Anfragebeantwortung zu Kasachstan: Gesundheitsversorgung (Zugang, Kosten, Medikamente, Behandlung psychischer Erkrankungen) [a-12321-3]

26. April 2024

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Inhaltsverzeichnis

Gesundheitsversorgung: Zugang und Kosten            

Kosten von Medikamenten     

Behandlung psychischer Erkrankungen         

Quellen

Anhang: Quellenbeschreibungen und Informationen aus ausgewählten Quellen   

Kurzbeschreibungen zu den in dieser Anfragebeantwortung verwendeten Quellen sowie Ausschnitte mit Informationen aus diesen Quellen finden Sie im Anhang

Gesundheitsversorgung: Zugang und Kosten

Die Bertelsmann-Stiftung schreibt in ihrem im März 2024 veröffentlichten Länderbericht zu Kasachstan (Berichtszeitraum: 1. Februar 2021 – 31. Jänner 2023), dass die Gesundheits- und Bildungssektoren in Kasachstan noch immer größtenteils auf der sowjetischen Infrastruktur basieren würden. Diese sei durch neue Einrichtungen ergänzt worden, die hauptsächlich in Astana, Almaty und den regionalen Hauptstädten konzentriert seien (Bertelsmann Stiftung, 19. März 2024, S. 8).

Laut einem auf verschiedenen Quellen beruhenden Bericht des European Observatory on Health Systems and Policies und der World Health Organization (WHO) Europe vom September 2022 sei das Gesundheitssystem in Kasachstan seit der Unabhängigkeit des Landes verschiedenen Dezentralisierungsschritten unterzogen worden. Die Zentralregierung habe aber erhebliche Befugnisse behalten. Das Gesundheitsministerium sei für die Entwicklung nationaler Gesundheitspolitiken und für die Gesetzgebung verantwortlich und fördere die internationale Zusammenarbeit. Die regionalen Gesundheitsabteilungen seien für das Management und die Bereitstellung von Gesundheitsdiensten in ihren jeweiligen Zuständigkeitsbereichen verantwortlich. Sie besäßen und würden mit einem relativ hohen Grad an Autonomie auch alle staatlichen Krankenhäuser und Polikliniken in ihren Regionen verwalten. Das Gesundheitsministerium sei der Eigentümer aller nationalen Kliniken und Forschungszentren (European Observatory on Health Systems and Policies & WHO Europe, 12. September 2022, S. 8).

Der Bericht fährt fort, dass die regionalen Gesundheitsabteilungen für die Bereitstellung von primärer, sekundärer und tertiärer Versorgung verantwortlich seien (davon ausgenommen seien die vom Gesundheitsministerium betriebenen Forschungseinrichtungen). Einige private Anbieter seien sowohl im primären Versorgungs- als auch im Krankenhaussektor tätig, und die Mehrheit davon schließe Verträge mit der Krankenversicherung ab, um öffentlich finanzierte Gesundheitsdienste erbringen zu können. Spezialisierte und tertiäre Dienstleistungen würden in einer Reihe unterschiedlicher Einrichtungen angeboten, die sich in Größe und Struktur unterscheiden würden. Die Anzahl der Krankenhäuser in Kasachstan habe seit 2000 geschwankt, sei von 938 im Jahr 2000 auf 1.085 im Jahr 2006 gestiegen und dann auf 773 im Jahr 2020 gesunken. Der Großteil der Krankenhausschließungen habe in ländlichen Gebieten stattgefunden, und etwa 56 Prozent der ländlichen Krankenhäuser sei zwischen 2013 und 2018 geschlossen worden. Krankenhausschließungen hätten insgesamt zu einer Verringerung der Anzahl der Krankenhausbetten in Kasachstan geführt. Zwischen den frühen 2010er Jahren und 2019 sei die Anzahl der Krankenhausbetten pro 100.000 Einwohner gesunken, bevor sie im Jahr 2020 wieder auf 574 gestiegen sei, was die zusätzliche Krankenhauskapazität widerspiegele, die als Reaktion auf die COVID-19-Pandemie erforderlich gewesen sei. Investitionen hätten eine Modernisierung der Krankenhausinfrastruktur in Kasachstan ermöglicht, obwohl hauptsächlich größere Krankenhäuser und Einrichtungen von Renovierungen profitiert hätten. Krankenhäuser im Bereich der tertiären Gesundheitsversorgung hätten die meisten Investitionen und Renovierungen erhalten und seien größtenteils Neubauten. Im Gegensatz dazu sei in ländliche Krankenhäuser viel weniger investiert worden und viele seien veraltet. Darüber hinaus werde die vorhandene medizinische Ausrüstung nicht vollständig genutzt, nur 55 Prozent aller medizinischen Geräte würden optimal eingesetzt. Im Jahr 2020 habe es in Kasachstan 407 Ärztinnen und Ärzte pro 100.000 Einwohner·innen gegeben, was einem Anstieg von 24 Prozent gegenüber dem Jahr 2000 entspreche. Die Anzahl der Krankenschwestern und -pfleger pro 100.000 Einwohner·innen habe in Kasachstan seit 2000 ebenfalls zugenommen, von 446 auf 676 pro 100.000 Einwohner·innen im Jahr 2015. Laut nationalen Quellen sei der Anteil bis 2020 weiter auf 752 Krankenschwestern und -pfleger pro 100.000 Einwohner·innen gestiegen. Obwohl es insgesamt viele Bedienstete im Gesundheitsbereich gebe, gebe es in ländlichen Gebieten einen Mangel (European Observatory on Health Systems and Policies & WHO Europe, 12. September 2022, S. 9-11).

Die Bertelsmann-Stiftung erwähnt in ihrem im März 2024 veröffentlichten Länderbericht auch, dass die COVID-19-Pandemie die schlechten Kapazitäten im Gesundheitswesen hinsichtlich Personals und Technologie offenbart habe (Bertelsmann Stiftung, 19. März 2024, S. 8).

Das European Observatory on Health Systems and Policies und die WHO erläutern in ihrem Bericht weiters, dass in den letzten Jahren eine verpflichtende Krankenversicherung eingeführt worden sei. Diese verfolge das Ziel, die Abdeckung und Qualität der Gesundheitsdienste zu verbessern und informelle Zahlungen sowie Selbstbehalte („out-of-pocket payments“) zu reduzieren. Die Mittel für die Krankenversicherung würden aus drei Quellen stammen: dem Staat (um sozial schwache Gruppen wie Kinder, ältere Menschen, schwangere Frauen und Arbeitslose abzusichern) sowie aus Beiträgen von Arbeitgeber·innen und Arbeitnehmer·innen. Staatsbürger·innen und ständige Einwohner·innen Kasachstans hätten Zugang zu zwei Paketen medizinischer Versorgung: dem staatlich garantierten Basispaket, das aus dem Staatsbudget finanziert werde, und dem Paket der Krankenversicherung. Die im staatlich garantierten Basispaket abgedeckten Dienste würden Notfallversorgung und Transport, primäre Versorgung, spezialisierte ambulante Akutversorgung, die Behandlung von Tuberkulose und HIV/Aids, von nichtübertragbaren Krankheiten und ansteckenden Krankheiten, Tagespflege für spezifische Krankheiten, stationäre Pflege für ansteckende Krankheiten und spezifische vom Gesundheitsministerium aufgeführte Krankheiten sowie Rehabilitation und Palliativpflege für spezifische Krankheiten umfassen. Die im Paket der Krankenversicherung abgedeckten Dienste umfassten spezialisierte ambulante Versorgung, tagesklinische und stationäre Versorgung für eine breitere Palette von Krankheiten und Leiden. Im Jahr 2021 habe der Anteil der Bevölkerung, der durch die Krankenversicherung abgedeckt worden sei, 81,3 Prozent betragen, ein Rückgang gegenüber den 84 Prozent im Jahr 2020. Gemäß nationalen Daten seien die 18,7 Prozent der Bevölkerung, die nicht durch die Krankenversicherung abgedeckt seien, Personen im arbeitsfähigen Alter, die weder als Beschäftigte noch als Arbeitslose registriert seien (European Observatory on Health Systems and Policies & WHO Europe, 12. September 2022, S. 8-9; siehe auch P4H, ohne Datum).

Das Social Health Protection Network (P4H) schreibt in einem undatierten Eintrag zu Kasachstan, dass ein großer Anteil der Bevölkerung Kasachstans (58 Prozent) von den verpflichtenden Krankenversicherungsbeiträgen befreit sei und der Staat die Zahlungen für diese Personen leiste (P4H, ohne Datum).

Eine detaillierte Auflistung der staatlich garantierten, kostenlosen Leistungen sowie der von der verpflichtenden Krankenversicherung abgedeckten Leistungen finden Sie auf folgender staatlichen Webseite der Regierung Kasachstans (Egov.kz). Auf dieser wird auch genau aufgelistet, wie hoch die jeweiligen Krankenversicherungsbeiträge für Arbeitgeber·innen, Arbeitnehmer·innen, Einzelunternehmer·innen und selbständig Beschäftigte sind und wessen Krankenversicherungsbeiträge vom Staat getragen würden:

·      Egov.kz: Mandatory Social Health Insurance (MSHI), 29. Dezember 2023
https://egov.kz/cms/en/articles/osms

Laut dem European Observatory on Health Systems and Policies und der WHO sei der Anteil der Selbstbehalte an den Gesundheitsausgaben (33,9 Prozent im Jahr 2019) niedriger als in vielen anderen Ländern Zentralasiens, überschreite jedoch immer noch die 20 Prozent, die nach Schätzungen der WHO einen angemessenen finanziellen Schutz bieten würden. Die meisten Selbstbehalte (66 Prozent) entfielen auf Medikamente und medizinische Produkte sowie ambulante Dienste einschließlich Zahnversorgung (26 Prozent). Freiwillige Zusatzkrankenversicherungen würden 1,6 Prozent der aktuellen Gesundheitsausgaben ausmachen (European Observatory on Health Systems and Policies & WHO Europe, 12. September 2022, S. 10).

Radio Free Europe/Radio Liberty (RFE/RL) berichtet im Februar 2024 über den Fall einer Frau, die in einer staatlichen Klinik eine Krebsdiagnose erhalten habe. Da sie an der Diagnose gezweifelt habe, sei die Frau zum Einholen einer zweiten Meinung in eine private Klinik gegangen. Dort habe sich die anfängliche Diagnose als falsch herausgestellt. Dank einer Anfang 2020 in Kraft getretenen Reform müssten kasachische Arbeitgeber·innen und ihre Arbeitnehmer·innen bis zu drei Prozent ihres Gehalts an verpflichtenden Krankenkassenbeiträgen zahlen. Das Ziel sei gewesen, die von staatlichen Einrichtungen abgedeckten medizinischen Leistungen auszuweiten und zu verbessern und Investitionen im Gesundheitsbereich zu ermöglichen, dessen Unterfinanzierung mittlerweile auch offiziell anerkannt worden sei. Allerdings sei es so, dass Kasach·innen nun doppelt bezahlen würden: einerseits den Krankenkassenbeitrag und andererseits einen weiteren Arzt oder eine weitere Ärztin, wenn sie mir den von der Krankenkasse abgedeckten Leistungen nicht zufrieden seien. Laut der anfangs erwähnten vermeintlichen Krebspatientin gebe es in Kasachstan angeblich kostenlose medizinische Versorgung, aber die Ausstattung der Kliniken sei alt und man müsse stundenlang für Test anstehen. Der kasachische Präsident, in dessen erstem Jahr seiner Amtszeit die Einführung der verpflichtenden Krankenversicherung erfolgt sei, habe eingestanden, dass die Ergebnisse bisher enttäuschend seien. Nach der Ernennung eines neuen Kabinetts, darunter auch ein neuer Gesundheitsminister, habe er bei einer Rede am 7. Februar 2024 angegeben, dass sich das Budget im Gesundheitssektor seit Einführung der Krankenversicherung verdoppelt habe, allerdings gebe es noch keine wesentliche Verbesserung bei der Qualität und Zugänglichkeit von Leistungen. Der neue Premierminister habe dies kurz später bestätigt und festgestellt, dass Korruption und Ineffizienz innerhalb der Krankenversicherung zu einem ernsthaften „Umdenken“ und einer „Umstrukturierung“ der Politik führen müssten und der Gesundheitssektor vollständig digitalisiert und transparent werden müsse. Nach Meinung vieler bestehe das Hauptproblem der Krankenversicherung darin, dass das zusätzliche Geld, das in die Gesundheitsversorgung fließe, einfach verloren gehe, weil medizinische Einrichtungen für unnötige Dienste Geld von der Krankenversicherung fordern würden. Eine in Almaty lebende Frau habe angegeben, dass man nicht einfach zu einem Neurologen oder einer Neurologin gehen könne. Man benötige zunächst einen Termin bei einem Allgemeinmediziner oder einer Allgemeinmedizinerin, müsse dort eine Überweisung einholen, dann anstehen, dann zum richtigen Facharzt oder der richtigen Fachärztin gehen und so weiter. Man drehe sich im Kreis. Das Ergebnis sei, dass die Behandlung um Wochen verzögert werde. Kurz nachdem der Artikel auf RFE/RL veröffentlicht worden sei, habe das Gesundheitsministerium verlautbart, dass das Erfordernis derartige Überweisungen ab Anfang April 2024 abgeschafft werde. Allerdings gebe es auch das Problem, dass Kliniken Geld für Leistungen verlangen würden, die sie gar nicht erbracht hätten. Nach Angaben der Krankenversicherung habe eine Untersuchung im Jahr 2022 ergeben, dass derartige falsche Behauptungen die Versicherung im Jahr 2022 mindestens 400 Millionen Tenge (damals fast 900.000 US-Dollar) gekostet hätten. Und dabei handle es sich vermutlich nur um die Spitze des Eisbergs (RFE/RL, 27. Februar 2024).

Kosten von Medikamenten

SK-Pharmacy schreibt im November 2023, dass die kostenlose Arzneimittelversorgung für Patient·innen in Kasachstan stationär und ambulant erfolge. Stationär im Rahmen einer medikamentöse Behandlung in Krankenhäusern, ambulant würden verschreibungspflichtige Medikamente in Kliniken abgegeben. Eine Liste der Arzneimittel, die im Rahmen der staatlich garantierten kostenlosen medizinischen Versorgung und im Rahmen der gesetzlichen Krankenversicherung zur Verfügung gestellt würden, werde vom Gesundheitsministerium der Republik Kasachstan genehmigt. Gegenwärtig sei die Verordnung Nr. KR DSM-75 des Gesundheitsministeriums der Republik Kasachstan in Kraft. In diesem Dokument seien die Krankheiten aufgeführt, für die kostenlose Arzneimittel zur Verfügung gestellt würden, sowie die Liste der Arzneimittel selbst (SK-Pharmacy, 28. November 2023).

Auf der Webseite der elektronischen Regierung Kasachstans (Egov.kz) wird im Dezember 2023 erläutert, dass kasachische Staatsbürger·innen im Rahmen der staatlich garantierten kostenlosen Gesundheitsversorgung eine Recht auf Versorgung mit Medikamenten hätten. Kostenlose Medikamente würden bei medizinischer AKutversorgung ausgegeben und in medizinischen Einrichtungen, die stationäre medizinische Hilfe, stationäre Behandlung ersetzende medizinische Hilfe („in-patient replacing medical aid“) oder Kuraufenthalte anbieten würden. Bei medizinischen Dienstleistungen, die über die staatlich garantierte kostenlose Gesundheitsversorgung hinausgingen, würden Medikamente kostenpflichtig zur Verfügung gestellt. Im Rahmen einer ambulanten Behandlung oder einer Behandlung, die eine stationäre Behandlung ersetze, erhielten Patient·innen verschriebene Medikamente kostenlos oder entsprechend der Liste der Krankheiten und verschiedener Kategorien von Personen[1] ermäßigt oder sie müssten den vollen Preis bezahlen (Egov.kz, 19. Dezember 2023).

Auf der Webseite der Krankenversicherung wird unter den FAQs in einem undatierten Eintrag erläutert, dass Patient·innen Medikamenten und medizinische Geräte erhalten könnten, wenn sie an Krankheiten leiden würden, die in der Verordnung Nr. 75 des Gesundheitsministeriums der Republik Kasachstan vom 5. August 2021 definiert seien (FMS, ohne Datum).

Die Verordnung mit der Liste der Arzneimittel, medizinischen Geräte und spezialisierter therapeutischer Produkte, die im Rahmen der garantierten kostenlosen Gesundheitsversorgung bzw. im Rahmen der verpflichtenden Krankenversicherung zur Verfügung gestellt werden, finden Sie auf Russisch unter dem folgenden Link:

·      Über die Genehmigung der Liste von Arzneimitteln und Medizinprodukten für die kostenlose und (oder) bevorzugte ambulante Versorgung bestimmter Kategorien von Bürger·innen der Republik Kasachstan mit bestimmten Krankheiten (Leiden) [Verordnung Nr. KR-DSM-75 des Gesundheitsministeriums der Republik Kasachstan vom 5. August 2021], 5. August 2021, mit Änderungen bis inklusive 2. Februar 2024
https://adilet.zan.kz/rus/docs/V2100023885

In einem 2024 veröffentlichten Bericht, der von einer Initiativgruppe von NGOs und unabhängigen Expert·innen beim UNO-Ausschuss für die Rechte von Menschen mit Behinderungen eingereicht wurde, wird erläutert, dass es in Kasachstan im Rahmen der staatliche garantierten kostenlosen Gesundheitsversorgung ein System zur kostenlosen Versorgung von Patient·innen mit schweren chronischen Krankheiten mit Medikamenten und medizinischen Dienstleistungen gebe. In der Regel handle es sich dabei um vorrangige teure Medikamente für die kontinuierliche Behandlung von Krankheiten mit hoher Sterblichkeitsrate. Allerdings gebe es systematische Unterbrechungen in der Arzneimittelversorgung. Patient·innen mit schwerwiegenden Erkrankungen („patients with severe disabling disease“) wie Bluthochdruck, Hämophilie, Diabetes mellitus, psychischen Beschwerden, Hepatitis usw. seien häufig gezwungen, die teuren Medikamente selbst zu bezahlen, was sich auf ihr Budget und ihre Lebensqualität auswirke, da für die meisten die Erwerbsunfähigkeitsleistungen die einzige Einkommensquelle sei. Viele seien gezwungen, ihre Behandlung abzubrechen, was zu irreversiblen gesundheitlichen Veränderungen führe und eine Bedrohung für ihr Leben darstelle. Diese Probleme würden seit vielen Jahren von Organisationen, die sich für Menschen mit Behinderungen einsetzen, und Fachleuten des Gesundheitswesens angesprochen, aber auf staatlicher Ebene gebe es nach wie vor keine Lösung. Hinzu komme, dass das bestehende System zur Beschaffung von Medikamenten, die im Rahmen der staatliche garantierten kostenlosen Gesundheitsversorgung verteilt würden, auf dem Kauf von Medikamenten zu den niedrigsten von den Lieferanten angebotenen Preisen beruhe. Dadurch leide die Qualität der Medikamente, was wiederum zu einer Verschlechterung des Gesundheitszustands und zu mehr Beeinträchtigung („increased disability“) führe (Autism Support Foundation „Ashyq Әlem“, et al., 2024, S. 16). In dem Bericht wird weiters erwähnt, dass das Armutsniveau von Menschen mit Behinderungen nach wie vor recht hoch sei, da die staatlichen Leistungen nicht immer ausreichen würden, um selbst die grundlegendsten Ausgaben zu decken, darunter auch Medikamente und Behandlungen, die nicht in der Liste der kostenlosen Leistungen enthalten seien (Autism Support Foundation "Ashyq Әlem", et al., 2024, S. 42-43).

Behandlung psychischer Erkrankungen

Das European Observatory on Health Systems and Policies und die WHO schreiben in dem oben bereits zitierten Bericht vom September 2022, dass Kasachstan 2017 eine umfassende Reform des psychischen Gesundheitssystems eingeleitet habe, die auf die Deinstitutionalisierung und Integration der psychischen Gesundheit in die Primärversorgung abgezielt habe. Die Zuständigkeiten von Allgemeinmediziner·innen seien erweitert worden, indem sie die die Befugnis erhalten hätten („giving them the mandate“), die häufigsten psychischen Beschwerden zu diagnostizieren und zu behandeln. Darüber hinaus seien die Herangehensweisen für das Screening geändert worden und Psycholog·innen sowie Sozialarbeiter·innen seien Teil des multidisziplinären Teams von Allgemeinmediziner·innen geworden. In mehreren Regionen hätten Krankenschwestern und -pfleger begonnen, eigenständige Beratungstermine abzuhalten. Gleichzeitig mit der Integration der psychischen Gesundheit in die Primärversorgung sei die Anzahl der psychiatrischen Krankenhäuser von 47 auf 17 zurückgegangen, und die Zahl der Betten sei um 17,5 Prozent verringert worden. In allen Regionen seien Jugendgesundheitszentren eingerichtet worden, die Hilfe und Unterstützung im Bereich der reproduktiven und psychischen Gesundheit anbieten würden. Um die Zugänglichkeit der Versorgung zu gewährleisten, seien 204 Psychiater·innenpraxen in ländlichen Gebieten und 82 Zentren für psychische Primärversorgung in städtischen Polikliniken eingerichtet worden. Seit 2015 werde ein Programm zur Suizidprävention bei Minderjährigen durchgeführt, das vom Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) zusammen mit dem Nationalen Forschungszentrum für psychische Gesundheit entwickelt worden sei. Das Programm habe seine Wirksamkeit durch einem Rückgang von 210 Fällen im Jahr 2014 auf 85 Fälle im Jahr 2020 in der Zielgruppe (15-17 Jahre) bewiesen. Suizide seien jedoch nach wie vor ein ernstes Problem für Kasachstan (European Observatory on Health Systems and Policies & WHO Europe, 12. September 2022, S. 16).

Der im April 2022 veröffentlichen Mental Health Atlas 2020 gibt an, dass Dienste im Bereich der psychischen Gesundheit wie auch Psychopharmaka („psychotropic medicines“) vollständig von der Krankenversicherung abgedeckt würden. Die Frage, ob die Versorgung und Behandlung von Personen mit psychischen Erkrankungen (Psychosen, bipolare Störungen, Depressionen) durch die nationale Krankenversicherung oder ein Kostenerstattungssystem abgedeckt würden, wird mit ja beantwortet (WHO, 15. April 2022, S. 2).

In dem Dokument wird auf Seite 2 auch die Anzahl verschiedenster Einrichtungen angegeben, die Dienste im Bereich der psychischen Gesundheit anbieten, beispielsweise von ambulanten Einrichtungen für psychische Gesundheit, die an ein Krankenhaus angeschlossen sind, oder von psychiatrischen Kliniken:

·      WHO - World Health Organization: Mental Health Atlas 2020; Member State Profile; [Kazakhstan], 15. April 2022
https://cdn.who.int/media/docs/default-source/mental-health/mental-health-atlas-2020-country-profiles/kaz.pdf?sfvrsn=aaf3b16d_5&download=true

Im Oktober 2022 veröffentlichte die WHO auf ihrer Webseite einen Artikel, der unter anderem auf Deutsch verfügbar ist und folgende Informationen enthält:

„Überall in der Europäischen Region der WHO werden Menschen mit psychischen Gesundheitsproblemen aufgrund von Stigmatisierung und Diskriminierung bei nahezu allen Aspekten ihres Lebens vor Hindernisse gestellt. […] In Kasachstan tragen innovative Konzepte zur Bekämpfung von und Sensibilisierung für Stigmatisierung und Diskriminierung erste Früchte, was vor allem den hartnäckigen Bemühungen des Nationalen Wissenschaftszentrums mit seinen beiden speziellen Zentren für psychische Gesundheit zu verdanken ist, die vom Gesundheitsministerium Kasachstans in Zusammenarbeit mit der WHO eingerichtet wurden. […]

2014 kam das erste nationale Programm für Suizidprävention, das vom Forschungszentrum für psychische Gesundheit, dem Gesundheitsministerium und dem Bildungsministerium mit fachlicher Unterstützung durch das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) durchgeführt wurde, zu dem Ergebnis, dass sogar Familienmitglieder zögern würden, psychisch kranken Menschen und selbst suizidgefährdeten Personen zu helfen – aus purer Angst vor Stigmatisierung. Oft hätten die Menschen mehr Angst vor der Diagnose als vor der Krankheit selbst. […]

Mit fachlicher Unterstützung durch das UNICEF wurde die Entstigmatisierung zu einer der wichtigsten Komponenten des Programms zur Suizidprävention. Zu Beginn des Projektes im Jahr 2015 lehnten mehr als 11% der stark suizidgefährdeten Patienten jegliche professionelle Hilfe ab. Ein Jahr später war der Anteil auf 5% gesunken, und 2017 lag er nur noch bei 1%.

Darüber hinaus wurden 2017 noch mehrere neue Initiativen zur Verbesserung der psychischen Gesundheitsversorgung in Kasachstan ins Leben gerufen.

·        Die Psychiatriedienste wurden in eine psychische Gesundheitsversorgung überführt, die teilweise auch im Rahmen der primären Gesundheitsversorgung angeboten wurde. Dadurch können die Menschen nun alle Leistungen an einem Ort in Anspruch nehmen.

·        Das Land führte auch neue Gesetze im Bereich der psychischen Gesundheit ein, namentlich eine Aktualisierung des nationalen Gesundheitskodex. Dieser neue Kodex bewirkte, dass niemand sein Recht auf Entscheidungsfreiheit verlor, nur weil er mit einem psychischen Gesundheitsproblem lebt. Allein 2021 erhielten so 18 Patienten ihre rechtliche Selbstbestimmung zurück.

·        Es wurden Programme zur Bekämpfung der Selbststigmatisierung sowie der Stigmatisierung von Patienten und ihren Angehörigen geschaffen.

·        Ferner entstanden neue Initiativen, oft außerhalb des Gesundheitssystems, wie etwa Schutzhäuser – Orte, an denen Menschen mit psychischen Gesundheitsproblemen Rechtsberatung, Befähigungstraining und Hilfe bei der Wiedereingliederung in die Gesellschaft erhalten.“ (WHO, 10. Oktober 2022)

In Section 6 des aktuellen Berichts des US-Außenministeriums (US Department of State, USDOS) finden sich Informationen zur Lage in psychiatrischen Kliniken:

·      USDOS - US Department of State: 2023 Country Report on Human Rights Practices: Kazakhstan, 23. April 2024
https://www.ecoi.net/de/dokument/2107744.html


 

Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 26. April 2024)

·      Autism Support Foundation "Ashyq Әlem", et al.: Alternative Report on the Implementation by the Republic of Kazakhstan of the UN Convention on the Rights of Persons with Disabilities; Prepared by an Initiative Group of Non-Governmental Organizations and Independent Experts for Submission to the UN Committee on the Rights of Persons with Disabilities, 2024
https://tbinternet.ohchr.org/_layouts/15/TreatyBodyExternal/DownloadDraft.aspx?key=1cJsGKycgclvjImzvk3XZCBMd6rsnOOGfjqt/Cq7r89uaI7+46CYiKd2485jzghQJQKD2uAYR5oDmRVGsZroXA==

·      Bertelsmann Stiftung: BTI 2024 Country Report Kazakhstan, 19. März 2024
https://www.ecoi.net/en/file/local/2105892/country_report_2024_KAZ.pdf

·      Egov.kz: Provision of citizens with medicinal preparations, 19. Dezember 2023
https://egov.kz/cms/en/articles/2Fpharma4citizen

·      Egov.kz: Mandatory Social Health Insurance (MSHI), 29. Dezember 2023
https://egov.kz/cms/en/articles/osms

·      European Observatory on Health Systems and Policies & WHO – World Health Organization Europe: Health systems in action: Kazakhstan, 12. September 2022
https://iris.who.int/bitstream/handle/10665/362324/9789289059145-eng.pdf?sequence=1

·      FMS – Health Insurance Fund: Frequently asked questions, ohne Datum
https://fms.kz/en/osms-guide/patient/faq/

·      P4H – Social Health Protection Network: Nationwide mandatory social health insurance established in Kazakhstan, ohne Datum
https://p4h.world/en/countries/kazakhstan/

·      RFE/RL – Radio Free Europe/Radio Liberty: Paying Twice: Kazakhs Unhappy With Latest Fix For Health-Care 'Hell', 27. Februar 2024
https://www.rferl.org/a/kazakhstan-health-care-corruption/32837708.html

·      SK-Pharmacy: Free medicine provision: how are medications purchased within the framework of the GBP and CSHI?, 28. November 2023
https://sk-pharmacy.kz/eng/press-center/smi_o_nas/free-medicine-provision-how-are-medications-purchased-within-the-framework-of-the-gbp-and-cshi

·      Über die Genehmigung der Liste von Arzneimitteln und Medizinprodukten für die kostenlose und (oder) bevorzugte ambulante Versorgung bestimmter Kategorien von Bürger·innen der Republik Kasachstan mit bestimmten Krankheiten (Leiden) [Verordnung Nr. KR-DSM-75 des Gesundheitsministeriums der Republik Kasachstan vom 5. August 2021], 5. August 2021, mit Änderungen bis inklusive 2. Februar 2024
https://adilet.zan.kz/rus/docs/V2100023885 USDOS - US Department of State: 2023 Country Report on Human Rights Practices: Kazakhstan, 23. April 2024
https://www.ecoi.net/de/dokument/2107744.html

·      WHO - World Health Organization: Mental Health Atlas 2020; Member State Profile; [Kazakhstan], 15. April 2022
https://cdn.who.int/media/docs/default-source/mental-health/mental-health-atlas-2020-country-profiles/kaz.pdf?sfvrsn=aaf3b16d_5&download=true

·      WHO - World Health Organization: „Es ist machbar“ – Bekämpfung von Stigmatisierung und Diskriminierung für eine bessere psychische Gesundheitsversorgung in Kasachstan, 10. Oktober 2022
https://www.who.int/europe/de/news/item/10-10-2022-it-can-be-done----combating-stigma-and-discrimination-for-better-mental-health-services-in-kazakhstan


 

Anhang: Quellenbeschreibungen und Informationen aus ausgewählten Quellen

Der folgende Bericht wurde von einer Initiativgruppe von NGOs und unabhängigen Expert·innen verfasst.

·      Autism Support Foundation “Ashyq Әlem”, et al.: Alternative Report on the Implementation by the Republic of Kazakhstan of the UN Convention on the Rights of Persons with Disabilities; Prepared by an Initiative Group of Non-Governmental Organizations and Independent Experts for Submission to the UN Committee on the Rights of Persons with Disabilities, 2024
https://tbinternet.ohchr.org/_layouts/15/TreatyBodyExternal/DownloadDraft.aspx?key=1cJsGKycgclvjImzvk3XZCBMd6rsnOOGfjqt/Cq7r89uaI7+46CYiKd2485jzghQJQKD2uAYR5oDmRVGsZroXA==

„In Kazakhstan, within the framework of the guaranteed volume of free medical care (GVFMC), there is a system to provide patients with severe chronic diseases with free medication and medical services. Typically, these are preferential expensive drugs for continuous treatment of diseases with high mortality rates. However, there are systematic disruptions in drug supply. Often, patients with severe disabling diseases (hypertension, hemophilia, diabetes mellitus, mental disorders, hepatitis, etc.) are forced to purchase expensive drugs themselves, which affects their budget and quality of life since most of them rely solely on disability benefits as their main source of income. Many are forced to interrupt their treatment, leading to irreversible health changes and posing a threat to life. These problems have been raised for many years by organizations of people with disabilities and healthcare professionals, but there has been no solution at the state level.

Additionally, the existing system of procurement of medications distributed within the GVFMC is based on purchasing drugs at the lowest prices offered by suppliers. In this case, the quality of drugs suffers, which in turn contributes to deterioration of health and increased disability.” (Autism Support Foundation "Ashyq Әlem", et al., 2024, S. 16)

„The level of poverty among people with disabilities remains quite high. In fact, the benefits received from the state are not always sufficient to cover even the most basic expenses: utility bills, medicines, and treatments (which are not covered by the list of free ones), food, and other daily expenses. […] Expenses for the purchase of medicines, medical devices, and laboratory tests not included in the guaranteed package of medical care, as well as for household needs, for reasonable adaptation of housing to the needs of disabled people, and much more are not taken into account.“ (Autism Support Foundation "Ashyq Әlem", et al., 2024, S. 42-43)

Die Bertelsmann Stiftung ist eine deutsche gemeinnützige Denkfabrik mit Sitz in Gütersloh.

·      Bertelsmann Stiftung: BTI 2024 Country Report Kazakhstan, 19. März 2024
https://www.ecoi.net/en/file/local/2105892/country_report_2024_KAZ.pdf

„The health care and educational sectors still largely rest on Soviet legacy infrastructure, which has been supplemented by new facilities mainly concentrated in Astana, Almaty and regional capitals. However, the COVID-19 pandemic revealed weaknesses in the education system in terms of access to and availability of technology and internet across the country and poor health care capacity in terms of manpower and technology.“ (Bertelsmann Stiftung, 19. März 2024, S. 8)

Bei Egov.kz handelt es sich um eine kasachische Regierungsseite.

·      Egov.kz: Provision of citizens with medicinal preparations, 19. Dezember 2023
https://egov.kz/cms/en/articles/2Fpharma4citizen

„Citizens of the Republic of Kazakhstan shall have the right to be provided with medicinal preparations within the guaranteed scope of free medical aid.

Authorized agency for heath shall approve the list of major (vital) medicinal preparations. Based on the list, each medical organization creates a medical formulary which is posted in the places for visual information for citizens.

Medicinal preparations that are given for free shall be marked with a medical organization’s special stamp.

Citizens shall be provided with medicinal preparations for free in terms of guaranteed scope based on the approved organization’s medicine formulary:

1. when rendering emergency medical aid;

2. in medical organizations that render: in-patient medical aid, in-patient replacing medical aid, and resort cure.

When rendering medical aid beyond the guaranteed scope, medicinal preparations shall be provided on a payment basis.

When being cured on an outpatient or in-patient replacing basis, citizens are provided with medicinal preparations:

1. against the prescriptions for free or with graces, according to the list of diseases and certain categories of citizens;

2. for full price.

Pharmaceutics organizations perform retail selling of the medicinal preparations:

1. against the doctors’ prescriptions;

2. without prescriptions.

In the event of non-availability of pharmaceutics organizations in remote rural areas, medicinal preparations shall be provided for free and/or with graces by organizations that render primary medical/sanitary aid.

When purchasing medicinal preparations against free and/or beneficial prescriptions, a citizen should present:

1. document of personal identification;

2. or birth certificate of a seek child (or notarized duplicate).

Citizens suffering from tuberculosis, in case they are cured on an outpatient basis, are provided anti-tuberculosis medicines for free, via anti-tuberculosis hospitals.“ (Egov.kz, 19. Dezember 2023)

Das European Observatory on Health Systems and Policies ist eine im Europa-Regionalbüro der Weltgesundheitsorganisation (WHO) angesiedelte regierungsübergreifende Gesellschaft (Partnerschaft), die sich für eine evidenzbasierte Gesundheitspolitik in Europa einsetzt.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist eine Behörde der Vereinten Nationen mit dem Mandat zur Förderung der globalen Gesundheitsagenda.

·      European Observatory on Health Systems and Policies & WHO – World Health Organization Europe: Health systems in action: Kazakhstan, 12. September 2022
https://iris.who.int/bitstream/handle/10665/362324/9789289059145-eng.pdf?sequence=1

„Since independence, the health system in Kazakhstan has been subject to various steps of decentralization, although the central government has retained considerable authority (Amagoh, 2021). The Ministry of Health is responsible for developing national health policies and legislation and facilitating international collaboration. The regional (oblast) health departments are responsible for managing and delivering health care services in their respective jurisdictions (Amagoh, 2021). They also own and manage all state-owned hospitals and polyclinics in their regions with a relatively high degree of autonomy. The Ministry of Health is the owner of all national clinics and research centres. […]

Mandatory health insurance has been introduced in recent years with the aims of increasing the coverage and quality of health services and reducing informal and out-of-pocket payments[…]. Funds are pooled from three sources: the government (to cover socially vulnerable groups, such as children, older people, pregnant women and the unemployed), and contributions from employers and from employees (WHO, 2016). […]

Citizens and permanent residents of Kazakhstan have access to two packages of medical care: the State-Guaranteed Basic Package, which is financed by the state budget, and the Social Health Insurance package (WHO, 2019d). […] Services covered in the State-Guaranteed Basic Package include emergency care and transport; primary care; specialist outpatient care for acute conditions, tuberculosis (TB), and HIV, noncommunicable diseases and contagious diseases; day care for specific diseases; inpatient care for contagious diseases and specific diseases listed by the Ministry of Health; and rehabilitation and palliative care for specific diseases. Services covered in the social health insurance package include specialist outpatient care, day care and inpatient care for a broader variety of diseases and conditions.

In 2021 the proportion of the population covered by social health insurance was 81.3%, a decline from 84% in 2020. According to national data, the 18.7% of the population that is not covered by social health insurance are people of working age who are not registered as employees or as unemployed. […]

The oblast (regional) health departments are responsible for the delivery of primary, secondary and tertiary care (excluding research centres, which are run by the Ministry of Health). Some private providers operate in both the primary care and hospital sectors, and the majority of them contract with the Social Health Insurance Fund to provide publicly paid health services. Specialized and tertiary services are provided in a range of different institutions that vary in terms of size and structure. These are polyclinics, rural hospitals, oblast and city hospitals, specialized hospitals and national republican hospitals. […]

The share of out-of-pocket payments as a percentage of health spending (33.9% in 2019) is lower than in many other countries in Central Asia, but still exceeds 20%, which is estimated by WHO to provide adequate financial protection. Most out-of-pocket payments (66%) are for medicines and medical products and outpatient services including dental care (26%). Voluntary health insurance accounts for 1.6% of current health expenditure. […]

The number of hospitals in Kazakhstan has fluctuated since 2000 (OECD, 2018b), increasing from 938 in 2000 to 1 085 in 2006 and then declining to 773 in 2020. Closure of hospitals has mostly occurred in rural areas and around 56% of rural hospitals were closed between 2013 and 2018 (OECD, 2018b). […] Hospital closures have resulted in an overall reduction in the number of hospital beds in Kazakhstan. Between the early 2010s and 2019, the number of hospital beds per 100 000 population decreased, before increasing again to 574 in 2020, reflecting the additional hospital capacity required to respond to the coronavirus disease 2019 (COVID-19) pandemic […].

Investments have facilitated a modernization of the hospital infrastructure in Kazakhstan, although renovations have mostly benefited larger hospitals and facilities (OECD, 2018b). Tertiary care hospitals have received a lot of attention in terms of investments and renovations and are largely new builds. In contrast, rural hospitals have received much less investment and many are outdated (OECD, 2018b). Furthermore, existing medical equipment is not fully utilized, with only 55% of all medical equipment being used optimally (WHO, 2021a). […]

In 2020, there were 407 physicians per 100 000 population in Kazakhstan, which was a 24% increase from 329 per 100 000 population in 2000 (Fig. 5). The number of nurses per 100 000 population has also increased in Kazakhstan since 2000, from 446 per 100 000 population to 676 per 100 000 population in 2015 (the latest year for which there are internationally reported data). According to national sources, the share had increased further to 752 nurses per 100 000 population in 2020. Despite overall high levels of health workers, there is a shortage in rural areas.“ (European Observatory on Health Systems and Policies & WHO Europe, 12. September 2022, S. 8-11)

„In 2017, Kazakhstan started a comprehensive reform of the mental health system, aiming to deinstitutionalize and integrate mental health into primary care. The competencies of general practitioners (GPs) were extended by giving them the mandate to diagnose and treat the most common mental disorders. In addition, approaches to screening were changed, and psychologists and social workers were introduced as a part of the GP’s multidisciplinary team. In several regions, nurses started to conduct independent appointments.

In parallel with the integration of mental health into primary care, there was a decrease in the number of psychiatric hospitals from 47 to 17 and the number of beds was reduced by 17.5%. Youth health centres were organized in all regions to provide assistance and support in reproductive and mental health. To ensure territorial accessibility of care, 204 psychiatrist’s offices were deployed at the rural level and 82 primary mental health centres at the level of urban polyclinics.

Since 2015, a suicide prevention programme among minors has been implemented, developed by the United Nations Children’s Fund (UNICEF) together with the National Research Centre for Mental Health (UNICEF, 2020). The programme demonstrated its effectiveness with a decrease in the target group (15–17 years) from 210 cases in 2014 to 85 cases in 2020. However, suicides remain a serious problem for Kazakhstan, with an age-standardized rate of 18.1 cases per 100 000 population in 2019, compared with an average of 10.5 per 100 000 population for the WHO European Region (WHO, 2021b).“ (European Observatory on Health Systems and Policies & WHO Europe, 12. September 2022, S. 16)

Der Health Insurance Fund ist die Webseite der kasachischen Krankenversicherung.

·      FMS – Health Insurance Fund: Frequently asked questions, ohne Datum
https://fms.kz/en/osms-guide/patient/faq/

„Medicines and medical devices can be received by patients if they have diseases defined in the order of the Ministry of Health of the Republic of Kazakhstan No. 75 dated August 5, 2021. These are patients with chronic diseases who are registered at the dispensary, as well as patients who have certain diseases or conditions.

To receive medicines, the patient needs to contact his local doctor (nurse). Medications are given according to the frequency of their intake. The district doctor / nurse prescribes a prescription for medicines, then the patient independently goes to the pharmacy of the polyclinic. To receive medicines, you need to present a document certifying the identity of the patient.

Medicines can also be obtained by patients who do not have the status of insurance in the compulsory social health insurance system. These are medicines purchased at the expense of the guaranteed volume of free medical care.

Patients who are registered at the dispensary in specialized centers receive the necessary medications at the place of observation.“ (FMS, ohne Datum)

Social Health Protection Network (P4H) ist ein globales Netzwerk für sozialen Gesundheitsschutz und Gesundheitsfinanzierung.

·      P4H – Social Health Protection Network: Nationwide mandatory social health insurance established in Kazakhstan, ohne Datum
https://p4h.world/en/countries/kazakhstan/

„Before the introduction of mandatory social health insurance (MSHI) in 2020, Kazakhstan operated a budget-financed health care model with a state guaranteed benefit package free for all residents. […]

A large share of Kazakhstan’s population — 58% – is exempt from mandatory contributions to the MSHI fund, and the state makes payments on behalf of the individuals in this group. […]

The state guarantees access to a universal package of benefits that does not depend on contribution amount and covers a broad range of services. PHC [primary health care], free medicines, specialized outpatient care, and acute inpatient care are available to all citizens and registered foreigners. The second package, called the insurance benefits, covers elective care, certain diagnostic procedures, medicines, medical rehabilitation, high-cost treatments, and elective dental care for children and pregnant women. This package is offered to insureds, who comprise 84% of the population. The health system continues to provide social health protection for all vulnerable groups and the majority of the population.“ (P4H, ohne Datum)

Radio Free Europe/Radio Liberty (RFE/RL) ist eine Rundfunkorganisation, die von der antikommunistischen amerikanischen Organisation National Committee for a Free Europe im Jahr 1949 gegründet wurde und vom Kongress der Vereinigten Staaten finanziert wird. Sie bietet Nachrichten zu Ländern in Osteuropa, Zentralasien und im Nahen Osten.

·      RFE/RL – Radio Free Europe/Radio Liberty: Paying Twice: Kazakhs Unhappy With Latest Fix For Health-Care 'Hell', 27. Februar 2024
https://www.rferl.org/a/kazakhstan-health-care-corruption/32837708.html

„Less than two years ago, after a trip to a state medical clinic in Kazakhstan's largest city, Almaty, Gulnur Shayakhmetova was diagnosed with a cancerous tumor that would need extensive treatment. Doubting the analysis, the 30-year-old went to a private clinic for a second opinion. Test results showed the initial diagnosis to be incorrect. While Shayakhmetova was relieved, she was also left fuming.

Thanks to an overhaul that entered into force in early 2020, working Kazakhs and their employers pay a mandatory payment worth up to 3 percent of their salaries in additional tax to cover them in the state's Compulsory Social Medical Insurance (MEMS) plan. The new tax was supposed to increase and improve medical coverage provided by state medical institutions, as well as allow investment into a health sector that officials have acknowledged is underfunded. Instead, Shayakhmetova and other Kazakhs find themselves paying twice: once for MEMS and once to go to another doctor when the care provided by MEMS fails to meet their needs. ‘They created a malfunctioning system to launder money,’ Shayakhmetova told RFE/RL's Kazakh Service. ‘We supposedly have free medical care, but the equipment in the clinics is old and you wait in line for hours for tests.’

Kazakh President Qasym-Zhomart Toqaev -- who oversaw the introduction of MEMS in the first year of his presidency -- has admitted that the results have thus far been disappointing. Addressing lawmakers and officials on February 7 after appointing a new cabinet -- including a new health minister -- Toqaev pointed out that the health-care sector's budget had doubled since MEMS was first introduced. ‘However, there has not yet been a significant improvement in the quality and accessibility of medical care,’ he argued. New Prime Minister Olzhas Bektenov reinforced that message in his first meeting with his cabinet later that week, noting that corruption and inefficiency within MEMS meant the policy needs ‘serious reconsideration’ and ‘reformatting,’ while the health sector as a whole required ‘full digitization and transparency.’ […]

The main problem with MEMS, by many accounts, is that the new money going into health care is simply getting lost as medical institutions claim money from the EMSK for unnecessary services. Almaty resident Zhibek Batyrova, speaking to RFE/RL's Kazakh Service, compared the system to an ‘organized mess.’ ‘You can't go to a neurologist right away -- you first need to make an appointment with a general practitioner, get a referral, wait in line, then go to the right specialist, and so on, in a circle. As a result, treatment is delayed for weeks,’ she said. Shortly after RFE/RL's Kazakh Service published its report on MEMS, the Health Ministry said the practice of requiring such referrals would end from the beginning of April -- one of several measures apparently aimed at decluttering patient care.

But there is also the problem of medical clinics claiming money for services they never offered in the first place. According to EMSK [Fund for Social Medical Insurance], monitoring by the fund in 2022 revealed that these kinds of false claims cost the fund at least 400 million tenges in 2022 (nearly $900,000 at the time). And this is very likely the tip of the iceberg, given that methods for detection often leave much to be desired. In January of this year, the anti-corruption agency's branch in Abai Province reported that several hospitals in the province were suspected of misusing funds after investigators said they compared the number of beds in the hospitals to the number of patients and randomly called about 100 patients to check on the services they had received.“ (RFE/RL, 27. Februar 2024)

SK-Pharmacy ist ein Unternehmen des kasachischen Gesundheitsministeriums, das für die öffentliche Auftragsvergabe im Gesundheitswesen zuständig ist.

·      SK-Pharmacy: Free medicine provision: how are medications purchased within the framework of the GBP and CSHI?, 28. November 2023
https://sk-pharmacy.kz/eng/press-center/smi_o_nas/free-medicine-provision-how-are-medications-purchased-within-the-framework-of-the-gbp-and-cshi

„Free drug provision for patients in Kazakhstan is provided at the inpatient and outpatient levels. Inpatient means receiving drug treatment in hospitals, outpatient means receiving prescription medications in clinics. […] The list of medicines within the framework of the guaranteed volume of medical care and in the compulsory medical insurance system for provision is approved by the Ministry of Health of the Republic of Kazakhstan. At the moment, Order No. KR DSM-75 of the Ministry of Health of the Republic of Kazakhstan is in force. The document lists the diseases for which free medicine is provided, as well as the list of drugs itself.“ (SK-Pharmacy, 28. November 2023)

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist eine Behörde der Vereinten Nationen mit dem Mandat zur Förderung der globalen Gesundheitsagenda.

·      WHO - World Health Organization: Mental Health Atlas 2020; Member State Profile; [Kazakhstan], 15. April 2022
https://cdn.who.int/media/docs/default-source/mental-health/mental-health-atlas-2020-country-profiles/kaz.pdf?sfvrsn=aaf3b16d_5&download=true

„How the majority of persons with mental health conditions pay for mental health services – Persons pay nothing at the point of service use (fully insured)

How the majority of persons with mental health conditions pay for psychotropic medicines – Persons pay nothing at the point of service use (fully insured)

The care and treatment of persons with mental health conditions (psychosis, bipolar disorder, depression) is included in national health insurance or reimbursement schemes in your country – Yes“ (WHO, 15. April 2022, S. 2)



[1] Gemeint ist die oben erwähnte Verordnung Nr. KR DSM-75 des kasachischen Gesundheitsministeriums vom 5. August 2021.