiten Teilen Bagdads die Stadt sicherer gemacht als noch im Sommer, als eine unmittelbare Bedrohung durch das Vorrücken des IS bestanden habe, und sogar sicherer als in der Zeit davor. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Artikels sei Bagdad voll von ChristInnen aus Karakosch und den anderen Städten in der Ninive-Ebene gewesen. Einige würden in Kirchen und Klöstern kampieren, während andere bei Freunden unterkommen würden. Es scheine, als ob die Bombenanschläge – zumindest die, die direkt auf ChristInnen abzielen würden – aufgehört hätten. Zwar seien die ChristInnen dankbar für die größere Sicherheit, für die die schiitischen Milizen gesorgt hätten, jedoch sei ihnen auch bewusst, dass es sich nur um eine Atempause handle:
„Dora is a suburb of Baghdad, a city which has ironically become safer as the rest of Iraq has burned in 2014. But it is a Sunni suburb, and in Iraq's fractured sectarian politics that means it is awash with jihadis of the Islamic State of Iraq and the Levant and their sympathisers.
The constant death threats have built on years of bombings and kidnaps to create a psychological turning point for what was once a thriving mixed community.
A decade ago, when the Americans and British invaded Iraq, there were 150,000 Christians – mostly Assyrian and Chaldean Catholics – living in Dora. With its broad if dusty streets, and comfortable villas, it must have been a decent place to live.
Now, the blast walls that snake through Baghdad turn Dora – like most of the city's suburbs – into a Russian doll of communities: Christians are surrounded by Sunnis, themselves walled off from Baghdad's surrounding Shia majority.
Just 1,500 Christians remain. They worship at the emptying churches like Fr Timothaeus's St Shmoni's, behind barricades and army checkpoints. Every month, he says, two or three more families load their cars and quit. […]
In Dora, they get death threats. A note is left, telling a house's occupants they have a day to leave. Sometimes, they are told to leave money – $800 is normal – at a named shop, if they want to remain. They hand over the money and leave anyway. This is not new, and for some the threats follow them wherever they go – until they leave the country.
‘They left an envelope with a bullet in it at my house,’ said Fadi, 38, a former Dora resident. ‘The message said, 'you are an infidel Crusader. Leave or we will kill you and your family.' ‘So I left Dora and went over to my brother's house somewhere safer. They burned down my apartment and then threatened me at my brother's too.’ […]
The replacement by Shia militias of the leaky and demoralised Iraqi security forces in large parts of Baghdad has made the city more secure than in the summer, when it was in imminent danger from the Isil advance, and even than before then. […] Now, though, Baghdad is full of Christians from Qaraqosh and the other Ninevah Plain towns. Some are camping out in churches and monasteries, others stay with friends. The bombings – those targeting them directly at least – seem to have stopped. They are grateful for the greater security the Shia militias have brought – but aware it is only a respite.” (The Telegraph, 22. Dezember 2014)
Die internationale Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) geht in einem im Oktober 2014 veröffentlichten Bericht unter anderem auf Entführungen, Tötungen und Erpressungen durch schiitische Milizen in Bagdad und anderen Landesteilen ein. Der Bericht zitiert einen Regierungsbeamten, dem zufolge es sich bei einigen Milizionären um Diebe und Mörder handle, die versuchen würden, von den Familien ihrer Opfer Geld zu erpressen, bevor sie diese töten würden. Die Entführten hätten nur geringe Überlebenschancen, unabhängig davon, wieviel ihre Familien zahlen würden. Darüber hinaus gebe es Milizionäre, die Entführungen nur durchführen würden, um Geld zu verdienen. Diese könnten jeden ins Visier nehmen – ChristInnen, KurdInnen und selbst SchiitInnen. Mehrheitlich würden allerdings SunnitInnen entführt, da diese einfach als TerroristInnen bezeichnet werden könnten.
Der Bericht zitiert weiters die Schilderungen einer in Bagdad interviewten Christin, deren Mann nur knapp einem Entführungsversuch entkommen sei. Der Frau zufolge seien sie und ihr Mann von drei bewaffneten Männern aufgesucht worden, die sich als Angehörige des Sicherheitsdienstes im Viertel ausgegeben und ihren Ehemann mit dem Tod bedroht und zur Zahlung von Geld aufgefordert hätten. Die Männer hätten angegeben, dass es sinnlos sei, sich vor ihnen zu verstecken. Nach dem Vorfall habe die Familie ihr Haus verlassen, außerdem werde sie bald aus dem Irak ausreisen. Der Frau zufolge sei nicht gesagt, dass sie sicher seien, selbst wenn sie das Geld bezahlen würden.
Wie AI weiters anführt, habe die Familie tatsächlich das Land verlassen. Sie und andere BewohnerInnen des Gebiets hätten gegenüber AI geäußert, sie würden davon ausgehen, dass es sich bei den Verantwortlichen für die Drohungen und Erpressungen um Mitglieder der schiitischen Miliz ‘Asa’ib Ahl al-Haq handle. Der Umstand, dass die Familie es für weder sinnvoll noch sicher gehalten habe, die Polizei zu informieren, spreche Bände über die Atmosphäre der Rechtlosigkeit in Bagdad, wo schiitische Milizen wissen würden, dass sie ungestraft handeln könnten:
„A government official described the pattern to Amnesty International:
‘Some militiamen are thieves as well as killers and try to get money from their victims’ families, before killing them. Those who are kidnapped by these have little chance of survival, no matter how much their families pay. And then there are militiamen who kidnap only to make money, and they can target everyone, Christians, Kurds, and even Shi’a. I am Shi’a and I know of several Shi’a who have been abducted and released on payment of ransom. They were abducted in areas which are militias’ strongholds, where it would be impossible for ordinary criminals to operate in such a way. But mostly they kidnap Sunnis, because the victims can easily be labelled as terrorists and nobody is going to do anything about it’.
A Christian woman whose husband narrowly escaped an attempted abduction told Amnesty International:
‘Three armed men came to our home on 21 July at 9pm. They said they were from the neighborhood security but we knew this was not true. Luckily we were having a dinner party and the house was full of people, so the men left but later called demanding a large sum of money. They told my husband ‘we know you are Christian and you are a good man and we don’t want to kill you but you must pay and don’t think you can avoid paying by moving; we know everything about your family and we’ll find you wherever you go and will kill you’. So we left our home and in a few days we will leave Iraq. Who is to say that even if we pay we would be safe? We don’t want to live with such a threat hanging over our head.’
The family subsequently left the country. This family and other residents of the area told Amnesty International that they believe that those responsible for the threats and extortion are members of ‘Asa’ib Ahl al-Haq, a Shi’a militia. […] The fact that the family felt it would be neither useful nor safe to inform the police speaks volume about the atmosphere of lawlessness in the capital, where Shi’a militias know that they can act with impunity.” (AI, 14. Oktober 2014, S. 8-9)
Die österreichische Tageszeitung Die Presse geht in einem Artikel vom Dezember 2014 wie folgt auf die Sicherheitslage in Bagdad, im speziellen für ChristInnen, ein:
„Der Dominikaner lebt in der irakischen Hauptstadt Bagdad, die fast zwölf Jahre nach dem Einmarsch der US-Truppen und dem Sturz von Diktator Saddam Hussein nach wie vor von Gewalt heimgesucht wird. Seit dem Abzug der US-Kampftruppen aus dem Irak Ende 2011 hat sich die Lage sogar erneut verschärft. […]
‚Es gibt keine Sicherheit in Bagdad‘, schildert der irakische Geistliche. ‚Wenn du in die Arbeit fährst, weißt du nicht, ob du dort heil ankommst oder entführt wirst.‘ Es ist eine Mischung aus politischer Gewalt und reinem Verbrechertum, die diese Atmosphäre der Angst geschaffen hat. Kidnapping ist in Iraks Hauptstadt ein einträgliches Business geworden – für Mafiabanden, aber auch für extremistische Gruppen, die damit zugleich Geld verdienen und Gegner einschüchtern können.
Alle Iraker leiden unter dieser Gefahr. Aber Christen sind dabei ein besonders leichtes Opfer: Sie werden von Extremisten als Ungläubige angesehen, an denen man sich ohne moralische Bedenken vergehen könne. Und sie haben als Minderheit in einem Staat mit schwachen Sicherheitsstrukturen keine Schutzmacht. In den Jahren nach dem US-Einmarsch schlitterte der Irak in einen Bürgerkrieg zwischen bewaffneten schiitischen und sunnitischen Gruppen, der zuletzt wieder aufflammte. Zahlreiche sunnitische und schiitische Iraker wurden dabei ermordet. Und Minderheiten wie die Christen gerieten in dieser Auseinandersetzung zwischen alle Fronten. […]
In Bagdad gibt es mittlerweile ganze Viertel, die entweder von Schiiten oder Sunniten samt ihrer jeweiligen Milizen kontrolliert und gesichert werden. ‚Die Menschen werden vor allem von ihren jeweiligen Stämmen verteidigt. Die Christen finden dabei aber keine Sicherheit. Sie haben keine Schutzmacht‘, erklärt der Dominikaner.
‚Wir sind sehr besorgt über die Lage der Christen in Bagdad und auch im übrigen Irak‘, sagt Andrzej Halemba, Nahost-Experte der Organisation Kirche in Not. Vor 2003 hätten noch geschätzte 1,2 bis 1,5 Millionen Christen im Irak gelebt, berichtet er. ‚Jetzt sind es nur mehr etwa 250.000.‘ […]
Nun ist eine Bedrohung dazugekommen, die noch weit gefährlicher scheint als alles Bisherige: Die Extremisten des sogenannten Islamischen Staates (IS) haben große Teile Syriens und des Irak erobert. Ihr Vormarsch hat die Extremisten bis vor die Tore Bagdads geführt.“ (Die Presse, 21. Dezember 2014)
Der deutsche Auslandsrundfunksender Deutsche Welle (DW) führt in einem Artikel vom April 2014 Folgendes an:
„Immer wenn die christlichen Feiertage sich nähern, bekommt Youssef Angst. Dann packt er seine Sachen und fährt raus aus Bagdad, 350 Kilometer weit Richtung Norden. Etwa 40 Kilometer vor Mosul, Iraks zweitgrößter Stadt, biegt er ab nach Karakosh, wo er sich eine kleine Wohnung gekauft hat. Am Kontrollpunkt an der Einfahrt in die Christenstadt kennt man ihn schon. Mit seiner hellen Haut hebt er sich von anderen Irakern ab.
‚Wie ist es in Bagdad?‘, fragen die Sicherheitskräfte den Ankommenden, ‚wie viele Bomben hattet ihr gestern?‘ Youssef berichtet von zwei Mörsergranaten, die auf den Flughafen abgezielt wurden und einer Autobombe, die im Geschäftsviertel Karrada explodierte. Er habe aber aufgegeben, alle Explosionen zu zählen, sagt der 38-jährige Iraker müde. Es sind zu viele mittlerweile. Im südlichen Stadtteil Dura, wo er zuhause ist, sei es ausnahmsweise mal ruhig geblieben. An Weihnachten waren dort gleich mehrere Anschläge verübt worden. Als Gläubige die Christmette verließen, explodierte eine Autobombe. Tags darauf wurde der Markt bombardiert, der sowohl von Muslimen, als auch von Christen gern besucht wird. Insgesamt mehr als 50 Menschen fanden den Tod. Youssef befürchtet, dass auch an Ostern der Terror keine Pause einlegen wird. Seit April letzten Jahres nimmt die Gewalt wieder zu. Allein im Monat März sind fast 600 Menschen getötet und über 1000 verletzt worden. Die meisten von ihnen in der Hauptstadt Bagdad.“ (DW, 19. April 2014)
Bitte beachten Sie, dass die folgende Übersetzung aus dem Norwegischen unter Verwendung von technischen Übersetzungshilfen erstellt wurde. Es besteht daher ein erhöhtes Risiko, dass diese Arbeitsübersetzung Ungenauigkeiten enthält.
Das norwegische Herkunftsländerinformationszentrum Landinfo geht in einem im Februar 2015 veröffentlichten Bericht unter Bezugnahme auf verschiedene Quellen auf die Sicherheitslage in Bagdad ein. Wie der Bericht anführt, werde davon ausgegangen, dass die Hälfte der ChristInnen die Stadt nach 2003 verlassen habe. Auch ein erheblicher Anteil der anderen Minderheitengruppen sei aus der Stadt geflohen.
An anderer Stelle erwähnt der Bericht, dass es in den letzten Jahren zu Angriffen auf Nachtclubs und Bars in Bagdad, die irakischen Christen gehören und von diesen betrieben würden, gekommen sei. Einige der Quellen, die von Landinfo und der schwedischen Migrationsbehörde (Migrationsverket) im November 2013 in der irakischen Hauptstadt befragt worden seien, seien davon ausgegangen, dass sich die Angriffe auf solche Orte vornehmlich gegen Verkaufsstellen von Alkohol gerichtet hätten und nicht darin begründet gewesen seien, dass die angegriffenen Örtlichkeiten im Besitz von Christen gewesen seien. Die Angriffe würden jedoch der Wirtschaft schaden und seien gefährlich für die Besitzer, Gäste und Kunden, so Landinfo weiters.
Wie in dem Bericht weiters angeführt wird, habe sich Landinfo im Rahmen einer Fact-Finding-Mission im November 2014 in Amman mit irakischen ChristInnen, die kurz zuvor nach Jordanien geflohen seien, getroffen. Sie hätten angegeben, dass die Lage in Bagdad unhaltbar geworden sei. Eine Frau, mit der Landinfo gesprochen habe, habe berichtet, in Bagdad aufgrund der unsicheren Lage mit ihrer Familie von Ort zu Ort geflohen zu sein. Schlussendlich hätten sie sich gezwungen gesehen, den Irak zu verlassen. Auch habe die Frau mitgeteilt, dass der Rektor der Universität, an der sie studiert habe, ihr kein Diplom ausstellen würde, da sie Christin sei.
Landinfo führt in dem Bericht ebenfalls an, dass die Bezirke, in denen ChristInnen und Angehörige anderer kleiner Minderheiten leben würden, zu klein seien, um diesen guten Schutz zu bieten. Außerdem würden ChristInnen und andere ethnische/religiöse Minderheiten nicht über ihre eigenen Milizen verfügen. Unter Bezugnahme auf die weiter oben zitierte Textstelle des AI-Berichts vom Oktober 2014 schreibt Landinfo, eine christliche Quelle habe gegenüber AI erwähnt, dass die herrschende Miliz („militia-in-chief“) die ChristInnen zwingen könne, „Schutzgeld“ zu zahlen. Der Quelle zufolge gebe es im Allgemeinen keine Garantie dafür, dass eine Zahlung Schutz gewährleiste. Die christlichen Minderheiten seien außerdem nicht durch Stammesstrukturen miteinander verbunden, so Landinfo weiters. Eine solche Verbundenheit könnte ihnen Schutz bieten:
„Det antas at kanskje så mye som halvparten av de kristne har forlatt byen etter 2003. En betydelig andel av de andre minoritetene har også flyktet fra byen.“ (Landinfo, 13. Februar 2015, S. 12)
„I løpet av de siste par årene har det også forekommet angrep rettet mot nattklubber og barer som er eid og drevet av kristne irakere i Bagdad. Flere av kildene Landinfo og Migrationsverket traff i Bagdad i november 2013, mente at angrepene mot slike steder først og fremst skyldes alkoholutsalg, og ikke at de eies av kristne (Landinfo og Migrationsverket 2014, s. 8). Ødeleggende for økonomien og farlig for både eiere, gjester og kunder er det likevel. […]
Landinfo møtte kristne irakere som nylig hadde flyktet til Jordan under en tjenestereise i november 2014 (samtale i Amman). De fortalte at situasjonen i Bagdad var blitt uholdbar. En av kvinnene vi snakket med, fortalte at hun og familien hadde flyttet fra sted til sted i byen på grunn av den usikre situasjonen, og så seg til slutt nødt til å flykte fra landet. Denne kvinnen nevnte også at rektoren på universitetet der hun hadde studert, ikke ville utstede vitnemål til henne fordi hun var kristen.“ (Landinfo, 13. Februar 2015, S. 14)
„De strøkene der kristne og andre små minoriteter holder til, er for små til å gi dem noen god beskyttelse. Kristne og andre etnisk/religiøse minoriteter har ikke egne militser. Derimot kan andre militser tvinge dem til å betale ‚beskyttelsespenger‘, slik en kristen kilde fortalte til Amnesty International (2014, s. 9). Noen garanti for at betaling ville utløse beskyttelse mente kilden for øvrig ikke å kunne påregne Den kristne minoriteten er heller ikke knyttet sammen i stammestrukturer som kan gi dem tilleggsbeskyttelse.“ (Landinfo, 13. Februar 2015, S. 15)
In einem im April 2015 veröffentlichten Bericht geht die finnische Einwanderungsbehörde (Finnish Immigration Service) basierend auf verschiedenen Quellen auf die Sicherheitslage und schiitische Milizen in Bagdad ein. Unter Bezugnahme auf einen Bericht des australischen Außen- und Handelsministeriums (Department of Foreign Affairs and Trade, DFAT) von 2013 (der von ACCORD im Original nicht gefunden wurde) schreibt die finnische Einwanderungsbehörde, dass ChristInnen über Fälle von Diskriminierung am Arbeitsplatz im öffentlichen Dienst („government workplaces“) berichtet hätten. Christinnen würden Karrieremöglichkeiten vorenthalten, da sie sich weigern würden, am Arbeitsplatz ein Kopftuch zu tragen. Andererseits hätten einige ChristInnen davon profitiert, dass sie als Unbeteiligte am sunnitisch-schiitischen Konflikt angesehen worden seien:
„Christians have reported cases of discrimination in government workplaces. Christian women are denied career opportunities because they refuse to wear a scarf in the workplace. On the other hand, being considered uninvolved in the Sunni-Shia conflict has worked to the advantage of some Christians.” (Finish Immigration Service, 29. April 2015, S. 19)
[Passage aus dem Asylbericht des Auswärtigen Amtes entfernt]
Folgende Anfragebeantwortung des kanadischen Immigration and Refugee Board (IRB) vom Jänner 2014 enthält ebenfalls Informationen zur Behandlung von und Gewalt gegen ChristInnen im Irak:
· IRB - Immigration and Refugee Board of Canada: Iraq: Situation of Christians in the north, the Kurdistan region, and Baghdad, including incidents of violence and displacement; government protection (2010-2013) [IRQ104716.E], 20. Jänner 2014 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/local_link/268522/396484_de.html
Auf den Seiten 22 bis 30 des weiter oben zitierten Berichts der finnischen Einwanderungsbehörde vom April 2015 finden sich Abschnitte zur sicherheitsrelevanten Lage in verschiedenen Bezirken Bagdads:
Finnish Immigration Service: Security Situation in Baghdad - The Shia Militias, 29. April 2015
http://www.migri.fi/download/61225_Security_Situation_in_Baghdad_-_The_Shia_Militias_29.4.2015.pdf?01abe06266acd288
Auch in folgendem Dokument finden sich auf den Seiten 28 bis 44 Informationen zur sicherheitsrelevanten Lage im Gouvernement Bagdad:
UK Home Office: Country Information and Guidance Iraq: Security situation, November 2015 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/1226_1448438071_iraq-cig-security-situation-nov-15.pdf
Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 14. Dezember 2015)
· AA - Auswärtiges Amt: Bericht über die asyl- und abschiebungsrelevante Lage in der Republik Irak, 23. Dezember 2014
· AI - Amnesty International: Absolute Impunity: Militia Rule in Iraq [MDE 14/015/2014], 14. Oktober 2014 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/4543_1433162697_absolute-impunity-iraq-report.pdf
· AsiaNews: Baghdad, Christians kidnapped and killed. Chaldean Patriarchate asks for protection and security, 14. Juli 2015
http://www.asianews.it/news-en/Baghdad,-Christians-kidnapped-and-killed.-Chaldean-Patriarchate-asks-for-protection-and-security-34760.html
· CBN News - Christian Broadcasting Network News: Iraqi Christian Radio Reaches Millions Amid ISIS Threat, 15. August 2015
http://www1.cbn.com/cbnnews/world/2015/August/Iraqi-Christian-Radio-Reaching-Millions/
· Die Presse: Irak: “Christen haben keine Schutzmacht”, 21. Dezember 2014
http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/4624580/Irak_Christen-haben-keine-Schutzmacht
· DW - Deutsche Welle: Angst vor christlichen Feiertagen, 19. April 2014
http://www.dw.com/de/angst-vor-christlichen-feiertagen/a-17578746
· Finnish Immigration Service: Security Situation in Baghdad - The Shia Militias, 29. April 2015
http://www.migri.fi/download/61225_Security_Situation_in_Baghdad_-_The_Shia_Militias_29.4.2015.pdf?01abe06266acd288
· International Business Times: In Baghdad, 70 Percent Of Christian Homes Were Seized During Iraq War, City Official Claims, 10. Juni 2015
http://www.ibtimes.com/baghdad-70-percent-christian-homes-were-seized-during-iraq-war-city-official-claims-1961341
· IRB - Immigration and Refugee Board of Canada: Iraq: Situation of Christians in the north, the Kurdistan region, and Baghdad, including incidents of violence and displacement; government protection (2010-2013) [IRQ104716.E], 20. Jänner 2014 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/local_link/268522/396484_de.html
· Kurdish Globe: Shiite Militias confiscate Christians’ properties, 22. September 2015
http://www.kurdishglobe.net/Default.aspx?page=article&id=754&l=1
· Landinfo - Norwegian Country of Origin Information Centre: Irak: Bagdad - sikkerhetssituasjon per februar 2015, 13. Februar 2015 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/1226_1442566939_3075-1.pdf
· The Telegraph: Iraq crisis: The last Christians of Dora, 22. Dezember 2014
http://www.telegraph.co.uk/news/worldnews/middleeast/iraq/11307515/Iraq-crisis-The-last-Christians-of-Dora.html
· UK Home Office: Country Information and Guidance Iraq: Security situation, November 2015 (verfügbar auf ecoi.net)
http://www.ecoi.net/file_upload/1226_1448438071_iraq-cig-security-situation-nov-15.pdf