Anfragebeantwortung zu Georgien: 1) Gibt es eine Schwulenszene in Tiflis?; 2) Welche NGOs, Vereine und ähnliche Organisationen gibt es in Georgien bzw. Tiflis, die sich für die Rechte von Homosexuellen einsetzen bzw. diese unterstützen? [a-8549]

4. November 2013
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1) Gibt es eine Schwulenszene in Tiflis?
In den ACCORD derzeit zur Verfügung stehenden Quellen konnten im Rahmen der zeitlich begrenzten Recherche nur wenige aktuelle Informationen zu oben genannter Fragestellung gefunden werden. Im Folgenden finden sich deshalb auch einige Informationen etwas älteren Datums.
 
BBC News berichtet in einem Artikel vom Mai 2013, dass tausende GeorgierInnen in Tiflis gegen eine Kundgebung für die Rechte Homosexueller, die am internationalen Tag gegen Homophobie stattgefunden habe, protestiert hätten. Die DemonstrantInnen hätten Polizeiabsperrungen durchbrochen und Brennnesseln bei sich getragen, um die AktivistInnen damit zu schlagen. Die Polizei sei gezwungen gewesen, die rund 50 AktivistInnen aus dem Stadtzentrum zu bringen, um eine weitere Eskalation der Gewalt zu verhindern. Mehrere Personen, darunter ein(e) JournalistIn und ein(e) PolizistIn, seien verletzt worden. Den Protesten vorausgegangen seien Aussagen des Oberhaupts der georgisch-orthodoxen Kirche, der die Behörden aufgefordert habe, die Kundgebung für die Rechte Homosexueller nicht zuzulassen. Er habe die Kundgebung als eine „Verletzung der Rechte der Mehrheit“ und eine „Beleidigung“ für die georgische Nation bezeichnet. Darüber hinaus habe er Homosexualität als eine Krankheit bezeichnet und sie mit Drogenabhängigkeit verglichen. Wie der Artikel weiters anführt, sei eine ähnliche Kundgebung im Jahr 2012 gleich geendet:
„Thousands of Georgians have protested in the capital Tbilisi against a gay rights rally being held to mark the international day against homophobia. They broke through police barricades and carried stinging nettles with which to beat activists. Some posters read: ‘We don't need Sodom and Gomorrah’. Police were forced to bus the 50 or so activists out of the city centre to avoid further violence. Several people, including a journalist and a police officer, were injured. The protests followed comments from the head of the Georgian Orthodox Church. Patriarch Ilia II had urged the authorities not to allow the gay pride rally to go ahead, saying it was a ‘violation of the majority's rights’ and ‘an insult’ to the Georgian nation. He described homosexuality as a disease and compared it to drug addiction. […] A similar rally held last year ended in the same way.” (BBC News, 17. Mai 2013)
Die Menschenrechts-NGO Amnesty International (AI) berichtet in einer Pressemitteilung über denselben Vorfall. Die Polizei in Tiflis habe den LGBTI-AktivistInnen, die sich anlässlich der Kundgebung im Puschkin-Park versammelt hätten, keinen Schutz vor den GegendemonstrantInnen geboten. Bei der Gewalt seien 17 Personen verletzt worden, darunter drei Polizisten und ein(e) JournalistIn. Die Angreifer seien von den religiösen Führern der georgisch-orthodoxen Kirche begleitet und anscheinend von diesen ermutigt worden. Laut AI sei dies das zweite Jahr in Folge gewesen, in dem die Polizei LGBTI-AktivistInnen nicht vor gewaltsamen Angriffen durch orthodoxe Gruppen beschützt habe:
„Police in the Georgian capital Tbilisi failed to protect lesbian, gay, bisexual, transgender and intersex (LGBTI) activists as thousands of people violently attacked a Pride event today in what Amnesty International said was an ineffective response to organized and violent homophobia. Georgian LGBTI activists were assembling in the capital's Pushkin park for a peaceful rally to mark the International Day against Homophobia and Transphobia (IDAHO) when the event was cut short by a throng of angry counter-protesters reported to number in the thousands. The ensuing violence resulted in 17 people being injured – 12 of whom were hospitalized, including three policemen and a journalist. […] The attackers at today's event were accompanied by – and appear to have been encouraged by – the religious authorities from the Georgian Orthodox Church. According to media reports, on Thursday the Church's highest authority, Patriarch Ilia II, called on the authorities to ban the LGBTI rights event, saying it would be ’an insult‘ to Georgian tradition. Amnesty International noted that this is the second consecutive year that police in Tbilisi have failed to protect LGBTI activists from violent attacks by Orthodox groups inspired by such intolerance.” (AI, 17. Mai 2013)
Die internationale Nachrichtenagentur Reuters berichtet ebenfalls über den Vorfall. In dem Artikel wird außerdem erwähnt, dass es in Tiflis nur wenige Cafés oder Bars gebe, in denen sich Homosexuelle treffen würden. (Reuters, 17. Mai 2013)
 
Die Women’s Initiatives Supporting Group (WISG), eine unabhängige georgische Frauenrechts-NGO, erwähnt in einem im Jahr 2012 veröffentlichten Bericht zur Lage von LGBT-Personen in Georgien, dass es nur sehr wenige Cafés, Bars und Clubs in Tiflis gebe, die LGBT-Personen einigermaßen „freundlich“ („moderately ‚friendly‘“) gegenüber stehen würden (WISG, 2012, S. 79).
 
Die International Lesbian, Gay, Bisexual, Trans and Intersex Association (ILGA), ein weltweites Netzwerk von lokalen und nationalen LGBTI-Organisationen, erwähnt in ihrem Jahresbericht vom Mai 2013 zur Menschenrechtslage von LGBTI-Personen in Europa (Berichtszeitraum 2012), dass LGBTI-AktivistInnen im Mai 2012 anlässlich des Internationalen Tages gegen Homophobie eine Homosexuellen-Parade in Tiflis organisiert hätten. Bei dieser Parade habe es sich um die erste Homosexuellen-Parade in Georgien gehandelt, und RegierungsvertreterInnen hätten angekündigt, solche Veranstaltungen in Zukunft zu schützen. Allerdings sei die Parade gewaltsam von christlich-orthodoxen GegendemonstrantInnen gestört worden, was zum Einschreiten der Polizei geführt habe. Einige LGBTI-AktivistInnen und GegendemonstrantInnen seien inhaftiert worden. Am darauffolgenden Tag hätten sich einige Dutzend LGBTI-AktivistInnen und ihre UnterstützerInnen vor dem Parlament versammelt, um gegen die Gewalt zu demonstrierten. Diese Demonstration sei, trotz feindlicher Reaktionen von PassantInnen, ohne größeren Zwischenfälle verlaufen:
„In May, LGBTI activists organised a Pride Parade in Tbilisi to celebrate IDAHO [International Day Against Homophobia]. This event was the first Pride Parade ever organised in the country, and government representatives pledged to protect such events in the future. However, the march was violently disrupted by Orthodox Christian counter-demonstrators, leading to an intervention by the police. Some LGBTI activists and counter-demonstrators were detained. The following day, several dozen LGBTI activists and their supporters gathered outside the Parliament to protest against the violence that had taken place. This rally, despite hostile reactions from passers-by, took place without major incident.” (ILGA-Europe, 17. Mai 2013, S. 104)
Peace Corps/Georgia, das in Georgien durchgeführte Programm des Peace Corps, einer unabhängigen Behörde der USA, die Freiwillige in verschiedene Länder der Erde entsendet, um Frieden und gegenseitiges Verständnis zu fördern, veröffentlicht im Juni 2013 einen Bericht, der sich an angehende Freiwillige in Georgien richtet und unter anderem Informationen über mögliche Probleme für homo- oder bisexuelle Freiwillige während ihres Aufenthalts in Georgien enthält. Wie der Bericht anführt, gebe es in Georgien ein sehr traditionelles Rollenverständnis von Mann und Frau sowie soziale Erwartungen, dass man heiraten und anschließend Kinder bekommen solle. Homosexualität werde in Georgien nicht offen diskutiert oder akzeptiert. Während es in Tiflis eine homosexuelle Gemeinschaft im Untergrund gebe, könne es für die Freiwilligen sehr schwierig werden, die benötigte Unterstützung zu erhalten, da sie in ländlichen Gemeinschaften untergebracht würden:
„Georgia has very traditional gender roles for men and women and social expectations are for people to get married and have children immediately after marriage. Homosexuality in Georgia is not openly discussed or accepted. […] While there is an underground gay community in Tbilisi, finding the support you need may be very difficult since Volunteers are placed in rural communities where very traditional gender roles are the norm.” (Peace Corps/Georgia, Juni 2013, S. 45)
EurasiaNet, eine vom Central Eurasia Project des Open Society Institute betriebene Website, die Informationen und Analysen zu politischen, wirtschaftlichen und sozialen Themen zur Verfügung stellt, schreibt in einem Artikel vom Februar 2011, dass laut einer im Jahr 2009 durchgeführten Umfrage des Caucasus Research Resource Centres geschätzte 91,5 Prozent der GeorgierInnen denken würden, dass Homosexualität unter keinen Umständen akzeptabel ist. Dass dem Thema Homosexualität nur selten mediale Aufmerksamkeit zuteilwerde, habe wenig dazu beigetragen, die öffentliche Wahrnehmung zu ändern. Laut dem geschäftsführenden Direktor der Diversity Research and Community Activism Association bedeute diese Einstellung, dass, abgesehen von einigen zwielichtigen Cruising Areas und ein paar homosexuellenfreundlichen Bars in Tiflis, die georgische homosexuelle Gemeinschaft größtenteils im Internet agiere und Avatars und Blind Dates nutze, um sich vor der Verachtung durch Familie, Freunde und die Öffentlichkeit zu schützen. Die Diversity Research and Community Activism Association sei die einzige georgische Non-Profit-Organisation, die sich mit sexuellen Minderheiten beschäftige.
Einigen homosexuellen GeorgierInnen zufolge führe der geheime Charakter des homosexuellen Lebens in Georgien dazu, dass Homosexuelle verstärkt der Gefahr ausgesetzt seien, Opfer eines Verbrechens zu werden. Die Angst vor sozialer Ächtung und, manchmal, physischen Übergriffen treibe die homosexuelle Gemeinschaft in den Untergrund, wo es schwierig sein könne, mögliche Unruhestifter („troublemakers“) zu identifizieren:
„An estimated 91.5 percent of Georgians think that homosexuality is never acceptable, according to a 2009 survey by the Caucasus Research Resource Centers. Rare media attention to the topic of homosexuality has done little to change public perceptions. Save for a few shady cruising areas and a couple of gay-friendly bars in Tbilisi, that attitude means that Georgia’s gay community largely operates online, in a realm of secret avatars and blind dates – all designed to shield gay Georgians from the scorn of family, friends and the general public, commented Tamta Melashvili, acting director of the Diversity Research and Community Activism Association. Melashvili’s group is the only Georgian non-profit organization that directly deals with sexual minorities. […]
Some gay Georgians say that the secretive nature of Georgia’s gay life increases the vulnerability of homosexuals to crime. Fear of social ostracism and, sometimes, physical abuse, drives the gay community underground, into ‘a dark corner,’ as gay rights activist Davit Mikheil Shubladze put it, where screening for potential troublemakers on dating sites can prove difficult.” (EurasiaNet, 15. Februar 2011)
In einem im Jahr 2011 erschienenen Buch schreibt Shorena Gabunia von der georgischen Bürgerrechtsbewegung Identoba, die sich für die Rechte von LGBT-Personen einsetzt, dass Homosexualität kein neues oder „fremdes“ soziales Phänomen in der städtischen Kultur von Tiflis sei. Allerdings würden Orte für Homosexuelle heutzutage dazu neigen, marginalisiert und mit sozialer Ächtung belegt zu sein. Die aktuelle repressive homophobe Atmosphäre führe allerdings nicht dazu, dass Homosexualität aus Tiflis ausgeschlossen oder städtische Räume nur „korrekten“ sozialen und kulturellen Gruppen vorbehalten seien. Es gebe immer noch Plätze in der Stadt, die Homosexuelle als Bühne nutzen könnten, um ihre sexuelle Orientierung zu zeigen.
Die gegenwärtige homosexuelle Kultur in Tiflis sei erheblich durch die sowjetische Vergangenheit beeinträchtigt. Gleichzeitig gebe es einige Anzeichen für eine neue Toleranz gegenüber der homosexuellen Subkultur. Die homosexuelle Gemeinschaft in Tiflis sei heutzutage flexibler und werde etwas immuner gegenüber repressiven homophoben sozialen Haltungen:
„In this paper I argue that homosexuality is not a new or ‘strange’ social phenomenon for Tbilisi’s urban culture. However, nowadays gay spaces tend to be marginalized and bear social ostracism. The current repressive homophobic atmosphere is nevertheless unable to exclude homosexuality from Tbilisi or to allocate urban spaces exclusively to ‘correct’ social and cultural groups; there are still places in the city today that offer a stage for people to express their homosexual identity.” (Gabunia, 2011, S. 247)
„Contemporary Tbilisi gay culture is seriously affected by the Soviet past. At the same time, there are some signs of a new tolerance of the gay subculture. The gay community in Tbilisi today is more flexible and is becoming somewhat more immune to repressive homophobic social attitudes.” (Gabunia, 2011, S. 260)
In einem im Jahr 2010 veröffentlichten Bericht der dänischen Consulting Group COWI und des Danish Institute for Human Rights, Dänemarks nationaler Menschenrechtsinstitution, wird erwähnt, dass MitarbeiterInnen von Tanadgoma, einer der größeren NGOs in Georgien mit Fokus auf HIV/AIDS, angegeben hätten, dass LGBT-Personen dazu gezwungen seien, ihre Identität zu verbergen. Allerdings sei das Akzeptanzniveau in der Hauptstadt Tiflis und großen Städten größer:
„Tanadgoma is one of the major NGOs in the country focusing on HIV/AIDS. Staff of the organisation, which has close contact with LGBT persons, find that due to a general negative attitude in society, LGBTs are forced to keep their identity hidden, but the level of acceptance is higher in the capital and big cities and most difficult conditions for LGBT persons are found in the rural areas.” (COWI/Danish Institute for Human Rights, 2010, S. 5-6)
Ein älterer, im August 2007 veröffentlichten Bericht zu einer von ILGA und COC Netherlands, einer niederländischen Organisation, die sich für die Rechte von LGBTI-Personen einsetzt, durchgeführten Fact-Finding-Mission nach Georgien geht unter Bezugnahme auf verschiedene Quellen auf die Sichtbarkeit der LGBT-Gemeinschaft in Georgien ein.
Einem Experten zufolge, der im Zuge der Fact-Finding-Mission interviewt worden sei, gebe es in Tiflis eine große homosexuelle Gemeinschaft, bei der es sich um eine Untergrund-Subkultur handle, die gegenüber Außenstehenden verschlossen sei und vorwiegend aus homosexuellen Männern bestehe. Ein weitere Interviewpartner habe geschätzt, dass zwischen fünf und zehn Prozent der Homosexuellen offen über ihre sexuelle Orientierung sprechen würden, während eine wachsende Zahl von Personen der höheren Berufsstände („professional classes“) ihre Homosexualität mittels ihrer Kleidung und ihrer Gesamterscheinung „zeige“, aber immer noch nicht bereit sei, darüber zu sprechen. Einem im Jahr 2005 erschienenen Bericht zufolge gebe es keine wichtigen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in Georgien, die offen über ihre Homosexualität reden würden. Im selben Bericht werde Homosexualität als „ein Tabuthema“ bezeichnet, „über das man nur in sehr wenigen Ausnahmefällen in der Öffentlichkeit diskutiere“.
Offen mit der eigenen Homosexualität umzugehen sei nur in Tiflis und nur für wirtschaftlich unabhängige Personen möglich. Die meisten LGBT-Personen würden sich aufgrund der damit einhergehenden negativen Auswirkungen auf ihre Familie und Freunde nicht zu ihrer Homosexualität bekennen – so durchdringend sei die Stigmatisierung. Möglichkeiten, mit seinesgleichen in Kontakt zu treten, seien deshalb für homosexuelle Personen in Georgien sehr beschränkt. Während ihrer Fact-Finding-Mission hätten ILGA und COC Netherlands lediglich von zwei homosexuellenfreundlichen Bars gehört. Viele würden das Internet nutzen, um sich mit LGBT-Personen zu treffen und auszutauschen. Laut einem Interviewpartner sei dies allerdings eine Option, von der man in öffentlichen Internetcafés mit Vorsicht Gebrauch machen sollte. Andere Personen seien nicht der Meinung gewesen, dass es so gefährlich sei, beim Zugriff auf eine Website für Homosexuelle gesehen zu werden. Nichtsdestotrotz habe einer der im Zuge der Fact-Finding-Mission dokumentierten Fälle homophober Gewalt mit einem Kennenlernen im Internet begonnen:
„According to one expert commentator, interviewed during the mission, there is a large gay community in Tbilisi, which is an underground subculture, very much closed off from outsiders and predominantly made up of gay men. Another commentator estimates that between 5 and 10% of homosexuals are open about their sexual orientation, while an increasing number of the professional classes (albeit, quite small as a percentage of the overall population) are beginning to ‘show’ it in their dress and general appearance, while still not prepared to talk about it. A 2005 report noted that there were no significant public figures in Georgia who were open about their homosexuality. In the same report homosexuality was described as ‘a taboo, and, with very few exceptions, it is not considered a matter for public discussion.’
In a survey carried out by South Caucasus Institute for Minorities (SCIM) among 200 men throughout Georgia, 103 of the respondents identified as bisexuals. One analysis of this figure is that 80% of those who identify as bisexual are in reality homosexuals who have married because of social pressure. Similar findings were revealed in the survey carried out during the course of the mission. Almost 76% of respondents were male, while just 46% identified as gay.
Living openly is only possible for those in the capital and who are economically independent. Most LGBT people are reluctant to come out because of the negative impact it would have on their family and friends – so pervasive is the stigmatisation. Social life – that is to say socialising with peers – is, therefore, very limited for gay people in Georgia. During the mission, we have heard of only two bars which are gay-friendly. Many use the internet to meet and socialise with LGBT people; according to one interviewee, however, this is an option to be exercised with care in public internet cafes. Others we spoke with during the mission do not believe that it is so risky to be seen accessing a gay website. Nevertheless, one of the cases of homophobic violence documented in the course of the mission began with an encounter through the internet.” (ILGA/COC Netherlands, August 2007, S. 24-25)
2) Welche NGOs, Vereine und ähnliche Organisationen gibt es in Georgien bzw. Tiflis, die sich für die Rechte von Homosexuellen einsetzen bzw. diese unterstützen?
Laut dem Eintrag zu Georgien im Spartacus International Gay Guide vom März 2012 hat Georgien „die erste LGBT-Organisation der Region und ist im Regionalvergleich als das aufgeschlossenste Land bekannt.“ (Spartacus, 1. März 2012, S. 284)
In ihrem oben zitierten Jahresbericht zur Menschenrechtslage von LGBTI-Personen in Europa führt ILGA an, dass im Mai 2012 drei NGOs ein Übereinkommen zur Einrichtung des South Caucasus Network of MSM/TG Organisations unterzeichnet hätten, das HIV/AIDS-Präventionsarbeit unter Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), und Transgender-Personen (TG) in der Region leisten werde. Die georgische Mitgliedsorganisation des Netzwerks sei das Center for Information and Counselling on Reproductive Health – Tanadgoma:
„In May, three NGOs signed an agreement on the establishment of the South Caucasus Network of MSM/TG [men who have sex with men / transgender people] Organisations, which will work on HIV/AIDS prevention among MSM and trans communities in the region. The Georgian member of this network is the Centre for Information and Counselling on Reproductive Health – Tanadgoma.” (ILGA, 17. Mai 2013, S. 104)
In einer undatierten Pressemitteilung des im obigen Zitat erwähnten South Caucasus Network of MSM/TG Organisations wird berichtet, dass es sich bei der in Georgien ansässigen NGO Center for Information and Counseling on Reproductive Health – Tanadgoma um die erste Organisation handle, die mit MSM/TG-Gruppen in Georgien arbeite. Seit dem Jahr 2000 leiste die Organisation HIV/AIDS-Präventionsarbeit unter besonders gefährdeten Gruppen:
„The Georgia-based Center for Information and Counseling on Reproductive Health - Tanadgoma NGO (www.tanadgoma.ge) is the first organization working with MSM/TG groups in Georgia. Starting from 2000, the organization has been working on HIV/AIDS prevention among high-risk groups.” (South Caucasus Network of MSM/TG Organisations, ohne Datum)
Am Ende des ILGA-Berichts vom Mai 2013 werden diejenigen Organisationen in Georgien aufgezählt, die Mitglieder von ILGA-Europa seien. Dazu gehörten Identoba, die Inclusive Foundation, LGBT Georgia und die Women’s Initiatives Supporting Group:
„Member organisations of ILGA-Europe
Identoba
www.identoba.org
Inclusive Foundation
www.inclusive-foundation.org
LGBT Georgia
www.lgbt.ge
Women’s Initiatives Supporting Group
www.women.ge” (ILGA, 17. Mai 2013, S. 105)
Auf ihrer undatierten Website schreibt die Organisation Identoba, dass sie eine der größten LGBT-NGOs in Georgien sei. Identoba sei im November 2010, nach der Auflösung der Inclusive Foundation, der ersten georgischen LGBT-Organisation, gegründet worden:
„Identoba is one the largest Lesbian, Gay, Bisexual and Transexual (LGBT) rights NGO in Georgia, with the mission to promoting establishment of such a society, where sexual orientation and gender self-expression would not be the ground for discrimination, as democratic, coherent and strong society is inconceivable without full integration of LGBT people, as well as any other socially marginalized group. […] Identoba was established on November, 8, 2010 following the dissolution of Inclusive Foundation, country’s first LGBT organization in 2006-2010.” (Identoba, ohne Datum)
Darüber hinaus findet sich auf der Website ein Artikel vom Juni 2012, der die Information enthält, dass Identoba vormals Diversity Research and Community Activism Association geheißen habe (Identoba, 26. Juni 2012).
 
Die freiberufliche, auf die Länder des Südkaukasus spezialisierte Journalistin Silvia Stöber schreibt in einem im Jahr 2012 veröffentlichten Artikel über die Rechte von LGBT-Personen und Homophobie in Georgien, dass sich eine Reihe von Organisationen in der Vergangenheit für LGBT-Personen eingesetzt hätten und mehrere Organisationen dies immer noch tun würden. Zusätzlich zur Inclusive Foundation gehörten Identoba, die Women’s Initiatives Supporting Group (WISG) und die vor kurzem gegründeten Initiativen LGBT Georgia und Trans Georgia dazu:
„A number of organizations have advocated for LGBT people in the past and several currently still do so. In addition to the Inclusive Foundation, these include the organization Identoba, the Women's Initiatives Supporting Group WISG, which advocates for women’s rights, along with the recently founded initiatives LGBT Georgia and Trans Georgia.” (Stöber, 2012)
Im oben zitierten Bericht von COWI und dem Danish Institute for Human Rights aus dem Jahr 2010 wird erwähnt, dass es eine LGBT-Organisation in Georgien gebe und dass diese Inclusive Foundation heiße. Allerdings seien in der Zeit, in der der Bericht verfasst worden sei, mindestens zwei weitere gegründet worden.
„There is one LGBT organisation, Inclusive Foundation, but at least two others were being formed during the drafting of this report.” (COWI/Danish Institute for Human Rights, 2010, S. 3)
Wie der Bericht anführt, hätten die negativen sozialen Einstellungen gegenüber der LGBT-Gemeinschaft große Auswirkungen auf deren Optionen für Treffpunkte, Organisationen und Vereinigungen. Die Zahl der NGOs, die sich direkt und offen an die LGBT-Gemeinschaft richten würden, sei deshalb begrenzt. Einige wenige Organisationen, die de facto mit LGBT-Personen arbeiten würden, würden diese Personen nicht als ihre wichtigste Zielgruppe bezeichnen und nicht ausschließlich mit ihnen arbeiten. Stattdessen würden sie im weiteren Sinne Toleranz fördern und neben Problemen der LGBT-Gemeinschaft auch andere Menschenrechtsprobleme angehen. Ein Grund dafür sei das starke gesellschaftliche Stigma, das der Homosexualität anhafte. Ein weiterer Grund seien die Schwierigkeiten, die bei der Registrierung einer NGO beim Justizministerium aufgetaucht seien:
„Negative societal attitude towards the LGBT community has a huge impact on its options for gathering points, organisations and associations. The number of NGOs directly and openly addressing the LGBT community is thus limited. Some, though very few, organisations that are working de-facto with LGBT persons, do not declare them as the key target groups and do not work with them exclusively. Instead they promote tolerance more broadly and address LGBT related problems as one among other human rights issues. One reason for this is the strong societal stigma against homosexuality, including its denunciation by the Georgian Orthodox Church. Another reason is the difficulties that have previously occurred in the process of registering an NGO with the Ministry of Justice.” (COWI/Danish Institute for Human Rights, 2010, S. 7-8)
Das US-amerikanische US-Außenministerium (US Department of State, USDOS) schreibt in seinem Länderbericht zur Menschenrechtslage vom April 2013 (Berichtszeitraum 2012), dass nur wenige LGBT-Organisationen aufgrund der gesellschaftlichen Stigmatisierung von LGBT-Personen offen gearbeitet hätten:
„Few LGBT organizations worked openly because of the extensive societal stigma against LGBT persons.” (USDOS, 19. April 2013, Section 6)
 

Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 4. November 2013)