Document #1104640
Amnesty International (Author)
Nach wie vor unterdrückte die Regierung abweichende Stimmen aus Politik und Gesellschaft. Angehörige des gambischen Geheimdienstes National Intelligence Agency (NIA), der Armee, der Militärpolizei und der Polizei nahmen vermeintliche Gegner der Regierung, Menschenrechtsverteidiger, Journalisten und frühere Angehörige der Sicherheitsdienste ohne rechtliche Grundlage fest und hielten sie in Haft. Staatspräsident Yahya Jammeh soll Menschenrechtsverteidigern und denen, die mit ihnen zusammenarbeiten, öffentlich gedroht haben. Nach einer Pause von mehr als 20 Jahren kündigten die Behörden an, wieder Todesurteile zu vollstrecken.
Die Polizei, der NIA und die Armee nahmen Menschen fest und inhaftierten sie. Die Sicherheitsorgane verstießen damit gegen entsprechende Schutzbestimmungen im gambischen Recht. Inhaftierte Personen wurden in offiziellen Haftzentren wie dem Gefängnis "Mile 2 Central", der Zentrale des NIA und in Hafteinrichtungen der Polizei festgehalten, aber auch in geheimen Haftzentren, darunter Kasernen, geheime Räumlichkeiten auf Polizeiwachen, Polizeiwachen in entlegenen Gebieten und Lagerhäuser.
Mehrere Menschen wurden über einen langen Zeitraum hinweg in Haft gehalten, ohne vor Gericht gestellt zu werden. Dazu gehörten mindestens 19 Personen, unter ihnen auch senegalesische und nigerianische Staatsangehörige, die ohne Anklagerhebung im Hochsicherheitstrakt des Gefängnisses "Mile 2 Central" inhaftiert waren, einer von ihnen seit mindestens 13 Jahren.
Das Recht auf freie Meinungsäußerung blieb weiterhin stark eingeschränkt. Journalisten waren Drohungen und Schikanen ausgesetzt, wenn sie verdächtigt wurden, an Artikeln zu arbeiten, in denen die Behörden in ungünstigem Licht dargestellt würden, oder derartige Informationen an Medien weiterzugeben.
Über das Schicksal und den Aufenthaltsort von mindestens acht Menschen, die in den vergangenen Jahren festgenommen worden waren und unter denen sich auch Anhänger der Opposition und Journalisten befanden, gab es keinen neuen Erkenntnisse.
Im April 2009 legte ein von der ECOWAS und den UN eingerichtetes Untersuchungsgremium seinen Bericht über die Tötung von mehr als 50 ausländischen Staatsbürgern - überwiegend aus Ghana - vor, die im Juli 2005 auf dem Meer vor der Küste Gambias von gambischen Sicherheitskräften aufgebracht worden waren. In dem Bericht hieß es, dass Sicherheitskräfte zwar an den Tötungen beteiligt waren, aber nicht auf Anweisung der Regierung gehandelt hätten. Die Regierung beteiligte sich an den Bestattungskosten für sechs Ghanaer, deren Leichen gefunden worden waren, unternahm jedoch nichts, um diejenigen zur Rechenschaft zu ziehen, die für die Tötungen verantwortlich waren.
Im September kündigte der Präsident an, dass es in Gambia wieder Hinrichtungen geben werde. Dies sei eine Reaktion auf die steigende Kriminalität. Die letzte bekannte Hinrichtung fand in den 1980er Jahren statt. Der Leiter der Anklagebehörde soll im Oktober gesagt haben, dass alle zum Tode verurteilten Gefangenen so bald wie möglich durch den Strang hingerichtet würden.
2009 wurde eine Person zum Tode verurteilt. Ende des Jahres sollen sich mindestens zwölf Menschen in den Todeszellen befunden haben. Es wurden keine Hinrichtungen gemeldet.
Am 21. September 2009 soll der Staatspräsident gedroht haben, jeden zu töten, der die Absicht habe, das Land zu destabilisieren. Er richtete eine besondere Warnung an Menschenrechtsverteidiger sowie an diejenigen, die mit ihnen zusammenarbeiten. Internationale Organisationen und Mitglieder der gambischen Zivilgesellschaft boykottierten daraufhin die Sitzung der Afrikanischen Kommission für Menschenrechte und Rechte der Völker (African Commission on Human and Peoples' Rights), die im November in Gambia stattfand. Zwei Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen und ein Berichterstatter der Afrikanischen Kommission verurteilten die Äußerungen des Präsidenten als inakzeptabel und erklärten, er verstoße damit gegen alle Menschenrechtsverträge, die Gambia ratifiziert habe.
Delegierte von Amnesty International hielten sich im November zur Recherchen in Gambia auf.
Gambia: Amnesty International Demands Freedom for Gambians (AFR 27/005/2009)
Gambia: Submission to the UN Universal Periodic Review (AFR 27/006/2009)
Gambia: Amnesty International expresses solidarity with civil society in Gambia (AFR
27/008/2009)
Gambia: Hundreds accused of "witchcraft" and poisoned in government campaign (18 March 2009)
Gambia: Six journalists condemned to two years in Mile 2 prison (7 August 2009)
© Amnesty International
© Amnesty International
Amnesty International Report 2010 - The State of the World's Human Rights (Periodical Report, English)