a-7359 (ACC-NGA-7359)

Das vorliegende Dokument beruht auf einer zeitlich begrenzten Recherche in öffentlich zugänglichen Dokumenten, die ACCORD derzeit zur Verfügung stehen, und wurde in Übereinstimmung mit den Standards von ACCORD und den Common EU Guidelines for processing Country of Origin Information (COI) erstellt.
Diese Antwort stellt keine Meinung zum Inhalt eines Ansuchens um Asyl oder anderen internationalen Schutz dar.
Wir empfehlen, die verwendeten Materialien im Original durchzusehen. Originaldokumente, die nicht kostenfrei oder online abrufbar sind, können bei ACCORD eingesehen oder angefordert werden.
1)       Behandlungsmöglichkeiten epileptischer Erkrankungen (Verfügbarkeit und Leistbarkeit)
Die World Health Organisation (WHO) schreibt in einem Bericht vom September 2009, dass eine große Zahl Menschen, die an Epilepsie leiden, in zahlreichen ressourcenarmen Ländern keine medizinische Behandlung erhalten würden. Menschen mit unbehandelter Epilepsie hätten möglicherweise mit verheerenden Folgen und schlechter Gesundheit zu rechnen. Soziale Stigmatisierung würde dazu führen, dass EpileptikerInnen geringere Beschäftigungs- und Ausbildungsmöglichkeiten hätten sowie einen niedrigeren sozialökonomischen Status. Es würde vorkommen, dass Kinder, die in der Schule einen epileptischen Anfall erlitten, der Schule verwiesen würden, Erwachsenen sei möglicherweise die Heirat und die Beschäftigungsaufnahme verwehrt. Zusätzlich seien Personen mit Epilepsie gesundheitlich belastet, da sie größerem psychologischem Stress ausgesetzt seien, mehr Verletzungen wie Brüche und Verbrennungen erleiden würden, und eine höhere Sterberate aufweise würden. Die Behandlungsdefizite würden weltweit jedoch sehr unterschiedlich ausfallen. In hochentwickelten Ländern hätten nur 10 % der Betroffenen keine Behandlungsmöglichkeit, in Entwicklungsländern, einschließlich Nigeria, seien 95 % der EpileptikerInnen von fehlenden Behandlungsmöglichkeiten betroffen. Dabei sei die Situation aber auch innerhalb der Entwicklungsländer unterschiedlich, denn es gebe ein starkes Stadt-Land-Gefälle. Die WHO kommt daher in ihrem Bericht zu dem Schluss, dass es beim Behandlungsdefizit für EpilepsiepatientInnen große Unterschiede zwischen einkommensstarken und einkommensschwachen Ländern und zwischen Stadt und Land gebe:
 “[…] a vast majority of individuals with epilepsy in many resource-poor regions do not receive treatment.Untreated epilepsy is a critical public health issue, as people with untreated epilepsy face potentially devastating social consequences and poor health outcomes. Due to stigma, many persons with epilepsy have lower employment and education levels and lower socioeconomic status. For example, children with epilepsy who have a seizure at school may be dismissed, while adults may be barred from marriage or employment. In addition, persons with epilepsy have poor health outcomes, including greater psychological distress, more physical injuries such as fractures and burns, and increased mortality. […]
Treatment gaps estimated from active epilepsy prevalence ranged widely between countries. Gaps were 10% or less in China (Province of Taiwan), Norway, Singapore, the United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland, the United States of America, and select populations in Argentina, Brazil and France. In sharp contrast, treatment gaps were greater than 95% in China, Ethiopia, the Gambia, the Lao People’s Democratic Republic, Nigeria, Pakistan, Panama, Togo, Uganda, the United Republic of Tanzania and Zambia (Fig. 2). A wide range of treatment gaps was observed within countries as well. For example, treatment gaps in India ranged from 22% in an urban middle- income population to 90% in a sample of rural villages. […]
In summary, our systematic review of the epilepsy treatment gap worldwide shows a dramatic global disparity in the care of epilepsy patients between high- and low-income countries and between rural and urban settings.” (WHO, 25. September 2009)
Ein Beitrag des Pan African Medical Journals vom Mai 2010 zur Belastung von pflegenden Angehörigen von EpilepsiepatientInnen dokumentiert Versorgungsunterschiede zwischen ländlicher und städtischer Bevölkerung So seien BewohnerInnen ländlicher Gegenden in Entwicklungsländern ärmer als EinwohnerInnen von Städten und hätten noch weniger Zugang zu medizinischer und psychologischer Gesundheitsversorgung. Diese eingeschränkten Möglichkeiten seien unter Anderem Resultat des schlechten Straßennetzes, der großen Entfernung von den Gesundheitszentren und der Armut am Land. Der Hauptfaktor sei jedoch noch immer die Entfernung, die PatientInnen mit ihren betreuenden Familienangehörigen vom Land zurück legen müssten, um die Behandlung in der Stadt in Anspruch nehmen zu können. Der Autor des Artikels, Neurologe in einem staatlichen neuropsychiatrischen Krankenhaus in Kaduna, einer größeren Stadt in Nigeria, erläutert, dass einige PatientInnen mehr als 300 km zurücklegen würden, um zusammen mit ihren Familienangehörigen in das Krankenhaus in Kaduna zu kommen. Die Betroffenen würden mitunter schon einen Tag vor dem Klinik-Termin losfahren und nach dem Termin noch in Kaduna übernachten, um nicht in der Nacht den Rückweg in die Dörfer antreten zu müssen. So könnten PatientInnen und BetreuerInnen drei Tage verlieren, nur um einen Termin beim Arzt in der Stadt wahrnehmen zu können. Dieser Umstand sei eine zusätzliche finanzielle Belastung für die Familien:
“Caregivers living outside Kaduna had higher burden in this study. This is similar to previous reports among caregivers of patients with schizophrenia in Nigeria who lived in rural areas.
Indeed, rural dwellers are more likely to be poorer than their urban counterparts and they have poor access to medical and mental health care. Poor access may result from poor road network, distance from centres where the health facilities are located or poverty. […] The main factor is the distance patients and their caregivers have to cover before arriving at our hospital. Some of our subjects travel more than 300 km with their patients to attend clinics in our centre, some travels a day before the clinic appointment and some have to sleep in Kaduna after the clinic to avoid night journey back home. On the whole caregiver may lose up to three days to ensure that their relatives keep a particular clinic appointment. This, no doubt, will worsen their financial constraints and increase the overall burden.” (Pan African Medical Journal, 31. Mai 2010, S. 6)
In der Onlinezeitung Nigerian Tribune vom März 2010 wird eine nigerianische Neurologin zitiert, die darauf verweist, dass die Menschen in Nigeria eine falsche Vorstellung von der Krankheit Epilepsie hätten und in Epilepsie ein Werk des Teufels sehen würden. So sei es zu erklären, dass in Nigeria weniger Menschen, die selbst oder deren Angehörige an Epilepsie litten, medizinische Hilfe in Anspruch nehmen würden. Obwohl über 80 Prozent aller EpileptikerInnen weltweit in den Entwicklungsländern leben würden, hätten die Betroffenen dort nur auf 20 Prozent der weltweit für die Behandlung zur Verfügung stehenden Medikamente Zugriff. Die Quelle zitiert weiter, dass für die Behandlung von Epilepsie in Nigeria ungefähr 25 Prozent des Familieneinkommens aufgewendet werden müssten. Da es kein soziales Sicherungssystem in Nigeria gebe, könne die Krankheit zur Folge haben, dass Verwandte von EpilepsiepatientInnen diese pflegen müssten und dadurch ihre Beschäftigung aufgeben müssten, was wiederum die ökonomische Situation der Familie beeinträchtigen würde. Leider sei es auch so, dass die Betroffenen stigmatisiert würden, was ein Hauptproblem der Krankheit in Nigeria sei. Nachbarn würden sich von Betroffenen zurückziehen. Betroffene Kinder würden der Schule verwiesen. 25 Prozent aller Familien mit von Epilepsie betroffenen Kindern würden auseinander brechen, was sich wiederum darauf auswirken würde, wie gut es den Kindern ergehe und wie regelmäßig sie ihre Medikamente einnehmen würden:
“‘People have many misconceptions: that epilepsy is contagious, that it is not ameliorable by medicine because it is caused by Satan, all accounting for why people do not seek medical help. […] Interestingly, Dr. Lagunju declared that although over 80 per cent of people with epilepsy live in developing countries of the world, they only have access to 20 per cent of medications for the treatment of epilepsy available in the world. […]
However, treating epilepsy, she declared, is not pocket-friendly. ‘About 25 per cent of the income of a family may end up being spent on the treatment of the child. Because there is no social support system, the mother may have to stop working and stay fully at home to care for the child, further making it economically hard on the family,’ she said. Unfortunately, she said, epilepsy was still one disease that was highly stigmatised. ‘From a review of their health related quality of life, we found that stigmatisation was a major issue. Because of the disease, many neighbours are not willing to associate with them and they are expelled from school. 25 per cent of homes break up owing to the issue of epilepsy, making it even a major factor that determines how well these children will fare and ensure drug intake compliance.’”(Nigerian Tribune, 23. März 2010)
Das Benin Journal of Postgraduate Medicine (BJPM) schreibt im Dezember 2006 in einem Artikel, die neurologische Krankheit Epilepsie sei in Afrika und so auch in Nigeria die am Weitesten verbreitete neurologische Krankheit und daher weiterhin ein medizinisches und soziales Hauptproblem. Historisch betrachtet sei Epilepsie in Nigeria als religiöse Krankheit verstanden worden, die durch einen bösen Geist/ Gott hervorgerufen den Körper eines Menschen befallen habe. Von 345 Erwachsenen mit Epilepsie hätten sich nur 25,5 % einer Therapie unterzogen, während 107 von 345 PatientInnen eine Therapie nicht eingehalten hätten. Es sei weiters üblich in Nigeria, dass EpilepsiepatientInnen alternative Behandlungsmethoden suchen würden, was die späte Einweisung in Krankenhäuser, den höheren Andrang in den Notaufnahmestationen und die hohe Therapieversäumnisrate bei EpileptikerInnen erkläre. Eine Studie dazu habe berichtet, dass 47,6 % der Betroffenen traditionelle afrikanische Medizin anwenden würden und 24,1 % traditionelle und spirituelle Methoden miteinander kombinieren würden. Diese PatientInnengruppen würden die genannten Methoden 1 – 5 Jahre lang anwenden, bevor sie sich an Krankenhäuser wenden würden. Es gebe außerdem keine veröffentlichten Daten zu chirurgischen Eingriffen in Nigeria im Zusammenhang mit Epilepsie. In 98% aller afrikanischen Länder würden chirurgische Eingriffe an EpilepsiepatientInnen nicht durchgeführt:
“Epilepsy is the most common non-infectious neurologic disease in developing African countries, including Nigeria and it remains a major medical and social problem. Historically, epilepsy was believed to be a sacred disease that is the result of the invasion of the body by a god. […]
Among 345 adult Nigerians with epilepsy, only 25.5% complied with therapy while 107 patients defaulted. It is not unusual to find patients with epilepsy seeking alternative treatment methods in Nigeria, and this probably explain late presentation in the hospital, high default rate and frequent presentations with status epilepticus in the emergency rooms. The study by Danesi and Adetunji reported a 47.6% usage of African traditional medicine and 24.1% combined usage of traditional and spiritual methods. These groups of patients used these methods for 1 – 5 years before seeking help in the hospitals. […] There are no published data on epilepsy surgery in Nigerians and epilepsy surgery is non-existent in 98% of African countries.” (BJPM, 1. Dezember 2006, S. 27-46)
Betreffend die Leistbarkeit medizinischer Behandlungen im Allgemeinen findet sich in einem Bericht der Schweizerischen Flüchtlingshilfe (SFH) vom November 2008 folgende Information:
“Wie bereits von der SFH beschrieben, ist das nigerianische Gesundheitssystem auf primärer, sekundärer und tertiärer Ebene nicht mit europäischen Standards vergleichbar. Zugang, Qualität, Quantität, Stabilität und Kosten der medizinischen Versorgung variieren in Nigeria innerhalb von Städten, zwischen Stadt und Land sowie zwischen privatem und öffentlichem Sektor.
Das öffentliche Gesundheitssystem Nigerias ist gemäss Angaben der Economist Intelligence Unit in einem schlechten Zustand. Offizielle Daten weisen darauf hin, dass sich das öffentliche Gesundheitswesen in den letzten Jahren aufgrund von Misswirtschaft und finanziellen Engpässen verschlechtert hat.
Das Angebot medizinischer Dienstleistungen durch private und gemeinnützige Institutionen und Organisationen ist qualitativ besser, in Einzelfällen sogar mit US-amerikanischen Standards vergleichbar. Wie in anderen afrikanischen Staaten auch, lässt sich die «Elite» bei vorhandenen Ressourcen im Ausland behandeln, die Mittelklasse nutzt private Kliniken und Hospitäler, einkommensschwächere oder arme Schichten sind auf das öffentliche Gesundheitswesen angewiesen. […]
Wie bereits von der SFH beschrieben, sind in Nigeria sehr viele Menschen mit schlechter Schulbildung und ohne Berufsausbildung vor allem im informellen Sektor tätig. Das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen ist in Nigeria – wie in anderen afrikanischen Ländern auch – keine verlässliche Kennzahl für die Einschätzung finanzieller Möglichkeiten von Einzelpersonen oder Familien in verschiedenen Gesellschaftsschichten. Uns liegen keine Informationen vor zur Familie und den sozialen Netzwerken der betreffenden Person. Ob der Gesuchsteller nach seiner Rückkehr in der Lage ist, das Medikament zu bezahlen beziehungsweise die notwendigen finanziellen Mittel dafür zu besorgen, können wir also nicht abschliessend einschätzen.“ (SFH, 18. November 2008, S. 1 - 3)
2) Erhältlichkeit diazepamhaltiger Zäpfchen
In einem Bericht von Health Action International (HAI) vom März 2006, der Preise für Medikamente in Nigeria evaluiert, wird unter Anderem auch Diazepam aufgelistet:
 “Examining the MPRs in Table 2 for medicine procurement in the public sector, one can observe that the lowest priced generic equivalents of amitriptyline, amoxicillin 500mg, carbamazepine, clotrimazole, co-trimoxazole suspension, diazepam, metformin and ranitidine which were 2 and below could be considered procured at reasonable prices. However all the other medicines were procured up to 28 times the international price and therefore, were considered too expensive. The result also shows procurement prices vary between the innovator brands and lowest priced generic equivalents and between facilities. The pricing is so arbitrary that the cost of an innovator brand of ranitidine in one facility was less than the generic equivalent in another. Also the innovator brand of metformin was procured as much as five and half times the generic equivalent. Availability of medicines was also low in both the private not-for-profit and public sectors. […]The MPRs vary from 1.89 for the lowest priced generic version of carbamazepine to 50.53 of innovator brand atenolol. Other high MPRs were found for innovator brands of ciprofloxacin (39.01), diazepam (28.64), and lowest priced generic equivalent of hydrochlorothiazide (42.96). Low MPRs were also observed for innovator brand of salbutamol inhaler (2.33), lowest priced generic equivalent of amoxicillin (2.4) and lowest priced generic equivalent of omeprazole (3.01). “ (HAI, März 2006, S. 18)
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“For example, the most sold generic diazepam was obtained at the lowest price in public health facilities but cost as much as 143 times in private clinics. Also, the lowest price for Meprasil® was obtained in private pharmacies but cost about 840% higher in private clinics. The minimum and maximum prices for Meprasil® were more expensive in public facilities than in private pharmacies.” (HAI, 2006, S. 22 - 23)
In den ACCORD derzeit zur Verfügung stehenden Quellen konnten im Rahmen der zeitlich begrenzten Recherche keine weiteren Informationen zur Erhältlichkeit diazepamhaltiger Zäpfchen gefunden werden gefunden werden.
Quellen:(Zugriff auf alle Quellen am 18. August 2010)
Behandlungsmöglichkeiten epileptischer Erkrankungen (Verfügbarkeit und Leistbarkeit)
·       BJPM - Benin Journal of Postgraduate Medicine: Epilepsy in Nigeria – A Review Of Etiology, Epidemiology And Management, 1. Dezember 2006
http://ajol.info/index.php/bjpm/article/viewFile/47362/33742
·       Nigerian Tribune: Epilepsy myths: Alive and foaming in the 21st century, 23. März 2010
http://www.tribune.com.ng/index.php/your-health/2982-epilepsy-myths-alive-and-foaming-in-the-21st-century
·       Pan African Medical Journal: The burden experienced by family caregivers of patients with epilepsy attending the government psychiatric hospital, Kaduna, Nigeria, 31. Mai 2010
http://www.panafrican-med-journal.com/content/article/5/16/pdf/16.pdf
·       SFH - Schweizerische Flüchtlingshilfe/Swiss Refugee Council: Nigeria: Behandlung von Epilepsie, 18. November 2008.
https://www.ecoi.net/file_upload/1227_1228078023_nigeria-treatment-epilepsy.pdf
·       WHO - World Health Organization: Global disparities in the epilepsy treatment gap: a systematic review, 25. September 2009
http://www.who.int/bulletin/volumes/88/4/09-064147/en/print.html
Erhältlichkeit diazepamhaltiger Zäpfchen
·       HAI - Health Action International: Medicine Prices in Nigeria – Prices People Pay for Medicines, März 2006
http://www.haiweb.org/medicineprices/surveys/200409NG/survey_report.pdf