Anfragebeantwortung zu Indonesien: Situation religiöser Minderheiten, insbesondere katholischer Christen: Gesetzeslage, faktische Situation, Diskriminierung, staatlicher Schutz, Niederlassungsmöglichkeit in anderen Landesteilen [a-10753-1]

29. Oktober 2018

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Der US-Nachrichtendienst Central Intelligence Agency (CIA) hält in seinem aktuellen World Factbook fest, dass nach einer Schätzung aus dem Jahr 2010 87,2 Prozent der indonesischen Bevölkerung Muslime seien, sieben Prozent seien Protestanten, 2,9 Prozent Katholiken, 1,7 Prozent Hindus, und 1,9 Prozent würden anderen Religionen bzw. Lehrtraditionen wie dem Buddhismus oder dem Konfuzianismus angehören:

„Muslim 87.2%, Protestant 7%, Roman Catholic 2.9%, Hindu 1.7%, other 0.9% (includes Buddhist and Confucian), unspecified 0.4% (2010 est.)” (CIA, 17. Oktober 2018)

Das US-Außenministerium (US Department of State, USDOS) schreibt in seinem im Mai 2018 veröffentlichten Bericht zur Religionsfreiheit (Berichtszeitraum: 2017), dass die Provinzen Papua, Westpapua, Ostnusa Tenggara und Nordsulawesi überwiegend von Christen bewohnt seien:

„The province of Bali is predominantly Hindu, and the provinces of Papua, West Papua, East Nusa Tenggara, and North Sulawesi are predominantly Christian.” (USDOS, 29. Mai 2018, Section I)

Laut einem von Jan Sihar Aritonang und Karel Steenbrink verfassten im Jahr 2008 veröffentlichten Buch zur Geschichte des Christentums in Indonesien hätten im Jahr 2000 nur vier der damals 32 Provinzen des Landes eine christliche Mehrheit aufgewiesen, die alle in den östlichen Regionen des Archipels liegen würden. Den höchsten Anteil an Christen hätte Ostnusa Tenggara mit 87,67 Prozent aufgewiesen, gefolgt von Papua mit 75,51 und Nordsulawesi mit 69,27 Prozent. Auf den Molukken (ausgenommen den Nordmolukken) sei mit 50,19 Prozent eine knappe christliche Mehrheit festgestellt worden:

„In 2000 only four out of the (then) 32 provinces of Indonesia had a majority of Christians. These provinces were all located in the eastern regions of the vast archipelago. […] The highest percentage of Christians was in East Nusa Tenggara with 87.67%. It was followed by Papua with 75.51%. Third was North Sulawesi with 69.27%. Finally, a meagre majority was established for the Moluccas (not including the North Moluccas) with 50.19%.” (Aritonang/Steenbrink, 2008, S. 419)

Rechtliche Situation von religiösen Minderheiten, insbesondere Christen

Paragraph 29 der indonesischen Verfassung besagt, dass die Nation auf dem Glauben an einen einzigen obersten Gott basiert. Der Paragraph besagt jedoch weiters, dass allen Menschen das Recht gewährt wird, religiöse Praktiken gemäß ihrer eigenen Religion oder Weltanschauung auszuüben:

„(1) The State shall be based upon the belief in the One and Only God. (2) The State guarantees all persons the freedom of worship, each according to his/her own religion or belief.” (Verfassung der Republik Indonesien, 1945, Article 29)

Das USDOS schreibt in seinem Bericht zur Religionsfreiheit, dass das indonesische Gesetz die Bürger darin einschränke, die in der Verfassung genannten Rechte auf Religionsfreiheit in einer Weise auszuüben, die die Rechte anderer beeinträchtige, gemeinsame moralische Normen und religiöse Werte überschreite oder die Sicherheit oder die öffentliche Ordnung gefährde.

Das Ministerium für religiöse Angelegenheiten (Ministry of Religious Affairs, MRA) würde die sechs religiösen Gruppen Islam, Katholizismus, Protestantismus, Buddhismus, Hinduismus und Konfuzianismus offiziell anerkennen.

Die Regierung halte an einer langjährigen Praxis fest, den sunnitischen Islam für indonesische Muslime als offizielle Version des Islam anzuerkennen, obwohl die Verfassung keine solche Bestimmung enthalte. Das Gesetz verbiete vorsätzliche öffentliche Äußerungen oder Aktivitäten, die eine der sechs offiziellen religiösen Gruppen beleidigen oder diffamieren würden oder die Absicht hätten, eine Person daran zu hindern, einer offiziellen Religion beizutreten. Das Gesetz sehe auch vor, dass das Ministerium für innere Angelegenheiten, die MRA und die Staatsanwaltschaft in jedem Fall von Diffamierung einer der sechs staatlich anerkannten Religionen die betreffende Person zunächst warnen müssten, bevor der Betreffende angeklagt werden könne. Das Gesetz verbiete auch die Verbreitung von Informationen, die dazu dienen würden, Hass oder Meinungsverschiedenheiten zwischen Personen und/oder bestimmten Gemeinschaftsgruppen aufgrund der ethnischen Zugehörigkeit, Religion oder Rasse zu verbreiten. Personen könnten aufgrund blasphemischer, atheistischer oder ketzerischer Äußerungen nach einer dieser Bestimmungen oder nach dem Verleumdungsgesetz strafrechtlich verfolgt werden und müssten mit einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren rechnen:

„The law restricts citizens from exercising these rights in a way that impinges on the rights of others, oversteps common moral standards and religious values, or jeopardizes security or public order. The Ministry of Religious Affairs (MRA) extends official recognition to six religious groups: Islam, Catholicism, Protestantism, Buddhism, Hinduism, and Confucianism. The government maintains a longstanding practice of recognizing Sunni Islam as the official version of Islam of Indonesian Muslims, though the constitution has no such stipulation. The law prohibits deliberate public statements or activities that insult or defame any of the six official religious groups, or have the intent of preventing an individual from adhering to an official religion. The law also stipulates that in any case of defamation of the six officially recognized religions, the MOHA [Ministry of Home Affairs], the MRA, and the Attorney General’s Office must first warn the individual in question before he or she can be charged. The law also forbids the dissemination of information designed to spread hatred or dissension among individuals and/or certain community groups based on ethnicity, religion, or race. Individuals may be prosecuted for blasphemous, atheistic, or heretical statements under either of these provisions or under the laws against defamation, and can face a maximum jail sentence of five years.” (USDOS, 29. Mai 2018, Section II)

Die international tätige Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) stellt in einem Bericht vom August 2018 fest, dass die indonesische Regierung schon seit langer Zeit Gesetze und Vorschriften erlassen würde (und diese in den letzten Jahren ausgebaut habe), die Minderheitenreligionen einer offiziellen Diskriminierung unterwerfen würden. Dies habe Minderheitengruppen extrem anfällig für Mitglieder der Mehrheitsgemeinschaft gemacht, die das Gesetz in die eigene Hand nehmen würden. Menschenrechtsexperten der Vereinten Nationen und Gruppen wie die Indonesian Legal Aid Foundation hätten die diskriminierende Anwendung des Blasphemie-Gesetzes kritisiert.

Der Bericht schreibt unter Verweis auf Angaben der indonesischen Kommission zu Gewalt gegen Frauen (Komnas Perempuan), dass es Hunderte von landesweiten und örtlichen Vorschriften gebe, die Frauen diskriminieren würden. Dazu würden örtliche Gesetze gehören, die Frauen und Mädchen dazu zwingen würden, das Kopftuch in Schulen, Regierungsbüros und öffentlichen Räumen anzulegen. Die Schulbehörden würden christliche Schulmädchen unter Druck setzen, den Hidschab als Teil ihrer Schuluniform zu tragen, was einen Verstoß gegen die Religionsfreiheit darstelle. Im Juli 2018 habe die Zeitung Kompas berichtet, dass eine neue Schülerin einer Junior High School in Ostjava ihre Einschreibung storniert habe, nachdem sie gebeten worden sei, ein Dokument zu unterschreiben, in dem sie erklärt, dass sie trotz ihres katholischen Glaubens bereit sei, den Hidschab als Teil ihrer Schuluniform zu tragen. Und im August 2018 habe die Zeitung Independensi über ein öffentliches Gymnasium in Sumatra geschrieben, das christliche Schülerinnen zwinge, den Hidschab zu tragen:

„[T]he Indonesian government has long enacted, and in recent years strengthened, legislation and regulations that have subjected minority religions to official discrimination. This has made minority groups extremely vulnerable to members of the majority community who take the law into their own hands. United Nations human rights experts, and groups such as the Indonesian Legal Aid Foundation, have criticised the discriminatory use of the blasphemy law. […]

Indonesia’s Commission on Violence against Women (Komnas Perempuan) also reports that there are hundreds of discriminatory national and local regulations targeting women. They include local laws compelling women and girls to don the hijab (headscarf) in schools, government offices, and public spaces. School authorities are pressuring Christian schoolgirls to wear the hijab as part of their school uniform in violation of protections on freedom of religion. In July, Kompas newspaper reported that a new student in a junior high school in East Java cancelled her enrollment after she was asked to sign a document declaring that she’s willing to wear the hijab as part of her school uniform despite her Catholic faith. And on August 25, Independensi newspaper wrote about a public high school in Sumatra that forces Christian female students to wear the hijab.” (HRW, 30. August 2018)

Christian Solidarity Worldwide (CSW) ist eine christliche Advocacy-Organisation, die weltweit für Religionsfreiheit eintritt. Im Bericht über einen im Mai 2017 stattgefundenen Besuch in Indonesien schreibt CSW, dass die zur Stimmung in Aceh Singkil befragten Pastoren in Nordsumatra angaben, die religiöse Polizei würde den Lebensstil aller Personen überwachen und christliche ebenso wie muslimische Frauen dazu anhalten, den Dschilbab oder Hidschab zu tragen. Laut Angaben eines Pastors sollte die Scharia eigentlich nur auf Muslime angewendet werden, aber seit drei Jahren würde sie sich auch an Christen richten, weshalb diese sich bedroht fühlen würden:

„The pastors in North Sumatra described the atmosphere in Aceh Singkil, claiming that the religious police ‘control everyone’s lifestyle’, requiring Christian women, as well as Muslim women, to wear the jilbab (or hijab, headscarf). ‘Implementation of shari’a is supposed to be only for Muslims,’ said one pastor, ‘but in the last three years shari’a has also been targeting Christians, so we really feel threatened.’” (CSW, 31. Juli 2017, S. 11)

Die staatliche US-Kommission für Internationale Religionsfreiheit (US Commission on International Religious Freedom, USCIRF), eine staatliche Körperschaft zur Beobachtung des Zustands der Meinungs- und Gewissens-, sowie der Religions- und Glaubensfreiheit im Ausland, schreibt in einem Bericht vom April 2018, dass Aceh die einzige indonesische Provinz mit Scharia-Gesetz sei, dass jedoch andere Provinzregierungen Regelungen und Verordnungen erlassen hätten, die auf der Scharia basieren würden. Eine Entscheidung des Verfassungsgerichts vom April 2017 habe die Fähigkeit der Zentralregierung geschmälert, auf niedrigerer Ebene beschlossene Verordnungen zu widerrufen, selbst wenn diese in Widerspruch zu nationalen Gesetzen stünden. MenschenrechtsaktivistInnen würden befürchten, dass diese Entscheidung den Provinz- und Kommunalverwaltungen Tür und Tor geöffnet habe, Scharia-Gesetze zu verabschieden, die religiöse Minderheiten wie Christen, Ahmadis und schiitische Muslime benachteiligen würden:

„While Aceh is the only province with Shari’ah law, other provincial governments have established regulations and bylaws premised on Shari’ah. An April 2017 Constitutional Court decision diminished the central government’s ability to revoke lower-level bylaws, even if they conflict with national laws; human rights advocates worry the decision opened the door for provincial and local governments to adopt not only Shari’ah laws that disadvantage religious minorities such as Christians, Ahmadis, and Shi’a Muslims, but other discriminatory measures as well.” (USCIRF, April 2018, S. 4)

AsiaNews, eine Nachrichtenagentur des päpstlichen Instituts für Auslandsdelegationen (Pontifical Institute for Foreign Missions) schreibt in einem Artikel vom November 2017, dass Indonesier für ihren Personalausweis eine Religion auswählen müssten. Islam, Katholizismus, Protestantismus, Hinduismus, Buddhismus und Konfuzianismus seien die einzigen anerkannten offiziellen Religionen. Etwa 400.000 Indonesier würden angeben, anderen Religionen als den sechs offiziellen anzugehören. Atheismus sei in Indonesien nicht legal und führe oft zu Vorwürfen von Blasphemie:

„Indonesians must choose a religion for their identity card. Islam, Catholicism, Protestantism, Hinduism, Buddhism and Confucianism are the only official religions recognised. About 400,000 people claim to belong to religions other than the six official religions. Atheism is not legal in Indonesia and often leads to charges of blasphemy.” (AsiaNews, 13. November 2017)

Das USDOS schreibt in seinem im Mai 2018 veröffentlichten Bericht zur Religionsfreiheit, dass NGOs und religiöse Interessengruppen die Regierung im Berichtszeitraum 2017 weiterhin aufgefordert hätten, das für die Angabe der Religion vorgesehene Feld aus den indonesischen Identitätskarten (Kartu Tanda Penduduk, KTP) zu entfernen. Religiöse Minderheiten hätten berichtet, manchmal diskriminiert worden zu seien, nachdem andere Personen auf den KTPs die Angaben zu ihrer religiöse Zugehörigkeit gesehen hätten:

„NGOs and religious advocacy groups continued to urge the government to remove the religion field from KTPs [Kartu Tanda Penduduk, Resident Identity Card]. Religious minorities reported they sometimes faced discrimination after others saw their religious affiliation on their KTPs.” (USDOS, 29. Mai 2018, Section II)

Zu den Bestimmungen bezüglich gemischter Ehen schreibt das USDOS, dass das Ehegesetz interreligiöse Ehen nicht ausdrücklich verbiete, es aber einen Paragraphen enthalte, der festlege, dass eine Ehe nach den Ritualen einer Religion durchgeführt werden müsse, die von Braut und Bräutigam geteilt würde. Ein Mann und eine Frau, die unterschiedlichen Religionen angehören würden und die heiraten wollten, könnten Schwierigkeiten dabei haben, einen geistlichen Beamten zu finden, der bereit sei, die Trauung durchzuführen. Einige solcher Paare würden, um legal heiraten zu können, auf ihren KTPs die gleiche Religion auswählen:

„The marriage law does not explicitly forbid interfaith marriage, but it contains an article stipulating that a marriage must be performed according to the rituals of a religion that is shared by both the bride and groom. A man and woman of different religions who seek to marry may have difficulties finding a religious official willing to perform a wedding ceremony. Some couples of different religions select the same religion on their KTPs [Kartu Tanda Penduduk, Resident Identity Card] in order to marry legally.” (USDOS, 29. Mai 2018, Section II)

Menschenrechtsverletzungen und Intoleranz gegenüber religiösen Minderheiten, insbesondere Christen; Verhalten der Regierung und Behörden; Schutzwilligkeit der Behörden

Das Congressional Research Service (CRS), der Recherchedienst des US-Kongresses schreibt in einem Bericht vom Oktober 2018, dass Indonesien lange Zeit für eine moderate Auslegung des Islam bekannt gewesen sei. In den letzten Jahren sei es jedoch zu zahlreichen Akten religiöser Intoleranz gegenüber religiösen Minderheiten gekommen. Diese Art von Intoleranz habe im Dezember 2016 internationale Aufmerksamkeit erregt, als über 200.000 Demonstranten in der indonesischen Hauptstadt Jakarta den Rücktritt des Gouverneurs der Stadt, Basuki Tjahaja Purnama, gefordert hätten und diesen der Blasphemie beschuldigt hätten. Ahok würde laut dem Bericht gleich zwei Minderheiten angehören, er sei Christ einerseits und ethnischer Chinese andererseits. Einige Monate später habe Ahok seine Chancen auf seine Wiederwahl verloren und er sei der Blasphemie angeklagt und zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt worden - ein Urteil, das viele Beobachter der Region Südostasien schockiert habe. Einige der Beobachter hätten auf eine Zunahme der Angriffe und diskriminierenden Praktiken gegenüber Minderheiten hingewiesen und festgestellt, dass der politische Einfluss islamistischer Gruppen zuzunehmen scheine. Früher hätten diese Gruppen nur begrenzten Einfluss auf die nationale Politik gehabt, aber angesichts des Erfolgs der Demonstrationen gegen Ahok könne es sein, dass islamistische Gruppen und Hardline-Rhetorik einen beispiellosen Einfluss auf die bevorstehenden Parlamentswahlen 2019 hätten, selbst wenn säkulare Parteien nach wie vor die mächtigsten Parteien im Land darstellen würden. Einige Beobachter würden meinen, dass selbst manche Mainstream-Politiker geneigt seien, religiöse Intoleranz zu nutzen, um politische Unterstützung zu erhalten:

„Indonesia is the world’s most populous Muslim-majority country, and it has long been known for its moderate interpretations of Islam. Yet, in recent years, there have been numerous acts of religious intolerance directed against minority religious groups in the country, including Ahmadis, a Muslim sect. This sort of intolerance gained international attention in December 2016 when over 200,000 protestors descended on Jakarta, Indonesia’s capital, to demand that the city’s governor, Basuki Tjahaja Purnama, resign. They accused Basuki, otherwise known as Ahok, of blasphemy because he had suggested that his political opponents were using a Quranic verse to encourage Muslims to vote against non-Muslims. (Ahok is a double minority in Indonesia: he is a Christian and ethnically Chinese.) Months later, Ahok lost his reelection bid; he also was charged with blasphemy, convicted, and sentenced to two years in prison. The sentence shocked many Southeast Asia observers. After the demonstrations, some of them began to question Indonesia’s reputation for religious tolerance. They pointed to an uptick in the number of attacks and discriminatory practices aimed at minorities, and noted that Islamist groups’ political influence seemed to be increasing. Previously, these groups had limited influence in national politics, and secular parties dominated national elections. Secular parties still are the most powerful ones in the country, but given the success of the anti-Ahok demonstrations, Islamist groups and hardline rhetoric may have an unprecedented impact on the upcoming 2019 general elections. Some observers argue that even some mainstream political figures have become more inclined to use religious intolerance to shore up political support.” (CRS, 10. Oktober 2018, S. 1)

Laut dem oben bereits angeführten Bericht von Human Rights Watch (HRW) vom August 2018 habe es der amtierende Präsident Indonesiens, Joko Widodo, auch Jokowi genannt, verabsäumt, sich der zunehmenden Intoleranz entgegenzustellen, die zu Diskriminierung und Gewalt geführt habe. Nationale Menschenrechtsaktivisten hätten ihn wegen seiner jüngsten Entscheidung, den konservativen Kleriker Ma'ruf Amin als Kandidaten für die Vizepräsidentschaft auszuwählen, kritisiert; diesem komme eine entscheidende Rolle beim Schüren der sich verschlimmernden Diskriminierung religiöser und geschlechtsspezifischer Minderheiten zu:

„Jokowi has failed to confront increasing intolerance that has led to discrimination and violence. Domestic human rights activists criticised him for his recent choice for his vice presidential running mate, Ma’ruf Amin, a conservative cleric who has played a pivotal role in fuelling worsening discrimination against religious and gender minorities.” (HRW, 30. August 2018)

Laut dem Bericht der Organisation Christian Solidarity Worldwide (CSW) vom Juli 2017 sei Indonesiens Tradition des religiösen Pluralismus stark gefährdet, und seine Reputation als Nation mit muslimischer Mehrheit, die gemäßigt, tolerant und demokratisch sei und die die Religions- und Glaubensfreiheit schütze, werde ernsthaft untergraben. Christen, Ahmadis und Schiiten, andere religiöse Minderheiten und gemäßigte sunnitische Verteidiger des Pluralismus hätten zunehmend Angst vor dem Aufkommen des radikalen Islamismus und seinem Einfluss auf die Politik und die Gesellschaft im Land:

„Indonesia’s tradition of religious pluralism is under severe threat, and its reputation as a role-model of a moderate, tolerant and democratic Muslim-majority nation that protects freedom of religion or belief (FoRB) is being seriously undermined. Christians, Ahmadiyya and Shi’a Muslims, other religious minorities and moderate Sunni defenders of pluralism are increasingly fearful of the rise of radical Islamism and its influence on politics and society in the country.” (CSW, 31. Juli 2017, S. 3)

Laut dem USDOS-Bericht hätten im Berichtsjahr 2017 viele prominente Vertreter der Zivilgesellschaft, einschließlich jener aus religiösen Organisationen aller Glaubensrichtungen daran gearbeitet, religiöse Intoleranz zu bekämpfen und Pluralismus und Toleranz gegenüber religiösen Minderheitengruppen zu fördern. Intolerante Gruppen hätten jedoch weiterhin religiöse Versammlungen gestört, in illegaler Weise Gotteshäuser geschlossen und großflächig Materialien zur Förderung von Intoleranz verbreitet. Muslimische Minderheiten und Christen hätten von Gewaltandrohungen und Einschüchterungen bei öffentlichen Versammlungen berichtet:

„Many prominent civil society representatives, including from religious organizations of all faiths, worked to counter religious intolerance and promote pluralism and tolerance of minority religious groups. ‘Intolerant groups,’ however, continued to disrupt religious gatherings, illegally closed houses of worship, and widely disseminated materials promoting intolerance. Muslim minorities and Christians reported threats of violence and intimidation for gathering in public.” (USDOS, 29. Mai 2018, Section II)

Die staatliche US-Kommission für Internationale Religionsfreiheit, schreibt in ihrem Bericht vom April 2018, dass bestimmte Teile des Landes restriktiver und feindseliger gegenüber religiösen Minderheiten seien als andere, so zum Beispiel in den Provinzen Aceh, West-Java und Süd-Sulawesi. Auch würden bestimmte Religionsgemeinschaften mehr als andere ins Visier genommen, wie die Ahamdi, schiitische Muslime, Christen, Gläubige außerhalb der sechs offiziell anerkannten Religionen, sowie Nichtgläubige. Die indonesische Zentralregierung hätte zeitweise in einer Weise darauf reagiert, welche die Religionsfreiheit und die damit verbundenen Menschenrechte stütze, jedoch hätten die Provinz- und Lokalregierungen sowie die Strafverfolgungsbehörden die Konflikte regelmäßig verschärft und es verabsäumt, religiös bedingte Diskriminierung und Gewalt zu verhindern:

„Certain parts of the country are more restrictive and more hostile toward religious minorities than others; this includes Aceh, West Java, and South Sulawesi. And certain religious communities were targeted more than others, such as Ahmadiyya and Shi’a Muslims, Christians, believers outside the six officially recognized faiths, and nonbelievers. Indonesia’s central government at times responded in a manner that supports religious freedom and related human rights, but provincial and local governments, as well as law enforcement, regularly exacerbated divisions and failed to prevent religious-based discrimination and violence.” (USCIRF, April 2018, S. 1)

Ein im Februar 2017 veröffentlichter Artikel der Jakarta Post, einer englischsprachigen indonesischen Tageszeitung, schreibt unter Verweis auf Angaben des Satara-Instituts, einer nationalen NGO für Religionsfreiheit, dass die Zahl der Verletzungen der Religionsfreiheit im Jahr 2016 von 197 im Jahr 2015 und 134 im Jahr 2014 auf 208 Vorfälle angestiegen sei, während die Zahl der Fälle von religiöser Intoleranz im Jahr 2016 von 236 im Jahr 2015 und 177 im Jahr 2014 auf 270 gestiegen sei. Von 270 intoleranten Handlungen sollen bei 140 Handlungen staatliche Akteure, darunter Polizeibeamte und lokale Verwaltungsbehörden involviert gewesen sein. Der Großteil der Intoleranz hätte in Form von diskriminierenden Gesetzen und Gleichgültigkeit gegenüber intolerantem Verhalten Minderheiten gegenüber stattgefunden. 130 Handlungen religiöser Intoleranz seien von nichtstaatlichen Akteuren begangen worden, darunter lokale Bürger, islamische Gruppen, der indonesische Ulema-Rat (Majelis Ulama Indonesia, MUI) sowie der „Unruhestifter“, die Islamische Verteidigungsfront (Front Pembela Islam, FPI). Laut Halili, einem Forscher des Setara-Instituts, steige die Zahl jener Fälle, an denen staatliche Akteure beteiligt seien.

Laut Halili hätte es im Jahr 2016 16 Fälle gegeben, in denen die Polizei bei religiöser Intoleranz die Augen zugedrückt habe. Die Polizei neige dazu, auf intolerante Gruppen, die in den meisten Fällen zur muslimischen Mehrheit gehören würden, mit Nachsicht zu reagieren. Die Polizei befürchte, dass wenn sie eine Minderheit unterstützen würde, der Konflikt im Land eskalieren könnte, so Halili.

Im Jahr 2016 sei es zu Gewalttaten gegenüber religiösen Minderheitengruppen wie jenen der Gafatar, Ahamdi, Schiiten, Christen sowie gegenüber Gläubigen indigener und einheimischer Glaubensrichtungen gekommen. Die höchste Zahl von Fällen sei mit 41 Fällen in West-Java aufgetreten, gefolgt von Jakarta mit 31 Fällen und Ost-Java mit 22 Fällen:

The report from human rights watchdog Setara Institute revealed that violations of religious freedom increased to 208 incidents in 2016 from 197 in 2015 and 134 in 2014, while acts of religious intolerance increased to 270 last year from 236 in 2015 and 177 in 2014. From 270 acts of intolerance, 140 acts reportedly involved state actors, including police officers and local administrations. Most of this intolerance occurred in the form of discriminative laws and indifference to intolerant behavior directed against minorities. Meanwhile, 130 acts of religious intolerance were committed by non-state actors, including local citizens, Islamic-based groups, the Indonesian Ulema Council (MUI [Majelis Ulama Indonesia]) as well as the firebrand Islam Defenders Front (FPI [Front Pembela Islam]). ‘The number of cases involving state actors is rising,’ said Halili, a Setara Institute researcher on religious freedom. According to Halili, law enforcement officials, particularly the police, still face the same-old dilemma when it comes to their responsibility to suppress intolerant groups committing violence against religious minorities. […]

There were 16 cases where the police turned a blind-eye to acts of religious intolerance in 2016. The police tend to be soft on intolerant groups who in most cases carry the mantle of ‘Muslim-majority’. This suggests that the police want to preserve and secure stability before freedom and human rights as they are worried that siding with the minority might escalate conflict in the country, he said.

Last year saw incidents of violence against minority religious groups such as the Gafatar, Ahmadiyah, Shia and Christian communities as well as believers of indigenous and native faiths. The highest number of cases occurred in West Java with 41 cases followed by Jakarta with 31 cases and East Java with 22 cases.” (Jakarta Post, 1. Februar 2017)

Laut dem USDOS-Bericht habe die Polizei im Berichtsjahr 2017 an Sonntagen und christlichen Feiertagen für einige Kirchen in großen Städten außerordentliche Schutzmaßnahmen ergriffen.

USDOS schreibt weiters, dass lokale Regierungen, Polizisten und religiöse Organisationen Berichten zufolge versucht hätten, die Gotteshäuser religiöser Minderheitengruppen aufgrund von Verstößen gegen Genehmigungsvorschriften zu schließen. Häufig sei dies nach Protesten intoleranter Gruppen vorgekommen, und auch dann, wenn die Minderheitengruppen eine ordnungsgemäße Genehmigung besessen hätten. Protestantische und katholische Kirchen hätten laut USDOS auch berichtet, dass intolerante Gruppen diese gezwungen hätten, Schutzgeld zu zahlen, um ohne Genehmigung weiterarbeiten zu können. Einige Gotteshäuser, die vor dem Inkrafttreten der Ministerialverordnung zum Bau von Gotteshäusern errichtet worden seien, seien Berichten zufolge dennoch verpflichtet, die diesbezüglichen Anforderungen zu erfüllen oder seien ansonsten von einer Schließung betroffen. NGOs würden allerdings schätzen, dass bis zu 85 Prozent der Gotteshäuser, von denen die meisten sunnitische Moscheen seien, ohne Genehmigung betrieben würden. Viele Gotteshäuser würden ohne Genehmigung in Bürogebäuden, Einkaufszentren, Privathäusern und Geschäften betrieben werden.

Trotz existierender Gesetze, die das Missionieren einschränken, würden einige ausländische religiöse Gruppen nur über wenige staatliche Eingriffe in das Predigen oder das religiöse Missionieren berichten.

Laut USDOS würden NGOs über große Zahlen von Konvertiten berichten, die vom christlichen zum muslimischen Glauben bzw. vom muslimischen zum christlichen Glauben konvertiert seien (insbesondere in urbanen Zentren und der Provinz Westjava), allerdings seien viele der Konvertiten Diskriminierungen ausgesetzt:

„Police provided special protection to some churches in major cities during Sunday services and Christian holidays.” (USDOS, 29. Mai 2018, Section II)

„Local governments, police, and religious organizations reportedly tried to close religious minority groups’ houses of worship for permit violations, often after protests from ‘intolerant groups,’ even if the minority groups had a proper permit. […] Protestant and Catholic churches also reported that ‘intolerant groups’ forced them to pay protection money to continue operating without a permit. Some houses of worship that were established before the joint ministerial decree on house of worship construction came into effect reportedly were still obligated to meet the requirements or face closure. NGOs estimated, however, that as many as 85 percent of houses of worship, the majority of which are Sunni mosques, were operating without a permit. Many houses of worship operated without permits in office buildings, malls, private homes, and shops.” (USDOS, 29. Mai 2018, Section II)

“Despite laws restricting proselytizing, some foreign religious groups reported little government interference with preaching or religious conversions.” (USDOS, 29. Mai 2018, Section II)

“NGOs reported large numbers of Christian-to-Muslim and Muslim-to-Christian conversions, particularly in urban centers and the province of West Java, although many people who converted faced discrimination.” (USDOS, 29. Mai 2018, Section III)

Das australische Außen- und Handelsministerium (Department of Foreign Affairs and Trade, DFAT) veröffentlichte im Dezember 2017 zum Zweck der Verwendung in Verfahren zum internationalen Schutz einen Bericht zu Indonesien. Darin findet sich die Aussage, dass Christen als Mitglieder einer offiziell anerkannten Religion in der Regel in der Lage seien, ihren Glauben in ganz Indonesien frei auszuüben. Christen seien jedoch in einigen Gebieten, insbesondere dort, wo islamistische Hardliner-Gruppen einflussreicher seien (z.B. in Aceh und Teilen von Ost- und Westjava), gelegentlich bei der Abhaltung ihrer Gottesdienste gehindert worden, auch durch Zwangsschließungen von Kirchen und durch das Unterbrechen von Gottesdiensten. In einigen Fällen sei die christliche Gemeinde mit Schwierigkeiten beim Zugang zum Schutz von lokalen Behörden, wie der Einhaltung von Gerichtsbeschlüssen, konfrontiert gewesen.

Das DFAT schätzt die Lage dermaßen ein, dass Christen, die in Gebieten leben, in denen sie die Mehrheit darstellen, weder offiziell noch gesellschaftlich diskriminiert seien. Christen, die in Gebieten leben, in denen der konservative Islam weit verbreitet sei, seien einem geringen Risiko ausgesetzt, Opfer gesellschaftlicher Diskriminierung in Form von Behinderungen bezüglich des Gottesdienstes zu werden. Es sei allerdings unwahrscheinlich, dass dieses Risiko Gewalt mit einschließen würde. Das DFAT schätzt, dass das von Terrorismus ausgehende Risiko für Christen nicht höher sei als jenes für andere Indonesier:

“As members of an officially recognised religion, Christians are generally able to practise their faith freely throughout Indonesia. However, Christians residing in some areas, particularly where hard-line Islamist groups are more influential (such as Aceh, and parts of East and West Java) have occasionally been prevented from worshipping, including through forced church closures and the disruption of church services. In some cases, the Christian community have faced difficulties in accessing protection from local authorities, including in upholding court orders. […]

DFAT [Department of Foreign Affairs and Trade] assesses that Christians residing in areas where they are a majority do not face either official or societal discrimination. Christians residing in areas where conservative Islam is prevalent face a low risk of societal discrimination in the form of impediments to worship, although this risk is unlikely to include violence. DFAT assesses that the risk to Christians from terrorism is no higher than to other Indonesians.” (DFAT, 22. Dezember 2017, S. 19)

Einige konkrete Vorfälle in Zusammenhang mit religiösen Minderheiten, insbesondere Christen

Die oben bereits angeführte Organisation Christian Solidarity Worldwide (CSW) schreibt in ihrem Bericht vom Juli 2017, dass die katholische St. Joseph Church in Medan, der Hauptstadt von Nordsumatra, am 29. August 2016 Ziel eines versuchten Terroranschlags gewesen sei.

Mitglieder der Gemeinde hätten den Selbstmordattentäter überwältigt und die Polizei gerufen. Der Mann sei zu einer fünfjährigen Gefängnisstrafe verurteilt worden.

Der Bericht erwähnt weiters, dass CSW einen christlichen Pastor aus Aceh Singkil, einem Bezirk der Provinz Aceh, getroffen habe, der nach zahlreichen Morddrohungen aus seinem Heimatdorf geflohen sei, und auf den ein Kopfgeld von 100 Millionen indonesischen Rupien (7.500 USD) ausgeschrieben sei:

„In Medan, CSW visited St Joseph’s Church, a Catholic church which survived an attempted terrorist attack by a suicide bomber in August 2016” (CSW, 31. Juli 2017, S. 3). „CSW visited St Joseph’s Church, which was the target of an attempted terrorist attack by a suicide bomber on Sunday 29 August 2016. […] Members of the congregation overpowered the attacker, and then called the police. The man has been jailed for five years.” (CSW, 31. Juli 2017, S. 11)

„CSW met a Christian pastor from Aceh Singkil who had fled his home village after facing numerous death threats, with a price on his head of 100 million Indonesian rupiah (USD 7,500).” (CSW, 31. Juli 2017, S. 3)

Laut dem USDOS-Bericht habe das Bezirksgericht Ostjakarta am 7. März 2017 drei hochrangige Führer der verbotenen religiösen Gruppe Gafatar wegen Blasphemie verhaftet. Das Gericht habe festgestellt, dass die Führer der Gruppe der Blasphemie schuldig seien, da sich deren Lehre aus christlichen, jüdischen und islamischen Inhalten zusammensetze, welche den von der Mehrheit der indonesischen Bürgern geteilten islamischen Werten widerspreche und diese verletze.

Am 25. September 2017 habe ein Gericht eine Person mit dem Namen Johanda für einen im November 2016 verübten Anschlag auf eine Kirche in Samarinda, der Hauptstadt der Provinz Ostkalimantan, zu lebenslanger Haft verurteilt. Bei dem Anschlag sei ein zweijähriges Mädchen getötet und drei weitere Kinder verletzt worden. Johanda sei mit der Pro-IS [Islamischer Staat]-Gruppe Jamaah Ansharut Daulah verbunden. Vier weitere Mitbeklagte hätten Haftstrafen von zwischen sechs und sieben Jahren erhalten.

Am 9. März 2017 hätten lokale Beamte in Bogor, einer Stadt in der Provinz Westjava, drei Hauskirchen verschiedener Konfessionen (Batak-Protestantisch, Katholisch und Methodistisch) dazu genötigt, das Abhalten von Gottesdiensten aufzugeben, nachdem lokale Vertreter vom Ministerium für religiöse Angelegenheiten und dem Indonesischen Ulema-Rat in Absprache mit der Polizei und mit Nachbarschaftsführern eine Vereinbarung herausgegeben hätten, die es den Gemeinden verbiete, Gottesdienste in Privatwohnungen abzuhalten:

„On March 7 [2017], the East Jakarta District Court convicted and sentenced for blasphemy three senior leaders of the banned religious group, Gafatar. The court found that the leaders committed blasphemy because the group’s blending of Christian, Jewish, and Islamic doctrine ‘contradicts and offends Islamic values held by most Indonesian citizens.’ […]

On September 25 [2017], a court sentenced Johanda (one name only) to life in prison for the November 2016 attack on a church in Samarinda, East Kalimantan, that killed a two-year-old girl and injured three other children. He was associated with the pro-ISIS group, Jamaah Ansharut Daulah. Four other codefendants received sentences between six to seven years.” (USDOS, 29. Mai 2018, Section II)

„On March 9 [2017], local officials forced three house churches of different denominations (Batak Protestant, Catholic, and Methodist) in Bogor, West Java, to end religious services after local MRA [Ministry of Religious Affairs] and MUI [Indonesia Ulema Council] representatives, in consultation with police and neighborhood leaders, issued a ‘status quo agreement’ forbidding the congregations from holding religious services in private residences.” (USDOS, 29. Mai 2018, Section II)

Die staatliche US-Kommission für Internationale Religionsfreiheit (US Commission on International Religious Freedom, USCIRF), schreibt in ihrem Jahresbericht für das Jahr 2017, dass im März 2017 hunderte Hardliner vor der katholischen Kirche Santa Clara in Bekasi, einer Stadt in der Provinz Westjava, dafür protestiert hätten, dass die lokalen Behörden die Genehmigung der Kirche zurückziehen. Die Polizei habe Tränengas eingesetzt, um die Menge zu zerstreuen. Im April 2016 hätten Hardliner die Kirche Santa Clara tatsächlich geschlossen, indem sie nach Vorwürfen, dass diese ihre Genehmigung zu Unrecht nach einer Verordnung von 2006 erhalten habe, Kundgebungen veranstaltet und Gemeinden daran gehindert hätten, die Kirche zu betreten. Bekasis Bürgermeister Rahmat Effendi hätte die Genehmigung der Kirche weiterhin verteidigt und deren Kritiker ermutigt, friedliche und legale Wege zu beschreiten, falls sie die Rechtmäßigkeit der Genehmigung in Frage stellen sollten:

„In March 2017, hundreds of hardliners protested at the Santa Clara Catholic Church in Bekasi, West Java, to demand that local authorities cancel the church’s permit. Police used tear gas to disperse the crowd. Hardliners effectively closed the Santa Clara Catholic Church in April 2016 by staging rallies and blocking congregants from entering the church after they accused it of having falsely obtained a permit under the 2006 regulation. In positive news, Bekasi’s mayor, Rahmat Effendi, continued to defend the church’s permit and encouraged critics to pursue peaceful, legal avenues if they questioned the legality of the permit.” (USCIRF, April 2018, S. 3)

Human Rights Watch (HRW) dokumentiert in dem im August 2018 veröffentlichten Bericht einen Fall, bei dem im August 2018 eine buddhistische Frau von einem indonesischen Gericht in Sumatra wegen Blasphemie zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt worden sei, weil sie sich über die Lautstärke der Lautsprecher einer benachbarten Moschee beschwert habe. Einschließlich dieses Falles seien laut HRW seit der Amtsübernahme von Präsident Jokowi im Jahr 2014 mindestens 22 Personen nach dem Blasphemie-Gesetz strafrechtlich verfolgt worden:

„Last week, an Indonesian court in Sumatra convicted a Buddhist woman of blasphemy and sentenced her to 18 months in prison because she complained about the loudspeaker volume of a neighborhood mosque. That means at least 22 people have been prosecuted under the blasphemy law since Jokowi took office in 2014.” (HRW, 30. August 2018)

In einem Bericht vom Mai 2018 dokumentiert Human Rights Watch (HRW) Selbstmordanschläge auf drei christliche Kirchen und das Polizeihauptquartier in Surabaya, der zweitgrößten Stadt Indonesiens. Der erste Angriff habe sich am Morgen des 13. Mai 2018 ereignet, als die beiden 16 und 18 Jahre alten Söhne einer gewissen Puji Kuswati und ihrem Mann Dita Oepriarto, mit einem Motorrad in das Gelände der katholischen Kirche Santa Maria gefahren seien und Sprengstoff zur Explosion gebracht hätten. Zwei Kirchenbesucher seien dabei getötet und sechs weitere verletzt worden. Kurz darauf habe Oepriarto auf dem Gelände der Pfingstkirche von Surabaya Sprengstoff gezündet und dabei einen Wachmann und einen Fußgänger getötet. Minuten später habe Kuswati mit ihren beiden Töchtern im Alter von 9 und 12 Jahren die Indonesische Christliche Kirche in Surabaya betreten und laut Zeugenaussagen an ihrem Körper versteckten Sprengstoff gezündet habe, wobei sie selbst, ihre Tochter, sowie ein Sicherheitsmann ums Leben gekommen seien:

„The first attack occurred on the morning of May 13, when the two sons of Puji Kuswati and her husband Dita Oepriarto, ages 16 and 18, rode a shared motorcycle into the compound of the Santa Maria Catholic Church and then detonated concealed explosives, killing two church-goers and injuring six. Shortly after that, Oepriarto detonated explosives that he had concealed in a van that he had driven into the compound of Surabaya’s Pentecostal Central Church, killing a security guard and a pedestrian. Minutes later, Kuswati entered Surabaya’s Indonesian Christian Church with her two daughters, ages 9 and 12. Witnesses say Kuswati detonated explosives concealed on her body, killing one security guard along with herself and her daughters.” (HRW, 15. Mai 2018)

Möglichkeit von Christen, sich in anderen Landesteilen niederzulassen

Es konnten keine Informationen zu konkret für Christen geltenden Einschränkungen der Bewegungs- oder Niederlassungsfreiheit gefunden werden. Im Folgenden finden sich allgemeine Informationen zur Bewegungsfreiheit:

 

Freedom House ist eine Nichtregierungsorganisation mit Hauptsitz in Washington, D.C., die sich mit der Untersuchung und Förderung von Demokratie, politischer Freiheit und Menschenrechten weltweit beschäftigt. In ihrem jährlichen Bericht (Berichtszeitraum 2017) vom Jänner 2018 schreibt die Organisation, dass die Bewegungsfreiheit und die Freiheit, den Wohnsitz, die Arbeit oder die Hochschulbildung zu wechseln, allgemein respektiert würden. Die Möglichkeit, derartige Änderungen vorzunehmen, insbesondere bei der Aufnahme einer öffentlichen Beschäftigung, könne jedoch durch die Notwendigkeit des Leistens von Bestechungszahlungen oder anderen Anreizen eingeschränkt sein:

“Do individuals enjoy freedom of movement, including the ability to change their place of residence, employment, or education? […]

The freedoms to travel and change one’s place of residence, employment, or higher education are generally respected. However, the ability to make such changes, particularly when obtaining public employment, can be limited by the need for bribes or other inducements.” (Freedom House, Jänner 2018, Abschnitt G1)

Das USDOS schreibt in seinem im April 2018 veröffentlichten Jahresbericht zur Menschenrechtslage (Berichtszeitraum 2017), dass das Gesetz vorsehe, dass Personen sich innerhalb des Landes frei bewegen dürften und erlaubt im Allgemeinen auch Auslandsreisen; die Verfassung gestatte es der Regierung jedoch, es Personen zu verbieten, in das Land ein- oder auszureisen:

„The law provides for freedom of internal movement and generally allows for travel outside of the country, but the constitution allows the government to prevent persons from entering or leaving the country.” (USDOS, 20. April 2018, Section 2d)

 

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Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 29. Oktober 2018)