a-7576 (ACC-IRN-7576)

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1) Informationen zu Schwierigkeiten der arabischen Bevölkerung mit den Behörden und allgemeine Lage der arabischen Bevölkerung
In einer Information zur Situation der Minderheiten im Iran auf der Website der Minority Rights Group International (MRGI) vom April 2009 wird beschrieben, dass der anhaltende Krieg im Irak Unruhe in der benachbarten iranischen Provinz Khuzestan, die in arabisch al-Ahwazi genannt werde, ausgelöst habe. Obwohl in der Provinz 90% der Erlöse für Erdöl eingebracht würden, bestehe hohe Arbeitslosigkeit unter den AraberInnen in Ahwaz, was Ressentiments sowie Diskriminierung aus kulturell-linguistischen Gründen angefacht habe. Einige AraberInnen seien SunnitInnen und es sei ihnen nicht erlaubt, ihre Religion öffentlich auszuüben oder sunnitische Moscheen zu bauen. 2007 habe die iranische Regierung acht AraberInnen aus der Provinz Ahwaz wegen einem Sabotageakt einer Ölanlage in Khuzestan durch langsame Strangulierung hingerichtet. Drei SonderberichterstatterInnen der Vereinten Nationen hätten das eintägige Gerichtsverfahren als besonders mangelhaft beschrieben. Im selben Jahr seien drei weitere Hinrichtungen durchgeführt worden, die öffentliche Proteste ausgelöst hätten und bei denen die Polizei auf die DemonstrantInnen geschossen habe. 2007 sei es erfolgreich gelungen, zwei zum Tode verurteilte arabische Männer einer Hinrichtung zu entziehen:
„The ongoing war in Iraq has stirred unrest in the neighbouring Iranian province of Khuzestan, which in Arabic is called al-Ahwazi. High poverty rates among Ahwazi Arabs, despite their province's production of 90 per cent of Iran's oil revenue, have fuelled resentment, as has discrimination on cultural-linguistic grounds. Some Arabs are Sunni and not allowed to practice their faith publicly, or construct a single Sunni mosque. In January and February 2007 the Iranian government executed eight Ahwazi Arabs for alleged participation in 2005 sabotage of oil infrastructure in Khuzestan by the intentionally excruciating method of slow strangulation. Three UN rapporteurs deemed the one-day trial deeply flawed. The accused had not been allowed access to their lawyers and, when the Ahwazi lawyers complained, they were arrested. In September the government conducted three more such executions, sparking public protests on which police opened fire. In November 2007, eight additional executions appeared imminent, but an international advocacy campaign subsequently succeeded in removing two Ahwazi men from death row.“ (MRG, April 2009)
Der arabische Nachrichtensender al-Arabiya informiert in einem Artikel vom November 2010 über die Zerstörung eines baulichen Wahrzeichens in der arabischen Provinz Khuzestan durch die iranischen Behörden. In diesem Zusammenhang wird berichtet, dass die Zerstörung die zunehmend “chauvinistischere Einstellung” des iranischen Regimes gegenüber der arabischen Minderheit widerspiegle. AraberInnen im Iran hätten das Regime bezichtigt, ihre Identität insbesondere durch den beschränkten Zuganz zu Bildung in arabischer Sprache auszulöschen. Gemäß Artikel 15 der iranischen Verfassung bestehe für nicht-persische Minderheiten das Recht, Bildung in ihrer Muttersprache zu erwerben. Die verfassungsrechtliche Bestimmung liege jedoch seit der islamischen Revolution von 1979 auf Eis:
„A long dispute between Iran’s elite Revolutionary Guards and the Heritage Authority at the predominantly Arab province of Khuzestan ended with the demolition of the palace of Feilieh, one of the landmarks of Ahwazi culture in Iran […] .The demotion of the Feilieh Palace demonstrates the growing chauvinistic attitude of the Iranian regime towards the Arab minority as well as the collaboration of the authorities in Khuzestan, said Yousef Azizi, Ahwaz journalist and human rights activist and secretary general of the Association against Anti-Arab Discrimination in Iran.“ […]
Arabs in Iran have been accusing the regime of trying to erase their identity especially through the restriction of education in Arabic. According to article 15 of the Iranian constitution, non-Persian minorities are allowed to get an education in their mother tongues. This not only includes Arabs, but also Turk, Kurdish, Balooch, Turkmen, and Lur minorities. However, this article has been on hold since the 1979 Islamic Revolution.“ (al-Arabiya, 9. November 2010)
Im Jahresbericht zu Menschenrechtslage des US Department of State (USDOS) vom März 2011 wird erwähnt, dass AraberInnen aus der Provinz Ahwaz die Behörden bezichtigt hätten, lokale AktivistInnen gefoltert und vergewaltig zu haben:
„Ahvazi Arabs also alleged that authorities tortured and raped community activists during the year.“ (USDOS, 11. März 2010, Section 1c)
Im Bericht des USDOS wird des Weiteren berichtet, dass im Ausland lebende VertreterInnen der AraberInnen in der Provinz Khuzestan behauptet hätten, dass die arabische Minderheit im Iran unterdrückt und diskriminiert werde. Arabische AktivistInnen und Menschenrechtsgruppen hätten von Folter und Misshandlung arabischer AktivistInnen aus der Provinz Ahwaz berichtet und einen Fall vom September 2009 geschildert, bei dem Mitglieder der iranischen Revolutionsgarden zwei Aktivistinnen vergewaltigt hätten:
„Foreign representatives of the Ahvazi Arabs of Khuzestan claimed their community of two to four million in the country's southwest encountered oppression and discrimination, including the lack of freedom to study and speak Arabic. Ahvazi and human rights groups alleged torture and mistreatment of Ahvazi Arab activists, including allegations that in September IRGC intelligence officers raped two female activists.“ (USDOS, 11. März 2010, Section 6)
In Abschnitt 6 des USDOS-Berichts wird erwähnt, dass die iranische Regierung unverhältnismäßig häufig Minderheiten, darunter AraberInnen, ins Visier nehme, was sich durch willkürliche Verhaftungen, verlängerte Haft und körperliche Misshandlung ausdrücke. Minderheiten würden über politische und wirtschaftliche Diskriminierung, insbesondere beim Zugang zu wirtschaftlicher Unterstützung, bei Gewerbegenehmigungen, beim Hochschulzugang, der Genehmigung zur Veröffentlichung von Büchern und bei Wohn- und Landrechten berichten:
„The constitution grants equal rights to all ethnic minorities and allows for minority languages to be used in the media and in schools; in practice, minorities did not have equal rights, and the government consistently denied their right to use their language in school. The government disproportionately targeted minority groups, including Kurds, Arabs, Azeris, and Baluch, for arbitrary arrest, prolonged detention, and physical abuse. These groups reported political and economic discrimination, particularly in their access to economic aid, business licenses, university admissions, permission to publish books, and housing and land rights. In 2007 then interior minister Mustafa Purmohammadi ranked ethnic divisions as one of the biggest problems his ministry had to address. The government blamed foreign entities, including a number of Western countries, for instigating some of the ethnic unrest.“ (USDOS, 11. März 2010, Section 6)
Des Weiteren wird im Jahresbericht des USDOS darüber berichtet, dass es über den Verbleib von sieben AraberInnen aus der Provinz Ahwaz, die bei unfairen Verfahren zum Tode verurteilt worden seien, keine Informationen gebe:
„There was no further information available about the approximately 50 detainees executed in Sistan va Baluchistan province in 2007 after reportedly unfair trials for terrorist attacks against government officials, nor was there information about the status of seven Ahvazi Arabs sentenced to death after allegedly unfair trials in Khuzestan province.“ (USDOS, 11. März 2010, Section 1a)
Das USDOS besrichtet über den Gesundheitszustand eines Journalisten, der wegen einer Berichterstattung zu Straßendemonstrationen von AraberInnen aus Ahwaz zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden sei:
„On September 9, authorities transferred imprisoned journalist Mohammad-Hossein Falahiezadeh to Evin Prison's medical clinic due to his critical health situation. Falahiezadeh had served his September 2008 prison sentence for reporting on street protests by members of the Ahvazi Arab minority, but MOIS officials reportedly stated his release was contingent on setting bail. Human rights groups claimed this was a ploy by government officials to keep Falahiezadeh imprisoned as they know that he cannot afford to pay bail.“ (USDOS, 11. März 2010, Section 2a)
Amnesty International (AI) ruft in einer Meldung vom Jänner 2011 dazu auf, die zwangsweise Abschiebung von einigen Mitgliedern der arabischen Minderheit in Ahwaz durch die irakischen Behörden zu verhindern, da befürchtet werde, dass sie dem Risiko von Folter und anderen Menschenrechtsverletzungen im Iran ausgesetzt würden. Zwei anerkannte irakische Flüchtlinge seien in der irakischen Stadt Basra inhaftiert und ein Mann sei bereits in das Gewahrsam iranischer VertreterInnen im Irak übergeben worden. Darüber hinaus seien mindestens drei weitere AraberInnen aus Ahwaz der ernsthaften Gefahr einer Abschiebung ausgesetzt. Es werde angenommen, dass sie auf Ansuchen der iranischen Regierung von den irakischen Behörden festgenommen worden seien, da ihr Vater ein iranischer Aktivist sei, der gegenwärtig im Exil lebe. Zwei der drei Personen seien unter 18 Jahren:
„Amnesty International has urged the Iraqi authorities to prevent the forcible return to Iran of several members of the Ahwazi Arab minority amid fears that they would be at serious risk of torture and other human rights violations in Iran.
Two recognized refugees, Shahhed Abdulhussain Abbas Allami and Saleh Jasim Mohammed al-Hamid, are currently being detained in Basra prison, while a third man has already been transferred to the custody of Iranian officials in Iraq.
At least three other Ahwazi Arabs, all members of the same family, are also at serious risk. They are believed to have been detained by the Iraqi authorities at the request of the Iranian government because their father is an Iranian political activist, currently exiled. Two members of this family, both aged under 18, have already been handed to Iranian officials in Iraq and their subsequent fate is unknown.“ (AI, 17. Jänner 2011)
In einem Vorbringen von Amnesty International (AI) vom März 2011 zur Inhaftierung der Iranerin Ma’soumeh Ka’bi Ma’soumeh, die der arabischen Ahwazi-Minderheit im Iran angehöre und die Ehefrau eines politischen Aktivisten sei, wird berichtet, sie sei zu viereinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden. Es sei unklar auf welcher Grundlage die Verurteilung erfolgt sei. Es werde angenommen, dass die Verurteilung in Zusammenhang mit den politischen Aktivitäten ihres Mannes in Verbindung stehe. Ka’bi sei in der Haft gefoltert und ihr Grundrecht auf ein faires Verfahren sei verletzt worden:
„Ma’soumeh Ka’bi Ma’soumeh
Ka’bi is a member of the Ahwazi Arab minority in Iran, and the wife of Habib Nabgan, a prominent member of the Lejnat al-Wefaq (Reconciliation Committee), a banned political party which promotes the rights of Iran's Arab minority. She is serving a four and a half year prison sentence in Sepidar Prison, in Ahvaz City, Khuzestan province. Habib Nabgan left the country in late 2005 or early 2006 and was later resettled as a refugee in Denmark. […] Ma’soumeh Ka’bi, who is reported to have been tortured in detention, was tried by a branch of the Revolutionary Court in Ahvaz, Khuzestan province. Her court-appointed lawyer was not allowed access to her file and therefore was not able to prepare her defence. She was sentenced on 1 January 2009 to four and a half years in prison. She may not even have been present when her lawyer was notified of her sentence and, therefore, may have been unaware of the precise allegations against her. Six months of her sentence are believed to have related to the charge of leaving the country using falsified travel documents. Amnesty International is not aware of the precise charge the other four years relates to, but believes that she has been targeted on account of the political activities of her husband, Habib Nabgan. […] Amnesty International fears that Ma’soumeh Ka’bi is being denied adequate medical treatment while held, possibly to place further pressure on her, and possibly to try and induce her husband to return to Iran, where he would be at risk of serious human rights violations. Her children have now left Iran and have been reunited with their father.“ (AI, März 2011, S. 7-8)
In einer weiteren Meldung von AI vom März 2011 wird erwähnt, dass Ka’bi ihre viereinhalbjährige Gefängnisstrafe im Khuzestan Gefängnis absitze. Es werde berichtet, dass es ihrer Familie seit rund zwei Monaten nicht erlaubt werde, sie im Gefängnis zu besuchen:
„Ma’soumeh Ka’bi, a member of Iran’s Ahwazi Arab minority, is continuing to serve her four and a half year prison sentence in Ahvaz, Khuzestan Prison. Her family is reported not to have been allowed to visit her for about two months.“ (AI, 8. März 2011, S. 3)
AI berichtet im Juni 2010 von der drohenden Abschiebung eines Iraners aus dem Libanon. AI meldet, dass er bei einer Rückkehr in den Iran, dem Risiko von Folter und der Todesstrafe ausgesetzt sei. Die Flucht des Mannes und seiner Familie in den Libanon stehe im Zusammenhang mit den politischen Aktivitäten seines Vaters, der sich für die arabische Minderheit in der Provinz Khuzestan einsetze:
„Iranian national and member of Iran’s Arab minority, Mohammad Taher Batili, is at risk of being forcibly returned from Lebanon to Iran. If returned, Amnesty International fears that he would be at risk of torture and possibly the death penalty. […] Mohammad Taher Batili arrived in Lebanon from Syria with his family on 28 May 2009 and sought asylum there. They had fled Iran due to his and his father’s political activities in support of the Arab minority in Ahvaz, Khuzestan province, Iran. If returned to Iran, he would be at risk of torture and may face the death penalty because of his political activities. […] Around the end of September 2009, at least one Ahwazi man was executed following trials of some 10 Ahwazi men, some of whom were known political activists, before a branch of the Revolutionary Court in Ahvaz. They received unfair trials in which they had no access to a lawyer. […] Mohammad Taher Batili’s father, Hadi Mohammad Jawad Batili, has been arrested in Iran several times for his political activities and his support to families of detained or killed Ahwazi people. In 1993 he was sentenced to 10 years’ imprisonment; he served five years of the sentence, including seven months in solitary confinement, before being released on bail. He was reportedly tortured and otherwise ill-treated during this period. In 2004 he was handed a three-year suspended sentence and in 2005 he was arrested and detained for four months before being released on bail. He was summoned to appear before Branch 12 of the Revolutionary Court in Khuzestan on 9 July 2009 and the case is ongoing.“ (AI, 30. Juni 2010, S. 1-2)
Die iranische NGO Iranian Minorities’ Human Rights Organisation (IMHRO) berichtet auf ihrer Website vom November 2009, dass arabische ArbeiterInnen einer Pfeifenfabrik in Ahwaz - nachdem sie friedlich in einer der Haupstraßen in Ahwaz demonstriert hätten – verhaftet worden seien [Der Zeitpunkt der Verhaftung wurde im Artikel nicht erwähnt; Anmerkung ACCORD]. Die Proteste hätten sich dagegen gerichtet, dass die arabischen ArbeiterInnen – im Gegensatz zu den nicht-arabischen ArbeiterInnen des Unternehmens - seit Monaten keinen Lohn und keine Leistungen erhalten hätten. Einige DemonstrantInnen seien beim Einschreiten der Bereitschaftspolizei schwer verletzt worden. Ein islamischer Geistlicher habe die DemonstrantInnen bezichtigt, von ZionistInnen und vom Westen instrumentalisiert worden zu sein. Es seien mindestens 64 arabische Männer verhaftet worden, deren Aufenthaltsort zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Meldung nicht geklärt gewesen sei. Berichten zufolge seien viele andere, die an der Demonstration teilgenommen hätten, entlassen worden. Einige ArbeiterInnen hätten IMHRO mitgeteilt, dass die Entlassung auf eine direkte Weisung des iranischen Geheimdienstes erfolgt sei. Es sei AraberInnen aus Ahwaz verboten, in der Öl- und Gasindustrie beschäftigt zu sein. Sie würden von ihren Arbeitgebern diskriminiert und es gebe lange Verzögerungen bei der Auszahlung des Lohns. Manchmal würden sie nach Jahren nicht bezahlt werden. Oftmals würden sie die härtesten Jobs bekommen. Wenn sie sich beschweren würden, bezichtige man sie, von AusländerInnen instrumentalisiert worden zu sein und klage sie wegen der Verbindung mit illegalen Parteien:
„Arab Workers of Pipe factory in Ahwaz arrested after they set up peaceful process in one of main streets in Ahwaz called Naderi. They protested after many months they did not get any pay and benefits, but factory continued in same time to pay non Arab workers on time. Witness told IMHRO minutes after protest started anti riot police started to surround attack and arrest them. Some of them severely injured during arrest. A local Islamic clergy preacher like always accused protesters of being tools of Zionists and west. At least 64 Arab men arrested, their where abut still not clear. Sources in factory told IMHRO many others who were present at the protest sacked and told by factory manager they could not come back to work from next week. Some workers told IMHRO this order came from Iranian security service directly. […] Ahwazi Arabs are banned from working in oil and Gas industry, only they can get job in low level factories. Still in those factories treated with discrimination, long delays in payment and some times after years working they don’t get any payment. They often get the hardest part of Job. If they protest they mark as tools in hand of foreigners and charged with connection with illegal political parties.“ (IMHRO, 9. November 2009)
2) Strafbarkeit des Verteilens politischer Flugblätter
Die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) berichtet in einem Artikel vom Jänner 2011 von der Hinrichtung zweier Männer im Zusammenhang mit ihrer Teilnahme an den Protesten gegen die Präsidentschaftswahlen im Jahr 2009. Konkret würden die Männer u.a. beschuldigt, während der Proteste Flugblätter verteilt zu haben:
„In Iran sind zwei Mitglieder der oppositionellen Volksmudschahedin hingerichtet worden. Die beiden Männer waren im Sommer 2009 im Zusammenhang mit den Protesten gegen die Wiederwahl von Präsident Mahmud Ahmadinejad festgenommen worden. Die Männer seien am Morgen gehängt worden, meldete das Staatsfernsehen unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft von Teheran. Die beiden hätten «einem von Grossbritannien gelenkten Netzwerk» angehört, das nach der Wiederwahl Ahmadinejads für Unruhe im Land habe sorgen sollen. Die Männer hätten während der Proteste Flugblätter verteilt sowie Foto- und Filmaufnahmen gemacht, hiess es im iranischen Staatsfernsehen. Ein Berufungsgericht bestätigte im vergangenen Mai ihr Todesurteil.“ (NZZ, 24. Jänner 2011, S. 9)
Die iranische NGO IMHRO berichtet im Februar 2011, dass viele AraberInnen aus Ahwaz von iranischen Sicherheitskräften in den Städten Khalafia und Abadan in der Region Ahwaz verhaftet worden seien. Eine Frau und zwei Männer seien Mitglied der al-Horyeh Gruppe in der al-Ahwaz Region und seien in Abadan verhaftet worden. Sie hätten lokal Flugblätter mit der Einladung zur Demonstration veröffentlicht. Sie seien an einen – zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Meldung - unbekannten Ort verbracht worden. In Khalafia seien fünf Männer verhaftet worden. Es sei den AraberInnen in Ahwaz nicht erlaubt, in ihrer Muttersprache (der arabischen Sprache) zu sprechen und es seien viele arabische AktivistInnen im Gefängnis:
„IMHRO informed that many Ahwaz Aabs are arrested by Iranian security service in city of Khalafia (ramshir or Khlaf Abad) and Abadan in al- Ahwaz region in south west of Iran.
A woman Mr. Zaineb Mansori along with 2 other men with names Mr. Jabber Tamimi and Mr. Habib kanani arrested in city of Abadan. They all have been member of Al -Horyeh (freedom) group in Al- Ahwaz region and published local leaflets regard of inviting people for demonstration. IMHRO told they moved to unknown location after arrest.
In same time 5 men with names Mr Hashem Shaabani (Omori ), - Mr Shahid Shaabani (Omori) Mr Abdul Amir Omori, Mr Mohammad Ali Omori, Mr Aqil Aqili 29 years old and Rahman Asakereh 33 years old, all arrested in city of Khalafia (Ramshir or Khlaf Abad). […] IMHRO appealing to international community to stand up for Human Rights of Ahwazi Arabs, who are banned to speak in their mother tongue (Arabic language) and many of their activist are in prisons.“ (IMHRO, 23. Februar 2011)
Im Fact–Finding-Mission-Bericht des Danish Immigration Service (DIS) vom April 2009 wird erwähnt, dass einer internationalen Organisation in der Türkei zufolge politisch aktive Gruppen und Personen für die iranische Regierung eine Bedrohung für die nationale Sicherheit darstellen würden. Würden die iranischen Behörden einer Person Aktivitäten gegen die nationale Sicherheit unterstellen (die Person würde z.B. bezichtigt, ein Spion zu sein oder mit einer oppositionellen, religiösen, ethnischen oder politischen Gruppe kooperieren), könnten sie zu ernsthaften Strafen zwischen 10 Jahren Gefängnis bis hin zur Todesstrafe verurteilt werden. Beispielsweise werde der Besitz einer CD, eines Flugblatts oder von ähnlichem u.a. von der Kurdischen Demokratischen Partei im Iran, als Akt gegen die nationale Sicherheit betrachtet:
„An international organisation in Turkey explained that politically active groups and individuals are considered a threat to national security by the Iranian government. If the Iranian authorities consider a person to be working against national security, (the person may for example be accused of being a spy or of cooperating with an oppositional religious, ethnic or political group), they may face severe punishment ranging from ten years imprisonment to execution. For instance, being in possession of a CD, a pamphlet or something similar made by the Kurdish Democratic Party of Iran (KDPI), Komala or other Kurdish organisations, may be considered as an act against national security. This form of persecution for political activities is a problem all over Iran. However, the authorities are watching Kurdish areas and Tehran more carefully than other areas.” (DIS, April 2009, S. 9)
3) Strafbarkeit von kritischen Informationen/Fotos, die auf privatem Computer gefunden wurden (Spionageverdacht)
In den ACCORD derzeit zur Verfügung stehenden Quellen konnten im Rahmen der zeitlich begrenzten Recherche keine spezifischen Informationen zur Strafbarkeit von kritischen Informationen/Fotos, die auf privatem Computer gefunden wurden (Spionageverdacht) gefunden werden. Gesucht wurde mittels ecoi.net, Refworld, Factiva, Google und AllAfrica.
 
In folgender Anfragebeantwortung vom November 2010 finden Sie daher (rechtliche) Informationen bei Verurteilung wegen Aktivitäten gegen die nationale Sicherheit. Diese Tatbestände würden laut AI im Iran auch auf Aktivitäten von JournalistInnen, Intellektuellen und gesellschaftlichen BerichterstatterInnen angewendet (siehe Anfragebeantwortung). Darüber hinaus werden Informationen zur Existenz von Tatbeständen gegen sogenannte „Cyber Crimes“ zur Verfügung gestellt.
 
·      ACCORD: Anfragebeantwortung a-7426-2 (ACC-IRN-7426-2) Iran: Rechtliche Konsequenzen für regimekritische Blogger (Rechtsgrundlagen, Strafmaß), 12. November 2010
https://www.ecoi.net/file_upload/response_de_150343.html
 


Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 29. März 2011)
 
1) Informationen zu Schwierigkeiten der arabischen Bevölkerung mit den Behörden allgemeiner Lage der arabischen Bevölkerung
 
·      AI – Amnesty International: Iraq urged to stop deportation of Iranian Ahwazi refugees, 17. Jänner 2011
http://www.amnesty.org.au/news/comments/24554/
·      AI – Amnesty International: Amnesty International’s submission to the Commission on the Status of Women regarding concerns about the harassment and imprisonment of women, including rights defenders and members of minorities, in Iran, März 2011
http://www.amnesty.org/en/library/asset/MDE13/027/2011/en/4e655121-6d6c-4b1f-ba0b-4d88ec4dc8e1/mde130272011en.pdf
·      AI – Amnesty International: Iran: International Women’s Day celebration marred by continued detention of dozens of women, 8. März 2011
http://www.amnesty.org/en/library/asset/MDE13/028/2011/en/90819b8c-3204-4717-99df-9e338eee099d/mde130282011en.pdf
·      AI – Amnesty International: Urgent Action Forcible Return from Lebanon of Iranian Arab, 30. Juni 2010
http://www.amnesty.org/en/library/asset/MDE18/005/2010/en/5d3bdffe-ea1b-404a-a1c0-c398a6974884/mde180052010en.pdf
·      Al-Arabiya: Regime wants to erase Arab identity: activist Iran Guards destroy last Arab prince palace, 9. November 2010
http://www.alarabiya.net/articles/2010/11/09/125469.html
·      IMHRO - Iranian Minorities’ Human Rights Organisation: IMHRO: 64 Ahwazi Arab Workers had arrested in Ahwaz, 9. November 2009
http://iranianminorityshumanright.blogspot.com/2009/11/imhro-64-ahwazi-arab-workers-had.html
·      MRGI - Minority Rights Group International: Iran Overview, April 2009
http://www.minorityrights.org/?lid=5092
·      USDOS - US Department of State: Country Reports on Human Rights Practices 2009 - Iran, 11. März 2010
http://www.state.gov/g/drl/rls/hrrpt/2009/nea/136068.htm
 
2) Strafbarkeit des Verteilens politischer Flugblätter
 
·      DIS - Danish Immigration Service: Human Rights Situation for Minorities, Women and Converts, and Entry and Exit Procedures, ID Cards, Summons and Reporting, etc. - Fact finding mission to Iran 24th August – 2nd September 2008, April 2009
http://www.nyidanmark.dk/NR/rdonlyres/90D772D5-F2DA-45BE-9DBB-87E00CD0EB83/0/iran_report_final.pdf
·      IMHRO - Iranian Minorities’ Human Rights Organisation: Many Ahwazi Arabs arrested in south west of Iran, 23. Februar 2011
http://iranianminorityshumanright.blogspot.com/2011/02/imhro-many-ahwazi-arabs-arrested-in.html
·      NZZ – Neue Zürcher Zeitung: Hinrichtung von zwei Regierungskritikern in Iran, 24. Jänner 2011
http://www.nzz.ch/nachrichten/politik/international/iran_regierungskritiker_hinrichtung_1.9200052.html
 
3) Strafbarkeit von kritischen Informationen/Fotos, die auf privatem Computer gefunden wurden (Spionageverdacht)
 
·      ACCORD: Anfragebeantwortung a-7426-2 (ACC-IRN-7426-2) Iran: Rechtliche Konsequenzen für regimekritische Blogger (Rechtsgrundlagen, Strafmaß), 12. November 2010
https://www.ecoi.net/file_upload/response_de_150343.html