Anfragebeantwortung zu Syrien: Zwangsrekrutierungen von Frauen durch die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG/YPJ) oder die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) in den von Kurden kontrollierten Gebieten [a-10722]

28. September 2018

Das vorliegende Dokument beruht auf einer zeitlich begrenzten Recherche in öffentlich zugänglichen Dokumenten, die ACCORD derzeit zur Verfügung stehen sowie gegebenenfalls auf Expertenauskünften, und wurde in Übereinstimmung mit den Standards von ACCORD und den Common EU Guidelines for processing Country of Origin Information (COI) erstellt.

Diese Antwort stellt keine Meinung zum Inhalt eines Ansuchens um Asyl oder anderen internationalen Schutz dar. Alle Übersetzungen stellen Arbeitsübersetzungen dar, für die keine Gewähr übernommen werden kann.

Wir empfehlen, die verwendeten Materialien im Original durchzusehen. Originaldokumente, die nicht kostenfrei oder online abrufbar sind, können bei ACCORD eingesehen oder angefordert werden.

 

Die dänische Einwanderungsbehörde (Danish Immigration Service, DIS) schreibt in einer im September 2015 veröffentlichten Aktualisierung zum Militärdienst in den kurdischen Volksverteidigungseinheiten (Yekîneyên Parastina Gel, YPG), dass laut Angaben eines kurdischen Journalisten und eines kurdischen Aktivisten junge Frauen sehr leicht zum Ziel von Rekrutierungsversuchen durch die YPG werden könnten. Ein kurdischer Aktivist habe auf ein Netzwerk aus Freunden und Nachbarn verwiesen, das versuche, junge Frauen zum Beitritt zu den Fraueneinheiten der YPG, den Yekîneyên Parastina Jinê (YPJ), zu überreden. Aufgrund kulturell bedingter Traditionen hätten kurdische Frauen im Gegensatz zu einer großen Anzahl junger Männer die kurdischen Regionen nicht verlassen. Laut dem kurdischen Aktivisten und der NGO Watan gebe es Familien, die aufgrund ihres festen Glaubens an die kurdische Sache Druck auf ihre Töchter ausüben würden, sich den YPJ anzuschließen. Manche junge Kurdinnen, so der Aktivist, würden sich auch anschließen, um einer Heirat zu entgehen:

Some sources found that young women are very vulnerable targets for recruitment. A Kurdish activist pointed at recruitment networks comprising friends and neighbors who will try to convince the young women to join the YPJ [Yekîneyên Parastina Jinê]. Due to cultural tradition, women do not leave the Kurdish areas, whereas a large number of young men have left the Kurdish area in recent years. (see also 2.3) There are also families who, due to their strong belief in the Kurdish cause, are pressuring their daughters to join the YPJ. The Kurdish activist commented that some young women also join to avoid marriage.“ (DIS, September 2015, S. 28)

Im weiteren Bericht führt das DIS Zusammenfassungen der Interviews an, die mit verschiedenen Experten und Vertretern der Zivilgesellschaft geführt wurden. Hier wird erkennbar, dass die verschiedenen Interviewpartner zur Rekrutierung durch die YPG/YPJ, beziehungsweise dem in der kurdischen Region eingeführten verpflichtenden „Selbstverteidigungsdienst“ unterschiedliche Angaben machen. Kheder Khaddour von der Denkfabrik Carnegie habe angegeben, dass die Rekrutierung durch die YPG auf freiwilliger Basis erfolge. Männer und Frauen würden hier das gleiche Training absolvieren, wobei Frauen normalerweise nicht an der Front eingesetzt würden. Frauen würden meist von den Asayish (Sicherheitskräfte der de facto autonomen Region Kurdistan, Anm. ACCORD) rekrutiert und nicht durch die YPG. TEV DEM (ein Zusammenschluss kurdischer zivilgesellschaftlicher Organisationen und politischer Parteien unter Führung der Partei der Demokratischen Union (PYD), der die de facto autonome Region Kurdistan regiert, Anm. ACCORD) habe ebenfalls berichtet, dass die Rekrutierung in die YPG und YPJ auf freiwilliger Basis erfolge. Eine zu diesem Thema befragte Gruppe zivilrechtlicher Organisationen habe angegeben, dass die Rekrutierung in die YPG/YPJ und die Rekrutierung für den verpflichtenden Selbstverteidigungsdienst nicht getrennt erfolge. Vor dem Gesetz zum Selbstverteidigungsdienst seien Personen gezwungen worden, sich den YPG/YPJ anzuschließen, indem sie direkt aus ihren Dörfern mitgenommen worden seien. Jetzt rekrutiere die kurdische Regionalverwaltung Personen für den Selbstverteidigungsdienst, bilde sie aus, und leite sie dann an die YPG/YPJ weiter, wenn sie dort gebraucht würden. Die Botschaft eines westlichen Landes habe berichtet, dass die Regionalverwaltung Frauen, die sich weigern würden, den YPJ beizutreten, kein Familienbuch ausstelle. Dieses Buch werde jedoch benötigt, um legal heiraten zu können. Ein kurdischer Journalist habe gesagt, dass es generell schwierig sei, Informationen darüber zu erhalten, wie die YPG-Miliz organisiert sei, da sie oft im Geheimen operiere. Laut dem Journalisten versuche die Partei der Demokratischen Union (PYD; Partei, deren bewaffneter Arm die YPG-Miliz ist, Anm. ACCORD) die Sympathie der Bevölkerung zu gewinnen, um Personen davon zu überzeugen den YPG oder den YPJ beizutreten. Ein kurdischer Aktivist habe angegeben, dass außer den von der YPG im Rahmen des verpflichtenden Selbstverteidigungsdienstes rekrutierten Personen die Rekrutierung meistens auf freiwilliger Basis erfolge. Zwangsrekrutierungen seien seltener der Fall und seien meist auf Konflikte zwischen dem Kurdischen Nationalrat (KNC; eine kurdische Partei in Opposition zu TEV DEM, Anm. ACCORD) und TEV DEM zurückzuführen:

Kheder Khaddour (Carnegie) stated that recruitment to the YPG [Yekîneyên Parastina Gel] takes place o n a voluntary basis. The recruited are both men and women who go through the same training, however women are usually not sent to the frontline. According to the source, women are usually recruited to the Assayish, and not the YPG.“ (DIS, September 2015, S. 52-53)

„Recruitment to the YPG and YPJ takes place on a voluntary basis.“ (DIS, September 2015, S. 73)

„The sources considered that recruitment to the YPG/YPJ and recruitment for the mandatory self­defence duty are not two separate things. Before the law was implemented, people were forced to join the YPG/YPJ and picked directly from the villages. Now the administration recruits people for mandatory service, train them, and send them to join the YPG/YP J when needed. According to the new law , people will be trained fo r six months before they are sent to participate in battles.“ (DIS, September 2015, S. 78)

„If women do not join the YPJ, the authorities will not issue their family book which means that they will not be able to marry (legally).“ (DIS, September 2015, S. 82

„The source initially stated that obtaining exact information about how the Y PG works is difficult as they often work in secret ways. The source explained that the PYD [Partiya Yekitîya Demokrat] tries to win the sympathy of the people and convince them to join the YPG/YPJ.“ (DIS, September 2015, S. 86)

„Apart from those recruited to the YPG through the mandatory self­defence duty, most recruitment to the YPG/YPJ is on a voluntary basis. Forced recruitments are less frequent and they are often related to conflicts between the KNC [Kurdish National Council] and the TEV DEM [Tevgera Civaka Demokratîk]. According to the source, it has become a sort of ‘fashion’ in the area to fight against the IS which is one of the reasons why people join voluntarily. Some young women also join to avoid marriage. It is also a source of income to join the YPG/YPJ. If someone has joined the YPG/YPJ on a voluntary basis, he or she should also be able to leave the force again and this has also happened according to the source.“ (DIS, September 2015, S. 97)

Das US-amerikanische Außenministerium (US Department of State, USDOS) erwähnt in seinem im Juni 2016 erschienenen Bericht zu Menschenhandel (Berichtszeitraum: März 2015 bis Februar 2016), dass im Mai 2015 die YPG und die YPJ einen verpflichtenden „Selbstverteidigungsdienst“ für alle ab 18 Jahren angekündigt hätten, die im kurdischen Kanton Afrin im Norden der Provinz Aleppo leben würden. Im April 2015 sei jedoch Berichten zufolge ein 16-jähriges Mädchen in der Provinz Aleppo gegen den Willen seiner Eltern von den YPJ rekrutiert worden:

„In May 2015, the YPG and the Women’s Protection Units (YPJ) announced compulsory 'self-defence duty‘ for all those aged 18 and older in the Kurdish canton of Afrin in the northern part of the Aleppo Governorate; however, in April 2015, a 16-year-old girl in Aleppo was allegedly recruited by the YPJ against the wishes of her family.“ (USDOS, 30. Juni 2016)

Northern Syria Observer (NSO), eigenen Angaben zufolge eine Organisation syrischer JournalistInnen und MenschenrechtsaktivistInnen, die über ein Netzwerk von Kontakten über Übergriffe vonseiten der Organe, die in der de facto autonomen Region Kurdistan (Rojava) die Kontrolle ausüben, berichtet, meldet im Juni 2017 den Fall eines Vaters, der von den YPG im Kanton Afrin festgenommen worden sei, da er sich gegen die Rekrutierung seiner Töchter (zehn und zwölf Jahre) für die YPJ ausgesprochen und die Töchter an einen unbekannten Ort gebracht habe. Einen Monat zuvor sei laut einer Quelle ein Soldat der YPG zusammen mit zwei Mitgliedern der YPJ zum Haus des Mannes gekommen, als dieser nicht anwesend gewesen sei. Sie hätten den Töchtern von der Philosophie Abdullah Öcalans erzählt und sie davon überzeugt, sich den YPJ anzuschließen. Der Vater der beiden habe daraufhin die Töchter und seine Frau an einen unbekannten Ort außerhalb des Dorfes gebracht, um sie dem Einfluss der YPJ zu entziehen. Der Soldat der YPG habe den Mann infolge verhaftet und in das Hauptquartier der YPG im Ort Rajo verbracht. Als die Ehefrau gekommen sei, um den Grund der Verhaftung zu erfahren, habe man ihr gesagt, dass ihr Ehemann erst dann freigelassen werde, wenn sie ihre Töchter bringe:

On Sunday, PYD-Affiliated ‘People’s Protection Units YPG‘ arrested a man in Rajo village in Efrin countryside in nort Aleppo after he refused to let his daughters join ‘women’s Protection Units YPJ‘ after PYD gunmen convinced them to join. NSO reporter in Efrin said YPG gunmen arrested Natheer Mostafa from al-Qaderyie (Hokanli) and live in Rajo town after he smuggled his 2 daughters ’Avindar 12 years old’ and ’Dilshan 10 years old’ out of the town due to fear of being recruited by the YPJ.

A source close to the family told NSO the story started about a month ago when the man sent his 16 years old son to Turkey to not be forcibly recruited and he stayed with his wife and 2 daughers, a YPG member called ‘Qaraso’ with two female YPJ members used to visit the house when the man and his wife outside and talk to the daughters about ‘Abdullah Ocalan philosophy’ and trying to convince them to join YPG or YPJ. Source said that the members were able to convince the girls to join YPG and promised them to fulfil their requests using the family financial situation who live in a rented house and the supporter work as plastic street vendor. […] According to the source the man sent his wife and daughters to unknown place outside the village in fear of YPG members influence, when ‘Qaraso’ knew about it he went to the man’s house (who has disabled leg), arrested him and took him to YPG HQ near train station in Rajo town and when the wife asked why her husband was arrested he replied ‘if you want your husband out then send your daughters immediately’. (NSO, 28. Juni 2017)

Die BFA Staatendokumentation erwähnt in ihrem Bericht zu einer im Mai 2017 durchgeführten Fact-Finding-Mission nach Jordanien und in den Libanon unter Bezugnahme auf verschiedene Quellen Folgendes zur Rekrutierung von Frauen in den kurdischen Gebieten:

„Berichten zufolge kommt es in den kurdischen Gebieten zu Zwangsrekrutierungen von Männern und Jungen. Es gibt keine Beweise für Zwangsrekrutierungen von Frauen durch die kurdischen Frauenverteidigungseinheiten (YPJ). Es kann jedoch einzelne Fälle der Zwangsrekrutierung von Frauen in kleineren lokalen kurdischen Milizen geben, die gegen den IS kämpfen.“ (BFA Staatendokumentation, August 2017, S. 21)

In einem vom Europäischen Unterstützungsbüro für Asylfragen (European Asylum Support Office, EASO) veröffentlichten Bericht über ein Treffen zu Herkunftsländerinformationen über Syrien wird Dr. Fabrice Balanche, außerordentlicher Professor an der Universität Lyon und Experte mit Fokus auf politische Konfliktentwicklungen im Nahen Osten, unter anderem zur Rekrutierung in die kurdischen Volksverteidigungseinheiten für Frauen (YPJ) befragt. Laut Balanche würden Frauen nicht dazu gezwungen, den YPJ beizutreten. Der Beitritt in die Miliz erfolge auf freiwilliger Basis. YPJ-Kämpferinnen würden nicht direkt an den Fronten eingesetzt. Frauen würden sich in sehr jungem Alter, mit 14 oder 15 Jahren, den YPJ anschließen. Manche von ihnen würden Familien entstammen, die der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) gegenüber treu seien und bei denen es eine Tradition sei, sich kurdischen Milizen anzuschließen. In manchen Fällen würden sich auch arabische Frauen den YPJ anschließen, um dem sozialen Druck zu entkommen, der auf ihnen laste:

They don’t force women to join the YPJ (popular protection units for women); it is on a voluntary basis that they join this militia. The women are not so exposed to frontline fire as the men. Only 2% of those killed are women – only 2% of the YPG/YPJ killed are women. The women who join the YPJ, they join very early – they are 14 or 15 years of age – or some of them belong to an all-PKK family where it is a family tradition. Other times the Arab women who want to escape the social pressure who join.“ (EASO, März 2018, S. 64)

Das Institute for War and Peace Reporting (IWPR), ein in London ansässiges internationales Netzwerk zur Förderung freier Medien, berichtet im März 2018 über den Fall eines 12-jährigen kurdischen Mädchens namens Avin Saroxan, dass von einer Miliz rekrutiert worden sei, die Berichten zufolge in der Provinz Deir ez-Zour gegen den IS kämpfe. Avin sei von Augenzeugen zuletzt vor ihrer Schule im Ort Darbassiye gesehen worden, bevor Männer, die angeblich Mitglieder der Partei der Demokratischen Union (PYD) gewesen seien, sie zu einem Auto geführt hätten und mit ihr davongefahren seien. Ihre Eltern hätten sich mit Vertretern der PKK in Verbindung gesetzt, die zunächst den Vorwurf der Rekrutierung abgestritten hätten. Später hätten sie zugegeben, dass Avin zu einem einmonatigen „Politikkurs“ geschickt worden sei. Avinas Onkel habe die Asayish (Sicherheitskräfte der de facto autonomen Region Kurdistan, Anm. ACCORD) für die Entführung seiner Nichte verantwortlich gemacht und angegeben, dass in letzter Zeit mehrere Mädchen im Alter von 13 bis 14 Jahren entführt worden seien. Man habe ihnen Waffen gegeben und sie an die Front in der Provinz Deir ez-Zor geschickt. Laut dem Medienaktivisten Juwan Remmo würden kurdische Milizen, obwohl sie angeben würden, keinen verpflichtenden Militärdienst durchzusetzen, regelmäßig Jugendliche in ihre Reihen aufnehmen. Die PKK und die zu ihr gehörenden Milizen seien dafür bekannt. Laut dem kurdischen Journalisten Raman Youssef seien die Milizen eine attraktive Option für Jugendliche, die von zu Hause weglaufen wollten. Die PKK unterhalte spezielle Trainingslager für neu Rekrutierte in der Gegend Rmeilan (Provinz Al-Hassaka, Anm. ACCORD), in die auch Jugendliche geschickt würden. Berichte von Entführungen seien laut Youssef jedoch übertrieben. Er glaube nicht, dass PKK oder Asayish am helllichten Tage Minderjährige entführen und sie in diese Trainingslager bringen würden. Es habe jedoch Fälle gegeben, in denen Jugendliche in diese Lager geschickt worden seien, weil ihre Eltern sie missbraucht hätten oder die Töchter minderjährig beziehungsweise gegen ihren Willen hätten verheiraten wollen. Die eigentliche Problematik sei laut Youssef, dass Mädchen es schwer hätten, eine Miliz wieder zu verlassen, wenn sie ihr einmal beigetreten seien. Nach einem Beitritt werde die Kommunikation mit den Familien unterbunden und es sei den Mädchen nicht erlaubt, zu ihren Familien zurückzukehren:

The case of a 12-year old Kurdish Syrian girl recruited to fight alongside local militias has highlighted ongoing concerns about the recruitment of child soldiers by Kurdish forces. Avin Saroxan appeared on a Kurdish TV channel dressed in military uniform with a group of other underage girls in Deir ez-Zor, apparently all engaged in fighting against Islamic State forces. According to eye-witnesses, Avin was last seen standing outside her school in the city of Darbassiye in al-Hasaka Rif before men believed to belong to the Democratic Union Party (PYD) took her to a black car and drove away. Her parents contacted officials from the Kurdish Workers’ Party (PKK) who initially denied any knowledge of the incident. Later, they acknowledged that Avin had been sent to what they described as a political training course for one month. ‘Asayish forces [the police force of the autonomous Kurdish cantons] kidnapped Avin in an act of revenge over an issue related to the marriage of her sister Amina,‘ Avin’s uncle Aram Saroxan told Syria Stories. 'Those militias recently kidnapped several young girls from Darbassiye, all aged between 13 and 14 years-old, handed them weapons, and threw them into the frontline battles in Deir ez-Zor province.‘ […]

Media activist Juwan Remmo said that although the Kurdish militias claimed that there was no compulsory draft, they routinely recruited young teenagers to their ranks. ‘The PKK and its militias are renowned for committing such acts, it’s nothing new,’ he said. ‘This is not the first case of that kind, as many other similar incidents occurred in regions under the control of the PKK and its militias.’ Kurdish journalist Raman Youssef said that the militias were a convenient and attractive destination for young runaways. ‘The PKK is renowned for convincing people to join its ranks, particularly teenagers, and has always implemented this practice in all Kurdish regions. It also has special training camps to support and guide new recruits in the Rmeilan region. Tens of minors are sent there after being taken from their parents to receive special training for long periods of time,’ Youssef said. However, he said that reports of abductions were exaggerated. ‘I do not buy into the stories that the PKK and the Asayish forcefully kidnap minors in broad daylight and take them to training camps,’ Youssef continued. ‘There were cases where teenagers were sent to training camps because their families abused them, where under-aged girls were forced into marriage, or where they were forced into marrying men they did not wish to marry and into dropping out of school. These actions often ended with the suicide of some girls.’ The issue was, he said, that girls found it hard to extricate themselves once they had joined the ranks of the militias. ‘After that they are isolated and all communications with their families are interrupted for a long time and even if they wanted to return to their parents, they would not be allowed to do so,’ he concluded.“ (IWPR, 29. März 2018)

Das US-amerikanische Außenministerium (US Department of State, USDOS) erwähnt in seinem Bericht zum Menschenhandel vom Juni 2018 (Berichtszeitraum: April 2017 bis März 2018), dass die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG/YPJ) trotz einem offiziellen Versprechen, alle KämpferInnen unter 18 Jahren zu demobilisieren, weiterhin Mädchen und Jungen mit einem Alter ab 12 Jahren rekrutiert und ausgebildet hätten:

„The Kurdish People’s Protection Units (YPG/YPJ) continued to recruit, use, and train boys and girls as young as 12 years old, despite having signed a pledge of commitment with an international organization in June 2014 to demobilize all fighters younger than 18 years old.“ (USDOS, 28. Juni 2018)

Genauere Angaben zur Rekrutierung von Kindern durch bewaffnete Gruppen, darunter auch die YPG/YPJ, finden sich in folgendem Bericht des UNO-Generalsekretärs an den UNO-Sicherheitsrat vom Mai 2018:

·      UN General Assembly: Children and armed conflict; Report of the Secretary-General [A/72/865-S/2018/465], 16. Mai 2018
https://www.ecoi.net/en/file/local/1436649/1930_1530169188_n1815109.pdf

 

Im August 2018 berichtet die internationale Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) von weiteren Fällen der Rekrutierung von Mädchen durch die YPJ. HRW habe acht Familien in Lagern für Binnenflüchtlinge in Nordostsyrien interviewt, die angegeben hätten, dass die YPG-Miliz und die Asayish ihre Kinder rekrutiert hätten. Sechs Mädchen und zwei Jungen zwischen 13 und 17 Jahren hätten sich ihnen angeschlossen. Die meisten Familien hätten seit der Rekrutierung nichts mehr von ihren Kindern gehört. Eine ehemalige Rekrutin habe HRW berichtet, dass sie Mädchen zwischen 15 und 17 Jahren beim Training der Miliz gesehen habe. Die Familien hätten gesagt, dass alle ihre Kinder freiwillig der Miliz beigetreten seien. Manche Kinder hätten sich gegen den Wunsch ihrer Eltern der Miliz oder den Asayish angeschlossen:

The People’s Protection Units (YPG), the largest member of the Syrian Democratic Forces military alliance in northeast Syria, has been recruiting children, including girls, and using some in hostilities despite pledges to stop the practice, Human Rights Watch said today. Recent data from the United Nations showed a disturbingly high increase in child recruitment by the YPG last year. The armed group should immediately demobilize children in its ranks and stop recruiting children, including from families in displacement camps under their control. International law prohibits non-state armed groups from recruiting anyone under 18, and enlisting children under 15 is a war crime. […]

Human Rights Watch interviewed eight families at three displacement camps in northeast Syria who said that either other recruits from the YPG or Asayish (internal security) officers in the camps had encouraged their children to enlist. These families reported that six girls and two boys between 13 and 17 had enlisted. Most families had no contact with their children since they were recruited and only knew from authorities that the children were in training. But one mother said that her son, 16 when he enlisted, had a combat role and died as the group fought to retake the city of Raqqa. One former recruit said she saw girls between 15 and 17 in training. […]

The families Human Rights Watch interviewed all said their children enlisted voluntarily. In some cases, children discussed the possibility with their parents, who had refused permission, but joined anyway. Siblings or other children in the camp saw the children driving off with Asayish officers, and either camp administrators or Asayish officers confirmed that their children were taken for military training, the parents said.

‘We are poor, so they told my daughter they would give her money and clothes,’ the mother of a 13-year-old girl said. Though she told her daughter not to enlist, she did and has been missing for a month, the mother said.“ (HRW, 3. August 2018)

 

image001.gif 

 

Quellen: (Zugriff auf alle Quellen am 28. September 2018)