Document #2113336
ACCORD – Austrian Centre for Country of Origin and Asylum Research and Documentation (Author)
7. August 2024
Das vorliegende Dokument beruht auf einer zeitlich begrenzten Recherche in öffentlich zugänglichen Dokumenten, die ACCORD derzeit zur Verfügung stehen, sowie gegebenenfalls auf Auskünften von Expert·innen und wurde in Übereinstimmung mit den Standards von ACCORD und den Common EU Guidelines for processing Country of Origin Information (COI) erstellt.
Dieses Produkt stellt keine Meinung zum Inhalt eines Ansuchens um Asyl oder anderen internationalen Schutz dar.
Wir empfehlen, die verwendeten Materialien im Original durchzusehen. Originaldokumente, die nicht kostenfrei oder online abrufbar sind, können bei ACCORD eingesehen oder angefordert werden.
Strafrechtliche Konsequenzen für Tätowierer·innen und/oder tätowierte Personen 2
Religiöse Regelungen und Vorschriften bezüglich Tätowierungen 2
Umgang mit tätowierten Personen (tolerierte Tattoos, Übergriffe) 3
Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 7. August 2024) 5
Anhang: Quellenbeschreibungen und Informationen aus ausgewählten Quellen 7
Kurzbeschreibungen zu den in dieser Anfragebeantwortung verwendeten Quellen sowie Ausschnitte mit Informationen aus diesen Quellen finden Sie im Anhang.
Ältere Informationen zu dieser Fragestellung entnehmen Sie bitte auch den folgenden ACCORD-Anfragebeantwortungen:
· ACCORD - Austrian Centre for Country of Origin and Asylum Research and Documentation: Anfragebeantwortung zum Irak: 1.) Religiös begründete Regelungen bezüglich Tätowierungen, Henna-Tätowierungen (Regelung im Koran, Fatwas zu Tätowierungen); 2) Informationen zu Tätowierungen im Irak (Strafbarkeit, Tattoo-Studios) [a-8730], 26 June 2014
https://www.ecoi.net/en/file/local/1354230/397340_en.html
· ACCORD - Austrian Centre for Country of Origin and Asylum Research and Documentation: Anfragebeantwortung zum Irak: Religiös begründete Regelungen bezüglich Tätowierungen; Gesellschaftliche Einstellung; Lage von Tätowierern [a‑10810], 29. November 2018
https://www.ecoi.net/en/file/local/1455804/520183_en.html
Strafrechtliche Konsequenzen für Tätowierer·innen und/oder tätowierte Personen
In einem Artikel von AFP vom Dezember 2023 zum Fall eines irakischen Schiedsrichters, der aufgrund seiner Weigerung, sein Tattoo während Fußballspielen zu bedecken, vom Schiedsrichterkomitee des irakischen Fußballverbands suspendiert worden sei, wird der Verband mit den Worten zitiert, dass Tattoos zwar gesetzlich nicht verboten seien, aber nicht den irakischen Traditionen und Bräuchen entsprechen würden. Der Schiedsrichter selbst habe laut dem Artikel gesagt, dass Tattoos von der irakischen Verfassung nicht verboten würden (AFP, 20. Dezember 2023).
Die nationale irakische Nachrichtenagentur (National Iraqi News Agency, NINA) berichtet in einem Artikel vom Juni 2024 darüber, dass die Polizei in Bagdad Schönheitssalons und Tattoostudios überprüft habe. Einige seien geschlossen worden, weil sie gegen Vorschriften und Auflagen des Gesundheitsministeriums verstoßen hätten (NINA, 3. Juni 2024)
Religiöse Regelungen und Vorschriften bezüglich Tätowierungen
Spiegel Plus veröffentlicht im August 2023 einen Artikel zu Ali al-Sistani, der wichtigsten geistlichen Autorität der Schiiten im Irak. In dem Artikel wird erwähnt, dass die Rechtsauslegungen von al-Sistani auf der Webseite sistani.org verfügbar gemacht würden und laut diesen das Stechen von Tattoos „kein Problem“ sei (Spiegel Plus, 21. August 2023).
Auf der erwähnten Webseite sistani.org finden sich bei Auswahl der Sprache Englisch und einer Suche nach tattoo drei Fragen und Antworten:
· Darf man sich tätowieren lassen? Das ist an sich kein Problem
· Was ist das islamische Gesetz bezüglich Tätowierungen? Beeinträchtigen sie Wudhu[1] und Ghusl[2]? Tätowierungen sind zulässig und beeinträchtigen Wudhu nicht, unabhängig davon, ob sie dauerhaft oder vorübergehend sind.
· Darf sich eine Frau die Augenbrauen tätowieren lassen? Da die Tätowierungen unter der Haut sind, gibt es kein Problem. Wenn sie jedoch nach allgemeiner Auffassung als zinah (Verzierung) betrachtet werden, muss sie sie vor Nicht-Mahram-Männern verbergen (sistani.org, ohne Datum(a))
Eine Suche auf Arabisch nach Tattoo liefert zudem folgende relevante Fragen und Antworten:
· Welche Regelung gilt für Tätowierungen, die mit Nadeln auf den Körper aufgebracht werden? Sie sind an sich zulässig.
· Ist es erlaubt, sich Bilder von Tieren tätowieren zu lassen? Es ist erlaubt, aber das Tätowieren an sich ist nicht empfehlenswert und es gibt Überlieferungen, die es verurteilen.
· Ist es erlaubt, die Bilder der Imame und ihre heiligen Namen zu tätowieren? Es ist nicht erlaubt, wenn die Darstellung in einer Weise erfolgt, die als respektlos empfunden wird.
· Ist das Tätowieren für Frauen erlaubt, wenn es der Verzierung dient, und ist es schädlich für die Waschung? Es ist an sich erlaubt, jedoch ist es nicht gestattet, es vor Fremden zu zeigen, wenn es als Schmuck dient. Wenn die Farbe auf der Haut ist und das Wasser während des rituellen Waschens (Wudhu) nicht die Haut erreichen lässt, muss sie für Wudhu entfernt werden. Sollte dies nicht möglich sein, gibt es Bedenken bezüglich der Zulässigkeit des Auftragens dieser Farbe (sistani.org, ohne Datum(b)).
Informationen zu traditionellen Tätowierungen bei Kurd·innen, arabischen Stämmen und chaldäischen Christ·innen entnehmen Sie bitte dem folgenden Unterpunkt.
Umgang mit tätowierten Personen (tolerierte Tattoos, Übergriffe)
Ein Artikel von Middle East Eye (MEE) vom März 2022 berichtet über Gesichtstattoos (auch deq genannt) von Kurdinnen, die unter anderem im Irak leben. Die gepunkteten Tätowierungen, die sich hauptsächlich auf das Kinn konzentrieren und einem Bart ähneln würden, hätten als Zeichen der Schönheit gegolten und seien vor allem bei Frauen ab 60 Jahren verbreitet. Bei Frauen unter 60 Jahren seien die Tattoo-Motive minimalistisch gewesen und hätten aus einem einfachen Punkt auf der Wange oder am Kinn bestanden. Heute sehe man nur noch selten Frauen mit diesen Gesichtstätowierungen, da viele jüngere sie als altmodisch ansehen würden. Das Tätowieren von Frauen zu Hause werde fast nicht mehr praktiziert, sodass diese Tätowierungen fast nur noch auf den Gesichtern älterer Frauen zu sehen seien (MEE, 21. März 2022)
Chaldean News (CN) veröffentlicht im Juni 2024 einen Artikel zu Tattoos bei chaldäischen Christ·innen. Laut dem Artikel würden zwar viele Religionen die Praxis des Tätowierens verbieten, die meisten chaldäischen Großväter und Großmütter hätten aber Tätowierungen auf ihrem Körper getragen, obwohl sie tief religiös gewesen seien. Tätowierungen seien im Irak von den 1880er bis zu den 1960er Jahren sehr beliebt gewesen. Frauen hätten Tattoos anstelle von Make-up getragen, und irakische Männer hätten sich Gliedmaßen tätowieren lassen, um ihren Armen und Beinen mehr Kraft zu verleihen. Das Tätowieren, oder „Dagga“, wie es im Irak genannt werde, sei ein soziales Phänomen gewesen. „Dagga“ oder „Dakka“ bedeutet „Stechen“ (Englisch: taps). Es stehe für den eigentlichen Akt des Tätowierens, bei dem die Tätowierer·innen die Haut durchstechen würden, damit die Farbe eindringen könne. Das Jahr 1963, eine Zeit der Putsche und Unruhen zusammen mit dem Aufkommen religiöser Strömungen, habe im Irak einen Wendepunkt in Bezug auf die Einstellung zu vielen alten Bräuchen markiert. Die Generationen, die sich früher tätowieren hätten lassen, hätten nach den frühen Sechzigern damit aufgehört. Nach der US-Invasion im Jahr 2003 sei eine andere Art von Tätowierung bei jungen Iraker·innen aufgekommen. Inspiriert von den tätowierten US-Soldaten sei das Tätowieren zu einer anderen Art des Selbstausdrucks geworden (CN, 1. Juni 2024).
Die amerikanische Online-Zeitschrift Vice berichtet im Juli 2023 über Tätowierungen bei irakischen Stämmen, insbesondere bei Frauen in ländlichen Gebieten und Wüstenregionen. Es handle sich dabei um Linien und komplexe geometrische Muster, die sich von den Händen oder vom Nacken bis über den Bauch erstrecken würden. Früher seien diese Tattoos sehr beliebt gewesen, sie hätten aber vor dem Irak-Iran-Krieg 1980 und dem Aufkommen der religiösen Strömung im Irak bereits begonnen zu verschwinden (Vice, 19. Juli 2023).
Al Khaleej Online, laut eigenen Angaben ein Unternehmen mit Sitz im Vereinigten Königreich, das sich insbesondere auf die Golf-Region konzentriert, berichtet im April 2018 darüber, dass sich das Tätowieren in den Jahren vor der Veröffentlichung des Artikels unter der Jugend im Irak verbreitet habe. Es gehe aber nicht mehr nur um eine Verschönerung des Körpers, sondern auch um den Nachweis von Identität und eine Zurschaustellung von politischer oder religiöser Zugehörigkeit. Die Seiten von Tattoo-Studios im Irak seien auf sozialen Netzwerken weit verbreitet und hätten eine große Anhängerschaft. Es gebe auch kleine Anzeigen von Tätowierer·innen auf den Straßen in Bagdad und einigen anderen Gouvernements. Ein Tätowierer habe Al Khaleej Online gegenüber angegeben, dass die meisten seiner Klienten Tattoos mit politischen Bedeutungen haben wollten. Die meisten seiner Klienten seien Kämpfer der bewaffneten Flügel der Volksmobilisierungseinheiten, deren Tattoos die Gruppe oder den Flügel, dem sie angehören würden, repräsentieren würden (Al Khaleej Online, 14. April 2018).
Euronews berichtet im Juli 2019 über die Entwicklung irakischer Tattoos. Laut dem Artikel hätten vor dem Irakkrieg viele Iraker·innen ästhetische Linien und traditionelle Muster als verzierende Tattoos getragen. Als während des Kriegs die Anzahl der Todesopfer angestiegen sei, hätten sich Iraker·innen ihre Namen tätowieren lassen, um im Todesfall identifizierbar zu sein. Dauerhafte Tätowierungen würden zwar nach islamischem Recht als haram (nicht erlaubt, Anmerkung ACCORD) angesehen, aber viele hätten beschlossen, diese Regel zu brechen, damit ihre Familien im Todesfall Bescheid gewusst hätten. Für verletzte Iraker·innen seinen Tattoos auch ein Weg gewesen, unerwünschte Narben von Verletzungen und Operationen zu verdecken. Die Anwesenheit des amerikanischen Militärs habe aber auch dazu beigetragen, die Tattoo-Kultur im Irak zu verändern. Durch die Kommunikation von Iraker·innen mit amerikanischen Militärangehörigen, hätten sie die Erfahrungen letzterer in Bezug auf das Tätowieren nutzen können, um das Tätowieren im Irak weiterzuentwickeln. Neue Farben, Werkzeuge und Techniken hätten Einzug gehalten. Im Jahr 2019 hätten sich zudem viele Iraker·innen von der amerikanischen Popkultur inspirieren lassen und würden sich Bilder von amerikanischen Schauspieler·innen, Rappern und internationalen Fußballspielern stechen lassen (Euronews, 22. Juli 2019).
Rudaw berichtet im Jänner 2021 darüber, dass junge irakische Frauen sich in der Stadt Basra, in der konservative Ansichten nach wie vor dominieren würden, zu einem Tattoo- und Makeup-Kurs angemeldet hätten. Laut einer Teilnehmerin sei die Gesellschaft in Basra von Stämmen geprägt, aber es habe keinerlei Schwierigkeiten gegeben (Rudaw, 24. Jänner 2021).
Das niederländische Außenministerium erwähnt in einem im November 2023 veröffentlichten Bericht zum Irak (Berichtszeitraum: Oktober 2021 – September 2023) unter Bezugnahme auf eine vertrauliche Quelle, dass Tattoos im öffentlichen Leben in Bagdad jetzt sichtbarer seien (Netherlands Ministry of Foreign Affairs, November 2023, S. 57).
Es konnten keine Informationen zu Übergriffen auf Tätowiere·innen oder tätowierte Personen gefunden werden.
Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 7. August 2024)
· AFP – Agence France-Presse: Irakische Meisterschaft: Internationaler Schiedsrichter wegen Tätowierung suspendiert [Arabisch], 20. Dezember 2023 (verfügbar auf Factiva)
· Al Khaleej Online: „Tätowierungen“... eine neue irakische Identität und Werbung für die religiöse Ausrichtung, 14. April 2018
https://alkhaleejonline.net/%D9%85%D8%AC%D8%AA%D9%85%D8%B9/%D8%A7%D9%84%D9%88%D8%B4%D9%85-%D9%87%D9%88%D9%8A%D8%A9-%D8%B9%D8%B1%D8%A7%D9%82%D9%8A%D8%A9-%D8%AC%D8%AF%D9%8A%D8%AF%D8%A9-%D9%88%D8%AF%D8%B9%D8%A7%D9%8A%D8%A9-%D9%84%D9%84%D8%A7%D8%B5%D8%B7%D9%81%D8%A7%D9%81-%D8%A7%D9%84%D9%85%D8%B0%D9%87%D8%A8%D9%8A
· BBC News: Wudhu, 14. Oktober 2014
https://www.bbc.co.uk/religion/galleries/wudhu/
· CN – Chaldean News: From Grandma’s Daggas to Today’s Tattoos, 1. Juni 2024
https://www.chaldeannews.com/2024-content/2024/6/1/from-grandmas-daggas-to-todays-tattoos
· Euronews: Evolution of Iraq's tattoo culture shows impact of US legacy, 22. Juli 2019
https://www.euronews.com/2019/07/22/evolution-of-iraq-s-tattoo-culture-shows-impact-of-us-legacy
· IGGIÖ – Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich & ÖIF – Österreichischer Integrationsfonds: Islamglossar, 2015
https://www.integrationsfonds.at/fileadmin/user_upload/Islamglossar.pdf
· Netherlands Ministry of Foreign Affairs: General country of origin information report on Iraq, November 2023
https://www.ecoi.net/en/file/local/2108188/General_Country_of_Origin_Information_Report_Iraq_(November_2023).pdf
· MEE – Middle east Eye: Partridge eyes and stars: Traditional tattoos of Amazigh, Bedouin and Kurdish women, 21. März 2022
https://www.middleeasteye.net/discover/middle-east-face-tattoos-traditional-amazigh-bedouin-kurdish
· NINA – National Iraqi News Agency: Das Einsatzkommando Bagdad führt eine Operation zur Inspektion von Kosmetik- und Tätowierzentren in Bagdad durch [Arabisch], 3. Juni 2024 (verfügbar auf Factiva)
· Rudaw: Women learn to ink tattoos in conservative city of Basra, 24. Jänner 2021
https://www.rudaw.net/english/culture/24012021?fbclid=IwY2xjawEYgwhleHRuA2FlbQIxMQABHeR0t_BbbE0waz27TmHT9XWvF-AUGfd9-iRBYGO6ydeUCpzngwmEB_MWWQ_aem_LDu9ryrb_Ma4jQudSoQPdg
· sistani.org: Question & Answer » Search (tattoo), ohne Datum(a)
https://www.sistani.org/english/qa/search/2462/
· sistani.org: Rechtsgutachten » Tätowierungen [Arabisch], ohne Datum(b)
https://www.sistani.org/arabic/qa/0760/
· Spiegel Plus: Wachablösung im Irak; Das Erbe des Ajatollah, 21. August 2023 (verfügbar auf Factiva)
· Vice: Über die Großmütter, die im Irak mit den grünen Linien der alten Zeiten tätowiert sind, um den bösen Blick und Krankheiten abzuwehren [Arabisch], 19. Juli 2023
https://www.vice.com/ar/article/dy3dvm/%D8%B9%D9%86-%D8%A7%D9%84%D8%AC%D8%AF%D8%A7%D8%AA-%D8%A7%D9%84%D9%85%D9%88%D8%B4%D9%91%D9%8E%D9%88%D9%85%D8%A7%D8%AA-%D9%81%D9%8A-%D8%A7%D9%84%D8%B9%D8%B1%D8%A7%D9%82-%D8%A8%D8%AE%D8%B7%D9%88%D8%B7-%D8%A7%D9%84%D8%B2%D9%85%D9%86-%D8%A7%D9%84%D8%AE%D8%B6%D8%B1%D8%A7%D8%A1-%D9%84%D8%B7%D8%B1%D8%AF-%D8%A7%D9%84%D8%B9%D9%8A%D9%86-%D9%88%D8%A7%D9%84%D8%A3%D9%85%D8%B1%D8%A7%D8%B6
Anhang: Quellenbeschreibungen und Informationen aus ausgewählten Quellen
Chaldean News (CN) ist eine im Großraum Detroit ansässige Webseite, die die dort ansässige Gemeinschaft der chaldäischen Christ·innen mit Nachrichten versorgt.
· CN – Chaldean News: From Grandma’s Daggas to Today’s Tattoos, 1. Juni 2024
https://www.chaldeannews.com/2024-content/2024/6/1/from-grandmas-daggas-to-todays-tattoos
„Although many religions prohibit the practice of tattooing, most Chaldean grandfathers and grandmothers bore tattoos on their bodies even though they were deeply religious. Tattoos in Iraq were popular from the 1880s through the 1960s. Women used tattoos in lieu of makeup, and Iraqi men had limbs tattooed to lend strength to their arms and legs. Tattooing, or ‘Dagga’ as it is called locally in Iraq, was a social phenomenon. ‘Dagga’ or ‘Dakka’ means ‘taps;’ it stands for the actual act of tattooing, where the tattoo artists use a series of taps to puncture the skin so the color can penetrate. […] The year 1963 marked a turning point in Iraq around the outlook on many ancient customs, a period of coups and turmoil that struck society together with the rise of religious trends that swept through society. The generations that used to get tattoos stopped doing so after the early sixties. […] After the U.S. invasion in 2003, a different kind of tattoo could be seen on young Iraqis. Inspired by the tatted-up biceps of U.S. soldiers, tattoo art became a different kind of self-expression.” (CN, 1. Juni 2024)
Euronews ist ein paneuropäischer Fernsehsender mit Sitz im französischen Lyon.
· Euronews: Evolution of Iraq's tattoo culture shows impact of US legacy, 22. Juli 2019
https://www.euronews.com/2019/07/22/evolution-of-iraq-s-tattoo-culture-shows-impact-of-us-legacy
„Prior to the war, aesthetic lines and traditional emblems adorned the skin of many Iraqis. These shapes and designs were drawn with simple resources, like pins and sewing needles, using ash or soot for ink. As the death toll mounted during the war that followed the US's invasion, many Iraqis began using tattoos for more distressing purposes. Citizens would tattoo their names onto their bodies so that their corpses would be identifiable should they be killed. Permanent tattoos are considered Haram (forbidden) under Islamic law but many decided to breach the rule so their families would know what had happened to them if they died. Tattoos also became a way for injured Iraqis to cover unwanted scarring from wounds or surgery. The presence of the US military also played a part in transforming the tattoo culture in Iraq. Local craftsmen and barbers communicated with US forces during their occupation and drew on their experiences of tattoo culture to evolve the art in Iraq. From this, new kinds of colours, tools and techniques began to seep into Iraq's tattoo scene, reinventing the traditional form. Today, some sixteen years after the invasion, young Iraqis are getting tattoo inspiration from American pop culture. Many young people in Baghdad and beyond are adorned with images of US actors, rappers and international soccer players, showing that the US legacy in Iraq still permeates its culture.“ (Euronews, 22. Juli 2019,)
Middle East Eye (MEE) ist eine in London ansässige Online-Nachrichtenorganisation, die Artikel freiberuflicher Journalist·innen und Beiträge von Think Tanks veröffentlicht.
· MEE – Middle east Eye: Partridge eyes and stars: Traditional tattoos of Amazigh, Bedouin and Kurdish women, 21. März 2022
https://www.middleeasteye.net/discover/middle-east-face-tattoos-traditional-amazigh-bedouin-kurdish
„Kurdish 'deq'
Facial tattoos or deq are popular among the Kurdish people of Iraq, Turkey, Syria and Iran. Focused mainly on the chin and resembling a beard, the dotted tattoos were viewed as a sign of beauty and are especially common among mature women, aged 60 and above. For women under the age of 60, the tattoo designs were minimalist, forming a simple dot on the cheek or on the chin. […]
Today, it’s rare to see a woman sporting deq face tattoos, as many in younger generations view it as old-fashioned. The practice of tattooing women at home, which was often a painful process, has largely stopped, leaving the faint marks almost exclusively on the faces of older women.” (MEE, 21. März 2022)
Das Außenministerium der Niederlande (Ministerie van Buitenlandse Zaken, BZ) ist die Regierungsbehörde der Niederlande, die für die auswärtigen Angelegenheiten des Landes zuständig ist.
· Netherlands Ministry of Foreign Affairs: General country of origin information report on Iraq, November 2023
https://www.ecoi.net/en/file/local/2108188/General_Country_of_Origin_Information_Report_Iraq_(November_2023).pdf
„Several sources indicated that young Iraqis sometimes change residence within the country (for instance, from southern Iraq to Baghdad, or from federal Iraq to the KRI), in order to be able to have a certain lifestyle and live within a freer environment of like-minded people. According to one source, tattoos were currently more visible in public life in Baghdad.“ (Netherlands Ministry of Foreign Affairs, November 2023, S. 57)
Rudaw ist ein in der Autonomen Region Kurdistan (Irak) ansässiges kurdisches Mediennetzwerk.
· Rudaw: Women learn to ink tattoos in conservative city of Basra, 24. Jänner 2021
https://www.rudaw.net/english/culture/24012021?fbclid=IwY2xjawEYgwhleHRuA2FlbQIxMQABHeR0t_BbbE0waz27TmHT9XWvF-AUGfd9-iRBYGO6ydeUCpzngwmEB_MWWQ_aem_LDu9ryrb_Ma4jQudSoQPdg
„Young Iraqi women are taking a tattoo training course in Basra, where conservative views still dominate society. Dozens of young Iraqi women have enrolled in a tattoo and makeup course in the southern Iraqi city. […] Over 60 women from various backgrounds are enrolled in her course. ‘Basra's society is a closed one, as we say, it is a tribal society. But thankfully, we haven't faced any difficulties,’ said Nahla al-Hamdani, one of the participants.“ (Rudaw, 24. Jänner 2021)
Bei Spiegel Plus handelt es sich um zugangsbeschränkte Artikel der Online-Ausgabe des deutschen Nachrichtenmagazins Der Spiegel.
· Spiegel Plus: Wachablösung im Irak; Das Erbe des Ajatollah, 21. August 2023 (verfügbar auf Factiva)
„Der schiitische Kleriker Ali al-Sistani ist als Iraner zum mächtigsten Mann im Irak aufgestiegen und hat dabei vieles richtig gemacht. Nun ist er über 90 Jahre alt. Was würde sein Tod für die Region bedeuten? Die katholische Kirche hat den Apostolischen Palast im Vatikan, der schiitische Islam ein unscheinbares Haus in der irakischen Pilgerstadt Nadschaf. Tausende von Gläubigen strömen jeden Tag an der engen Gasse vorbei, die zu dem Gebäude führt. […] Dahinter residiert Ali al-Sistani, die wichtigste geistliche Autorität der Schiiten. […]
Schiitische Geistliche sind oft persönlich zugänglich; besonders prominente oder hochbetagte Gelehrte wie Sistani unterhalten aber einen Stab von Mitarbeitern, die ihre Rechtsauslegungen online und in mehreren Sprachen verfügbar machen. Auf der Website sistani.org sind solche Fragen – und seine Antworten – nachzulesen. Sie reichen von Abtreibung (‚nicht erlaubt, es sei denn, das Leben der Mutter ist in Gefahr oder die Schwangerschaft unzumutbar‘) über Begrüßungsrituale (‚ein muslimischer Mann darf keiner fremden Frau die Hand schütteln‘) und Masturbation (‚grundsätzlich nicht erlaubt‘, es sei denn, ‚wenn dir deine Frau bei der Ejakulation hilft‘) bis zum Stechen von Tattoos (‚kein Problem‘).” (Spiegel Plus, 21. August 2023)
sistani.org ist die offizielle Webseite von Ali al-Sistani.
· sistani.org: Question & Answer » Search (tattoo), ohne Datum(a)
https://www.sistani.org/english/qa/search/2462/
„1 Question: Is it permissible to get a tattoo?
Answer: There is no problem in it per se.
2 Question: What is the Islamic law about tattoos? Do they affect the wudhu and ghusl?
Answer: Tattoos are permissible and they do not affect wudhu irrespective of whether they are permanent or temporary.
3 Question: Is it permissible for a woman to get her eyebrows tattooed?
Answer: Since the tattoos are done under the skin, there is no problem. However, if they are considered zinah (adornment) in common view, she must cover them from non-mahram men.” (sistani.org, ohne Datum(a))