Document #1098788
Amnesty International (Author)
Amtliche Bezeichnung: Republik Ecuador
Regierungschef: Rafael Vicente Correa Delgado
Todesstrafe: für alle Straftaten abgeschafft
Einwohner: 13,6 Mio.
Lebenserwartung: 75 Jahre
Kindersterblichkeit (m/w): 29/22 pro 1000 Lebendgeburten
Alphabetisierungsrate: 91%
Zahlreiche Demonstranten wurden bei Massenprotesten gegen die neuen Gesetze über die Nutzung von natürlichen Ressourcen willkürlich inhaftiert und misshandelt. Es lagen Meldungen über die Einschüchterung und Bedrohung von Menschenrechtsverteidigern vor, darunter Vertreter indigener Gemeinschaften und andere Gemeindesprecher.
Am 26. April 2009 wurde Präsident Rafael Correa für eine weitere Amtszeit von vier Jahren wiedergewählt. Er versprach, Ungleichheit und Armut zu bekämpfen und die Lebensbedingungen der indigenen Bevölkerung zu verbessern.
Im gesamten Jahr kam es zu Massendemonstrationen und Straßensperren aus Protest gegen die neuen Gesetze über die Nutzung von natürlichen Ressourcen, insbesondere Wasser. Ferner gab es Proteste gegen ein im Januar verabschiedetes Bergbaugesetz, welches das in der Verfassung verankerte Recht indigener Gemeinschaften auf Konsultation bei Bergbau- und Erdölförderprojekten einschränkte.
Im Oktober ratifizierte Ecuador das Internationale Übereinkommen zum Schutz aller Personen vor dem "Verschwindenlassen".
Menschenrechtsverteidiger, vor allem Sprecher indigener Gemeinschaften und anderer Gemeinden, waren Opfer von Einschüchterungsversuchen und Schikanen. Gemeindesprecher und Menschenrechtsverteidiger gehörten zu der großen Zahl von Protestierenden, die bei Massendemonstrationen gegen das neue Bergbaugesetz willkürlich inhaftiert und misshandelt wurden.
Im April reichte eine kanadische Anwaltskanzlei im Namen dreier Einwohner aus der Gegend von Intag in Cantón Cotacachi (Provinz Imbabura) eine Schadenersatzklage gegen eine kanadische Bergbaugesellschaft und die Börse von Toronto ein. Die drei Kläger, eine Frau und zwei Männer, gaben an, 2006 von Wachleuten im Dienste des Unternehmens angegriffen worden zu sein. Einer der Männer erklärte zudem, in den Jahren 2005, 2006 und 2007 mehrfach Opfer von Drohungen und Einschüchterungsversuchen durch Personen ausgesetzt gewesen zu sein, die mutmaßlich Verbindungen zu dem Unternehmen hatten. Grund für die Drohungen und Angriffe war nach Angaben der drei Personen die von ihnen organisierte Kampagne gegen die Inbetriebnahme einer Kupfermine in der Region. Die Börse von Toronto soll die Finanzierung des Unternehmens unterstützt haben, obwohl sie über mögliche schädliche Folgen für die Bevölkerung informiert war. Der Fall war Ende 2009 vor dem Obersten Gerichtshof von Ontario anhängig.
In einem Fall, der 1993 von lokalen Gemeinschaften vor das Provinzgericht von Lago Agrio gebracht worden war, wurde die Urteilsverkündung auf das Jahr 2010 verschoben. Die Gemeinschaften hatten die Erdölfirma Chevron (ehemals Texaco) beschuldigt, für Umweltschäden verantwortlich zu sein, die aus mehr als 20 Jahren Erdölförderung resultierten.
Das Mandat der Wahrheitskommission (Comisión de la Verdad), die im Mai 2007 zur Aufklärung der seit 1984 begangenen Menschenrechtsverletzungen eingerichtet worden war, wurde verlängert. Ende 2009 hatte die Kommission 700 Zeugenaussagen zu Fällen von Folter und "Verschwindenlassen", zu außergerichtlichen Hinrichtungen und Todesfällen im Gewahrsam angehört.
Fälle von Folter und außergerichtlichen Hinrichtungen blieben nach wie vor unaufgeklärt. Opfer sowie Angehörige von Opfern, die sich um Gerechtigkeit und Entschädigung bemühten, wurden bedroht und eingeschüchtert.
© Amnesty International
Amnesty International Report 2010 - The State of the World's Human Rights (Periodical Report, English)