Anfragebeantwortung zu Nigeria: Beschneidung männlicher Kinder bzw. von Männern (Verbreitung, Gebiete, religiöse und kulturelle Gründe); Ablauf der Beschneidungen (Alter, durchführende Personen); Führen die Edo solche Beschneidungen durch (unter welchen Bedingungen und mit welchen Folgen)?; Folgen einer Beschneidung; Kann sich ein nach Nigeria mit seiner Mutter zurückkehrender Junge einer solchen Beschneidung entziehen, wenn die Mutter gegen eine solche Beschneidung ist?; [Teilfrage entfernt] [a-10874]

13. Februar 2019

Diese Anfragebeantwortung wurde für die Veröffentlichung auf ecoi.net abgeändert.

Das vorliegende Dokument beruht auf einer zeitlich begrenzten Recherche in öffentlich zugänglichen Dokumenten, die ACCORD derzeit zur Verfügung stehen sowie gegebenenfalls auf Expertenauskünften, und wurde in Übereinstimmung mit den Standards von ACCORD und den Common EU Guidelines for processing Country of Origin Information (COI) erstellt.

Diese Antwort stellt keine Meinung zum Inhalt eines Ansuchens um Asyl oder anderen internationalen Schutz dar. Alle Übersetzungen stellen Arbeitsübersetzungen dar, für die keine Gewähr übernommen werden kann.

Wir empfehlen, die verwendeten Materialien im Original durchzusehen. Originaldokumente, die nicht kostenfrei oder online abrufbar sind, können bei ACCORD eingesehen oder angefordert werden.

Beschneidung männlicher Kinder bzw. von Männern (Verbreitung, Gebiete, religiöse und kulturelle Gründe); Ablauf der Beschneidungen (Alter, durchführende Personen)

In einer wissenschaftlichen Studie vom Februar 2010 zu Pannen bei Beschneidungen in Benin Stadt im Bundesstaat Edo wird erwähnt, dass in Sub-Sahara-Afrika alle männlichen Kinder routinemäßig beschnitten würden. Der Großteil der Beschneidungen werde neonatal durchgeführt, ausgenommen bei Vorliegen gesundheitlicher Gründe. Religion, Brauchtum und kulturelle Riten, manchmal als Teil der Initiation zum Mannesalter, seien in vielen Gemeinschaften die wichtigsten Richtwerte. Nicht beschnitten zu sein werde als Tabu, unkultiviert und unzivilisiert angesehen und werde in der traditionellen afrikanischen Kultur geringgeschätzt:

„In Sub-Saharan Africa, all male children are routinely circumcised. Majority of circumcisions are performed during the neonatal period, except on health grounds. Religion, custom and cultural rites which are sometimes part of initiation to manhood are the major indications in many communities. Not being circumcised is regarded as taboo, uncultured and uncivilized and is treated with contempt in traditional African culture. Hence circumcision remained an accepted practice by the literate and illiterate before and even after the advent of western civilization.“ (Osifo; Oriafio, 5. Februar 2010)

Laut einer von Zubairu Iliyasu (Aminu Kano Teaching Hospital & Bayero University, Kano) und weiteren Autoren verfassten wissenschaftlichen Arbeit zu männlicher Beschneidung und HIV-Risikoverhalten unter Studenten in Nordnigeria vom August 2012 hätten 368 der 375 Befragten angegeben, beschnitten zu sein. Die Studie sei am Campus der Universität Bayero durchgeführt worden. Der Großteil der Befragten stamme aus den Bundesstaaten Kano, Jigawa, Katsina, Kaduna, Bauchi und Zamfara. Weiters würden die Studenten auch aus anderen Teilen Nigerias und aus anderen Teilen der Welt stammen (Niger, Sudan, Indien, Pakistan und Bangladesch):

„The study was conducted at the Bayero University campus. […] Most of the students come from Kano, Jigawa, Katsina, Kaduna, Bauchi, and Zamfara states. In addition, there are students from other parts of Nigeria and from other parts of the world (Niger Republic, Sudan, India, Pakistan, and Bangladesh; http://www.buk.edu.ng/).” (Iliyasu, August 2012, S. 95)

Die Studie habe geringe Abweichungen nach soziodemographischen Kriterien ergeben. Alle Befragten, die 40 Jahre oder älter gewesen seien, seien beschnitten gewesen. Die Unterschiede hinsichtlich Alter, Ethnizität, Religion und Ehestatus seien statistisch nicht signifikant gewesen. Der Großteil der Befragten (57,9%) sei im Alter zwischen fünf und zehn Jahren beschnitten worden und bei 51,2 Prozent sei dies in einer Gesundheitseinrichtung erfolgt. Etwa 17 Prozent der Befragten seien in Gruppen mit Gleichaltrigen beschnitten worden. 79,2 Prozent der 375 Befragten hätten die Praxis der männlichen Beschneidung der Erfüllung religiöser Verpflichtungen zugeschrieben:

„In all, 368 of the 375 respondents (98.1%; 95% CI = 96.2% to 99.2%) reported being circumcised (Table 3). There was little variation in male circumcision by sociodemographic characteristics. All respondents aged 40 years and older were circumcised. Similarly, all students of Igbo descent and those who had ever been married were all circumcised. The differences by age, ethnicity, religion, and marital status were not statistically significant (P > .05). The majority of the respondents were circumcised between the age of 5 and 10 years (n = 217, 57.9%) and at a health facility (n = 192, 51.2%; Table 4). Approximately 17% of the respondents (n = 64) reported being circumcised in groups with their peers.” (Iliyasu, August 2012, S. 96)

„Of the 375 respondents, 79.2% attributed the practice of male circumcision to fulfilling religious obligations. Approximately 55% (n = 206) and 36% (n = 135) of the respondents were of the opinion that male circumcision had health and sexual benefits, respectively.” (Iliyasu, 2012, S. 97)

Eine am University College Hospital an der Universität Ibadan, im Bundesstaat Oyo, durchgeführte Studie vom August 2006 erwähnt, dass die männliche Beschneidungsrate bei den 370 untersuchten Kindern (die über einen Zeitraum von drei Monaten in die Kinderklinik des University College Hospital in Ibadan für Schutzimpfungen gekommen seien) 87 Prozent betragen habe. Eine neonatale Beschneidung sei bei 83,9 Prozent der untersuchten Kinder vorgenommen worden. 80,7 Prozent der Beschneidungen seien in Krankenhäusern erfolgt. Bei 55,9 Prozent sei der Eingriff von KrankenpflegerInnen, bei 35,1 Prozent von ÄrztInnen und in 9 Prozent der Fälle von einem traditionellen Beschneider oder einer traditionellen Beschneiderin durchgeführt worden:

„Our circumcision rate was 87%. Neonatal circumcision had been performed in 270 (83.9%) of the children. Two hundred and fifty nine (80.7%) were performed in hospitals. The operation was done by nurses in 180 (55.9%), doctors in 113 (35.1%) and by the traditional circumcisionist in 29 (9%) of the children.” (Okeke, 25. August 2006)

Die US-amerikanischen Behörde für Entwicklungszusammenarbeit (United States Agency for International Development, USAID) veröffentlicht im Mai 2012 eine vom AIDS Support and Technical Assistance Resources Project durchgeführte Studie, die von USAID finanziert wurde. Die Recherchen seien in den Bundesstaaten Benue, Cross River, Sokoto, Bauchi, Lagos und dem Federal Capital Territory erfolgt, jeweils in drei lokalen Regierungsgebieten („local government areas“). Die Studie beinhalte 50 Interviews (darunter männliche und weibliche Anführer von Gemeinschaften, religiöse AnführerInnen, PflegerInnen und ÄrztInnen, die mit vorgeburtlicher Fürsorge und Prävention der Mutter-Kind-Übertragung befasst sind, sowie ReferentInnen). Weiters seien 35 Fokus-Gruppen-Diskussionen (darunter 16 Gruppen mit verheirateten Männern im reproduktiven Alter, 12 Gruppen mit Frauen im reproduktiven Alter und 7 Gruppen mit Frauen, die Kliniken zur vorgeburtlichen Fürsorge besucht hätten) und individuelle Interviews mit 17 traditionellen GeburtshelferInnen und 12 HIV-positiven Frauen erfolgt:

„The research took place in the states of Benue, Cross River, Sokoto, Bauchi, Lagos, and the Federal Capital Territory, in three local government areas per state. The study consisted of 50 key informant interviews (including male and female community leaders, religious leaders, ANC/PMTCT [antenatal care/prevention of mother-to-child transmission] nurses/doctors, and PMTCT desk officers), 35 focus group discussions (including 16 groups of married men of reproductive age, 12 groups of married women of reproductive age, and 7 groups of women attending antenatal clinics), and individual in-depth interviews with 17 traditional birth attendants and 12 HIV-positive women.” (USAID, Mai 2012, S. vii)

Unter anderem seien folgende Ergebnisse bei den Fokusgruppen-Diskussionen und Interviews hinsichtlich männlicher Beschneidung dokumentiert worden. Eine große Mehrheit der TeilnehmerInnen habe angegeben, dass männliche Kinder ihrer Meinung nach beschnitten werden sollten. Das Alter, an dem die Beschneidung durchgeführt werde, variiere hinsichtlich des ethnischen Hintergrunds und der Religion. Das Alter bei der Beschneidung reiche von unmittelbar nach der Namensgebung bis zu sieben Jahren. Die meisten TeilnehmerInnen der Studie würden aus Gesundheitsgründen bevorzugen, dass ÄrztInnen oder PflegerInnen die Beschneidung in einem Krankenhaus vornehmen würden. Mehrere TeilnehmerInnen in Bauchi oder Sokoto würden jedoch traditionelle „Wanzamai“ [traditionelle BeschneiderInnen, Anm. ACCORD] zuhause bevorzugen. Die Entscheidung und die Arrangements hinsichtlich der Beschneidung des Sohnes würden primär in der Verantwortung des Vaters liegen. Während viele der TeilnehmerInnen angegeben hätten, dass sie hinsichtlich Informationen zu einer sicheren männlichen Beschneidung (safe male circumcision, SMC) ÄrztInnen und MitarbeiterInnen im Gesundheitswesen am meisten vertrauen würden, hätten einige Männer, insbesondere in den nördlichen Bundesstaaten angenommen, dass die traditionellen AnführerInnen die besten Informationsquellen bezüglich einer sicheren männlichen Beschneidung seien:

„Findings from the focus group discussions, in-depth interviews, and key informant interviews around male circumcision include the following:

Overwhelmingly, participants said that the male child should be circumcised.

The age at which circumcision is carried out varies according to ethnic background and religion. Age at circumcision ranges from immediately after the naming ceremony to seven years of age.

Most participants in the study prefer to have doctors or nurses perform the circumcision in a hospital setting for health reasons. However, several participants in Bauchi and Sokoto prefer traditional Wanzamai in the home.

The decision and arrangements regarding the son’s circumcision is primarily the father’s responsibility.

While many of the participants indicated that they would most trust doctors and health workers for information on SMC [safe male circumcision], some of the men, particularly in the northern states, felt that the traditional leaders would be the best sources of information on SMC.” (USAID, Mai 2012, S. ix)

Landesweit sei die Beschneidungsrate laut USAID sehr hoch. Im nördlichen Landesteil werde die Beschneidung jedoch eher spät durchgeführt, im Alter von sieben Jahren oder älter, und auf unhygienische Weise, im Allgemeinen zuhause durch einen traditionellen Beschneider mittels eines einzigen Messers für eine Gruppe von Jungen:

„In Nigeria, neonatal circumcision is most common (WHO and UNAIDS 2007b). A survey carried out in Ibadan in western Nigeria showed that 80.7 percent of neonatal circumcisions were performed in hospitals. The remaining 19.3 percent were done at home. The surgeries were performed by nurses (55.9 percent), doctors (35.1 percent), and traditional circumcisers (9 percent). The survey found a 20.2 percent complication rate (Okeke and Asinobi 2006). Although the rate of circumcision across the country is very high, the northern zone performs circumcision rather late (age seven and older) in an unhygienic manner, generally at home rather than at a hospital, using one single knife for a group of boys by a traditional circumciser.” (USAID, Mai 2012, S. 7)

Die Diskussionen zu SMC hätten ergeben, dass die TeilnehmerInnen durchwegs der Meinung seien, dass das männliche Kind beschnitten werden solle, so der USAID-Bericht. Die Vorstellungen dazu, wer die Beschneidung vornehmen solle und wo sie vorgenommen werden solle, scheinen aber davon abzuhängen, ob jemand im Norden oder im Süden des Landes beheimatet sei:

„A number of themes emerged from the discussions on SMC and will be discussed in this section. Participants consistently believe that the male child should be circumcised. Beliefs about who should perform the circumcision and where, however, seem to depend somewhat upon whether one lives in the north or south of the country. Trusted sources of information on SMC also varied from north to south, with those in the south most trusting of doctors and health workers and those in the north looking to their traditional leaders for this information. The father is the primary decision maker regarding the son’s circumcision.” (USAID, Mai 2012, S. 21)

Die TeilnehmerInnen seien über das Alter befragt worden, zu dem Männer in ihrer Gemeinschaft für gewöhnlich beschnitten würden. Die Antworten hätten zwischen unmittelbar nach der Namens-Zeremonie (die von Geburt bis 28 Tage nach der Geburt bei den Igbo und typischerweise am achten Tag nach der Geburt bei den Yoruba) und sieben Jahren variiert, abhängig von kultureller und religiöser Praxis:

„Participants in the study were asked about what age males in their community were usually circumcised. The responses varied, ranging from immediately after the naming ceremony (which is from birth to 28 days after birth for Igbo society and typically on the eighth day after birth for Yoruba) to seven years of age depending on cultural and religious practices. One consistent theme that emerged was the biblical reference to circumcising on the eighth day.” (USAID, Mai 2012, S. 21-22)

Auf die Frage, wen sie für die Durchführung der Beschneidung ihres Kindes bevorzugen würden, hätten sowohl männliche als auch weibliche TeilnehmerInnen, insbesondere in Lagos, Federal Capital Territory, Cross River und Benue angegeben, dass sie ÄrztInnen oder PflegerInnen in einem Krankenhaus bevorzugen würden. Mehrere TeilnehmerInnen in Bauchi und Sokoto im Norden des Landes hätten traditionelle BeschneiderInnen (oder Wanzamai) bevorzugt, die die Beschneidung im häuslichen Umfeld durchführen würden, und angenommen, dass die Beschneidung so besser durchgeführt werde:

„When participants were asked whom they would prefer to perform circumcision for their child and where they would prefer to have it done, both male and female participants, particularly in Lagos, FCT, Cross River, and Benue, preferred to have doctors or nurses perform the circumcision in a hospital setting. […] However, several of the participants in Bauchi and Sokoto in the north of the country preferred the traditional circumcisers (or Wanzamai) performing the circumcision in the home environment, believing that it would be done better.” (USAID, Mai 2012, S. 22)

Batta Box, ein nigerianisches Nachrichten- und Unterhaltungsportal, berichtet im Mai 2018, dass die traditionelle Beschneidung im Südosten Nigerias bei den Yoruba zu Sonnenaufgang erfolgen müsse. Eine Reporterin von BattaBox, Odunayo Oti, habe ein örtliches Beschneidungszentrum besucht. Die Werkzeuge, die der Beschneider verwende, seien weiterhin sehr traditionell und würden antiken Messern ähneln. Das männliche Baby werde auf den Boden gelegt und die Vorhaut werde beschnitten. Es gebe keine Schmerzmittel und nichts, das die Blutung stille, außer Wasser aus einem Schneckengehäuse. Ein Tuch werde an den Penis gebunden und der Eingriff sei beendet. Die Kosten würden 5.000 nigerianische Naira [ca. 12 Euro, Anm. ACCORD] betragen:

„Traditional circumcision in southeast Nigeria, among the Yoruba people must be done at sunrise. So, our BattaBox presenter, Odunayo Oti, arrives to the village early. And at the local circumcision centre where family and the traditional cutter circumcise the children. The tools used by the ‘cutter’ are still very traditional, and resemble ancient knives. The male baby is laid on the ground and the foreskin is cut. There are no painkillers and nothing to stop the bleeding, except water given from a snails shell. A cloth is tied to the penis and the procedure is finished. It costs N5000, or $15.“ (Batta Box, 28. Mai 2018a)

Das zum Beitrag gehörende Video findet sich unter folgendem Link auf dem Video-Portal YouTube. Das englischsprachige Video enthält zudem weitere Informationen zu männlicher Beschneidung in Nigeria:

 

Führen die Edo solche Beschneidungen durch (unter welchen Bedingungen und mit welchen Folgen)?

Auf der Website Edofolks, die sich mit der ethnischen Gruppe der Edo befasst, wird ein Artikel von Professor J. A. Majasan (Fachbereich Bildung an der Universität von Ibadan) veröffentlicht, in dem erwähnt wird, dass bei den Edo eine Beschneidung des (männlichen) Kindes zwischen drei und sieben Jahren erfolge:

„For the first three years of it´s life the child is almost entirely dependent on it´s mother until if is weaned and then he or she can join the groups of his or her peers. This is why the Edos think that growing girls must themselves be properly educated because of their role as mothers in the life of the nation. The basis for counting, use of language, knowledge of the customs and traditions is laid during this period. The young mother is supposed to be the inexperienced class teacher and the maternal grandmother, the headmistress of the small domestic kindergarten. Once the child is circumcised at between three and seven he graduates out of granny´s kindergarten class into the society´s primary school where he improves his counting, number work, and the use of language through running erands and joining his peer groups in different types of play.“ (Edofolks, ohne Datum)

Eine wissenschaftliche Studie vom Oktober 2009 zu Ansichten, Akzeptanz und Praxis männlicher Beschneidung in Afrika, die zwischen April und Juli 2009 durchgeführt wurde und bei der Benin Stadt (Bundesstaat Edo) als Referenzbasis gedient hat, habe ergeben, dass sich fast alle Befragten (99,5 %) männlicher Beschneidung bewusst gewesen seien, da sie in ihren Kulturen durchgeführt und akzeptiert sei. Die männlichen Kinder der Mehrheit der Befragten seien beschnitten und die Präferenz von beschnittenen Männern sei ebenso überwältigend (98,7%). In der Studie wird weiters erwähnt, dass das Bewusstsein über mit der Beschneidung zusammenhängenden Komplikationen mit 64,9 Prozent hoch gewesen sei und die Notwendigkeit gesundheitlicher Versorgung nach der Beschneidung von 86,7 Prozent als belastend empfunden worden sei. Dies sei eventuell darauf zurückzuführen, dass viele der Befragten mit der traditionellen Beschneidung in nicht hygienischen Häusern, ohne Anästhetika, Schmerzmittel und Antibiotika vertraut seien. Trotzdem hätten diese Erfahrungen keinen Einfluss auf die Befragten gehabt, da ein großer Teil (96,4 Prozent) ein Verbot männlicher Beschneidung abgelehnt habe, weil die Befragten sie als Teil des Lebens ansehen würden. Ein signifikanter Teil der Befragten (7,7 Prozent), darunter Personen mit tertiärer Bildung, hätten trotz hoher kultureller und persönlicher Akzeptanz nicht gewusst, warum Männer beschnitten werden sollten:

„This survey on male circumcision in Africa was conducted between April and July 2009 using Benin City, Nigeria, as a reference base.” (Osifo; Ovueni, Oktober 2009, S. 259)

„Almost all respondents (99.5%) were aware of male circumcision as it was commonly performed and accepted in their cultures. The majority have had their male children circumcised, and preference for circumcised male was also overwhelming (98.7%), which was similar to other reports. Awareness of associated complications by 64.9% was high and the need for post circumcision care was stressful to 911 (86.7%) respondents perhaps because many of them were familiar with traditional circumcision done in unhygienic homes that does not involve the use of anesthetics, analgesics and antibiotics. These experiences, notwithstanding, have not influenced the people as the large proportion (96.4%) objected to a ban on male circumcision because they saw it as a part of life. Interestingly, a significant number (7.7%), including people with tertiary education, did not know why males should be circumcised despite the high cultural and personal acceptances.” (Osifo; Ovueni, Oktober 2009, S. 259)

In der Studie wird zudem erwähnt, dass bei der gegenwärtigen Umfrage mehr Beschneidungen berichtet worden seien, die von ÄrztInnen und PflegerInnen in konventionellen Kliniken und Krankenhäusern vorgenommen worden seien, dies stehe im Gegensatz zu anderen Berichten, laut denen viele Beschneidungen von traditionellen Gesundheitsanbietern in unhygienischer Umgebung mit nicht sterilisierten Instrumenten vorgenommen worden seien, was zu nicht akzeptablen Komplikationen geführt hätte. Möglicherweise habe dies zu einem Rückgang der Komplikationen geführt, da viele Befragte weder welche gesehen noch davon gehört hätten. Jedoch habe die Anzahl der von ÄrztInnen und PflegerInnen vorgenommenen Beschneidungen (71,3%) nicht mit der Anzahl der Beschneidungen in konventionellen Kliniken und Krankenhäusern (66,9%) übereingestimmt. Das könne darauf zurückzuführen sein, dass einige ÄrztInnen und PflegerInnen männliche Beschneidungen außerhalb von Krankenhäusern und Kliniken durchführen würden:

„Unlike other reports where many circumcisions were performed by traditional healthcare providers in unhygienic environment with unsterilized instruments that resulted in unacceptable complications, more circumcisions were reported to be performed by doctors and nurses in orthodox clinics and hospitals in this survey. This may have resulted in a reduction of complications because many respondents have neither seen nor heard of them. However, the number of circumcision performed by doctors and nurses (71.3%) did not correspond with the number of circumcision performed in orthodox clinics and hospitals (66.9%). This may be pointing to the fact that some doctors and nurses perform male circumcision outside the hospital or clinic settings as also observed by others.” (Osifo; Ovueni, Oktober 2009, S. 259)

Es konnten keine weiteren Informationen zur Beschneidungspraxis bei den Edo gefunden werden.

Folgen einer Beschneidung

Abdur-Rahman vom Lehrkrankenhaus der Universität Ilorin (Bundesstaat Kwara) erwähnt in einer wissenschaftlichen Arbeit vom November 2013 zu Beschneidung von männlichen Kindern, dass eine Studie auf Gemeinschaftsebene aufgezeigt habe, dass 72 Prozent der Kinder in Ilorin im Krankenhaus geboren, davon aber weniger als die Hälfte (48 Prozent) im Krankenhaus beschnitten worden seien. Die Beschneidung sei ebenso von traditionellen BeschneiderInnen und MitarbeiterInnen im Gesundheitswesen (großteils Familienärzte und PflegerInnen) mit kompletter Entfernung der Vorhaut erfolgt. Beschneidungen würden oftmals von MitarbeiterInnen mit wenigen Jahren Arbeitserfahrung als kleinerer Eingriff durchgeführt, der mit Komplikationen einhergehe, die dem Patienten in den folgenden Jahren sein gesamtes gesellschaftliches Leben kosten könnte. Der Autor der Studie weist weiters darauf hin, dass es in seiner Abteilung hingegen eine Rotation der AssistenzärztInnen gebe, um Komplikationen zu verhindern und um NachwuchsärztInnen, StudentInnen und PflegerInnen auszubilden:

„The practice of circumcision in our environment has been driven mainly by religious injunction and art in terms of when, where and by who varied according to the background of the parents and socioeconomic factors. A community based study showed that though, more than 72% of children were delivered in a hospital set-up in Ilorin, less than half of the recruited children (48%) were circumcised in the hospital and the procedure was equally performed by traditional circumcisionists and the health-care personnels (mainly family physicians and nurses) with complete excision of the prepuce. Circumcision is often left in the hands of the junior staff as a minor procedure with attendant high complications which may cost the patient his entire social life, in years to come. Senior registrars conduct the procedure in our unit to prevent complications and to teach the junior doctors, medical students and nurses rotating through the unit. The needs for caution and promotion of safety in circumcision should always be emphasized.” (Abdur-Rahman, 1. November 2013)

Laut der oben bereits zitierten wissenschaftlichen Studie vom August 2012 zu Nordnigeria hätten 76,8 Prozent der 375 Befragten über keine Komplikationen bei der Beschneidung berichtet. 12,5 Prozent der Befragten hätten sich nicht erinnern können, ob es Komplikationen gegeben habe. Die von den Befragten berichteten Komplikationen seien exzessive Blutung (in 22 Fällen), Infektion (in 4 Fällen), Schwierigkeiten beim Urinieren (in 4 Fällen) und eine bleibende Entstellung des Penis (in 3 Fällen) gewesen:

„An overwhelming majority of the respondents (n = 288, 76.8%) reported no complications following the procedure. A total of 47 (12.5%) respondents could not recall having complications or not. Complications reported by respondents include excessive bleeding (n = 22, 66.7%), infection (n = 4, 12.1%), difficulty with urination (n = 4, 12.1%), and residual disfigurement of the penis (n = 3, 9.1%). “ (Iliyasu, August 2012, S. 96-97)

Laut der oben bereits zitierten wissenschaftlichen Studie vom Februar 2010 zu Pannen bei Beschneidungen in Benin Stadt im Bundesstaat Edo sei männliche Beschneidung weiterhin eines der ältesten Operationsverfahren mit den höchsten Komplikationsraten. Kleinere Komplikationen, wie redundante Vorhaut, Narben am Penis und penile Verwachsung würden als normal akzeptiert, da sie keine Auswirkungen auf die sexuelle Leistung hätten. Medizinischer Rat werde bei diesen Komplikationen nur selten eingeholt. Andererseits seien glanduläre Amputationen, urethrokutane Fisteln, die Übertragung von Infektionen und unkontrollierte Blutung nicht akzeptierte Komplikationen einer Beschneidung:

„Circumcision is the most common surgical procedure, widely performed by both the orthodox and unorthodox health care providers, especially in Nigeria. Many methods of circumcision have been described; but irrespective of the method employed, circumcision continues to be one of the oldest surgical procedures with the highest complication rates. In this subregion, minor complications such as redundant prepuce, penile scars and glandulopenile adhesion are accepted as normal because they do not interfere with sexual performance. Medical consultation is rarely sought for these complications. On the other hand, glandular amputation, urethrocutaneous fistula, transmission of infections and uncontrolled hemorrhage are unacceptable complications of circumcision.” (Osifo; Oriafio, 5. Februar 2010)

Die Studie vom Februar 2010 habe ergeben, dass urethrokutane Fisteln, redundante Vorhaut, Blutungen, Drüsenverletzungen, penile Verwachsung, Implantationszyste, proximales Verrutschen des Ring-Elements der Plastibell-Vorrichtung, und penile Gewebeavulsion öfter aufgetreten seien als glanduläre Amputationen, Infektionsübertragungen, örtliche Wundinfektionen und penopubische Verwachsung:

„Urethrocutaneous fistula (73, [21.1%]), redundant prepuce (51, [14.7%]), hemorrhage (46, [13.3%]), glandular injury (33, [9.5%]), glandulopenile adhesion (30, [8.7%]), implantation cyst (10, [2.9%]) [Figure 1], proximal migration of plastibell ring (11, [3.2%]) [Figure 2] and penile tissues avulsions (17, [4.9%]) [Figure 3]a were more commonly seen than glandular amputations (9, [2.6%]), transmission of infection (4, [1.2%]), local wound infections and penopubic adhesion (2, [0.6%]). Those with hemorrhage presented much earlier than those with infections, glandular injuries, scars and adhesions. Also, those circumcised by doctors in maternity homes, clinics and hospitals presented with complications within an average of 2 days following circumcision. Other children presented with complications after a mean time lag of 81 days following circumcision by traditional practitioners, 23 days following circumcision by paramedical staff and 8 days following circumcision by nurses. Those who were not doctors performed circumcisions at homes, maternity homes and chemist shops with unsterilized instruments. Native concoctions, petroleum jelly and different topical agents were used for post-circumcision dressing. Challenging mishaps and late presentation were more common among children circumcised by those who were not doctors and by traditional practitioners (P < 0.0001).” (Osifo; Oriafio, 5. Februar 2010)

Die bereits oben zitierte am University College Hospital an der Universität Ibadan durchgeführte Studie vom August 2006 erwähnt, dass es bei 20,2 Prozent der Kinder (65 von insgesamt 322 beschnittenen Kindern) zu Komplikationen bei der Beschneidung gekommen sei. Dies seien 35 Fälle (53.8%) von redundanter Vorhaut, 16 Fälle (24.6%) von exzessivem Verlust der Vorhaut, 11 Fälle (16.9%) von Hautbrücken, 2 Fälle (3.1%) von Amputation des Glans Penis, und ein Fall (1.5%) eines begrabenen Penis gewesen:

 

„Complications of circumcision occurred in 65 [20.2%] of the children. Of those who sustained these complications, 35 (53.8%) had redundant foreskin, 16 (24.6%) sustained excessive loss of foreskin, 11 (16.9%) had skin bridges, 2 (3.1%) sustained amputation of the glans penis and 1 (1.5%) had a buried penis. One of the two children who had amputation of the glans also had severe hemorrhage and was transfused. Even though the complications tended to be more likely with nurses than with doctors or traditional circumcisionists, this did not reach statistical significance (p = 0.051).” (Okeke, 25. August 2006)

Kann sich ein nach Nigeria mit seiner Mutter zurückkehrender Junge einer solchen Beschneidung entziehen, wenn die Mutter gegen eine solche Beschneidung ist?

USAID berichtet in seinem oben bereits zitierten Bericht vom Mai 2012, dass der Großteil der befragten Frauen angegeben habe, dass entweder der Vater oder der Großvater die Verantwortung hinsichtlich Entscheidungen und Arrangements für die Beschneidung ihres Sohnes tragen würden. Die männlichen Teilnehmer hätten übereingestimmt, dass der Vater der Hauptentscheidungsträger sei. Die Mutter würde diese Entscheidung nur treffen, wenn der Vater nicht zugegen sei:

„When participants were asked about who would make decisions and arrangements concerning their sons’ circumcision, most women responded that either the father or grandfather would bear that responsibility. Male participants agreed that the father is the primary decision maker, with the mother making this decision only if the father was not around.” (USAID, Mai 2012, S. 23)

Laut der oben genannten Studie vom Oktober 2009 liege bei den 1.051 Befragten die kulturelle Akzeptanz der männlichen Beschneidung bei 95,3 Prozent, die persönliche Akzeptanz bei 95,8 Prozent, die persönliche Teilnahme bei 83,9 Prozent und die Präferenz für einen beschnittenen Mann bei 98,7 Prozent. 96,4 Prozent seien gegen ein Verbot der Praxis, obwohl sich 7,7 Prozent keiner Gründe für männliche Beschneidung bewusst gewesen seien:

„Of a total 1055 standardized questionnaires distributed, 1051 (99.6%) were successfully completed and returned by respondents who were parents/caregivers aged 18-75 (mean 39 ± 3.4) years, comprising 402 males and 649 females, 1046 (99.5%) were resident in Africa. Their occupation ranged from trading 287 (27.3%) to artisan 13 (1.2%); with 495 (47.1%) having tertiary, 277 (26.4%) having secondary, 173 (16.5%) having primary and 106 (10.1%) having no formal education. Awareness of male circumcision (99.5%), cultural acceptance (95.3%), personal acceptance (95.8%), participation (83.9%), and preference for circumcised male (98.7%) were very high, with the majority (96.4%) against a ban on the practice, even though 7.7% were unaware of the reason for male circumcision. Awareness of circumcision related complications was high (64.9 %). These responses were not influenced by age, sex, educational status, occupation, culture, and place of residence (P = 0.4261).” (Osifo; Ovueni, Oktober 2009, S. 254)

Es konnten keine weiteren Informationen zu dieser Fragestellung gefunden werden.

 

[Teilfrage entfernt]

 


 

Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 13. Februar 2019)

Associated documents

Sorry. No associated documents were found!