Anfragebeantwortung zu Gambia: Lage von Homosexuellen/LGBTQI+

28. September 2022

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Inhaltsverzeichnis

Aktuelle Situation der LGBTQI+-Gemeinschaft in Gambia  

Strafrechtliche Verfolgung der LGBTQI+-Gemeinschaft in Gambia 

Anwendung der strafrechtlichen Bestimmungen betreffend Mitglieder der LGBTQI+-Gemeinschaft in Gambia            

Schutzwilligkeit des Staates gegenüber Übergriffen Privater gegen Mitglieder der LGBTQI+-Gemeinschaft in Gambia          

Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 28. September 2022) 

Anhang: Quellenbeschreibungen und Informationen aus ausgewählten Quellen  

Kurzbeschreibungen zu den in dieser Anfragebeantwortung verwendeten Quellen sowie Ausschnitte mit Informationen aus diesen Quellen finden Sie im Anhang.

In der Anfragebeantwortung wird durchgängig das Akronym LGBTQI+ (lesbisch, schwul, bisexuell, trans, queer, intersexuell und andere) verwendet, unabhängig davon, welche Akronyme (z.B. LGB, LGBT, LGBT+) in den Originalquellen verwendet werden.

Aktuelle Situation der LGBTQI+-Gemeinschaft in Gambia

Freedom House und das US Department of State (USDOS) schreiben in ihren Jahresberichten für das Jahr 2021, dass LGBTQI+-Personen in Gambia starker gesellschaftlicher Diskriminierung ausgesetzt seien (Freedom House, 24. Februar 2022, F4; USDOS, 12. April 2022, Section 6).

Die Länderanalyse des schweizerischen Staatssekretariats für Migration (SEM) veröffentlicht im Mai 2021 eine Fokusstudie zur Situation der LGBTQI+-Gemeinschaft in Gambia. Quellen der Studie inkludieren unter anderem Interviews mit einem Anwalt, einem Doktoranten der Harvard Law School, einem Menschenrechtsaktivisten, der National Human Rights Commission, der Truth, Reconciliation and Reparations Commission, dem Gambia Center for Victims of Human Rights Violations und einer internationalen Organisation aus den Jahren 2019 und 2020. Laut einem gambischen Wissenschaftler sei die gambische Gesellschaft von etablierten sozialen Normen gekennzeichnet und neige dazu, Menschen zu stigmatisieren, deren Verhalten als von diesen Normen abweichend angesehen werde (SEM, 21. Mai 2021, S. 16). Laut der National Human Rights Commission (NHRC) sei in Gambia weiterhin öffentliche Feindseligkeit gegenüber LGBTQI+-Personen spürbar. Madi Jobarteh, ein gambischer Menschrechtsaktivist, gab 2019 an, dass eine Person, die das LGBTQI+-Thema vor der Truth, Reconciliation and Reparations Commission (TRRC)[1] anspreche, um seine/ihre Sicherheit fürchten müsse. Laut einem gambischen Anwalt würden auch NGOs und Menschenrechtsaktivist·innen es nicht wagen, das LGBTQI+-Thema offen anzusprechen (SEM, 21. Mai 2021, S. 17).

Im März 2019 veröffentlicht Josh Scheinert, ein Jurist, der eigenen Angaben zufolge unter Präsident Jammeh in Gambia gelebt habe, seine und Madi Jobartehs Eindrücke bezüglich der Situation von LGBTQI+-Personen im Zusammenhang mit der TRRC in der Zeitung Mail & Guardian. Es gebe niemanden, der/die bereit sei, das von LGBTQI+-Personen erlebte Leid unter Präsident Jammeh aufzuzeigen. Es gebe auch keine LGBTQI+-Gemeinschaft in Gambia, die für sich selbst eintrete. Die Gefahr sei zu groß (Mail & Guardian, 15. März 2019).

Laut SEM gebe es in Gambia keine NGOs oder andere Vereinigungen, die sich der Förderung und dem Schutz der Rechte von LGBTQI+-Personen verschrieben hätten. Es gebe eine lokale Menschenrechts-NGO, die sich unter anderem mit den Rechten von LGBTQI+-Personen befasse (SEM, 21. Mai 2021, S. 13).

Es konnten als Teil der Recherche keine Informationen über Unterstützung von oder Dienste für LGBTQI+-Personen in Gambia gefunden worden. Es konnten auch keine Informationen über eine LGBTQI+-Szene oder –Gemeinschaft gefunden werden. Auch das UK Home Office hält in seinem Bericht über sexuelle Orientierung und Genderidentität in Gambia vom August 2019 fest, dass keine Informationen über Pride-Paraden, eine LGBTQI+-Szene oder -Gemeinschaft oder Zugang zu Diensten für LGBTQI+-Personen gefunden werden konnten (UK Home Office, August 2019, S. 17-18).

Laut einem Interviewpartner von SEM sei ein großer Teil der LGBTQI+-Personen in Gambia arbeitslos (SEM, 21. Mai 2021, S. 24). Das USDOS schreibt in seinem Jahresbericht 2021, dass LGBTQI+-Personen in Gambia in der Arbeitswelt diskriminiert würden (USDOS, 12. April 2022, Section 7).

Die Wohnsituation betreffend beschreibt die SEM-Fokusstudie, dass einige LGBTQI+-Personen, deren sexuelle Orientierung aufgedeckt worden sei, von ihren Familien aus ihren Häusern vertrieben werden würden. Es sei für LGBTQI+-Personen schwierig, Wohnraum zu finden. Personen, bei denen herausgefunden werde, dass sie homosexuell seien, werde in der Regel der Mietvertrag gekündigt. Auch der Zugang zur Gesundheitsversorgung könne für LGBTQI+-Personen schwierig sein. Wenn die sexuelle Orientierung bekannt sei, würden Spitäler in der Regel eine Behandlung verweigern (SEM, 21. Mai 2021, S. 24).

Laut einem von SEM interviewten Menschenrechtsaktivisten, würden LGBTQI+-Personen sich bemühen, nicht aufzufallen, um mit der vorherrschenden Situation innerhalb der Gesellschaft zurecht zu kommen. Viele seien mit einer Person des anderen Geschlechts verheiratet. Laut einer Studie über Sexualität in Gambia hätten einige Männer einen männlichen Partner in einem Nachbarland (Senegal oder Guinea), um ihn hin und wieder außer Sichtweite ihrer Familien zu treffen. Eine LGBTQI+-Aktivistin im Senegal habe zwischen 2017 und 2019 mindestens 115 gambische LGBTQI+-Personen getroffen, die vorübergehen im Senegal Zuflucht gesucht hätten. Es sei jedoch schwierig für sie, im Senegal eine Existenzgrundlage aufzubauen. Aus diesem Grund würden die meisten nach einiger Zeit wieder zurückkehren. Ein gambischer Mitarbeiter einer internationalen Organisation sei jedoch der Meinung, dass es angesichts der Größe des Landes nicht möglich sei für eine Person, deren LGBTQI+-Identität bekannt geworden sei, in einem anderen Teil des Landes anonym ein neues Leben zu beginnen (SEM, 21. Mai 2021, S. 26).

Das deutsche Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) beschreibt in einem Länderreport vom Juli 2021 die Online-Situation wie folgt:

„Hinsichtlich sozial geächteter Tabu-Themen (etwa im Zusammenhang mit LGBTIQ) verwenden Personen auf Kommunikationsplattformen Pseudonyme.“ (BAMF, 26. Juli 2021, S. 21)

Strafrechtliche Verfolgung der LGBTQI+-Gemeinschaft in Gambia

Die strafrechtliche Situation der LGBTQI+-Gemeinschaft in Gambia wird im BAMF-Länderreport vom Juli 2021 wie folgt zusammengefasst:

„2.5.2 Lage der LGBTQI

Homosexuellenrechte fallen nicht in den Schutzbereich der geltenden Verfassung. Der verfassungsrechtliche allgemeine Gleichheitssatz bzw. das Diskriminierungsverbot des Art. 33 der geltenden Verfassung umfasst nach dem eindeutigen Verfassungswortlaut nicht die sexuelle Orientierung.

Homosexualität ist verboten und unter Strafe gestellt.

Nach Art. 144 Abs. 1 des gambischen Strafgesetzbuches (CC [Criminal Code]) von 1965[2], in der Abänderung (Amendement) von 2005, macht sich jede Person eines unnatürlichen Vergehens strafbar, (lit. a) wenn sie Geschlechtsverkehr mit einer Person gegen die Ordnung der Natur hat, (lit. b.) oder wenn sie Geschlechtsverkehr mit einem Tier hat, (lit. c) oder wenn sie einer Person erlaubt, Geschlechtsverkehr mit ihm oder ihr gegen die Ordnung der Natur zu haben. Wer gegen Art 144 Abs. 1 CC verstößt, macht sich eines Verbrechens schuldig und wird mit Freiheitsstrafe von bis zu 14 Jahren bestraft. Der mit Inkrafttreten der Gesetzesnovelle (CC Amendment Act, 2005) im Jahr 2005 eingeführte Ergänzungsabsatz 2 des Art. 144 CC nennt verschiedene Begehungsweisen.

Art. 145 CC normiert eine Versuchsstrafbarkeit. Danach wird der Versuch, ein unnatürliches Vergehen im Sinne des Art. 144 CC zu begehen, nach Art. 145 CC mit bis zu sieben Jahren Haft bestraft.

Mit dem Inkrafttreten der Gesetzesnovelle im Jahr 2005 sind homosexuelle Handlungen für Frauen und Männer gleichermaßen strafbewehrt. Nach dem Ergänzungsartikel 147 CC ist jeder Mann (Abs. 1) oder jede Frau (Abs.2) bei Begehung oder Beteiligung an unsittlichem Verhalten (im englischen Originalgesetzestext: gross indecency) gleichen Geschlechts, sei es im Privatbereich oder in der Öffentlichkeit, eines Verbrechens schuldig und wird mit bis zu fünf Jahren Freiheitsstrafe bestraft. Art. 147 Abs. 3 CC stellt fest, dass unsittliches Verhalten auch jede gleichgeschlechtliche Handlung umfasst.

Mit Inkrafttreten des CC (Amendment) Act 2014 verschärfte sich die Lage für Homosexuelle weiter. Gemäß der neu eingeführten Qualifikationsnorm des Art. 144 A des Strafrechtsänderungsgesetzes wird die sog. ‚verstärkte Homosexualität‘ (im englischen Originalgesetzestext: aggravated homosexuality) mit einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe geahndet. ‚Der Qualifikationsstraftatbestand ist erfüllt, wenn (lit. a) eine Person, gegen die sich die Straftat richtet, unter 18 Jahren alt ist; (lit. b) der Straftäter an HIV leidet; (lit. c) der Straftäter die Stellung eines Elternteils oder Vormunds gegenüber der Person hat, gegen die sich die Straftat richtet; (lit. d) der Straftäter eine Autoritätsperson gegenüber der Person ist, gegen die sich die Straftat richtet; (lit. e) das Opfer der Straftat eine Person mit Behinderungen ist; (lit. f) der Straftäter ein Serienstraftäter ist. Art. 144 A betrifft in lit. d zudem etwa die Ausnutzung einer hilflosen Lage durch den Einsatz von Rauschmittelbeeinträchtigungen, um einen unrechtmäßigen gleichgeschlechtlichen Geschlechtsverkehr einzugehen.“ (BAMF, 26. Juli 2021, S. 33)

Human Dignity Trust weist auf seiner Webseite darauf hin, dass in Folge einer Novellierung aus dem Jahr 2013 Artikel 167 des Strafgesetzbuches Männer kriminalisiere, die sich an einem öffentlichen Ort wie eine Frau kleiden würden. Das Vergehen werde mit einer bis zu fünfjährigen Freiheitsstrafe und einer möglichen Geldstrafe geahndet (Human Dignity Trust, ohne Datum).

USDOS weist in seinem Jahresbericht 2021 daraufhin, dass sich die gambische Gesetzgebung nicht mit der Diskriminierung von LGBTQI+-Personen in Bezug auf Güter des täglichen Bedarfs und Dienstleistungen wie Wohnen, Arbeit und Zugang zu staatlichen Dienstleistungen, einschließlich Gesundheitsversorgung, befasse (USDOS, 12. April 2022, Section 6).

Anwendung der strafrechtlichen Bestimmungen betreffend Mitglieder der LGBTQI+-Gemeinschaft in Gambia

BAMF beschreibt in seinem Länderreport unter Verweis unterschiedlicher Quellen die Haltung der Regierung Barrow zur Anwendung der strafrechtlichen Bestimmungen gegen Mitglieder der LGBTQI+-Gemeinschaft vor Juli 2021 folgendermaßen:

„Die Regierung Barrow hat sich von der homophoben Rhetorik der Vorgängerregierung distanziert. Die gambische Zeitung ‚The Point‘ berichtete bereits im Februar 2017, dass der neue Präsident bei einem Treffen mit einer Delegation der EU erklärt habe, dass Homosexualität in Gambia kein Thema sei. Auch der UDP [United Democratic Party] Parteivorsitzende und ehemalige Vizepräsident Darboe ließ Medienberichten zufolge öffentlich verlauten, dass seine Partei UDP die Abschaffung des drakonischen Gesetzes der ‚verstärkten Homosexualität‘ unterstützen würde, da dieses Gesetz keine Legitimation habe. Der Erlass dieses Gesetzes habe seinerzeit nur dem missbräuchlichen Zwecke gedient, die gambische Bevölkerung zu unterdrücken und einzuschüchtern. Darboe konstatierte, dass die Homosexualität in Gambia kein Phänomen sei.

Der NHRC [National Human Rights Commission] empfahl der Regierung in seinem Jahresbericht 2019, Maßnahmen zum Schutze der Menschenrechte, zur Beseitigung der Diskriminierung von und Gewalt gegen LGBTQI-Personen zu unternehmen sowie eine Kultur der Toleranz und Diversität zu schaffen; nicht alle Mitglieder des NHRC trugen diese Entscheidung mit.

Die Regierung Barrow hat bisher zum einen weder ein Anti-Diskriminierungsgesetz zum Schutze von LGBTQI - Personen in Kraft gesetzt noch ist ein solches in Aussicht gestellt worden, welches etwa Benachteiligungen von LGBTQI- Personen in allgemeinen (auch zivilrechtlichen) Lebensbereichen verbietet. Die Regierung Barrow hat zum anderen weder die Strafrechtsartikel 144,145 und 147 des CC noch den Ergänzungsartikel. Art. 144 A des CC (Amendment) Act 2014 aufgeboben noch deren Aufhebung in Aussicht gestellt. Vielmehr hat die Regierung Barrow eine Entkriminalisierung der Homosexualität, etwa anlässlich der Teilnahme an der 34. Sitzung des UN Human Rights Council, mehrfach ausgeschlossen. Ein Beitrag der EU in den sozialen Medien zur Lage der LGBTQI- Gemeinschaft in Gambia am internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie im Jahr 2020 entfachte eine öffentliche Debatte darüber, ob eine Entkriminalisierung der Homosexualität sowie das Recht auf gleichgeschlechtliche Eheschließung in Gambia eingeführt werden sollte; der EU-Botschafter in Gambia wurde für den Beitrag heftig kritisiert. Über die Parteigrenzen hinweg haben Politiker die Entkriminalisierung und Einführung des Rechts auf gleichgeschlechtliche Eheschließung ausgeschlossen.“ (BAMF, 26. Juli 2021, S. 34)

Das gambische Medienunternehmen Kerr Fatou veröffentlicht die schriftliche Stellungnahme des gambischen Regierungssprechers, Ebrima G. Sankareh, vom Juni 2020, die besagt, dass weder Präsident Barrow noch andere Regierungsmitglieder die Förderung der Rechte von LGBTQI+-Personen unterstützen würden (Kerr Fatou, 4. Oktober 2021).

Die International Lesbian, Gay, Bisexual, Trans and Intersex Association (ILGA) stellt in ihrem State-Sponsored Homophobia 2020: Global Legislation Overview Update fest, dass im Jahr 2019 bis zu 16 Gambier festgenommen worden seien, weil ihnen Homosexualität unterstellt worden sei. Die meisten seien freigelassen worden, eine kleine Anzahl sei jedoch bis 2020 inhaftiert gewesen und solle gefoltert worden sein, bevor sie freigesprochen worden sei (ILGA, Dezember 2020).

The Voice berichtet im Oktober 2020 von einer Verhandlung gegen einen Senegalesen, der versucht haben solle, homosexuellen Geschlechtsverkehr zu haben (The Voice, 26. Oktober 2020). Der Mann sei im April 2021 einer Straftat nach Artikel 145 des Strafgesetzbuches für schuldig befunden worden. Er sei zu einer siebenjährigen Gefängnisstrafe sowie einer Geldstrafe verurteilt worden (The Voice, 30. April 2021).

The Standard berichtet im April 2022 von einer Anklage wegen ‚verstärkter Homosexualität‘ (Artikel 144 A(1)(a) Strafgesetzbuch) gegen einen Mann, der ungesetzlichen Geschlechtsverkehr mit einem zwölfjährigen Buben gehabt habe. Die Anklagebehörde habe ihm „ungesetzliche fleischliche Kenntnis eines 12-Jährigen“ („unlawfully had carnal knowledge of a 12-year-old boy“) vorgeworfen (The Standard, 6. April 2022). The Point berichtet im Juni 2022, dass der Mann weiterhin im Gefängnis bleibe, während er auf seine Verhandlung im High Court warte (The Point, 10. Juni 2022).

Schutzwilligkeit des Staates gegenüber Übergriffen Privater gegen Mitglieder der LGBTQI+-Gemeinschaft in Gambia

Die National Human Rights Commission (NHRC) fordert in ihrem Jahresbericht 2019 die gambische Regierung dazu auf, sich verstärkt gegen Diskriminierung von und Gewalt gegenüber LGBTQI+-Personen einzusetzen und eine Kultur der Toleranz zu schaffen. Im Bericht wird empfohlen, rechtliche und andere Maßnahmen zum Schutz der Menschenrechte und für die Gleichbehandlung von LGBTQI+-Personen zu ergreifen. Es habe laut NHRC zwischen 2017 und 2019 keine staatlich geförderten oder gebilligten Einschüchterungsversuche gegenüber und Verhaftungen von Mitgliedern der LGBTQI+-Gemeinschaft gegeben, jedoch habe es zum Zeitpunkt des Erscheinens des Berichts eine spürbare öffentliche Feindseligkeit gegenüber LGBTQI+-Personen gegeben (NHRC, vermutlich 2020, S. 32-33). In den Jahresberichten von 2020 und 2021 wird das Thema LGBTQI+ nicht behandelt.

SEM zitiert im Mai 2021 den Menschenrechtsausschuss der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2019, laut dem LGBTQI+-Personen in Gambia Opfer willkürlicher Verhaftungen seien. Laut einem gambischen Forscher und einer gambischen NGO könnten LGBTQI+-Personen in Gambia keine Anzeige erstatten oder Schutz bei der Polizei suchen, da ihnen Erpressung drohe. Der Forscher habe von einem Vorfall berichtet, bei dem Personen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung von ihren Nachbarn angegriffen worden seien. Als sie bei der Polizei Hilfe gesucht hätten, seien sie gezwungen worden, die Beamten zu bezahlen, um einer Verhaftung zu entgehen. Erpressung im Zusammenhang mit LGBTQI+-Personen werde offenbar von allen Sicherheitskräften in Gambia praktiziert. Dies habe sich auch mit der neuen Regierung nicht geändert, da die Beamtenschaft die gleiche geblieben sei. Neben Geld würden auch Dienstleistungen, einschließlich sexueller Dienstleistungen, erpresst (SEM, 21. Mai 2021, S. 13).

Laut einem gambischen Arzt, der als Experte vor der TRRC ausgesagt habe, werde Gewalt gegenüber LGBTQI+-Personen selten gemeldet. Homophobe Gewalt passiere oft innerhalb der Familie und werde außerhalb des Familienkreises totgeschwiegen. Ein Forscher erklärt, dass, seit die staatlichen Verhaftungen und Strafverfolgungen von LGBTQI+-Personen unter der neuen Regierung abgenommen hätten, die Gewalt gegen LGBTQI+-Personen innerhalb der Gesellschaft zugenommen habe. Im Jänner 2019 habe ein Radiomoderator die Adressen von Wohnungen, die von LGBTQI-Personen bewohnt gewesen seien, veröffentlicht und seine Zuhörer dazu aufgefordert, die Personen zu attackieren. Seinem Aufruf sei Folge geleistet worden. In Bezug auf Gewalt innerhalb der Familie habe eine gambische Organisation das Beispiel eines jungen Mannes genannt, der erstochen worden sei, nachdem seine Familie herausgefunden habe, dass er homosexuell sei (SEM, 21. Mai 2021, S. 25-26). Es konnten keine weiteren Informationen zu dem Vorfall gefunden werden.

Gayles TV berichtet im Juli 2019, dass Eltern in Gambia ihrem Sohn das Ohrläppchen abgeschnitten hätten, nachdem sie erfahren hätten, dass er homosexuell sei. Die Familie habe außerdem die Polizei gerufen [Die Situation mit der Polizei wird im Artikel nicht beschrieben, Anmerkung ACCORD]. Laut dem jungen Mann werde die Entfernung des Ohrläppchens zur öffentlichen Identifikation von Homosexuellen und Pädophilen verwendet (Gayles TV, 28. Juli 2019).

Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 28. September 2022)

·      BAMF – Bundesamt für Migration und Flüchtlinge: Länderreport 39; Republik Gambia: Regierungswechsel und Lage der Menschenrechte, 26. Juli 2021
https://www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE/Behoerde/Informationszentrum/Laenderreporte/2021/laenderreport-39-Gambia.pdf?__blob=publicationFile&v=3

·      Freedom House: Freedom in the World 2022 - Gambia, 24. Februar 2022
https://www.ecoi.net/de/dokument/2068829.html

·      Gayles TV: Parents Cut Their Son's Half Ear For Being Gay In Gambia, 28. Juli 2019
https://gayles.tv/en/mutilacion-oreja-gay-gambia/

·      Human Dignity Trust: The Gambia, ohne Datum
https://www.humandignitytrust.org/country-profile/gambia/#:~:text=Section%20167%2C%20following%20amendment%20in,imprisonment%20and%20a%20possible%20fine.

·      ILGA – International Lesbian, Gay, Bisexual, Trans and Intersex Association: State-Sponsored Homophobia; Global Legislation Overview Update 2020, Dezember 2020
https://www.ecoi.net/en/file/local/2044751/ILGA_World_State_Sponsored_Homophobia_report_global_legislation_overview_update_December_2020.pdf

·      ILO – International Labour Organization: Gambia, ohne Datum https://www.ilo.org/dyn/natlex/natlex4.detail?p_lang=en&p_isn=75289

·      Kerr Fatou: The Gambia Goverment Has No Plans To Either Decriminalize Or Even Entertain A Review Of Laws On Homosexuality, 4. Oktober 2021
https://www.kerrfatou.com/the-gambia-goverment-has-no-plans-to-either-decriminalize-or-even-entertain-a-review-of-laws-on-homosexuality/

·      Mail and Guardian: No truth for Gambia’s queer people, 15. März 2019
https://mg.co.za/article/2019-03-15-00-no-truth-for-gambias-queer-people/

·      NHRC – National Human Rights Commission: Annual Report 2019, vermutlich 2020
https://www.gm-nhrc.org/download-file/3c2ce82f-acc8-11ea-9dc8-022a5fa1767e

·      SEM – Staatssekretariat für Migration: Focus Gambie: Situation des personnes LGB en Gambie, 21. Mai 2021
https://www.sem.admin.ch/dam/sem/fr/data/internationales/herkunftslaender/afrika/gmb/GMB-situation-lgb-personen-f.pdf.download.pdf/GMB-situation-lgb-personen-f.pdf

·      The Point: Alleged homosexual remanded at Mile 2, 10. Juni 2022
https://thepoint.gm/africa/gambia/headlines/alleged-homosexual-remanded-at-mile-2

·      The Standard: Man charged with homosexuality, 6. April 2022
https://standard.gm/man-charged-with-homosexuality/

·      The Voice: Man Convicted For Unnatural Offences, 30. April 2021
https://www.voicegambia.com/2021/04/30/man-convicted-for-unnatural-offences/

·      The Voice: Alleged Gay Appears Before Kanifing Court, 26. Oktober 2020
https://www.voicegambia.com/2020/10/26/alleged-gay-appears-before-kanifing-court/

·      UK Home Office: The Gambia: Sexual orientation and gender identity or expression, August 2019
https://assets.publishing.service.gov.uk/government/uploads/system/uploads/attachment_data/file/825234/Gambia_-_SOGIE_-_CPIN_-_v2.0___August_2019_.pdf

·      USDOS – US Department of State: 2021 Country Report on Human Rights Practices: Gambia, 12. April 2022
https://www.ecoi.net/de/dokument/2071172.html

Anhang: Quellenbeschreibungen und Informationen aus ausgewählten Quellen

Freedom House ist eine in den USA ansässige Nichtregierungsorganisation, die sich mit Recherchen und Advocacy-Arbeit zu Demokratie, politischen Freiheiten und Menschenrechten befasst.

·      Freedom House: Freedom in the World 2022 - Gambia, 24. Februar 2022
https://www.ecoi.net/de/dokument/2068829.html

„LGBT+ [lesbian, gay, bisexual, transgender/transsexual and more] people face severe societal discrimination, and same-sex relations remain criminalized. The 1997 constitution, which remains in effect, prohibits discrimination, but this ‘does not apply in respect to adoption, marriage, divorce, burial, and devolution of property upon death’.“ (Freedom House, 24. Februar 2022, F4)

Gayles TV ist ein spanischer Online-Fernsehdienst, der sich auf LGBTI-Inhalte spezialisiert hat.

·      Gayles TV: Parents Cut Their Son's Half Ear For Being Gay In Gambia, 28. Juli 2019
https://gayles.tv/en/mutilacion-oreja-gay-gambia/

„’They marked me as an abomination’ says the young man whose parents cut off his lobe for being gay. […]

He told his parents that he was homosexual and received a mutilation in response. They cut off half of the lobe to mark it as a ‘abomination’.

‘I was very afraid to tell my family about my sexuality. I could not lie. I thought, maybe, my family will accept me because I am their family. This is what I am. It was the biggest mistake I made’ explained Modou. After the confession he was locked in a room and his father cut off his ear, with a razor blade. The rest of the family called the police.

Certain ethnic groups in the Gambia mark their children so they can be identified. For example, some may receive a mark on their cheeks, around the eye area or on the back. This used to be a popular practice. But this mark, when removing the earlobe, says Modou, is reserved for homosexuals and pedophiles.“ (Gayles, 28. Juli 2019)

Der Human Dignity Trust ist eine Organisation mit Sitz im Vereinigten Königreich, die sich für Homosexuelle einsetzt.

·      Human Dignity Trust: The Gambia, ohne Datum
https://www.humandignitytrust.org/country-profile/gambia/#:~:text=Section%20167%2C%20following%20amendment%20in,imprisonment%20and%20a%20possible%20fine.

„Criminal Code 1934, Section 167 Rogues and Vagabonds

Section 167, following amendment in 2013, criminalises any man who dresses in the fashion of a woman in a public place with a penalty of up to five years imprisonment and a possible fine.“ (Human Dignity Trust, ohne Datum)

Die International Lesbian, Gay, Bisexual, Trans and Intersex Association (ILGA), 1978 gegründet und mit Sitz in der Schweiz, ist ein Zusammenschluss von Organisationen, die sich für gleiche Rechte für lesbische, schwule, bisexuelle, transsexuelle und intersexuelle Personen einsetzen.

·      ILGA – International Lesbian, Gay, Bisexual, Trans and Intersex Association: State-Sponsored Homophobia; Global Legislation Overview Update 2020, Dezember 2020
https://www.ecoi.net/en/file/local/2044751/ILGA_World_State_Sponsored_Homophobia_report_global_legislation_overview_update_December_2020.pdf

„In 2019, media outlets reported that up to 16 Gambians were arrested for ‘alleged homosexuality’, and while most were released, a small number have faced incarceration into 2020 and alleged torture, before being acquitted.“ (ILGA, Dezember 2020)

Kerr Fatou ist ein gambisches Medienunternehmen.

·      Kerr Fatou: The Gambia Goverment Has No Plans To Either Decriminalize Or Even Entertain A Review Of Laws On Homosexuality, 4. Oktober 2021
https://www.kerrfatou.com/the-gambia-goverment-has-no-plans-to-either-decriminalize-or-even-entertain-a-review-of-laws-on-homosexuality/

„The Gambia Goverment through the Office of The Spokesperson today made it’s position clear on the controversy surrounding gays, lesbians, bisexuals and transgender (LGBT) in The Gambia.

Below is the statement.

Dated Tuesday 23rd June 2020 Banjul, The Gambia

In the wake of the simmering controversy surrounding gays, lesbians, bisexuals and transgender (LGBT) in The Gambia, The Government of President Adama Barrow wants to make it absolutely clear that neither President Barrow himself nor any member of his government, its envoy, agent or representative has ever signed, consented to, participated in or even pretended to support any deal, package, programme or agenda for the promotion of LGBT rights as is being falsely reported on news and various social media platforms. In fact, at no time had The Gambia Government ever been faced with the option to accept donor funds as bargaining chips or a conditionality for the relaxation of LGBT rights. […] Signed: Ebrima G Sankareh, The Gambia Government Spokesperson“ (Kerr Fatou, 4. Oktober 2021)

Mail & Guardian ist eine überregionale südafrikanische Wochenzeitung.

·      Mail & Guardian: No truth for Gambia’s queer people, 15. März 2019
https://mg.co.za/article/2019-03-15-00-no-truth-for-gambias-queer-people/

„In 2014, Jammeh celebrated the 20th anniversary of his rule by devoting a portion of his remarks to reiterate his opposition to lesbian, gay, bisexual and transgender (LGBT) rights. ‘We will fight these vermins called homosexuals or gays the same way we are fighting malaria-causing mosquitoes, if not more aggressively.’

There was no outcry in Gambia then. And still few are willing to speak up for the LGBT community.

‘That would be a very significant decision given the cultural setting and people’s perception and understanding of LGBT issues,’ said Madi Jobarteh, the Gambia country representative for the Westminster Foundation for Democracy.

Jobarteh’s observation accords with my own, formed after living as a closeted law professor in the country during Jammeh’s rule. Since leaving Gambia, I watched as human rights activists bravely called out the regime’s abuses, while omitting reference to LGBT rights or denouncing Jammeh’s position on the issue.

Unlike other countries such as Uganda and Nigeria, where LGBT communities exist and advocate for themselves despite widespread persecution, there is no such civil society in Gambia. It is too dangerous.

This means someone very brave will have to come forward if the commission is to hear evidence of Jammeh’s LGBT abuses and record them into public memory.

If word got out that an activist or LGBT Gambian planned to raise such issues before the commission, Jobarteh said he would be concerned for their safety.

Musu Bakoto Sawo, the commission’s deputy executive secretary, acknowledges ‘there is a high probability of victims not coming out.’

The result is that LGBT Gambians may be the one group whose experience with persecution goes unrecorded. Put another way, they may be the one group whose rights do not improve in the post-Jammeh era.

‘For a long time the situation will remain as it is. Gambians generally are not going to take LGBT issues easily,’ Jobarteh said.“ (Mail & Guardia, 15. März 2019)

Die National Human Rights Commission (NHRC) ist Kommission zur Förderung und zum Schutz der Menschenrechte in Gambia ein. NHRC ist befugt, Beschwerden über Menschenrechtsverletzungen in Gambia, einschließlich Verletzungen durch Privatpersonen und Organisationen, zu untersuchen und zu prüfen.

·      NHRC – National Human Rights Commission: Annual Report 2019, vermutlich 2020
https://www.gm-nhrc.org/download-file/3c2ce82f-acc8-11ea-9dc8-022a5fa1767e

The LGTB community in the Gambia endured harsh treatment, arrests, violence, and intimidations in the former regime. However, with the defeat of dictatorship in the December 2016 Presidential elections and the birth of ‘New Gambia’, the climate of fear and impunity under which the LGTB community used to live has receded to the rear. While there is still perceptible public animosity against LGBTs, the State has so far respected the rights of this specific minority group. The Criminal Code (Amendment) Act 2014 has not been enforced and thus no member of the LGBT community has, since 2017, being subjected to State sponsored or approved intimidation or arrest.

As the primary duty bearer for the respect and protection of the human rights of all persons, regardless of sexual orientation, tribe, sex, religious or other status, the State has the obligation to fight impunity, discrimination, violence, bullying and human rights violation perpetrated against every person living in The Gambia, including the LGBT community. It also should create the environment for everyone to enjoy his or her rights and to protect members of the LGBT community from physical or psychological harm, injury, or abuse by other sections of the society.

Recommendations

1. Take legal and other measures to protect the human rights and equal treatment of LGBT persons.

2. Deepen efforts to combat acts of discrimination and violence against LGBT persons.

3. Create a culture of tolerance for diversity and differences.“ (NHRC, vermutlich 2020, S. 32-33)

Die Länderanalyse ist die Abteilung für Herkunftsländerinformationen des Staatssekretariats für Migration (SEM, ehemals Bundesamt für Migration), der Schweizer Behörde für ausländische Staatsbürger·innen und Asylwerber·innen in der Schweiz.

·      SEM – Staatssekretariat für Migration: Focus Gambie: Situation des personnes LGB en Gambie, 21. Mai 2021
https://www.sem.admin.ch/dam/sem/fr/data/internationales/herkunftslaender/afrika/gmb/GMB-situation-lgb-personen-f.pdf.download.pdf/GMB-situation-lgb-personen-f.pdf

„4. Protection et accès à la justice

4.1. De la part des forces de l’ordre et de sécurité

En 2019, le Comité des Droits de l’homme des Nations Unies s’est déclaré préoccupé par le fait qu’en Gambie, les personnes LGBTI [lesbiennes, gays, bisexuelles, trans, intersexes] sont victimes d’arrestations arbitraires. Selon un chercheur universitaire et une ONG [Organisation non gouvernementale] gambienne, en Gambie, les personnes LGBT ne peuvent pas porter plainte ou demander la protection de la police, car elles risquent d’être victimes d’extorsion.

Un chercheur universitaire a mentionné l’exemple de personnes attaquées par un groupe de voisins en raison de leur orientation sexuelle. Elles ont cherché secours dans un poste de police, où elles ont été contraintes de payer les agents pour éviter de se faire arrêter.

L’extorsion et le chantage envers les personnes LGBT n’est pas l’apanage de la police, mais semblent être pratiqués par l’ensemble des forces de sécurité. Cela n’a pas changé avec l’arrivée du nouveau gouvernement, puisque les fonctionnaires sont restés les mêmes. Outre de l’argent, les agents soutirent également des services, notamment sexuels, aux personnes LGBT. A noter que de manière générale, la population gambienne ne fait pas confiance à la police, qu’elle considère abriter les fonctionnaires les plus corrompus.

4.2. Autres organisations pouvant offrir un soutien en matière d’accès à la justice

Contrairement à ce que l’on peut observer dans d’autres pays africains criminalisant les relations homosexuelles où des communautés LGBTI s’organisent et revendiquent leurs droits, il n’existe pas d’ONG ou d’associations de promotion ou de protection des droits des personnes LGBT dans le pays. Toutefois, une ONG locale de promotion des droits de l’homme se penche, entre autres, sur les questions liées aux droits des personnes LGBT.“ (SEM, 21. Mai 2021, S. 13)

„5.1. La société en général […]

Un autre universitaire gambien précise que la société gambienne se caractérise par des normes sociales bien ancrées et elle tend à stigmatiser les personnes dont le comportement est jugé déviant par rapport à ces normes.” (SEM, 21. Mai 2021, S. 16)

La NHRC [National Human Rights COmission] estime qu’une ‘animosité publique envers les LGBT est encore perceptible’,ce que confirme l’avis des autorités, selon lesquelles l’homosexualité n’est pas largement acceptée dans le pays. […]Bien qu’il existe sûrement des personnes LGBTI victimes de violations des droits de l’homme sous le régime Jammeh, il est peu probable qu’elles osent témoigner, estimait Madi Jobarteh, un défenseur des droits de l’homme gambien, en 2019. Il ajoutait que si on venait à savoir qu’un activiste ou une personne LGBT envisageait d’aborder un tel sujet devant la TRRC, il serait inquiet pour sa sécurité. Selon un avocat gambien, presque aucune organisation de la société civile, ni aucun défenseur des droits de l’homme n’ose aborder le sujet LGBT ouvertement.

En octobre 2019, un médecin invité à témoigner devant la TRRC en tant qu’expert à propos des violences liées au genre a déclaré qu’en raison de la forte stigmatisation des personnes LGBTI en Gambie, ‘pratiquement, il n’y a pas de place pour eux’, ni pour qu’ils puissent ouvertement révéler leur identité genre.” (SEM, 21. Mai 2021, S. 17)

„6.3. Accès au logement et à l’emploi

Selon une organisation active dans le domaine des droits des personnes LGBTI [lesbiennes, gays, bisexuelles, trans, intersexes] en Gambie, une grande partie des personnes LGB en Gambie n’ont pas d’emploi. Comme mentionné dans le chapitre précédent, une étude académique relève que dans des espaces homosociaux, des ibbis peuvent se charger de l’animation d’évènements ou de cérémonies. Ils peuvent également effectuer certaines tâches en tant qu’hôtesses, publicistes ou conseillers vestimentaires pour femmes.

Certains LGB dont l’orientation sexuelle a été révélée sont exclus par leur famille ou chassés du domicile familial. L’accès au logement est difficile pour les LGB. Les personnes dont l’homosexualité est décelée se voient généralement résilier leur bail

6.4. Accès aux soins

L’accès aux soins peut être problématique pour les LGB. Selon un interlocuteur, si l’orientation sexuelle d’un patient LGB est connu, les hôpitaux refusent généralement de le traiter.“ (SEM, 21. Mai 2021, S. 24)

„En effet, un médecin gambien invité à témoigner en tant qu’expert au cours des audiences de la TRRC [Truth, Reconciliation and Reparations Commission] a déclaré que les violences envers les personnes LGBT [lesbiennes, gays, bisexuelles, trans] étaient rarement signalées.De manière générale, beaucoup de violences homophobes se passent dans la famille et sont tues en dehors du cercle familial.

Selon un chercheur universitaire, dès lors qu’il n’y a plus d’arrestations ou de poursuites de personnes LGBT sous le nouveau gouvernement, le « social policing » a pris de l’ampleur et les violences interpersonnelles envers des personnes LGBT ont augmenté. […]

S’agissant des violences collectives, deux sources interviewées ont cité chacune un exemple, dont il n’est pas clair s’il s’agit du même incident:

- des personnes LGB attaquées par un groupe de voisins en raison de leur orientation sexuelle et qui ont ensuite été victimes d’extorsion de la part des agents du poste de police où elles avaient cherché refuge.

- En janvier 2019, un présentateur radio a révélé sur les ondes les adresses d’appartements où s’étaient réfugiées des personnes LGBTI et a appelé les auditeurs à les attaquer. L’appel a été suivi.

Pour ce qui est des violences sexuelles envers des personnes LGB, il n’a pas été possible de trouver d’exemples de tels cas en Gambie. Selon une défenseuse des droits de l’homme gambienne, il est difficile de collecter des récits de violences sexuelles en Gambie du fait d’une mécompréhension culturelle de ce que sont ces violences et de la stigmatisation qui les entourent.

Concernant les violences au sein de la famille, une organisation gambienne a notamment mentionné l’exemple d’un jeune homme qui a été poignardé après que sa famille avait découvert son homosexualité.“ (SEM, 21. Mai 2021, S. 25-26)

„6.6. Stratégies adoptées par les LGB [lesbiennes, gays, bisexuelles]

Les hommes ne font généralement pas l’objet d’un fort contrôle familial. De ce fait, ils peuvent se rencontrer et se réunir plus facilement. Les jeunes hommes villageois peuvent également s’installer en ville pour échapper à la supervision familiale. Un collaborateur gambien d’une organisation internationale estime cependant que vue la taille du pays, une personne ‘étiquetée’ LBGTI [lesbiennes, gays, bisexuelles, trans, intersexes] ne peut pas recommencer une vie ailleurs dans l’anonymat.

Comme déjà indiqué plus haut, la plupart des LGB tentent de ne pas se faire remarquer, car ils estiment que plus on leur porte d’attention, plus ils sont en danger. De plus, beaucoup de LGB sont mariés en couple hétérosexuel. En effet, selon une étude sur la sexualité en Gambie, de nombreux HSH [hommes ayant des relations sexuelles avec des hommes] estiment qu’ils doivent avoir une compagne ou une épouse afin de cacher leur sexualité et répondre aux attentes sociales de représentation masculine. La majorité des HSH interrogés dans le cadre de cette étude ont expliqué n’avoir que des relations occasionnelles avec des hommes. Certains ont déclaré qu’ils avaient un partenaire stable dans un pays voisin (Sénégal ou Guinée) où ils se rendaient de temps en temps pour pouvoir le rencontrer à l’abri des regards de proches. […]

Ce même chercheur a indiqué qu’une activiste LGBT au Sénégal lui a expliqué qu’entre 2017 et 2019, elle avait rencontré au moins 115 LGBT gambiens venus se réfugier temporairement au Sénégal.

Interrogée sur la question du retour de ces personnes en Gambie, une activiste gambienne a expliqué que les HSH qui cherchent refuge au Sénégal n’y sont pas bien traités et ont du mal à y trouver un moyen de subsistance. Aussi, généralement, ils préfèrent rentrer après un certain temps.“ (SEM, 21. Mai 2021, S. 26)

The Point ist eine gambische Tageszeitung mit Sitz in Bakau.

·      The Point: Alleged homosexual remanded at Mile 2, 10. Juni 2022
https://thepoint.gm/africa/gambia/headlines/alleged-homosexual-remanded-at-mile-2

„Magistrate Sowe of the Brikama Magistrate Court yesterday remanded one Sheriff Janneh to the country’s Central Prison Mile Two for allegedly having carnal knowledge of a 12-year-old boy at one of the villages of the West Coast Region, pending his appearance at the high court.

The suspect, who was arrested by police sometime back, was dragged to court in Brikama on Thursday 9 June, 2022. He is accused of having carnal knowledge with a 12-year-old boy against the order of nature; through his mouth and anus thereby committing an offence.“ (The Point, 10. Juni 2022)

The Standard ist ein gambisches Mendienunternehmen mit Sitz in Bakau.

·      The Standard: Man charged with homosexuality, 6. April 2022
https://standard.gm/man-charged-with-homosexuality/

„One Malick Njie, a resident of Latrikunda German, was yesterday brought before the High Court in Banjul on a single charge of homosexuality.

Njie is being charged with aggravated homosexuality contrary to section 144 A (1) (a) of the criminal code (Amendment) Act 2014 of the Laws of The Gambia.

The prosecution alleged that Malick Njie, sometime in 2021 at Latrikunda German, unlawfully had carnal knowledge of a 12-year-old boy through his anus.

The case was transferred from Kanifing Magistrates’ Court recently after it acknowledged that the court lacks jurisdiction to preside over the matter.“ (The Standard, 6. April 2022)

The Voice ist ein gambisches Medienunternehmen.

·      The Voice: Man Convicted For Unnatural Offences, 30. April 2021
https://www.voicegambia.com/2021/04/30/man-convicted-for-unnatural-offences/

„The Kanifing Magistrate Court presided over by Magistrate Mam Samba Jallow Monday convicted Mustapha Jai for unnatural offence, a crime contrary to section 145 of the criminal code laws of The Gambia.

During proceed of the case, Mustapha Jai did pleaded guilty of attempt to commit unnatural offence, a charge pressed against him.

The particular of his offence stated that Mustapha Jai sometimes in the month of June 2020 at Kololi and diverse places within the jurisdiction of this court in the Republic of The Gambia he attempted to have unnatural sex with Hamza Jah by undressing himself and asked Hamza Jah to do same which resulted to a scuffle between two of them (Mustapha Jai and Hamza Jah) that he thereby committed an offence.

Giving her judgment on Monday Magistrate Mam Samba Jallow sentenced the to seven years imprisonment or pay a fine of D100,000 and also compensate the complainant in the sum of D50,000.“ (The Voice, 30. April 2021)

·      The Voice: Alleged Gay Appears Before Kanifing Court, 26. Oktober 2020
https://www.voicegambia.com/2020/10/26/alleged-gay-appears-before-kanifing-court/

„An alleged gay, Mustapha Jai, a Senegalese on 21st October, 2020 appeared before the Kanifing Magistrates Court presided over by Magistrate M S Jallow for trial.

Mustapha Jai is accused of trying to commit unnatural offence contrary to Section 145 of the criminal Code Cap 10 Volume 3, laws of The Gambia.

According to the bill of indictment, Mustapha Jai sometimes in the month of June 2020 at Kololi and diverse places within the jurisdiction of the Kanifing Magistrate Court in the Republic of The Gambia attempted to have unnatural sex with Hamza Jah by addressing himself, and asked him to do the same which resulted to a scuffle between him and Hamza Jah, thereby commit an offence. […]

The case was later adjourned to the 4th of November, 2020.“ (The Voice, 26. Oktober 2020)

Das Country Policy and Information Team ist ein Teil jener Abteilung des britischen Innenministeriums (UK Home Office), die für Asyl- und Menschenrechtsfragen zuständig ist und Länderberichte und Richtlinien schreibt.

·      UK Home Office: The Gambia: Sexual orientation and gender identity or expression, August 2019
https://assets.publishing.service.gov.uk/government/uploads/system/uploads/attachment_data/file/825234/Gambia_-_SOGIE_-_CPIN_-_v2.0___August_2019_.pdf

„6.3 Pro-LGBTI marches/gay pride

6.3.1 CPIT was not able to find specific evidence of any planned or historic pro LGBTI or gay pride marches within The Gambia in the sources consulted […]

6.4 Gay ‘scene’ or ‘community’

CPIT was not able to find specific information on LGBTI communities or known ‘scene’ in the sources consulted.“ (UK Home Office, August 2019, S. 17)

„8. Access to services

8.1.1 CPIT [Country Policy and Information Team] was not able to find specific information on LGBTI [lesbian, gay, bisexual, transgender and intersex] persons access to services in the sources consulted.“ (UK Home Office, August 2019, S. 18)

Das US Department of State (USDOS) ist das US-Bundesministerium, das für die auswärtigen Angelegenheiten der Vereinigten Staaten zuständig ist.

·      USDOS – US Department of State: 2021 Country Report on Human Rights Practices: Gambia, 12. April 2022
https://www.ecoi.net/de/dokument/2071172.html

„The law does not address discrimination against lesbian, gay, bisexual, transgender, queer, or intersex (LGBTQI+) persons regarding essential goods and services such as housing, employment, and access to government services, including health care. There was strong societal discrimination against LGBTQI+ persons.“ (USDOS, 12. April 2022, Section 6)

„Persons with disabilities and LGBTQI+ persons experienced discrimination in employment.“ (USDOS, 12. April 2022, Section 7)



[1] Die Truth, Reconciliation and Reparations Commission (TRRC) ist eine Wahrheits- und Versöhnungskommission in Gambia, die die Ära Yahya Jammeh von 1994 bis 2017 untersucht.

[2] Das gambische Strafgesetzbuch wurde am 1. Oktober 1934 verabschiedet und nennt sich Criminal Code (Act No. 25 of 1933). Es wurde jedoch 1966 in einer Version mit Novellierungen bis 1965 in Laws of Gambia veröffentlicht. (siehe: ILO – International Labour Organization: Gambia, ohne Datum https://www.ilo.org/dyn/natlex/natlex4.detail?p_lang=en&p_isn=75289)