Anfragebeantwortung zum Irak: Name des iranischen Geheimdienstes und Zielsetzungen im Zusammenhang mit im Irak lebenden iranischen KurdInnen; Aktionen der iranischen Geheimdienstbehörden gegen einfache Mitglieder der Demokratischen Partei Kurdistan-Iran (Partiya Demokratîk a Kurdistana Îranê, PDKI / Kurdish Democratic Party of Iran, KDPI / Democratic Party of Iranian Kurdistan) [a-11349-2 (11350)]

 

18. September 2020

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Name des iranischen Geheimdienstes und Zielsetzungen im Zusammenhang mit im Irak lebenden iranischen KurdInnen:

In einem Entscheidungstext des österreichischen Bundesverwaltungsgerichts (BVwG) vom August 2019 finden sich folgende Informationen des deutschen Auswärtigen Amtes (AA) zum iranischen Ministerium für Information (auf Farsi: Vezarat-e Etela'at):

„Das Ministerium für Information ist als Geheimdienst (Vezarat-e Etela'at) mit dem Schutz der nationalen Sicherheit, Gegenspionage und der Beobachtung religiöser und illegaler politischer Gruppen beauftragt. Aufgeteilt ist dieser in den Inlandsgeheimdienst, Auslandsgeheimdienst, Technischen Aufklärungsdienst und eine eigene Universität. Dabei kommt dem Inlandsgeheimdienst die bedeutendste Rolle bei der Bekämpfung der politischen Opposition zu. Der Geheimdienst tritt bei seinen Maßnahmen zur Bekämpfung der politischen Opposition nicht als solcher auf, sondern bedient sich überwiegend der Sicherheitskräfte und der Justiz […] (AA 2.3.2018).“ (BVwG, 28. August 2019)

In einem älteren Bericht der Rechercheabteilung der Bibliothek des US-Kongresses vom Dezember 2012 wird der iranische Geheimdienst „Ministerium für Information und Sicherheit“ (Vezarat-e Ettela'at va Amniat-e Keshvar, VEVAK) genannt. Laut iranischer Verfassung müssten alle Organisationen des Landes Informationen mit dem Ministerium teilen. VEVAK beaufsichtige alle verdeckten Operationen. Normalerweise führe VEVAK landesinterne Operationen selbst durch, die Quds-Brigaden der iranischen Revolutionsgarde würden jedoch in den meisten Fällen externe Operationen wie Sabotage, gezielte Tötungen und Spionage übernehmen. Obwohl die Quds-Brigaden unabhängig agieren würden, würden sie die von ihnen gesammelten Informationen mit VEVAK teilen. VEVAK sei in Bezug auf Logistik, Finanzierung und politischer Unterstützung das mächtigste aller iranischen Ministerien, es hansle sich um eine nichtmilitärische Regierungsorganisation, die im Inland und im Ausland tätig sei:

The Iranian intelligence service is called the Ministry of Intelligence and Security (MOIS), or Vezarat-e Ettela'at va Amniat-e Keshvar (VEVAK) in Farsi.” (Library of Congress Federal Research Division, Dezember 2012, S. 2)

According to Iran’s constitution, all organizations must share information with the Ministry of Intelligence and Security. The ministry oversees all covert operations. It usually executes internal operations itself, but the Quds Force of the Islamic Revolutionary Guards Corps for the most part handles extraterritorial operations such as sabotage, assassinations, and espionage. Although the Quds Force operates independently, it shares the information it collects with MOIS.” (Library of Congress Federal Research Division, Dezember 2012, S. 1)

MOIS is the most powerful and well-supported ministry among all Iranian ministries in terms of logistics, finances, and political support. It is a non-military governmental organization that operates both inside and outside of Iran.” (Library of Congress Federal Research Division, Dezember 2012, S. 3)

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), die für die Durchführung von Asylverfahren und die Zuerkennung des Flüchtlingsschutzes zuständige deutsche Bundesbehörde, erwähnt in einer Briefing Note vom Jänner 2019 ebenfalls die Aktivitäten des Geheimdienstes VEVAK, der sich im Ausland um die Ausforschung von Oppositionellen kümmere:

„Laut Bundesamt für Verfassungsschutz betreibt Iran in Deutschland aktiv die Ausforschung eigener Oppositioneller sowie die Unterwanderung ihrer Organisationen. Davon seien auch sensible Informationen aus Wirtschaft, Politik und Militär betroffen. Einer der Hauptträger der nachrichtendienstlichen Aktivitäten sei der zivile In- und Auslandsnachrichtendienst des Ministeriums für Nachrichten und Sicherheit (Ministry of Information and Security, MOIS, auf Persisch: „Vezarat-e Ettela’at va Amniat-e Keshvar“, VEVAK).“ (BAMF, 21. Jänner 2019, S. 5)

Die US-amerikanische Tageszeitung New York Times (NYT) veröffentlicht im November 2019 eine Reportage über durchgesickerte iranische Regierungsdokumente, die laut NYT den iranischen Einfluss im Irak verdeutlichen würden. Es handle sich dabei um vornehmlich in den Jahren 2014 und 2015 verfasste Berichte und Korrespondenzen von Mitarbeitern des iranischen Ministeriums für Information und Sicherheit, die im Irak tätig gewesen seien. Das Ministerium sei so etwas wie eine iranische Version der C.I.A in den Vereinigten Staaten und habe den Ruf, eine analytische und professionelle Einrichtung zu sein. Sie werde jedoch häufig von ihrem ideologischeren Gegenstück, dem Geheimdienst der Islamischen Revolutionsgarden überschattet und oft überflügelt. Den enthüllten Dokumenten zufolge hätten Mitarbeiter des Informationsministeriums und der Revolutionsgarden im Irak parallel zueinander gearbeitet und die von ihnen eingeholten Informationen an ihre jeweiligen Hauptquartiere in Teheran weitergeleitet. Die vornehmlichen Ziele der MitarbeiterInnen beider Geheimdienstbehörden im Irak seien, die Einheit des Irak zu wahren und zu verhindern, dass sich sunnitische Aufstände an der Grenze sammeln würden und dass das Land in kriegerische Auseinandersetzungen zwischen den religiösen Gruppen abdrifte und somit schiitische Muslime Opfer von Gewalt werden könnten. Ein weiteres Ziel sei zudem, die Abspaltung eines unabhängigen Kurdistans zu verhindern, das die regionale Stabilität und die territoriale Einheit des Iran gefährden könnte:

„The archive is made up of hundreds of reports and cables written mainly in 2014 and 2015 by officers of Iran’s Ministry of Intelligence and Security, or M.O.I.S., who were serving in the field in Iraq. The intelligence ministry, Iran’s version of the C.I.A., has a reputation as an analytical and professional agency, but it is overshadowed and often overruled by its more ideological counterpart, the Intelligence Organization of the Islamic Revolutionary Guard Corps, which was formally established as an independent entity in 2009 at the order of Iran’s supreme leader, Ayatollah Ali Khamenei. […]

Officers from the intelligence ministry and from the Revolutionary Guards in Iraq worked parallel to one another, said these sources. They reported their findings back to their respective headquarters in Tehran, which in turn organized them into reports for the Supreme Council of National Security. […]

But by and large, the intelligence ministry operatives portrayed in the documents appear patient, professional and pragmatic. Their main tasks are to keep Iraq from falling apart; from breeding Sunni militants on the Iranian border; from descending into sectarian warfare that might make Shia Muslims the targets of violence; and from spinning off an independent Kurdistan that would threaten regional stability and Iranian territorial integrity.” (NYT, 19. November 2019)

Weitere Informationen zum Ministerium für Information/VEVAK finden sich in Kapitel 5.2 der folgenden COI-Zusammenstellung vom Juli 2018:

·      ACCORD – Austrian Centre for Country of Origin and Asylum Research and Documentation: Iran: COI Compilation, Juli 2018
https://www.ecoi.net/en/file/local/1441174/1226_1534925790_iran-coi-compilation-july-2018-final.pdf

Aktionen der iranischen Geheimdienstbehörden gegen einfache Mitglieder der Demokratischen Partei Kurdistan-Iran (Partiya Demokratîk a Kurdistana Îranê, PDKI / Kurdish Democratic Party of Iran, KDPI / Democratic Party of Iranian Kurdistan)

Die folgenden Quellen enthalten auch Informationen zum allgemeinen Vorgehen der iranischen Geheimdienstbehörden gegen iranisch-kurdische Oppositionsgruppierungen.

 

Die dänische Einwanderungsbehörde (Danish Immigration Service, DIS) veröffentlicht im Februar 2020 den Bericht einer Fact-Finding-Mission zu Folgen politischer Betätigung iranischer Kurden in der Autonomen Region Kurdistan (ARK), der sich Großteils auf Informationen von in der ARK im Exil lebenden iranischen Kurden stützt. Die iranischen Behörden seien in der ARK in mehreren Bereichen aktiv und würden JournalistInnen, MenschenrechtsaktivistInnen, DozentInnen, ForscherInnen und LehrerInnen mit kurdisch-iranischem Hintergrund überwachen. Laut einer Quelle würden diese Personen beobachtet, um herauszufinden, mit wem sie in Kontakt seien und was für Aktivitäten sie durchführen würden. Die Quelle habe den Eindruck gehabt, dass eine Person, die den Iran verlasse, Gefahr laufe, überwacht zu werden, auch wenn sie selbst nicht politisch aktiv sei. Ziel sei es, herauszufinden, warum die Person den Iran verlassen habe, was sie tue und mit wem sie Kontakt habe, wie etwa mit Familienmitgliedern, die den Iran verlassen hätten. Ein Universitätsprofessor für internationale Beziehungen in Sanandadsch im Iran sei entlassen worden, weil er nicht mit dem iranischen Geheimdienst kooperiert habe. Er habe keine andere Möglichkeit gehabt, als in die ARK zu kommen, wo er sich zunächst in der Stadt Sulaimaniya niedergelassen habe. Später sei er vom Geheimdienst der kurdischen Regionalregierung (Asayish) informiert worden, dass er nicht dort bleiben könne, da er im Visier der iranischen Behörden sei und ermordet werden könne. Asayish habe ihm daher für seine eigene Sicherheit nahegelegt, die ARK zu verlassen. Viele Radio- und Fernsehkanäle in der ARK hätten iranische Angestellte, die für die iranischen sowie für die Behörden der kurdischen Regionalregierung arbeiten würden. Sie würden beiden Behörden Informationen über politische Parteien zukommen lassen. Insgesamt verfüge die iranische Regierung über ein weites Netzwerk in der ARK, das Informationen sammle:

„The Iranian authorities are active in KRI [Kurdistan Region of Iraq] and work in different fields, such as monitoring of journalists and human rights activists, lecturers, researchers and teachers with Iranian Kurdish background. One source stated that they are monitored by the authorities in order to know who they are in contact with and what their activities are. It was the source’s perception that a person who gets out of Iran is at risk of being monitored, even if the person is not a political activist. The purpose of doing so is to find out why the person left Iran, what s/he is doing and who s/he is in contact with, including family members who have left Iran. An international relations university professor in Sanandej was dismissed from his work, because he did not cooperate with the Iranian intelligence. Hereafter the professor had no other option than to come to KRI. The professor initially moved to Sulaimania city. He was later informed by the Kurdistan Regional Government (KRG) Intelligence Service (in Kurdish: Asayish) in Sulaimania that he could not stay and had to leave as he was considered to be a target of the Iranian authorities and could be assassinated. According to the source, the Asayish asked him to leave, for the sake of his own safety. Many radio and TV stations in KRI have Iranian employees who work for the Iranian authorities as well as the for KRI authorities. They provide information to both authorities about the activities of the political parties. Overall, the Iranian regime has a wide ranging network in KRI gathering information.” (DIS, 7. Februar 2020, S. 28-29)

DIS berichtet weiters, dass sowohl das Ministerium für Information als auch die iranischen Revolutionsgarden (Islamic Revolutionary Guard Corps, IRGC) in der ARK auf unterschiedliche Weise aktiv seien und dort die Aktivitäten iranisch-kurdischer politischer Parteien sowie von JournalistInnen, PolitikerInnen und MenschenrechtsaktivistInnen ausspionieren würden. Die internationalen Kräfte der iranischen Revolutionsgarden, die sogenannten Quds-Brigaden, seien auch im Irak aktiv. Iranische geheimdienstliche Behörden würden politische Parteien in der ARK ins Visier nehmen und bedrohen. Eine Quelle habe als Beispiel die Bombardierung vom 8. September 2018 des Lagers der KDPI in Koya genannt. Durch direkte Angriffe auf Parteistützpunkte im Irak und der Tötung von Peshmerga und anderer Mitglieder, sowie der Beunruhigung örtlicher Bewohner der ARK hätten iranische Sicherheitskräfte den iranisch-kurdischen Parteien in der ARK großen Schaden zugefügt. Seit 1991 seien 321 Mitglieder der iranisch-kurdischen Opposition basierend auf durch Spionage erlangter Informationen gezielt von iranischen Elementen getötet worden. Die iranischen Revolutionsgarden würden iranisch-kurdische Bewohner in der ARK bitten, über die Bewegungen und Aktivitäten der wichtigsten in Erbil und Sulaimaniya ansässigen iranisch-kurdischen Oppositionsgruppen und politischen Parteien zu berichten. Sie würden die Parteien und politisch aktive Einzelpersonen genau beobachten, dabei ihre eigenen Kräfte oder Kollaborateure in der ARK nutzen, und wann immer es eine Möglichkeit gebe, den Parteien oder Personen Schaden zufügen. In diesem Zusammenhang habe eine Quelle das Beispiel genannt, dass es bei dem Angriff auf Konya zwei Bodyguards gegeben habe, die den iranischen Behörden Informationen hätten zukommen lassen. Laut einer weiteren Quelle habe es Fälle gegeben, in denen iranische Sicherheitsbehörden in der ARK lebende AktivistInnen telefonisch kontaktiert und bedroht hätten. Ihnen sei gesagt worden, dass sie getötet werden würden, falls sie ihre Aktivitäten nicht einstellen würden. 2017 sei in Penjwin in der Provinz Sulaimaniya der Vater eines Mannes, der im Iran zu Tode verurteilt worden sei, von einer Person auf einem Motorrad getötet worden. Die interviewten Quellen hätten die folgenden Beispiele von Tötungen und versuchten Tötungen durch iranische Geheimdienstbehörden in der ARK angeführt: Im März 2018 sei in Erbil im Auto eines Mitglieds der KDPI eine Bombe platziert worden. Weitere Mitglieder der KDPI seien am 21. Dezember 2016 vor ihrer Basis in Yelda getötet worden. Unter Verweis auf Berichterstattungen aus dem Jahr 2015 wird erwähnt, dass im Lager der Komala-Partei in Sulaimaniya Bomben platziert worden seien, die nicht explodiert seien:

„The Ministry of Intelligence and the IRGC [Islamic Revolutionary Guard Corps] Intelligence Service are both active in KRI in different ways, and they spy on the activities of the Iranian Kurdish political parties, political and human rights activists and journalists. The IRGC international forces (the so-called ‘Qods’ forces are also active in Iraq. The Iranian intelligence authorities threaten and target the political parties in KRI. As an example, a source pointed to the bombardments on 8 September 2018 of the KDPI camp Koya. By directly attacking the parties’ bases in Iraq, and killing Peshmergas and other members and disturbing the local population of KRI, Iranian security forces have caused great damage to Iranian Kurdish parties in KRI. Since 1991, 321 Iranian Kurdish opposition members have been assassinated by Iranian elements based on intelligence gathered from such spies. The IRGC asks Iranian Kurdish residents in KRI to report on the movements and activities of the main Iranian Kurdish opposition groups and political parties based in Erbil and Sulaimanya. IRGC closely monitors the parties and politically active individuals by using its forces or its collaborators in KRI, and whenever there is an opportunity, the IRGC will damage them. In this respect, a source gave the example, of the attack on Koya, where two bodyguards had been providing information to the Iranian authorities. One source assessed that threats by the Iranian authorities should be taken seriously. There have been examples of Iranian security authorities contacting activists residing in Kurdistan territory by telephone and threatening them, by saying that if they do not cease their activities, they would kill them. For example, the authorities will say that a person will probably be involved in a traffic accident, which mean that s/he will be killed in a planned traffic accident. The source provided an example that took place in Penjwin, a town in Sulaimania governorate where Eghbal Moradi; the father of Zaniyar Moradi, who had been given a death sentence, was killed in 2017 by a person riding by on a motorcycle. Sources gave these following examples of assassinations and an attempt of an armed attack against political activists carried out by the Iranian intelligence authorities in KRI:

-          The Iranian intelligence authorities are present in KRI and move around in secrecy. For example in March 2018 in Erbil, a bomb was planted in the car of KDPI member, Sabah Rahmani.

-          Members of KDPI were assassinated in front of their base on Yelda night on 21 December 2016 [Iranian winter solstice celebration]. Members of KRG Asayish were also targeted and killed in this incident.

-          3-4 years ago bombs were placed in Komala camp in Sulaimana. The bombs did not explode.” (DIS, 7. Februar 2020, S. 29-30)

Der in der ARK ansässige Sender Kurdistan 24 berichtet im August 2017, dass laut Angaben der KDPI Peshmerga-Einheiten der Gruppe bei einer Militäroperation im Iran ein Mitglied der iranischen Revolutionsgarden getötet hätten. Der Anführer der KDPI habe gegenüber Kurdistan 24 mitgeteilt, dass diese Zusammenstöße als Selbstverteidigung und nicht als Angriffe auf die Revolutionsgarden zu verstehen seien. Der Iran stufe hingegen jegliche “oppositionelle Aktivitäten” als illegal ein, schieße wahllos auf „Grenzübertreter“ und zerstöre vermeintliche Schutzhäuser der Peshmerga. Die KDPI und die Revolutionsgarden würden sich gegenseitig als terroristische Gruppierungen bezeichnen:

„A Kurdish-Iranian party on Tuesday announced it carried out a successful military operation in Iran, killing a member of Islamic Republic Revolutionary Guards. […] According to PDKI, on Monday night local time, the urban PDKI Peshmerga Units confronted the Islamic Revolutionary Guard Corps (IRGC) of Iran, also known as Sepah in Farsi, outside of the villages of Balaqir and Derbend. Mustafa Hijri, their leader, previously told Kurdistan 24 that the clashes are in self-defense and never an assault on Iranian guards. Iran, however, maintains that any ‘opposition activity’ is illegal, and indiscriminately shoots ‘trespassers’ and destroys buildings which are suspected Peshmerga safe houses. The PDKI and IRGC both label each other terrorist organizations.” (Kurdistan 24, 22. August 2017)

Al-Monitor, eine auf Berichterstattung zum Nahen Osten spezialisierte Medienplattform, erwähnt in einem Artikel vom Oktober 2018, dass am 8. September 2018 die iranischen Revolutionsgarden mehrere Raketen auf eine Basis der KDPI in der irakischen Region Kurdistan abgefeuert hätten, dabei seien auch ein Ableger der KDPI getroffen und mehrere ranghöhere Mitglieder getötet worden (Al-Monitor, 16. Oktober 2018, siehe auch Long War Journal, 14. September 2018). In einem Artikel vom September 2018 geht Al-Monitor genauer auf den Vorfall und dessen Hintergründe ein. Das vornehmliche Ziel des Iran in der Autonomen Region Kurdistan (ARK) sei die KDPI, die Anfang 2015 nach mehr als zehn Jahren ihre bewaffneten Operationen wieder aufgenommen habe und ihre Angriffe intensiviert habe. Daraufhin hätten die iranischen Revolutionsgarden, darunter insbesondere der Anführer der Quds-Brigaden, Qasem Soleimani, irakisch-kurdische Amtsträger gewarnt, die KDPI und andere Gruppen dieser Art einzudämmen. Die KDPI habe ihre Operationen im Iran jedoch weitergeführt und damit angedeutet, dass sie plane, den Kampf nicht nur an die Grenze, sondern bis in den Iran hineinzutragen. Beim Raketenangriff am 8. September sei die Rakete genau in dem Raum des Gebäudes eingeschlagen, in dem ein Treffen der PDK, einer Abspaltung der KDPI stattgefunden habe. Die Präzision dieses Angriffs verdeutliche das Niveau der iranischen geheimdienstlichen Informationen. Bei dem Raketenangriff seien laut Angaben eines KDPI-Mitglieds 13 Mitglieder der PDK getötet worden, zudem seien zwei KDPI-Mitglieder getötet worden, als eine weitere Rakete einen Übungsplatz in einigen hundert Metern Entfernung zum Treffpunkt der PDK getroffen habe:

„Iran’s main target in the region is the KDPI, which resumed armed operations in early 2015 after a hiatus of more than a decade. When US President Donald Trump’s tone against Iran grew more bellicose this year, the group intensified its attacks. In response, the IRGC, in particular Quds Force Commander Qasem Soleimani, warned Iraqi Kurdish officials to reign in the groups. In part due to contentious internal Iraqi Kurdish politics, however, the KDPI has continued its operations inside Iran and has introduced ‘urban peshmerga,’ indicating that it intends to take the battle not just to the border, but deeper into Iran. Meanwhile, its sister party, the PDK, which split from the KDPI in 2007, has held at least three rounds of negotiations with Iranian representatives, with its leaders repeatedly stating that armed resistance is not the answer to the Kurdish question in Iran. […]

Al-Monitor has learned from a source close to Iran that Soleimani had asked Iraqi Kurdish officials three times this year to reign in the KDPI. In response, Iraqi Kurdish officials met with KDPI and PDK officials, but without reaching any satisfactory arrangements. In the meantime, the KDPI continued its attacks on Iranian forces in Iran. […] That the IRGC missile hit the room where the meeting of the PDK was reportedly taking place is a testament to the level of the Iranians' intelligence gathering. Indeed, a video released by the IRGC shows two of the missiles striking their target, reportedly killing at least 15 people, including several senior officials of the PDK and wounding more than 40 others. A KDPI spokesman told Al-Monitor that 13 PDK members had been killed, and two members of the KDPI died when one of the missiles hit their training field, a few hundred meters from the fort.” (Al-Monitor, 14. September 2018)

Al-Monitor berichtet im August 2020, dass laut Angaben der KDPI die iranischen Revolutionsgarden ihre Stützpunkte in der bergigen Gegend der Provinz Erbil nahe der iranischen Grenze mit Raketen beschossen hätten, es sei dabei lediglich zu materiellen Schäden gekommen. Laut der irakisch-kurdischen Nachrichtenorganisation Rudaw hätten iranische Drohnen die KDPI beschossen. Manche kurdischen Gruppen aus dem Iran hätten ihre Stützpunkte in entlegenen Gebieten der Autonomen Region Kurdistan (ARK) nahe der iranischen Grenze. Der Iran nehme manchmal deren Positionen unter Beschuss. Der jüngste Vorfall sei im Juni 2020 passiert, als der Iran Kämpfer der KDPI unter Beschuss genommen habe während die Türkei Operationen gegen die Kurdische Arbeiterpartei (PKK) im Irak durchgeführt habe:

„A Kurdish group from Iran said Iranian forces struck its positions in Iraq today. The Democratic Party of Iranian Kurdistan said Iran’s elite Islamic Revolutionary Guard Corps (IRGC) fired missiles at their bases in a mountainous area near the border. There was material damage but no casualties, the party said in a tweet today. The attack took place in the autonomous Kurdistan Region of Iraq’s Erbil province in an area close to the border with Iran. Iranian drones fired artillery shells at the group, according to Rudaw, the Kurdish news outlet in Iraq. Some Kurdish groups from Iran base themselves in remote areas of Iraqi Kurdistan near the Iran border. Iran sometimes strikes their positions. The most recent strike came in June when Iran shelled Democratic Party of Iranian Kurdistan fighters at the same time Turkey conducted operations against the Kurdistan Workers Party (PKK) in Iraq.” (Al-Monitor, 3. August 2020)

Die Tageszeitung Die Presse veröffentlicht im Juli 2016 eine Reportage, die unter anderem ein Interview mit dem Anführer der KDPI im Lager der Partei nahe Koya in der ARK enthält:

·      Die Presse: "Österreich ist den Kurden im Iran noch etwas schuldig", 30. Juli 2016
https://www.diepresse.com/5060355/osterreich-ist-den-kurden-im-iran-noch-etwas-schuldig

Ältere Informationen der dänischen Einwanderungsbehörde zur Lage iranisch-kurdischer Parteien in der ARK finden sich in folgendem Bericht:

·      DIS – Danish Immigration Service: Iranian Kurds; On Conditions for Iranian Kurdish Parties in Iran and KRI, Activities in the Kurdish Area of Iran, Conditions in Border Area and Situation of Returnees from KRI to Iran; 30 May to 9 June 2013, 30. September 2013
https://www.ecoi.net/en/file/local/1133789/1226_1380796700_fact-finding-iranian-kurds-2013.pdf

 

 

 
 

 


Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 18. September 2020)

·      ACCORD – Austrian Centre for Country of Origin and Asylum Research and Documentation: Iran: COI Compilation, Juli 2018
https://www.ecoi.net/en/file/local/1441174/1226_1534925790_iran-coi-compilation-july-2018-final.pdf

·      Al-Monitor: Iran missile strike opens door to escalation with Kurdish armed groups, 14. September 2018
https://www.al-monitor.com/pulse/originals/2018/09/iran-koya-pdk-kdpi-missile-attack-kurds-escalation-iraq.html

·      Al-Monitor: IRGC masses troops on Iraq border amid rising tensions with Kurdish groups, 16. Oktober 2018
https://www.al-monitor.com/pulse/originals/2018/10/iran-kurdish-groups-irgc-muharram-pjak-kdpi-trump-jcpoa.html

·      Al-Monitor: Iran strikes Kurdish Iranian group in Iraqi territory, 3. August 2020
https://www.al-monitor.com/pulse/originals/2020/08/iran-strikes-kurdish-group-iraq.html

·      BAMF – Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Deutschland): Briefing Notes 21 Januar 2019, 21. Jänner 2019
https://www.ecoi.net/en/file/local/2003650/Deutschland___Bundesamt_f%C3%BCr_Migration_und_Fl%C3%BCchtlinge%2C_Briefing_Notes%2C_21.01.2019_%28deutsch%29.pdf

·      BVwG – Bundesverwaltungsgericht: Entscheidungstext W183 2212178-1, 28. August 2019
https://www.ris.bka.gv.at/JudikaturEntscheidung.wxe?Abfrage=Bvwg&Dokumentnummer=BVWGT_20190828_W183_2212178_1_00

·      Die Presse: "Österreich ist den Kurden im Iran noch etwas schuldig", 30. Juli 2016
https://www.diepresse.com/5060355/osterreich-ist-den-kurden-im-iran-noch-etwas-schuldig

·      DIS – Danish Immigration Service: Iranian Kurds; On Conditions for Iranian Kurdish Parties in Iran and KRI, Activities in the Kurdish Area of Iran, Conditions in Border Area and Situation of Returnees from KRI to Iran; 30 May to 9 June 2013, 30. September 2013
https://www.ecoi.net/en/file/local/1133789/1226_1380796700_fact-finding-iranian-kurds-2013.pdf

·      DIS – Danish Immigration Service: Iranian Kurds: Consequences of political activities in Iran and KRI, 7. Februar 2020
https://www.ecoi.net/en/file/local/2024578/Report+on+Iranian+Kurds+Feb+2020.pdf

·      Kurdistan 24, PDKI clashes with Iran, kills a soldier, 22. August 2017
https://www.kurdistan24.net/en/news/e0db44fe-226e-47bc-a990-786c309f866e

·      Library of Congress Federal Research Division: Iran’s Ministry of Intelligence and Security – A Profile, Dezember 2012
https://fas.org/irp/world/iran/mois-loc.pdf

·      Long War Jounral: Analysis: Iranian Missile Strikes Against Kurdish Dissidents in Iraq, 14. September 2018
https://www.longwarjournal.org/archives/2018/09/analysis-iranian-missile-strikes-against-kurdish-dissidents-in-iraq.php

·      NYT - New York Times: The Iran Cables: Secret Documents Show How Tehran Wields Power in Iraq, 19. November 2019
https://www.nytimes.com/interactive/2019/11/18/world/middleeast/iran-iraq-spy-cables.html