Anfragebeantwortung zum Irak: Provinz Dohuk, Distrikt Zakho: Lage von JesidInnen in Flüchtlingslagern: Sicherheitslage; Sicherung der Grundbedürfnisse; medizinische Versorgung; Lage von Kindern; Zugang zu Bildung [a-11130]

8. November 2019

Das vorliegende Dokument beruht auf einer zeitlich begrenzten Recherche in öffentlich zugänglichen Dokumenten, die ACCORD derzeit zur Verfügung stehen sowie gegebenenfalls auf Expertenauskünften, und wurde in Übereinstimmung mit den Standards von ACCORD und den Common EU Guidelines for processing Country of Origin Information (COI) erstellt.

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Allgemeine Informationen zu jesidischen Binnenvertriebenen in der Autonomen Region Kurdistan

Das UNO-Flüchtlingshochkommissariat (UN High Commissioner for Refugees, UNHCR) veröffentlicht im Mai 2019 eine Mitteilung mit Herkunftsländerinformationen zur Situation der jesidischen Binnenvertriebenen in der Region Kurdistan, Irak. Darin wird angegeben, dass bis März 2015 eine halbe Million JesidInnen, überwiegend aus dem Distrikt Sinjar, vertrieben worden seien, wobei die meisten in die Autonome Region Kurdistan im Irak (ARK) und insbesondere in die Provinz Dohuk (zu der auch der Distrikt Zakho gehört, Anm. ACCORD) geflohen seien:

„By March 2015, 500,000 Yazidis, predominantly from Sinjar District, had been displaced, with the majority fleeing to the Kurdistan Region of Iraq (KR-I) and particularly Dohuk Governorate.“ (UNHCR, Mai 2019, S. 1)

Laut UNHCR bestünden Bedenken hinsichtlich der Grenzen der Aufnahmekapazität der ARK angesichts der anhaltend hohen Zahl von Vertriebenen in der Region und vor dem Hintergrund der sich verschlechternden sozioökonomischen Bedingungen, zunehmender Armut der Lokalbevölkerung und abnehmender humanitärer Hilfe. Es sei berichtet worden, dass die Anwesenheit der großen Anzahl von Vertriebenen hauptsächlich in städtischen Gebieten und deren Umgebung die lokalen Dienstleistungen und Infrastruktur belaste, den Wettbewerb am Arbeitsplatz verschärfe und zu einem signifikanten Rückgang des Lebensstandards in der ARK beitrage:

„There are serious concerns about the limits of the KR-I’s absorption capacity in light of the continued high numbers of displaced populations present in the region, and against the backdrop of deteriorating socio-economic conditions and increasing poverty in the KR-I and limited (and decreasing) humanitarian assistance. The presence of large numbers of displaced populations mainly in and around urban areas is reported to have stretched local services and infrastructure, increased job competition, and contributed to a significant decline in living standards across the KR-I.“ (UNHCR, Mai 2019, S. 2)

Die aktuellen Zahlen der Displacement Tracking Matrix der Internationalen Organisation für Migration (IOM) zeigen, dass Ende Oktober 2019 in der Povinz Dohuk insgesamt 319.722 Binnenvertriebene registriert waren, davon 151.638 in Lagern, 131.448 Personen in privaten Unterkünften und 36.636 in kritischen Unterkünften. Für den Distrikt Zakho werden insgesamt 104.544 Binnenvertriebene angegeben (IOM, IDP Masterlist, 31. Oktober 2019). In den Zahlen von IOM werden die jesidischen Binnenvertriebenen nicht eigens ausgewiesen, UNHCR erwähnt jedoch, dass diese auf die sieben Distrikte der Provinz verteilt seien (UNHCR, Mai 2019, S. 3). Nähere Angaben zur Anzahl jesidischer Binnenvertriebener in Zakho werden im nächsten Abschnitt angegeben.

 

Immigration, Refugees and Citizenship Canada, die für Einwanderungsfragen, Flüchtlinge und die Staatsbürgerschaft zuständige kanadische Regierungsbehörde, erwähnt in einem Profil zu den Jesiden vom Februar 2017, dass es für JesidInnen, die sich dafür entscheiden, außerhalb der Lager zu leben, schwierig sei, am Rande der großen städtischen Zentren Unterkunft zu finden (z. B. auf unfertigen Baustellen). Diese Bevölkerungsgruppen müssten sich mit wenig oder keiner sozialen Unterstützung selbst versorgen:

„Those Yazidis and other internally displaced populations who have opted to live outside of the camps have struggled to find shelter (for example in unfinished construction sites) on the outskirts of major urban centres. These populations are required to fend for themselves with little or no social supports and generally must barter or offer their labour in exchange for rent payments and other shelter.“ (Immigration, Refugees and Citizenship Canada, Februar 2017, S. 7)

Laut UNOCHA, dem Büro der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten, gebe es in drei Bezirken in der Provinz Dohuk (Zakho, Sumel und Dohuk) seit mehr als vier Jahren 115 informelle Siedlungen für 25.000 Binnenvertriebene. Im Irak gebe es keine Provinz mit einer höheren Anzahl an informellen Siedlungen:

„In three districts (Zakho, Sumel and Dahuk) in Dahuk governorate, 115 informal settlements have been home for 25,000 IDPs for more than four years. This is the highest number of informal settlements in any one governorate across Iraq.“ (UNOCHA, Februar 2019, S. 34)

In der oben genannten Mitteilung von UNHCR wird unter Verweis auf verschiedene Quellen beschrieben, dass JesidInnen, die in kritischen Unterkünften wie unfertigen oder verlassenen Gebäuden leben würden, häufig keinen oder nur eingeschränkten Zugang zu ausreichend Wasser, Strom, Heizung und sanitären Einrichtungen hätten und als Folge von undichten Dächern, Öffnungen in den Wänden und zerbrochenen Fenstern den rauen Wetterbedingungen ausgesetzt seien:

„Those living in critical shelter arrangements such as unfinished or abandoned buildings are often faced with no or limited access to adequate water, electricity, heating and sanitation, and exposed to harsh weather conditions, e.g. as a result of leaking roofs, opening in the walls, and broken windows.“ (UNHCR, Mai 2019, S. 4)

Spezifische Informationen zu den Lagern im Distrikt Zakho

Laut UNOCHA betrug die Bevölkerungszahl im Distrikt Zakho vor 2014 rund 402.000 Personen. (UNOCHA, November 2018, S. 10). Die aktuellen Zahlen der Displacement Tracking Matrix (DTM) von IOM zeigen, dass Ende Oktober 2019 im Distrikt Zakho insgesamt 104.544 Binnenvertriebene registriert waren, davon 53.106 in Lagern und 51.438 Personen außerhalb von Lagern. 310 Familien (entspricht 1.860 Personen) seien in informellen Siedlungen und 729 Familien (entspricht 4.374 Personen) in unfertigen Gebäuden untergebracht (IOM, Master List, 31. Oktober 2019).

 

Im Distrikt Zakho befinden sich laut Angaben der für Hilfe und humanitäre Angelegenheiten in der Proviniz Dohuk zuständigen Regierungsstelle (Board of Relief and Humanitarian Affairs, BRHA) vier Lager für Binnenvertriebene: Chamishku, Berseve 1, Berseve 2 und Darkar (BRHA, September 2019). BRHA veröffentlichte 2016 einen Bericht zu Binnenvertriebenen und Flüchtlingen in der Provinz Dohuk, in dem angegeben wird, dass die Mehrheit der Binnenvertriebenen, die zum damaligen Zeitpunkt in Dohuk in Lagern gelebt hätten, nämlich 82,3 Prozent, Jesiden gewesen seien (BRHA, Februar 2016, S. 31). Zu den Lagern im Distrikt Zakho gibt BRHA an, dass im Februar 2016 im Lager Chamishko 4.143 von insgesamt 4.679 Familien den Jesiden zugerechnet worden seien, im Lager Bersivy 1 seien es 1.487 von 1.994 Familien gewesen und im Lager Bersivy 2 seien 1.579 von 1.674 Familien Jesiden gewesen (BRHA, Februar 2016, S. 32). Das Lager Darkar hätte sich zum damaligen Zeitpunkt noch im Bau befunden (BRHA, Februar 2016, S. 118). In der aktuellen Master List der DTM Matrix von IOM vom Oktober 2019 wird die Gesamtzahl der BewohnerInnen im Lager Chamishku mit 30.012 Personen, in Berseve 1 mit 8.418 Personen, in Berseve 2 mit 10.320 Personen und in Darkar mit 4.356 Personen angegeben. Es werden von dieser Quelle allerdings keine Angaben über die ethnische Zugehörigkeit der BewohnerInnen gemacht (IOM, Master List, 31. Oktober 2019).

 

Die Internationale Organisation für Migration (IOM) veröffentlicht im Februar 2019 eine auf einer Umfrage basierende Studie zu ethnoreligiösen Gruppen in Irak. Darin wird angemerkt, dass Jesiden meistens in Lagern (49%) oder unfertigen bzw. verlassenen Gebäuden (20%) leben würden:

„Turkmen Shia and Shabak Shia IDPs are more often hosted in religious buildings (25%). Yazidis are most often in camps (49%) or unfinished/abandoned buildings (20%).“ (IOM, Februar 2019, S. 6)

Im Februar 2019 veröffentlicht REACH, eine Initiative der humanitären NGOs IMPACT und ACTED sowie des operativen UN-Satellitenanwendungsprogramms UNOSAT, gemeinsam mit dem CCCM Cluster eine Bewertung der Lager für Binnenvertriebene im Irak auf Basis von Haushaltsumfragen. Zu den vier Lagern im Bezirk Zakho wurden ausführliche Profile veröffentlicht, darin finden sich unter anderem folgende Informationen:

 

In Bersive 1 würden 93% der Buben und 95% der Mädchen im Alter von sechs bis elf Jahren eine Schule besuchen. Der Prozentsatz für die Altersgruppe von zwölf bis siebzehn Jahren liege bei 88% für Buben und 65% für Mädchen. Zwölf Prozent der für die Studie befragten Haushalte hätten angegeben, dass ihre Kinder im letzten Monat keine Schule besucht hätten, unter den Gründen dafür seien finanzielle Schwierigkeiten, Mangel an Fachausbildung, sowie Desinteresse des Kindes genannt worden.

Von den 48% der Haushalte, die in den drei Monaten vor der Datenerhebung medizinische Versorgung in Anspruch genommen hätten, hätten 78% angegeben, mit Zugangsbarrieren konfrontiert gewesen zu sein. Zu den drei wichtigsten hätten hohe Gesundheitskosten, hohe Arzneimittelkosten, sowie die Entfernung zur Behandlungseinrichtung gezählt.

Weiters hätten 68% der Befragten angegeben, dass der Zugang zu Nahrungsmittel das dringlichste Bedürfnis darstelle, von einem geringeren Prozentsatz wurden Arbeit und Zugang zum Gesundheitswesen genannt, und 84% der Befragten hätten von Problemen mit ihrer Unterkunft berichtet. (CCCM Cluster/REACH, Februar 2019, S. 27)

 

Im Lager Bersive 2 würden 98% der Buben und 90% der Mädchen im Alter von sechs bis elf Jahren eine Schule besuchen. Der Prozentsatz für die Altersgruppe von zwölf bis siebzehn Jahren liege bei 74% für Buben und 79% für Mädchen. 14 Prozent der für die Studie befragten Haushalte hätten angegeben, dass ihre Kinder im letzten Monat keine Schule besucht hätten, unter den Gründen dafür seien finanzielle Schwierigkeiten für Bildung zu bezahlen, Mangel an Fachausbildung, sowie die Notwendigkeit der Kinder, zu arbeiten, genannt worden.

Von den 43% der Haushalte, die in den drei Monaten vor der Datenerhebung medizinische Versorgung in Anspruch nahmen, hätten 83% angegeben, mit Zugangsbarrieren konfrontiert gewesen zu sein. Zu den drei wichtigsten hätten hohe Kosten für Gesundheitsversorgung, hohe Arzneimittelkosten, sowie Entfernung zur Behandlungseinrichtung gezählt.

Weiters hätten 77% der Befragten angegeben, dass der Zugang zu Nahrungsmittel das dringlichste Bedürfnis darstelle, von einem geringeren Prozentsatz wurden Arbeit und Zugang zum Gesundheitswesen genannt, und 69% der Befragten hätten von Problemen mit ihrer Unterkunft berichtet. (CCCM Cluster/REACH, Februar 2019, S. 29)

 

Im Lager Chamishku würden 100% der Buben und 89% der Mädchen im Alter von sechs bis elf Jahren eine Schule besuchen. Der Prozentsatz für die Altersgruppe von zwölf bis siebzehn Jahren liege bei 75% für Buben und bei 95% für Mädchen. Zehn Prozent der für die Studie befragten Haushalte hätten angegeben, dass ihre Kinder im letzten Monat keine Schule besucht hätten, unter den Gründen dafür seien Mangel an Fachausbildung, Desinteresse des Kindes, sowie Platzmangel an den Schulen genannt worden.

Von den 51% der Haushalte, die in den drei Monaten vor der Datenerhebung medizinische Versorgung in Anspruch genommen hätten, hätten 78% angegeben, mit Zugangsbarrieren konfrontiert gewesen zu sein. Zu den drei wichtigsten hätten hohe Gesundheitskosten, hohe Arzneimittelkosten, sowie Entfernung zur Behandlungseinrichtung gezählt.

Weiters hätten 71% der Befragten angegeben, dass der Zugang zu Nahrungsmittel und Arbeit die dringlichsten Bedürfnisse darstellen würden, von einem geringeren Prozentsatz wurde der Zugang zum Gesundheitswesen genannt, und 51% der Befragten hätten von Problemen mit ihrer Unterkunft berichtet. (CCCM Cluster/REACH, Februar 2019, S. 31)

 

In Darkar würden 98% der Buben und 95% der Mädchen im Alter von sechs bis elf Jahren eine Schule besuchen. Der Prozentsatz für die Altersgruppe von zwölf bis siebzehn Jahren liege bei 83% für Buben und 81% für Mädchen. Zwölf Prozent der für die Studie befragten Haushalte hätten angegeben, dass ihre Kinder im letzten Monat keine Schule besucht hätten, unter den Gründen dafür seien Desinteresse des Kindes, Bildung werde als nicht wichtig angesehen, sowie Mangel an Fachausbildung genannt worden.

Von den 63% der Haushalte, die in den drei Monaten vor der Datenerhebung medizinische Versorgung in Anspruch genommen hätten, hätten 74% angegeben, mit Zugangsbarrieren konfrontiert gewesen zu sein. Zu den drei wichtigsten hätten hohe Kosten für Gesundheitsversorgung, hohe Arzneimittelkosten, sowie das Fehlen von Arzneimitteln im Krankenhaus gezählt.

 

Weiters hätten 88% der Befragten angegeben, dass der Zugang zu Nahrungsmittel das dringlichste Bedürfnis darstelle, von einem geringeren Prozentsatz wurden Arbeit und Zugang zum Gesundheitswesen genannt, und 28% der Befragten hätten von Problemen mit ihrer Unterkunft berichtet. (CCCM Cluster/REACH, Februar 2019, S. 33)

Weitere Informationen zur Situation von in Lagern lebenden Kindern

Neben den oben genannten Informationen zu Bildung konnten kaum weitere spezifische Informationen zu Lebensumständen von Kindern in Lagern gefunden werden.

 

In einem Artikel des kurdischen Mediennetzwerks Rudaw wird im April 2019 berichtet, dass in Lagern in der Region Kurdistan die Eheschließung von Kindern Berichten zufolge zugenommen habe. Angesichts einer ungewissen Zukunft und wirtschaftlicher Probleme würden Familien in Lagern vermehrt durch Kinderheirat versuchen, ihren Töchtern Sicherheit zu bieten. Als Beispiel wird die Eheschließung eines jungen jesidischen Paares (der Bräutigam 14 Jahre, die Braut 17 Jahre alt) angeführt:

„The phenomenon of child marriage is given little attention in the Kurdistan Region. It has reportedly increased as a result of protracted displacement. Faced with an uncertain future and economic vulnerability, families who fled the scourge of ISIS [Islamic State in Iraq and Syria] to live in the Kurdistan Region’s camps are turning to child marriage in an attempt to provide security for their daughters.” (Rudaw, 21. April 2019)

„Aymen is 14 years old and Ahlam is 17. Their families are Yezidis from Snune, north of Mount Shingal. They both live in camps in Duhok, displaced by the conflict with the Islamic State (ISIS). The families met on Wednesday, the Yezidi New Year, Chwarshama Sur, and approved the marriage.“ (Rudaw, 21. April 2019)

Weitere Informationen zu Bildung von Jesiden bzw. Binnenvertriebenen in Dohuk

UNOCHA berichtet im November 2018, dass Dohuk zu den Provinzen zähle, in denen der größte Bildungsbedarf bestehe. Vom Konflikt betroffene Kinder hätten weiterhin eingeschränkten Zugang zu Bildung, insbesondere in oder außerhalb von Lagern lebende Vertriebene und in Rückkehrgebieten lebende Personen:

Children affected by conflict continue to have limited access to education, particularly those still living in displacement—in and out of camps—as well as in the areas of return. The greatest education needs continue to be in Ninewa, Anbar, Salah al Din, Kirkuk, Diyala, Sulaymaniyah, Erbil and Dahuk.(UNOCHA, November 2018, S. 48)

Die internationale NGO Minority Rights Group International (MRGI), die sich für benachteiligte Minderheiten und indigene Völker einsetzt, erwähnt in einem 2018 verfassten an das UNO-Komitee zur Beseitigung der Rassendiskriminierung (CERD) gerichteten alternativen Bericht, dass Binnenvertreibene aus Sinjar über sprachliche Schwierigkeiten berichtet hätten, sich an die kurdischsprachigen Lehrpläne in der ARK anzupassen, weil die Schulen in Sinjar dem arabischen Lehrplan der irakischen Zentralregierung gefolgt seien. Es gebe in der ARK auch einen Lehrermangel in Schulen für Binnenvertriebene:

„While some educational facilities do exist for IDPs, many parents of children from minority groups do not have the resources to pay for transport to schools. Language barriers pose a further distinct challenge when it comes to educating ethnic or religious minority IDPs. Where the curriculum is Kurdish, non-Kurdish speakers are de facto prevented from accessing school or universities. MRG’s sources indicate that many Christians and Yezidis have been quitting even temporary schools due to a different education environment, whereas IDPs from Sinjar have reported difficulties in adapting to the KRI curriculum, as schools in Sinjar pre-ISIS used to follow the Arabic curriculum of the GoI. Ongoing uncertainty in relation to camp closures and continuous movements of people are also causing challenges regarding education staff availability; lack of teachers is reported in IDP schools across the KRI. Those displaced and unable to access education have lost years’ worth of learning.” (MRGI, 2018, Absatz 29)

IOM legt in seiner auf einer Umfrage basierenden Studie zu ethnoreligiösen Gruppen im Irak vom Februar 2019 dar, dass das Bildungsniveau von allen ethnisch-religiösen Binnenvertriebenen und Rückkehrergruppen ähnlich sei, mit Ausnahme der Jesiden, die ein wesentlich niedrigeres Bildungsniveau hätten. Unter den jesidischen TeilnehmerInnen der Studie hätten fast 50 Prozent der Befragten keine formale Bildung erhalten, eine Tabelle zeigt, dass unter den jesidischen Binnenvertriebenen dieser Anteil sogar bei 60 Prozent liegt:

„The study found that levels of education are similar across all groups except the Yazidi. This group had significantly lower levels of education: almost 50% of the respondents had not received any formal education. Returnees have slightly lower levels of formal education than IDPs in all groups. Again, the exception was the Yazidi. In this group, the proportion of respondents who attained secondary education or higher was higher among returnees than IDPs.” (IOM, Februar 2019, S. 10)

Weitere Informationen zur Gesundheit von Jesiden

Es konnten kaum weitere Informationen zur Gesundheit von Jesiden gefunden werden.

 

In seiner Mitteilung von 2019 gab UNHCR an, dass viele Mitglieder der jesidischen Bevölkerung unter (extremen) psychosozialen Belastungen litten. Die Suizidgefährdung sei hoch, unter anderem auch unter Teenagern, und das Maß an Unterstützung und professioneller Hilfeleistung sei angesichts des überwältigenden und dringenden Bedarfs weiterhin unzureichend:

„Mental Health

Many Yazidis suffer from (extreme) psychosocial distress as a result of the serious violence they have experienced, the loss or captivity of family members, ongoing displacement and economic hardship.

Therefore, psycho-social needs among this IDP population are reported to be extremely high. A high number of suicides, suicide attempts and other self-destructive behaviour among the displaced population has been observed by UNHCR’s protection partners operating in camps in Dohuk Governorate. At least 40 incidents of (attempted) suicides have been reported in 2018 and some 10 incidents (six attempts and four committed) between January and April 2019 in IDP camps (primarily in Khanke, Sharya, Bajid Kandala, Chamishko, Kabarto, and Bersive) and non-camp locations where Yazidis reside. It is estimated that the real number is likely higher as not all cases are reported.

According to the information obtained from survivors, community leaders, and/or service providers, the main causes for (attempted) suicides include psycho-social distress, family disputes and domestic abuse, as well as poor living conditions. One report describes that among Yazidi IDPs, ‘suicide, especially among teenagers, has been an increasingly worrisome problem as the community loses hope.’

While the humanitarian community as well as relevant institutions of the Kurdistan Regional Government (KRG) are engaged in efforts to provide psycho-social support to IDPs in critical need, particularly Yazidi women and children who escaped from ISIS captivity, reports indicate that the level of support and professional capacity remains inadequate given the overwhelming and urgent needs.“ (UNHCR, Mai 2019, S. 8)

Weitere Informationen zu humanitärer Unterstützung und zur Sicherung der Grundbedürfnisse

In der oben genannten Mitteilung von UNHCR aus dem Jahr 2019, die sich mit der Situation jesidischer Binnenvertriebener in der ARK beschäftigt, wird unter Verweis auf verschiedene Quellen angegeben, dass die Zustände in den Lagern erheblich variieren würden, von modernisierten Unterkünften (z.B. Wohnwagen und Wohneinheiten) bis zu Notunterkünften (Zelte mit oder ohne Zementbasis). Binnenvertriebene, die in Lagern und informellen Siedlungen leben würden, seien den extremen Wetterbedingungen in besonderem Maß ausgesetzt, und es bestünden Probleme im Zusammenhang mit unzureichender Wasser- und Sanitärinfrastruktur. Schätzungen zufolge müssten die Zelte von mehr als 20.000 Haushalten ausgetauscht werden. Es fehle an Investitionen und Verbesserungen. Die große Anzahl der Binnenvertriebenen, der lang anhaltende Zustand des Vertriebenseins und das Alter der Lager (einige Lager, insbesondere in Dohuk, seien älter als vier Jahre) würden negativ zur Situation beitragen:

„As camps were built and are managed by different actors, standards of accommodation vary greatly, ranging from upgraded shelters (e.g. caravans and residential housing units) to emergency shelters (tents with or without cement base). IDPs living in camps and informal settlements are particularly exposed to extreme weather conditions, and challenges related to inadequate water and sanitation infrastructure continue to persist. […]

[Footnote 12:] More than 20,000 households are estimated to be in need of tent replacement and are exposed to harsh climatic conditions. Furthermore, ’[I]n many of these camps, overall minimum service standards have not significantly improved from the initial emergency phase due to lack of investment and upgrades. The large caseload, protracted nature of displacement, and age of the camps (some camps are over four years old, particularly in Dahuk), are also contributing factors.’” (UNHCR, Mai 2019, S. 3)

UNHCR gibt weiters an, dass Binnenvertriebene in Lagern im Allgemeinen Zugang zu grundlegenden sozialen Leistungen und humanitärer Hilfe hätten, die von der regionalen Regierung der ARK und der humanitären Gemeinschaft bereitgestellt würden. Die Unterstützung durch verschiedene Dienstleister, einschließlich Lebensmittelrationen über das staatliche öffentliche Verteilungssystem (PDS), sei sehr begrenzt und werde als alleinige Existenzgrundlage nicht als ausreichend gesehen. Die Mehrheit der Binnenvertriebenen lebe außerhalb von Lagern, wo humanitäre Hilfe noch weniger verfügbar sei.

Nach Angaben der Binnenvertriebenen bestünde vorrangiger Bedarf an der Bereitstellung spezieller medizinischer Hilfe für Haushalte mit vulnerablen Familienmitgliedern, an der Bereitsstellung von Unterkünften und Artiklen, die für das Überwintern nötig seien, sowie an der Verbesserung der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung. Ein hoher Anteil der Binnenvertriebenen in allen Lagern müsse darum kämpfen ihre Grundbedürfnisse zu befriedigen, und greife auf negative Bewältigungsstrategien zurück:

„e) Humanitarian Assistance

IDPs in camps generally have access to basic social services and humanitarian assistance, which are provided by the KRG and the humanitarian community. Assistance provided by various service providers, including food rations through the government public distribution system (PDS), is very limited and not considered sufficient as the only means of subsistence. The majority of the IDPs reside outside camps where humanitarian assistance is even less available.

According to IDPs, immediate priority needs include the provision of special medical assistance for households hosting vulnerable members, shelter and non-food items (NFIs) related to winterisation, as well as improved water supply and sanitation. High proportions of IDPs across all camps struggle to afford their most basic needs and resort to negative coping strategies.“ (UNHCR, Mai 2019, S. 10)

Unter Verweis auf verschiedene Quellen nennt UNOCHA Dohuk in seinen Berichten von 2018 und 2019 als eine der Regionen mit dem größten Bedarf an Nahrungsmittel- und Lebensunterhaltshilfe für Binnenvertriebene in Lagern:

„Based on the 2018 MCNA and using the 2016 Comprehensive Food Security and Vulnerability Assessment (CFSVA) as a baseline data set, the people in need of food and livelihoods assistance is estimated at 2.4 million, with majority of needs concentrated in Diyala, Ninewa, Dahuk, Anbar and Erbil governorates.

Stable in-camp populations of IDPs dominate targeted people-in-need figures, with little movement expected over the remainder of 2018 until the trifecta of increased security, access to livelihoods and government services improves in areas of origin. Though numbers of IDPs in camps are anticipated to decline to 415,000 in 2019; out-of-camp IDP populations assessed as food insecure or vulnerable to food insecurity have remained at around 300,000.“ (UNOCHA, November 2018, S. 40)

„Although people in governorates impacted directly by recent military operations including Anbar, Ninewa, Kirkuk and Salah al-Din remain the focus of humanitarian assistance for 2019, more detailed data collection and improved analysis shows important geographic variations in terms of needs at district level. Pockets of high or very high concentration of needs are additionally found within the Kurdistan Region of Iraq (Erbil, Dahuk, and Sulaymaniyah governorates) but also in Diyala, Baghdad and the southern part of the country.“ (UNOCHA, Februar 2019, S. 12)

Kurdistan24, ein kurdischer Nachrichtensender mit Sitz in Erbil berichtet in einem Artikel vom 10. Juni 2019, dass Menschen, die in Lagern in Dohuk untergebracht seien, insbesondere Angehörige der ethnischen Minderheit der Jesiden, im Sommer Strom- und Wassernot gehabt hätten und, dass sich ihre Lebensbedingungen insbesondere in den Sommern in den letzten fünf Jahren verschlechtern hätten. Unter Verweis auf Salim Saaed, Chef der Presse- und PR-Abteilung des „Board of Relief and Humanitarian Affairs“ in Duhok, hält Kurdistan24 fest, dass sich die irakische Regierung und Hilfsorganisationen nach der Befreiung der Provinz Nineawa vom IS auf Arbeiten in Mosul konzentrieren würden:

„The lack of electricity and humanitarian assistance at displacement camps in the Kurdistan Region’s Duhok province is taking its toll on the IDPs as the summer days get warmer. People who live in the camps, especially members of the ethnic-minority Yezidi (Ezidi) community, have asked for electricity and water as their living conditions are deteriorating, particularly during the summer over the last five years. Salim Saaed, the head of media and public affairs at the Board of Relief and Humanitarian Affairs in Duhok, said the Iraqi government and relief organizations had turned their focus toward Mosul following the liberation of Nineveh governorate from the so-called Islamic State.“ (Kurdistan24, 10. Juni 2019)

Auch das in der Autonomen Region Kurdistan (Irak) ansässige kurdische Mediennetzwerk Rudaw berichtet in einem im Februar 2019 erschienenen Artikel, dass trotz großem Bedarf an Unterstützung die Hilfe für Dohuks Binnenvertriebene und Flüchtlingslager stetig abnehme, da sich NGOs und internationale Organisationen auf Mosul konzentrieren würden:

„Duhok’s IDP and refugee camps are in need of much assistance, but that aid steadily is decreasing as NGOs and international organizations shift their focus to Mosul.“ (Rudaw, 11. Februar 2019)

Sicherheitslage und Kriminalität

Es konnten keine Informationen zur Sicherheitslage und zu Kriminalität in den Lagern gefunden werden. Es wurde lediglich ein Artikel von Rudaw vom August 2019 gefunden, der über den Ausbruch eines Feuers im Lager Chamishko im Bezirk Zakho berichtet, bei dem zwanzig Zelte und andere Unterkünfte gebrannt hätten. Das Feuer sei laut Angaben eines Mitarbeiters des Innenministeriums auf einen elektrischen Defekt zurückzuführen gewesen. Die BewohnerInnen des Lagers hätten kritisiert, dass es bis zur Ankunft der Feuerwehr im Lager zwanzig Minuten gedauert habe:

„A fire at Jamishko camp for internally displaced Yezidis in Duhok, Zakho province, believed to have been caused by an electrical fault, engulfed 20 tents and shelters on Tuesday, as well as resident possessions. No casualties were reported in the blaze. Maamoun Abdi, manager of Jamishko, told Rudaw that the fire started at 6:30AM on Tuesday, while Hoshang Mohammed, director general of the Kurdistan Region’s Joint Crisis Coordination Center at the Ministry of Interior, confirmed that the fire was due to an electric fault. [...] Camp residents criticized the amount of time it took for emergency services to reach the scene of Tuesday’s fire. Firefighters reportedly took 20 minutes to arrive at the camp.“ (Rudaw, 6. August 2019)

Situation von Binnenvertriebenen, insbesondere Kindern, außerhalb von Lagern

Es konnten kaum Informationen zu Binnenvertriebenen, insbesondere Kindern, außerhalb von Lagern im Bezirk Zakho gefunden werden. Die folgenden Informationen beziehen sich auf die Provinz Dohuk:

 

REACH und CCCM Cluster führten 2018 eine auf Befragungen basierende Beurteilung von 115 informellen Standorten von Behausungen von Binnenvertriebenen in der Provinz Dohuk durch, in denen zum damaligen Zeitpunkt geschätzt 95.000 bis 116.000 BewohnerInnen gelebt hätten. Darin wird angegeben, dass es in 102 der Standorte Minderjährige gebe, die einer Arbeit nachgehen würden, in 98 der Standorte sei es für die Bewohner in den 30 Tagen vor den Interviews nötig gewesen, auf sogenannte negative Bewältigungsstrategien (z.B. Verkauf von Produktivgütern, Transportmitteln, Grundstücken; verminderte Nahrungszufuhr; riskante oder illegale Arbeiten; Arbeit Minderjähriger) zurückgreifen, um ihre Lebensgrundlage zu sichern. Weiters seien 94 der 115 Standorte überfüllt gewesen. In über 60 der Standorte hätten Bewohner Probleme gehabt an Trinkwasser zu gelangen und hätten keinen ausreichenden Zugang zu Nahrungsmitteln gehabt. Über 52 der Standorte sei berichtet worden, dass die nächstgelegene medizinische Grundversorgung mehr als zwei km entfernt sei. Schließlich gebe es an 37 Standorten Haushalte, die von Kindern geführt worden seien, und an 22 Standorten gebe es unbegleitete Kinder. (CCCM Cluster/REACH, August 2018, S. 2)

 

 


Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 8. November 2019)

·      BRHA - Board of Relief and Humanitarian Affairs, Duhok Governorate, KRG: IDPs and Refugees in Duhok Governorate, Profile and General Information, Februar 2016
https://drive.google.com/open?id=1M_N3wWiCiu-a4tjcyZwP4wtzcj5DnOm6

·      BRHA - Board of Relief and Humanitarian Affairs, Duhok Governorate, KRG: Camp Locations – IDPs & Refugees in Duhok Governorate, September 2019
http://www.brha-duhok.org/

·      CCCM Cluster/REACH: RASP Informal Site Assessment, Dahuk Governorate, August 2018
https://reliefweb.int/sites/reliefweb.int/files/resources/66382.pdf

·      CCCM Cluster/REACH: Iraq, IDP Camp Directory, Comparative Dashboard and Camp Profiles Round XI, Februar 2019
https://reliefweb.int/sites/reliefweb.int/files/resources/irq_factsheet_idp_camp_profile_round_xi_february_2019r.pdf

·      Immigration, Refugees and Citizenship Canada: Population Profile: The Yazidis, Februar 2017
http://www.rstp.ca/wp-content/uploads/2016/07/Yazidi-Population-Profile-February-2017.pdf

·      IOM – International Organization for Migration, Iraq: Understanding Ethno-Religious groups in Iraq: Displacement and Return, Februar 2019
https://iraq.iom.int/file/8935/download?token=ud9b6ibC

·      IOM – International Organisation for Migration: Displacement Tracking Matrix, IDP Master List und DTM Basline Dashboard, 31. Oktober 2019
http://iraqdtm.iom.int/DTMDisplacementDashboards.aspx

·      Kurdistan24: Displaced Yezidis in Kurdistan Region camps call for long-term solutions, 10. Juni 2019
https://www.kurdistan24.net/en/news/08930adc-bdf2-4db3-8487-05f85ca80cec

·      MRGI - Minority Rights Group International: Alternative Report To The Committee On The Elimination Of Racial Discrimination (CERD), Review Of The Periodic Report Of Iraq, 97th Session of CERD, Geneva, 26 November - 14 December 2018, 2018
https://www.ecoi.net/en/file/local/1452160/1930_1542967497_int-cerd-ngo-irq-32981-e.doc

·      Rudaw: IDP camps in Duhok still need help amid decreasing NGO assistance, 11. Februar 2019
https://www.rudaw.net/english/kurdistan/11022019

·      Rudaw: Child marriage widely tolerated in Kurdistan Region IDP camps, 21. April 2019
https://www.rudaw.net/english/kurdistan/210420191

·      Rudaw: Yezidi IDP tents, shelters, possessions burn in camp blaze, 6. August 2019
https://www.rudaw.net/english/kurdistan/060820191

·      UNHCR – UN High Commissioner for Refugees: COI Note on the Situation of Yazidi IDPs in the Kurdistan Region of Iraq, Mai 2019
https://www.ecoi.net/en/file/local/2007886/5cd156657.pdf

·      UNOCHA - UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs: Humanitarian Needs Overview 2019, Iraq, November 2018
https://reliefweb.int/sites/reliefweb.int/files/resources/irq_2019_hno.pdf

·      UNOCHA - UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs: Humanitarian Response Plan, January – December 2019, Iraq, Februar 2019
https://www.humanitarianresponse.info/sites/www.humanitarianresponse.info/files/documents/files/iraq_2019_hrp_26_02_2019final_english.pdf