Anfragebeantwortung zu Afghanistan: Lage von Verwandten von zum Christentum Konvertierten [a-11893-2]

3. Mai 2022

Das vorliegende Dokument beruht auf einer zeitlich begrenzten Recherche in öffentlich zugänglichen Dokumenten, die ACCORD derzeit zur Verfügung stehen sowie gegebenenfalls auf Auskünften von Expert·innen und wurde in Übereinstimmung mit den Standards von ACCORD und den Common EU Guidelines for processing Country of Origin Information (COI) erstellt.

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Wir empfehlen, die verwendeten Materialien im Original durchzusehen. Originaldokumente, die nicht kostenfrei oder online abrufbar sind, können bei ACCORD eingesehen oder angefordert werden.

Kurzbeschreibungen zu den in dieser Anfragebeantwortung verwendeten Quellen sowie Ausschnitte mit Informationen aus diesen Quellen finden Sie im Anhang.

Das norwegische Herkunftsländerinformationszentrum Landinfo hält in einem Bericht zur Lage christlichere Konvertiten in Afghanistan vom 7. April 2021 fest, dass der Islam in Afghanistan einen integralen Bestandteil der traditionellen Familienstruktur darstelle. Wie sich die Familienmitglieder zum Islam verhalten, habe daher einen grundlegenden Einfluss auf das Ansehen der gesamten Familie. In Afghanistan habe eine Veränderung religiöser Überzeugung weitaus weitreichendere Folgen als in einem westlichen, säkularen Kontext (Landinfo, 7. April 2021, S. 9).

In Afghanistan sei die Familie der zentrale Faktor für das soziale Ansehen des Individuums und die wichtigste soziale Institution. Konvertit·innen würden in jeder Hinsicht stigmatisiert: als Vertreter·in der Familie, Ehepartner·in, Elternteil oder Erziehungsberechtigte, politische Verbündete und Geschäftspartner·in. Landinfo sei der Ansicht, dass Afghan·innen, die zu einer Religion konvertieren, die nicht der Islam ist, und dies offen zugeben, sämtliche Bande zu ihren Familien, der lokalen Gemeinschaft und ihren Identitäten als Afghan·innen abbrechen würden. Da Konvertit·innen immer als Repräsentant·innen der Ehre und des Ansehens der Familie, des Stammes und des Klans gelten würden, gehe Landinfo weiters davon aus, dass Konvertit·innen und ihre Familien ein gemeinsames Interesse daran hätten, dass die Konversion nicht öffentlich gemacht werde (Landinfo, 7. April 2021, S. 15).

Die Stigmatisierung und der Ehrverlust, den die Konversion mit sich bringe, führe im Ehekontext dazu, dass sich die Ehepartner·innen distanzieren würden (Landinfo, 7. April 2021, S. 9). In seinem Länderprofil zu Afghanistan für den Berichtszeitraum 1. Oktober 2020 bis 30. September 2021 schreibt Open Doors, ein überkonfessionelles christliches Hilfswerk mit evangelikaler Ausrichtung, dass Ehepartner·innen massiv dazu gedrängt würden, sich von christlichen Ehepartner·innen scheiden oder die Ehe annullieren zu lassen (Open Doors, 2022, S. 4). Im Vorgängerbericht für den Zeitraum 1. November 2018 bis 31. Oktober 2019 schildert Open Doors etwas ausführlicher:

„Ehepartner von Christen muslimischer Herkunft werden (erfolgreich oder nicht erfolgreich) von anderen unter Druck gesetzt, sich scheiden zu lassen: Es wird Druck auf die Ehepartner ausgeübt, sich scheiden oder eine Ehe mit einem christlichen Ehepartner annullieren zu lassen. Dem stärksten Druck sind Frauen ausgesetzt, deren Ehemänner sich zum christlichen Glauben hingewandt haben. Ihre Eltern werden versuchen, eine Scheidung durchzusetzen und große Streitigkeiten in der Familie zu verursachen. Manchmal werden ehemalige Muslime in ein psychiatrisches Krankenhaus eingewiesen, weil die Familien davon überzeugt sind, dass niemand mit gesundem Verstand jemals den Islam verlassen würde.“ (Open Doors, 2020, S. 8-9)

Mit Stand vom 7. April 2021 (also vor der Machtübernahme durch die Taliban, Anm. ACCORD) verweist Landinfo auf eine Auskunft von Dag Ottar Hansen, einem Experten mit spezifischen Kenntnissen über afghanische Konvertit·innen, wonach das Risiko, dass die eigene Großfamilie von der Konversion erfährt, für afghanische Konvertit·innen die größte Bedrohung darstelle. Wenn dies geschehe, würde die Familie versuchen, die Konvertit·innen davon zu überzeugen, zum Islam zurückzukehren. Dieser Druck komme oft von den engsten Familienmitgliedern wie Eltern und Geschwistern, kann aber auch Onkel, Großeltern und männliche Cousins betreffen sein. In Fällen, in denen die unmittelbare Familie von der Konversion erfahren und diese möglicherweise akzeptieren würde, sei es eine Bedingung, dass die Konversion nicht öffentlich bekannt werde. Dies könne zu Streitigkeiten und Ängsten führen und für die konvertierten Christ·innen psychisch belastend sein (Landinfo, 7. April 2021, S. 15). Muslimische Familienangehörige würden teilweise auch von der Gemeinschaft unter Druck gesetzt, die Konversion, die als Fehlverhalten interpretiert werde, zu sanktionieren (Stahlmann, 11. Mai 2020).

Mehrere Quellen führen an, dass muslimische Familienmitglieder christlicher Konvertit·innen mit Problemen mit der lokalen Gemeinschaft, sozialer Ausgrenzung oder Einschüchterung konfrontiert seien (Morning Star News, 6. Oktober 2021; siehe auch Landinfo, 7. April 2021, S. 30; Kerr Chiovenda, 2. Juni 2020; Stahlmann, September 2019, S. 279) und sich daher in manchen Fällen gezwungen fühlen würden, nach Kabul zu migrieren (Landinfo, 7. April 2021, S. 30; Kerr Chiovenda, 2. Juni 2020).

In ihrem Jahresbericht vom April 2022 führt die US Commission on International Religious Freedom (USCIRF) an, dass christliche Konvertit·innen, die als Apostat·innen angesehen werden und schon vor der Machtübernahme der Taliban mit Ausgrenzung und Ehrenmord-Drohungen durch die Familie und Dorfbewohner·innen konfrontiert gewesen seien, nun einem noch höheren Risiko ausgesetzt seien. Berichten zufolge seien die Taliban auf der Suche nach Christ·innen von Tür zu Tür gegangen und Christ·innen hätten Drohanrufe erhalten (USCIRF, April 2022, S. 13). Der Leiter eines Netzwerks von Hauskirchen erhielt im August 2021 einen Drohbrief von Taliban-Kämpfern, der sich gegen ihn und seine Familie richtete (World News Group, 16. August 2021; siehe auch USCIRF, April 2022, S. 13).

Die Zeitschrift Eurasia Review nimmt im August 2021 Bezug auf eine Einschätzung des norwegischen Zentrums für globale Analysen RHIPTO, wonach die Taliban trotz gegenteiliger Ankündigungen, „Kollaborateur·innen“ internationaler Truppen ins Visier nehmen würden. Die Taliban würden diesen Personen drohen, ihre Familienmitglieder strafrechtlich zu verfolgen, zu verhaften, zu verhören und zu bestrafen, wenn sich die Kollaborateur·innen nicht selbst stellen würden. Laut dem Artikel von Eurasia Review würden afghanische Christ·innen Ähnliches befürchten (Eurasia Review, 24. August 2021).

Im Februar 2022 berichtete Baptist News Global, dass christliche Hauskirchen und christliche Gruppen seit der Machtübernahme durch die Taliban untergetaucht seien. Die Taliban hätten zwar einige soziale Reformen versprochen, die von Frauenrechten bis hin zu Meinungsfreiheit reichen würden, die Gedanken- oder Religionsfreiheit aber nicht miteinschließen würden, so der Leiter eines Netzwerks afghanischer Hauskirchen. Stattdessen drohe die Taliban-Regierung Christ·innen in Briefen und in den sozialen Medien mit Inhaftierung und Hinrichtung, weil sie sie als Apostat·innen betrachten würden. Die Taliban würden damit drohen, die christlichen Konvertit·innen aufzuspüren und all ihre Familienmitglieder zu töten, um die Konvertit·innen zu bestrafen und andere, die sich vom Islam abwenden wollen, abzuschrecken (Baptist News, 1. Februar 2022).

Weitere Informationen zu Apostasie, Blasphemie, Konversion, Verstoß gegen islamische Verhaltensregeln, gesellschaftliche Wahrnehmung von Rückkehrer·innen aus Europa in Afghanistan finden sich in folgender ACCORD-Anfragebeantwortung vom 15. Juni 2020:

·      ACCORD – Austrian Centre for Country of Origin and Asylum Research and Documentation: Afghanistan: Apostasie, Blasphemie, Konversion, Verstoß gegen islamische Verhaltensregeln, gesellschaftliche Wahrnehmung von Rückkehrer·innen aus Europa, 15. Juni 2020
https://www.ecoi.net/en/file/local/2031618/Afghanistan_Apostatsie_Konversion_Blasphemie.pdf

Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 3. Mai 2022)

·      ACCORD – Austrian Centre for Country of Origin and Asylum Research and Documentation: Afghanistan: Apostasie, Blasphemie, Konversion, Verstoß gegen islamische Verhaltensregeln, gesellschaftliche Wahrnehmung von Rückkehrer·innen aus Europa, 15. Juni 2020
https://www.ecoi.net/en/file/local/2031618/Afghanistan_Apostatsie_Konversion_Blasphemie.pdf

·      Baptist News Global: The few remaining Christians in Afghanistan live in constant fear - even of their own families, 1. Februar 2022
https://baptistnews.com/article/the-few-remaining-christians-in-afghanistan-live-in-constant-fear-even-of-their-own-families/

·      Eurasia Review: Afghanistan: Christians Call For Help As New Reports Of Persecution Surface, 24. August 2021
https://www.eurasiareview.com/24082021-afghanistan-christians-call-for-help-as-new-reports-of-persecution-surface/

·      Kerr Chiovenda, Melissa: E-Mail-Auskunft, 2. Juni 2020

·      Landinfo – Norwegian Country of Origin Information Centre: Afghanistan; The situation of Christian converts, 7. April 2021
https://www.ecoi.net/en/file/local/2050251/Landinfo-Report-Afghanistan-Christian-Converts-070402021.pdf

·      Morning Star News: Facing Death Threats, Christian Family Members Flee Afghanistan, 6. Oktober 2021
https://morningstarnews.org/2021/10/facing-death-threats-christian-family-members-flee-afghanistan/

·      Open Doors: Länderprofil Afghanistan: Berichtszeitraum: 1. November 2018 – 31. Oktober 2019, 2020
https://www.opendoors.de/sites/default/files/2_laenderprofil_afghanistan.pdf

·      Open Doors: Länderprofil Afghanistan: Berichtszeitraum: 1. Oktober 2020 – 30. September 2021, 2022
https://www.opendoors.de/sites/default/files/country_dossier/afghanistan_wvi_2022_laenderprofil.pdf

·      Stahlmann, Friederike: Studie zum Verbleib und zu den Erfahrungen abgeschobener Afghanen, September 2019 (veröffentlicht von Informationsverbund Asyl & Migration)
https://www.ecoi.net/en/file/local/2017434/AM19-8-9_beitrag_stahlmann.pdf

·      Stahlmann, Friederike: Aussagen im Rahmen einer Online-Veranstaltung organisiert von ACCORD, 11. Mai 2020

·      USCIRF – US Commission on International Religious Freedom: United States Commission on International Religious Freedom 2022 Annual Report; USCIRF – Recommended for Countries of Particular Concern (CPC): Afghanistan, April 2022
https://www.ecoi.net/en/file/local/2071903/2022+Afghanistan.pdf

·      World News Group: The Taliban seizes power while taking names, 16. August 2021
https://wng.org/articles/the-taliban-seizes-power-while-taking-names-1629135433


 

Anhang: Quellenbeschreibungen und Informationen aus ausgewählten Quellen

Baptist News Global ist eine US-amerikanische baptistische Nachrichtenagentur.

·      Baptist News Global: The few remaining Christians in Afghanistan live in constant fear - even of their own families, 1. Februar 2022
https://baptistnews.com/article/the-few-remaining-christians-in-afghanistan-live-in-constant-fear-even-of-their-own-families/

„Afghan Christians who failed to escape when their nation fell to the Taliban in August live in constant isolation and in fear that the fundamentalist Islamic government, and practically the entire society, is out to persecute them, according to the leader of an Afghan house church community.

‘The Taliban, their plan eventually is the elimination of Christianity, and they have been very open about that,‘ the head of the Afghan House Church Network, identified only as Luke, said during a  of ‘USCIRF Spotlight,‘ the weekly podcast of the U.S. Commission on International Religious Freedom. […]

But with the Islamic fundamentalists back in control, the Afghan House Church Network and other Christian groups have gone underground despite Taliban promises of some social reforms.

‘They have been talking about women’s rights and freedom of speech and other things, but it never comes down to freedom of thought or freedom of religion,’ Luke said.

Instead, the government has resorted to threats of imprisonment and execution against Christians through letters and social media because they are considered infidels, he added. The Taliban say ‘we will find you and we will kill your entire family to bring you the punishment you deserve and to be a lesson for others who are leaving Islam.’” (Baptist News, 1. Februar 2022)

Eurasia Review ist laut eigenen Angaben ein unabhängiges Magazin, dass sich auf Berichterstattung zu Eurasien konzentriert.

·      Eurasia Review: Afghanistan: Christians Call For Help As New Reports Of Persecution Surface, 24. August 2021
https://www.eurasiareview.com/24082021-afghanistan-christians-call-for-help-as-new-reports-of-persecution-surface/

„In a document prepared for the United Nations by the RHIPTO Norwegian Center for Global Analyses, the group warned the Taliban was targeting ‘collaborators’ despite promising there would be ‘no revenge’. ’There are a high number of individuals currently being targeted by the Taliban and the threat is crystal clear,’ Christian Nellemann, who heads the RHIPTO Norwegian Center for Global Analyses, told the BBC last week. ‘It is in writing that, unless they give themselves in, the Taliban will arrest and prosecute, interrogate and punish family members on behalf of those individuals.’ Afghanistan’s Christians have expressed similar fears.” (Eurasia Review, 24. August 2021)

Melissa Kerr Chiovenda, PhD, ist Dozentin für Anthropologie am College für Geistes- und Sozialwissenschaften der Zayed Universität in Abu Dhabi.

·      Kerr Chiovenda, Melissa: E-Mail-Auskunft, 2. Juni 2020

Society, or those in a person's community, would surely act out if they find someone had converted. There is a high likelihood they would be killed. If not, they would be harrassed and feel so much fear, they would likely be driven away from their community should a conversion be heard of. I have personally known someone who was suspected of having converted (due to his interactions with a Canadian NGO worker who was, in fact, seeking to convert Afghans). The Afghan individual was denounced publicly - a denunciation letter was posted on the entry of the university where he was studying in Jalalabad. He had to move to Kabul, and his whole family also moved to Kabul as they were also threatened by association. He ultimately relocated to the US. This response on the part of the community was exactly what I expected would happen. I should also point out that while this was in Jalalabad, the reaction would have been the same anywhere in Afghanistan. This person ultimately left Afghanistan, but I believe it would be difficult for him to have remained even in Kabul. The story would likely have followed him and he would have been in danger.” (Kerr Chiovenda, 2. Juni 2020)

Das norwegische Herkunftsländerinformationszentrum Landinfo ist eine unabhängige Einrichtung innerhalb der norwegischen Immigrationsbehörden, welche für diese sowie für das norwegische Ministerium für Justiz und Öffentliche Sicherheit Herkunftsländerinformationen bereitstellt.

·      Landinfo – Norwegian Country of Origin Information Centre: Afghanistan; The situation of Christian converts, 7. April 2021
https://www.ecoi.net/en/file/local/2050251/Landinfo-Report-Afghanistan-Christian-Converts-070402021.pdf

„Islam is an integrated part of the traditional family structure. How family members relate to Islam has a fundamental impact on the entire family’s standing. In Afghanistan, changing one’s religious beliefs has far more wide-reaching implications than in a Western, secular context.“ (Landinfo, 7. April 2021, S. 9)

„Marriage agreements have strong political and financial aspects (Landinfo, 2019a, p. 7, 8). The stigma and loss of honour that conversion entails will result in natural alliance partners distancing themselves, and make it impossible for a man to marry a Muslim Afghan woman.” (Landinfo, 7. April 2021, S. 9-10)

„There is no information to indicate that the authorities or intelligence service focus on the house churches to any particular extent. Landinfo is not aware of any reports of raids, searches or confiscations, nor that any members of these congregations have been brought in for questioning or arrested. However, there is anecdotal, unverified information that some converts have been questioned and held in custody for several days (Iyengar, 2018).

In Afghanistan, the family is the key to the individual’s social standing and the most important social institution. A convert is stigmatised in all regards: as a representative of their family, marriage partner, parent/educator, political alliance partner and business partner (U.S. Department of State, 2020, p. 2, 17). Landinfo believes that an Afghan who converts to a faith other than Islam and is open about this, burns all bridges with their family, the local community and their identity as an Afghan.

Dag Ottar Hansen claims that the biggest threat to an Afghan convert is the risk that their extended family will learn about the conversion. If they do, they will try to convince him or her to return to Islam. This pressure often comes from the closest family members such as parents and siblings, but can also involve uncles, grandparents and male cousins. Some converts become depressed and isolate themselves (Hansen, email, August 2020).

If the convert refuses to return to Islam, they risk being excluded from their family, and, in extreme cases, subjected to violence and threats. Some converts have allegedly received death threats from their own family members (U.S. Department of State, 2020, p. 17). In cases where the immediate family learns about and possibly accepts the conversion, it is a condition that the conversion does not become publicly known. This can give rise to arguments, fear and be mentally stressful for the Christian (Hansen, Landinfo seminar, May 2013).

Since the convert is always perceived as a representative of the honour and standards of their family, tribe and clan, Landinfo believes that the convert and their family have a shared interest in ensuring the conversion does not become public knowledge. Dag Ottar Hansen (as cited in Dalehaug Norheim, 2015) puts it as follows: ‘Afghans can accept many things, as long as they are kept secret within the family and does not inflict shame on them’.” (Landinfo, 7. April 2021, S. 15)

„If it becomes known that an Afghan has converted, a natural solution would be for him to leave the country. Some converts have moved to India, Pakistan or China. The family, who are still Muslims, usually remain in Afghanistan. According to Hansen (email, August 2020), there are examples of families of converts having problems with the local community and feeling compelled to move to Kabul for that reason.” (Landinfo, 7. April 2021, S. 30)

Morning Star News ist laut eigenen Angaben ein unabhängiges Nachrichtenservice, das sich exklusiv auf Nachrichten über die Verfolgung von Christ·innen fokussiert.

·      Morning Star News: Facing Death Threats, Christian Family Members Flee Afghanistan, 6. Oktober 2021
https://morningstarnews.org/2021/10/facing-death-threats-christian-family-members-flee-afghanistan/

Threatened with death even before the Taliban took power in mid-August, a young Christian woman who fled to India could be forced to return to Afghanistan when her visa expires in a few days, she said.

Esin (name changed for security reasons), 24, fled Afghanistan just before the Taliban took control in mid-August. Risks of danger for converts were so high that she and her mother and brother only three years ago revealed to each other that they had left Islam to become Christians, as they feared violent backlash from other relatives and neighbors. […]

In June, she said, her 7-year-old sister came home terrified, saying her friends wouldn’t walk with her to and from school because their parents had told them Esin was not Muslim, and that one day they would kill her. Esin’s mother then said the family must leave the country.

Esin applied for visa for the entire family, but they had only enough money to send her, she said.” (Morning Star News, 6. Oktober 2021)

Open Doors ist ein überkonfessionelles christliches Hilfswerk mit evangelikaler Ausrichtung.

·      Open Doors: Länderprofil Afghanistan: Berichtszeitraum: 1. November 2018 – 31. Oktober 2019, 2020
https://www.opendoors.de/sites/default/files/2_laenderprofil_afghanistan.pdf

„Ehepartner von Christen muslimischer Herkunft werden (erfolgreich oder nicht erfolgreich) von anderen unter Druck gesetzt, sich scheiden zu lassen: Es wird Druck auf die Ehepartner ausgeübt, sich scheiden oder eine Ehe mit einem christlichen Ehepartner annullieren zu lassen. Dem stärksten Druck sind Frauen ausgesetzt, deren Ehemänner sich zum christlichen Glauben hingewandt haben. Ihre Eltern werden versuchen, eine Scheidung durchzusetzen und große Streitigkeiten in der Familie zu verursachen. Manchmal werden ehemalige Muslime in ein psychiatrisches Krankenhaus eingewiesen, weil die Familien davon überzeugt sind, dass niemand mit gesundem Verstand jemals den Islam verlassen würde.“ (Open Doors, 2020, S. 8-9)

·      Open Doors: Länderprofil Afghanistan: Berichtszeitraum: 1. Oktober 2020 – 30. September 2021, 2022
https://www.opendoors.de/sites/default/files/country_dossier/afghanistan_wvi_2022_laenderprofil.pdf

„Ehepartner werden massiv dazu gedrängt, sich von einem christlichen Partner oder einer christlichen Partnerin scheiden zu lassen oder, weil Scheidung unüblich ist, die Ehe zu annullieren.“ (Open Doors, 2022, S. 4)

Friederike Stahlmann ist Forscherin am Max-Planck-Institut für Ethnologische Forschung mit Schwerpunkt Afghanistan.

·      Stahlmann, Friederike: Studie zum Verbleib und zu den Erfahrungen abgeschobener Afghanen, September 2019 (veröffentlicht von Informationsverbund Asyl & Migration)
https://www.ecoi.net/en/file/local/2017434/AM19-8-9_beitrag_stahlmann.pdf

„So hatte ein Abgeschobener in Deutschland bei einem Frühjahrsputz in einer Kirche mitgeholfen. Dies war durch die Verlinkung eines regionalen Zeitungsartikels auf Facebook in Afghanistan bekannt geworden. Kurz nach seiner Abschiebung wurde seine Familie unter Verweis auf die – aufgrund des Facebook-Links unterstellte – Konversion des Abgeschobenen unter Gewaltandrohung aufgefordert, ihn auszuhändigen, und musste fliehen.“ (Stahlmann, September 2019, S. 279)

·      Stahlmann, Friederike: Aussagen im Rahmen einer Online-Veranstaltung organisiert von ACCORD, 11. Mai 2020

„Solche Personen [Konvertit·innen, Anm. ACCORD] hätten staatlicherseits Sanktionen zu befürchten, in der Regel würden die von der Gesellschaft verhängten Sanktionen jedoch schneller greifen als die staatlichen. Es gebe eine Erwartungshaltung gegenüber den Familien solcher Personen, das Fehlverhalten zu sanktionieren. Es handle sich um eine traditionelle soziale Erwartung zur Sanktion, die dem Umkreis einer solchen Person entgegengebracht würde, auch um zu verhindern, dass diese extreme Form von Tabubruch noch weiter bekannt würde.“ (Stahlmann, 11. Mai 2020)

Die US Commission on International Religious Freedom (USCIRF) ist eine staatliche Einrichtung der Vereinigten Staaten zur Beobachtung des Zustands der Meinungs- und Gewissens-, sowie der Religions- und Glaubensfreiheit im Ausland.

·      USCIRF – US Commission on International Religious Freedom: United States Commission on International Religious Freedom 2022 Annual Report; USCIRF – Recommended for Countries of Particular Concern (CPC): Afghanistan, April 2022
https://www.ecoi.net/en/file/local/2071903/2022+Afghanistan.pdf

„Afghans who converted to Christianity from Islam over the past 20 years are considered ‘apostates,’ a crime punishable by death according to the Taliban’s strict interpretation of Islam. Converts, who already faced ostracization and the threat of honor killings by family and village members, are at heightened risk following the Taliban takeover. USCIRF received reports that the Taliban have gone door to door looking for Christian converts. Christians have received threatening phone calls, and one leader of a house church network received a threatening letter in August from Taliban militants. Some Christians have turned off their phones and moved to undisclosed locations.” (USCIRF, April 2022, S. 13)

World News Group ist ein christliches Medienunternehmen, dass sich laut eigenen Angaben auf Fakten und „biblische Wahrheiten“ stützt.

·      World News Group: The Taliban seizes power while taking names, 16. August 2021
https://wng.org/articles/the-taliban-seizes-power-while-taking-names-1629135433

Even before the Taliban cemented control of the country, Taliban militants were targeting Christians, said Paiman. One leader of a house church network (with more than 500 members) received on Aug. 12 a letter signed by Taliban militants threatening him and his family. ‘We know where you are and what you are doing,’ it read.” (World News Group, 16. August 2021)